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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 02.07.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-02
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040702024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904070202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904070202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-02
- Monat1904-07
- Jahr1904
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Dieses Blatt wird den Leiern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereits als Abend-Airsgave zuge,teilt, während eS die Post-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. öerugsgebiihr: Stttftliakrlich Nt» »"«»«> de« tä«I»L -Dkimaliser Ziuraau», durL unter, LE tu»«»»« und «»r»c»«. an Sonn- und Moniaaeo nur einmal» »Ml »»B>. durckau»würtiae»«m- mUstvnLre » Mibe». » Mk»v Pf Bei ewmaliier Aulieüuna durch di« Botz »Mt. <ol««VeiIellacU»>, ini«u». laad mit eulivrecheudem äuichlaae. « achdruck aller Artikel u. Oriainal. Mttleilunaen nur mit deutlicher L «e Uen a « a ab«<„Dre«d. Na»r "> »uwllla RochtrLallch« Honorar- onivrücke bleiben unberücklicktiot: unvalanat« Manulkrivte werde» nicht auidewabrt. »elearamm-Ndrelle: Machrtchte« »r««d«» Keszvrrprdel 18AH Merlag von Kiopsrli L Ueichardt. Anreizen-Läsit. »nnabme von »tnlündigunoen bis nachmittaas 3 Udr Sonn un» Heienaas nur Marienitrabe s» von N bis VUllkr. Tie t ipaltiae Grund- ««Ilc »ca » Silben« 20 Dia. An kund,gongen auf der Privatim« Zeile rs Pt, : die Livaltiae Zeile aui Ter, leite so Mg. als Singe,andt Zeile w Pig zl» Nummer» uetz Sen», und Seien»,eu 1 Gallige Grundzeile so Pis. aui Privatieitc «0 Piq, Livallige Zeile aui Tenieiie und alt Nngeiandi so Pig. Auswärtige Aui- iräge nur gegen Vorausbejabiung. BelegdiüUer werde» mit ro Pig. bereäinel. Hernivrechanichlub: Amt I Nr. U und Nr. 20SS. IS lei ir' «e! MI I mrttli ill« „»ritt««» ltrclieiclils»" i« I .eeel W ilr. IiV e> I88LI' ll im ill lllll! kütilsi - /.Ußvstsllt ckurek I MvdsrS Llläolpd. * lElmitr, Knn>4Kr. Id. «r. I8S. Pussisch-iavanffcher Krieg. Neueste Drahtberichte, Hosnachrichten. Scheibenschützen, Sächs. Militärvereinsbiiiid, Deutscher Buchdruckerverein. Äerichtsverhandl. Von der Kieler Woche Residenzlhealer, Kirchenchor-Konzert > Coilnabeild, > 2. Juli 1SV4. Der ruffisch-japanische Krieg. Ein Telegramm General Kur opatkinS an den Kaiser vom Mittwoch meldet: Am 27. Juni besetzte unsere Ab leitung gegen 8 Uhr morgens, nachdem sie die Kavallerie- und Infanterie-Ableitungen der feindlichen Borhut zurückgeworscn batte, die Station Lrsenjut scheu. Um 9 Uhr früh wurde be merkt, daß eine feindliche Infanterie-Brigade von der Front und ferner Kolonnen unter Umgehung des linken Flügels unterer Abteilung vorrückten. Tie mit Mauern umgebene Stadt Ssen- iutfchen wurde von den Japanern eingenommen. Unferc Truppen begannen daher um 11 Uhr sich langsam nach Norden zurückzu^iehen. lieber die Verluste ist bisher uur bekannt, dasi ein Offizier und zehn Mann verwundet worben sind. — Durch eine aus dem Wege von Siobotan nach Faldagou und Tschansa ausgeführte Rekognoszierung ist fcstgestellt worden, das; sich sechs Compagnien und zwei Eskadrans deS