Dresdner Nachrichten : 21.02.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-02-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190502211
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1905
- Monat1905-02
- Tag1905-02-21
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- Dresdner Nachrichten : 21.02.1905
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NElnIlurllt I^npolt, (iuinmlnniffnfttlnili. »«IvnSU. t, 2KU. kekt nc»'U6ss>8ek6r Lclniiuell H I'risäriok ß Leliloss-Llrasre L Lroscdsn XoUisrs. a —» HauvtgesMMIelle: »iartriislr. 38.4«. /rnreigen-tarlf. »unadme von Ankündiaunaen di« nachinitlaaS S Udr. Sonn- und keieuag» nur Manentlrade SS von H bi« >/,l Udr. Di« l ivalttoe Lrund- «eile «ca. I Silben» so Pt».. Au- kundiaunae» aus der Prwatieite geile LS Pia : die s ivaltige geile aul Teri leite so Big., als Eingeiandt geile so P»l> 4» Nummer» »ach Sonn- und Feiertagen > ivallige ttiiundjeiie so Pig.. am Privatieite «o Pia. Lipauige geile aus reriicite und als tlinaeiandi so Big. Auswiirtlge A»i- tmae »ur gegen Sjorausliejavluna. Beiegdlätter werde» mu io P,g. berechnet. sternivrechankchliß; «uu l Sir. U und Sir. r«SL Rs-uodt »armerarnonnuno^rucn craanrrre. ron Kairo. — »«rlln 4V. <14. — Frankfurt a. di. Indab<.r 6o»' K6nips>i«d pniniKsi»« lion in kilt-vr, tirmul ?iix VV«'Ituu«!;t<;>lttk>tx Ixntis 1004. l.Ml' tioellskins!' lleutseliei' ll. sngljzetiel' SIMM kiirug-, «S8SN- li. ?slstüt8tüffs itii nnmn I'ÖI 8elivl, ^ ^ ^ gllg» molisrnsn ksl'bkn unll kllmL-ylisMsl, ru billlgrtsn kl'sisüli. ^ MU- 8«i»vüei«t. »>.>«« L». 5»*^ Llni«a<I-Deutscher Flottenverein. Hosnachrichlen. G.slngeianSstellnng. 2iecht dcS HanSbesitzeis. Prozeß l Mut,naßl Witterung: I ^ <»l> I »«H» 1 *1 » » v^» Vlllkljn. v. G abvw ». 0)eii. (vroßinist Sergius. .Ingendireuilde", Trioabend. Wiil1>c>-Lledera0e»d. s Kälter, bedeck». e». I . „Gemeingefährlich" — national. Bei den jüngsten Verhandlungen der Bndgetkommission des Reichstages über die Jlottenfrage hat sich das Zentrum im Bunde mit dem Freisinn unter dem höhnisch-behaglichen Bei- ^fallsnicken der Sozialdemokratie eine arge Ausschreitung aus nationalem Gebiete zu schulden kommen lassen, indeni es die von den lautersten patriotischen Beweggründen getragene Agita tion des Deutschen Jlottenvereins zur Ergänzung der augen fälligen Unzulänglichkeiten des Flottengesetzes von 1900 mit dem Beiwort „gemeingefährlich" belegte. Bon freisinniger Seite wurde jene unqnalifizierbare Verunglimpfung einer den höch sten vaterländischen Interessen dienenden, in allen nationalen Kreisen hochgeachteten Körperschaft ausdrücklich wiederholt, wäh- rend die sozialdemokratischen Vertreter dies vermieden und sich aus den Ausdruck ihrer begreiflichen Freude darüber beschränkten, daß ihre ultromontanen und freisinnigen Freunde mit ihnen die Rollen vertauscht hatten. Das Zentrum war offenbar von der Empfindung beseelt, durch die von ihm vorgenoimnenen Abstriche am MarineEat in Höhe von 3^2 Millionen Mark noch nicht genug getan, den leitenden Stellen die Macht der „regierenden Partei" bei der Entscheidung über die Ausgestaltung unserer Wehrkraft zur See nicht mit überzeugender Eindringlich, keit zu Gemüte geführt zu haben. Es wollte deshalb ganze Arbeit machen, und in diesem Bestreben glaubte der ultra- montane Wortführer, Herr Gröber, nichts Besseres ausheckrn zu können, als daß er sich zu der gekennzeichneten unerhörten Beschimpfung derjenigen Vereinigung verflieg, die gerade der eigentliche, echt volkstümliche Träger der ganzen .auf die Schaf fung einer ausreichenden deutschen Flotte gerichteten Bewegung ist und deren ausschlaggebendes Verdienst um das Zustande kommen des Flottengesetzes von 19M längst von allen nationalen Seiten Dank und Anerkennung gefunden bat. Der Deutsche Flottenverein bat sich freilich in gewissenhafter