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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 04.06.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040604026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904060402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904060402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-06
- Tag1904-06-04
- Monat1904-06
- Jahr1904
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Annahme von Ankiindiaunaen bi« nachmitlaar s Utir Lonn und fteicrtaa« nur Marieninabe:« von II bi« '/»tUlir Die r walliae ivrund keile ico. s Silben! L> Pia.. Au «ii»digu»,en ans der Privaliette Beile W Pi«.: die Livaliiae Zeile ans Ten seile so Pi«. als Einaeiandt Zeile w Pia. Gi «tuaimern n»ch Sonn- »nd »eiertagc» l ivalliae Grundreii: so Big., ans Privatieite 4U Pi« . L ivaittac Zeile aus Lerticite und al« Eingcmndl so Pin. AuLwärlige Au- iraoc nur »eaen Vomusdeialiluu,, Aeleablatter werden Mil IO Pij, berechnet. Nernivrechanschluh: «Mt t Nr. U und Nr. L0V«. mvrxons uoä nbvnils äiirci, Uuxv Wedler, d»tMbellbrv<!ii, Ksissnsr 8tr«»»»s 81, uuxesteltt. Neueste Drahtureldungen vom 3 Juni Zum russisch-japanische« Kries. Tokio. Eine Abteilung japanischer Kavallerie hatte am BO. einen gusammenstoß mit einem russischen, aus Infanterie, Kavallerie und Artillerie bestehenden Detachement in der Nähe von Likiatun, 9 Meilen nördlich von Port Arthur, und schlug es. l!as Gefecht fing um llsz Uhr an und dauerte zwei Stunden. ?ic Russen wurden nach Norden zurückgeworfen. Die japani- jchen Verluste betrugen: lot 26, darunter 1 Offizier, verwundet 37, darunter 4 Offiziere. Die Bewegung der Russen nach Süden säht vielleicht auf einen Versuch schlichen. Port Arthur zu ent setzen. Die Verluste der Russen sind unbekannt. London. Dem „Reuterschen Bureau" wird aus Tschisu gemeldet: Die Japaner haben weitere Truppen bet Tstngtnitse, 20 Meilen südwestlich von Takuschan, gelandet. Eine von dort aiigekommene Dschunke hat ungefähr 79 Kriegs- und TranSport- schtsse dort Truppen landen sehen. In der Meldung heiht es ferner, Verstärkungen für die Port Arthur angreifcnde Armee seien nördlich von Talicnwan gelandet. Ihre Anzahl sei un bekannt. London. Dem »Standard" wird aus Tientsin von gestern oemeldet: Der Große Rat in Peking hat an den russischen Ge sandten eine Note gerichtet, worin er darauf aufmerksam macht, daß die russischen Truppen, wenn sie Distrikte in neutralem itzrbiete verliehen, nicht die Gebäude zerstören möchten, die von der ssiuwohnerschast bewohnt würden, sonst könnte daraus eine ernste Verletzung der Neutralitätsgesetze entstehen. Ebenso hat der Große Rat ein Telegramm an den General Ma gesandt mit der Instruk tion, allen russischen Offizieren dieselbe Mitteilung zu machen. Petersburg. Das Blatt „Nowi Kraj" erklärt die Ge rächte von einem bevorstehenden Rücktritt des Statthalters Alexejesf für unbegründci. Alexejesf sei an die Spitze der aktiven Armee und Flotte gestellt und werde den Posten in der gegenwärtigen schweren Zeit nicht verlassen, die verlange, daß die ikeitung in einer festen und energischen Hand liege. Der Statt- tilter sei besonders jetzt unersetzbar. Wildpark. Der Kronprinz von Schweden und Norwegen traf mittags hier ein und begab sich zu Wagen nach dem Neuen Palais. — Zur heutigen Mittagstafel beim Kaiser- raare ist der Kronprinz