Delete Search...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.03.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050304013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905030401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905030401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1905
- Monat1905-03
- Tag1905-03-04
- Monat1905-03
- Jahr1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.03.1905
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Leite 2. M» Sonnabend» 4. März tvOr» s» V Wurf »ur Feststellung der FriedentzprSsen» stärke de» deutschen Heere» zu Ende. Abg. Gröber lZentr.) regte an, da» Inkrafttreten der neuen Frieden-Präsenz um 1 Jahr hinauSzu- schieden, dafür aber die Dauer der Verwirklichung anstatt aus 5, auf 4 Jahre anzuberaumeu. Kriegsminister v. E«nem erwiderte, die Frage einer etivaiacn Hinausschiebung sei mehr eine volitlsch«, er könne sie ohne vorherige Verständigung mit dem Reichskanzler nicht beantworten. Militärisch sei baldniöglichste Eteigernng der Präsenz und Ausfüllung der Lücken anznstreben, aber die Er- reichung der Erhöhung am Endtermin sei ihm persönlich doch die Hauptfach«. Auf den weiteren Vorschlag deS Abg. Erzberger lZentr.). die Vorlage überhaupt zu vertagen und für diese» Jahr sich ans ein Norgeietz zu beschränken, entgegnete der Minister, eine völlige Vertagung um ein Jahr gel>e absolut nicht a». Staatssekretär Freiherr v. Stengel teilte aus die Anfrage nach unserer Leistungsfähigkeit noch mit, der Soll-Etat für 1905 werde seiner Schähung nach mit einem Mehrertrage im Soll von 14 Millionen abschließen. Ein Rückschlag für 1906 sei unvermeidlich. Zur Vage tu Rustland. Petersburg. Morgen wirdein kaiserliches Re- skr 1 pt über die Teilnahme der Bevölkerung an der Gesetzgebung veröffentlicht werde». Petersburg. (Priv.-Tel.) Sämtliche Mitglieder des liesigen diplomatischen Korps erhielten anonyme Aufforderungen, Sonntag nicht auf der Straße zu erscheinen, da die revo lutionäre Partei größere Unternehmungen plane und die fremden Diplomaten schonen wolle. Petersburg. Die für heute angesetzte allgemeine Ver sammlung der Wähler aller Arbeitergruppen ist nicht zustande- gekommen, weil an den Versammlnngsvi'ten eine Kund machung des Senators SchidlowSki auSgehängt war, in der er die ihm voraelegten Forderungen als seine Voll machten überschreitend bezeichnet. Die Unverletzlichkeit der Person der Arbeiterdepntierten würde jedoch garantiert wer den, soweit ihre Acußernngen in der Kommission in Betracht kommen. Die Dcvnticrten, die an der Kommission tcilnchmen werden, sollen nicht nur zur Befragung ihrer Meinung hin- .rugezoaen werden. Betreffs der Bedürfnisse der Arbeiter werde er Maßnahmen treffen, damit sie ebenfalls in der Kommission be raten werden. Sodann schlägt SchidlowSki den Arbeitern vor, daß sie sich in die hierfür bestimmten Lokale zur Wahl der eine Kommission begeben. Die Arbeiter be- gruppenweise die Antwort Schidlowskis Deputierten für schlossen daraus, beraten. Wa rs cha ». zu (Priv.-Tel.) Hier sind heute zahlreiche Ver haftungen vorgenommen wurden: u. o. wurden Redakteure mehrerer Kettungen verhaftet. Warschau. (Priv.