02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 19.06.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040619029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904061902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904061902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-06
- Tag1904-06-19
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An kllndiaungen aus der Piwaiieiie Zeile « Via.: die rivattigcZeile a»tLen leite bv Pia. als Eiiigeiandi Zeile W Pia. In Nummern »ach Saun- und Feiertage» , iuattiae Äiund.leiie so Pig.. aus Privalieiie so Pi» . r wattige Zeile an» Lertieilc und als El»aeiandi so Pia. Auswnrttae Am- ttnae nur argen Boransdejaiiiung. Bcleavlailcr werden uitt w Pia. berechne!. Nernivrechanichlu«: Aittt l Nr. U und Nr. Vn«»IimraH»«»Ri lmtsNIg« »iitmlil Iwcli iiMt«f Stiilitji«» I« Mrtiie» li. «liil. p U Uovoo Uotzs Ummijitr 2b L avllVSL v". «SM, iuirrsmrUielllel, d!»I«° l>i-°I„. u. n. nvddll nc»l., E-, LS«» 1 Atd Netteste Drahtberichte. Hosiiachrichte», Gewittersturm. sttnssisch-japanischer Krieg. „Lydia", „DaS Vaterunser", t 1 S»4>» Svv» VAitgrs. „Tie Baiiausettichlacht". Goldon-Bennett-Rentten. Sch'ffsbraiiv in New-Uork. I TvNIlSUis» Neueste Drahtmeldungeu vom 18 Juni. Der russisch-japanische Krieg. Köln. IPriv.-Tel.) Einem Petersburger Telegramm der »Köln. Zig." zufolge wird in Moskau das Treiyko Sergijnnsche Regiment mobilisiert, das zu zwei selbständigen Regimentern zu vier Bataillonen etltwickelt werden soll. Beide Regimenter werden in Kaluga und Samara an Steile der nach dem Kriegs schauplätze, abgebenden Truppen Garnisondienst tun. Die in Moskau rinberusenen Reservefähnriche der Artillerie gehen auf zwei Wochen nach Warschau, um sich mit den neuen Geschützen vertraut zu machen. — Weiter wird unter dem 16. d. Mts. ge meldet, daß dichte Ketten japanischer Infanterie bei Wäfanbian vorrücken. — Ein starker Wind zerschellte aus dem Meere zwei japanische Transportschiffe mit Soldaten und Munition. — Die „Köln Ztg." reproduziert ferner einen die Hast tu na Deutschlands besprechenden Artikel der japanischen halbamtlichen Zeitung „Nitschinitschi. Der Artikel besagt: „Je weiter der See- und Landkrieg zwischen Japan und Rußland der Entscheidung entaegenrückt, frage man nach der Haltung Deutschlands, dessen Politiker die Hebel zur endgültigen Ent scheidung in der Hand Hallen. Japan habe öffentlich erklärt, daß der Zweck des gegenwärtigen Krieges die Erhaltung des territorialen Bestandes Koreas und Chinas, sowie die Ausschließung der Mandschurei sei. Diese Politik sei unwandelbar. Japan hofft aus Grund der mit Deutschland bestehenden Freundschaft, daß dieses in Zukunst nichts unternimmt, was gegen Japan gerichtet wäre. Deutschland sei Japan in mancher' Beziehung zu Dank verpflichtet, ioweit deutliche Unternehmen ii> Ostasicn in Betracht kommen, sei es auf Japan angewiesen. Jedenfalls lasse sich bereits roraussagen. daß die deutschen Politiker, wenn deutsche Interessen durch die Lösung der Schwierigkeiten zwischen beiden feindlichen Ländern in Mitleidenschaft gezogen werden sollten, die Fehler nicht wieder begehen, die sie 1895 begangen haben. Tokio. Das Wladiwostok-Geschwader ist heute halb 6 Uhr am westlichen Eingänge der Tsugaru-Straße gesehen worden. Homburg V. d. H. Der Kaiser hat an den Obervräsiden- ten v. Wndhelin folgendes Telegramm gesandt: „Ich habe bei dem Autömobilrennen um den Gordon-Benvctt-Preis, dessen Verlauf Ach von historischer Stätte, der Saalburg, aus