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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.03.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040304013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904030401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904030401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-03
- Tag1904-03-04
- Monat1904-03
- Jahr1904
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.03.1904
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verugsgebM: VterietiSdr»»t«r Ln»»»« bei tözllch MrtmaNaer .gneraiuna Kur» unsere Voten «»ex»» und «»r,rn«. an Sonn- und Montanen nur einmal) »Mk SvPs. durchauswdrtiaeKvm. mi««onitre S MI. du. S MI. SV Ns. Bet «tnmaliaer Zulielluna durch die Nolt»Mk. loduePeliellaeldi. iiu i'iuS- 'rnd mit enlivrechcndei» öuschlaae. K «chdrn <1 aller Artikel u. Onatnal- Mitteilunsen nur nnl deutlicher Ouelleiianoabe („Drcsd. Nadir.") »ulitilta. Nachiraaliche vonorar- anlvrüche kleide» unberiilksichtiat: unverlannle Ltanuitrivte werden nicht ausdewakrt. releoramm-Adrell«: kr»chrl»t«« »r«»d«» Stgrillldtl 1856. j,ßuUus Leutter. llssrüsn. Wsllsli'. llS ompüobft IN »rit>«8»e>r du8«udl: uncl II«»I «1«, Hau« , I4Ü« Iiva-unä HauptgeschüstWelle: Maricnftr. »8/40. Anreizen Annakme von ilnkundianngeu bis nachmittags s Ulir. Sonn- und tzeicrlagS nnr Mariensirabe s» von N bis E/ii Ulir Di« l wattige (vrand »eile <ca. 8 Silben» üv Pta,, An lündiaungen ans der Pr>vatie>le Zeile rs Ps».: die rwattige >',«>le ani Leri leite so Via., als Enlociandl Zeile So Pia In Nummer» nach «an», und J-eikitagrn i wattige Gr»»d»eüe so Ni»,. aiis Piivaiieiie ao P'a. 2lvali»ie Zeile am Terilciie »nd als Einoeiandl so Pi». AnsmiirliaeAui- ttäge nur »egen Vora»st>c»aiittma. Belegdläller werden mit »ü Pi». berechnet. tzernivrechanschlutz: «Mt I Sir. U und Sir. 20»tt. ß /läolk »selimeisier, Loikksur ^ ^ollauneg-^IIee, lm ILünlx. kloAmitv 8,i!nnr; «um kür !»««,<-« »ncl Iloneu. Z D ^inv>11t»nl«oli« IL«»i»I>sä«?IiS. Iloslit-s^liot Iß. ^1-. ^ dlsgsrio solider lreiso-iVrliliol und bsdcrrvsroo I 8sIlO»sli-li. üiiSIeSl'sllllA Iwlm üecetAikW K llelor llleier» Iwhttl'll'itN ß llelor. «leiers I»eI>VI'1l'»NVMIll8im> i: Ilaa, ^ 1*0^1« Nrt« I». uir«r H n, Hulk»« I»r»4 IilOln, «r»L>. I'Int«!* »n«I 6rokss 1''Ii»8ckv 2 slarlc. Vorsanä nueb gusvurts. I tz LönlLl. Lokspotdeke, vresäen, keoresntor. lli'ezllnej' Vvrniekvlu»88 Lll8lLl1 von Otto Sültuvr, .5«; L Nr. <Z4. Spitgkl: Betriebssicherheit der Stnatsbabnen. Hostiachrichten, Landtngsverhnndl., Minister v Watzdorf ß. > Mutmaßliche Witterung: Straßenbahnlinien, Gkrichisvelhaiidlungen. BußiagSkonzert. Kuchenkonzect Kurpfnscherpiozeß.! Mild, Niederschläge. ^icitasi, 4. März IW4. Zur Betriebssicherheit auf den sächsischen Staatsbahnen. > Die sozialdemokratische „Sächs. Llrbeiterztg." knüpft an die statistischen Zissem, die der preußische Elienbatznminister dem Reichstage über die Betriebsunfälle auf den deutschen Eisenbahnen niitgeteilt hat. einige abfällige Bemerkungen über die Bclriebs- sicherhsit aus den sächsischen Staatseisenbahnen. Die angeführten Ziffern sind unanfechtbaren amtlichen Quellen entnommen. Es entfiele» im Jahre 1901 auf eine Million der gefahrenen gesamten Wagenachskilometer bei den prenistichen Slaniseisenhahnen 0,l4, bei den Reichsbahnen 0,16, in Baden 0,20, in Bauern 0,23 und in Sachsen (mit Hinrnrechnung der Schmalspurbahnen) 0,25 Betriebs unfälle. Es fehlt hier nur die