-Tel.) Der Generalgouverneur von Russisch-Polen. Oleiieral Tfchertkow, Kat aus GesunKseits- rücksjckteu sein Amt niedcrqelegt. Sein Nachfolger ist General Machilowitsch. der bisherige Gouverneur von Turkestan. — Nachts gegen halb 4 Uhr wurde aus einem dem Polizeibureau des Bezirks Mnranow gegenüberliegenden Fenster auf eine Gruppe Polizisten und Soldaten eine Bombe geworfen: diese explodierte jedoch nicht. Als mutmaßliche Täter wurden zwei Jüdinnen verhaftet. Paris. (Priv.-Tel) AnS revolutionären Kreisen Ruß lands liegt hier die Meldung vor. daß die Führer des ge planten Autstandes über eine Anzahl auserlesener Bomben- schleuderer verfügen. Alle Waffcnlaaer seien intakt. Man sei aus dem besten Wege, Petersburg vollkommen zu isolieren, da daS Bahn- und Tclegraphen^Personal für den Aufstand gewon nen sei. D<ie Führer seien in genauester Kenntnis des offiziel len Verteidiaungsplanes von Petersburg und hätten darnach ihre Vorbereitungen ^getroffen. In die Aemter und Kasernen würden aufreizende Schriften und Lieder geschmuggelt, darunter eins mit parodiertem Refrain der Kaiserhymne: „Gott begrabe den Zaren!" Nussisch-javaniscster Krieg. Paris. (Priv.-Tel) Hier liegen pessimistische Peters burger Depeschen über die Situation der Armee Kurovat- kins vor. Der Petersburger Korrespondent des .Echo de Paris" telegraphiert: Der linke Flügel der russischen Armee scheine vel- nohe eingedrückt. Tie Position Mnkdens sei stark gefährdet Im Zentrum werde man den Hügel Vntilow, der den Schlüssel der russischen Stellung am Sckahö bilde, nicht halten können. In Petersburg herrsche allgemeine Entmutigung. , Berlin. (Priv.-Tel.) Der Kaiser wähnte heute vormittag Offfziersbesichttgungrn bei den hiesigen Kavallerie-Regimentern bei. Er begab sich im Automobil zuerst zum 2. Garde-Ulanen-Regi- ment, dann znm 2. Garde-Drngoner-Regiment. zum Garve- Küraister-Regiment. zum I. Gacke Dragonec-Regimenr und nahm beim OsnzierkorpS dicies Regiments da» Frükstnck ein. Berlin. (Priv.-Tel.) Tie Einbringung der Novelle zum preußischen Berggesetz, an deren Ausarbeitung infolge des Bergarbeitcr-AusstanLes yerangetreten wurde, steht unmittelbar bevor. Berlin. iPriv.-Tcl.) Ter „Rcichsanz." publiziert die Verleihung des Großkreuzes des preußischen Roten Adlerordens mit der Kette an den sächsischen Staatsminister v. Metzsch- Reichcnbach. — Sächsische Orden erhielten: das Komtur kreuz 2. .Klasse des Albrechtsordeus Oberst Hoyer o. Rotheu heim, Kommandant von Berlin, das Ritterkreuz 1. Klasse mit der Krone desselben Ordens Major v. Ziethen im Gcneralstabe des Gouvernements Berlin und Major v. Hülsen, Plahmajor in Berlin: das Ritterkreuz 1. Klasse desselben Ordens Major Graf Finck v. Finckenstein. Ädsniant des Gouvernements Berlin: das Ritterkreuz 2. Klaffe desselben Ordens Oberleutnant von Becrseldc, Adjutant der Kommandantur Berlin. ^ Leipzig. sPriv.-Tel.s Der Vorstand >ws National- Sozialen Vereins zu Leipzig hat beschlossen, beim Vor- stanoe des National-Sozialen Landesverbandes den Antrag zu stellen, daß die sächsischen national-sozialen Ortsvereine sich an den diesjährigen L a n d. t a g s w a hl e n aktiv beteiligen. Tort, wo keine selbständigen Kandidaturen möglich sind, sollen Liberale jedweder Parteirichtung unterstützt werden, damit die konservative Uebermcicbt einmütia bekämvft werde. Gotha. In der heutigen Sitzung des gemeinschaft lichen Landtaas brachte der sozialdemokratische Abgeord nete Bock einen Antrag ein, der den Koburg-Gotbaischen Bundes- ratsbevollmächtigteu dahin instruiert wissen will, baß er alle neuen Forderungen für Heer und Marine ablehnen soll, da durch die wachsenden Ausgaben Vas Volk verarinen würde. Der Antrag wurde gegen 8 Stimmen abgelehnt. Ein zweiter An trag Bocks, der sich dafür ausivricht, daß die Kosten für die neuen Militärausgaben nicht durch indirekte Steuern, sondern durch eine Reichscinkommen- und Erbschaftssteuer gedeckt wer den soll, wurde mit 20 Stimme» angenommen. Dessau. (Prin.