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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 30.09.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040930026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904093002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904093002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-09
- Tag1904-09-30
- Monat1904-09
- Jahr1904
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Diese» Blatt wird den Lesern von Dresden und UmgebulH am Tage vorher bereit» al» verugrgebUhl: «itrlErlXblitr »«»»'» d-i ISoltcb inx>,nali,er ckuIiaaunL dur» unter- Voten ,«»«>>»« und »» » »« an Sonn und Montaaen nur einmal» »Ml »oVk, dur»audwürtta-jkom- «Usionitr. , Ml de«. » MI. ,0 Lt. Bei emmaliaer tzuliellun, durch di« L°kl»Mt. <obneBkl!ell,eU». >m«ut- land mit enlivrechende« Aut»la,e. Nachdruck aller ilrtikel u. Original- MtNeiluuoen nur mit deutlicher Ouellenauaadei.Dreod Nackir.') «Llft«. Stachttilauche Lonorar- aulvrüche bleiben unbcruckichtiat: Mi verlangte Manutknvle werden nicht autdewabrt. Lelegramm-Ldrelle: »»chutchte« E>r«»den. Verlag von Kiepfcij L Reicliardt. /snnelgen-canf. Nnnadme von Ankündigungen ins uachmiliagd s Ubr San» und tinertagd nur Marieiitlrabc s» von II dli» V.lUbr Die Itvlillise Grund, »eile ica. « Silben» 20 Plg. An kiindigungen aus dcrPnualieilesteile L, Lig : die Livaltige steile aul Leu ieiic Lv Ltg. als Lingeiandt diene eo P»g An Nummern nag, Sonn- und aeiertagc» livalngc Ärund-eiic 3» Lig, aut Lrivattcilc « L,g, Lwaliige steile aut Tcrtteilc und alt vingeiaudtsoPsg. SiuswarttgeAll'- Nage nur gegen Lorauavk»adiung Beicadlglier werden mit lü Lig. berechn«. sternlvrechgnichluk: Amt I Nr U und Sir rv»L 8sce ii-Aliröge § i Pil!ii1vl8 5 »sveloclk8 X »ai k I.ax« i Pelerinen ^ Wk8le> »n«8 In n ü ill8?Ü88tei- ^0^81^1 l.ivi'e e-äm 1s11> > LWL ir tS-«».»-»-«. k-tttl«!,- Rr. S 2E»cste Trahlbeiichlc. Hosnacknichten. „Die denttchen S'ätste", Geiellichast kur Litleiatnr >i»d Kunst, ! Tl>IljjlI. Gcitchlsveihandlnnge». Sängers«!»! des Lemetgcsa»gveieiiiS. Berllncl Leven Frcitall, Leptember Neueste Drahtmeldungen vo n 29 Lepte nbcr Zum Herero-Aufstand. Berlin. Aus S ü d >o e s> a s r i ka ivird geincldet: Der Reiter Herinonn Hinz, früher im Anillerie-Reglment Nr. 46, Mutter Auguste Hu^ in Neuinüniter lKreis Schleswig). ist am M. September in ^kuwarumende am Typhus geslvrven. Im Gefecht am Sjambogberge am 30. August wurde verwundet Rester Georg Fischer-Berlin, früher im 162. Jnsanlerictzlkegi- ment; gefallen ist Reiter Tcrdinaiid Schulz auS Erefcld, srüher »in 69. Regiment. Der russisch-javanische Krieg. , Paris. Dem „Petit Journal" wird berichten Das Marine- mlmsterium in Paris Hai von dem sranzöstschen Marincaliachö bei der Gesandlschasi in Tokio eine» Brief erhallen, wonach der Marlneattaän'», Kapilünlenlnant de Envervillc, in Port Arthur in einer Ambulanz krank darniederliegc Paris. Aus Tjchisu wird telegraphierst cS heiße dort. auS Port Arthur entkommene Rn i j c n Hütten sich nach den Tschisn benachbarten Inseln gcslüchtcl. Mehrere japa- nilche Kreuzer überivachen den Hascneingang von Tichifu. London. „Daily Erpreß" meldet aus Tokio von gestern, dort mache sich eine gewisse Ungeduld über die Dauer der Belagerung von Port Arthur bemerkbar. Eine Teilung bemerkt bezüglich des Generals Nogi: „Wir möchten dein General E sMrses Schwert sende», das in unsere»! Bureau hangt." 