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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.12.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-12-19
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19061219016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906121901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906121901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1906
- Monat1906-12
- Tag1906-12-19
- Monat1906-12
- Jahr1906
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.12.1906
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SeriigrgeMn «>»»« dl» i«»<^« «» »M»»«. «, t«,- «ch ««»««»» nur «tu»«0 »«> ««<> »undU^wüni,,»««. »lck««»r» ,«,»»».»«» »0 «. IM «7««ol>«r AutikNmi, »und di« Pol, »ptt „d»«vkl»0»r>d>. im Aut» P»t «U nu>vind»u»»m Suiidtuae. »oNdruckoNn An«»I u. Onulual» tz.ittnl»»,ni »ur «u dkuilichtr v»eI>ei>«u,ad»i.Vr»4» Nackrst) Wlt>N». dta<t,»ga>iU>» Lonoiar- «n>»»VL» blrid«« undcrücktickmat: «werm»,«, Wcm,l«rn»l« wcuxo »>M auitxwada. P»I»«»««M Adr»»»»' M«chrtch»,> »,«4»«» Gegründet Lodovk L vo. ff Hoklivkonivte» 8r- Uaz. ä. KSnixs e Sacdsen. vdoeolaüell, vscaos vesseris. kinrelvorkiiuk: v <ü>«Ir». lltawflt L. Mresgen-carlV. Dmadwr von Antündtaungen Ate «aidmilia«» » Udr Evim> uick Aktrnua« nur Manenstradr ss vo» U »>» >/,l Udr Die l'vailiaeAniu». «eile ,ca « Süden» « Ps, . L«. Aiudiaunaen aui der Vnvaiieile .-jeüe » Pi» . die rivalliae.-teile aut Lert leite eo Pia. als Einaeiaudl .-teile bo Pi» An Auuimeni uach S,IM- und Aeiertaaru l idalnae itiruiidirll« so Pi,. aui Pnvalirite «o Pi, , rivaliiae Zeile aui Lerileiie und alt Lmaelaudi«oPia. AuswariiaeAul. nüae our ,e»en Bolausde«al>luiia. Bcteavianer koücn to Pieimiac. Fernsprecher» Nr. U und L0SL HauplgeschüslSslcll«! Marienstr. SS. «r»ir»7»««»»««o«r4« ««AArr» küxAi»1I»n Ol^nnvIIv Oompnu^ v»tro. - »«.,»„ AV. «4. - ke.allFiel lnd»k>«ff U^n »1„M* ta KUd«', <!n»n^ I*,1r I!«m» 8t.. lx»ul» 1V04 uliusLctisälicli! 4m »io« I«, I>. I. Li. Selei«el>tiiiig8-Kegl!ii!lsliile ki>r 6an. vlc-tnr. t^ickt, Latr-wum. bsrrvn. fei'll.vetiiiisnii H»u>«x ^„dunnulr. Optiddi - me'rli»«. liintitut er»<« n N»«x»d. sirßgl- o. Ivf>«nl»e!r-tr»-i^?.eu!:e. )r«ztsr4turvn vor, üvLvk5v» LM rsid«»rr /urUck. trrmVo. S8Olr^Si?LL0i?1sv «rlmttan ävn reich j!l,wtrjarlsu 8por.ini-bttinloa über 11dc>»hro xo^'«i> k-limianä mx von 50 l'tu. .. .-...: - tiunko rux«-Lnät. "" larl ^Venäsedueks Llsbttssemeal 8li'Ue5ti'S88e 11. kiomitllx!! »ur »na 11—1 t'iir xeHllllkl. . Wat,lausnlfe mid-Hoktit J»cvis>i'»kn vo» Böckeieirn lind GiuntiNckkii, WeibnachlÄiÜe, iÄtülmokl Wllle>li»g: Gelichlsvelliandliingen. Te»tscher Ardrl'siiinikt. Tlienter d<^ Rcjane. I Kalt» ncbrlig. Nr.SLtt. Svitgtl: Mitlwoch.lv. Dc;cml»er lvv6. Der Aufmarsch der Parteien beginnt sich allmählich zu vollziehen. In dem Drange der kurz bemessenen Krist bis zu den Wohlen am 25. Januar nächsten JahreS wird allerorts fieberhaft gearbeitet, die Wahlaufrufe fast aller Parteien sind schon veröffentlicht und in verschiedenen Kreise» bereits Kandidaten ausgestellt. Diese Eile tut um so mehr not. als die nationalen Parteien, wie bekannt, nicht über eine derartig straffe Organisation und über so «rohe Geldmittel oerfüge», wie ihre Gegner vom Zentrum und von der Sozial, demokratie, denen obendrein ein «anzeS Heer von offene» und