-'Tcl.) Die städtiicben Behörden beschlossen, zum 50. Jubiläum der Gaskoniinental-Gesellschaft am 12. März dem Generaldirektor v. Occhclhäuser den Ehrenbürger brief zu überreichen. Breslau. Der Kommandant von Glah. Generalmajor v. Sommerfeld, ist heute vormittag in Breslau, wohin er sich zur Vornahme einer Operation begeben hatte, ge storben. Breslau. Auf dem Oskar-Schacht der Hultschnier Stein- kohlcngruben bei Petrzkowitz sKreis Natibor) sind durch einen Grubenbrand 15 Mann abgesckmittcn. Tie Nettungs- arbeiten sind im Gange: man befürchtet, daß alle 15 Mann bereits tot sind. Wien. Abgeordnetenhaus. Im Einlauf befindet sich eine Interpellation des Abi«. Dasztznskl tSoz.). in der be hauptet wird, daß der preußische Polizeirat Maedler an? Denthen im Anst'.age der preußischen Staatsanwaltschaft in Wadnwice (Galiziens selbständig Recherchen im Zusammenhänge mit einem in Bentben schwebenden Strafprozeß unternommen und an die preußische Staatsanwaltschnit einen Bericht erstattet habe, a»S dem bervorgcht, daß rin Polizribeamt« von Wndvwice sich bereit erklärt bade, die für die Prozeßzcngen bestimmten Gelder entgeacnzunkhmen und den Zeugen auszuhäiidigen. sowie dafür Sorge zu tragen, daß die in Wadnwice aniäjsigen Zeugen die Reise zur Hnnptverbnndlnug nach Benthcn antreten. Dieses, sowie die Vergangenheit Maedlers, der nach der Behauptung deS Interpellanten ein berüchtigter Provokateur lei. beweis«, daß sich dieser preußische Beamte in Galizien zu anstieren erlaube Der Interpellant fragt, was die Regierung zu dickem Vorsiille sage, und ob sie geneigt sei, diese Tatsache zu prüfen und daS Staat»- ««etrnetnn, Opse-e.-i^,» von fremde» Poilzeibransten Ul säubern. Pari». Der heutige Minist « rrat hat sich dahin aus» daß «ine vollständig« Verständigung »wischen der eg,erring und der Kommission ,ur Prüfung de» Gesetzen», wurf« über Trennung von Kirche und Staat wün schenswert sei. bevor der Gesetzentwurf an dir Deputiertenkammer arlanae. Der UnlerrichrSmrittster Bieovenu-Mortin werde «La- liehst vald di« Kommiiston einberufen lassen, der er di« Grund lagen für eine mögliche Einigung unterbreiten.werde. Brest. Sämtlrche Wersten sind milstärrsch besetzt. Truppen mit aufgcpflanjtem Bajonett bewachen dir Zugang« zu den Werkstätten der Wersten. Die AuSslandrgen verbrechen überall aus rotem Papier gedruckte Aufrufe, worin die Sol- baten aufgesordert werden, nicht aus ihre Brüder »u schieße». Die Truppen kampieren unter freiem Himmel. Pari». (Priv.-Tel.) Der Haushalts-AuSschuß und die Regierung sind übereingekvmmen, der Kammer die Herab setzung de» Brief Porte» von 15 aus 10 und der Jn- land-postkarten von 10 aus 5 EentimeS vom 1. Oktober ab »u empfehlen. Paris. sPriv.-Tel.I Der in Tanger auS Fez eingetroffrne amtliche Postwagen ist unterwegs abermals, wie in der vorigen Woche, ausgepl ändert worden. Zahlreiche Briefe und Pakete fehlen. Die Cbiffrebriese des in Fez gebliebenen französischen Gesandten Taillandicr an den in Tanger residieren den marokkanischen Minister des Aeußern waren zerrissen. Dieser Anschlag scheint von politischen Gegnern Frankreichs ouszu- gehen. Paris. lPiiv.