02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 20.03.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040320021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904032002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904032002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-03
- Tag1904-03-20
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zugestcllt, während e» die Post-Abonnenten am Morgen m einer Gesamtausgabe erb-' Dirk« Blatt wird den Leiern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereit« al« Abend-Ausgabe Vemgrgediihr: NierlelitUrlich I»rDkl«»r« uei täolick, jwk>umtt«k> ZuNaouno durch unirn Bo>»> l«»cu»t und ««r»cu», au Sau» und Monlaarn »ui cminav ,Wt »Vv«, durchauoworrioeftom- iniilionzr- » Mt de». S Mt »0 Pi. Sfti emmnliaer Z»s>»llu»a durch di« NoiiaMt. lodueVriirllaeld^ im'-lus> land mit rnlivrkchrudk», Zusiiilaoe. Nachdruckaker Arrttel u Original- Mitteilungen nur m» deul Ücker Ouellenanaab» i.Dredd. Siackr.') iulLig». Nachirügliche Lonorar- »nivrüch« bl«ib«n unbniicklichliat: unverianaic Manuikrivi« w«rd«u nicht auidrwaliru r«l»,ramm-«dr,tt«: «»chrtcht«» » »«de» 18LV N«rlag von Kiepsch L RetLi-errdt. Anreizen-cartt. Lnnadme von Nnkündiiungr» dir nachmitiaaS s Uhr. Lomi- und tzrirrtaoS nur Marirnltrabe W von II bis >/,l Uiir. Die l ipaltiaeLrund »eile Ica s Sildenl « Li«., An tlindigun»«» aul der Privatim? Zeile s P!,. i die L ivalti,« Zeile aul Teil leite so Ma , als lkinaeiandt Zeile « Pia In Nummer« «ach «»»» und «ctertasen ilpalli»« iLrundieik so Pia,, aus Pnvatieite -ro Pia slvaliiae Zeile aus Terilelte und als Emaeiandt so Psg, Auawärilgc Aus traue nur aeorn PorauSveiaklun», Beleadlätter werden mit io Ai«, berechnet. Sernivrcckanlcklusr-. «ttt» l Nr. U und Nr. SOS« luedvarvu. s>°°»-ü-st-l' sl°ü!l°!l°» i°ü°>istr!i°y", °>>s>, x u Uoseo Loks «sriMr. 2». » V«». »MM, Nmi «St«. »l,»N0^«lll»l!!l diülgg ktgli«. «- »- »«»SV Nt.NI., E» z „ «r. 80 Neueste Drahtberlchte. Hofnachrichlen. Armeeveiäuderliiiqen, Pielsrelten des ZteitervereiuS, Gerichtsverhandlungen. Russisch-japanischrr Krieg, Siusoutr-Konzcrt der Kal Kavelle. Berliner Leben, S-niitckg.LO.MSrzlSOL. Reueft« Dralstmeldimftcn »°m iS, März. Zum Herero-Aufstand. Berlin. Gouverneur Leutwein telegraphiert heute: Glasenapp stieß, der Kompagnie vorauseilend, am 13. März mit einem Stabe zahlreicher Offiziere und 36 Berittenen auf die Nachhut des Feindes, die unerwartet Verstärkungen erhielt, so daß Glasenapp gezwungen wurde, zurückzugehen. 7 Offiziere und 19 Manngefallen, 3 Offiziere und 2 Mann verwundet. Der russisch'iapauische Krieg. Nach einer amtlichen Drcchtmeldung des Statthalters Alexejesj an dm Kaiser aus Mukden berichtet General Mifchtjchenko aul Grund von Mitteilungen aus Phjöngiang. daß sich dort lapamsch« Infanterie befinde, die ein.ge Geschütze mit sich führe. Vorräte werdm dm Japanern ans koreanischen Wagen zuaebracht. Der „Standard" meldet aus Tientsin: Ter russische Gesandte m Peking wiederholte seinen Protest gegen die Entsendung chine sischer Truppen über die Gro-ye Mauer hinaus und ver langte die Zurückziehung der Truppen, da sonst Rußland zu der Annahme genötigt sei, daß China die Neutralität zu gunsten Japans fallen lasse. Der Gesandte erneuerte seine Drohung, daß bei der geringsten Truppenbewegung von seiten Chinas russi sche Truppen nach Peking marschieren würden. Es ver lautet, China sei im Begriff, zu antworten, daß cs sich weigere, die Truppen zurückzuziehen. Dem „Daily Telegraph" wird aus Tokio gemeldet: Die Russen haben in Niutschwang einige Feldbatterim, 9 Ktmppkanvnen und mehrere Mörser. 