Delete Search...
Dresdner Nachrichten : 08.05.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-05-08
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189805088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18980508
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18980508
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1898
- Monat1898-05
- Tag1898-05-08
- Monat1898-05
- Jahr1898
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 08.05.1898
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Uniform «..die zahlreichen geistlichen Lenen in Schwan. Die lalel war hakenförmig gedeckt und mit Aufsätzen und Blumen reich dekorirt. Die Tafelmusik stellte das 2. Garde-Regiment zu Fuß- Nm 7 Ubr erschien der Kaiser in der Uniform des l. Garde- Rcaimenls z. F. unter Vortritt der Leibpagen und der obersten Hoscharge», angekündigt durch dreimaliges Äufklopfcn seitens des Lberbos- und Lansmarschalls Grafen zu Enlenburä. gesolgt von de» Prinzen des Königl. Hauses. Die Musik intomrte den Pariser Einmgsmarsch. Ter Monarch nahm vor dem mit den deutschen Zarben geschmückten Thron Platz: ihm zur Rechten die Prinzen friedlich Leopold und Joachim Älbrecht, zur Linken die Prinzen Friedrich Heinrich und Friedrich Wilhelm. Gegenüber dem Kaiser sah der Reichskanzler: rechts von diesem der bayerische Gesandt? tzlrcff Lerchenfeld-Köferina und Minister Tr. v. Miguel, links Präsident Freiherr v. Bnol und der sächsische Gesandte Graf zu Halie»thal und Bergen. Der Kaiser unterhielt sich während der Tafel aus das Lebhafteste mit den ihm zunächst sitzenden Herren und trank denselben wiederholt zu. Während der Tafel erhob sich der Kaiser zu folgendem Trinkspruch ans das deutsche Vater land und das deutsche Volk: „Es ist Mir ein tief empfundenes Betnirsiiik. ehe Sie scheide». Ihnen nächst dem Danke des Kaisers, den Ich Ihnen heute abgestattct habe, auch den Tank des Sohnes uno vor allen Dingen Meiner kaiserlichen vcrwittwctcn Mutter anszusprechen für den schönen Entschlich, für die Gabe, die Sie Uns cntgegengebracht haben, für das Denkmal Meines bochseliaen Herrn Vaters. Sie haben Uns dadurch in die Lage gesetzt. Mir die Aufgabe zu erleichtern, Sohnespflichtcn zu erfüllen und Meiner Mutter die Freude zu bereiten, Ihr Kunstverständnis; in der Ausführung dieses schönen Werkes zu bcthätigen. Ich habe die Ueberzeugung. daß, wenn Sie nun hcimgeben, ei» Jeglicher zu seinem Herde und zu Ihrer verschiedene» Hantirung, die Herren alle dessen gewiß sein werden, daß Meine Räthe und Ich redlich bemüht sind, n»f den Bahne» weiter zu wandeln, die uns der große Kaiser vorgeschrieben hat. dessen hehres Antlitz nunmehr seit Kurzem zu diesem Saale hineinblickt. Ich kann Ihnen ans Ihre Heimreise nur den einen Wunsch und die eine Bitte mitgeben, ans eigener Erfahrung gegründet, daß, so wie dieser große Kaiser seine Starke und seine ganze Kraft empfand ans seinem Verbältniß, seiner Ver antwortlichkeit zu seinem Gott, desgleichen ein Jeder unter Ihnen, er man lein, wer er sei. hoch oder niedrig, von welcher Konfession auch immer, sich klnr sein muß, daß bei dem, was Ihne» bcvor- sicht. de! der Arbeit, die Sic in diesem Jahr zu thun gedenken, ein Jeder von Ihnen seine Ausgabe so ansfasse, daß, wen» er der einst zum himmlischen Appell berufen wird, er mit gutem Ge wissen vor seinen Gott und seinen alten Kaiser treten kann. Und wenn er gefragt wird, ob er aus ganzen! Herzen für des Reiches Wohl mitgcarbeitet habe, er ans seine Brust schlagen und offen sagen darf: Ja!