-Tel.) General Pereil, ehemaliger Kabl- nettSckcf des KiiegSministers A»drs. bat mit Erlaubnis des Kr egsminister» drin Senator le Pievost de Launay eine Durll- svrderuna »bestaubt. Launay beicdutdiat Plkvost in einem Briefe an den Krieg-minister der Teilnahme au den Denunziationen. Arlon. «Priv.-Tel.) Ein deutscher Militärballon, in dem sicd drei Luftschiff« befanden, daiuntrr ein pleußtich« Offizier, ist gestern in der Nähe von St. Marte leS EtalleS. 20 Kilometer westlich von Aston, niebeigegangen. Einer der Passagiere hatte bedenkende Haulabschiiistmgkn erlitten, er konnte ab« noch mit seinen Kameraden de» Ellzug nach Köln besteigen Der Ballon lst in Mainz aistgcstlegrn und. da er auf dem Dache eines HauscS landete. völlig zelstörk worden. Rom. ,Priv.-Tel.) Die Ovstruktlon der Eisenbahner dauert fort. Der.Tribuna" zufolge wäre die große Mehrzahl der Eisenbahner bereit, nachzageben, aber die imransigenle Minderheit bält noch an der Obstruktion fest. In Bologna fand eine geheime Abstimmung von 25 000 Eisenbahnern über den Streik stakt; 14 OM waren für den Streik, MM dagegen, 8000 enlhteiten sich der Abstimmung. London. sPriv.-Tel.I Der „Standard" veröffentlicht ein chreiben des deutschen Marinealtachos^ Kapitäns z. S. E o er p er, an Archibald Hnrd, den Verfasser der Broschüre „Die britische Kriegsflotte", in dem der Marineattachö mitteilt, Kaiser Wilhelm habe ein Exemplar der B-rojchüre an- zunehmen geruht und ihn beaustragt. Herrn Hurd seinen könig lichen Tank zu übermitteln. In der Vorrede der Broschüre werden Zuschriften der Admirale Sir Edmund F. Fremantle, ir I. Hopkins und B. Montagu an den Versoff« abgedruckt. Sie erinnern darin an folgende Worte, die König Eduard am 25. Juni v. I. in Kiel zu Kaiser Wilhelm beim Festmahle aus der ^Hohenzollern" sprach: „Möchten unsere beiden Flaggen bis in dw fernsten Zeiten, ebenso wie heute, neben einander wehen zur Anfrechterhaitnng des Friedens und der Wohlfahrt, nicht allein unserer Länder, sondern auch aller Nationen." Ferner brandmarken die Amerikaner alle Versuche, Feindschaft zwischen der deutschen und englischen Nation zu säen." London. Die seit mehreren Tagen hier beratende Kon serenz der englischen und kontinentalen nordatlantischen Dampf s ch i fsa h r t s-Ge fe ll s ch als ten, der auch die Eunard Linie beitrat, führte, wie verlautet, zu einer Verständigung über die Erhöhung der K a j ü t e n t a r i f e und ^ur Einführung gleichmäßiger Bestimmungen für alle Linie». Die Beratungen werden noch fortgesetzt. London. «unterhanSO Die zweite Lesung der Bill welche bezweckt, auSwärkige Sctstsssreeder den englischen hinsichtlich Forderungen ihr« Entschädigungen wegen Verletzungen, die Ar beiter gn Bord erlisten, gleich,»stellen, wurde nngenommen. Die Bill ermächtigt die Bebviden. das Schiff, aus welchem eine solche Verletzung vorkäme anznbalten. Der Generalstabsanwalt Fimlay teilte mit. daß die Negierung der Bill zustimme. ' Wasbington. Der verrat hat den von Kran ein gebrachten Betststußanlrag. das Komitee für den zwischenstaatlichen Handel an,„weisen, die Frage d« Eisenbabntarife wäh icnd der Ferien unterstrchcn zu lassen, angenommen. Tie Unter stichung soll sich auch auf die Frage der Haftpflicht der Eisen bahnen bei Betriebsunfällen der Angestellten nnsdehnen. Washington. sPriv.