geheimen Agitatoren im Bürgerrock und im Priestcrgewand zu Gebote steht. Dazu kommt, dah nirgend« so vollständig, wie im roten und schwarzen Heerlager, di« Wählermassen von jedem Verkehr mit Andersdenkenden und fremden Ideen ängstlich ab. geschloffen und behütet werden. Um so mehr tritt au die nationalen Parteien gebieterisch die Forderung heran bei Zeiten und mit aller Energie an das Werk der Wahlvorbereitungen zu geben, keine DKihe. kein« Opfer dabei zu scheuen und alle per- sönliche Fehde, alle Parteilekdenschaft gegenüber den gemein same» Interessen eines aesck-loffenen Kampfes gegen dos schwarz, rote Kartell zum Schweigen zu bringen. Der einheitliche Auf. marsch und konzentrisch« Vormarsch der bürgerlichen Wähler, masser von recht- bis nach links ist diesmal um so eher möglich, als ihn«» allen im Sturme deS Streites eine gemeinsame Losung gegen ZeatrumStvrvnNei und sozialdemokratische Umsturz- geliiste gegeben ist. Wenn von einigen Seiten zur Organisation des Wahlsieges die Bildung eines! nationalen Wahl'blocktz empfohlen wird, in dem so grundverschiedene Männer, wio Kaiiitz. Liebermann, Hahn auf der einen und Kopsch. Naumann und Barth aus der anderen Seite Platz finden könnten, so ist das gewih ein schöner Gedanke, der seinen Urhebern alle Ehre macht, aber beinahe zu schön und zu ideal, als datz er auf Ver wirklichung rechnen könnte: Leicht beieinander wohnen die Gedanken, doch hart iw Räume stoben sich die Sachen. Wenn wirklich und ausrichtia von allen in Frage kommenden Parteien ohne Verfolgung von eigensüchtigen Sonderzwecken der nativ- nale Gedanke im bevorstehenden schweren Kampfe tatkräftig vertreten wird, so genügt der bewährte strategische Grundsatz: Getrennt marschieren, ober vereint schlagen. Wo die örtlichen Verhältnisse nicht ganz klar liegen, da soll man mit den Be. strcbungen, sich auf einen gemeinsamen Koniproniibkandidatcn zu einigen, nicht zu viel Zeit und Kraft verschwenden, sondern lieber von vornherein unnütze Reibungen zwischen den Parteien vermeiden. Die Hauptsache bleibt dann, dab alle bis aus den letzten Mann bei der Stichwahl ihre Pflicht und Schuldigkeit tun. ES stehen diesmal nicht wirtschaftliche, sondern natio nale Fragen zur Entscheidung, und als hoher Siegespreis winkt ein des Teutschcn Reiches würdiger Reichstag, dem das deutsche Volk seine Interessen mit vollem Vertrauen und ohne chronisches Erröten über der Mehrheit nationale Schamlosigkeit an- vertrauen kann. Wicr deshalb diesmal säumig am Wahltage gefunden wird, ohne dab ihn zwingende Gründe entschuldigen, ist ein Verräter an der hohen Sache und verdient den Name» eines deutstlien ManncS nicht. Es ist nicht zu leugnen: die plötzliche Auslösung des Reichs tages hat gerade in den Kreisen der praktisch tätigen Partei- Politiker einige Verwirrung geschaffen. Das dokuinentiert sich schon in den Wahlparolen, von denen auf seiten der nationalen Parteien nnndestcns ein halbes Dutzend in der Luft flattern. Auf den ersten Blick könnte man da stutzig werden, wenn man be- denkt, datz nur durch «ine gemeinsame Wahlparole die starke Stimmung und Leidenschaftlichkeit in der Volksmasse erzielt werden kann, die dem Wahlkampf erst den einheitlichen Grundtou und die nötige Kraft verleiht. Aber es scheint nur so! In Wirklichkeit weisen die einzelnen Ansruse eine erfreuliche