verfolgen konnte. Mit Befriedigung das lebhafte Interesse des Publikums an dieser für eine aufstrebende Industrie so wichtigen Veran staltung wahrgenommen und Mich über die mustergültige Hal tung der zusammengcströmten Menschenmenge gefreut. Dieses taktvolle Benehmen der Zuschaucrmcngc auf der großen Renn strecke hat neben den sicherheitspolizeilicheo Maßnahmen wesent lich dazu beiaetragen, dem festlichen Tage einen ungetrübten und zlänzenden Verlaus zu sichern. Ich wünsche Meinen Dank hier für zur allgemeinen Kenntnis zu bringen und beauftrage Sic, diesen Erlab alsbald zu veröffentlichen." heute früh keinen Verletzungen erlegen. Berlin. Die am 3. Juni in Charlottenburg ausgesundene zerstückelte Leiche wurde als die der 43jährigen verhei rateten Putzmacherin Radatus aus der Basclstraße ermittelt, die von ihrem Manne getrennt lebte. Tie Radatus hat sich am 2. Juni zu dem Masseur Köhler, in der Stefanstrahe in Berlin wohnhaft, begeben, um sich eine Leibesfrucht abtreibcn zu lassen. Sie war kurze Zeit nach der Operation gestvccben. In der Angst und um die Leiche zu beseitigen, hatte Köhler sie zerstückelt und teils Leichcnteile zu verbrennen gesucht, teils ins Wasser geworfen. Köhler ist geständig. Köln. Der Aufsichtsrat der Raiffeisen-Organisa tion wählte den Verbandsdirektor der Kölner Zweigstelle, Guts- bescher Jakob Kaslcrs-Bubenheim, einstimmig zum Generaldirek tor der Raiffeisen-Organisation. Köln. sPriv.-Tel.j Das ae st rige Unwetter hat im ge samten Rheinlande, speziell aber im Eissclgebiete, große Ver heerungen ungerichtet. 20 Minuten lang sielen Schloßen in der Größe von Hühnereiern, die in Montjoie hallbzöllige Scheiben zertrümmerten. An vielen Orten hat der Blitz gezündet. Strich weise sind die gesamten Jcldstüchte vernichtet. Auch aus dem Bergischcn Lande kommen Hwbsposlen über Verheerungen, die das Unwetter ungerichtet hat. Unterhalb Obladen wurden auf freiem Felde zwei Personen vom Blitz erschlagen. Die gesamten Tclephonleitungen mit Nord- und Süddcutschland sind zerstört. Unterhalb Remagen am Rhein kcntcrte ein mit 12 Personen besetztes Boot. Durch schleunige Hil'eleistungen von in der Nähe befindlichen Schiffern wurden alle Personen gerettet. Goslar. Im ganzen Oberharz gingen gestern abend unter schweren Gewittern gewaltige Hagclmassen nieder. Tie Hagelstücke erreichten beim Forsrhaus die Größe von Hühner eiern und das Gewicht von 40 Gramm. In den Wäldern wurde großer Schaden angerichtct. Die Bcerenernte ist vernichtet, die Heuernte dürste durch den Hagelschlag sehr beeinträchtigt wer den. Zahlreiche Fensterscheiben sind zertrümmert. In der Geaend von Schierke sind durch das gestrige Unwetter 400 Morgen Wald vernichtet worden. Tie Brockenchausseen sind unpassierbar. Stettin. Der Rcichsposldampser „Prinz Eitel Friedrich", für den Norddeutschen Lloyd in Bremen aus dem „Vulkan" in Stettin erbaut, lies heule mittag 12 Uhr glücklich vom Stapel. München. Kammer der Abgeordneten. Bei der Beratung des Lokalbahngesetzes kam heute auch eine Petition um den Bau der Linie Aschaffcnbura-Mömmlingen zur Sprache. Der Ausschuß hatte beantragt, die Petition der Regierung zur Würdigung zu überweisen. Gerstenberger sZentr.s beantragte, die Regierung zu ermächtigen, diejenigen Mittel für die Vor arbeiten ausznwenden, die notwendig erscheinen, um eine Ab lenkung des Verkehrs aus Bayern abzuwenden. Redner wies aus die große wirtschaftliche Bedeutung der in der Petition ver langten Linie hin und betonte, daß