-Tel.) Im 5kongreß kündigte bei der Beratung des Marine-Etats der Repräsentant Hughes an er würde Beweise dafür beibringen, daß der Stahltrust bei der Lieferung von Panzerplatten die Regierung in den letzten sechs Jahren um 22 Millionen Dollars bestohlen babc. (Na>1,tS ciiiacbrnde Devekrsten befinden sich Seite 4.) gr«nrk»ri », M. (Tchlut ! Nredil 21170. D>«ko»lo l»2,«0. Dr«»dne, Bank IS» III SiaiUSbahn —Lomborden- LaurahllNe Ungar, Sol» P«riu-»el«n —. Lürkenlok« —. Behaiipiet. Soll». ,g Udr naoimiuag. srenl. t»o 2!>/, MaNener IlU 72. Svonier SI.7S Neue «!°r>ugiesen S2.8V rarken suntfic. Sinieii,» -22 7ä. riir'i.iiol» >22.—. OUo- manb-n' 802,—. Llaaiababn 70! —. Lombarden 27,—. Trüg«. Hamdurg, s Man «Sold m «arren vr Ktlour. 2700 Br. 2781 <s. Silber in Barren «r. Ktloar 81.50 Br 81.00 <S. SartS. proouUeiimarrr. w»»ei> der Mdr, 2»,v» oer M»l-Skugusl 22,ge, stetig, oer Mär, t« —, per Leplt, -Te,dr, «2.—, keft. «üdö> oer Mär, b«,—, per S-pt -Te,, b2,7». lest, London. iTetretdeinarkt, 0ngl. Wet^n rnbig, sremder Iräqe, amerik. Mal? fest nnd eiwdS teurer, Tonauer nominell unverändert Sngl Mehl slclig, amerik, fest, Sersle ruhig, Hafer siclig, — Letter: Schön. Ter Leipziger Aerztestreik im Reichstage. Tie bereits kurz mitgeteilten Ausführungen des sächsischen Ministerialdirektors Fischer in der vorgestrigen Reichstags-Sitzung über den Leipziger Aerzte streik lauteten ausführlich: Ich muß anerkennen, daß die Aus führungen des Vorredners über den Leipziger Aerztestreik im ganzen sachlich waren. Ein gut Teil davon kann ich vollständig unterschreiben. Aber die eigentliche Darstellung des Aerzte- slreiks war doch so einseitig, daß eine Richtigstellung nötig ist. Das Verhältnis der Aerzte zur Krankenkasse ist von Anfang an kern sehr gutes gewesen. Von der in. 8 26a der Novelle zum Krankenkassengefetz den Kassen gegebenen Besugnis, Distrikts ärzte usw. cmzustellen, wurde von der Kasse ein ziemlich umfang reicher Gebrauch gemacht. Die Krankenkasse war wohl in der Honorierung der Aerzte sehr zurückhaltend. >elbst der Vorredner hat darauf hingewiesen, daß manche Sätze mit dem Standes- bewußtiein der Aerzte nicht vereinbar waren, daß jeder Dien st mann mehr bekam. Bei der Ueberfüllring des Aerztestandes ist allerdings bei der Bewerbung bei den Kassen- voritänden unlauterer Wettbewerb und Lohn- dtückerei zum Schaden des Ansehens der Aerzte vorgekommen, aber es ist eine bekannte Tatsache, daß nichts so sehr geeignet ist, das Ehrgefühl und StandeSbcwnßtsein abznschwächen, als die finanzielle Notlage, und diese besteht ber sehr vielen Aerzte n. Ich will die bereits vom Vorredner dar über gegebenen Zahlen noch ergänzen. Nach der Statistik ver mehrte sich die Bevölkerung in Deutschland von 1876 bis 1900 um 32 Prozent, die Aerzte aber haben sich in dieser Zeit von 13 OM auf 44 OM, also um 145 Prozent, vermehrt. Der Not stand eines Teiles der Aerzte wird auch durch die neuesten Fest- stellungen über die Einkommen der Berliner Aerzte bekundet. Ter dritte Teil der Aerzte hatte ein Einkommen von weniger als 3000 Mark, 8,7 Pro;ent sogar unter 1050 Mark. Ich nehme keinen Anstand, zu erklären, daß das System dri freien Arztwahlder Theorie nach das Ideal ist, allein