'Las Blatt will damit aiidenten, daß der General sich das Leben nehmen müsse. Andere Zeitungen, die bereits triumphierend den Fall der Testung ongeffindigt hasten, schweigen seist. Alan spricht jetzt offen die Befürchtung anS, daß die Testung sich noch zwei bis drei Monate werde Hallen könne». General Nogi erhielt in den letzten Wochen 'Verstärkungen von 10 000 bis 12 000 Mann Infanterie »nd neue Belagerungsgeschütze. Tic ganze Umgebung Port Arthurs soll mit rustischen Minen, die ge waltigen Schaden anrichlen, wie beiäct sein. Beide Parteien seien durch die Dauer des Kampfes erschöpfst Land a n. Dem „Standard" wird aus Tokio gemeldet: Tie javanisch« Presse weist ausnahmslos den Gedanken eines T r i e densschlus s cS unter den augenblicklichen Vcrltältnissen zurück und verlangt die Wetterführung dcS Krieges. In einem Äott wird auSgesükrl, daß der Barieil des englisch-japanstchen Bündnisses es cmpsehlenswcrt crscycinen laste, dieses Bündnis bei seiner Erneuerung auch ans Gebiete außerhalb Chinas und Koreas ouszudchnem Japans Interessensphäre müsse »ach dem Triedensschiutz in Ostasien erweitert werden. Als Gegen- leissting könne England auf die Hilfe Japans rechnen, falls seine Interessen in Persien und Indien durch Rußland bedroht werden sollten — „Daily Telegraph" meldet anS Tschisn: Tie Japaner stnd bis 1600 Meter an den Rennplatz von Port A r l hu r vorgedrungen. Die von den Japanern genommenen Torts sind die Torts 4, 5 und «>. In Tschstn cinqelrosscnc Ebinescn bestätigen, daß der von den auS Takuschan vorgerückten Japanern unternommene Angriff nnler großen durch Minen herooracrufenen Verlusten sür die Japaner abgeschlagen wurde. Es ist fraglich, ob die Japaner alle eroberten Stellungen werden Hallen können, da dieselben >m Schußbereich der großen russi schen TorlS liegen. Dem „Daily Telegraph" wird auS Tschstn telegraphiert: Ans Port Arthur anSgcsahrene russische Torpedo- boote haben mehrere japanische Dschunken, die »ach Talny nnlerwegs waren, a l> g e s a n g e n. Tic großen russt- scheu Schisse verlassen auch gelegenst ich den Hasen, aber niemals mehr, als drei zu gleicher Zeit. - Einer Meldung der „Morning- post" ans Schg»gl>ai zufolge wird der Angriff ans Porti A r Ih » rsortge s e tz I. In der Nacht vom 26. ds. war der selbe besonders heftig. Barcelona. Das hier vor Anker liegende russisches Hospitals ch i s s „Orel" ist vollständig mit Wasser und Koh- len versehen und bereit, auf die erste Nachricht von der russischen Regierung hin in See zu gehen. Franksnrk a. M. Die „Tranks. Ztg." vcrössenilicht ein Interview mit dem Reichskanzler, in dem cs heißt: Tie Znsamme»k»iisl mit de»: Ministerpräsidenten Giolilti habe »»nächst persönlichen Beziehungen gegolten. Eine vorherige An- - kändigung sei vermieden worden, »m nicht voreiligen Kombina-! lioncn Tür und Tor zu öffnen. Eins könne gesagt werden: der! Bestich sei gleichzeitig cm Zeichen unserer unverändert guten» Beziehungen zu Italien. Ter Reichskanzler weist cs zurück, daß mil der Reise Giolillis die Absicht einer Intervention nn russtsch- japanstchen Kriege iw Zuiammenhang gebracht werde. Eine j Jnicrvention könne nicht cmgetzolen werden, da keiner der Krieg-! führenden die Vermittlung wünsche. Tie Regierung nehme denSlond-» Punkt der französischen ein, die kürzlich offiziös entschieden eine! Intervention zurückgewiejen habe. Der Krieg könne noch lange s --- dauern: es gäbe aber kein Mittel, seine Tortdauer zu Verbindern. ^ Bezüglich der Handelsverträge äußerte Graf