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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.02.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-02-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188002244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800224
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800224
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-02
- Tag1880-02-24
- Monat1880-02
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.02.1880
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Erscheint täglich früh 6»/. Uhr. lledattt«» 6e-«dvt»« J«h<uwi-gasi« SS. Hachstuade, der vormittag« 10-12 Uhr. Nachmittag« 4—« Uhr. i »«k Nücksad« rin,8an»rer M» »ach, sich ln» «kdacu»a »rrvindlich. Awatnur der für die nächst- Nummrr bestimmter, an Wochcntagrn bis Rachmtttaa-, >a Tonn- , tage«frsttzbt-V.vlthr. K dm FUtale, für Zt^ Ltmah»»: kW, Klemm. UnwersitLtSstr. 22. -«tsLüfcht.Latharineustr. Istp. «r bis '/H Uhr. UchMtr Tagtbla« Anzeiger. Organ für Politik, Lvralgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 16,00«. Kb-m»e«e>t«»rrl» viertelt-4'/, ML, incl. L'rutgcrlohn 5 Mt., durch die Post bezogen 6 ML Jede einzelne Nummer 25 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gediibrcn für Extrabeilagen ahne Poslbe-örderung 38 NU. mst Poslbcsbrderung 46 Mk. Zvscralk 5gcsp. Petttzeil« 26 Pf. Größere Lchnftcn laut unserem Preisverzeichnis — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. veclamrn onicr dem «cdattloiu-ttch dir Spaltzrile 46 Ps Inserat« find stets an d. rrpkvM»» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praevumenunlo oder durch Postvorschnß. Z 80. Dienstag den 24. Februar 1880. 74. Jahrgang. Bekanntmachung. LLngS der Uferseile der Harkort-Straße sollen Granit-Trottoir-Platten und Granitschwellen gelegt und die damit verbundenen Steinmetzarbeiten an einen Unternehmer in Aceord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in dem Bureau unserer Tiefbau-Verwal tung, Rathbaus, ll. EL, Zimmer Nr. 18 auS und können daselbst eingesrhen resp. entnommen werden. Bezüglich« Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Trottoir tu der Harkort-Stratze" »ersehen ebendaselbst und zwar bi- -um 6. Mürz 1880 Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Leipzig am Ist Februar 1880. Der Nath -er Stabt Leipzig. De. Tröndlin. Meffersckmidt. Zwei von Ada« Müller (oder Möller), Bürger zu Leipzig, 1554 gestiftete Stipendien von je 40^l 46 jährlich find an hiesige Studtrende und zwar zunächst an verwandte de- Stifters, in deren Er mangelung an Merseburger Stadtkinder und wenn deren keine die hiesige Universität besuchen, beliebig auf L Jahre, das eine aus die Zeit von Weihnachten 1879 an, das andere auf die Zeit von Ostern 1880 an zu vergeben. Wir fordern diejenigen Herren Studirenden. welche sich in einer der angegebenen Eigenschaften um diese Stipendien bewerben wollen, hierdurch auf, ihre Gesuche mit den erforderlichen Bescheinigungen dis zu« 15. März e. schriftlich bei uns einzureichen. Spätere Gesuche können Berücksichtigung nicht finden Leipzig, den 16. Februar 1880. Der Nath der Stadt Leipzig. I>r. Tröndlin. Richter. Submission. Der vcdars an Fuhren für das Unterzeichnete Proviant-Amt auf die Zeit vom 1. April 1886 bis 31. März 1881 soll im Wege der öffentlichen Submission vergeben werden. Bewerber wollen ihre Offerten bis Mittwoch, den 3. März dieses Jahres, vormittags 16 Uhr im Bureau deS Proviant Amtes (Schloß Pleißenburg) versiegelt und mit der Aufschrift: „Offerte aus Auhreugcstellung dctui Proviant-Amte Leipzig" versehen portofrei einsenden. Die näheren Bedingungen liegen im genannten Bureau zur Einsichtnahme aus. Leipzig, am 20. Februar 1880. UönigltcheS Proviant Amt. Bekanntmachung. Die Fahrstraße der Harkort-Ttratze von der Meißengaffe bis zum Floßplatz soll mit bossirten Pflaster steinen und der Fußweg auf der Flußseite zum Tyeil mit Mosaik-Steinen gepflastert werden und sind die damit verbundenen Steinsetzer- und Erdarbeiter, an einen Unternehmer in Accord zu verdingen. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in dem Bureau unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhaus, 11. Etage, Zimmer Skr. 18 auS und können daselbst eingeseben resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten find versiegelt und mit der Aufschrift „Pflasterung der Harkort-Stratze" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 6. März 1880 Nachmittags 5 Uhr einzureichen. Leipzig, am 18. Februar 1880. Der «ath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Messerschmidt. 8llr»i>8 LMltekeii sttrirlisvt relns iler 8lrull lx>l>>M linnnornlust, üon 26. kokruar, Xbon6>» 6 Olir, lm 8,»»Io «lor ki-ilou Itlirstornetnil«. 13 ßeüvrün u II st : N lteeielit über »lie vom leirten Xerrlels^e üeo Vereinen r»xe»»ie>ieiien Xus^sben, sie lmpkkru^e belr. Ilnüiruelion tür «tie üeulüebeii ImplLrrle et«. Ites. Or. Illn-i-i.) — 2) 8cbreiben äen V»r»iL»ä>« sn äs» köiiigl. ilini^terium 6e* Innern, >I!e ltüek'ieittlunx öer reviriirlen 8lsliilen belr. — 3) l1e»prei Kunst 6,, van 6er .Usjnritst ile* L.-.N.-LoU. d»»cblt>»8enen Xntvnri suk »tie vom kl» iclü-ksnrler stenieMe Xnkrsste tXbsnä« rnnst 6e>> tz. 53 6er 6evv.-Or6n. ltek. l>r. ?Ic>88.) — 4) INitlbeiliinsten über 6ie sünst>i in Leiprist ütslistetünäene 8iirui>st 6eü <>»ticbiisi^>u8!ieku!»8e« 6e» »leuiriebea Xer/tevereiiik» Nuncte!» (lies. I>r. lleinre). l>r. kl»«!». Nicolaigymnasium. «ufuabmeprüsung für VI und V Donnerstag, den 26. Februar, von 7'/, Uhr an, für die übrigen klaffen Montag, den 5. April, von 8 Uhr an. Leipzig, den 20. Februar 1880. Bros. DH. Vogel. Der Nihilismus bei der Arbeit. Die Haltung der europäischen Presse liefert den Beweis dafür, daß die Petersburger Blutthat dauach angethan ist, noch lange Zeit das ständige Thema der politischen Discussion zu bleiben. Bevor die Kunde von dem Mordversuche auf den Lzaren erging, hatten wir uns dahin ausgesprochen, daß die Ursachen de- Nihilismus in dem Gegen satz« zu suchen seien, in welchen sich daS Rechts- gesühl de- russischen Volke- zu der Spitzbüberei deS zünftigen Veamtenlhum« stelle. Diese Trieb- sHer für die Unthaten der Leiter der nihilistischen Bewegung scheint heute nur noch eine ganz neben sächliche Bedeutung zu besitzen. Früher erklärten die Organe dieser Catilinarier, daß wohl die Be amtenmorde von der furchtbaren geheimen Gesell schaft inS Werk yesetzt seien, nicht aber die Atten tate auf den Kaiser; und die grauenhafte Offen herzigkeit, mit der sie die Schuld jener auf sich nahmen, berechtigt nicht eben die Abweisung dieser zu bezweifeln. Die Beamtennwrde gehörten zum nihilistischen System, das sich damit atS gegen die Willkürherrschast einer verderbten Staatsdiener- rlique und gegen die tatsächliche Rathlosigkeit deS Lottes ihr gegenüber gerichtet kennzelckncte. Es mag einem gebildeten Gcmüthe abscheulich scheinen, aber nicht- destoweniger erweisen es die Thatsachen als wahr: jene unerhört grausamen Verbrechen erregten keineswegs den Abscheu des russischen LokkeS in einer auffallend bcmcrklichen Weise. Nur so läßt sich das Urtbeil jenes Geschworenengerich te-, daS die Wjera Tassulitsch freisprach, erklären; »ur so die offenbar weite Verzweigung der revo lutionären Propaganda, ihr kühnes, erfolgsicheres Auftreten trotz der eifrigen Bekämpfung und der Bluturtheile durch die Organe der Regierung j nur so die geheimnißvolle Verbreitung von Millionen von Zeitungen und Flugschriften, die in zahlreichen «Hennen Druckereien mmitten der bevölkertsten Stadttheile Petersburgs, Moskaus, Odessas und «»derer Hauptsitze der Staatsverwaltung berae- Mt werden und die rückhaltlos die mörderischen Absichten der Verbindung verkünden; nur so die häufige Resultatlosigkeit der Nachforschungen nach de» Verbrechern? Seitdem hat der in den Mantel de- Patriotin «u» gehüllte Satan den Pferdefuß gezeigt und es besteht kein Zweifel mehr, daß eine dämonische Veränderung in der Richtung der Schreckensacte der nihilistischen Organisation eingetreten ist. Zwei mit einem bedeutenden Apparate hcrgerichtete Mordversuche haben auf die Person deS Czaren sckbft stattgesunden. Die Urheberschaft der ge heimen Verbindung ist zweffelloS. da daS erste Attentat als von dieser angestistet in ihren eigenen Organen anerkannt und daS. letzte, der am letzten DienStag stattgehabte Versuch, da- Winterpalais m sprengen, in denselben voraus verkündet worden »u. Glücklicherweise sind beide Mordpläne ohne Schaden für die Person de- Monarchen verlausen; aber die furchtbare Energie, mit der sie in Scene gesetzt worden sind, und die unerschütterliche, todeS- muthige Ausdauer, welche die Verbrecher seither bethätigt haben, läßt keinen Zweifel zu. daß sie vor weiteren Angriffen aus daS Staatsoberhaupt «cht zurückschrecken werden. WaS — muß man Ich fragen — bezwecken diese unerhörten Gräuel ? 8a» will diese Räuber- und Mörderbande? WaS Daun durch den Mord deS jetzigen Kaiser- Andere« erreicht werden, als daß der Thronfolger, »er i» völliger Rebereinstimmung mit den Regie rungstraditionen der Romanoffs zu sein erklärt hat, die Herrschaft übernähme? Wäre dadurch allein wohl ein so vollkommener Wandel in Rußland zu erreichen, daß man sich dadurch angetrieben finden önnte, den Tod des Ezaren zu beschleunigen? Nein, es kann kein Zweifel darüber herrschen, wir haben es in den Kaiserattentaten mit einer Fort setzung de« Systems zu thun, da» durch blutigen Schrecken die Staatsgewalten selbst zu gesetzlichen Reformen zwingen will. Die Beamten morde erreichten dieses Ziel nicht; die Vorthcile der Aenitcr und Stellen übertönten die Drohungen der Blutthatcn, und der eiserne Druck von Oven schützte die bekämpfte Verwaltungssonn. Jetzt wenden sich die grausigen Drohungen an jene oberste Stelle, von der die Haltung aller Würden- und Acmterträgcr des Staates am gewichtigsten beeinflußt werden kann; und sie richten sich nicht nur gegen den herrschenden Regenten, sie sollen offenbar auch besten Nachfolger einschüchtern! Gegenüber dieser wahnsinnigen Anschauung und dem compticirten Apparate, nnt dem die jüngsten Verbrechen ausgeführt sind, ist es nicht mehr zu lässig, sich in die Hoffnung einzuwiegen, daß diese Gr uel auf einzelne Personen zurückzuführen sind, mit deren Ergreifung die Gefahr beseitigt sei. Wie viele „Leiter deS Nihilismus" hat die russische Polizei nickt sckon ergriffen, ohne daß mit ihrem Tode auch der Nihilismus vernichtet ist! Die Ver schwörung ist eine weitumfaffende und sie reicht sicherlich in Kreise, denen der Schutz des Staate» mit anvertraut ist. Wie anders wäre die Anlegung einer Petarde in der Wachtstube des Palais oder die Führung eines Minencanals unter dieselbe durch einen weiten freien Platz hinweg denkbar, und wie anders die Beschaffung der gewaltigen Mittel für diese und andere frühere Verbrechens vorbereitungen zu erklären? Es ist wie mit der Hydra; an die Stelle jede» abgeschlagenen Hauptes treten zehn neue und züngeln mit erhöhter Wuth gegen den Bckämpfer an, der sich ihrer endlich nicht mehr erwehren kann. DaS sind keine Attentate mehr, daS ist die Helle Empörung, eine neue unheimliche Art der Revo lution, die nur in einzelnen Vorstößen sichtbar und darum unfaßbar ist, unterirdisch gegen die bestehenden Formen ankämpft und mit der Schreckens wirkung einzelner Thaten, nicht mit einer offenen und anhaltenden Gewaltsanwendung durch größere Volksmassen von den Regierenden selbst die An nahme der erstrebten RechtSauschauungen erzwingen will. Rur einen Hercules giebt eS. der diese lernäiscke Schlange zu überwinden vermag: die Reform der russischen Staatsverhältnisie, welche alle VerwaltungSacte auf gesetzliche und den modernen Rechtsbegriffen entsprechende Normen gründet, dieRechtSsicherheit überall herftellt gegenüber der Willkür eines übermüthigen Veamtenstande», und die Kräfte frei macht, deren Wirksamkeit die Ent wickelung eines blühenden bürgerlichen Wohlstandes im Laude ist. Dann erst wird Rußland den Namen eine» CulturvolkeS verdienen, seiner Mission im Osten gerecht werden und nn Rathe der Völker Europa- den Platz einnehmen, der ihm gebührt. Politische Uebersicht. Leipzig 23. Februar. Die Frage des Präsidium» im Reichstage beschäftigt selbst >etzt, nach Vollzug der Wahl, noch immer all« politischen Kreise. Auch wir kommen nochmal- auf die durch das Triumvirat Arnim Frankenstein-Ackermann beherrschte parla mentarische Lage zu sprechen, indem wir unserm Berliner Corrcspondenten das Wort geben, der besonders die Stellung des Reichskanzlers zu den Parteien in Betracht rieht. Der Bericht lautet: „Dem Präsidenten des Reichstages, Grasen Ar nim-Boytzenburg, wird von einigen Seiten die Zumuthung gemacht, er möge dem Fürsten Bis marck erNLren, daß er nutzt Vorsitzender der Präsidial-Mehrheit sein wolle, da er nicht Präsident der Reichstags- Mehrheit sein könne. Deshalb sei er entschlossen, bei der Wiederwahl des Präsidiums, welche bekanntlich nach vier Wochen stattsindet, das Amt eines Prä identen abzulehnen. Man wird gut thun. diese Vorsätze mit Vorsicht aufzunchmen, obgleich sie in einer Zusammenkunft zwischen dein Reichskanzler und dem Reickstagspräsidcnten von Letzterem ge äußert sein sollen. Viel wahrscheinlicher klingt der dem Fürsten Bismarck in den Mund gelegte Ans pruch, daß er bei den liberalen Parteien den Geist einer entschiedenen Initiative vermisse und es begreiflich finde, wenn ihnen die Eonserva- iven und Ultramontanen den Rang ab- aufen. Nach welcher Richtung hin diese Ini tiative ergriffen werden soll, wird nickt an sedeutet. Handelt eS sich etwa um die Wieder herstellung der früheren Beziehungen des Reichs- anzlerS zu den Nationalliberalen? Nach den unS zugehenden Mittheilungen wird von den Freunden des Abg. von Bennigsen die durch die Blätter gehende Nachricht von wiederholten Besprechungen Desselben mit dem Reichskanzler für unrichtig erklärt und ahc Schlußfolgerungen, welche sich auf die Haltung der Nationatliberalen gegen über den Reichstagsvorlagen beziehen, als unzu treffend bezeichnet. Die Berechtigung diese- De mentis dürste schon allein aus dem Umstande herzuleiten sein, daß innerhalb der liberalen Partei kein anderer Ausweg aus der gegenwärtigen parlamentarischen Lage gesunden wird, als jener der ReichStagSauslosuna. Die leitenden Männer der Partei sprechen diesen Gedanken un umwunden aus und meinen, daß sie sich in diesem Puncte mit den Auffassungen de- Reichskanzlers begegnen. Er finde den gegenwärtigen Zustand unhaltbar, weit hinter der Präsidialmehrheit das ultramontane Loch liege, in welches seine Vortagen fallen müßten, sobald die Nationalliberalen deren Fall nicht aushalten wollten. Selbstverständ lich beziehen siw diese Ausführungen weder auf das Mititcnrgesetz noch auf daS Socia- listcngesetz; wohl aber dürsten sie auf andere Vorlagen, namentlich jene angewendet werden, die auf neue Steuern hinauSlauscn, ganz zu geschweigen deS Gesetzentwurfs über die zweijährige Bud getperiode. Der Widerstand, welcher selbst von konservativer Seite gegen dieses Gesetz erhoben wird, gründet sich gutem Vernehmen nach aus die in den preußischen Ministerien und speciell von Seiten deS neuen preußischen Finanzministers aus gestellten Nachweise für die praktische Undurch- führbarkeit der vorgeschlagencn Maßregel. Von Seiten der Liberalen wird eS demnach im Reichs tage keiner besonderen Anstrengung bedürfen, um eine Vorlage zu Fall zu bringen, die nach Lage der Dinge schon bei der gegenwärtigen CoalitionS- mehrhcit aussichtslos geworden in sein scheint. Wie unS nationalliberale Abgeordnete ver sichern, ist in den bisherigen Fractionsverhand- lungen weder von einer Politik deS Widerstande», noch der Zustimmung die Rede geivesen. Aus eben diesem Grunde seien die Führer der Parteien, auf deren staatSinänniscke Einsicht und parlameu tarische Erfahrung die Liberalen den höchsten Werth legen, nicht in der Lage gewesen, in dem einen oder dem anderen Sinne Verhandlungen zu führen Die bisherige vorsichtige Haltung der Minorität im Reichstage wird sckon deshalb nicht ausgegeben werden, weck kein Grund vorhanden ist, das Losunq-wort de« Abwarten- zu verlassen. Wenn die Minorität, wie Fürst Bismarck erwartet, die Initiative ergreifen soll, so kann Die» nur ge schehen. wenn daS Ccntrum in seine Isolirt^it zurlickkehrt und die Eonservativen sich der Zahl nach als unzulänglich erweisen." Im Reichstage wird eS demnächst zu sehr lebhaften Verbandlungcn kommen. Man sieht be sonders den Debatten über den Etat des AuS- wärtigen Amte« mit Spannung entgegen. Für den Fall, daß dieselben, wie e« den Anschein hat, schon in den nächsten Tagen beginnen, dürfte schwerlich aus das Erscheinen de« Fürsten Bis marck zu rechnen sein, welcher, wie Berliner Blätter melden, das Ziinmer hüten muß und über große Beschwerden beim Gehen und Stehen Nagt Ein ncutlckcr Versuch, eine Promenade durch seinen Garten zu machen, ist dem Fürsten schleckt bekom men. Wahrscheinlich wird Gras Otto zu Stolberg- Wernigerodc die Vertretung de« Reichskanzlers bei der Verhandlung über den Etat seines Ressorts übernehmen. Man will in demselben keine Ab striche vornehmen, beabsichtigt jedoch nach mehreren Richtungen Auskunft von der Regierung zu er bitten, namentlich auch über den Stand der Ver handlungen bezüglich de« österreichischen Handels vertrages. UebngenS gilt eö als zweifellos, daß der Botschafter in Konstantinopel, Gras Hatzfeld, zuin Staatssecretair de- Auswärtigen berufen werden und dies Amt am 1. April d. I. antreten wird. Man schreibt unS au» Hessen-Nassau. 22. Februar. „Während ein ultramontanes Blatt in der Provinz Posen die Kühnheit hatte, die von Fulda auS telegraphisch gemeldete Nachricht, daß den BiSthumsverwesern. oezw. DomcapitelS- vorstehern der verwaisten Diöcesen von Rom auö ausgedehnte Vollmachten in kirchlichen Angelegen heiten ertheilt worden seien", zu leugnen, findet jene Meldung heute in der klerikalen „Kuldaer Ztg." eine tatsächlich« Bestätigung. Gestützt «ms dce bevegte Autorisation hat nämlich der Verweser deS BiSthum- Fulda, Herr Hahne, im Hinblick auf die zunehmende Verminderung des Klerus und den Mangel an Ordensgeistlichen ange ordnet, daß für Fulda die österliche Zeit 14 Tage früher als sonst beginnen soll, damit alle Gläubigen die Saeramente rechtzeitig empfangen können. ES sei die» eine Verfügung, die Herr Hahne gar nicht hätte treffen dürfen, ohne im Besitz« solcher Vollmachten zu sein, welche wir in dem oben erwähnten Telegramm von, 28. v. M. andeuteten. Angesichts diese» Sachver halt» möchten wir doch dem Wunsche Ausdruck geben, daß endlich den verlogenen Dementis ultramontaner Blätter, wie solche jetzt bereits seit Jahren fast regelmäßig den aus Fuldc, kommenden kirchlichen Nachrichten gegenüber verübt werden, in der liberalen Presse der gebührende Werth bei gelegt werden möge." » * -» Ein Telegramm auS Konftantinovel meldet uns, daß der Oberst Synge, welcher Mitte 3a-
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