—Ans derselben Quelle, ans der Mein Herr Großvater zu seinem Thun und Schaffen, Mein Herr Vater zu seinem Siegen und Leiden die Kraft schöpfte, scbovfe auch Ich sie, mid Ich acdenke, Meinen Weg weiter zu wandeln und das Ziel, das Ich Mir gesetzt habe, weiter zu erreichen, in der Ueberzeugung, die Ich auch Ihnen Allen nur an's Herz legen kann, die für uns. für einen jeden Menschen die maßgebende sein muß: Ei» feste Burg ist unser Gott! .ln das sic-na vliwss. Und nun wollen wir alledem. wnS unser Herz bewegt, Ausdruck geben, indem wir rufen: Unter geliebtes deutsches Vaterland, unser herrliches deuisches Volk, das Gott erhalten und schützen möge, hoch! hoch! hoch!" Tie Musik intonirte hierauf „Deutschland. Deutschland über Alles". Nach aufgehobener Tafel hielt der Kaiser Cercle ab. Es fiel un gemein auf. daß der Monarch fast eine halbe Stunde in der liebenswürdigsten Weise sich mit dem Grasen Herbert Bismarck unterhielt. Er verweilte daun längere Zeit im Gespräch mit dem Centrums-Abgcordneten Lieber, dann mit Herrn von Kardorfr und Herrn von Mauteuffel. auf den er besonders eifrig einsvrach. Auch die Herren von Benniglcn Freiherr von Stumm und Dr. Ham- machex wurden vom Kaiser angeredet. Sehr eingehend sprach der Monarch dann noch mit dem Staatssekretär des Auswärtigen Herrn von Bülow und dem Staalsminfftcr Tirpitz. Zu dem Ab geordneten Dechant Hnrl, welcher dem Centrum angehört und bis her den 5. obcrbayerischen Wahlkreis vertrat, sagte der Kaiser, es wäre ihm eine Herzensfreude gewesen, die Tegenffcer bei Herrn von Bülow gehört zu haben. Wenn sie als Sennerinnen ans Oberbaycrn gelten sollten, so wären sie viel hübscher gewesen, wie ihm seine Söhne die Sennerinnen geschildert hätten. Sie hätten prächtig gesungen, und sein Herz sei erfreut, diese Leute als so kernige, urwüchsige Vertreter Oberbayerns kennen gelernt zu haben. Nach diesen Gesprächen zog sich der Kaiser zurück und ver abschiedete sich, dem Minister Dr. von Miguel noch einen herz lichen Händedruck reichend. — In einem Berichte wird bemerkt, daß Ahlwardt neben dem reformcrischen Abgeordneten P irrer Jskraut saß. Dem Präsidenten des Reichstags, Freiherrn v. Bnol-Beren- berg, ist nach dem Schluß der Legislaturperiode von dem Kaffer der Rothe Adlcrorden 2. Klasse mit dem Stern verliehen worden. Auch Herr v. Lcvehow und Herr v. Koller sind in früheren Jahren für ihre langjährige und verdienstvolle Thätigkeit als Präsidenten des Reichstags und des preußischen Abgeordneten hauses vom Kaiser dadurch ausgezeichnet worden, daß sie. Herr v. Levetzow am Geburtstage des Kaisers 1892, Herr v. Koller ini Juli l886 zu Wirklichen Geheimen Rathen mit dem Prädikate Excellcn; ernannt wurden. Am 16. Mai findet bei dem Präsidenten des preußischen Herrenhauses, Fürsten zu Wied, ein parlamentarischer Abend statt, zu dem der Kaffer sein Erscheinen zngesggt hat. Gras Posadowsly, schreibt die ..Post", hatte in seiner Rede, in welcher er sich auch sonst zu bedenklichen Konzessionen in Bezug ans die Sozialpolitik verleiten ließ, auch die Ausführung gemacht, daß die besitzenden Klassen nicht ansschlicßlich ihr Interesse auf die Höhe der Dividende konzcntriren dürsten. Diese Bemerkung ist an sich einwandfrei; cs versteht sich namentlich von selbst, daß, wer de» Standpunkt einer sozial-aristokratischen Politik vertritt, auch gegenüber den Arbeitern eine aristokratische Gesinnung bcthätigen muß: aber die Aeußcrung ist überaus bedenklich, weil daraus von den Gegnern die Unterstellung hcrgclcitet wird, als erkenne die Regierung an, daß ein