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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.05.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-05-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188005201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18800520
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18800520
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-05
- Tag1880-05-20
- Monat1880-05
- Jahr1880
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.05.1880
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Erschei»t Ugltch . früher/. Uhr. Net««», «t «epedttt»» Joharmtsgaffe »2. Hrichß,,»,, »er »ed«tt»»r vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« « 4 Uhr. Mr w» rt»«8«»»rn «»»» 'E der für die «Lchfl- N»m»er deflimntten a» «ochenta-eu dt» «achmittaas. an Tann- ftlagn» früh bi« V.V Uhr. L» w» ^Utotr, für I^-L,«ch»r: vtt» Memm. LaivrrsttätSstr. 22, AwflAL-sche, Latharinenstr. 1 S,p. «rr dis ^8 Uhr. UchMr.Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Locrlgkschichtc, Handels- and Geschäftsverkehr. 18«. Donnerstag dm 20. Mai 1880. Auflage 18M). Ld«,»r»nN«»rr1» vt«tey.^/,ML» incl. vrmaerlohn L Mt, durch die Post bezog« S ML Jede einzelne Nummer 2« Pf. Belegcxrmplar 10 Pf. Gebühren für SkNabetlagm »hue Postdefbrdermtg »« ML «Ü PosÜ>«fvrderuug 4« Mt. »»strate Laesp. Petttzefl« 2» W GrStzcre Schritten laut m' Preisverzeichniß.—LabeL» Satz nach höherem La Lecia«« «»er de» Neh«8»«ßrtch die SpalyeUe «0 Pf Inserate find stet« an d. <e»rdttt«* zu send«. — Rabatt wird »ich« gegeben Zahlung pr»«»n»>»i»i»i »der durch Postvorschaß. 74. Jahrgang. Bekanntmachung. Nach 8 17 der revidirten StSdte»rdnu»a sind alle diejenigen männlichen selbständigen Gemeindemit- Glieder,um Erwerb« deS Bürgerrecht« »«pflichtet, welche L. hie sächsische «taatSa»,etzSrigkeit besitzen, L. da« sünfundzwanzigste Lebensjahr erfüllt haben, 8. unbescholten find und öffentliche Armenunterstützung weder beziehen, noch im Laufe der letzten zwei Jahr« bezogen haben, 4 fett drei Jahren t» «emetndeberirke ihre« wesentliche« «ohnfitz haben und 5. mindesten« 8 ^l an direkten Staatssteuern jährlich (wobei die Zuschläge gesetzlicher Bestimmung zu Folge unberücksichtigt zu bleiben haben) entrichten. Wir fordern daher alle nach obigen Bestimmungen verpflichtete« hierdurch auf, sich nunmehr unge säumt innerhalb 14 Tagen wegen Gewinnung de« Bürgerrecht« bei un« anzumelden, widrigenfalls nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen mit Strafe vorgegangen werden wird Leihst«, den 10. Mai 1880. rer «ath »er Etabt Leipzig. vr. Georg». Nitzsch«. Bekanntmachung. Da« 4. Stück de« diesjährigen Gesetz- und Verordnungsblattes für da« Königreich Sachsen ist bei un« «ingeaangen und wird bi« zu« k. Juni ». I. auf dem RathhauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich auShängen. Laffeld« enthält: Nr. LL. Verordnung, die Ablieferung der AufhebungSanzeigen seiten« der Pfarrämter an die BezirkS- Lrzte betreffend: vom L4. März 1880. « LS. Gesetz, gewerblrche Schulen betreffend; vom 3. April 1880. - L4. Verordnung, da« Verbot von Geldsammlungen in den Schulen betreffend; vom 8. April 1880 - L5. Verordnung, die Bezeichnung der Fuhrwerke betreffend; vom 16. April 1880. » L«. Verordnung, die Gerichtsferien betreffend; vom L8. April 1880. - L7. Verordnung, einen Nachtrag zu dem Prüfungsregulative für Candidaten de- höheren Schul amt« an der Universität Leipzig betreffend'vom L6. April 1880. « L8. Bekanntmachung, den Comnnssar für den Bau der Secundär-Eisenbahnen von HainSberg über Dippoldiswalde nach Schmiedeberg und von Wilkau über Kirchberg nach SauperSdorf betreffend; vom 88. Asirrl 1880. « LS. Verordnung, den Betrieb