Erfüllung seiner gebieterischen Pflicht auch nicht abhalten lassen, die zweideutige und unaufrichtige Haltung des Zentrums in der Flottenfrage sowohl im Jahre 1900 wie später scharf zu beleuchten und liier wie überall die Dinge beim rechten Namen zu nennen. Dafür mag er sich dann wohs den ganz besonderen Hatz der Herren von der schwarzen Observanz zugezogcn haben, der nunmehr in solcher widrigen Form, die jedem nationalen Anstandsgcsüh! ins Gesicht schlägt, zum "Ausbruch gekommen ist. Im Gegensatz hierzu kann die an anderer Stelle mitgeteilte Erklärung, worin der Präsident des Jlottenvereins, Fürst Otto zu Salm-Horstmar. die ultramontan-freisinnigen An- zavfnngen zurückweist, in ihrer durch vornehme und iibcrleaene Würde ausgezeichneten Tonart als das Muster einer sachlichen Abwehr gelten, die gerade durch ihre »naemeine Ruhe um so überzeugender wirkt. Kein nnbelanaencr Leser der Knndaebung wird sich dem Eindrücke entziehen können, dasi sie unansaesorochen eine wirksame Lektion über öffentlichen politischen Anstand ent- hält, die an die ultramontane dldresse gerichtet ist. Es scheint innerhalb des Zentrums überhaupt in letzter Zeit in bezug ans den „guten Ton" etwas stark zu haoern: so sah sich n. o. bei der Beratung der Handelsverträge im Rcichstaae der bäurische Rundesratsbcvollmächtigtc unter Assistenz des Präsidiums des Hauses genötigt, sich in sehr energischer Weise geacn ungehörige Zwischenrufe des Ientrnmsabgcordnetcn Tr. .Heim zu ver wahren. Die berufenen Faktoren der nationalen ösientlichen Meinung im Deuts<ben Reiche dürfen aber die Reaküon gegen den ultramontanen Vorstoh nicht dem Flottenverein allein über- lassen, sondern es ist ihre patriotische Pflicht, auch ihrerseits klar und unzweideutig gegen derartige Treibereien Stellung zu nehmen und für eine Organisation einzutreten, die im vollen Matze Anspruch auf den Ehrentitel einer eminent deutschen Ge meinschaft erheben darf. Gewitz unterstehen die Forderungen, die der Deutsche Flottenverein in seinem Flottenprogramm anfstellt, im einzelnen einer unbeschränkten sachlichen Kritik, und keinem Vernünftigen wird cs in den Sinn kommen, das mehr oder weniger znstimmende oder ablehnende Verhalten gegenüber solchen Einzelheiten etwa zum Matzstabe der patriotischen Gesinnung zu machen. Davon kann keine Rede sein, und sowohl konservative wie nationalliberale Redner haben auch tatsächlich keine Be- denken getragen, in der Bndgetkommission ihre Einwändc gegen «in noch ihrer Meinung vorhandenes Zuviel in den vom Flottcn- verein ins Auge gefotzten Matznahmen rückhaltlos zu äußern. Wogegen ab«r mit aller Schärfe protestiert werden, waS di« ge rechte Empörung jedes nationalgcsinntcn deutschen Mannes ent fachen mutz, das ist die nationale Würdelosigkeit, die in dem ultramontan-sreisinnigen Bestreben hervortritt, den Deutschen Flottenverein überhaupt als eine Gefahr für unsere nationale Weiterentwicklung anzuschwärzen. „Gemeingefährlich" haben in England den famosen Herrn Lee nicht einmal seine schärfsten dortigen Kritiker zu nennen gewagt, obwohl in jenem Falle der Ausdruck wohl angebracht gewesen wäre. Uns Deutschen ist es wieder einmal Vorbehalten geblieben, die bittere Erfahrung zu machen, daß StammeSangehörige das eigene Nest beschmutzen, indem sic eine Vereinigung in niedrig demagogischer Art be schimpfen, cm deren Spitze zahlreich« deutsche Fürsten stehen, darunter Prinz Olupprecht von Bayern, der es sich wiederholt angelegen sein lietz, ausdrücklich vor uferlosen Flottenplänen und nationalem Chauvinismus zu warnen, und die sowohl oben wie unten, in den höchsten und niedrigsten Schichten unseres Volkes festgewurzelte verständnisvolle Sympathien besitzt. Auch steht der 600 000 deutsche Reichstagswähler umfassende Deutsche Jlotten- verein mit seiner Ueberzeugnng von der Notwendigkeit einer