in der Praxis liegt die Sache doch ganz anders. Dadurch, daß die Aerzte sich bereit erklären muffen, zu den Bedingungen der Kaffe zu ar beiten, werden ohne weiteres diejenigen ausgeschlossen, die viel leicht das meiste Vertrauen bei den Kranken haben, denen eS aber bei ihrer großen Praxis gar nicht beikommt, sich den Bedingungen der Kasse zu unterwerfen. Ferner tritt bei diesem System an di- Stelle der Abhängigkeit von den Kassen die Abhängigkeit der Aerzte von den Versicherten. Das Publikum ivird zu denjenigen Aerzten gehen, die weniger Rücksicht ans die finanziellen Verhältnisse der Kaffen, als auf die Mitglieder nehmen: dadurch ergibt tick «ine erhebliche Mehrbelastung der Krankenkassen. Ich könnte Ihnen Beispiele v«, »affen «m«be«, die da» System der freien Arztwahl aufgrbe» mußten, wen dt« Kosten zu yoch wurden. Wenn die Aerzte meinen, daß diese» System der freien Arztwahl vor allen Durgen der Gerechtigkeit. insofern Genüge tu«, alz die Entlohnung und dt« Jnanspruch- «ahme der Aerzte ziemlich gleich »vor. so bat schon der vorrAmer mts vollem Recht darauf »Ingewteirn. daß da» nicht der Fall lei Ein Arzt halte et» Einkommen von SO Mk.. «in ander« von 70 Mk. bei derselben Kost,, und in diesen Grenze« schwankten di, Aerzte. Der Abg. gräßdvrs ist natür» > Enttodnungrn der übrigen , ^ ltch mit der ärztttche« O'aanilotton nickt einverstanden, von politilchen Maßnahmen insolae der säcksi'chen Etonde»nrtznvng bade ich nickt» yebvrt. ick muß ab« »»geben, daß man bei der Beratung de» Gesetzt ntckt daran gedacht bat, da« es gegen die Kassen >o an-genütz» werden würde Aus den Streik in Köln eliiriigeben. ist nick« mrtnr Sacke. Daß dir Aerzte dort, nm ibre Forderung durckzusetzen. zum äußersten Mittet der Selbsthilfe, dem Streik, gegossen haben, ist gerade tm Interesse der Aerzte selbst aulrlcktig zu bedauern. Der Kampf »wischen der Kranken kasse und den Arrzten In Leipzig «innert an den Lodntamps in Crimmitschau. Die Krrtshauptma»»schast Leipzig bat dem Käinps antängltch ruhig »»geschaut und da« sich daraus beschränkt, eine Bttmttllung zu versuchen, da sie von der Anschauung au»« ging, daß bei dlciri» Streik da» öffentliche Interesse mehr berührt »»live als bet anderen Streik» Es belandrn sich aber unter den Aerzten ipsche. die den an Kassenärzte zu stellende« «irsordrrungen nickt rntipracken. nnd da dtr Fürsorge kür dir Krankenkassenmit» gltrder litt, lo birst sich dtr KrelSbarrptmannichäst aus Grund de» 8 56» deS KiankenkassengesetzeS für berechltgt und vervfftchtet. etnzngreisen. Wenn der Abg Fräßdors armrint hat, sie hätte von aiiSwärkS Krantenkassenärztr hrrdrtrufen sollen, so wird doch jeder, der die Leipzig« Verhältnisse kennt, zugeben, daß daS ganz un möglich ist. den» den Krankenkassen leibst war e» ja nicht gelungen. Die Kreisbauptmannschast mußte deSwraen mit den DtstriktSärzlen in Verbindung treten und ist »ainilich veswrarn angeartffe» wor be». Al» sie entgegen den Wünschen der Aerzte nicht etnschritt, sagte man. da sieht ma». wie die sächsische Regierung jetzt von der Sozialdemokratie verseucht ist. (Heiterkeit bei den Sozlal- demokralen.) ES wurde sogar für die Beamten, die tu dieser Angelegeiihklt tätig grwrsen sind, der neue Titel .Hossoztal» demvkrat" «snnvrn. «Heiterkeit bet den Sozialdemokraten.) Von anderer Seite wurde brkanptet. die Selbstverwaltung-rechte der