von der hessischen Regierung eine Konkurrenzstrccke ausgestellt sei. Nachdem mehrere Redner sich in gleichem Sinne geäußert hatten, erklärte ein Regierungs- Vertreter, daß die Regierung Vorarbeiten für neue Lokalbahn projekte auch schon ohne besondere Ermächtigung vornehme, daß sie aber keine Veranlassung habe, gegen die von Gerstenberger beantragte besondere Ermächtigung Stellung zu nehmen. Hierauf wurde die Petition zur Würdigung überwiesen und der Antrag Gerstenderger angenommen. Stuttgart. Die Kammer der Abgeordneten nahm einen Antrag an, die Regierung zu ersuchen, im Bundesrate dahin wirken zu wollen, daß nach Maßgabe der Reichsgesetze über den Veckebr mit Wein baldmöglichst reichsgesetzliche Vor schriften erlassen werden, die die Ueberwachung des Verkehrs mit Wein nach einheitlichen Grundsätzen, sowie durch Anstellung be sonderer Landesbcamten hierfür regeln. Budapest. In dem Prozeß gegen 13 Mitglieder des A u s- standsausschusses der Staatsbahnangestellten wurde heute früh das Urteil gefällt. Sämtliche Angeklagte wurden frei gesprochen. Madrid. Die Kammer hat nach mehrwöchiger Beratung die Bran ntwc inst euervor läge, aus der die Regierung eine Kabinettsfrage gemacht hatte, angenommen. Petersburg. Ergänzend wird ans Helsingsors über dos Attentat gemeldet: Bobrikow wurde beim Besuch des Senats bis zur Treppe stets von seinem Adjutanten begleitet. Tie Ver antwortung für die Sicherheit Bobrikows im Senatsgebändc, das die Polizei nicht betreten durste, hatte der Senat übernommen. Am Tage des Anschlags entließ Bobrikow den Adjutanten schon beim Eingänge und verabschiedete sich von seinen ihn begleiten den Töchtern und dem Gouverneur von .Helsingsors. Der Senatsporticr folgte dem Gencralgonverneur einige Stuten hinauf und ging, da er keinen Fremden bemerkte, wieder zum Ein gang zurück. Als der General in den Korridor des 2. Stock werks einbog, erfolgten drei Schüsse. Er trat nach dem Anschlag ruhig in den Sitzungssaal. Ter Portier war inzwischen hcrbei- gecilt und begleitete ihn. Unterdessen lief der Täler davon und erschoß sich am Eingang. Schaumann hatte sich im vorigen Jobrc an den Straßenunruhen wegen der Einberufung der Wehr pflichtigen beteiligt, wobei er verhaftet worden war. Er hinter- ließ einen Brief, worin er versicherte, daß er keinen Mitschuldigen habe und nach eigener Ucber-eugung gehandelt habe. Am 23. Juni sollte im Senat über ne Einberufung des Landtags entschieden werden. Tie Stadt ist ruhig. Tie Leitung hat General Türkin übernommen. Wladitawkas. In vergangener Nacht führte eine Räuberbande durch Ausreißen von Schienen die Entgleisung eines Eiscnbalmzuges herbei, überfiel die Postwagen und wechselte mit der Zugwache Schüsse. Als Leute kcrbeieiltcn. entflohen die Räuber, breite Mutspuren hinterlassend. Die Passagiere und die Post blieben unbeschädigt. Kowno. Ein großer Brand in Wilkomir äscherte daselbst gegen 700 Häuser ein. OertlicheS und Sächsisches. Dresden. 18. Juni. —* Die Besserung im Befinden Sr. Majestät des Königs hält an. Die katarrhalischen Erscheinungen und die Anschoppung im unteren linken Lungeolappeu sind ioweit zurückgegangen, daß der Abreise des Königs nachEmS nichts mehr im Wege steht und diese daher für morgen. Sonntag, abend in Aus sicht genommen worden ist. Im Gefolge werden sich befinden: Leibarzt Geh. Rat Professor Dr. Fiedler. Flügeladiutant Oberst v. Kospoth und Legationsrat v. Stieglitz. — Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Eurschmann, der gestern