innere Uebrreiosffmmung ans. wenn auch naturgcmäb in Einzelheiten und m Verlegung des Schwergewichts der Angriffsrichtung gewisse unverkennbare Parteischattierungen vorhanden sind.. ES wäre ober auch wirklich zu viel verlangt, dab jetzt plötzlich mit einem Schlage alle selbstverständlichen Partei - Nuancen verschwinden sollten. Solange sie nicht das Endziel — das „Vereint schlagen" — gefähr de». sind sie berechtigt. Nur mub daraus hingcwirkt wer den, datz der Kampf zwischen den im nationalen Sinne ge- einten Parteien, wo er wicht vermieden wird oder sich nicht vermeiden lätzt. im Geiste der Besonnenheit und Mäbignng geführt wird, der bei den Stichlvahlen iveniqstens unter allen Umständen doS Zusammengehen aller nationalgesinnten Par- teieu gegen Aentram und Sozialdemokratie ermöglicht. Sieht man sich unter dieiem Gesichtswinkel die bisherigen Wahlauf rufe an. so dum man zufrieden sein. Nebcrall herrscht eine vorsichtig vorbereitende Sprache, dt« doch implimtv die Auf- sorderung enthält, sich weniger um des Trennende zu kümmern, als vielmehr so zu wählen, dah das Ergebnis der deutsch-nativ- nalcn Sach», zum Sogen, den verbündeten roten und schwarzen Widersachern ccher zur Niederlage gerelche. Wenn hier mehr der Kampf gegen die Sozialdemokratie, dort mehr der An- griff gegen das Zentrum gepredigt wird, so entspricht das eines teils örtlichen Sonderverhältnissen — wenn, wie z. B. in Sachsen, Inur der Kamps gegen die Sozialdemokratie in Frage steht — ' oder andererseits tiesergrcisenden Unterschieden in der Stellung zur Sozialdemokratie, wie sie z. B. zwischen Konservativen und den Weiblich-Freisinnigen gegeben sind. Daran wird — leider! — schwerlich in der kurzen Zeit, die bis zum 25. Januar 1907 zur Verfügung steht, etwas geändert werden können. Darum nehme man die Dinge, wie sie sind, und halte sich nicht bei langatmigen Vorreden auf, sondern arbeite gemeinsam, wo es geht, und schicdlich-sriedlich, wo eS ausnahmsweise nicht gehen sollte. Nur keine Quertreibereien und keine gewalt same Einengung der Bewegungsfreiheit bis zur Stich- Wahl! Dab diesmal der Liberalismus - bis in seine ! am weitesten links stehenden Ausläufer hinein scheinbar ge- ! willt ist, im Endkampfe auch der Sozialdemokratie gegenüber nicht zu versagen, gebt erfreulicherweise aus manche» Aeußerun- ge» hervor, wenngleich diese sehr dehnbar geholten sind, i Mehr Entschiedenheit wäre aber doch noch von nöten, denn > wo. wie in Sachsen, der direkte Kampf gegen den Ultra,non- , taiiismus auSgeschaltet ist und nur der gegen die Sozialdemo- § kratie inFrcege kommt, da,wird man bestimmt erwarten dürfen, dab der Freisinn ibaldmöalichst und kräftigst Farbe bekennt und zi m mindesten die Kreise der nationalen, antisozialdemokratischcn. Parteien nicht stört. Käme man jetzt - wie der demokratischen „Franks. Ztg." aus Sachsen «sschrieben wird — mit dem arten Starengesang von der Fleischnot und Lebensmittelverteuerung und -mit der Parole gegen die ^Agrarier und ihre Mitläufer" so Spkirdc das als eine unverzeihliche Cigeiibrödelei und direkte Unterstützung der Sozialdemokratie gebrandmarckt werden müssen. Eine derartige Schuld aus sich zu laden in einem de, kritischsten Augenblicke unterer innerdeutschen Entwicklung werden die Freisinnigen und Linksliberalen SachstnS hoffent lich zu