Gegners bei Maiawoidsa, 5 Werst südöstlich von Siahotan, befinden. Bei dieser Rekog noszierung wurden zwei Offiziere verwundet, von denen der eine gestorben ist, sowie 5 Kosaken. Am 25. Juni fand ein Vorpostengcfeckt bei Ta- miarlgou und bei Tandiasanschin, 8 Werst westlich von Ta- miarlgou, statt. Am folgenden Tage besetzte um 4 Uhr morgens eine feindliche Abteilung in Stärke von etwa einer Brigade In fanterie mit zwei Batterien Siandiao und cröffncte ein Gc- schützfeuer aus unsere Sicherungswache, die den Schwarzen Berg un Süden von Siahotan besetzt hielt. Unsere 3 Compagnien hielten dem Heuer stand, bis Verstärkungen cintrafcn. Gegen Uhr besetzten eine Kosaken- und eine Gcbirgsbalterie cme Stellung und eröfsnelen ein Fronten- und Sestenseuer aus eine javanische Batterie, sowie auf dichte Im'anterickolonnen. die sich vor unserem linken Flügel zeigten. Gegen 1 Uhr nachmittags begannen die Japaner sich unter dem Andrange unserer Truppen zurückzuziehen, die zum Angriff vorgingeu und den Feind bis Siandiao verfolgten. Unsere Verluste betragen: 2 Offiziere leicht verwundet, 8 Monn tot. 33 Mann verwundet. Am 27. Juni begann der Kamps bei Siahotan anis neue. Eine Kosaken- und eine berittene Batterie vertrieben die feindliche Infanterie wiederholt und brachten die javanischen Batterien zum Schweigen. Ein Teil unserer Infanterie führte mehrere energische Gegenangriffe aus und drängte die Japaner auf nuferem rechten Flügel zurück. Ter Kamps war nach t Uhr beendet. Eine Abteilung der 11. berittenen Batterie, die an diesem Gefecht teilnahm, setzte durch ihren Heldenmut alle in Erstaunen, indem sie ans den Schanhaipaß fuhr und 8 Geschützen des Gegners stand hielt, bis sic alle ihre Patronen verschossen hatte. Unsere Verluste sind noch nicht festgestellt. übersteigen aber, wie gemeldet wird, nicht 50 Mann und 20 Pferde. Am 26. Juni besetzte eine Abteilung der javanischen Vorhut in Stärke von etwa einem Bataillon mit einer Eskadron, indem sn: auf der nördlichen aus Ssiusan nach Kailschou führenden Straße vorrückte, Tsckeguantin, 8 Werst nordöstlich von Siahotan. Gegen abend desselben Tages wurde auf der Straße ans Ssiusan nach Haitscheng sestgeslellt. daß etwa 27 Bataillone des Gegners sich beim Torfe Wandsiapudfa vereinigt hotten. — Am 27. Juni unternahmen die Japaner in einer Stärke von nicht weniger als einer Division Infanterie mit drei Feld- battericn frühmorgens einen Angriss gegen die Front unserer Stellung auf dem Tal inpaß und unter Um gehung des rechten Flügels derselben. Ter Kamps dauerte bis 7^ Uhr 40 Minuten morgens. Nachdem unsere Abteilung die Streitmächte des Gegners festgestellt und die Umgebüngs- bcwegung bemerkt hatte, zog sie sich langsam vom Talinpoß zurück. Der Gegner stellte seinen Angriff ein. Unsere Ver luste sind noch nicht festgestellt, belaufen sich ober aus ungefähr 200 Mann. Am 26. Juni setzte der Gegner den Vormarsch auf den Fenschuilin- und den Modulin- (Motten-! Paß von der Front aus und mit Umgehung der Flügel unserer Stellungen fort. Gegen den Modulinpaß rückten mindestens acht Bataillone mit zehn Geschützen vor. Um 4 Uhr nachmittags besetzte der Feind auf der großen nach Liaujang führenden Straße den Koudialinvaß. Seit dem 