Kranlenkassen sollten ansgelwden werden. Auch der Abg. Fräßdors hat daS vorhin behauptet, ob« der erwähnte K 56-r hätte der Anssicktsbchörde zu noch viel weiteren Maßnahmen da- Reckt gegeben. Die Kieishal'ptniannsckast konnte »hr Ziel nur durch einen Vertrag mit den Aerzten erreichen, eS waren ab« in dem selben den Aerzten auch schwere Bedingungen auserlegt worden. Der Vorredner hat gemeint, elnr der »»«frrrilichstkn Erscheinungen deS ArrztestreikeS iei die. da« die Behandlung der Jamtlien- angchörlgen habe eingestellt weiden können. Die Famtlienbehand« lung hätte längst ohne Mehrbelastung für die Kassen wird« «in- geführt werden können, wenn daS dem jetzt vollständig i« sozial demokratische» Fahrwasser schwimmendcn Kassenvorstand irgend gepaßt hätte. Aber sie wollten den Aerzten da» Leben so schwer machen wie möglich, und deshalb gründeten sie einen sogenannten Saiiriätsveretn. Nach meiner Berechnung ist zwar die Be handlung der Familien in diesem Verein dopvel( io teuer» ad« der Jude wird verbrannt, die Aerzte sollen wenigsten» ihre 3M0M Mk. nicht bekommen. Eine rhrengertchtltche Ver urteilung der Aerzte, die in Leipzig tätig waren währerck d«S Streiks, ist erfolgt, weil sie ihren Kollegen in den Rücke» gefallen seien, nicht weil sie im Sinne der sozialdemokratischen Be strebungen gehandelt haben. Die Verurteilung eine» ArzteS wegen Verletzung der StandeSehr« ist allerdings er folgt, weil er mit Leuten niederen Standes verkehrte. ES war ries aber ein wenig geschickter Ansdruck des Urteils, und es waren nicht die Arbeiter damit gemeint, sondern andere Bcrufs- llasscn, mit denen der betreffende Arzt verkehrte. Der Streik bat auch ans die finanziellen Verhältnisse der Kaffe lang« nicht die der schädigende Wirkung gehabt, die man annimmt. Mlr liegt Absch uß der Kasse vor. Danach sind di« Ausgaben — Sie , den Sozialdemokraten) werden sofort, das weißffich schon, rufen: Hört, Hort! lHeitcrkeit) — um rund 1300 000 Mk. höh« gewesen als 1903. iHört, hört! bei den Sozialdemokraten. Heiterkeit.) Davon entfallen aber 4M OM Mk. auf ganz bedeutend« Er höhungen der Krankengelder. Man könnte auch hierin einen erneuten und erweiterten Beweis finden dafür, daß die ffceie Arztwahl zu einer erheblichen Verteurung der Kaffenkosten fuhrt. Die Frage der gesetzlichen Regelung des Verhältnisses der Aerzte zu den Krankenkassen halte ich. ohne den Reichsbehördeu vor» greifen zu wollen, für noch nicht spruchreif. Bei der Beratung der letzten Novelle haben wir ja die Möglichkeit einer solchen künftigen Regelung geschaffen, z. B. durch die Bestimmung, daß die auf Grund des Krankenversicherungsgesetzes abgeschlossenen Verträge der Aufsichtsbehörde vorzulegen sind. Wenn aber einmal eine gesetzliche Regelung eintritt, so muß es einerseits den Aerzten unmöglich gemacht werden, einen Honorar satz zu fordern, der mit den finanziellen Verhältnissen der Kaffen nicht im Einklänge steht, andererseits dürfen die Kaffen nicht so niedrige Honorarsätzc bieten, daß es den Aerzten ihre Ehre ver bietet, zu solchen Sätzen zu arbeiten, und die Grundlage der Arbeiterversichcrung, die Krankenversicherung, zeitweise auszu schalten. Das darf unter keinen Umständen zugelasscn werden. Der Staatssekretär deS Innern, Graf PofadowSky, der später das Wort «griff, pflichtete dem sächsischen Vertreter durch aus bei mit den Worten: „Im