Angabe, dah Württemberg genau dieselbe Unfallztffer ausweist wie Sachsen. Es ist aber zu beachten, daß diese Statistik sämtliche Betriebsunfälle, also auch die leichteren, umfaßt, und darunter vor allem die zahlreichen Un fälle beim Rangierverkehr, auch wenn dabei Personen nicht zu Schaden kommen, teilweise auch solche Unfälle (Entgleisungen), bei denen keinerlei »achleilige Folgen, weder für Perionen noch für das Material, eingetrctcn sind. Es wird nun keineswegs bezweifelt, daß diese Statistik allcnl- halben niit großer Sorgfalt geführt wird, sicher aber ist, daß seitens der sächsischen Staalseisenbahn die Meldungen mit der peinlichsten Gcwisfrnhaftigkeit slattsiiiden. Bor allem aber kommt hier in Betracht, daß das dicht verzweigte Netz der sächsiichen Slaatscifenbahncn mit leinen vielen Knotenpunkten, auf denen ein »mfangleicher Nangier- verkebr stattsinden muß, naturgemäß in viel größerem Umfange Anlaß zu Betriebsunfällen aller Art bietet, als Netze mit lange» Betucbsstrecken und weniger zahlreichen Knotenpunkten. So ist cS z. B. bezeichnend, daß von den im ganzen vorgckommenen Betriebsunfällen im Jahre l90l in Sachsen rund 80 Prozent, in Preußen aber nur rund 69 Prozent auf Unfälle innerhalb der Babnhbse entfallen. Unfälle, die. weil meist beim Rangieren vor kommend, erfahrungsgemäß von minder schweren Folgen begleitet zu sein pflegen, als solche auf freier Strecke. Dnbei wird aber auch die Statistik druch die verschiedene Länge der Züge stark beeinflußt. In Sachsen werden wegen dcS bergigen Geländes durchschnittlich weit kürzere und darum zahlreichere Züge gefahren, als in ebenen Gegenden Kurze Züge sind aber der Unfallgesahr fast in gleichem Maße anSgesctzl als längere. Stoßt nun einem Zuge von 25 Achien etwas zu, so entfällt das Vorkommnis ichon auf 25 Achsen, und bei einem ZngSlaus von 100 Kilometern schon aus 2500 Achskilometer, während dann, wenn der Zug eine Länge von etwa 100 Achie» ausweist. der Unfall bei gleicher LaufanS- dchnirng eben erst auf lOOOO Achskilometer kommt. Ueberdem darf bemerkt werden, daß im Jahre 1902 sich die Verhältniszahl für Betriebsunfälle aller Art in Sachsen ebenso wie in Württemberg von 0.25 aus 0.24 verbessert hat. während u. a. das Berhältnis in Preußen und in Baden das gleiche geblieben ist. Betrachtet man nun aber die Unfälle »ach der Schwere ihrer Folgen für das reisende Publikum, so ergibt sich für Sachsen ein wesentlich günstigeres Bild. Der Finanzminister Dr. Rüger führte schon bei der Verhandlung über den Brichholzer Unfall am 10. Dezember vorigen Jahres in der Zweiten Kammer folgendes aus: „Nach der Reichsstalislik sind infolge von Unfällen auf den tächsiichen Ctaatseisenbobnen in den letzten 10 Jahren — bis 190l — von 1 Million Reisenden 0.05 getötet worden, d. h. eS kommen an? >00 Millionen Reifende 5 Tote. In den letzten 5 Jahren Kat sich dieses Verhältnis auf 0,04 für 1 Million Rei sende verbessert Es wurden daher von lOO Millionen Reisenden nur noch 4 getötet. Verletzt wurden von 1 Million Reisenden in den letzten 10 Jahren 0.40, in den letzten 5 Jahren 0.281 eS ent fielen daher in den letzten lO Jahren auf lOO Millionen Reisende 40 Verletzungen und in den letzten 6 Jahren 28. Im Ver gleich mit den anderen deutschen Bahnen steht Sachsen durchgängig am günstigsten da. Nur in der Anzahl der Verletzungen während der letzten 10 Jahre zeigt Württemberg eine niedrigere Ziffer, nämlich aus 1 Million Reisende 0,33 gegen 0,40 in Sachsen. Auf den gesamten deutschen Staats- und Privatbahnen sind im Durchschnitt in den letzten 10 Jahren ebenso wie in den letzten 5 Jahren von IM Millionen Re scndcn 11 ge tötet worden gegen 5 bczw. 4 in Sachsen. Verletzungen kamen bei den deutschen Bahnen durchschnittlich in den letzten 10 Jahren auf IM Millionen Reisende 44 gegen 40 in Sachsen und in ^en letzten 5 Jahren 49 gegen 28 in Sachse». Bei den sächsischen Schmalspurbahnen stellt sich das Verhältnis wie folgt: in den letzten 10 Jahren sind hier im Durchschnitt auf 1 Million Reisende 0,09 getötet und 0,38 verletzt worden, in den letzten 5 Jahren keiner getötet und 0,49 verletzt worden. Auf den gesamten deut schen Schmalspurbahnen entfielen auf 1 Million Reisende während der letzten 10 Jahre 0,18 Tötungen und 0,72 Verletzungen und in den letzten 5 Jahren 0,18 Tötungen und 0,90 Verletzungen. Die Unfallz ffer ist daher bei den sächsischen Schmalspurbahnen bei den Tötungen um 50 bezw. IM Prozent, bei den Verletzungen um 47 bezw. 46 Prozent günstiger als bei allen deutschen Schmalspurbahnen." Auch das letzte, in der Statistik bearbeitete Betricbsjahr 1902 führt in dieser Richtung zu ähnlichen Ergebnissen; denn cs kommen danach auf 1 Million beförderte Reisende an Tötungen in Württemberg 0,23, in Bayern 0,16, auf den Reichsbahnen 0,13, in Preußen 0,08, in Sachsen aber, ebenso wie in Baden, nur 0,03. An Verletzungen kamen ebenfalls auf 1 Million Reisende vor: in Bayern 1,45, in Preußen 0,41, in Sachsen 0,30, während Württem berg, Baden und die Reichsbahnen hier allerdings noch etwas günstiger stehen. Ebenso kamen auf 1 Million Pcrsonenkilomeler in Preußen 0,02, in Sachsen dagegen 0,01 Verletzungen, aus 1 Million Personenwagcn-Achskllometer ober in Preußen 0,02, in Sachsen 0,01 Tötungen und in Preußen 0,08, in Sachsen 0,07 Verletzungen. Man wird also die Betriebssicherheit in Sachsen nicht als geringer bezeichnen können als in Preußen, und jedenfalls ist es durchaus ungerechtfertigt, wenn man. wie die „Sächsische Arbeiter- zeitung", die vorgekommenen Unfälle mit den Sparsamkeits- bestrebungen der Eisenbahnverwaltung in Zusammenhang bringt. Bei den beiden beklagenswerten Unfällen des vorigen Sommers ist gerichtlich fcstgestcllt, daß es die Verwaltung an nichts hat schien lassen, und daß der Zustand der Bahn und der Sicher- hcitsvorrichtungen insbesondere ein tadelloser war. Diese Unfälle sind bekanntlich lediglich aus Fahrlässigkeit einzelner Bedienste ter zurückzuführen. Wenn aber das sozialdemokratische Blatt fort gesetzt behauptet, daß Sachsen insbesondere am Personal zu viel spare, so muß dem entgegengehalten werden, daß bei den Ein schränkungen im Personalwesen, wie sie in Sachsen seit einiger Zeit Platz gegriffen haben, jederzeit die Betriebs sicherheit voll berücksichtigt worden ist, und daß ferner dabei viel fach gerade das preußische Muster als Vorbild gedient hat. Insbesondere handelt es sich bei der jetzt wieder erwähnten veränderten Dienstcinteclung der Bahnwärter um eine in Preußen schon seit längerer Zeit erprobte Maßregel. Uebrigcns aber ist auch nach Ausweis der letzten Reichsstatistik einesteils nach der durchschnittlichen Betriebslänge, ebenso aber auch nach den ge fahrenen Lokomotivnutzkilometeru und Wagenachskilometern und nach der Bruttoeinnahme der Aufwand für das sächsische Personal verhältnismäßig weit höher, als der für das preußische. So verwendet z. B. Sachsen auf einen Kilometer vollspuriger Be- tricbslänge für das Personal 21195, Preußen aber nur 14587 Mark, und auf 100000 Mk. Bruttoeinnahme Sachsen 43 999, Preußen aber 33 106 Mk. An Köpfen aber waren im Jahre 1902 in Sachsen auf jeden Kilometer vollspuriger Bahnlänge 15,93, in Preußen-Hessen aber nur 11,20 beschäftigt. Diese Zahlen, die je für Sachsen besonders mit durch die große Zahl umfangreicher Stationen bedingt sind, sprechen gewiß nicht für eine übermäßige Beschränkung des verwendeten Personals in Sachsen. Wenn aber jetzt mehr als früher auf eine wirtschaftliche Ausnützung der vorhandenen Kräfte hingearbcitet wird, so ist das doch an sich im Interesse der Steuerzahler nur geboten. Netteste Dralitnrc1d»msien nom 3. März. Der ruisisch-japanischc Krieg. Petersburg. Die bereits gemeldete Landung von 2400 Mann soll in der Plaksin-Bucht, und zwar von drei Dampfern, die von drei Kriegsschiffen begleitet waren, erfolgt sein. Die Japaner rückten dann gegen Maoschane vor. London. lPrio.-Lel.j Be, Hnitschcng griff, nach einer Meldung aus Jingau, eine 500 Mann starke, mit Mannlicher- Gcwehrcn ausgerüstete Räuberbande einen Vorposten der russischen Garn son vom Palcihcothc a». Tie Russen sollen 42 Manu an Toten und Verwundeten verloren haben, die Räuber 87, darunter 6 Leute japanischer Herkunft. Belgrad. lPnv.-Tel.s Nach einer Petersburger Mel dung tritt Prinz Ar s e n K a rn g e o r a c w i t s ch am 6. März als Begleiter Kuropatkins die Reise nach Qstasicn an, wobei er am 19. März in Mulden cintrisst. Berlin. (Priv.-Tcl.j Reichstag. Vom Prinzen Heinrich ist folgendes Antwortschreiben auf die Beiteidskunvgeoung des Reichstags beim Präsidenten Grafen «Ballestrem emgegangen: „Ich danke Eurer Ezzcllenz und den Mitgliedern des Reichs- tags von ganzem Herzen für den uns tiefbewegcnden Ausdruck der Teilnahme in unserem Herzeleid. Heinrich, Prinz von Preußen." — Eingegangcn sind ferner der Geschäftsbericht des Reichsvcrsicheruigsaiutes für das verflossene Geschäftsjahr, und die Ausfiihrunasbcsliinmungcn zum Entwurf über die Bekämpfung gemeingefährlicher K-rankheiten. — Die Beratung des Etats des Reich slustizamts wird beim Titel „Staatssekretär" fort gesetzt. — Abg. Spahn lZcntr.s rechtfertigt die Entscheidung des Reichsqerichts betr. des Börscnterminhaiidcls. Aus 8 166 des Strafgesetzbuchs betr. Gotteslästerung »nd Beleidigung von Re- liaionsgeineinschasten könne nicht verzichtet werden. Redner be schwert sich u. a. darüber, daß einzelne Mitglieder des freien Komitees zur Revision des Strafrechts in der Tagespreise sich herabsetzend über die einschlägige Tätigkeit der Rcichsbehördcn ge äußert haben. Bezüglich der Kontraktbruchsfrage fei er per sönlich der Ansicht, daß auch beim Gesinde der Kontraktbruch nicht strafbar gemacht werden könne. — Abg. Bernstein sSoz.s kritisiert die Rechtsprechung abfällig, die den Arbeitnehmern gegenüber anders geübt werde, als gegenüber den Arbeitgebern. Redner, sagt schließlich weiterhin unserem Richlcrtum nach, das selbe sei „verjunkcrt", ebenso wie überhaupt unser Bürgertum. — Staatssekretär Nieberding tritt diesen Angriffen entgegen. In allen zuständigen Kreisen herrsche Uebercinjtimmiing darüber, daß die Rechtsprechung gleichmäßig gegen Arbeitgeber und Ar beitnehmer gehondhabt werde. Die Richter rekrutierten sich vor- nchmstch aus bürgerlichen Kreisen, da diese die Mehrheit der Bevölkerung bilden. Sollen wir die Richter etwa größtenteils aus sozialdemokratischen Kreisen nehmen? Für eine solche Justiz danke ich. lBeisall rechts.j — Abg. v. Riepenhauscn lkonj.j erzähjt einen Fall, wo organisierte Maurer von ihren KoUegcu terrorisiert worden seien. Man drohte ihnen, sie ouS dem Ver sande hinanszttwersen, wenn sie nicht ihren Lohn aus Heber- stunden an die Verbandskasse ablteferten. Gegen solchen Terroris mus müsse die Gesetzgebung cinichrecten. — Aus BAchwerde des Abg. v. Jazdzewski (Pole) über die fortdauernden Schwierig keiten, die den Polen bei den Standesämtern in Preußen hin sichtlich Ein'ragung von Frauennamen imt^entjprechenben polmicl'^. Endungen gemacht würden, erwidert Staatssekretär Nie ver ding, daß der Reichskanzler in llebereinsnmmmng mit der preußischen Regierung die jetzige Zeit mit ihrer antideutschen Agitation nicht für geeignet halte, Aenderungcn an den bezüglichen Bestimmungen vorziinehmen. — Abg. Trimborn (Zentr.f er widert Bernstein aus dessen Beschwerden über schwere Bestrafung von Arbeitern ans Grund des § 153 der Gewerbeordnung, er möge erst einmal gegen den Terrorismus der Sozialdemokraten energisch auftreten und nicht nur für Koalitionsfreiheit scmer Genossen, sondern aller Arbeiter sorgen. Redner wendet fick dann gegen die zu niedrige Bestrafung von Arbeitgebern wegen Zuwiderhandlungen gegen Arbciterschutzbestimmimgcn. — Abg. Brömelburg fSoz.j bestreitet, daß seine Partei Terrorismus übe. Bei.den Vorgängen in Dortmund am Spätabend des Stich- wahltagcs am 23. Juni hätten sich die Polizeibeamlcn als reine Raufbolde gezeigt. (Vizepräsident Dr. Paasche ruft den Redner wegen dieser Aeußeriing zur Ordnung.) Nachdem Redner sich noch weiter über diesen Gegenstand verbreitet, bemerkt ihm Graf Ballestrem: Herr Abgeordneter, Wahlangelegeiiheiten und Polizei haben mit dem Reichsjustizamt nichts zu tun. Ich ersuche Sie, nur vom RcichsjusiizamtL zu sprechen. Ter Redner bricht schließlich, nachdem er bei einem nochmaligen Abwcichcn von der Tagesordnung vom Präsidenten zur Ordnung geritten, kurz ab. — Abg. Latt mann Wirtschaft!. Vereinig.) wünscht, daß bei allen Amtsgerichten Staatsanwaltschaften eingerichtet werden. — Abg. o. Janta lPolej will erst über das Fremdcn- recht, dann über die Heimstättensragc sprechen, wird aber darauf hingcwiese», dah die Diskussion über diese Dinge geschloffen ist. — Abg. Stücklen sSoz.s verbreitet sich namentlich über Assessorismus bei den Strafkammern »nd über Preßprozesse, Abg. Stadthagen ISoz.) über die preußische Ansiedlungsnovelle und Bestrafung des Kontrciktbrnchs ländlicher Arbeiter als Einbruch in Relchsrecht. — Abg. Ga mp (Reichsp.s wendet sich gegen diese Ausführungen, sowie gegen die Trimbornsche Behauptung, daß die Bestrafungen wegen Zuwiderhandlungen gegen Arbeiler- schuhvorschriftcn zu milde seien. — Nach längerer weiterer Debatte wird der Titel „Staatssekretär" angenommen, ebenso der Nest des Reichsiustizamts. — Morgen 1 Uhr: Militäretat. Berlin. lPrio.-Tcl.s Die Äudgetkom Mission des Reichstags setzte die Beratung des Marine-Etats bei Kapitel „Geldvcrpflegung für Marineteile, Titel 1, Besoldungen 3674 530 Mk.", fort. Nach längerer Debatte wurde gemäß An trag des Abg. v. Thünefeld lZcntr.s gestrichen gegen die Sliininen der Konservativen und der Nntionalliberalen <Dr. Wolfs sAnti- scinits stimmte mit der Mehrheit) 1 Admiral lzugesetzt 1 Vize admirals, 1 Kontreadmircil, 7 Fregatten- oder Korvettenkapitäne, 1l Kapitäiilciilnnnts erster Klasse, 6 Kapitänleutnants zwciicr Klasse, 11 Oberleutnants zur -L-ec und 29 Leutnants zur See. Es sind mithin 161190 Mark abgesctzt. Bei Titel 2. der für Sceofsiziers-ABuraiiten 364356 Mark fordert s368 Fähnriche zur See, 150 Leckadettcns, wurden auf Antrag des Abg. v. Thiinc feld 433 Fähnriche zur See mit 415836 Mark bewilligt stati der geforderten 368 Fähnriche, in Konsequenz der vorigen Be schlösse. Bei Titel 4, Offiziere der Marine-Infanterie, wurde 1 Oberleutnant und 1 Lcutnant zur See gestrichen. Eine Mchrforderung bei Titel 8, Matrosen-Artillerie-Abteilung, im Betrage von l8612 Mark, vom Staatssekretär v. Tirpitz mir vertraulichen Mitteilungen begründet, wurde trotzdem abgelclnit. Abgelehnt wurden ferner in Uebercinstimmiina mit dem Staats sekretär 20 800 Mark für Beschaffung und Ausrüstung eines Dampfbeibootes- Wciterbcratuug morgen. Berlin. lPriv.-Tcl.s Die NeichstagskoinmNsiou für den Entwurf über tue Ka il fma uns geeichte bchiite in zweiter Lcsnng daS passive Wahlrecht für Frauen mit iatimmcii- glcichhcit (8 : 6s bei einer Stimmenthaltung ab. Vier Mit glieder der .ftouiMission fehlten Der Antrag auf Einführung des passiven Wahlrechts wird im Plenum von Freisinnigen und Sozialdemokraten wieder cingcbraclu, doch würde mit dessen Annabme nach den Erftnrungen der Regierung das Gesetz scheitern. — Die W a hlprö sungsko m ui ission erklärte die «Wadi des clsässiicheii Rechtsanwalts Blumcnthal, Landkreis Straß- burg. einstimmig für ungültig. Berlin. sPriv.-Tcl.s Im Hcrrcnhause stand heule der Gesetzentwurf betreffend die Gründung neuer An sied ln »gen >u Ostpreußen, Wcstvreußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien. Sachsen »nd Westfalen zur allgemeinen Be ratung. Fürst Radziwill bekämpfte die Vorlage, die initcr den Blumen einer oararlscb-sozialen Fürsorge eine giftige Schlange berge und der Verfassung widerstreite. Sic trage einen bös artigen Eharaktcr, indem sic die Ansiedlungen polnischer Staats bürgcr verhindern wolle. Durch die bisherige Tätigkeit der An- sicdtiingskoinniission sei der katholische Teil der Bevölkerung stark benachteiligt worden z» Gunsten des evangelischen. Die heutige Palcnpolitik bedeute eine partielle Fortsetzung des Kulturkampfes, Das Volk habe ein seines Gefühl dafür, auf welcher Seite die Bedrängten und aus welcher die Bedränger stünden. Das Hobe sich erst kürzlich in einem bekannten Prozeß fchr deutlich moni- fcsttert. Professor Dr. Schmoller-Berlin erklärte, daß seine politischen Freunde diesem Gesetzentwurf durchaus sympathiich gegenüberstehen. Ju deutschen Fragen müssen wir als Deutlche einig sc'n. ILcbhaftcr Beifall.! Landwirtichaftsministcr v. Pod biclski: Die Gruiidtendcnz ist: Erleichterung der Ansiedliing. Wir wollen uns in den Ostmarkcn stützen auf deutsche Dauern. Solche Elemente können der Regierung in ihrem ziclbewußten Kampfe ccae» das Polentiim Helsen. T-ietcr Kampf ist der Regierung selbst anfgcnötiat worden. Die Regierung braucht in diesem Kampf Waste», und die wird man ihr kwftentlich nicht versagen. Trotz der preußischen Ansiedlunäspolitik sind über 40000 Hektar Land auS preußischen in polnische Hände übergegangen. >Hört, hört!! Das Polentiim ist heute aggressiv. Wir müssen den Kampf im Interesse unserer nationalen Würde bestehen, v. Kocziclski bchauptct dagegen, den Polen sei der Krieg ans- genötigt worden, und bekämpft die Vorlage. Wenn wir 6 k? - 3 e 'r 7 2 c- cv L. .-r S -S -kV 5-V 2.^ I
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