Flottenverstärkung über den Rahmen des Flottengesetzes von 1900 hinaus keineswegs allein da. Mit ihm zusammen haben auch andere große Vereinigungen, wie die D e ut s che K ol o n i a I- gejellschaft, der Alldeutsche Verband, der Evangelische Arbcitervercinstag, den Beschluß gefaßt, durch eine um fassende Agitation dem deutschen Volke alle die für eine an gemessene Verstärkung unserer Seemacht sprechenden Gründe zum Bewußtsein zn bringen, und in dem gleichen Bemühen vereinigen sich mit den gedachten Körperschaften die Vertretungen des Handels und der Industrie. Alle diese Kreise verfolgen also nach der Ansicht der ultra- montanen und freisinnigen Flottenscindc „gemeingefährliche" Tendenzen! Angesichts der Ungeheuerlichkeit eines solchen Vor wurfs vom nationalen Standpunkte aus mutz es Erstaunen, ja sogar Befremden erregen, dah die Negierung in der Budget- kommission kein Wort der Abwehr fand. Das völlige amtliche Schweigen unter solchen Umständen, die zum Reden doch geradezu herausforderten, ist ein recht nicderdrückender Beweis für die beschämende Abhängigkeit, in der sich unsere Regierung gegen über dem Zentrum befindet. Hoffentlich raffen sich die offiziellen Kreise noch nachträglich zu einer Zurückweisung der ultra- montan-freisinnigen Beschimpfung des Deutschen Jlottenvereins im Plenum des Reichstags bei Gelegenheit der Beantwortung der Interpellation über die Flottcusrage auf, die von den Sozial demokraten in der Budgetkonimission angekündigt sein soll. Wenn übrigens die Gegner des Flotteüvercins glmibcn sollten, ihn durch ihre Machinationen einschüchtern zu können, so sind sie gründlich im Irrtum: die vorerwähnte Erklärung des Präsidiums stellt ausdrücklich fest, daß die Organisation sich durch solche Angriffe nicht abhalten lassen werde, auch weiterhin ihre Schuldigkeit zu tun. Das war zu erwarten. 'Das deutsche Volk aber wird, wenn die Herren Tr. Gröber und Müllcr-Sagan nebst Genossen noch einmal wagen sollten, das ausschließlich auf sie selbst zurücksallende Wort von der „Gemeingesährlichkeit" des Deutschen Jlottenvereins zu wiederholen, jeder weiteren Verunglimpfung einer so aus gesprochen vaterländischen Körperschaft mit dem Hinweise auf die Meinung Kaiser Wilhelms II. selbst begegnen, der erst vor einigen Wochen zur Feier der Reichsgründung dem Präsidenten des Flottenvereins depeschierte: „Mögen Ihre auf die Verstär- kung unserer Wehrkraft zur See gerichteten Bestrebungen der Erfüllung entgegen reisen, sowie Ihre und des Deutschen Flotten vereins verdienstvolle Bestrebungen mit Erfolg gekrönt sein." Neueste Truhtmel-unften vom 20. Februar. Deutscher Ncichstaa. Berlin. (Prio.-TelO Am Bundesratstische sitzen: Staats sekretär Graf Posadowsky, Freiherr v. Ricythoscn. Freiherr v. Stengel und später "Reichskanzler Gras Bülow. — Auf der Tagesordnung steht die zweite Beratung der sieben Han delsverträge mit dem V iehseuchen-U eberein- kommen mit Oesterreich-Ungarn. Die Kommission bean tragt Genehmigung. Zunächst wird der Vertrag mit Oester- reich-Unaarn beraten. Auf bezügliche Ausführungen der Abgg. Hufnagel lkons.) und Heim sZentr.) antwortet Staatssekretär Graf Posadowsky: Die österreichischen Refaktien für Malz werden, wie die österreichische Regierung versichert habe, auf gehoben unter der Voraussetzung, vatz auch unsererseits an den bestehenden Zuständen nichts geändert werde. Das Viehseuchen- Abkommen werden wir so handhaben, daß der Schutz des deut schen Viebstandes gewährleistet ist. Hinsichtlich der Gerste werde nötigenfalls durch Denaturierung dafür gesorgt werden, daß keine als Futtergerste hereinkommenve Ware als Braugerste Verwendung finden kann. Führt Oesterreich Exportprämien für Getreide und Malz ein, so sind wir zu Gegenmaßregcln be rechtigt. Sollte Oesterreich-Ungarn Refaktien einstibren, ge heime sind ohnehin verboten, so sind wir ebenfalls frei, ent sprechende Gegenmaßnahmen zu treffen. — Abg. Seniler inat.-lib.j erklärt, daß seine Freunde durch die Mitteilungen der Regierung in der Kommission befriedigt seien: denn diese Mit teilungen zeigten, daß die Absicht bestehe, zwecklose Härten für die Industrie später zu beseitigen und auf friedlichem Wege auch die Beziehungen zu anderen Staaten, mit denen Verträge noch nicht abgeschlossen feien, zu regeln. — Abg. Gothein sfreis. Vereinig.! bezweifelt, daß die österreichische Regierung, da die öftereichischen Bahnen im wesentlichen Privotbabnen seien, das Refaftien-Unwcfcn verhindern könne. Der Staatssekretär habe in der Kommiision die Einfuhrschcine als Exportprämien be zeichnet, eine Auffassung, die sich sonst mit der bestehenden nicht decke. Dadurch, daß die Einfuhrscheine auf alle Gerste nur 1,30 betrogen, werde jedenfalls unsere Malzpusfnhr unterbunden. Innerhalb unserec Industrie übersehe man noch nicht vollständig die derselben drohenden Gefahren. Wie groß seien diese für unsere Stickerei und unsere Spitzen-Jndustrie, die Wollen- Jndustrie, die der Bürsten und Pinsel, Buntpapier- und Spitzenpapier, Tapeten, LuxuStapisscrien usw. Und nun gar die kolossalen österreichischen Maschinen-Zollsähe! Durch diese zwölfjährigen Verträge erhalte unsere Industrie nur die Sicher heit, daß sie mit ihrer Exportindustrie auswandern müsse. — Staatssekretär Gras P o s ä d o w s k Y : Er habe in der Kom mission nicht Einsuhrscheine als solche, als Exportprämien be- ichnet, sondern nur von der Eventualität gesprochen, baß eslerreich Einfuhrscheine gewähre in einer Höhe, die Export prämien in sich schließen. Was die Refaktien anlange, so unter stünden doch auch die meisten österreichischen Prioatbahncn der Staatsverwaltung. Endlich tritt Redner der Behauptung einer allgemeinen Schädigung unserer Industrie entgegen. — Abg. Wolfs sWirtschaftl. Vereinig.): Die süddeutsche nationale Arbeit sei bei den Verträgen schlechter weggekommen als die norddeutsche: aber in einer Beziehung sei er wenigstens be ruhigt, nämlich durch die Erklärungen der Kommission über das Biehienchen-Abkommen. — Auf eine Anfrage des Abg. Kaempf sfreis. Volksn.) erwidert Staatssekretär Graf P os a - dowsky: In den österreichischen Zollsätzen sei das Agio schon vorhanden. — Abg. Singer sSoz.1 hält den Interessenten der Industrie im Hanse vor, daß sie die Nachteile, über die sie jetzt klagten, durch ihre Zustimmung zum Zolltarif Ende 1902 selbst verschuldet batten. Fühlten sie jetzt Rene, so sollten sic einfach diese Verträge ablehnen. — In namentlicher Abstimmung wird sodann Artikel I des Vertrags nebst beigefügtem Tarif mit 192 gegen 53 Stimmen, bei drei Stimmenthaltungen, anaenommcn. Mit Nein stimmten Sozialdemokraten und Freisinnige. Der Rest des Vertrages wird debattelos genehmigt. Angenommen wird ferner das Viehseuchen-Abkom- men mit Oesterreich-Ungarn. Bei dem Handelsvertrag mit Rußland verbreiten sich die Abgg. Eickhoff und Müller» Sagan sfreis. Volksp.) über die Schädigung, die namentlich unsere Kleineisen-Jndustrie durch die hohen russischen Zölle erleide. — Geheimrat Lusensky gibt zu, daß es sich in einzelnen Er zeugnissen der Kleineisen-Jndustrie um größere russische Zoll- erböhungen handele. Diese hätten aber trotz aller Bemühungen nicht verhindert werden können. Im großen und ganzen hielten sich aber die russischen Zollerhöhungen in mäßigen Grenzen, so daß die Gefahr für jene Industrie doch nicht so sehr groß sei. — Abg. Hufnagel skons.) beklagt den zu niedrigen Hopsenzoll. — ?lbg. Pott Hofs sfreis. Bereinig.) bedauert, oie der Nürnberger spielwaren-Jndustrie sBleisoldaten usw.) dro hende Absatz-Erschwerung. — Geheimrat Müller bestreitet, daß der Absatz von Soielwarcn nach Rußland gefährdet sei. — Abg. Schmidt-Elberfeld sfreis. Volksp.) geht