25. Juni haben die Japaner auch aus ihrem rechten Flügel den Vormarsch begonnen und am 20. Juni besetzten sie morgens Saimatsi. Eine etwa drei Kompagnien und eine Eskadron starke javanische Abteilung, die aus Saimatsi vorrückte. bedrängte anfangs unsere Wachsotnicn, wurde dann aber zurück geworfen. Aus Tokio wird amtlich über die Besetzung von Fensch uiling gemeldet: Die Takuschon-Armce begann, in drei Kolonnen geteilt, am 26. Juni das Vorgehen zum Zwecke der Besetzung von Fenl'chuiling, wo die Russen eine Art dauernder Befestigungen mit Forts, Verschanziingen. Drahthindernissen und Verhauen errichtet hotten. Die Russen leisteten harinäckigcn Widerstand, doch gelang es unseren Abteilungen nach heftigen Kämpfen, den Feind zu umzingeln, und schließlich wurde Fcn- schuiling am 27. Juni von ihnen genommen. Auf der Landstraße wurden 90 gefallene Russen gefunden; über die weiteren Verluste !dcr Russen ist noch nichts feststellbar. Sechs russische Offiziere und 82 Mann wurden zu Gefangenen gemacht. Der Gcsamtvcrlust auf japanischer Seite wird auf 170 Mann geschätzt. Das russische Wladiwostok-Geschwader hat nach seinem Angriss aus Gensan unbehelligt seine Fahrt tortgesetzt. Das sapanitche Geschwader, das in nördlicher Richtung ausgelaufen war, um das Wladiwostok-Geschwader zu verfolgen, kehrte, wie aus Tokio berichtet wird, zurück, da cs dieses nicht getroffen hatte. Aus Gensan wird iapanischcrscits berichtet, daß aui Donnerstag in der Frühe sechs russische Torpedoboote in den -Hasen einsuhren, etwa 200 Schüsse aus die japanische Nieder lassung abgabcn, einen Dampfer und ein Segelschiff in den Grund bohrten, sich dann wieder drei außerhalb ocs Hafens liegenden Schissen anschlosscn und verschwanden. Zwei Koreaner und zwei Soldaten sind leicht verwundet. Der an Gebäuden eingerichtete Schaden ist unerheblich. — Roch einer weiteren Meldung aus s Söul besiehe dos vor Gensan erschienene Wlodiwosiok-Gcichw.ader j aus drei Kreuzern und zehn Torpedobooten bezm. Torpcdoboots- j Zerstörern und feuerte 180 Schüsse auf die lapanischc Nieder- - lossung ab. Weiler wstd gemeldet: Petersburg. Wie der „Rufs. Telegr.-Agentur" aus Liou- jong von gestern gemeidel wird, haben die vereinigten Armeen der Generale Oku und Kuroki, die die russischen Abteilungen bei Haitscheng umgehen um ihre Verbindungen mit der Hauptmacht der Mandschurei-Armee obzuichueiden und den strategisch wichtigen Dalinpoß zu besetzen, an der Bahnlinie nur eine kleine Schuhabteilung zurnckgclasscn. Die Hauptmachr der Japaner rückte gegen den Dalinpaß vor. Ein energischer Angriff der russischen Vorhut und das erfolgreiche Eingreifen des Generals Mischtichenko hat nach den letzten Meldungen die Japaner zum Rückzuac gezwungen. In der Südmandschnrci hat die Regen zeit begonnen, die jeden Verkehr unmöglich macht. Die Zu fuhr von Lebensmitteln und Kriegsvorröt'en hört auf. Tie Ja paner, die beionders ihre Belagerungsgeschütze nickst befördern können, lausen somit Gefahr, in eine sehr kritische Lage zu ! geraten. i Petersburg. Tic „Russische Telegraphcnagcntnr" läßt sich aus Liausang vom 30. Juni melden: Ein Bote der Mandschurci- 'ormec berichtet, daß die Japaner, welchen cs sogar an Scheide- ! münzen in genügender