stolz und zu klug sein. Sie würden sich — wenn sie anders handeln wollten — um allen nationalen Kredit bringen und zwar ein für allemal, denn in Sachsen kann das im Reichs tag vorherrschende Zentrum, das unserem nationalen Lcbcn auch nach übereinstimmendem freisinnigen Urteil fo schwer» Wunden geschlagen hat. nur dadurch wirksam bekämpft werden dab man die rote Partei, mit der im brüderlichen Verein de> UltramontanismuZ die politische Situation beherrscht, mit aller Energie.angreift. Wer anders handelt, dem ist es nicht Ernst mit seinem Kampf gegen den Ullramontanismus: wie die Ver hältnisse heutzutage liegen, trifft den Ultranwntanismus. wer der -Sozialdemokratie -Abbruch tut und umgekehrt. Die wichtige-» wirtschaftlichen, politischen und sozialen Fragen, die je länger, je dringllicher zur Erörterung im öffentlichen Leben stehen, sind gcwib aller Beachtung wert und mit vitalen Volksinteresscn io eng verknüpft, dab wir die Letzten sind, die ihre Lösung ausschieben oder gar unter den Vsch fallen lassen möchten — aber: alles zu seiner Zeit! In den letztsährigen. olle Leidcm'chastcn aufwühlenden wirtschaftlichen Kämpfen haben fo'wiefo die groben nationalen, uns alle einigenden Grundsätze unserer Volksheroen eine bedenk- Irche Abschwächung und Ermattung im Vollbewubisiin weiter Kreise erfahren. Da ist es aut, dab das deutsche Volk durch unliebsame Erscheinungen und Ereignisse endlich aus seinem allzu stark überwuchernden pvlitffchen Materialismus au'gewcckl worden ist und sich notgedrungen rein nationalen Fragen zuwenden und gelegentlich der nächsten Wahl darüber -entscheiden muh. ob eine deuffchuationale Mehrheit im deutschen Reichstage herrschen >!oll oder eine Majorität, die sich aus Zentrum. Sozialdemokratie und ssonstigen Reichsfeinden, wie Polen. Elsässern. Welfen ustv.. zusammeulsetzt. Neueste TralUmclSliikacii een, 18 Dezember. Ethvlinug des Bankdiskonts. Berlin. (Priv.-Tel.) Die Diskonterhöhung der Rcichsbank niochte aus den hiesigen Effektenmarkt keinen be sonderen Eindruck, mehr dagegen beunruhigte vorübergehend der Ullfftand. dah bei zwei hiesigen Banken gegen 1 Ubr Lon doner Telegramme einliefen, wonach die Bank von England einer . , .. .. .. ... ersten Meldungen frei ersnndcn ivorcn. Wie dieselben entstanden, sieh sich bisher nicht ermitteln. Man nimmt an, das; durch das Berschen eines Londoner Bankangestellten eine für die Pro vinz bestimmte Meldung von der Erhöhung des Diskonts der Deutschen NeichSbank anstatt nach dort, nach Deutschland unter Entstellung der Tatsachen wcitcrgegeben worden sei. Auch nach Leipzig, sowie nach anderen dentjchen Hauptplätzen war die irr tümliche Londoner Meldung gedrahtet worden. Tittonl über den Dreibund. Rom. Deputiertenkammer. Minister Tittoni gibt eine Auslegung der auswärtigen Politik Italiens. Trotz der beiden Krisen, die seit der letzten Beratung des Budgets des Aeuberen umeinander gefolgt seien, sei die Politik von seinen unmittelbaren Vorgängern in den allgemeinen Linien ge halten worden, die er selbst während der zwei Jahre seines Ministeriums inne gehalten habe. Das gebe allen denen, dic mit Italien zu tun haben, die Sicherheit, dab sie aus die Kon- tinuitat der auswärtigen Politik Italiens zählen können, dic in Zukunft, wer auch die Verantwortlichkeit der Regierung z» trage»» haben