2000 Mann russischer Infanterie stehen mit vier Batterien in Fbngwhangtschöng: sie haben genügend Lebensmittel, um sich eine gerauine Zeit zu behaupten. Der „Daily Chronicle" meldet aus Tokio: Die gesamten russischen Streitkräfte sind, mit Ausnahme von 200 Kosaken über den Jaln zurückgegangen. Tie Kosaken patrouillieren zwischen dem Jalu und Phsöngjang. 40 000 Russen lind bei Kiuiiencheng zuscimmengezoaen ioorden. Zwischen dein letzteren Ort und Antnng befindet sich eine L nie von Posten von ie süns Kosaken in einer Entfernung von 400 Aards voneinander. London. Ein Vertreter deS „Ncuterjcheu Bureaus" hatte eine Unterredung mit dem hier weilenden japanischen Minister Baron Suyematsu, dem Schwiegersohn des Marquis Jto. Im Lause der Unterredung äußerte derselbe, Japan kämpfe nicht aus rein eigennützigen Beweggründen. Jedes Land, das politische und Handelsinteressen in Ostasien habe, darunter Frankreich und Deutschland, ebensowohl als Eng- land und die Vereinigten Staaten, würden von dem Erfolge der Bemühungen Japans, die offene Tür und die Einhaltung von Pertragspflichten zu sichern, Nutzen ziehen. „Wir müssen uns ohne weiteres von dem Gedanken losmachen, daß zwischen Frank reich, Deutschland und Japan in Ostasien irgendwelcher Wider- streit der Interessen besteht: im Gegenteil, wir verdanken diesen Ländern unsere Heeresverfassung, unser Rechtswesen, unsere Wissenschaft und Technik und haben mit ihnen bedeutende Han- delsbeztkhungen. Wir wünschen mit diesen Mächten freundschaft liche Beziehungen zu unterhalten. Wir verstehen durchaus die heikle Lage Frankreichs infolge seines Bündnisses mit Rußland, aber wir hoffen und glauben ernstlich, daß das Bestehen des Bündnisses sich nicht als Hindernis für die Fortsetzung der besten . „ . ^ Beziehungen zu Frankreich erweisen wird. Deutschlands Stellung gewartet, sondern heute den Botschaftern der Ententemächte eine ben ernstlich an die Aufrichtigkeit von Deutschlands Neutralität und hegen den herzlichen Wunsch, t-aß unsere glücklichen Be ziehungen zu Deutschland ungestört sortdauern. Das englisch- sranzüsische Einvernehmen ist uns keineswegs unangenehm', im Gegenteil, wir begrüßen es als einen mächtigen Faktor für die räumliche Beschränkung des Krieges. Der Verdacht, daß Japan glaubt, sich auf Englands Heer und Flotte stützen zu können, ist völlig unbegründet. Japan hat nicht von ferne den Gedanken, eine bewaffnete Unterstützung zu suchen. Gibraltar. Kaiser Wilhelm besichtigte heute vor mittag die Weift und die Docks »ud nahm den Lunch beim Diieltar der Werst Admiral Acland ei». Das Wetter ist wann und sonnig. Berlin. lPriv.-Tel.I Ter Reichstag nahm in seiner heutigen Sitzung des Etat-Notgesetz endgültig an und vcr- lagte sich bis zum 12. April. Zwickau. In dem Tiefbaickchachle des Steinkolileubaiwereiiis in Schedewitz wurde» gestern stütz gegen 9 Uhr durch plötzlich niedergehende Gesteiusiiiassc» zwei arbeitende Häuer verschüttet Es gelang, den einen, der nur bis an die Biust begrabe» war, nach zwei Stnnden ohne wcieniliche Berletzunge» zu besteieu. Der zweite Häuer konnte eist gegen 3 Uhr als Leiche zu Tage ge fordert werden. Dem Beiuuglückien war der Halswirbel gebioche». Frankfurt. Heute vormittag wurde in der Landwirtschaits- balle die Internationale Automobil-Ausstellung in Frankfurt a. M. 1904 in Anwesenheit der Spitzen der Behörden »eicrlich eröffnet. Der Obcrpräsihent v. Windheim betonte in einer Anspruch: das Interesse, das die Staatsregierung, besonders der Kaiser, an der Entwicklung des Antomobilismus nehme, und schloß mit einem Hoch auf den Kaiser, das begeistert aufgenoin- inen wurde. Die Musik sp'cltc die Nationalhymne. Sodann er klärte der Herzog von Ratibor im Austrage des durch Trauer am Erscheinen verhinderten Protektors, Prinzen Heinrich von Preußen, die Ausstellung für eröffnet. Hanau. Prinz Ma; von Nienburg-Büdingen Wächtersbach ist gestern in Wächtcrsbach gestorben. Metz Gegenüber der sowohl in den Blättern wie auch im Londcsausschuß für Elsaß-Lothringen ausgestellten Behauptung, daß für den Friedhof in Fameck eine Trennung der Be gräbnisstätten nach Konfessionen angeordnet sei, wird von maß gebender Seite mitgcteilt, daß von der zuständigen Behörde weder eine Anordnung noch eine Genehmigung zur Anlegung einer besonderen Abteilung für die Beerdigung von Protestanten auf dem Kirchhofe in Fcuneck erteilt worden ist. Auch seitens der Ge meinde Fnmeck selbst ist bei der Vorlage des Kirchhofsprojekts kein dahinzielender Antrag gestellt worden. Wien. Die 31. Jahrcsausstellung im Künstlerhause wurde heute vormittag vom Kaiser feierlich eröffnet. Budapest. Wie der „Budap. Lloyd" berichtet, wird der Finanzminister im Abgeordnetenhanse demnächst eine Jnvesti- tionsvorlage einbringcn. Die Gesamtsumme der Investi tion dürfte 320 Millionen betragen. Der Jnvestitionsbedarf für 1904 dürfte sich auf 75 Millionen belaufen, die übrigen Be träge sollen auf mehrere Jahre verteilt werden. Konstantinopel. Die Pforte hat die Uebcrreichung des Gendar m erieorganisatio ns planes nicht ab zwischen Frankreich und Rußland ist keine leichte, aber wir glau- Antwort übermittelt, die eine umfangreiche Replik auf die For-^retung des abkonmmndiettcn Kommandeurs des 17. Ul.-Reg. nach Olchob dernngen der fremdländischen Gendarmeriekommission darstellt, von denen gewisse Forderungen angenommen, andere aber, und zwar wesentliche, abgeschlagen worden sind. Die Antwort der Botschafter der Ententemächte, in der sie eine voll ständige Annahme fordern, wird morgen der Pforte überreicht werden. B u i arc st. Die Kammer nahm einstimmig die Pariser intcinationale Sanitälskonveution an. Portsmouth. Das nuieigegaugene Unterseeboot ,.