von Schweden und Norwegen geladen. Berlin. Die zweite Internationale Frauen stimm rech tskonfercnz zur Gründung des Weltbundes für das "raueiistimmrecht wurde heute vormittag mit der ersten Arbeits- Sitzung eröffnet. Präsidentin ist die 84jährige Amerikanerin 2-uscm B. Anthony. Frl. Dr. Anita Augspurg begrüßte die stauendelcgierlen aus beinahe allen Kulturstaaten und die an deren Anwesenden. Weitere Ansprachen hielten Frau Antonic 2att und Frl. Dr. Käthe Schirmmacher. Daraus erfolgte die Verlesung des Programms des Weltbundes für Frauenstimmrecht. Nach der Debatte über die einzelnen Paragraphen wurde die Abstimmung auf Nachmittag verschoben. Nordenham. Tie Norddeutschen Seekabelwerke in Nordenham haben aus Anlaß der Fertigstellung des zweiten deutsch-atlantischen Kabels folgende? Telegramm an den Kaiser gerichtet: „Ew. Majestät melden wir alleruittcrtänigsl, daß die Lcgunä der Newyork—Azorcnstrecke des in unseren Werken hergestellten zweiten deutich-atlantischen Kabels durch unsere Dampfer „Stephan" und „Podbielsii" glücklich beendet morden ist. Elfterer hat vom 11. bis 22. Mai über 2000 See meilen mir einer Gelchwinvigtcit bis zu 207 Seemeilen pro Tag bei Meerestiefcn bis zu 6500 Meier ohne Unterbrechung aus- aclcgt, während die Verlegung des Rcstkabels, einschließlich der Küslcnstreckc bis Horta, durch beide Dampfer gestern abend 0 Uhr zu Ende geführt worden ist." — Auch an den Großherzog von Oldenburg, den Reichskanzler Grasen Bülow, ffowie an de» ttönig von Portugal richteten die Norddeutschen iseekabelwerke Telegramme mit der Meldung von der glücklich beendeten Kabel legung. Vom Kaiser lief hierauf folgendes Anttvort-Telcaramm ein: „Potsdam. An die Norddeutschen Seekabelwerke, Nordenham. Ich habe die Meldung von der glücklich?» Be- cndigung der Kabellegung auf der Strecke Newyork—Azoren mit Befriedigung entgegengenommcn und spreche den Norddeutschen Seekabelwerken zu dieser neuen, hervorragenden Leistung Meinen Glückwunsch aus. gez. Wilhelm I. R." Bremen. In einer gestern abgehaltcnen Versammlung be schlossen die Zimmergesellen mit 438 gegen 17 Strmmen m den Ausstand zu treten und am heutigen Tage die Arbeit nicht wieder auszunchmen. Charlotten bürg. Im Verbindungskanal wurde eine weib liche Leiche mit abgetrenntem Kopf, aogctrennten Beinen und ausgeschnittenem Leibe aufgcsnnden. Anscheinend' liegt Mord vor. Paris. „Petite Röpubliqnc" will wissen, daß der angeb liche Austerlitz, der im Jahre 1899 vom Nachrichtendureau des Generalstabes 20000 Francs erhalten haben soll, der ehe malige österreichische Beamte Przyborowski sei. der den Ver mittler zwischen Czrrnuschi und dem Gcneralstabe gespielt habe. Paris. Eine unter Führung des Professors Troude hier eingelrossene Abordnung der Deutschen Land Wirts chafts- geiell schaft besichtigte heute das Institut Pasteur, wo sie von den Professoren Ebambcrland und Mazet empfangen wurde. Später begab sich die Abordnung in das landwirtschaftliche National-Jnslitut und wird nachmittags die staatliche Ackerbau- schule in Grignon besichtigen. Toulon, lieber die Vorgänge in Maiion Nouvelle wird weiter berichtet, daß die Menge, die in die Kirche drang, etwa 2000 Köpfe zählt«. Sie zertrümmerte auch noch die Hänge lampen und andere Gegenstände und verbrannte alles unter Ab singen revolutionärer Llcder aut dem Kirchvlatze. Die Gendar merie, die die