werde, keine» Schwankungen oder Aenderungeri unterliegen könne. Es ist für mich ein glücklicher Umstand, fährt der Minister fort, daß meine Ausfüllungen denen des Fürsten Bmow und des Freiherrn v. Aehrenlliai aus dem Fuße tolgen können: so kann tch mich voll und herzlich der^ebenw warmen wie wirksamen Verteidigung, die die beiden Staats männer deui Dreivun-d« haben zu ierl werden lassen, anschiietzen. Der Dreibund wird nach wie vor die Dali s unserer Politik sein. Ihm wollen wir treu bleiben! Liese ausdrückliche Versicherung wöge als Beweis dasnr genügen, datz die sich täuschen-, die von Zeit zu Zeit auf blogen Anschein hin- die Schwächung oes Dreibundes feststellcn zu können oehauplen und sein nahes Ende Voraussagen. Man hat gesagt, der Dreibund habe sich geändert und in seinem Charakter gewandelt dadurch, dab er wesentlich friedlicher ge- worden sei. Ich glaube, daß er ,lets friedlich gewescu ist. wenn sich auch seine kostbare Eigenschaft, ein wirksames Werkzeug und sin sicheres Unterpfand des Friedens zu sein, besser offen- bart hat, leitdem man zu der Erkenntnis gekommen ist,, daß er in keiner Weise die freundschaftlichsten Beziehungen zwischen den Mächten, die den Dreibund bilden, und denen, die außerhalb des Bundes sieben, verhindert. Ter Dreibund verdient dos größte Lob. weil er Europa lange Jahre des Friedens verschafft hat. Man hat die Vorteile, die der Dreibund gebracht hat, in Zweifel ziehen wollen. Er ist es aber, dem wir es zu verdanken haben, daß wir eine nuabhäugige Politik befolgen konnten und daß wir unserem Lande die bitteren Ueberralchnngen erparl haben, die so manches Volk, ebenso wie das italienische, in Zeilen der Vereinsamung kennen gelernt Hai. Es gibt Leute, die, weit entfernt davon, zuzugebcn, daß der Dreibund eine unabhängige Politik ermöglicht habe, behaupten möchten, daß wir iw 'Dreibund eine niedrigere Stellung einnehmen als die beiden : :wo .. , egt, ... ... Eine während dreier Jahre in der Leitung der auswärtigen Angclegenheiicii gesammelte Erfahrung Hai meine Ueberzeugung hinsichtlich dieses Punktes befestigt. Auf irrtümliche Versiche rungen hün hat mau veriucbt, an mancherlei »nd indiskreten Einmischungen Deutschlands zum -Schaden unserer Würde «nd unserer Interessen zu schaffen. Ich muß diese Legende zer stören. Alle Gründe, welche man bei verschiedenen Gelegen- heilen verbreitet hat, um vier Glauben zu verichassen. sind treie Erfindungen, Fürst Bülow hat dic hinsichtlich eines an geblichen Vorgehens Deutschlands in Tripolitana in Umlauf gesetzten Gerüchte bereits geaeißAt. Ich muß noch etwas anderes hinznsügen. Im Juli dieses Jahres, als ich iu London mit Sir Eduard Grcy und dem französischen Bot- 'chafter über, die Konvention wegen Abessimien verhandelte, haben einflußreiche auswärtige Blätter gemeldet, daß, wenn die Verhandlungen sich in die Länge zögen, dies auf einen Druck zurückzusührcn sei, den Deutschland aus mich dahin ausae» ubt habe, daß' ich die Verständigung z»m Scheitern brachte. In alledem ist auch nickst der Schatten einer Begründung. Drc bent'che Regierung hat während der Verhandlungen in keiner Weise interveniert, und sie hat aus freien 'Stücken der italie nischen Regieruna ihre volle Erkenntlichkeit ansgedrückt, daß diele ihr unter Borwisscn der beiden anderen Kabinette den. Text der Käiwention