Die mütterlichen Verwandten Johann Sebastian Bachs in Erfurt 19 Geschwister des Valentin sen. in Erfurt kein Anhalt. Nach dem Sprachge brauch waren Halbgeschwister Stiefgeschwister. Der Ausdruck Halbge schwister ist im Testament im Gegensatz zu den erwähnten Geschwistern, Bruder und Schwester, gebraucht. In Wirklichkeit handelt es sich um Kinder von den „Halbgeschwistern“ Valentin L. jun. in der Schlösserstraße, zu dem Ursula Margarethe Meisel Martha Dorothea Walther Anna Sybilla Rudolph und von Hedwig Bach geb. Lemmerhirt, zu der Egidius Bach und Martha Hedwig Oßwald gehören. Gegen die Behauptung von Hugo Lämmerhirt 81 , daß eine Stiefverschwiste- rung ausgeschlossen ist, sprechen die obenerwähnten Quellen (siehe S. 15 /16). Ebenso trifft es nicht zu, daß die Frauen Meisel, Walther und Rudolph zur Kinderschar des Valentin, des Hausbesitzers „Zur Jungfrau“, rechneten. Dieser hatte überhaupt keine Kinder mit den erwähnten Namen. Valentin jun. und seine Frau Elisabeth haben niemals in der „Jungfrau“ gewohnt, sondern in der Schlösserstraße. Nach dem Tode des Valentin jun. wohnte seine Frau mit 5 Kindern, unter ihnen Ursula Margarethe, Martha Dorothea und Anna Sybilla, in der „Schwarzen Krone“ (Grafengasse 16) 82 , später in der „Roten Trappe“ (Grafengasse 30). Aus den Kirchenbüchern ist einwandfrei zu erkennen, daß Ursula Margarethe, Martha Dorothea und Anna Sybilla Töchter des Ehepaares Valentin und Elisabeth Lemmerhirt waren. Unzutreffend ist es auch, daß Johann Sebastian Bach nach dem Tode der Witwe des Tobias nur einmal 50 Gulden geerbt haben soll. Der Anteil war wesentlich höher, das ist schon daraus zu schließen, daß für den Miterben, den damals in Stockholm lebenden Bruder Johann Jacob Bach 224 Rthlr. als Erbteil bei Dr. Johann Valentin Hergt in Erfurt hinterlegt waren 83 . Es liegt kein Grund vor, anzunehmen, daß nur Johann Jacob 224 Rthlr. erhal ten hat. Es wird vielmehr jeder der Erben einen gleich hohen Betrag ausge zahlt erhalten haben. Der Anteil für Johann Jacob ist gegen Bürgschaft an Johann Andreas Wiegand am 15. Dez. 1722 für die Erben ausgezahlt wor den 84 . Ein Viertel davon wird Johann Sebastian Bach erhalten haben, da die Witwe des im April 1722 verstorbenen Johann Jacob 85 vermutlich nicht erb berechtigt war. 81 BJ 1925, S. 86. 82 StadtA Erfurt i—ilXXIIIa-60 (Barlbolomäi), S. 152. 83 StadtA Erfurt /—//XXI—2, Bd. 30, S. 180 und 181. 84 StadtA Erfurt /-//XX7-2, Bd. 30, S. 188. 85 StadtA Erfurt i-i/IV—iif, Bl. 41.