[ £ - ■ • • Die mütterlichen Verwandten Johann Sebastian Bachs in Erfurt tin L. an der Ausübung seines Amtes durch Krankheit verhindert war, ver trat ihn der Kürschnermeister Konrad Schilling, der ebenfalls dem Gesamt rat angehörte 56 . Die Andeutung Hugo Lämmerhirts, daß Valentin sen. von seinem jüngeren Bruder vertreten worden sein möchte 57 , geht fehl. Ganz abgesehen davon, daß Valentin sen. gar keinen jüngeren Bruder Valentin hatte, verfügten die Kürschner noch über vier Vertreter im nichtregieren den Rat, die das Amt ihres verhinderten Kollegen versehen konnten, wie es ja auch geschehen ist. Die Annahme, daß der 1648 dem Rat angehörende Valentin L. ein anderer gewesen sein könne als der in den Jahren 1658 und 1663, wie Spitta 58 vermutet, wird durch die Geschoßmater eindeutig wider legt 39 . Hugo Lämmerhirt ist übrigens zu dem gleichen Ergebnis an Hand anderer Quellen gekommen 60 . Seiner Angabe aber, daß ,,in der Genealogie zumindest eine Verwechslung zugrunde liegt“, kann nicht gefolgt werden. Denn die Genealogie sagt nicht, daß es sich um zwei verschiedene Ratsherren handelt. Mit größter Vorsicht sind auch die Vermutungen aufzunehmen, daß einige der mütterlichen Vorfahren Johann Sebastian Bachs zu den treuesten An hängern des „Schwärmers“ Esajas Stiefel gehörten 61 , namentlich Valentin, der Großvater von Tobias und Elisabeth L. Der Name des Großvaters die ser beiden Kinder von Valentin L. sen. aus den „Drei Rosen“ steht nicht fest, ebensowenig, ob er Beziehungen zu Esajas Stiefel hatte. Solche Ver bindungen wären jedoch zu vermuten bei dem Valentin L. sen. in der Ge meinde Augustini, dessen Tochter Elisabeth, wie bereits erwähnt, den Sohn Christian von Esajas Stiefel 62 1628 heiratete. Der Valentin L. sen. aus den „Drei Rosen“ wird kaum zu den Anhängern des Esajas Stiefel gehört haben, denn nach der Ziff. 2 der Ordnung der Kürschner und Wildwirker zu Erfurt von 1608-1637 62 sollte kein Meister einer im Heiligen Römischen Reich ver botenen Sekte zugetan sein. Die einzige Verwandtschaft der Familie des Valentin L. sen. „Zu den drei Rosen“ zu den Nachkommen Esajas Stiefels läßt sich nur in der Ehe des jüngsten Sohnes Andreas (geb. 1647) mit einer Juditha Dorothee Stiefel (verh. 1673) nachweisen. Beziehungen von Johann Sebastian Bach und seinen mütterlichen Verwandten zu dem 1627 verstor benen Esajas Stiefel konstruieren zu wollen, entbehrt bis jetzt jeder realen Grundlage. Aus den im Stadtarchiv Erfurt vorhandenen Unterlagen in Verbindung mit den Kirchenbüchern läßt sich ein durchaus zutreffender Überblick über die Familie des Valentin Lemmerhirt sen. gewinnen. Einige Lücken bleiben, sie sind aber von untergeordneter Bedeutung. 06 StadtA Erfurt 2/120—16 (1663). 57 BJ 1925, S. 134. 58 Spitta I, S. 789, Anhang A 8. 59 StadtA Erfurt 1—1/XXII—4, Bd. 18 bis 28. 60 BJ 1925, S. 135. 61 BJ 1923, S. 118 und 133. 62 StadtA Erfurt i—i/VIIIAa-ifj.