Ruhe wieder herstellte, brachte den Pfarrer, den Vikar und den Küster, die sich in die Sakristei geflüchtet hatten, in Sicherheit. Lorient. Wegen der gestern hier voraekommcnen Brand- stist ungen vop seiten Ausständiger sind weitere Verhaftun gen erfolgt. Alle Werkstätten und Bauplätze werden von Militär bewacht. Konstantinopel. Zwischen dem ökumenischen Patriar chat und dem heiligen Svnod entstanden Meinungsverschieden- heiten über die Schritte, die bei der Pforte wegen der Unter stützung der kutzowalachischeu Kirchenaspirationen zu unternehmen sind. Die Differenzen können weitere Folgen nach sich ziehen. OertlicheS und Sächsisches. Dresden, 3. Juni. —* Se. Majestät der König hatte heute nacht einen leich ten Anfall von Kolikschmerzen, wie bereits früher mehr mals; es wurde deshalb die Reise nach Ems heute nicht angetreten. —* Se. Königl. Hoheit der Kronprinz fuhr heule vor mittag r/>8 Uhr von Dresden-N. aus nach Röderau, um von 8,40 Uhr vormittags ab der Besichtigung des 17. Ulanen-Regi- ments auf dem Truppenübungsplätze Zeithain beizuwohncn. Die Rückkehr erfolgt im Laufe des Nachmittags. —* Der heute mittag aus dem Trinitatisfriedhofe erfolgten Bestattung des Herrn Jinanzrates Julius Wilhelm Nagel wohnte eine stattliche Trauervcikammlung bei. Der Gewerbe- Verein ehrte sein langjähriges Ehrenmitglied durch zahlreiches Grabgelelt seiner Mitglieder, unter Vorantragung der Jahne und Stellung der Trauermusik. Mit Choralgesang wurde die Feier eingeleitet, woraus Herr Pastor Lic. Tr. Kühn von der Martin Luther-K irche unter Zugrundelegung des Prophetenwortes: „Ich weiß wohl, was für Gedanken ich über euch habe usw." eine an Trost reiche Gedächtnisrede hielt. Im Namen des Ge werbevereins widmete sodann dessen Vorsitzender Herr Zivil ingenieur Hartwig dem Verewigten einen herzlichen Nachruf, sprach ihm unter Niederleaung eines Lorbeerkranzes den Dank für sein jahrzehntelanges Wirken im Dienste des Vereins aus und gelobte, daß sein Name in gutem Gedächtnis bleiben werde. Aus dem Wege zum Grabe stimmten die Bläser der Gewerbehaus. ^ " Li ' ' ' " Einsenkung des Sarges sprach der Geistliche ein kurzes Geber und den Segen, woraus Gesang und Musik die Trauerscier beendeten. -* Im Bezirksausschuß in Leipzig teilte der Vorsitzende mii. daß das Ministerium des Innern die Möglichkeit der Erhebung einer B ez i r ksste u c r in Form einer Tanzsteuer vernein! habe, da inan nach einer gesetzlichen Bestimmung die Stcuc: nicht von den einzelnen Personen, welche die Tanzveranügungen besuchen, erheben könne, sondern nur von den Gemeinden. Tn Angelegenheit wird demnächst noch den Bezirkstag beschäftigen —* In nächster Zeit gelangt die Pirnaer Duell- angelegen heit vor dem hiesigen Oberkriegsgericht zur Ver handlung, da gegen das Urteil des Kriegsgerichts der 32. Division die beiden ehemaligen Leutnants des 64. Fcld-Artilleric-Regi- ments, Korn und Gcrlach, die zu 1 Jahr 3 Monaten bcz'w. kapelle das Lied „Jesus meine Zuversicht" an, und nach erfolgter die ganze Angelegenheit zur erneuten Verhandlung und Ent scheidung an die Vorinstanz zurückverweisen wird. Von Seilen der Verteidigung wird nämlich gellend gemacht, daß die Be setzung des Gerichtshofs in erster Instanz nicht den Bestimmungen der Militärstrasgerichtsordnung entsprochen habe. Als Richter in erster Verhandlung waren damals ein Kriegsgerichtsrar