Bülow, im ^ wesentlichsten dürften diese Lcmdwirtjchasi freundliche werden. Es sei allerdings schwierig, mit einem hohen AgrarwU gute Handels verträge zu bekommen, immerhin sei aus den Abschluß befriedigen- der Berlräge zu rechnen. Die Zusammenkunft mit dem Ministerpräsidenten Sturdza habe dem rumänüch-deutschen Handelsverträge gegolten, der befriedigend sür beide Teile aus- fallen werde. Kiel. Etlva 200 Mitglieder des Dresdner Lchrer- gesangvereinS sind heute morgen mittelst Sondcrzugs von Hamburg hier cingetrossen. Tie Gäste nahmen heule vormittag eine Besichtigung der Werst und verschiedener Kriegsschiffe vor. Nachmittags werden sie den Kaiser Wilbelmskanal von Holtenau aus besuchen. Die Rückkehr nach Hamburg erfolgt heute abend II Ubr. Bremen. Die Bürgerschaft bewilligte .0 693 000 Mk. sür Schuppen- und Maschinei.anlagen des neuen TreihascnS. Hagen. Gestern abend 0 Uhr ist im Bahnhofe Haspe die Lokomotive des Schnellzugs Nr. 30 Berlin—lsiöln infolge Fedcr- spißciibruchS mit der Vorderachse entgleist. Personen sind nicht verletzt. Nach 1' ästündigem Aufenthalt konnte der Zug die Fahrt forlsetzcn. Recklinghausen. Ans Schacht 5 der Zeche „General Blnincnthal" stürzte aestern abend infolge Durchbruchs des Schachtholzes eine Maurerbühnc mit 10 daraus befindlichen Perioncn über 1»> Nieter in die Tiefe Acht Arbeiter wurden gelotet, zwei schwer verletzt. Alle sind Familienväter. Dir schau Seit einigen Tagen herrichl hier in der Neu stadl, dem nördlich vom Bahnhöfe gelegenen Stadllest, eine T v P h u S e p > d e m i e unter den in fiskalischen Gevanden wohnenden Eisenbahnbediensteten. ES sind bisher 2- Ertranknnge:' und ei» Todesfall zu verzeichnen In den leisten 2l Stund ist kein neuer Erkrankungestill gcmeioel. Seitens der Poüze, behörde» und der E »enbahnbelriebSiistpeklion sind niniangreich' Maßnahmen getrosten worden, »m eine Weiterveroreioing der Epidemie zu verhindern. Ter Tielengrabeii ist als verseucht erklärt morden. Stuttgart. Heute vormittag wurde hier die 8. Per- cstligung deutscher Handels- u n d Ge >verbeka m m e r- Sekretäre unter dem Vorsitz des Tr. Soeiheer-Berlin ec vistiei. Geh. Kommerzienrai Wicdemann begrüßte die zahlreich Erschienenen im 'Namen der Stuttgarter Handelskammer, RegiernngSrat KrnSk übcrbrachte Grüße des Vorstands der Königl. Zentralstelle sür Gewerbe und Handel. Wien. Ter König von Rumänien ist, mit dein Prinzen Karl, dem Sohne des rnmäniichcn Thronfolgers, zu kurzem Anscnihalt heute trüb hier eingelroücn. Paris. Ter sozialistische Deputierte Briand, der Berich'- erstallcr der Tcputicricnkammer sür den Gejetzcntwurs über dm T r e n n n u g d e r K i r che vom Staat, äußcrie. nach Durch sührung dieses Gesetzes werde ein großer Teil des Kulinsbndgets zur Grundslcuerenstasttina für kleinere und mittlere Landwirte verwendet werden können, die bisber die eifrigste» Anhänger der Kirche gewesen seien. Ans Rom wird berichtet, der Papst werde den ebcmaligcn Bischöfen von Dijon und Laoal keinerlei neue Bischoistitel verleihen. Es sei dies als eine TiSziplinarstra'c anzulchen. Petersburg. Die Gehilfen des Ministers des Innern, inowjcw und Stischinski. sind m den Reichs rat berufen worden. — Nach einer amtlichen Meldung sind in Saraiow vom 17. bis 27. September 0 Personen an der Eho! era erkrankt, wovon 3 gestorben sind. In Baku nahm die Cholera in der vorigen Woche seit dem Austrcicn derselben zu. Es sind 66 Per sonen gestorben. London. Ter „Daily Telegraph" berichtet, daß an Bord des in der Tyne-Mündung eingetroisenen englischen Dampfers „BishopSgotc" ein Tall von Beulen Pest vorqekommen sei Der Dampfer sei kürzlich in Hamburg, west bei seiner Anknmst von La Plata tote Ratten aus ihm vorgesundcn wurden, ous- aeränchcrt worden. Ein dort an Bord aegangener deutscher Bootsmammiaat sei jetzt in Jarrow als Pestkranker ausgeschini worden. Oertliches »nd Sächsisches. Dresden. 29, Sevtembcr, —* Das Befinden Sr. Majestät des Königs ist heute wesentlich besser. Tie Nahrungsaufnahme war gestern und heute früh reichlicher. In der vergangenen Nacht bat der König fünf Stunden ununterbrochen geschlafen, wodurch das' Allgemein- beiindcn erheblich gehoben erscheint. Die aui'getrctcncn Atmungs- beschwcrden waren nur geringer "Natur. Tie auswärts ver breitete Meldung, daß sämtliche in Dresden anwesende Mit glieder der königlichen Tamilie in Pillnitz versammelt seien, ist vollständig unbegründet. Ständig anwesend ist nur die Prin zessin Mathilde. Ter Kronprinz und Prinz Johann Georg waren Kunst und Wissenschaft. Mitteilung aus dem Bureau der Königlichen Hof- thcater. Im Lpernhansc geht Sonntag, den 2. Oktober, die sünfaktige Oper „Manon" von Massenct in Szene. Tie Besetzung der Hanplpariien ist die folgende: Manon: Inan Wedckino: Chevalier des Grienx: Herr Bu-»rian: Gras des Grieux: Herr Perron: von Brctigny: Herr Höpsl: Gnttlot Mor- sontaine: Herr Rüdiger: Pgnssclte: TA. Schenker: Javolle: Trl. von der Osten: Rosette: Trl. Schäfer: Lcscaul: Herr Kicß, Wirt: Herr Nebuschka: Spieler: Herr Erl. Die Sängerfahrt des Dresdner Lehrerqcsaltqvereins. Ii Hamburg, 26. September. Der »»bestrittene Erfolg des Berliner KonzcrlabctidS und die herzliche Gastfrei!ndschast der Berliner AnttSgcnossen hatte alsbald die letzten Spuren von der anfangs bcuierkltchcn StimmungSbesangenheti verwischt. Tic Gefühle banger Erwar- tung, wie man in Berlin ausgenommen und beurteil! werden würde, »raren einer gewissen Siegessrendigkeil gewichen, die insbesondere durch den von den Berliner SangeSbrüdern mit liebenswürdigster Wrlorge vorbereiteten Kommers iMonlag abend) kräftig genährt wurde. Tie in der srölilichcr Zechcrrnndc alsbald sich verbreitende Kunde, daß auch der vreußische Kultus minister Exzellenz Tr. o. Stndt, dem Kouzcrtabeno beiycwohnl und sich in höchst anerkennenden Worten über die Leistungen der Dresdner Sänger ausgesprochen habe, trug ebenfalls das ibrige- zum 'Steigen deS SlimmungSbaromclers bei. Der Dienstag Morgen, der überdies »ach dcni in seiner zweiten Hülste gründ lich verregneten Vorlage das wonnigste Herbstwetler brachte, sich daher lauter sonnig-srohe Sängergesichler, die nur vereinzelt von den nicht zu verleugnende» Anzeichen eines gelinden Katers beichgttet wurden. Der Vormittag galt einer Reihe von Be- sichtlgtingen unter der liebenswürdige» Tührung von Berliner Lehrer». Der Tiergarten mit seinen zahllosen Dciikmälcrn, daS RcichstagKgebände, das Zeughaus, der Zoologische Garten, der Kreuzberg, die Hoch- und Unicrgnndbahn, das Aquarium und das Panoptikum bildeten die Hauptziele der Wanderer. Nach mittags HHZ Uhr fand sich die des Morgens in alle Winde zer streute Sangerschar wieder zu einem gemeinsamen Mittagsmahle ,m „Prälaten" sAlexandcrpIatzl zusammen, wo offiziell und pri vatim manch herzliches Äbschievswort zwischen den Berlinern und ihren Dresdner Gästen ausgetanscht wurde. Tenn schon hieß cs scheiden von des Reiches Hauptstadt: per Stadtbahn gjng's nach dem Lehrter Bahnhof und oo» da <1 Uhr 20 Min.) unter harmonischen Abschiedsklängen der Absahrcnden und der ZurückÄeibendcn nach Hamburg. Die etwas langausgedehitte Fahrt — der Sonderzug hatte cs trotz nur einmaligen Haltens lm Wittenberge) doch so ziemlich auf die „Geschwindigkeit" eines gewöhnlichen Bummelzuges gebracht — verlief höchst animiert, und noch animierter wurde die Stimmung nach der abendlichen Ankunft aus dem Hamburger Tamuttorbahnhosc, wo die Ham burger Lchrersängcr nicht mir für eine Begrüßung am Bahnsteig, sondern auch — im benachbarten Tammlor-Pavillon — sür einen irischen WillkommenSirank gesorgt hatten Eine mit künst lerischen Gaben i Dichtungen und prächtigen Zeichnungen) ent zückend ansgestattete Tcstschrist, die, von Hamburger Lehrern entworfen und getlittel. einem jeden Dresdner ous- gchändigt wurde, erweckte begreiflicherweise lauten Jubel. Aus warmem Herze» quollen die Wone gegenseitiger Begrüßung; waren sich doch die Hamburger und die Dresdner Sänger keine Trcmdcn mehr, da der .Hamburger Lehrergesangvercsti vor drei Jahren bei dem Dresdner Bruocrvcrcm zu Gaste war. Die offiziellen Begrüßungsreden — namenS der Hamburger sprachen die Herren Lehrer Peters und Scheel. namenS der Dresdner Herr Tirektor Geißler — waren kaum verklungen, als auch sofort die Wogen der Begeisterung inrmhocb gingen: alte Treund- schaslen wurden aniqcfrischt, neue geschlossen. auS allen Ecken erklangen harmonische HochS, ein lustiger Camus folgte dem anderen, sodaß eine Stunde spälcr selbst aus dem Munde der gastlichen Hamburger die ernste Mahnung an die Dresdner er gehe» mußte, die Kehlen zu schonen für die am folgenden Tage z» lötenden ernsten künstlerischen Aufgaben. Treilich verhallte dies wohlgemeinte Mahnwori bei vielen der Versammelten un- gchört und unbcfolgi. Sängcrkchlcn sind nun einmal durstige Keblcn, und Sängcrblut ist lustig Blut. Am nächsten Morgen iMittwockst war trotzdem beizeiten Leben. Vom gemeinsamen Treffpunkte lTammtor-Pavilloist ans begaben sich die Sänger — bereitwilligst geführt von Hamburger Lehren», die sich gleich den Berliner Kollegen, erst unter Schwierigkeiten dicnstsrei hatten machen müssen, da die Hamburger Tcricn mir den Dresdner nicht zusammenfallen — in vier Lektionen teils nach dem Ham burger Treihascn, teils nach dem Zoologischen Garten, teils nach dem Ralhausc, teils »ach dem Alstcrbaisin zu einer Prvmcnadcn- sahrt aus der Alster, »m dann zu Mittag wieder znsanimcii- zntresfen zu einer Probe fürs abendliche Konzert. Um 2 Uhr fand gemeinichaftliches Mittagessen im Tammtor-Pavillon statt, daS sich bei der Vorzüglichkeit der gebotenen Genüsse bis gegen 4 Uhr in die Länge zog. Tür die Zeit bis zum Beginn bcs Konzerts sah das Testvrogramm endlich auch einmal — eine Ruhe pause vor: ob freilich diese Zeit von allen Rcisctciliiehmcrn programmgemäß ansgcnützt worden ist, entzieht sich der Kennt- nis des Berichterstatters. Tatsache ist. daß pniik! ^8 Uhr die stattliche Sängerschar vollzählig und verhältnismäßig kchlfrisch aus dem Podium des mächtigen Conventgardcn-SaaleS erschien, um ihre Kunst, die sie übrigens auch diesmal in den Dienst der Wohltätigkeit iDicsterweg-Sliflung) stellte, einem verehrlichcn Publikum der würdigen Hansastadt zur Beurieilnng darzu- bicten. Bis auf den letzten Platz gefüllt, bot der schlicht, aber geschmackvoll dekorierte Saal mit seinen zwei Ränge» einen impo'aiste» Anblick dar. Dos Programm war genau dasselbe wie in Berlin, weSbalb ans dieses nicht des weite ren eingegangen zu werden braucht. Wichtiger ist. von de», äußeren Eindrücke und der Ausnahme z» berichten, die die Dresd »er ctzlellrn. War in Berlin der Beifall warm und herzlich, so war er in Hamburg begeistert, ja nach einzelnen Numnilrn („Morgenlicd" von Rietz, den beiden Cnrtnche» Chören, ..Nebel- lag" von Hegar und „Ein schön tcutich Rciterlied" von Rielich) sogar stürmisch, — obgleich dem objeltiven Beurteiler nicht ent gehen konnte, daß manches in Berlin noch besser gelang und namenilich der Cdelklang und die Irische der Stimme» dort bisher zu bewerten war als hier. Auch an der Stimme der mitwirkenden Sängerin, Tr»» Sauna van Rli» n, waren die TesllichkKten und Strapazen der Reisetage, die sie stets treulich mit den Sän gern teilte, nicht ipnilos voriibcrgegnngen: doch übertrugen die liebenswürdigen Hamburger inst Nachsicht die den Dresdner Lehrerlänger» entgcgengebrachien Sympatien auch aus die von ilnien eskortierte Dresdner Sängen» und kargten nicht mit einem Bestall, der ojt mehr dem guten Willen als der Tat gellen mußte. Auch Vv» Hamburg werden übrigens die Dresdner Säugcr meh rere stattliche Lorbeergewilide, die ihnen die Liebe und Verehrung ihrer dortigen Anttskollegen wand, am Sonnabend mit heimbringcn kviiiien. Auch der Liedermeister des Lehrergetaiigvereins. Herr Brandes, durste die dem Verein zngednckstcn Ehrungen in kon zentrierter Jorni eittgcgcnnrhinen. Wahrend dicic Zeilen zur Post wandern, um rechtzeitig den Dresdner Lesern zu Gesicht zu kommen, sind die Hamburger mit ihren Gästen auS dem Sacdienlcinde zu einem Abendessen im Eonvenlgarteii vereinigt, an das sich ein fröhlicher Sciiigcrkoinmers schließen wird. Der morgende Tag lTonnerSIag) ist für einen 'Ausflug nach Kiel lBesichtigung der Kaiserlichen Werst und eines Kriegsschiffes. Fahrt durch einen Teil des Kaiser Wilhelm-Kanals »sw.) bestimmt, während der kommende Freitag und der Vormittag des Sonnabends dem Be such anderweiter Leheiiswnrdigkeiten Hamburgs gewidmet werden sollen. Am Sonnabend nachmittag schlägt sodann die Stunde des Abschieds und der Heimkehr — nach der angcnblicklichen Stimmung zu urteilen, sicherlich sür viele zu früh! —ät. Berliner Lebe». IT Berlin, 28. September. Ganz genau slimml ja die Ucberschrist nicht mehr. Tenn ich schreibe diese Briefe nicht mehr von Berlin, sondern non C h a r l o I l e n b u r g ans. Ich kann mit einer kleinen Variante daS bekannte Wort Lord ByronS ansnhrcn: „Ich erwachte eines Morgens und fand mich als Charlottenburger." Tic Sache war wirklich sehr einfach und verursachte nicht mehr Beschwerden, alS sic jeder Umzug nmi einmal mit sich dringl. Würde nicht die Charlottenburger Polizei daraus bestehen, daß man ein richtiges Abzugsattest anü Berlin mitbringi, genau so, wie wenn man von Memel nach Metz Verzicht, man würde es überhaupt kaum merken, daß man seinen Wohnort verändert hat. Die onde- rcn, minder fclbstbewiißtcn Vororte verzichten sogar ans diese kleine Tormatttät. Tie Sache geht sonst ganz schmerzlos vor sich. Unter Umständen kann sich sogar die ganze Uebcrsicdlung zwstchcn zwei Ltrasieniesten abipiclen, zum Beispiel wenn mau von der nördlichen «eite der Klirsürslcnstraßc nach der südlichen zieht. Am Nollendorsplatz. der gar nicht übermäßig, groß ist, hat man Wgar die Wahl zwischen vier verschiedenen Wohnorte» Berlin, «chönebcrg, Wilmersdorf und Charlottenburg. Äeub«,
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