Anschluß an die Ausführungen des Herrn Kommissarius der Königlich sächsischen Regierung möchte ich bemerken, daß der Konflikt zwischen Aerzten und Krankenkassen in Leipzig gewiß tief bedauerlich ist. Ich glaube ober, die sächsische Negierung hat vollständig ihre Pflicht getan, wenn ,ie, wie geschehen, eingegriffen hat. Die Krankenkassen sind nicht der Organisation wegen ac- schafscn, die Krankenkassen sind auch nicht geschaffen für die lerzte, sondern sic sind geschaffen, um den kranken Arbeitern zu helfen. lSehr richtig.) Wenn ein derartiger Zustand entsteht, daß die Aerzte ihre Tätigkeit infolge eines .Konflikts versagen, so, glaube im, hat jede Regierung, der das Wohl ihrer Staats- bürg« ani Herzen liegt, dafür zu sorgen, daß der Hauptzweck der gesetzlichen Einrichtung erfüllt wird, und das ist di« ärztliche Pflege der Kranken. Deshalb handelte die sächsische Negierung gezwungen und hat nach meiner Ueberzeugung nur ihre Wicht getan, wenn sie ihrerseits eingriff." Oerlliches nnd Sächsisches. — Dem in den Ruhestand getretenen Nürgerschul-Oberlebrer S ch u b e r t in Stollbera ist das Albrechtskreuz verliehen worden. — Für das durch Emeritierung erledigte Direktorat der 9. Bürgerschule ist Herr Direktor Thürmer von der 2. Bürger schule und an dessen Stelle Herr Direktor Eberth vim oer 16. Bezirkssckule gewählt worden. — Das PrnsiKum des WekttnscknikenbllndkS im Königreich Sachsen hatte an das Ministerium des Inn«» eine Eingabe gr- ricktct, in der brantraat Waide. eS möckte die Frage entschieden weiden, ob und inwieweit beieilS such« genehmigte Satzungen von S ch ü tz engcs el l s cha f trn den Bettiniinuiigen der Ver- oidnung von, 6. August 1902, die Scheibeiischnkengesellichasten betreffend. Geltung betzuniessen sei, beztehnngSweise möchte diese Verordn»»» «Itipicckeiid ergänzt weiden. Nach Ansicht des Präsidiums gibt die Verordnung, nach der Scktrßgrsellschatten von etaenilichen Schntzeiigrsellschaslen aeticnnt seien, zu Mißverständ nissen Anlaß. Ferner bat daS Präsidium um Ausklaiung. eS möchte der öffentlich-rechtliche Charakter allen Schützen»,sellsckaften abgesprochen nnd eine gleichmäßige Handhabung der Verordnung gehalten werden. Das Ministerium des Innern bat daraus de« snnden, daß de» Satzungen einzeln« Tchiitzriigriellschasten. soweit sie mit obenrovälnikrr Verordnung nicht lin Einklang stehen, keine Gültigkeit deigenirsscn werden könne, gleichviel von welch« Be hörde sie genehmigt worden sind. Sie können aber noch Befinden als Beurkundung des Bestehens eines Herkommens amioehen sein, auf das in gewisse» Fällen Rücksicht zu nehme» ist. Nach Ansicht des Ministeriums läßt diese Veioidnnng zu Mißnerständulffen in der Scheidung zwischen Schieß- und Schiitzenaeskllschgsten keinen Raum, da nnr die von de» Kreisiianptmannlchasten genehmigten Gesrllichasten als Schieß»,selllchaste» z» gelten baben. alle übrigen aber eigentliche Sch»tzengrscllschastrn seien. Eine öffentllch-iecht- liche Eigenichasl der Slhnvengesell'cliaftc» vennochte das Ministerium nicht anoierkeiiiien, versprach »'doch, für eine alrichmäßige Hand habung der ciiigrsnbitkii Bk'0>t>""i'g brioral n> ie!» — In der Oekonomischen Gesellschaft sprach gestern nachmittag um 4 Uhr in den «Drei Raben" Herr Prok. D». I o e st - Dresden über .Neuer« Forschungen und
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview