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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 20.04.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-04-20
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060420021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906042002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906042002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1906
- Monat1906-04
- Tag1906-04-20
- Monat1906-04
- Jahr1906
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Diese» Vlatt wird dm Lesem von Dre»dm «»d Umgebung am.Lage vorher bereit» al» Abend-Zlusgabe zugestelltz während eS die Post-Monnente» am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. verugrgeblldn «»NIeNwrIl« «Irr»«»., b«> tSaliL «wetmoltarr tzutraauna durcki uniere «oien ,,»»»« und an Soim- und Montaakn nur emmav »Mt. »o V. diirid auswartiarjlvm. mtMonkn » Ml br«. » MI »o Pf. Bei eimnaltinr Zulicliuna durck die Dost SM. <okneBkste»««ld>. imklu»> land mit enNvlrchtndrin Zuichiaa«. N«tdru«allerArtUet u. Onainal- Milteilunaen nur mit deutlicher Luellenanaabet.Dreod Nachr.'l tuILUI,. NachtrSalich« vonorar. antvrüche bleiden undciatticktist: lmvrrlanate Manuikrwlc werden nicht auibewahrt. »elearamm-Sdrels«: «nchrtchtea Lre«den. 1850 Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. Anreizen. rfnnakime von Ankllnbiannaen bis iwchmittaaS s Ubr. Sonn- und Neikiiaos nur Maneniirake s» von II bis >/»iUl,r. Die UvaltiaeGrund- «eile lca. 8 Silbe»- » Mo., An- lundiauuaen auf der Privatleüe Zeile r» Pf» i ü,c rwaltioe Zeile autlerl leite so Pf»., als Einoelaudt Zeile «n Pta. In Nuittmeru nach Sonn, und!>ctceiai,e„ > ivaliiae Gruiidreile so Pf« . aui Privatieitc 40 Psg.. rlvaliwc Zeilc auf Lertlcite und alz Cmaciaudi so Lin Auswiiriiae Auf. träne nur gegen Vorausbe<aliluua. Lclcgdiälicr koken io Pfcimigc. Fernsprecher - Nr. 11 und 2006. HcmvtocschästSstelle: Marienstr. 38. 8. Varilstix ü 8tI>,:Ic 50 1'sg. m VM»M iillon Zpotlmlimi, Drogerien iiiick Larlttusrisn. InekvLrvll.! lMr-tli!,- «in«-»! lmli Mck-i »siilisllse!>> li-ichclm ii engl. K U Ugooo Uokf »liiffeiiKf. 2i». !>is!ils1i»i. ttm» uiliile lärm -iirisriieil-iillieli dllll,,« keiiie. u- «- >>o-ioi« ^ . «r. l«>7. ( Eidbebe» in Wesianiettka. Neueste Trahtbeiichte. .Hvfiicichnchte», Bürae»»cislcr Stadler ff. KomnielS. -Vll8ll. Jnmzvsischcr Beigarbesterailsstaiid. Konzert des Kölner Mänuer-Gesangvereins. Berliner Lebe». Freiiilli, 20. Llpril 1006. Das Er-Veben in Westamerika erweist sich nach den vorliegenden Meldungen als eine furchtbare Katastrophe von verheerender Wirkung, die das italienische Un glück in den Schatten treten Mt. Der Herd des Bebens be schränkt sich nicht auf San Francisco, sondern cs erstreckte sich, wie der Seismograph des Wetterbureans in Washington anzeigt, über den ga nz e n Kontinent. Der Apparat vtbrieite noch am Mittwoch mittag und zeigte damit an, das, das Erdbeben noch nicht aufaehört hatte. Tie Erdbebenwarte in Lai bach teilt mit: Sämtliche Jnslriimente zeigten am 19. April nachmittag- >/>>3 Uhr ein Sicherst heftiges Fernerdbcben in der Richtung Südost auf eine Entfernung von 10OM Kilometer an. ia Der seiSmographische Apparat des Museums in Berge n zeigte >a zwischen 1 und 2 Uhr gleichfalls ein heftiges le eigentliche Erschütterung dauerte drei Minuten. der Wasser- i 7 Millionen rdbeben an. In San Francisco sind, wie einem Teile der Leser bereits kurz berichtet wurde, alle Delegrapheuleitungen. mit Aus nahme von einer, zerstört. Durch das Erdbeben wurden die Rohre und Gasleitungen zerbrochen. DaS Rathaus, welches Dollars gekostet hat, liegt i» Trümmer». Die ^ t und die Erregung, die i» San Francisco herrschen, sind unbeschreiblich. Aus vielen Häuser» stürzten die Bewohner in leichter Nachtkleidnng auf die Straßen. Biele Gebäude gerieten plötzlich inS Wanken und stürzten mit Krachen ein, die Bewohner unter den Trümmern bergend. In den Hotels im Innern der Stadt entstand fürchterliche Aufregung. Am meisten sind die Gebäude südlich von Market-Street beschädigt, wo zumeist in Fachwerkbau errichtete Mietshäuser flehen. An vielen Stellen brachen Brände aus. Die Lage wird dadurch verschlimmert, daß alle Beleuchtungsanlagen, Gas wie Elektrizität, vernichtet sind. Da es an Wasser fehlt, wurden Häuser in die Luft gesprengt, um den Flammen Einhalt zu tun. Ganze Straßenzügc sind durch die Trümmerhaufen versperrt. Der B rand von San Francisco hat sich von der Wasserseite zwei englische Seemeile» landeinwärts ausgebreitet. Die Zerstörung aller Wnsserleilungsaiilagcn durch da« Erdbeben hat die Bekämpfung der Flammen zur Un möglichkeit gemacht, die aller Schranken spotten. Das Feuer er greift nacheinander die schönen Häusergevierte von Marker-Street, die Hauptstraße von San Francisco. Unter den Trümmern emrS dieser Gebäude kam auch der Chef der Feuerwehr umS Leben. Leichte Erdstöße dauerte» in San Francisco gestern während deS ganzen Vormittags und Nachmittags an. Zwei Schisse sollen gesunken sei». Anher der Verwüstung, die durch die Zerstörung und Beschädigung von 5000 Gebäuden verursacht wurde, ist auch ein sehr bedeutender Verlust an Menschenleben zu beklagen. Ein mächtiges Gebäude siel aus ein angrenzendes Loaierbans. in dem sich etwa 200 Personen befanden, von denen, wie berichtet wird, keine entkommen sein soll. Das Feuer hat setzt das ganze Ge- schäflSviertel tatsächlich zerstört und greift nun aus das vornehme Viertel über. In Oakland. gegenüber San Francisco, sind di« hauptsächlichsten Gebäude beichädigt und die andere» durch daS Feuer zerstört worden, wobei 5 Personen unis Leben gekom men sind. In allen Teilen des ganzen Landes ist eine Hilfsaktion für die Notleidenden eingcleitet worden. Nach de» letzten Nach richten auS San Francisco sind bereits 4M Tote nach einer i» der Eile errichteten Leichenhalle gebracht worden; doch treffen fortwährend neue Leiche ntransporte ein. Das ganze Stadtviertel, das durch die Market-Street und Feffom-Slrcet, sowie die 3. und g. Strohe begrenzt wird, ist ein Flammenmeer. Dem Vernehmen »ach hat die Conriedsche Operngesell- 'oft in Sa» Francisco ihre gesamte wertvolle Szenerie ein- gevirht, und die Künstler sind fast um ihr ganzes Gepäck ge kommen. Ein Glück für Sa» Francisco war es. dah der erste Stoß um 5 Uhr 13 Minuten die Einwohner bereits geweckt hatte. Sie konnten so aus die Straße eilen. Zwei Minuten später fiele» die Häuser bei dem zweiten Stoß in Trümmer. Gleichzeitig brachen Brände aus. Vom Meere aus ergoß sich, alles niederlegcnd, eine Springflut über die Unterstadt. Ein ferneres Glück war es, daß in dieser niemand s schläft. Einige Schiffe am User wurden auf das Kai geworfen, andere ankeilos auf die Welle» der Bucht. Tie Hilfsaktion wird, den amerikanischen Gepflogenheiten entsprechend, in großem Stile betrieben. Der Sekretär des Schatzamtes, S haw , erklärte, er werde sofort 10 Mil li o n e n D o I l a r s für die Notleidenden nach San Francisco schicken. Der Bürgermeister von San Francisco bat ein Nettungskomitce ernannt und befohlen, daß die Bäckereien und Milchdcpols Lebensmittel für die Obdachlosen liefern. Aus Palo Alto im Staate Cal^isornien wird gemeldet, daß die von dem Eiscnbahnkönig Stanford mit einem Auf wand«: von vielen Millionen gegründete Lelaiid-Ztansord-Uuion- Universität säst vernichtet worden ist. Ein Telegramm ans Sacramenio meldet, daß eine drei Meilen lange Strecke der Eisenbahn zwischen der Stadt Suisun und Benicia versunken ist. Durch das Erdbeben sind acht HäuscrbTdcks des Fabrikviertels, welches den nord östlichen Teil San Franciscos bildet, zerstört worden: ge ringerer Schaden ist in allen übrigen Teilen der Stadl an- gerichtet worden, Hunderte von Todesfällen werden aus den weniger gut gebauten Teilen der Stadt gemeldet. Tie neueren Nachrichten lassen die Verwüstung noch größer er scheinen, als bisher angegeben wurde. Dem Cicinnatier Blatte „Times and Star" wird aus Oak land als Gcriicht^gemeldet, daß das amerikanische Ge schwader des Ltillcn Ozeans, das in der Bucht von San Francisco ankerte, infolge des Erdbebens gesunken sein soll. Irgendwelche Bestätigung des Gerüchts liegt nicht vor. Der ganze von dev Bucht aus sichtbare Teil von Lau Francisco steht in Flammen. Das Feuer greift rasch um sich, und wenn kein Westwind ein'setzt, droht die Gefahr, daß die ganze Stadt nicderbrcnnt. Ein fünfstöckiges Hotel stürzte ein, dabei wurden 70 Personen unter den Trümmern begraben und diese gingen dann in Flammen auf: in gleicher Weife fiel ein großes Wohn haus, wobei etwa 80 Personen ums Lebe» kamen. Das Palace- Holet steht in Flammen. Im Süden der Market-Street flog ein grober Gasbehälter aus. wodurch eine neue große Feners- brunst veranlaßt wurde. — Die Banken sind geschlossen. In den Straßen patrouillieren Truppen, die Beseht haben, seden, der beim Diebstahl betroffen wird^ niederzuschreßen. — Die Post- bchörde in Chicago erklärte, lis hätte Mitteilungen erhalten, denen zufolge die Katastrophe in San Francisco Tausende »on Menschenleben gelordert hätte. Die neuesten Meldungen saute»: Washington. General Funston gibt in einer Depesche aus San Francisco die Zahl der Umgekommenen auf 1000 an. Newpork. Wenn man von allen unnwhrscheinlicheii Ge rüchten absieht, so lauten die letzten Nachrichten aus Oakland dahin, daß dieLagcin SanFrancisco verzweifelt wird. Die Stadt brennt in allen Teilen heftig. Die von den Flammen bedeckte Fläche beträgt 8 Quadratmcilen. Ans San Jo so wird gemeldet, daß auch dort ein schweres Erdbeben statlgesunden bat, durch daS eine Anzahl von Gebäuden zer stört und viele Menschen ums Leben gekommen sind. Auch das Staatsirrcnhaus in Agnew bei San Joss ist eingestürzt und hat viele Insassen unter seinen Trümmern begraben. Oakland iEalifornien). Die Fcuersbrunst in San Francisco nimmt rasch immer weiter zu und hat auch das Nesidcnzvicrtel ersaßt. Infolge einer vorzeitigen Explosion bei der Sprengung eines Gebäudes wurden 15 Männer getötet. DaS Terminal-Hotel ist zusammcngcstürzt. 20 Personen, die unter den Trümmern begraben wurden, sind verbrannt. Die hiesigen Malter schätzen die Anzahl der in San Francisco um- gekommenen Personen auf 500 bis 700, die der Verletzten auf 1000 und der Obdachlosen aus 20 000. O a k l a n d. Hier trafen Flüchtlinge aus anderen kalifor nischen Städten ein. Tie Städte SantaCruz, M o n t r e y, Gilov und Hollister sind zerstört. Eine Anzahl von Menschen ist umgckommcn. Die Zahl der Toten in 'Santa Cruz ' soll bedeutend sein. Wie verlautet, sind 200 Personen in Santa Eruz getötet und 10000 obdachlos. 120 Leichen sind unter den Trümmern des Agnew-Irrenhauscs in der Nähe von San Joss vorgeholt worden, wahrscheinlich befinden sich noch weiters IM unter den Trümmern, i, Pcrioncn sind getötet. Die Schiffs im Hasen von San Francisco sind unversehrt. Die Münze uns die Handelsbörsc in San Francisco sollen in Flammen stehen. N e w y o r k. Das Palace- und das Grand-Hotel in S a n Francisco sind einaeäschert. Dic meisten Theater sind in folge des Erdbebens eingestürzt und dann in Brand geraten. Tie am Strande gelegenen Schuppen der Southern-Pacific- Bahn sind eingestürzt. Tausende Tonnen von Koblen find i»- solgcdcssen ins Meer gesunken. Aus Sacramenton ist die Nach richt eingctrofsen, daß der Vorort Santa Rosa durch ein Erd beben zerstört worden sei. lieber 200 Personen sollen dabei ums Leblkn gekommen sein. Oakland. Das A s i a t e n v i e r t e l in San Francisco ist zerstört. Auch die Kirche und das College San Igna tius, eins der größten Jesuitcn-Jnstitute, dessen Bau zwei Millionen Dollars gekostet hat, find zerstört. Die letzten Be richte auS Paolo Alto besagen, daß die steinernen Gebäude der Leland Stanford University sehr beschädigt sind und daß viele Mauern Nisse erhalten haben. Dagegen ist die aus der Ost- feite der Ban von San Francisco bclegene Staatsuniversität von Ealisornien nicht sehr beschädigt. Ncwyork. (Priv.-Tcl.j lieber die Katastrophe in San Francisco wird weiter berichtet: Nachdem die Erd stöße die Steinhäuser zerstört hatten, brach in den Ruinen Feuer auS. Die Feuerwehr eilte fast vollzählig zu den Brandstätten, doch machte der Einsturz der Wasserwerke und der dadurch ver ursachte Wassermangel die Löichungsarbeitcn unmöglich. So war gegen SUHr vormittags so Nor abends hiengeZsits daS ganze Geschäfisviertel unterhalb »on Moittgomerstreet ein Flammen- «eer. Die Feucrsbrunst scheint weiter z» greisen, da die Meldung einlies, daß mit dem Palacehoicl Mich die Examinier- und Eall-Gebände von Flammen bedroht sind. Diese Gebäude sind Wolkenkratzer, die so die gefürchtete Erdbebcnprobe, da sie Stahlgcrüst, übcrstanden haben, aber sie liegen schon jenseits der Grenze von Montgomcrystrcet. Schließlich setzte um 10 Uhr morgens (7 Uhr abends hiesiger Zeit) der tägliche scharfe Tradcwind ein, die Flammen vom Meere in die Stadt tragend. Fest steht schon jetzt, daß die Geschäftsstadt San Francisco mit den Stapeln des Orients verschwunden ist. Die Rettungs arbeiten werden erschwert durch den neuerlichen Erdstoß, der die heimkchrcndcn Flüchtlinge, die morgens in Nachtkleidern die Stadt verlassen hatten, abermals in die Flucht schlug. Es wird mit Dynamit gesprengt, um das Ilcberspriugen der Flammen zu hindern. Truppen ans dem benachbarten Präsidiolager halten auf Befehl aus Washington die Straßen besetzt, um Plünderungen zu verhindern. In Ruinen liegt auch der prächtige Stcinbau des Rathauses. Im Dalcncia-Hotel wurden 75 Gäste begraben. Das benachbarte Berkeley mit der Uni versität brennt. Sacramento hat weniger gelitten. Ein späte- res Telegramm meldet: Abends wurde ein neuer Erdstoß vcr- spürt. Etwa sechs Stunden später ging die letzte telegraphische Meldung aus San Francisco ab. Fortan kommen Nachrichten Kunst und Wissenschaft. ff* Mitteilung ans dem Burcan der Ä ö n i a l i ch e n H o t - theater. Im Schauspielhause findet Donnerstag, den 26. April, außer Abonnement die Erstaussühnma von Oskar Wildes ,, Ernst. Eilte triviale Koniüdie für seriöse Leute, statt. ff* Konzert des Kölner Männergesang-Vereins. Es wäre wenig schmeichelhaft für die Dresdner musikalische Intelligenz, wenn man zu der Bedeutum; des berühmte» Vereins noch ein Wort zu sprechen versuchte. Er gilt unter den gesamten deutschen Mannerchören als einer der allererste» und führenden, vorbildlich und mustergültig in jeder Hinsicht. Ihn in diesen Vorzügen zu schätzen, war auch gestern reichlich Gelegenheit gegeben. Zwar ist der Verein nicht vollzählig bei uns erschienen, aber die etwa loO Sänger, die gestern auf dem Podium des Gewcrbehauses standen und sich den enthusiastischen Beifall vor überfülltem Saale verdieirten. repräsentierten zweifellos die Elite des Chores. Unter der Führung ihres ansgezerchneten Leiters, Herr» Professors Jos. Schwartz, sangen die Kölner Herren zunächst Heusers „Thalatta", dann zwei Chöre non Dresdner Komponisten: „Es steht ein' Lind' in jenem Tal" von Reinhold Becker und „Spinn, spinn" von Hugo Jüngst. Um eine Idee zu geben, wie herrlich diese Stücke gelangen, müßte man alles anfzählen, was zum Lobe eines bis zur Vollendung erhobene» EhorgcianaeS ge« sägt werden kann. Aber auch damit würde man denen, die nicht Zeuge der Ausführung waren, kam» die großartigen Eindrücke der Vorträge schildern können. Man muß die Kölner gehört habe», um sie »ach ihrem vollen Verdienste schätzen zu lernen. Noch bedeutender, als in den genannte» Chören, wirkten sie in Hegars ^Totenvolk". Wir haben das eigenartige Werk von »»seren Dresdner Vereinen und von auswärtigen, u. a. vom Leipziger Männerchor, gewiß in jeder Beziehung vortrefflich, mächtig und packend singen hören, gestern aber haben wir eS erst in seinen vollen Wirklingen kennen gelernt. Die dynamischen Künste, das natürliche Bcrjchmrlzen der Stimmen, das scheinbar absichtslose Hervorrufen eigentümlicher, teils realistischer, teils geisterhafter, gespenstischer Stimnnmgen sind als das Höchste chorischer Leistungsfähigkeit z» rühme». Dazu ein Material, wie rische und Kraft vorzugsweise die rheinischen und südl "äunerchörr aufzuweisen haben, und eine Lust und Freude Hingabe für die Sache, der zu begegnen sich auch nur selten Gelegenheit bietet. Von solchen Vorzügen getragen, konnte es nicht überraschen, daß selbst nach dem kaum zu übcibieteiidc» meisterlichen Vorträge des „Totenvolt" auch die übrigen Dar bietungen: „Der Entfernten" (Schubert), „Frülilingsnahen" (Kreutzer), „Minnelied" (de la Hole), „Zwiegesang" (Kremier) nicht weniger stürmische Anerkennung erzielten und der Schlnßchor: „Gotentrene", ein im Balladentone gebastenes Werl von Jos. Schwartz, zum Gegenstände besonderer Ovationen für den vor trefflichen Führer des Vereins wurde. Außer der Wiederholung von „Spinn, spinn" mußten sich die Kölner auch zu Zugaben verstehen. Sie sangen als solche, gleich stürmisch applaudiert: „Die Rose stand im Tau". „ReiterSmann" (v. Otdegravcitt und „Das Wandern ist des Müllers Lust". Alles iu allem ein Erfolg, der schlechtweg als Sensation zu bezeichnen ist. Als Solisten hatte der Verein die Koloratursängerin der Kölner Oper, Frl. Angele Vidron und Herrn Dr. Otto Neitzel mitgcbracht. Frl. Vidron führte sich mit der Arie „Martern aller Arten" aus Mozarts „Entführung" auf das vorteil hafteste ei». Sie verfügt über nicht sonderlich große, aber ange nehme. sehr effektvolle Mittel: einen Hellen, im Timbre rciiien Sopran, der bis zum hohen b' tadellos sicher anspricht und, treff lich geichult, für koloristische Aufgaben prädestiniert scheint. Gleich ansgezcichnet, wie m diesem Vortrage, bestand sie in Liedern, namentlich ln der virtuos gesungenen Alabicffichen „Nachtiggll" und der Zugabe „Weiß nicht, warum ich singe" iTaubert). Auch hier war vir Aufnahme gläiizend und rauschend. Aehnliche Auszeichnungen wmden Herrn Dr. Neitzel zu teil. Er spielte auf einem prächtigen Blüthner-Flügcl sauber und akade misch sorgfältig Schuberts „Wauderer-Jnntasic", ein Nocturne von Chopin und WeberS „Aufforderung zum Tanz" iu der Tausigschen Uedertragung. So vornehin gefällig, wie diese Vor träge aber auch ansprachen, erschiene» sic (das Konzert dauerte weit über zwei Stunden) doch als des Guten zu viel. " ff* Das für die deut . , einer Kabelmeldung „ van Rooy, Burg st aller. Knote, Marcclla Sem- brich, sowie mehrere andere berühmte Sänger und LLn- —^2— in San Francisco Gnst- keincm der Mitglieder dcr die Besürchluna vake lieot. ü. 8t. r ryoriirucr vricy, towre mcyrere anvere verut wie es an gerinnen ongehören, in dieser Woche süddeutschen spiele. Direktor Conried hat von kei ende an der > Gesellschaft Nachricht, so daß leider dic einige von ihnen könnten dcr furchtbaren Katastrophe zum Opfer gcwllen sein. Berliner Leben. O. Bcrlin, 16. April. Das waren sonnige, wonnige Berliner Ostertage, von denen man noch lange singen und sagen wird. Die deutsche Rcichshouptstadi schien plötzlich vom 52. nach dem 41. Breiten grade hinuntcrgcrutichi zu sein und römische Ostern zu feiern. Nach dem abscheulichen, regenreichen und trüben Pscudowintcr war dieser frühzeitige, herrliche Frühling eine doppelte lieber- grüne Pracht in Wald und Flur, dieses Keimen und Sprießen, dieser jubelnde Vogclgcscmg, dieses berauschende Naturkonzcri. das jedem Menschen mit geraden Sinnen und gesundem März schon allmählich gefaßt gemacht, und iiun brachte der sonn so gefürchtete April eine Reihe ununterbrochener Frühlingstage, wie sie so frühzeitig und dauernd nach den Versicherungen dcr ältesten Leute, die sich wieder einmal nicht erinnern konnten, uittcr unserem Himmelsstriche noch nie, nach den zuverlässigeren Auszeichnungen dcr Meteorologen aber jedenfalls seit dem Revolntionszahre 1848 nicht mehr dogewcsen waren. Do konnte man die laue Lcnzcsluft in vollen Zügen genießen, und die Ber liner gaben sich dieser angenehmen Beschäftigung denn auch in aller Gründlichkeit hin. Der Karsreitag^gehörtc, wie dies nun einmal Tradition ist, hauptsächlich dem Spandau er Bock. Es ist eins kleine Erhöhung zwischen Berlin und Spandau, dic man anderswo einen Hügel zu nennen sich schämen würde, die aber dcr verwegene Berliner scelcnsvcrgniigt einen „Berg" nennt. Ans diesem Spandcuier Berge also befinden sich einige Riesenlokalc, in denen am Karfreitag zum ersten Male das in Berlin und nächster Umgegend sehr berühmte und beliebte Svandauer Bockbier ausgeschcnkt wird, ein dunkelbraunes Ge tränk, dem man wenigstens das eine zugcslehcn muß, daß es reichlich berauschend wirkt. Ehedem war die Wirkung! dieser Wirkung ein ungeheurer Äarfre>tagsrSkandal. Auf dem
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