Menge fehle, Zahlungen an die chinc sischc und koreanische Bevölkerung entweder in japanischen Papier- ! acld leisten, woraus gedruckt ist, daß der Vorzeiger später die Barzahlung aus der russischen Kriegskontrivution erhalten werde, oder mit in Japan gut hergeslcllten falschen russischen Krcdit- billets. Alexeiess Hot bcsöblen, daß eine Proklamation zu er lassen sei, worin die chinesische Bevölkerung vor solchen Kredit- billels gewarnt wird. Petersburg. Der ,.Russ. Telegr.-Ayenttir" wird aus Mulden vom:W v. M. aemeldet, daß die Zeitn 11 asmel düngen über eine Seeschlacht bei Port Arthur nnd über große Verluste der Russen, darunter Kontreadmiral NchtomSki und 700 Mann, völlig unbegründet seien. Das russische Ge schwader lei ohne jeglichen Verlust in den Hafen zurückgekehit. auch die Schisse hätte» nicht gelitten. In dem Nachtaeiccht der Torpedoboote hätten zwei russische Torpedoboote unbedeutende Beschädigungen über der Wasserlinie erkalten. Anscheinend seien zwei feindliche Torpedoboote in den Grund gebohrt. Petersburg. Tic „Ruit. Telegr.-Agcntur" meldet aus Mukden von gestern: Nack den vorliegenden Meldungen näherte sich die japanische Flotte am Morgen deS 26. Juni Hsipu-Pin-Tau und beschoß die Gegend nördlich von der Bucht «beim Nitsclosbcrg. Sodann griffen die Japaner mit den an Land gesetzten starken Strcitkrästcn die anliegenden Häfen an, , die unsere Iägerkommondos besetzt hatten. Drei Attacken der ' Japaner wurden mit großen Verlusten zurnckgeschlagen. Sodann zogen sich die rnssiichen Trnppcnabteilungcn in die HauptstcUiing bei dem Gninsanbergc zurück. Ter Gegner verstärkte seine Vor hut nnd setzte den Vormarsch fort. Nach mehreren erfolglosen Angriien ans den Gninianbcrg diriaicrtc der Gegner eine starke Kolonne ans die ans Dalny nach Port Arthur führende mittlere Straße, um unseren linken Flügel zu umgehen. Unsere Ab- jteilungen mußten sich infolgedessen zurückzieh cn. Wir ver j lorcn 7 Offiziere und gegen 200 Nntermilitärs. Tie Verluste ' der Japaner waren erheblich größer, da während des Kampfes die feindlichen Truppen aut eine Mine gerieten, die rechtzeitig zur Explosion gebracht wurde. Neueste Drahtineldungen vom i. Juli. Urteil im Pommernbankprozeß. Berlin, l. Juli. Nach zweimonatiger Dauer wurden heute jdic Angeklagten Schultz und Romcick wegen zwei Fällen der Untreue nnd drei Fällen der Bilanzverschleierung, Schultz zu 31h Jahren Gefängnis und 30000 Mark Geldstrafe, Romeick zu'3 Jahren Gefängnis und 6000 Mark Geldstrafe verurteilt. Beiden Angeklagten wurden je 2 Jahre Gefängnis aus die Unter suchungshaft ongercchnet. Bon der Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte wurde Abstand genommen. Der Antrag des Staats anwalts aus Wiedcrocrboftiing der beiden Angeklagten wurde ab- ! gelehnt. Stadtbaurat Bohl wurde von der Anklage der Beihilsc zur Untreue sreigesprochcn. Berlin. In der Begründung des Urteils des Pommer «» dankprozesscs führte der Vorsitzende betreffs des allgemeinen Teils der Anklage aus: Was die Angeklagten gesündigt haben, sündigten sie an sogenannten unbebauten Terrains. Bezüglich der durch den Zusammenbruch der Bank entstandenen Verluste spielen die Tränen und Spargroschen des armen Mannes keines wegs die Rolle, die die Zeitungen ihnen andichteten. Verloren haben zumeist die Aktionäre, also wohlhabende Leute, die aus sehr große Dividende rechneten. Bezüglich des Anklage- Punktes, daß die Angeklagten durch Entstellung fingierter Gewinne in die Bilanzen künstlich den Reingewinn erhöhten, ist das Gericht überzeugt, daß die Angeklagten dauernd den Stoins der Bank, die Bilanz, bewußt fälschten. Bei dem Abschnitt indirekte Untreue hält das Gericht die Schuld für nicht erwiesen. In dielen Abschnitt fällt der Fall Mirbach. Bei Bemessung des Strafmaßes sprechen für die Strafminderung folgende Punkte: Tie Angeklagten gingen nicht daraus aus. die Bank zu ruinieren; sie haben lediglich, als sie sich s nicht anders mehr zu Helsen tvußten, zu ver- wcrslickieu strafbaren .Handlungen gegriffen. Hätten sie lediglich an die Ausplünderung der Bank gedacht, so hätten sie ganz andere Mittel anwcnden können. DeA»akb sei die Aberkennung der bürgerlichen, Ehrenrechte ausgeschlossen. Er schwerend muß ins Gewicht fallen, daß die Angeklagten durch übermäßige Tcrroinbcleihungen den Bestand der Pommernbank in waghalsiger, gemeingefährlicher Weite gefährdet haben. . Kiel, Der K aiscr und die Kaiseri 11 begaben sich heute morgen mit dem Verkehrsboot zum Start der großen Jachten für die Wettfahrt noch Travemünde, der um 8 Uhr bei Kitze- borg vor sich ymg. Um 10 Uhr 10 Min. reiste die die Kaiserin mit einem Sonderzuge zu einem Besuch der Gräfin Scheel- Plessen noch Sierhagen. > < London. Die Jacht „Victoria and Albert" mit dem König au Bord ist, aus ttiel kommend, in Port Victoria eingetroffen. Leipzig. Der Landesverratsprozeß, der am 6. Juli vor dem vereinigten 2. und 3. Strafsenat des Reichs gerichts siattfindet. richtet sich gegen den Schlossergcscllen Julius Dawot aus Ueckiugen, Kreis Diedenhofen, zuletzt wohnhaft in Sablon. Angcklagt ist er des Verrats militärischer Geheimnisse. Verteidiger ist Rechtsanwalt Jnnck von hier. Am 7. Juli wird derselbe Gerichtshof über die Unbrauchbarmachung eines poli tischen Buches über den 40. Jahrestag des Januar-Aufstandes zu entscheiden haben. Die Verhandlung an diesem Tage findet unter Ausschluß der Oeffcntlichkcit statt. Kunst und Wissenschaft. 4* Rcfideuzthcater. Ein übermütiger Schwank von Pierre Veber. der sich „Lutti" nennt, bat gestern abend in dem Komödienhausc auf der Ctrcusmaße mit außerordentlichem Heiter- keltsersolge seine Erstaufführung erlebt, nachdem er bereits an zahlreichen anderen Bühnen des In- und Auslandes das gleiche Glück gestruden. Mit der Konstatierung dleier Tatsache sollte man sich eigentlich begnügen: mehr von dem Vierakter sagen zu müssen, heißt ihm zu nahe treten. Plan müßte denn seststellcn, daß er furchtbar komisch, furchtbar unterhaltend und furchtbar — unan ständig ist. obgleich auch in dem französischen Original, das hier in einem stark ack »min» ckolpkini revidierten Regiebuche erscheint, 'elbstverständlich — bei Leibe nicht! — alüolut nichts .direkt An stößiges" auf offener Szene passiert. Das punctum salious liegt ganz wo anders: in den Voraussetzungen, auf denen das Ganze sich ausbaut: sie sind, um das abgegriffene Wort einmal am rechten Platze zu brauchen, ebenso unmoralsich, wie unwahrschein