großer Thcil unserer Arbeitgeber die Arbeiter m ihrem eigenen Interesse nnsbente. Einem solchen Miß verständlich ist denn auch die Rede des Grasen Posadowsly alsbald begegnet, denn die Ausständige» am PieSberae haben ihm. wiemit- gcmeilt, eine zustimmendc Erklärung zugesandt. Der Herr Handels minister hat als oberster Chef der Bergvcrmaltung bekanntlich sehr entschieden gegen die Ausständigen Partei ergriffen und namentlich wiederholt das anscheinend auch von angesehenen Mitgliedern der Centrumspartci an ihn gerichtete Ersuchen abgelchnt, die Ver mittelung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu übernehmen. Es versteht sich ganz von selbst, daß die Stellung des Grafen Posadowskn zu den Wirren am Piesvcrge genau derjenigen des Herrn Handelsministers entspricht, aber die Mißdeutung, welche seine Reichstagsrede bei den streikenden Arbeitern gesunden hat, beweist nur auf's Nene zu deutlich, wie wenig glücklich an jenem Tage der Staatssekretär des Innern die sozialpolitische Auffassung der Neichsregierung vertreten hat. Um die Einweihung der evangelischen Kirche in Jerusalem, die unter Thcilnahme des Kaisers und der Kaiserin stattsindet, zu einer allgemeinen Feier der gesammten evangelischen Kirche zu gestalten, wird der preußische Oberkircheurath alle evangelischen «irchcnkorporationen. nicht allein die deutschen, sondern auch die außerdeutschen, z» diesem Weiheakt einlnden. Zur Richtigstellung schreibt die „Kons. Korr.": Die „Staatsb.- Zig. behauptet, in der konservativen Fraktion werden von „der Gruppe Limbnrg-Stirnm" Wünsche von Ploch aus der Fraktion gel Gruppen giebt es in der konservat kann also weder von einer Gruppe Graf Limburg-Stirum, noch von einer Gruppe von Plvek, noch von irgend einer anderen Grupve gesprochen werden. Ferner ist ausdrücklich festzustcllen, daß niemals ein Mitglied der konservativen Fraktion den oben erwähnten Wunsch zu erkennen gegeben hat. Die Mitthcilung des aenannten antisemitischen Organs verfolgt vcrmuthlich nur den Zweck, Zwietracht zwischen der konservativen Partei und dem Bunde der Landwirche hervorzurufen. Der Pariser „Figaro" schreibt, die Thronrede Kaiser Wilhelms sei geeignet, bei den europäischen Staatsmännern heilsame Er wägungen und bei de» meisten Völkeni des Erdthcils ein Gefühl des Neides hervorzurufcn. Die Thronrede sei eine klare und dabei schlichte Auszählung der offenkundigen Ergebnisse der kaiserlichen Politik: diese Ergebnisse aber seien ausnehmend günstige, dank dem positiven und praktischen Geiste, von dem die Rcglcrungs- politik erfüllt sei. DaK freisprechende Uriheil gegen den Schutzmann Kiefer in Köln wurde, wie bereits gemeldet, vom Reichsgericht aufgehoben und dem Anträge des Vertreters der Nebenklägern, entsprechend, die Sache an ein anderes Gericht, nämlich an doS Landgericht > Bonn verwiesen. Abgesehen von den formellen Gründen, aus denen die Aufhebung des Urthells erfolgte, sind die Ausfübrungen des Reichsgericht- besonders interessant, soweit sie die materielle . Seite des Prozesses betreffen. Das oberste Gericht hält daS Urtkell l des Kölner Landgerichts auch materiell für im höchsten Grade be- ! denklich Insbesondere liegt unzweifelhaft ein Mangel des Nrtheils ! darin, daß das Gericht ohne Weiteres den Dolus damit ausschließt, daß es sagt, es hätte nicht widerlegt werden können, daß Kiefer seine Instruktion nicht aekannt habe. Es lag sehr nahe, daß das Gericht sich zunächst bei der Vorgesetzten Behörde Kieser's erkundigte, ob diese Instruktion ihm nicht ordnungsmäßig bekannt