und vier Offiziere befohlen, 8 52 der Militärstrafgerichtsordnung beiagi aber, daß, sobald das Gericht eine die Dauer von einem Jahre übersteigende Freiheitsstrafe für verwirkt erachtet, es die Hauv>- Verhandlung abzubrcchen »nv die Berufung eines den Vor- schristen des 8 51 entsprechenden Gerichts 12 Kriegsgerichtsräle und 3 Offiziere! herbcizusühren hat. —* Tie deutsche theologische Fakultät in Prag verlieb dem höchsten katholischen Geistlichen im Königreich Sachsen, dem Bikchos Wujchanski in Bautzen, das Ehrendoktorat der Theologie. —* Die freie Vereinigung für Verbesserung der Frauenkleiduntz hielt heute vormittag im grotzen Saale des Ausstellungspalastes ihre Hauptversammlung ab, die sich eines überaus zahlreichen Besuches zu erfreuen hatte. Frl. Law «öff nete die Versammlung mit einer begrüßenden Ansprache, sowie einem Rückblick ans oas Entstehen und das Wirken der Vereine für Verbesserung der Franenkleidung im allgemeinen und der freien Vereinigung in Dresden, der sich die Vereine BreSlou, Chemnitz, Hannover, Köln, Karlsruhe. Leipzig. München und Wien angeschlossen haben, im besonderen. Die aus den genannten Städten anwesenden Delegierten brachten die Grüße ihrer Vereine und berichteten über deren Tätigkeit im letzten Vereinsiahre. aus der sich ein lebendiges Bild über die kräftig einsetzende und bisher von gutem Erfolge begleitete Bewegung einer Reform derFrauen- kleidung konstruieren ließ. Einen großen Wert legte man aller orten ans eine intensive Propaganda durch geeignete Vorträge, Ausstellungen, Praktische Arbeit und stundenweise am Tage geöfs nete Auskünftbureaus. München trat mit einem Gesuche an den Sladtlchulrat heran, den die Schule noch besuchenden Mädchen das Korsett zu verbieten. In Wien hat die Tätigkeit des Vereins bereits einem praktischen und viel getragenen „Wiener Reformklrid" Eingang verschafft. — Im Anschlüsse an die verschiedenen Referate landen drei lehr interessante Vorträge statt. Zunächst sprach Herr Dr. mcd. Weißwangc- Dresden über Kleidung und Ge sundheit. die er beide von der theoretischen Seite eingehend beleuchtete. Wie viele gibt es, lo führte Redner ungefähr aus. die hinsichtlich ihrer Kleidung nicht bedenken, wie gerade diese den größten Einstuß auf die allgemeine Gesundheit ausübt. Vor allem verwarf Redner die Schnürbrust, als alle edlen Teile ein engend. die Blutzirkulation verlangsamend und sie in gefährlicher Weise hemmend. Erst mit dem gänzlichen Fall dieser törichten Mode werde die Frauenwelt wieder ausatmen. Eine gesunde Frauenkleidung solle nirgends einengcnd wirken. Zu einer ratio nellen Bekleidung gehöre nicht weniger und nicht mehr, als der Körper eben brauche, um im Sommer die Hitze, im Winter die Kätte vertragen zu können. Viele und schwere Kleider ans den Körper zu häufen, lei verfehlt. An die Aussührungen des Vor tragenden knüpfte sich eine längere Debatte, rn der verschiedene praktische Winke gegeben wurden. — Sodann verbreitete sich Herr Professor Karl Groß über die künstlerische Seite der neuen Frauentracht Unumwunden znzugeben sei. daß das neue Reform kleid vom künstleriichen Standpunkte aus noch nicht unbedingt schön genannt werden könne. Das künstlerische Prinzip müsse mir Kunst und Wissenschaft. t Mitteilung aus dem Bureau der Königlichen Hof heater. Frl. Ulrich, die seit Oktober v. I. wegen einer Erkrankung nicht mehr gespielt hat. ist nunmehr wieder vollkommen bergestellt und wird ihre künstlerische Tätigkeit am Könlal. Schauspielhause wieder anfnebmen. Frl. Ulrich bat den Wunsch geäußert, noch in dieser Spielzeit zum erstenmal wieder auszutreten und zwar in der Rolle der Herzogin von Reville in dem Lnstsvtel „Die Welt, ln der man sich langweilt". Infolgedessen ist eine Ausführung des Paillervnschen Stückes sür Donnerstag nächster Woche <9. Junis in Aussicht genommen. Die Vorstellung findet außer Abonnement statt. ß* In der Königl. tzosoper begegnete gestern abend eieren licherweise auch die erste Wiederholung der neu einstndierten „No rma" einer sehr lebhaften Teilnahme: das Haus war besser als sonst besucht, der Beifall an den einzelnen Aktschlüssen ebenso reich wie herzlich. Die wahrhaft mustergiltige Inszenierung des Werkes, die vortreffliche Besetzung der tragenden Partien, die bis ins kleinste tadellose Durchführung der zum Teil außerordent lich schwierigen Chöre, — alles das kommt zusammen, um in der „Norma"-Vorslcllnng eine Ausführung lebendig werden zu lassen, mit der unsere Kgl. Hofoper, wie man zu sagen pflegt, getrost aus Reisen gehen könnte. Die Dresdner Hofbühne hat jedenfalls ollen Grund, auf Abende wie den gestrigen stolz zu sein. Im einzelnen machte sich um das Gelingen der Vorstellung besonders verdient Herr Generalmusikdirektor v. Schuch, dem die glän zende Neueinstudierung des Bellinischen Werkes in erster Linie zu danken ist: ferner die Herren v. Bary sSever! und Plasch kc sOrovist!, sowie Frau Abendroth, die die Norma, mag man sich diese ober jene Einzelheit auch anders wünschen, zu ihren besten Partien zählen darf, besonders nach der Seite der musikalischen Durcharbeitung hin, und Frl. Na st. deren Adal- gisa schon durch die Anmut der Erscheinung für sich cinnimmt. Man kann nur hoffen, daß die Oper, der bekanntlich kein Geringerer als Richard Wagner seine außerordentliche Schätzung zu teil werden ließ, sich in dieser glänzenden Fassung noch recht lange aus dem Spielplane hält. ß* Wie aus Wien telegraphisch gemeldet wird, ist der Dichter Martin Greis an einer Nierenentzündung erkrankt und gleichzeitig von seinem alten Augenübel betroffen worden Martm Greif ist 71 Jahre alt. Berliner Leben. L. Berlin, 2. Juni. In diesen Briefen ist wiederholt auf die zunehmende Amerikanisierung des Berliner Lebens, im guten wie im bösen Sinne, hinaewiesen worden. Von diesem Zuge ist namentlich auch das Berliner T beaterleben erfaßt worden Hier gilt der echt amerikanische Grundsatz: ,,Die Masse muß ei bringen!" mehr noch, als aus anderen Gebieten. Zu den etwa zwei Dutzend Theatern, die wir bereits besitzen, kommen immer noch neue hinzu. Der nächste Herbst soll uns eine neue Volks oper, hoch im Norden am Wcinberpsweg, ein neues „Lustspiel- Theater" und eine neue Opcrcttcnbühnc bringen. Außerdem ist im Westen eine neue komische Oper im Entstehen begriffen. Aber wie wenige Berliner Theater genügen den höchsten künstlerischen Ansprüchen sowohl in Bezug aus den Spiclplan als auch bezüglich des Personals und der Gesamtleistungen! Tie große Mehr- zahl bleibt weit dahinter zurück und bietet entweder Mischmasch- Vorstellungen, die kaum noch als theatralische Veranstaltungen zu bezeichnen sind, oder mittelmäßige Aufführungen, die man sich in einer größeren Provinzstadt kaum gefallen ließe. Aber