der Sandsteinbrüche im Bezirke der AmtShauptmannschaft zu Pirna betreffend; vom 1. Mai 1880. - 30. Bekanntmachung, die anderweite Festsetzung der BergütungSsätze für geleisteten Borspann betreffend: vom 7. Mai 1880. Leipzig, den 18. Mai issv. »er «ath »er «ta»t Leipzig. vr. Georg». Stoß. Albanese« und Montenegriner. D«mouteuegrinisch«albanesifche Grenz- streit datirt keineswegs, wie vielfach angenommen wird, au« den orientalischen Kriegen diese« Jahrhundert«. Die Gegnerschaft der beiden tapferen Bergvölker fällt vielmehr fast mit der oSmanischen Invasion in Europa zusammen. Zum Verständ- niß der sich jetzt in den nordalbanischen Bergen abspielenden Ereignisse wird e« geboten sein, einige historischk Momente au« den früheren Kämpfen hervorzuheben. Im vorigen Jahrhundert herrschte in diesem Theile der Balkanhalbinsel eine Heldengestalt, deren Tapferkeit zu besingen ein Homer würdig gewesen wäre: Der Buschatlija-Sprat Mabmud, genannt der „schwarze" oder Kara Mahmuv. Die albanesische Tradition hat un« da« Bild diese« seltenen Mannes fast unversehrt erhalten. Es war vor etwa einem Jahrhundert, daß Kara Mahmud das Amt eines Feudalherrn von Nord« albanien antrat. Sein Ehrgeiz gab ihm früh d«i Gedanken ein, sich von der Pforte unab hängig zu erklären und als souveramer Herr von Albantm aufzutreten. Dazu bedurfte es aber der Arme aller, und gerade damals war das Land in «nzählige Parteien gespalten. Er versuchte daher vorerst in Güte die einzelnen Clan-Häuptlinge zu gewinnen, und als dies nicht gelang, bekriegte er der Reih« nach dieAaa« und BeyS von Djakowa, Prizrend, Jpet, Tirana, Erawaya rc. und beugte sie gewaltsam unter seinen eisernen Willen. Von welchem Schlage dieser Mann gewesen sein muß, beweist die T Hatsache daß die bezwungenen Führer ihm nach kurzer Uebnleguna bedingungslose Heeres folge leisteten, worauf Kara Mahmud leicht zur Ausführung seine« Plane- schreiten konnte. Den Albanesen nnponirte übrigen- nicht« mehr al« die Art, wie der Buschatlija (dieser berühmten albanesischen Familie entstammt Mabmud) Be leidigungen zu rächen pflegte. Al« ernst — wie die albanische Tradition beichtet — ein Ein wohner von Scutari in Prischtina ein paar Maul schellen erhielt und Kara Mahmud von dieser In- fülle Kenntniß bekam, stellte er zunächst den Geohrfeigten zur Rede, warum er diesen Schimpf ruhig einaesteckt, und rückte dann mit einem Heere vor Prischtina, da« er fast dem Grdboden gleich machte. So schalteten noch vor hundert Jahren die Feudalherren im Reiche des Padischah! Nachdem der tapfere Mann eine tür kische Armee in offener Feld sch lacht geschlagen, war Kara Mahmud Pascha'« Stern m den Zenith ge langt. Al« erklärter Rebell gegen die Pforte hatte er ale Brücken hinter sich abgebrochen, al« ei« »»erwarteter Zwischenfall Alle« wieder in ein an- .dere- Geleise brachte. Die Montenegriner Hlanbte» nämlich gerade jetzt, wo die Albanesen von der Türkei förmlich abgefallen waren, den M»m«t genabt, «» ihre alten Unabhängigkeit«- destrebuugen wieder aufzunehmen, und sie schlugen als bald los. Dieser Moment ist höchst bedeutungsvoll für die albanefisch-mvatenearinischen Beziehungen. Es warnämlich da« erste Mal, daß die Montenegrmer «nter den albanesischen Behörden und Truppen, welche die bosnisch« in den Grenzorteu abgelöst hattm, ein förmliche« Blutbad anrichteten. Ein Schrei der Rache ging durch ganz Albanien, vom Sem bi- «m Schkumbri, von Prischtina bi« Durazzo. Mahmud selbst erbat sich in Stambul Gnade, und «hielt sie unter der Bedingung, in Montenegro ein- für allemal tabula rasa zu machen. Und an Mitteln hiezu fehlte eS dem tapferen Mahmud wahrhaftig nicht. In kürzester Zeit war eine Armee von 30,000 Mann gesammelt, und eine Leibgarde von 