gegeben sei und ob er sie deswegen nicht hätte kennen müssen. Da eine solche Feststellung unterblieben ist. müssen die Urtheilsgründe als nicht ausreichend bezeichnet werden. Aber noch andere Wendungen des Nrtheils sind bedenklich, so. daß der Angeklagte nicht der Meinung aewesen sei. er habe sich ans eine Kontrole der Angaben der Verhafteten aus der Straße nicht einlnssen können. Es kann doch wohl kaum bedenklick sein, eine Legitimation überall da an- znnchmen, wo sie in gesetzlicher Weise angebotcn wird. Es handelte sich aber gar nicht mehr nm eine Kontrole aus der Straße, die Verhaftete erklärte, hier lei ihre Wohnung. Der Angeklagte hätte, ohne seiner Würde etwas zu veraeben, das Hans betreten und die angebvtene Legitimation prüfen können. Was den dem Prozeß zu Grunde liegenden Vorgang anbctrffst. so dürste man sich erinnern, daß in Köln eine anständige junge Dame, Frl. Wilhelmine Faß binder, eines Abends auf dem Heimwege nach ihrer elterlichen Wohnung von dem Schutzmann Kiefer für verhaftet erklärt wurde. Kiefer fahndete ans eine Dirne Namens Christine Faßbendcr und will, als er den Namen der obengenannten Dame hörte, in dem anten Glauben gewesen sein, daß er es mit der Dirne zu th»n habe. Ter Schutzmann wurde der Beleidigung und des Mißbrauchs seines Amtes durch Körperverletzung und Freiheitsberaubung be schuldigt. Die Verhandlung vor dem Landgericht in Köln wurde am 25. Januar beendet. Das Urtheil wurde erst nm t. Februar verkündet und lautete aus Freisprechung, da der Angeklagte nicht daS Bewußtsein der RechtSwidrigkeit gehabt habe. In einer Flugschrift, die den Titel trägt: „Vor dem Sturm" giebt Tr. Bernhard Eohn seinen Glaubensgenossen den Rath, zur Sickerung ihrer Zukunft in das sozialdemokratische Lager über- zugebcu. Zur angeblichen Acußemng des Abgeordneten von Ploetz über den Abgeordneten Dr. Halm schreibt die„Dtsch. TgSztg.": Ter „Hann. Courier" hatte behauptet, daß Abgeordneter von Ploetz dem Ab geordneten Möller geaenüber bezüglich des Abgeordneten Dr. Hahn neäußcrt habe: „Wenn ich den Menschen doch nur los werden könnte." Abgeordneter Möller hat den Abgeordneten von Ploetz ermächtigt, öffentlich zu erklären, daß Herr von Ploetz ihm idem Herrn Möller! gegenüber weder eine solche noch eine ähnliche Aeußerung geihan habe. Das Schöffengericht in Posen vcrurthcilte die Direktoren der polnischen Landbank. weil sic den Geschäftsbericht der Regierung m polnischer Sprache eingereicbt hatten, zu je 15 Mk. Geldstrafe. Zur Ausstellung der alljährlichen Etatsvornnschläge der Manneverwaltnng ist im Ncichsinarineamt eine besondere Eiats- cibthcilmig errichtet worden. Zum Vorstand dieser neuen Abtheil- ung ist der bei der Ausarbeitung des Flottengesetzes mehrfach ge nannte Korvettenkapitän Capelle ernannt. Dem feierlichen NcichStagsschlnß-Akte im Königl. Schlosse wohnten im Weißen Saale in einer Seitenloge auch die Mitglieder der Teacrnscer Singspiel-Gesellschaft bei. Sie hatten ans dem Essen beim Staatssekretär von Bülow gesungen, gespielt, den Schnhplattltan; anfgcsührt. Ter Kaffer hatte sich längere Zeit mit ihnen nnterhalten, ihnen dein, Abschied die Hand gegeben und sie anfgcsordcrt, dem Schlußakte bciznwobnen. Nachdem so ein Jeder von dem Kaiser befragt worden, erkundigte er sich noch, ob die Teaernsecr auch „seine Jungen und leine Frau kennen". Tann wollte sich der Kaffer ziiiückffehen, aber Frau Maycrhofer trat dreist und gottesfnrchtig an ihn mit den Worten heran: „Grüaß Gott, Herr Kaffer, gicb mir noch a mal die Hand!" welchem kate