von Leipzig in Hosterwitz ein traf. ist schon abends wieder abgercist. —* Ihre Majestät die Königin-Witwe besichtigte im Kunstsalon von Emil Richter die daselbst ausgestellten Kabinett- skulpturen des hiesigen Bildners Fritz Kretzschmar. —* Sc. Königst Hoheit der Kronprinz begab sich heute früh zu Pferde nach dem Exerzierplätze bei Goes, um daselbst von 8,30 Uhr ab der Besichtigung des 2. Bataillons 177. Infanterie- Regiments beizuwohnen. Die Rückkehr erfolgte heute mittag. —* Dem Generalleutnant z. D. v. Rabenhorst. bisher Kommandeur der 24. Division, wurde das Großkreuz des Albrcch Is oldens verliehen. —* König Georg hat den nachgenannten Offizieren und Mannschaften die Erlaubnis zur Anlegung der ihnen verliehene!. Kunst und Wissenschaft. s* Wochen-Spielplan der Königl. Hoftbeater. Opernhaus. Sonntag: Geschlossen. Montag: „Manon." Dienstag: Hofsmanns Erzählungen.' Mittwoch: „Tannhäuser." Donnerstag: „Zar und Zimmermann." Freitags „Der Bajazzo." ,Iuf Japan." „Sizilianische Bauernehre." Sonnabend: Zum Besten des Pensionsfonds des Königl. Opernhauses: „Rienzi." Sonntag l26.s: Letzte Vorstellung vor den Ferien: „Der Frei schütz." (Bis mit 6. August geschlossen.) — Schauspielhaus. Sonntag: Geschlossen. Montag: „Das Vaterunser." „Lydia." „Die Bagsusenschlacht." Dienstag: „Johannes." Msttwoch' „Das Vaterunser." „Lydia." - „Die Banausenschlacht." Donners tag: „Torauato Tasso ' Freitag: „Der Raub der Saberinnen." Sonnabend: Letzte Vorstellung vor den Ferien: „Die versunkene Glocke." sBis auf weiteres geschlossen.) Königl. Hosschauspirl. Von den drei Einaktern, die gestern dem letzten Premierenabend der sommerlich ausklinaenden Saison Inhalt und Erfolg gaben, darf keiner den Reiz der Ne»heit für sich in Anspruch nehmen, wenn sie auch sämtlich den Vermerk „Zum erstenmal" an der Stirn trugen Die mittelste der drei Novitäten, di« harmlose Plauderei „Lydia" von O. F. Neu st ch e n, die einst von den Meiningern in ausgezeichneter Dar stellung lanciert wurde, ist sogar schon ziemlich antiquiert. Ihre stark akademische Physiognomie, der alle schärferen charakteristischen Züge fehlen, ist trotz oder gerade wegen der formalen Glätte so wenig eindrucksvoll, daß selbst eine recht gute Interpretation des Einakters, um die sich mit Frl. Pölitz die Herren Wiecke. Gunz undEverth redlich mühten, dem schätzenswerten Autor deute kaum mehr als einen „freundlichen Erfolg" dringen kann. Mit stärkeren Mitteln arbeitet Coppse, dessen Drama „Das Vaterunser" einst — sehr mit Unrecht — viel von sich reden belangvoll zu sein, kür eine halbe Stunde ganz munter, ist in der Szenenfühlung geschickt und lebendig und düngt einige günstig vlacierte erheiternde Situationen von sicherer komischer Wirkung. Die Aufführung nahm sich mit Sorgfalt der Novität an, die ebenso wie die beiden anderen Einakter von Herrn Oberregisseur Erd mann gelchmackvvll inszeniert war und sehr flott gespielt wurde. Ueberraschunaen boten Herr Rens (Dr. Reimers), der sich so vorzüglich als Ebaraenstneler entwickelt bat, daß man ihm nur selten als Liebhaber im Neustädter Hause begegnet, und Frl. Diacono. die von ganz prächtiger spitziger Komik als Lisbeth Müblmann war. Mit dielen beiden vereinten sich die Herren Bau eb und Skeumann. die Damen L a u e »nd Leder zu einem schlag fertige» Ensemble, das mit leichten Waste» Leo Lenz zum Siege führte. Der reiche und herzliche Beifall, in den der Abend mit der „Banausenschlacht" erfreulich ausllang, rief den Autor, dessen Anwesenheit den Erfolg des Stückchens liebenswürdig beeinflußte, wiederholt vor die Gardine. einer Zeitung, im Pariser „Figaro", gedruckt wurde. Der Ei» alter, der übrigens in diesen Tagen nun auch als Opernlibretto — dafür paßt erI — in München unter erlauchter Protektion das Rampenlicht erblickt bat. erweist sich bei näherer Betrachtung als eine schlagkräftige Mischung von derben theatralischen Essetten und einer nie versagenden Rührseligkeit, die noch dazu ihr Bestes von einer außerhalb deS Theaters liegenden Wirkung, dem Gebet der Gebete, dem schlicht-grandiosen Vaterunser, borgt. Ob daS Stück, dessen Heldin die wichtige psychologische Wandlung übrigens überraschend schnell durchmacht, nicht allein schon um deswillen lieber der Bühne -kern bliebe, da auch rein künstlerisch mit der dramatisierten Ballade nicht sonderlich viel Staat zu machen ist. soll dahin gestellt bleiben. Sicher binterließ aber daS „Vaterunser" von den drei gestern gegebenen Einaktern den tiefsten Eindruck, der nicht zum mindesten seiner temperamentvollen Darstellung durch Irl. Serba, den Herren Decarli und Müller zu danken war. — Den heiteren Schluß des Abends machte eine Groteske von Leo Lenz. „ Die Banausenschlacht". die ebenfalls schon anderwärts mit Glück die theatralische Feuerprobe bestanden hat. Da» harmlose Stück, da» eine lustige Pointe recht amüsant vorträgt, unterhält, ohne natürlich irgendwie literarisch DaS Gordon-Bennett-Rennen. Saal bürg, den 17. Juni. Endlich ist der große Tag erschiene». Die allgemeine Auf regung und Nervosität hatte in den letzten 24 Stunden einen geradezu bedrohlichen Grad erreicht, und selbst der festliche Empfang, der gestern abend die Teilnehmer am Rennen und die Tausende von Gästen im Kurhause von Hombura zusammenführte, konnte keine rechte Stimmung mehr erzeugen. Alles drängte zur Entscheidung. Schon beim stühesten Morgengrauen wurde es auf dem Saalburagelände lebendig. Galt es doch, die letzten Ab- sperrungsmaßregetn zu treffen, und den Sicherheitsdienst, der an gesichts der Teilnahme so vieler Fürstlichkeiten ein besonders schwieriger und verantwortungsvoller ist, bis in die kleinsten Einzelheiten zu organisieren. Die ganze Nacht hindurch waren aus der 141 Kilometer langen Rennstrecke Arbeiter fieberhaft tätig, um die Barrikaden an den besonders gefährdeten Stellen zu errichten und die Drahtzäune aufzusühren, die den Bewohnern der hart an der Rennstrecke belegenen Wohnhäuser den Austritt nach der Straße zu für einen Tag versperren sollen. Auch die zur Beaufsichtigung der Strecke kommandierten 1500 Soldaten, sowie die übrigen Wachmannschaften, die bei dem warmen Wetter meist im Freien kampiert batten, waren schon frühzeitig auf dem Posten, ebenso natürlich die Rennfahrer, deren Lager sicher der erquickende Schlaf gestoben haben wird. Von Frankfurt fuhren bereits um Halo 4 Uhr die ersten Sonderzüge ab, die sich in Ab ständen von 5 bis 10 Minuten folgten und trotz der frühen Zeit sämtlich überfüllt waren. Leider blieb die Eisenbabnoerwaltung in ihrem Bestreben, dem zu erwartenden Massenverkehr möglichst gerecht zr> werden, ohne die so nötige Gefolgschaft der elektrischen Kleinbahn, die von Homburg nach der Saalburg führt. Diese eingleisige Bahn versagte schon in den letzten Tagen vor dem Rennen angesichts der gesteigerten Verkehrsansprücbe vollständig, und heute machte sie mit ihrem schneckcnhasten Tempo völlig Fiasko. Wer also den Beginn des Festes nicht verpaffen wollte, war auf die übrigen Verkehrsmittel, Droschken, Omnibusse und Automobile, angewiesen, die selbstverständlich in keiner Weise ge nügten, obwohl die Frankfurter Fuhrleute schon vielfach den dir-k. ten Verkehr von Frankfurt nach der Caalburg ausgenommen batten. Ein breiter Wagenstrom zog sich die Anhöhe zum StartpiaNe hinauf, und Tausende pilgerten daneben zu Fuß dem fernen Zien: entgegen. Um 6 llhr 15 Min., drei Viertelstunden vor dem Start, er schien der Kaiser, hoch zu Roß. Er war in Homburg geaen dreiviertel nach 5 Uhr vom Schloß weggerittcn und sprengte im Galopp zur Saalburg hinan. Dort war trockene Kleidung für den Kaiser bereit, aber es war so schön warm droben, schon in aller Herrgottsfrühe, daß die Bonner Husarenuniiorm, die blaue Attila, die weiße, lange Hose, die rote Mütze, der Reitstock nicht gewectnelt zu werden brauchen. Der Kaiser war sichtlich gut mngelcgt nach dem scharfen Ritt. Er siebt gebräunt und gelnnd aus. Keine Spur mehr von irgendwelchen Nachwehen des überstandcnen Leidens. Er unterhielt sich lebhaft mit allen Persönlickckcsten, die in seine Nähe kamen oder „hinzubefohlen" wurden. Die Kaiserin erschien ein Viertelstündchen später als ihr Gemahl. Sie war im vierspännigen Daumont hinanfgefahren. Das Kostüm war nach Schnitt und Farbe dasselbe, das die Kaiserin schon bei der Mainzer Brückenweihe trug. Auch das freundliche Lächeln, das Kaiserinnen noch besser kleidet als die Damen schlechthin, wurde wieder allen Persönlichkeiten der Umgebung zuteil. Besonders beiter stimmte es die Kaiserin, als ein rasch gezimmerter Schatten- schirm gegen die schon brennende Morgensonnc zur Stelle geschafft wurde und anfangs ein bißchen die Aussicht vor der Käiierloge versperrte, bis man ihm die richtige Form gab. Mit dem Kaiser paare erschienen auch die übrigen Fürstlichkeiten. Prinz Heinrich in seinem Automobil, mit einem blau gestreiften Sportsanzngc angetan, von Schloß Kronberg kommend, begab sich sofort znm Startplatz, der etwa 100 Meter vor die große Saalburg- Tribüne verlegt worden war. um dem Kaiser und den übrigen Besuckiern die abfahrenden Wagen schon in möglichster Ge schwindigkeit vorzuführen, die natürlich von allen Fahrern sofort nach dem Startplatze eingeschlagen wurde. Unter dem weißen Zeltdach die mattblau gestrichenen Tri bünen mit dem lebhaften Rot der Stühle. Klar heben sich davon die Toiletten der Damen ab, in großer Mehrzahl weiß, und darüber sehr lebhaft, sehr bunt, die großen Hüte mit den im Wind flatternden leichten Schleiern. Der große Gaze-Schleier war das Charakteristischste an dem Automobil-Renn-Modebild. Elegante Toiletten und Sportkostüme fehlen auch bei anderen Rennen nicht, aber diese Schleier sind eine Begleiterscheinung der Auto-Fahrerinnen. Die Schleier sind in allen erdenklichen bunten Farben vertreten. Grün, blau, rot oder violett lagen sic um die Hüte, unbekümmert um die Farbe des übrigen Anzugs. Besonders sportmäßig sind die Rohseiocn-Echarpes, die, über die Kavoen pclegt, dieseloen auf dem Kopf festhalten, über die Ohren hinabgcsührt und unter dem Kinn geschlungen werden, um dann im Nacken in großer Schleife zu endigen. Die eleganten Hüte hatten ihre besonderen Schleier, die durch dunste Töne und dichtes Spitzcngewcbe auch den Teint vor Staub zu schützen be- rufen sind. Es ist eine besondere Eigentümlichkeit der Mode, daß sie lebhaft bunte Hüte ohne jede Vermittlung direkt über ganz weiße Toiletten setzt. Dieser charakteristischen Mode entsprach
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