erneut aus die Ge fahren für die Kleineisen-Jndustrie ein, ebenso der Sozialdemo krat Scheide mann, der u. a. bemerkt, leider sei heute die ganze Rederei für die Katze. (Heiterkeit und Ruse: Sehr rich tig!) Diese ganzen Handelsverträge seien eine Schafschererei. sHciterkeit.) Die Geschorenen seien das deutsche Volk und die deutsche Industrie. Das machten seine Freunde nicht mit. Ter Vertrag mit Rußland wird mit 198 gegen 61 Stim men bei vier Stimmenthaltungen angenommen. Die Verträge mit Italien, Belgien, Rumänien, der Schweiz und Serbien finden teils nach kurzer, teils ohne Debatte in ein facher Abstimmung Annahme, lieber die zu den Verträgen cingebracbten Resolutionen wird erst in dritter Lesung beraten. — Schluß der Sitzung 71/2 Uhr. Morgen Fortsetzung der Ne- ratnng über den Toleranzantrag, dann Antrag betreffend Ar beitsamt. Prenstischer Landtag. Berlin. sPriv.-Tel.l Das Abgeordnetenhaus beriet den Etat des Finanzministeriums. — Aus von den Polen vorgcbrachte Klagen erwiderte Fiuanzministcr Freiherr v. Rbe > nbaben. daß die polnische Bevölkerung nicht urnckaehe, sondern sich im Gegenteil in höherem Maße als die cntiche vermehre. In Posen haben die Polen seit 1900 um 9,5 Prozent, die Deutschen nur um 1 Prozent zngcnommen. Auch im Westen nimmt die polnische Bevölkerung enorm zu. Die dort arbeitenden Polen bringen ihre Ersparnisse an Pol nische Genossenschaftsbanken. So habe, sich denn in den letzten 29 Jabren die Zahl der Mitglieder dieser Genossenschaftsbanken verachtsacht, während die Spareinlagen jetzt das 25sache der jenigen vor 29 Jahren betragen. Tic Beamten im Osten wür den nicht disziplinarisch gezwungen, für einen bestimmte» Kan didaten zn stimmen: aber sie seien Diener des Staates und hätten im Osten große nationale Ausgaben zn lösen. Und mit den Beamten, die das nicht tun, haben wir kein Federlesen gemacht und werden es auch nicht machen. Znm Moskauer Fürstenniord. Moskau. Mriv.-Tel.) Für die Leichenfeier des Großfürsten Sergius wurde folgende Anordnung ge troffen: Nur Personen, welche sich mit einer speziellen Ein ladung ausweisen können, dürfen in das Kloster, in dem die Einsegnung stattfindet. Die Adjutanten und Hofbeamten werden am Katoialk die Totenwache halten. Nach dem Gottesdienste werden Mitglieder der kaiserlichen Familie dem Toten die letzten Ehren erweisen. Die Adjutanten werden hierauf den Sarg vom Altar tragen, von wo derselbe von Mitgliedern der kaiserlichen Faniilie und Gcneraladjntantcn provisorisch in die Gruft des Klosters gebracht wird, wo er bis zum Tage der definitiven Bei setzung verbleibt. Pari s. lPriv.-Tek.) Der Direktor des Anarchistenblattes „Tribüne Russe", der der hiesige Vertreter der russischen Terroristen-Pnrtci ist, machte, folgende Mitteilung über das "Attentat gegen den Gr 0 ßsürsien Sergius: Der Großfürst sei bereits im Dezember, nach den blutigen Ereig nissen, zum Tode verurteilt worden. Er sei damals informiert worden, daß, wenn im Falle einer friedlichen Kundgebung des Volkes dasselbe vom Militär angegriffen würde, dies für ihn sein Todesurteil bedeute. Nachträglich sei der Partei bekannt geworden, daß der Befehl znm Schießen von den Großfürsten Sergius und Wladimir gegeben worden sei. Hieraus habe das Revolutions-Komitee ein« Sitzung abgehalten, in der die Er mordung des Großfürsten beschlossen wurde. Dieser Beschluß sei am vergangenen Freitag ausgeführt worden. Auf die Frage, ob auch die Jahre des Zaren gezählt seien, antwortete der Direktor verneinend. Der Zar sei übrigens informiert worden, daß er vorläufig nichts zn befürchten babe. Irgend jemand müsse doch da sein, um eventuell eine Konstitution zu unter zeichnen. Wenn der Zar aber weiterhin fortfahre, sich von den schlechten Ratgebern auS seiner Umgebung beeinflussen zu lassen,
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