ä. l" war au de» Manövern beteiligt, die seit 14 Tagen in der 'Rahe der Julei Wh ie mit Nntcrseebaolen und Schlachllchissen im Gauge waren. ,L. I'^ag in 40 Fuß tiefem Wasser und wartete aus de» August eines Schlackusihisfes. Nur der aus dem Wasser bervonageude Ausguck verriet seine Anwesenheit. Da fuhr der Daimster ..Beiwick-Casile" über das Unterseeboot hinweg An Bord des DnuivkeiS glaubte mau. daß man auf ein Torpedo ge stoßen sei und signalisierte dies der Flotte. Niemand dachte hier au einen Uugli'icksmll. Erst »ach einige» Stnnden war mau dadmcb. daß das Unterseeboot noch nicht erschienen war. bcuu- luhigt. Mau ging aus die Suche und alsbald wurde der Rumpf des Schistes, in 7 Jaden Ticie liegend, gesunde». Die Bemühun gen. Uebetlebcude von der Mauuichnst ciustiisinden. erwiesen sich als fruchtlos. Es wird nuqcuoninien, daß das Unterseeboot „.4. 1" diuch den Zusammenstoß mit dem Dampfer das Gleichgewicht ein- gebüsst habe, dem, es war, obgleich es ein? der neuesten und stärksten der englischen Uisteiscelwoie war. doch immer ein schlechter Taucher gewesen Während der gegenwärtigen Manöver hatte es bereits zweimal in den Hase» zmückkehren müssen, um Schäden an den Vorrichtungen zum Uuterkauchen und Hochgehen anszu- bcsscin. Oertlichcs »md Sächsisches. Dresden. 19. März. —* Im Auftrag? Sr. Majestät des Königs wohnte der Königs. Kämmerer o. Schimpft' und im Aufträge Ihrer Majestät der Königin-Witwe der Oberhofmeister v. Malortre heute nachmittag 1 Uhr der Einsegnung der am 17. d. M. verstorbenen ehemaligen Hofdame der verschiedenen Königin Amalie, Freiin v. Könneritz, im Trauerhause bei. KönigGeorg und Prin zessin Mathilde ließen am Sarge der Verewigten Kränze nicderlegcn. Im Aufträge der Prinzessin Mathilde wohnte außerdem Kammcrherr Graf Wilding v. Königsbrück der Ein segnungsfeier bei. —* Bei der gestern abend 10 Uhr 12 Min. erfolgten Abreise der Königin-Witwe nach Wien hatten sich zur Verab schiedung auf dem Hauptbahnhofe eingefnnden: der österreichische Gesandte Vclics von Läszlofalva nebst Gemahlin, dre Oberhofmcisterin von Pslugk und der Oberhofmeister v. Malvrtic. Herr Hoflieferant John überreichte Ihrer Majestät ein Bukett. Wie aus Wien berichtet wird, ist die Königin-Witwe heute früh wohlbehalten dort eingetroffen und am Bahnhofe von der Frau Erzherzogin Otto von Oesterreich empfangen worden. —* Ihrer König!. Hoheit Prinzessin Mathilde, die heute ihren Geburtstag feiert, wurde früh im Garten vor dein Residenzschlosse von der Jägerkapelle eine Musik dargebracht. —* König Georg hat folgende Personalver.änder» n- gen in der Armee genehmigt: -H- Frhr. v. Milkau. Major bemi Stabe des 18. Du! -Reg., zur Vcr. Kunst und Wissenschaft. Wochen-Spielplan der König!. Hoftheater. Opernhaus. Sonntag: „Die Fledermaus." Montag: „Götterdämmerung." Dienstag: „Die lustigen Weiber von Windsor." Mittwoch: „Die Bohsme." Donnerstag: „Lohen- arin. Freitag: Geschlossen. Sonnabend: Generalprobe zum Palmsonntags-Konzert. Sonntag i27.s: Palmsonntags-Konzert. Montag l28 >: Geschlossen bis Freitag, den 1. April. — Schau- spielhaus: Sonntag: „Es werde Recht." Montag: „Die deutschen Kleinstädter." Dienstag: „Der Probepfeil." Mittwoch: ,Gs werde Recht." Donnerstag: „Wallensteins Lager." „Die Piccolomini." Freitag: „Es werde Recht." Sonnabend: „Der Widerspenstigen Zähmung." Sonntag s27.): „Wallensteins Tod." Montag BÄ: Geschlossen. f* KSntgl. Katzrtte. Mit dem gestrigen 6. Sinfonie- Konzert der »-Serie baden die Aufiührungen der König!. Kapelle vorläufig wieder ibien Abschluß gesunde». Das Orchester unter Herren Hoskapellnieister Hägens Führung stand, wie immer, aus ganzer Höbe der Leistungsfähigkrit. dagegen konnte daS Pioaramm nickt voll befriedigen. In der Hauptsacke wnr es nicht Fisch, nickt Fleisch, was man vvrgesetzt bekam. Zunächst lag es an Mendelssohns ^-<iur-Si»sonie. der sogenannte» „Ita lienischen". die nicht recht munden wollte. Sie interelsiert uns nicht annähernd mehr in gleichem, oder ähnlichen, Make, wie sie bei unseren Vätern und Großvätern »rngesprochen. Die Indivi dualität ihres Schöpfers ist ve>b>akt. antiquiert, sie ist unS indiffe rent geworden. Die Ursachen hierfür lassen sich unschwer erkenne». LaS ungetrübte Glück, das Mendelssohn von Kindheit an genossen, der unschätzbare Vorzug, alle Hindernisse beseitigt zu ieben, die sonst dem Emporkommen eines Talents entgegenstehc». sind nicht obne Nachteil kür lein Kunstschaffen, sowie für die Ausbildung ferner Persönlichkeit geblieben. Die innere Durcharbeitung, wie sie nur die Anstrengung und der Kamift. dir Schule der Leiden zu gewähren vermag, sind ihm fremd. Sorgfältig frisiert, nie ohne Glacehandschuhe und Lackstiefel, tadellos in Wäsche und Kleidung, ein vollkommener Salonmensch, akademisch gebildet, ,.a gnatrs spinzelvs", wie man zu sagen pflegt, ging er einst einher, und ko. wie er einhergina geht auch seine Musik, ganz besonders so aber ist seine Italienische Sinfonie. Sie ist em akademisch fein und subtil empfundenes Werk ohne Fehl und Tadel, aber auch ohne Blut und Leben, ohne Leidenschaft und Temperament. Keine Note daran erinnert an Italien, nicht einmal der Saltarello. Wir nehmen ihn hin. wie man einen Salontiroler hinnimmt. nicht ohne zu lächeln über daS, was er zu sein behauptet und zu sei» vielleicht selbst glaubt. Wir empfangen anS dieser Sinfonie heraus nichts andere», als ein sortwährend süßes und süßliches Singen und Klingen, eine Muse ohne Rückgiat. eine Grarte ohne Herz. Die Erkenntnis: daß daS Instrumentale die höchste AuS- Mbrirchkett und Uninittelbartelt de» musikalischen Ausdrucks zu er reichen vermag, wird hier zum leeren Wahn. Nicht viel mehr Freude hatte man an dem zum erstenmal zur Aufführung gebrachten Prolog von Anglist Reuß. eine in freie» sinfonischen Stil gehaltene Proarammnsik. die dem Zwecke dienen soll, die Stimmung zu der HofmannSthalschen Bühnendich- tu»g „Der Tor und der Tod" vorznbereiien und aus deren Vor gänge einzugehen. Man hat in dieiem Prolog unverkennbar die Arbeit eines begabten Musikers vor sich, der es verstehr, sinfonisch und gut orchestinl zu schreiben, ivas er »ns mit diesem Stück aber bietet, ist ein Chaos von Qualen und Schrecknissen, in die hinein nur ganz vereinzelte Momente der Verklärung, der Poesie klingen, wie Ire der Tod doch 'chließllch auch mit sich bringt. ES wird d>er meist fürchterlich, unter der Maiter sämtlicher Blechbläser