auch die fünf oder sechs ersten Privattheatcr, die ernsthaft zu nehmen sind und in denen während der eigentlichen Spielzeit hervor ragende Aufführungen geboten werden, haben seit einigen Jahren eine Praxis eingefuhrt, die schon zur Warnung für die hierher kommenden Fremden einmal öffentlich festgenagelt werden muß. Den Anfang bat damit das vornehme Deutsche Theater gemacht, und andere Berliner Bühnen von Ruf, insbesondere das Nene und daS Kleine Theater, sind diesem schlechten Beispiele nur zu bereitwillig gefolgt. Wenn der Frühling auf die Berge steigt, »rauhen alles zu grünen und blühen beginnt und die Wander- ust der Menschen erwacht, dann begeben sich diese Theater zu Gesamtgastspielen auf die Wanderschaft. Sie nehmen ihre im Winter hier erprobten Zugstücke, ihre ganze Ausstattung und nicht zuletzt ihre besten Kräfte mit und spielen meist in Wien, in Budapest und anderen großen Städten Oesterreich-Ungarns und auch des Reichs, wobei sic gewöhnlich ansehnliche künstlerische und materielle Erfolge erzielen. Dagegen läßt sich nichts ein wenden. Im Gegenteil, cs isi zu begrüßen, daß im Zeichen des Verkehrs, unter dem wir leben, auch ein mehr oder weniger internationaler Austausch künstlerischer Genüsse stattfindet. Ta bei gewinnen alle Teile. Aufs entschiedenste zu tadeln ist aber der immer mehr »in sich greifende Unfug, daß, während dic:e Theatergescllschaften aus Reisen gehen, in ihrem Berliner Heim unter der weithin bekannten und angesehenen Firma ruhig weitcr- gesvielt wird, obwohl von dem festen Bestände dieser Bühnen kaum mehr als die Kassierer und die Garderobefrauen zurückgeblieben sind. Ter eine oder andere Stern wird ja allenfalls zur An lockung der Fremden benützt: um ihn gruppieren sich aber kleine, kümmerliche Gestirne, die sonst ihr bescheidenes Licht an einer weit minder anjpruchsoollcn Stätte leuchten lassen, und alles andere eher als Zierden am deutschen Thcatcrhimmel sind. So kommen in dieser Jahreszeit auch an allerersten Bühnen oft Aufführungen zu stände, die geradezu jämmerlich sind und kunstverständige Fremde in unliebsames Erstaunen versetzen. Wer wenigstens hinterher den Zusammenhang erkennt, weiß, daß er einfach irre geführt worden ist, und, anstatt einer Vorstellung im berühm ten i'-Theater einer Provinzialaiifführnng mit einem oder einigen wenigen Gasten des T-Theaters bcigcwohnt hat. Die anderen aber verlassen schimpfend das Haus und erzählen dann, heim- gckelirt. ibrcn ungläubige» Zuhörern, daß man in allerersten Berliner Theatern nicht besser, mitunter sogar schlechter, als in Posen oder Danzig spiele, mir daß man sich ein höheres Eintritts geld zahlen lasse. Denn die Preise sind die nämlichen, recht an sehnlichen, wie zrir Winterszeit. Fremde, die im Frühling und Sommer nach Berlin kommen und mit den hiesigen Theater verhältnissen nicht ganz genau bekannt sind, werben daher gut tun, sich vorher genau zu erkundigen, ob ihnen denn auch für ihr schweres Geld nicht etwa Mimen voraesührt werden, die sie daheim weit bequemer und billiger genießen können, ehe sie sich >um Besuch eines Berliner Theaters entschließen. Auch wenn ich in der Firma das majestätische Eigenschaftswort „Königlich" »efindct, werden sie gut tun, erst eine derartige Erkundigung emzuziehen. Denn m unserem „Neuen Königlichen OvV>'
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