700 edlen Albanesen än dert Gebirgsstämmen umgab den Führ«. In diesem entscheidenden Augenvlick verließ den erpropten General die militairische Raison. Ohne eigentlichen Kriegsplan fiel er mit den zumeist undiSclplinirten Haufen, die der Blutdurst betäubt und unlenkbar gemacht hatte, in« Hochland ein, um im Engpaffe von Kruscha total aufaerieben zu werden. Von allen seinen Leuten verlassen, kämpfte der alte Löwe mit seinen 600 auserlesenen Scutarioten noch geraume Zeit gegen eine erhebliche Uebermacht. Zuletzt fielen alle bi« auf den letzten Mann. Die Albanesen hatten ihr Thermophlä gefunden. Nickt einer der AuSerwählten sah seine Heimath wieder; die großen Hausen aber verbreiteten, nach Albanien zurückgekehrt, die SckreckenSnachricht von Berg zu Berg,'von Thal zu Thal. In der Thal war dies die blutigste, größte und verhängnißvollste Schlacht, welche je zwlschen Arnauten und Montene grinern geschlagen wurde. In der nächsten Zeit blieb das Feld z« gegen seitigen Repressalien offen. Rache und Gegenrache, Morde, Massacres, FeuerSbrünste und eine endlose Kette von Grausamkeiten, wechselseitig von Monte negrinern und Albanesen begangen, füllen die Epoche bi« ins erste Jahrzehnt unseres Jahrhun dert« au«. Hiebei ist ein Zug von großem In teresse. Während der französischen Zwischen herrschaft in Dalmatien versuchten eS nämlich die Truppen, in Albanien zu landen, und siehe da, die christlichen Albanesen hatten nicht« Eiligere« zu thun, al- sich ihren moSltmischen Brüdern innrg anzuschlietzen, um dieser Invasion mit vereinten Kräf ten die Stirne zu bieten. Die katholischen Clane reizte nicht die Vorspiegelung von der Befreiung vom Tllrkenjoche: sie wollten Albanesen bleiben. Ihr poli tischer Instinkt sagte ihnen offenbar, daß ihren Unabbängigkeit-bestrebnnaen die schwache TUrken- herrschaft willkommener fein müsse al« da« starke Napoleonische Regiment. Unter solchen Verhält nissen mußten natürlich die Montenegriner er heblich gewinnen. Sie befestigten ihre Macht, be unruhigten beständig die türkischen Grenzprovmzen und führten Jahr für Jahr jenen kleine« Knea, der z» keinem greifbaren Erfolge führte, dafür ab« die Kluft zwischen ihnen und den Albanesen imm« mehr «weiterte. E« will fast den Anschein gewinnen, al« wolle die europäische Diplomatie den beiden feindlichen Bergvölkern Gell»enheit geben, ihren Strauß, ohne militairische Jaterveutum der Congreßmäcbte. selbst auSsechten zu könueu. Konti pomickontos! Die Albanesen halten ruhig u»d standhaft an dem Satze fest: „Sei im Besitz und du wohnst im Recht!" Die Wien« leitenden Tage-organe sind der Ansicht, daß die Diplomatie wieder einmal einen ungeheuren Kehler begangen hat. weil sie die Bekanntmachung. Die zum Umbau der PoniatowSkvbrücke in der Lelfingstraße erforderlichen Erd-, Zimmer», M«rev' und Eteinmetzarbeiten sollen an einen Unternehmer in Accord »«geben werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen bei unser« Tiefbau-Verwaltung, Nach hall« II. Etage, Zimmer Nr. 18 au« und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: ,Erd-, Zimmer-, Maurer- und Eteinmetzarbeiten der Poniatow-khbrücke betr." versehen ebendaselbst und zwar bi» »um S. Juni d. I. Nachmittag« k Uhr einzureichen. Leipzig, am 1k. Mai 1880 Le» «ath« »er Gta»t Leipzig « v«a»ep«tati»». Bekanntmachung. Die Herstellung von Granit-Trottoir« läng« der 7. Bezirk«- und 7. Bürgerschule soll an einen Unter nehmer in Accord verdungen werden. D-e Bedingungen für diese Arbeiten liegen im RathhauS, II. Etage, Zimm« Nr. 18 au« und können daselbst einaesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „«rantt-LrottotrS im großen Jotzanntsgarteu" versehen ebendaselbst und zwar bi« zum LS. d. M. Nachmittags k Uhr emzureichen. Leipzig, am 18. Mai 1880. Des «attz» rtrahen»a«»epnt«tt,«. Bekanntmachung. Die Herstellung von Mosaikpflaster auf den Fußwegen läng« der 7. Bezirks- und 7. Bürgerschule so! an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bcdingungen für diese Arbeiten liegen im Rathhaus, ll. Etage, Zimmer Nr. 18 auS und können daselbst eingeseben resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten find versiegelt und mit der Aufschrift: „Mosaikpflafler in den Straßen des großen JohanntSgurtenS" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 39. Mai d. I. Nachmittag- 5 Uhr einzureichen. " Leipzig, am 18 Mai 1880. Des «aths Stratzenbaudeputatto». Waldgräserei-Verpachtung. Mittwoch, den 26. Mai ». I. soll im Forstreviere Rosenthal die dre-jährige SraSnutzung parcelleu- weise unter den im Termine näher bekannt zu machenden Bedingungen und gegen sofortige Zahl««, »er Pachtfumwe nach dem Zuschläge meistbietend verpachtet werden Zusammenkunft: Nachmittags 3 Uhr am Äohllser Wehr am Rosenthal. Leipzig, am 10. Mai 1880. De« «ath» Korfthepntatto«. Austragung deS albanesisch-moatenegrinischen Eon- fticte« zum Range ein« europäischen Frage erhob, und e« will ihnen bedünken, daß dies ein« richtigen Beurlheilung der Sachlage nicht entspricht. So lange d« Grenzstreit zwischen d« Pforte und Montenegro schwebte, bemerkt die „Neue Freie Presse", waren die Unterzeichn« de- Berlin« Vertrages bei demselben allerdings betheiligt. Seit aver der Streit zu einem montenegrinisch-albanesischen geworden ist, stehen die Berlin« Vertrags- Mächte, die Pforte eingeschloffen, als uninter- essirte Beobachter abseits. Europa hat für seine Ruhe nichts zu befürchten, wenn Montenegriner und Albanesen aneinander gerathen: erst wenn eS die Pforte zwingt, sich unt« vie Beiden zu mischen, wird die Sacke bedenklich, weil dann Oesterreich-Ungarn, Italien und Rußland in ihren Interessen berührt werden. Wie immer die Dinge verlaufen mögen, das „Bischen Albanien" darf da« allgemeinste Interesse in Anspruch nehmen. Politische Ilebersicht. Let»,tg. IS. Mai. Ueb« die in Bezug auf den Ausgleich mit Rom am Berliner Hofe sich bemerklich machenden Einflüsse wird uns auS Berlin geschrieben: „Getreu der Parole, die schon lange bet Hofe ihre Wirksamkeit ausllbte, nämlich den „Frieden der beiden Eonsessionen" herbeizuführen, hat sich in neu«« Zeit all der mächtige Einfluß aus den Fürsten Bismarck geltend gemacht, um die Bei legung des Culturkampfes durch eine specielle Ver einbarung mit Rom zu erlangen. Diesen Bemühungen ist Papst Leo dadurch entgegengekommen, daß « die Vermittelung anderer regierend« Häupt« in An spruch nahm, welche den Forderungen der preußischen Regierung jene Härte zu benehmen haben würde, die nach den Behauptungen de- Papstes denselben innewohnt. ES kann nicht überraschen, daß man die päpstlichen Wünsche auch vom König Ludwig von Baiern unterstützt sieht, einerseits, weil die mißliche Lage deS baierischen Ministerium» gegen über d« Volksvertretung für die Dauer imm« peinlich« wird, andererseits, weil von Oester, reich auS die noch imm« einflußreiche klerikale Partei in der Hofburg es für gerathen findet, den kirchlichen Frieden in Deutschland zu fördern. Inwieweit der Kais« Franz Josef der augenblicklich in München weilt, im In« tereffc de« friedesuchenden Papste- zu wirken sich bemüht, wird hier mehr angedeutet, als auSgefllhrt. Genug, daß alle Hebel in Be wegung gesetzt werven, um den Keil tief« zu schlagen, den Fürst BiSmarck zwischen den Papst und da- Centrum getrieben hat. Gelingt die« und wird dem Latlcan die Ueberzeugung beige bracht, daß mit seiner Zustimmung zu dem Gesetz über die diScretionairen Gewalten der Ausgleich möglich ist, dann dürfte sich auch da« Cenlrum genvlhtgt sehen, zu d« Vorlage Ja und Amen zu sagen. Man legt deshalb m liberalen Abge ordnetenkreisen den gegenwärtigen Demonstrationen der Ultramontanen nicht den mindesten Werth bei. Derlei Resolutionen und Petitionen bleiben in der Luft hängen, sobald die parlamentarische Taktik und die jesuitische Jntrigue es gebieten, mit den Conservativen an einem Geile zu ziehen. Die Windthorst, Schorlemer-Alst und Eonsorten haben oft genug bewiesen, daß ihnen ähnliche „Opfer de- Intellekt-" nicht allzu schwer werden." Unt« den süddeutschen Blättern ist e« be sonders die „Allgemeine Zeitung", welcke die vielgenannte Rede des Reichskanzler nachträglich mit sehr ausführlichen Commentarcm begleitet. Da« Augsburg« Blatt schreibt wie folgt: E« hat sein Bedenkliche«, einen Staatsmann, und wäre « noch so groß und erwarb er sich noch so un terbliche Verdienste, gegen seinen wiederholt auSge- prochenen Wunsch, trotz seine« Hinweise« auf Krank reit und Nachlaß der Kräfte, im Amte zu halten. Da« haben wir mit tiefem Bedauern aus der Rede des Kanrlers gesehen. Ehrenvoll für ihn ist daS ibm unausgesetzt bewiesene allerhöchste vertrauen, ab« nicht nach jeder Seite hin wirkt eS ersprießlich. Die Freudigkeit an den Geschäften ist dahin. Bon ebenso behutsam« wie wohlwollender, doch die Time-- Aeußerung keineswegs unterschlagend« Seite ist die Rede vom 8. Mai scharfsinnig, weitsichtig, offenherzig und entschlossen, aber auch eigenartig und für den Hörer schwierig genannt. Sie zeigte — „die Wahrheit, die Wahrheit, und wär sie Verbrechen!" — vor Allem krankhafte Gereiztheit und erscheint überaus pessimistisch Die deutsche Einheit, für welche, wie wir nie ver gessen werden, Bismarck hochherzig und mannhaft seit zwanzig Jahren kämpft, und deren wir un« mit seiner Hülfe seit zehn Jahren erfreuen, ist Ver trags- und verfassungsmäßig Bundesstaat mit allen Vorzügen und Gebrechen bundesrathlichen und parla mentarischen Zusammenwirken«. Gegen die Fort entwicklung zum Einheitsstaat hat d« Kanzler sich bisher stet« gewehrt. Wer sie erstrebt, müßte sich zunächst dem Fortschritt verbünden, und sewst Richter würde in diesem Falle mit Virchow wohl nicht ganz übereinstimmen Ueb« da- „Werk seine-Leben«" können wir nicht hoffnungsvoll«, zuversichtlicher und für den verdrießlich und wehmüthig gewordenen großen Staatsmann tröstlich« sprechen, al« wenn wir auf manche der von dem Reichskanzler selbst in die einflußreichen Aemt« «hobenen tüchtigen und jün geren Mitarbeit« und Zöglinge, auf wenigsten« einige Führer im Reich-tag, auf die nächsten Reich-tag«- Wahlen, auf da« heutige Jungdeutschland, bei dem wir nicht blo« manche« Auge flammend, manche« Herz klopfend bemerken, sondern auch neuen Geist blitzen sehen, Hinweisen, und die Annahme, daß „jeder" sich »ur Untergrabung seine« ruhmvollen Werke- berufen halte, al« ein« arge Uebertreibung augenblicklich« Verstimmung und vorübergehenden Schwarzsehen» bezeichnen. Fürst BiSmarck hat die Feiertage in Berlin im Kreise sein« Familie verlebt, mit dem russi schen Gesandten bei der französischen Republik, dem Fürsten Orloff, stundenlang conferirt und, wie man annehmen darf, zeitweilig auch die ihm sehr am Herzen liegende strage de« Zollanschluffe« von Altona weiter betneben. Noch am Freitag hatte « (so schreibt man un« au« Berlin vom DienStag) an den Eastellan seine« Tu-culum« inFriedrich«- ruhe die telegraphisch« Weisung «gehen lasse», alle Zimmer de« Landhause« am Sonnabend tüchtig iu Herren. Nicht« war »atürlich«, al« daß man dort m Folge diese« Telegramm am Sonnabend Abend mit Bestimmtheit den Kanzl« «wartete. Dabei blieb e« nicht. Unt« d« Hand war die Botschaft »ach
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