aeitorbe». und wenn man glaubt, daß der Arme endlich tot ist. fänit die Pathologie von neuem an. UebrigenS hat man daS alles in Richard Strauß' „Tod »nd Verklärung" viel besser, charakteristisch seinsinnrger und geistvoller gehört, so daß man von dieiem Prolog keinerlei neues mit sich nehmen kann. — I» dem Solisten des Abends, Herrn Jean Gsrardh, begegnete man einem allen, besser gesagt, inngen Bekannten wieder, der vor etwa einem Dutzend Jahren als zehn- oder zwölstähiiger Solo-Cellist hier sehr erfolgreich austrat. Damals bat er uns besser gefallen, wie gestern. Seine Tongebung ist seitdem zwar vortrefflich ansgebildek, er ver steht lehr schön, vornehm und edel eine Camilene ,u spiele», tech nisch oder kann er höhere Ansprüche nicht voll befriedigen. Seine Skala ist nicht tadellos, er verwischt die Fioritnren und ist unzu- verläklich im rhythmischen Gefühl. Er spielt, namentlich wen» eS auf Bravour ankommt, zigeunerhaft, ohne uns in diesem Spiele das Rassige und Temperamentvolle der Zigeunermnsiler bieten zu können. Das geistvolle, feingegliederte 4-moII-Ko»zert vo» Saint-Saöns konnte daher unter seinen Fingern nur zu», Test zur vollen Geltung kommen. Jedenfalls baden wir in Dres den mehr als rin Dutzend Cellisten, die dieses Konzert technisch bedeutend besser, in der Auffassung ungleich künstlerisch wertvoller vorintragen im stände sind Wesentlich vorteilhafter, als mit dem Sarnt-Saönsschen Werke, bestand Herr Gärard» in kleineren Soli: Arie von Bach. „1,e Lxgns" von Saint-Saöns, Berceuse vo» Schubert rc In diesen von Herrn Reichardt feinsinnig am Klavier begleiteten Stücken entfaltete er einen schönen, vollgeiättigte» Ton und distinguierte Vortraaskunst. Sonderlich hervorragend ver mochte er aber auch mit diesen Darbietungen nicht zu sei». U. 8t. f* Zwei lebensgroße Bildnisse des Papste» P i nS X., die demnächst nach Rom abgehen weiden, sind augenblicklich in Ernst Arnolds Kunstralon (Wilsdruffer Straße 1) auf kurze Zeit aiisgestellt. Die beide» eindrucksvollen BildniSa,beiten, von denen die eine den Statthalter Petri in ganzer Figur, die andere als Bruststück festbält. rühren von Professor Simons» n-Ca st elli brr. der damit einen neuen Beweis seiner Vielseitigkeit gegeben hat. Besonders das Porträt in ganzer Figur, das auf Goldgrund gemalt ist und zu dem der Papst dem Künstler mehrere längere S'tzu»- gen gewährt hat. albt vo» dem oberste» Kirchenlürsten ein ebenso w'rk- iameS, wie vorneomes Rkprälentattonsoild, da» namentlich um der glücklichen Abstimmung der in starken Kontrastfarben malerisch sehr undaiikbarerr Gewänder willen, nachdrückliche Anerkennung ver dient. In der Wiedergabe des markanten Kopfes hat der Künstler den stärksten Nachdruck auf den Z»g würdevvllerMilde gelegt trotz all' der enrrgiichen Linien um Mund und Nale. die »a auch die lünasten Photographie» vo» Leo» Nachfolger aufiveisen. Von de» übrigen znaletch mit den Papstbtldern ausgestellten Arbeiten Simonson'CastelliS, di« unS zum größten Teil schon aus der letzte» Atelier-Ausstellung deS Künstlers bekannt sind, solle» ein farbig sehr reizvolles Kircheniiiterieur. der sehr hübsch gesehene „Blnincniiiarlt in Dresden" »nd vor allem eine im Farbcnvortrag nnaeniein frische Marine („Föcher am Strande von Viarrcgia"), »„streitig die beste Arbeit, die man hier von dem Künstler sehen kann, noch besonders erwähnt werden. Berliner Leben. L. Berlin, 17. März. Eine schlimme, eine wahrhaft schwarze Woche, angesritlt mit sensationellen Selbstmorden und Famiueukatastrophen, liegt hinter uns. Der Vergiftung der ans fünf Köpfen bestehenden Familie Befeke ist der unter völlig gleichen Begleitumständen voll zogene Untergang der aus drei Köpfen bestehenden Familie Brambach gefolgt. Kaum hatte sich der Regicrungsrat Breudcl in Verzweiflung über den von ihm nicht verschuldeten Zusammen bruch fe.nes Hauses und zahlreicher damit verbundener Existenzen aus dem Fenster gestürzt, so durcheilte schon die Schreckcnskunde die Stadt, daß sich die weithin bekannte und hochangesehene Oberin des Augustaharises, Wanda L'Oeillot de Mars, die Tochter eines ehemaligen verdienten preußischen Offiziers, durch einen Revolverschuß getötet hatte. Die Beweggründe dieser Verzweif lungstaten waren ja lehr verschiedenartig. Im Falle Bcieke hatte übermäßige Genuß- und Verschwendungssucht eine ganze Familie zu gründe gerichtet. Brambach scheint ! durch eine unheilbare Krankheit, von der er auch -sein junges K'ud ergriffen glaubte, zur Nachahmung des bösen Besekeschen Beispiels bis auf den frivolen Zirkusbesuch unmittelbar vor der Tat veranlaßt worden zu fein. Ärendel trieb ein vielleicht übertriebenes Ehrgeffihl in den Tod, und die Oberin die Furcht vor den Folgen einer gerichtlichen Untersuchung. Die Sache ist bisher nicht aufgeklärt. Nur so viel steht fest, daß sie vor einiger Zeit eine kranke Berliner Dame nach Baden-Baden zu begleiten hatte, daß es unterwegs zwischen beiden zu irgend- welchen Konflikten gekommen ist, daß sie in Baden-Baden die Ueberführug der ihr anvertrautcn Patientin in eine Irrenanstalt veranlaßte und daß sie jetzt infolgedessen wegen widerrechtlicher Freiheitsberaubung angczeigt worden war. In allen Fällen aber zeigte sich ein starker Mangel an Widerstandsfähigkeit gegenüber den Widrigkeiten und „Pfeil' und Schleudern des wütenden Gc- , schickS". Man nimmt den Kampf dagegen nicht mutig auf, sonder» ! Wirst das Leben ohne weiteres fort wie einen wertlosen Fetzen, um den zu sorgen sich nicht der Mühe lohnt. Es ist, als ob sich diese Menschen, die so kleinmütig die Flinte ins Korn werfen, mit der vessimistischen Anschauung Schopenhauers durchtränkt hätten, der den Lebensmut mit einem Seile verreicht, welches über dem Puppenspiel der Menschheit ausgespannt ist. „Wird jedoch dieses Seil einmal schwach, so senkt sich bi« Puppe, reißt es, so muß sie fallen, denn der Boden unter chr trug sie nur scheinbar, d. h. das Schwachwcrden jener Lebenslust zeigt sich als Hypochondrie. Spleen, Melancholie, ihr gänzliches Versiegen als Hang zum Selbstmord, der alsdann beim geringfügigsten, ja einem bloß ein- gebildeten Anlaß eintritt, indem jetzt der Mensch gleichsam Händel mit sich selbst sucht, um sich totzuschreßen. wie mancher es, zu
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