4. STADT- UND GEBÄUDEKLIMATOLOGIE Der Hausbau und damit auch der Städtebau entwickelte sich nicht zuletzt auch aus dem Bestreben des Menschen, sich vor den Unbilden von Wetter und Klima zu schützen, wobei für Häuser und erst recht für Städte als sehr langlebigen Gebilden im wesent lichen das Klima von Bedeutung ist. Der Mensch wollte unter den jeweils gegebenen klimatischen Verhältnissen wirtschaftlich, d.h. mit einem möglichst geringen Aufwand für Zwecke des Schutzes vor den Auswirkungen des Klimas leben und arbeiten können. Der Haus- und Städtebau soll hierfür zu seinem Teil optimale Voraussetzungen schaffen. Das setzt jedoch die Kenntnis der klimatischen Gesetzmäßigkeiten und ihre Anwendung in der Praxis voraus. Andererseits beeinflußt die moderne Großstadt ihrerseits den lokalklimatischen Be reich an ihrem Standort so weitgehend, daß sich ein eigenes Lokalklima, das Stadt klima, herausbildet. In der vergangenen Epoche des kapitalistischen Städtebaus, in der die Stadttechnik noch in den Kinderschuhen steckte, die traditionellen Erfahrungen des Bauwesens vergessen oder wegen der Verwendung neuer Baumethoden, in ihrer Anwendung nicht mehr sinnvoll waren und über die gesetzmäßigen Wechselbezie hungen zwischen Einzelgebäude bzw. Stadt und Klima noch nicht genügend natur wissenschaftliche Kenntnisse Vorlagen, war das „Stadtklima“ mit Recht als äußerst ungesund bekannt. Eine Klimaverschlechterung ist aber durchaus nicht eine notwen dige Folge der Stadtbildung. Es gibt Möglichkeiten, das Stadtklima zu gestalten und gesund zu erhalten. Das setzt allerdings voraus, daß bei der Projektierung und beim Bau von Häusern und Städten auch die meteorologischen Unterlagen und Kenntnisse berücksichtigt werden. Aufgabe und Ziel des Haus- und Städtebaus im Hinblick auf das Klima muß es sein, unter den gegebenen Verhältnissen möglichst günstige klima tische Verhältnisse zu schaffen oder sie, wo sie ursprünglich gegeben sind, weitest gehend zu erhalten. Die folgenden Ausführungen sollen die hierzu notwendigen Kenntnisse vermitteln, wobei es weniger darauf ankommt, daß der Architekt selbst in die Lage versetzt wird, alle meteorologischen Einzelfragen persönlich zu lösen. Mindestens genauso wichtig ist es, ihn in die Lage zu versetzen, dem Meteorologen innerhalb der sowieso notwendi gen Gemeinschaftsarbeit, die nicht früh genug einsetzen kann, die richtigen Fragen und diese richtig zu stellen. 4.1. Auswirkungen des Großklimas auf Haustyp und Stadtanlage Es steht außer Zweifel, daß es Klimate gibt, die für das Leben und Arbeiten des Men schen ungünstiger sind als andere. Zu diesen ungünstigen Klimaten zählt zweifellos