lich. daß man wirklich nur wünschen kann, eS möchten derartige Stücke nicht in der „kompakten Majorität" aus irgend einem Repertoir erscheinen. Freilich, geschickt gemacht ist die Sache, so geschickt, daß inan über den leichten Fluß der amüsanten Einfälle, der komischen Szenen das Unmögliche der Lebensanschanungen dergißt. aus denen heraus diese .Lutti" geboren ist. Der Kern der Fabel, die den Stoff zu dem Vierakter gegeben hat, ist die Veber-Tbeorie von dem Doppelleben der menschlichen Lebewesen: sie haben alle ein .zweites Gesicht", d. h. — inS Französische der linksrheinischen Schwankautoren überseht — sie sind den einen Test d«S Jahres furchtbar moralisch und den anderen Teil der gleichen Spanne Zeit furchtbar unmoralisch. Auf neutralem Ge biete. in Paris, treffen sich die verschiedenen Faktoren, die die dramatische Kugel des Schwankes inS Rollen zu bringen haben; natürlich wissen sie nichts von einander, nicht einmal ihre richtigen Namen, so daß nach einem sehr geschickt exponierenden ersten Akte der Autor reichlich Gelegenheit hat. das tollste Quodlibet, das man sich denken kann, zum .Gaudi" der staunenden Mitwelt vor unseren Augen zu arrangieren. Im Mittelpunkte dieses tollen Durcheinanders steht die besagte Lutti. rin reizendes Dämchen, das an der Bar des verruchten EasoS Maxime ebenso heimisch ist, wie in der guten Stube der ehrsamen Frau des EchanguetteS und jenes wunderliche Dopveldasein führt, das der Verfasser als selbstverständlich hinzustellen sucht Die von wirklicher Komik erfüllten gewagten Situationen, die Veber der dramanichen Verwertung seines Scknvankthemas abzugeminnen weiß, auch nur in umschrei benden Worten anzudeuten, ist nicht Sache der künsllerisckieu oder gar literariscken Kritik, vor der das Weck natürlich nicht bestehen kann. Das Publikum nahm die Sache völlig wie ste^lag. d. h.. es amüsierte sich prächtig, kam während ganzer Szenen ans dem Lachen nicht heraus und klatschte nach Herzenslust Beifall. Die Ausführung nahm sich mit großer Sorgfalt des Bierakters an und bestach von vornherein durch das ungeniein temperament volle, sichere Znsammenspiel der Hauptdarsteller. Namenilich Herr Schröder, der die außerordentlich dankbare Alerander-Rolle deS Schwerenöters Dupont ebenso eleaant wie wirksam repräsentierte, erwarb sich hierdurch ein gar nicht hoch genug einznschätzendes Verdienst um das Gelingen und de» Erfolg der Vorstellung, wenn er auch bisweilen gar viel „alexanderte". was übrigens Herr Direktor Witt noch bester kann, und seine Pointen gar zu offen sichtlich vorbereitete Alles in allem bot der Künstler jedenfalls eine vortreffliche Leistling, die uns immer wieder von ihm in dem Fache der iuaendlrchen Bonvivants mehr erhoffen läßt, als in dem der eigentlichen Liebhaber. Neben ihm Ist Frl. Elsinger zn nennen, die mit der sehr geschmackvollen und chcken Repräsentation der Lutti das Beste bot, was man bisher von der H-rstelleiin hier gesehen hat, mochte sie auch das undefinierbare Etwas der Figur noch nicht völlig restlos ausschöpfen. Alle übrigen Rollen des Stückes können sich mit diesen beiden Partien weder gnalitativ noch quantitativ messen. Doch trug ihre glückliche und geschickte Darstellung nicht wenig zur