gorischen Beseht der Monarch lächelnd Folge leistete. Eine sonder bare Ehrenbezeugung hatte die Ge'ellschast dem Kaffer damit er wiesen. daß sie ans ein von ihm nicht ganz ansgetriintcnes GlaS Grätzcr Bier sich stürzte und den Rest, icder ein kleines Schlück chen, anstrank. Dabei machten sie die überraschende Wahrnehm ung, daß daS Bier „nach Ranch" schmeckte. Bvm parlanientarischen Abend beim Reichskanzler wird »och erwähnt, daß Fürst Hohenlohe bei der Begrüßung sich mit dem Prenßcnfrcsscr Sigl, wohl wegen des Ungewöhnlichen der Er scheinung. länger unterhielt, als mit den meisten übrigen Herren. Der Schluß des Reichstags erfolgte am 5. Mai, am Geburts tage des Kronprinzen. Genau fünf Jahre früher, am 6. Mai 1893, war der voranfgegangene Reichstag aufgelöst worden, nachdem er die Caprivi'sche Militärvorlaae abgelchnt hatte. In Oldenburg ist der LverlnndeSgerichtsprüsidcnt und frühere Neichstagscibgeordnele Becker gestorben. Oesterreich. Im Wiener Abgeordnctenhanie kam es am Schlüsse der Erörterung über die Getreidezölle zu heftigen Scenen. Der chrisllichsoziale G>cgorjg beschuldigte die lüdffchen Richter des VcrrnthS der Amtsgeheimnisse. Ter Tentschliberale Tsttinger erwiderte in thaiiächlicher Berichtigung: „Diese Angriffe sind um so seiger und erbärmlicher . . ." Geßmann rnst dazwischen: „Nicht so frech, Jude!" Gregviig: „So ein Bündelind!" Tit- tingcr: „ . . . als die Angegriffenen sich nicht verthcidigen können und der Verleumder nur allgemeine Behauptungen anfnhrte. So lange Gregvrig nicht die Behauptungen ermesst, erkläre ich sie als infame Lügen, mithin Gccgor!g als gewissenlosen Lügner, Ehr abschneider, Verleumder!" Gregorig: „Giebt's nichts Anderes als den Inden anstreiben! Sv lange das Gesindel bei uns ist. ist's ein Unglück. Dieses Gaunervolk!" Ter zweite Zwischenfall trug sich iii Folge des scharfen Ausfalls des Abg. Kaiser gegen Iawvrski zu. Dieser hatte als Obmann des Polenklnbs seiner Zeit, da Mitglieder des Polenklnbs beschuldigt wurden, durch Wiedergabe einer angeblichen Aeußerung des Monarchen über die Kriegsgefahr eine Börsenpanik heivorgemfen zu haben, eine er- ichvpsendc Untersuchung der Angelegenheit zugeiagt. Die Regier ung verweigerte aber damals die Herausgabe der Akten über die vom Gerichte eingeleitetc Untersuchung. VilinSki antwortete nun ans die Angriffe gegen IaworSti. worauf Kaiser erwiderte, bei dem großen Einflüsse IaworSti.s märe es chm nm io leichter gewesen, die Akten beranSzubckouimeii. (Lebhafte Zustimmung links.) Girslmayr ruft: „Damit man die polnischen Lnmven hcranskricgt!" Pole Weigl zu Girslmayr: „Halten Sic's Manl!" Girslmayr: „Sagen Sic mir das nicht, sonst kriegen Sie Ohrfeigen!" Weigl: „Ich haue Ihnen zwei herunter und noch mehr. Sic unverschämter Mensch !" Dem Wortwechsel folgte heftiger Lärm. Dan» wendete sich Gregorig gegen Tittingcr und sagte: „Ter polnische Jude rief mir unter dem Schutze dcrImmnnitäl ganz gemeine Schiiiipf- wortc zu, ich gehe nicht ans die Ansfübrnnnen dieses Inden ein. Mir ist'S ganz glcichgiltig, ob die jüdische Presse oder ein anderer Jude mich beschimpft, oder ob mich ein Hund anbcllt." Der Herausgeber der Wiener „Reichswehr", Gustav David, sandte dem Abg. Wolf seine Zeugen wegen eines in der „Ostd. Rundsch." erichieneuen Artikels. Es verlautet, daß die Heraus- fvrderung mit Rücksicht aus verschiedene Umstände zurückgcwicsen wurde. Italien. Ucker weitere Unruhen in Folge der Brottheucr- una wird berichtet: In Livorno fanden größere Ansammlungen statt, aus deren Mitte aufrührerische