miltcute, sobald er paraphiert und ehe er unterzeichnet der Oesscistlicksteil übergeben worden war, so daß das, das nach der Ansicht irgend jemandes Gegenstand von Schwierigkeiten in den italienisch-deutschen Beziehungen sei» müßte, iin Gegenteil dazu beitrug, diese Beziehungen zu festi gen. da Dcuffchland bei dieser Gelegenheit ein neues Unter pfand der Lovalität und Aufrichtigkeit unserer Politik erhielt. Ebensowenig ist eine Schwierigkeit durcki die Frage derRodio- Tclcgrapbie geickiaffen worden, gelegentlich deren man. ent gegen aller Wirsiustkcit. erfunden hat, das Berliner Kabinett habe uns aufgesordert, z» verhindern zu suchen, daß eine Leuchte der Wissenschaft sich als Delegierter an der Konferenz beteilige. Die Frage der Rc>d'io-Dclerrätstie, die übrigens eine technische, aber keine politische ist, ist ebenfalls im freundschaftlichsten Geiste behandelt worden. In Berlin Hot man den Takt und die Korrektheit de? Chefs unserer Delegation, dem ich hier mir Freuden öffentlich danke, voll gewürdigt. Ich möchte ausdrück lich versichern, daß ich niemals meine Pflicht versäumt habe, dic Würde Italiens zu wahren, und daß niemals unsere Ver bündeten den Gedanken gehalst haben, sic im geringsten onzu- tastcn. Redner wandte sich dann zu den Maawnschasten. die bezweckten, die Beziehungen zwischen Italien und Deutschland einer, und Italien und Frankreich andererseits zu stören. Ick; werde mich nicht, fuhr Ministerpräsident Tittoni fort, bei den vorübergehenden Walken von Älgeciras aushalten. Fürst Bii.crv, hat in seiner letzten Rade-jede fernere Diskussion kurz abgcschnittcn, das, er scstgestelll hat, daß die von Italien gegenüber Frankreich iweiwrininEn Verpflichtungen nicht mir den BiltcdniSpftichten im Widerspruche stäntdcn und daß er die Korrektheit Italiens und feines -Vertreters aiff der Konferenz von Algeciras anerkammte. Ich konnte über dis-en Punkt nickst den geringsten ,'stwenel haben, denn als ich im Juli die Leitung der -auswärtigen Angckleaenlxfftcn übernahm, hatte ich dem Für sten Bülow sagen lasten, daß >ch unsere gegenseitigen Beziieh«»- gen ans -dem Pnu-kte wieder aiitsßiiiiehnieii wsiwchte, wo wir sic bei u ui er er Zusammenkünft in Baden-Baden ge lassen hatten, mit vollständigem Einvernehmen über alle internationalen Fra gen. Und Fürst Bülo-w hatte mir antworten lassen, daß da? auch 'ein Wnn'ch -iei. Der Minister best rack, dann die gleiche Stellung unter den Mächten des Dreibundes und betonte, das: die Bnndesbcziehirngen zu Deutschland aus der Grundlage einer völligen Gleichheit und der grössten gsaenseitigen Achtung be ruhten. Dasselbe sei der Fall mit OöstcrreichKlmgarn. Dann ging Redner aus die von einigen Rednern ongedeutete Möglich keit eincs de u il ch - e ng l i s che n Konflikts ein und die Frage, welche Stellung Italien in einem solchen Falle eiitzuiieh- men habe. Wenn solche Möglichkeiten beständen, so hätte sich nicht Italien allein damit zu boichästigen. sondern in gleichem Maße auch Desterrcick,-Ungarn, dessen Beziehungen zu Eng- land nicht minder herzliche und sogar wert älteren Datums Hl-N v's di? sttali-ns. Wenn man sich nun in Oesterreich über diese Frage nicht beunruhige, liege das einfach daran, daß dort niemand ernstlich an einem deutsch-englischen Konflikt
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