Belebung der ganzen Anffübriing bei. Mit belonderer Anerkennung ist hier der Herren Friese (Francolin), Baher (Castillon». Braunstein (Daburon) und Olbrich <Bm>. der Damen Münchheim, die vorzüglich als Frau des Echaugueltes aussah. Kuhn (Rcnee). Bohlmann (Frau Marcaison) und Kronthal (Frau Ebevrel) zu gedenken, die alle an ihiem Teile bestrebt waren, Pierre Veber einen der bekannten .obligaten Siege aus allen Limen" zu erspielen, was ihnen auch mit leichter Mühe und auss Beste gelang. IV. 7* Aouzert. Der Freiwillige Kirchcnchor der Martin Lnther-GemeinLe bot mit seinem im Linckeschen Bade ab- gehaltcuen Sommerkonzcrt schon durch die Wahl der Gesänge eine gleich aparte wie interessante Aufführung von gemischten Chören. Diese Distinktion des Geschmacks beherrschte das Programm in allen Teilen und brachte zunächst Mendelssohn zur vollen Geltung mit einer Anzahl von chorischen Gesängen, die man, nur selten oder gor nicht zu hören Gelegenheit hat. Zu diesen zählten: ..Frühlingscchnung" „Die Primel", „Frnhlingsscier", „Nachtigall" uno „Lerchengesang", allerdings nur kleine, schnell nnd flüchtig verklingende Tonbilder, die aber sehr charakteristisch Mendelssohns innige, liebenswiivdiae Persönlichkeit zum lebendigen Ausdruck bringen. Dazu lang der Chor das allgemein bekannte „Mai- lied" und „Abschied 00m Walde" („O Täler weit, 0 Höhen"!. Man sagt dem vortrefflichen Kantor der Marlin Luther-Kirche, Herrn Römhild, nnd seinen fleißigen, intelligenten Sängern und Sängerinnen nichts Neues, wenn man ihnen die seit langem be hauptete snhrende Stellung unter Dresdens gemischten Chören nachriihmt. die in erster Linie durch die hervorragenden künst lerische» Qualitäten Römhilds nnd durch Festhalten an rein künst lerischen Prinzivien erreicht worden ist. Von dieser Sonder stellung des Chores, der, wie er es oit bewiesen, großen künst- lerstchcn Ausgaben vollkommen gerecht zu werden in der Lage ist. gaben die gestrige» Vorträge wieder treffliche Beweise. Tos fest nnd sicher gefügte Ensemble hielt sich tadellos in der Reinheit der Intonation, rhhthmisierie mit »einem Geschmack und lies in der Feinheit der Auffassung, sowie in der korrekten Aussprache der Texte kaum eine Aussetzung zn. Die meisten der Gesänge wurden sogar mit so ansgesuchter Delikatesse der Empfindung vorgctraacn, daß mau bedauerte, sic nicht in einem akustisch gün stigeren Raume zn hören, als dies ein großer Garten mit lebendigem Restaurationsbclricbe sein kann. Zn den schönsten und genußreichsten Darbietungen des Abends zählten ferner die Rob. Schumannschen Kompositionen: das reizvolle, von Flöte und Horn begleitete „Schifflein" und „Mich zieht es nach dem Dörf- chen hin", die in der herrlichen Sommernacht zart und duftig wie Jdhllcn erklangen; die „Romanze vom Gänsebuben" und ein stimmungsvoller, poetisch schön empsuiwener Chor „Trost" von Uso Seifert. Gleich interessant mM eigenartig in der Zn- sammenstellung war der dritte Konzertteil mit altklassischen und volkstümlichen Gelängen von Haslcr („Mein G'müt ist mi ver wirret"!, Isaak (..Innsbruck, ich muß dich lassen"!, Donati („Vilanclla"!, schlesischen, hainburgijchen und Tiroler Volksliedern
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