Ruse erschollen. Eine Eska dron Kavallerie eilte herbei; sie wurde mit Steimuürfen em pfangen. Infolgedessen machte sic Gebrauch von der Waffe. Eine Person wurde actödtet und mehrere andere verletzt. Zwei Soldaten erlitten durch Steinwürfe Verletzungen. Mehrere Pmone» wurden verhaftet. — Bei den Ruhestörungen in Scstv Jiorcntina wurden, wie nunmehr feststeht, zwei Personen gciödtet und fünf verwundet, von denen eine gestorben ist. In Prato kam es zu neuerlichen Ruhestörungen. Die Ruhestörer steckten das Oktroi- Bureau am Bahnhöfe in Brand und verübte» außerdem andere Akte von Gewallthätigkeit. — In Mailand kam cs Abends, als die Arbeiter die Fabriken verließen, infolge der Verhaftung eines Arbeiters, der sozialistiiche Aufrufe verthcilte, zu verschiedenen An sammlungen von Arbeitern. Als Militär und Polizei diese aus- ciiiaudcrtreibeii wollten, wurden sie mit Steimvürscu empfangen. Es wurden noch eine Anzahl Personen verhaftet, die jedoch mit Ausnahme eines Einzigen später wieder freigclassen wurden. Abends gegen 7 Ubr zogen etwa Tausend Arbeiter vor die Polizei- kascrne, um die Freilassung auch des letzten Verhafteten zu ver langen. Sie erössiieten eine» starken Steinhagel; infolgedessen traten die Polizisten aus der Kaserne heraus und feuerte» auf die Menge. In dem Kampfe wurden 1 Polizist und l Arbeiter ge- tödtet; eine Anzahl Polizisten und I Arbeiter erlitten Verletz ungen. Abends war die Stadt ruhig. Spanien. Die Königin-Rcaciitin empfing eine Abordnung der Dcvutirtenkammcr. welche die Adrclle überreichte. -- 2m Senat richtete ein Tenaror die Anträge an ote Regierung, welch» Pläne die Regierung in Bezug aus den Krieg habe. Ter Finanz« minister erklärte daß hierüber keine Auskunft ertheilt werden könne. Auf eine Anfrage, ob die Regierung Maßregeln ergriffen habe, um einer Infolge der Abnahme derKohlenvorräthe drohenden indnsttlellen Krisis vorzubengen, erwiderte der Finauzniinister, daß die Regierung sich mit der Frage beschäftige, Maßregel» zu eG greifen, wie sie es in Bezug auf Getreide bereits gethan habe. — In der Kammer führte der Kolonialmiuister aus, die Cuba ver liehene Autonomie sei keinesweas ein Mißerfolg: sie hätte der Insel genützt. Aber die Amerikaner hätten de» Erfolg vereitelt durch aufrührerische Umtriebe des Konsuls Lee und durch Unter stützung der Jreibeuterzüge. Ter Minister wies die Beschuldigung, Verrätyer des Vaterlandes zu sein, zurück. Die jüngsten Ereignisse seien lediglich ein Mißgeschick; er habe den Kamps ichon zu einer Zeit vorbereitet, als Niemand an den Krieg geglaubt habe. Ueber einen vo» de» Amerikanern uiitcruvmiucucn Landunas- versiich auf Cuba meldet eine Privatdepeschc, daß ein amerikanischer Schleppdampfer am Mittwoch Abend zwischen Earacoa und BancS bei Mariel eine Landung versucht habe, worauf die Spanier ein Feuer auf ilm eröffnet hätten. Hieraus habe sich der Schlepp dampfer wieder entsemt. Auf Seite» der Spanier habe es zwei Verwundete gegeben. — Nach offiziellen Nachrichten aus Cuba sind die Feindseligkeiten gegen Goniez seit dem 30. April mit voller Gewalt wieder ausgenommen worden. In verschiedenen Gefechten zwischen spanischen Truppen und Insurgenten unter Nunez wurden 32 Insurgenten getödtet. Auf spanischer Seite wurden ein Offizier und 33 Soldaten verwundet. Tie Unruhen, die i» Valencia zur Verkündung des Kriegs« zustands geführt habe», waren sehr bedenklich 8000 Arbeiter be nutzten eine Kundgebung dazu, die Eisenbahnschienen anfznreiße». die Erhebnngsstellen der städtische» Stenern und andere Gebäude in Brand zu stecken. Während in Madrid auch die heftigsten Blätter sich in der Furcht vor den Kriegsgerichten einer mäßigeren Sprache befleißigten, sind in Valencia die Direktoren der republi kanischen und karlistische» Blätter wegen Aufhetzung der Bevölker ung verhaftet worden. Die Ankunst des Packetbootes „Alfonso XIII." in Portorico soll nach einer Pariser Meldung einen wahren Enthusiasmus hcrvorgcruseu haben. DaS Schiff habe UM Mann Besatznngs- truppcu. 10 Kanone» und sonstiges Kriegsmaterial gebracht; Portorico wäre nunmehr im Staude, energischen Widerstand leiste» zu können. Eine amtliche Depesche aus Havana meldet, daß die Amerikaner bei Salado eine Landung ansfichren wollten und von den spanischen Truppen gezwungen wurden, sich wieder einzuschiffen. Aus spanischer Seite wurden vier Mann verwundet. Portugal. Portugal empfing eine Note der Vereinigte» Staaten, in welcher gegen die Avsendung von 900 Kisten mit Munition und Lebensmitteln proteslirt wird, welche von Lissabon am 23. Avril abgingen und für dos spanische Geschwader in Cap Verde bestimmt Ware» Belgien. Als die Königin eine Spazieriahrt im Parke zu Lacken machte, stürzte das Fuhrwerk a» einer scharfen Biegung m de» Teich. Die Königin wurde, da sofort Hilfe zur Stelle war, ohne Schaden zu nehmen aus der kritischen Lage befreit England. Eine Truppeuabtheilung vo» 500 bis 70k« Mann geht demnächst ans England nach Sierra Leone. Die französische Westaffika-Gesellschaft, deren Hauvtsitz in Livervool ist, erhielt eine Depesche von, Sherbrosli»;, die meldet, die Eingeborenen hätten vier Faktoreien gevlnndert und mehrere Eingeborene und Beamte der Gesellschaft getödtet. Türkei. Der Pforte ging die Notifikation zu, daß die Zahl ung der beide» letzten, am 10. Juni be;. l0. Juli fälligen Naien der griechischen Kriegsenttchädiguna a» einem Termin »ach voll ständiger Räumung Thessaliens cnvlgcn soll. Amerika. Ter sekrerar des Marineamts in Washington Long erklärte offiziell, er habe durchaus keine Nachrichten aus Manila erhalten. Mit Reserve ist daher folgende Meldung auf- zunchmeu: Einer Depesche des „World" aus Hongkong zusiffge traf dort aus Manila der überfällige amerikanische Aviso „Ma- cullock" ein. Letzterer meldet über die frühere Schlacht: Die gesammte spanische Flotte — elf Schiffe — ist zerstört. 300 Spanier sind getödtet, 100 verwundet: sechs Amerikaner sind verwundet, kein amerikanisches Schiss ist beschädigt. Ter ffaiizosische Dampfer „Lnsaycite". der vor Havana von de» amcrikannchen Kriegsschiffen fcslgchnltcn worden war, ist auf Befehl aus Washington freigcgcben worden. Kunst und Wissenschaft. i Königl. Hofoper. Mit der vorgestrigen Aufführung der „G ö t terd ä m m c r u n g", als Schlnßtragödne der Trilogie, bat das Königl. Hoftheatcr wieder einen geschlossene» EykluS der > Nibelungen vorgeführt und seine spezielle Leittnngsfähigteit auf s dein Gebiete der Wagncr'schcn Mnsikdramen von Neuem aus das , Glänzendste bctbällgl. Nur wenige große Bühnen sind nach dieser > Richtung hin ähnlich vortrefflich bestellt wie das Dresdner Ho>- I theatcr. In Frl. Malten weist cs eine allererste Wagner-Sängerin ! auf, vorbildlich in den Mitteln, schwer erreichbar in der künstleri schen Durchbildung: in Frau Witlich, Frl. v. Chavanne, Frl. Huhu jedenfalls aber Künstlerinnen von cxceptioncllem Ranne, die jeder höheren Konkurrenz gcwachscn sind. Zählt man dazu iür die Besetzung der Rbeinivchlcr und Walküren unsere übrigen, fast durchgängig sehr stimmhcgabtcn und stilsicheren Sängerinnen, und stellt man diesen die Spitzen unseres männlichen Svio-Pcrsonals in den Herren Anihcs, Scheidcinanicl. Perron, Wächter, Hos- müller, Drcarli, für den Mime insbesondere auch Herrn Krnis, gegenüber, so crgicbt sich ein so reiches und volles Maß von Dar- stellnngskraft und Kunst, wie cs von anderer Seite schwer erreicht, noch schwerer ober übcivoten werden tan». Nicht weniger stolz darf Dresden aus seine Königl. Kapelle sein, die unter allen tim ständen und in jeder Hinsicht allen Anforderungen bcwnndernswerth entspricht und in Herrn Gcncralmnsitdirektor v. Schuch einen glänzend begabten Führer findet. Ans gleicher Höhe stehe» für die Auisührung der letzten Wagncr'sche» Werte die technischen Leistungen, die iccnisthen und maschinelle» Einrichttingcn. die Beleuchtungen und die übrige Ausstattung. Aus solchen in höchster Perfektion gebotenen Vorstellungen crtcmtt man denn auch am ehesten, dag Wagucr's Kunst eine Knllurmacht bedeutet, daß er der Vertreter eines nationale» Gedankens geworden ist, der sich immer weitere und kräftigere Ausbreitung verschafft, dessen Bedeut ung Niemand, auch ocr Neid nicht, verkennen kann. Vornehm und den Traditionen entsprechend steht es dazu unserem Hoftheatcr ausgezeichnet zu Gesicht, daß cs solche glänzenden Leistungen wie die Nibclunacu-Anssührnngen nicht, wie von mancher anderen Seite, als „Mustervorstellungeu" in alle Welt ansvosanricu und mittelst aller und icder Sorte von Reklame besonders hcrvorhebcn läßt, sondern vielmehr sich mit dem noblen Bewußtsein begnügt, wirkliche mustcrgiliige Vorstellungen nach dieser Richtung hin zu bieten, die ohne künstliche Beihilfe ganz naturgemäß durch ihren Werth für sich selbst spreche» ff Im Königs. .Hvfvvrnihause gelangt heute „Mignon" zur Aufführung. Das Königl Hvsschanspirl giebt Raimund's Zaub'er- märchen: „Der Bcrschwcndc r". In der Rolle des Valentin gastirt Herr Dcmat vom Stadtthcater in Teplitz. Die Vorstellungen beginnen halb 8 Uhr. ff Wochcuspiclplan der Königl. Hofoper. Sonn tag: „Mignon": Montag: „Natbvld", „Sicilianische Baucrn- ehrc", „Vergißmeinnicht": Dienstag: „Kirke"; Mittwvch: „Der fliegende Holländer: Donnerstag: „Robert der Teufel"; Freitag: „Der Waffenschmied", „Vergißmeinnicht"; Sonnabeird: „Odysseus' Heimkehr"; Sonntag: „Die stumme vo» Portici". — Königl. Hofschauspiel: Sonntag: „Ter Verschwender" -Valentin: Herr Donat als Gast): Montag: „Johannes": Dienstag: „Der Bureaukrat" (Lemke: Herr Dvnat als Gast); Mittwoch: „Durch's Ohr". „Fräulein Wittwe"; DonucrStaa: „Lumpacivagabuiidus" (Kiiicriem: Herr Donat als Gast): Freitag: „Ein Volksfeind"; Sonnabend: „Krisen" (neu cinstudirt); Sonntag: „Der G'wisseiiswurni". f Die Ausstellung der Tiffanh - Gläscr in Ernst Arnold s Knnslsalv» (Schloßstraße). Wie weit man am Ende dieses Jahrhunderts wieder auf dem Gebiete der künstlerischen Ver arbeitung des Glases gekommen ist, die lange Zeit der Welt ganz verloren gegangen zu sein schien, davon kann sich auch der gebildete Laie einen Begriff machen, wem, er die Sammlung von Gläsern des iianihaftc» amcrikaiiüchcil Künstlers Tiffany besucht, die augen blicklich den Mittelpunkt einer neuen, sehenswerthei, Ausstellung der rem'iiimirtcn Amvld'schen Hvfknnsthaiidluiig bildet. Tiffani, ist von den großen kunstgewerblichen Meistern auf dem Gebiete der Herstellung künstlerisch wcrthvoliri Gläser ohne Frage der bedeutendste. Die Franzosen Gallü und Daum und der Deutsche- Köppina müssen neben ihm verschwinden; denn er ist seinen Kon«
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview