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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.07.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-07-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187907231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18790723
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18790723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1879
- Monat1879-07
- Tag1879-07-23
- Monat1879-07
- Jahr1879
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.07.1879
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Erste Beilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. .»! A>1. Mittwoch den 23. Juli 1879. 73. Jahrgang. Auszu- , « »e« Prolvkole »es «attze» üter Sie Pleuar- sitz»«» »,« ». Juli 187»*). Die Herren Stadtverordneten haben I. der Vorlage, Pfeilergründung der Brücke in der BiSmarcksttaße, vorbehältlich der Frage über Ent nahme der Mittel, ebenso deutsche Kaiserpaar bei dessen goldenem Hochzeit», jubiläum betheisigen, welche« Ersuchen der B»r. ,tanv entsprochen habe. Dem Chemnitzer Hand» werkerveretu sei zu dessen 80 jährige» Inbilänm ein Glückwunschschreiben znaesevdet worden. Der Redner gedachte weiter m,t lebhafter Genngthnnvg de» bekannten Schreiben» de» Handel-minister» L. der Vorlage. Schüttung von Straßen im südwest- Maybach, der Bestrebnngen de» Oberbürgermeister» lichen Bebauungsplan, vorbehältllch der Beschluß- Mignel zur Begründung einer Mustermnung m sastung über Entnahme der Mittel, zugestimmt, I O«»abrück »nd der Anregung, welch« nach dleser ° . —'Rtchtnng von der hiesigen Tewerdekammer au»ge- Günstige Erfolge für den OrtSverein 3. die Mittel für Anbringung eines BalconS an iÜ' der Georgenhalle verwilligt, und ». dem Nivellirungsplane für den Tract deS Peter» steinwrges von der Grünen Linde bis zur Albert- straße zugestimmt Zu 1 beschließt man. die Herren Stadtverordneten zu ersuchen, daß sie die Erklärungen über Verwilli- gung und Entnahme der Mittel dem Rathe doch mög lichst gleichzeitig zugehen lasten möchten, übrigens aber die Sache auszuführen: zu 2 und 4 ist daS Bauamt. Abtheilung für Tief bau, mit der Ausführung zu beauftragen und zu 3 ist die Sache seiner Zeit auszuführen. Bon den zur Versteigerung gebrachten Plätzen an der alten Elfter beschließt man, den Platz Nr. II an Herrn Teichmann und die Plätze Nr. 20, 21 und 22 äuge». , . , . ab« der bekannte Vortrag de» Hamburger Ge« werbrkammersecretair» Schulze insofern gehabt, al» über dessen Inhalt in der Presse sowohl al» auch in mehreren Vereinen lebhafte Erörterungen gepflogen worden seien. Zu diesem vom Vorsitzenden vorgetragenen Iahre»bericht ergriff Herr PipPig da» Wort, welcher, auf den schwachen Besuch der Bersamm« lung verweisend, vorschlug, der Vorstand de» Ort», verein» möge in Zukunft außer der Bekanntmach ung im Tageblatt bei Stattfinden von Bersamm- lungen den Mitgliedern noch eine besondere Ein. an die Firma Ed. Büttner für die von denselben ge- lavuug durch Postkarte zugebeu lasten und da» n Höchstgebote zuzuschlagen; ist Zustimmung der Herren Stadtverordneten thanen es einzuholen. Den Bau der südlichen Vorfluthschleuße beschließt man an den Mindestfordernden zu vergeben. Für bauliche Einrichtungen und Mobilrarreparaturen in der Realschule I. Ordnung verwilligt man 3288 es ist Zustimmung der Herren Stadtverordneten einzuholen. Aus der Robrahn'- und der Ritzenberg'schen Stif tung werden einige Curunterstützungen verwilligt. An den an der Windmühlenstraße gelegenen Par tellen Nr XVII-XIX deS Areals der Immobilien gesellschaft nimmt man eine Fluchtlinien-Correctur NStbige zur Beschaffung eine» Fond» für Agitation zu Vereinszwecken tbun. Dieser Antrag wurde zu einem der späteren Puvete der Tagesordnung ver wiesen. Au» dem von Herrn Backofen erstatteten Casseubericht ging hervor, daß der OrtSverein zur Zeit 2»2 Mitglieder zählt; dazu stellen die neue Kürschner. Innung 28. die Tapezierer-Innung 47, die Genossenschaft der Schlaffer »L. die Tischler- Innung 43, der Ort-Verein der Klempner »5, die Schlosser - Innung 17 und die Bürstenmacher- Innung 8 Mitglieder, außerdem find 34 Einzel- Kl-n^ " ^ ->». daß m, D«si«, »°n ,«Mo,, Das königl. Justizministerium hat erklärt, daß es ist- Die Versammlung genehmigte den kaffeube- den vom Rathe angebotenen vergleich bezüglich der I richt und «ähtte für da» »eue veremSjahr dte Verstellung der Harkortstraße, Kleinen Burggaste und > seitherigen Mitglieder de» Vorstände», die Herren leißengaste acceptire, und bat dasselbe dabei den Wunsch ausgesprochen, daß die Harkortstraße sowie der Peterssteinweg »n der Front der Gerichts- gebäude mit Holz oder mit Asphalt gepflastert »er den mögen; man erklärt sich im Princip mit AS einverstanden, will dasselbe zunächst durch das Bau-,-.. — .. amt veranschlagen lassen, worauf dem Justizministe-1 de» Verein» selbstständiger Haudwe rium erklärt werden soll, daß man, vorbehältlich der I kanten Deutschland» schlüssig zu Zustimmung der Herren Stadtverordneten, bereit sei, > Borfitzende bezeichuete die Ents, die Asphaltlrung auktufuhren. wenn der FrScuS du j wirten von ^.v.ia au« a durch dieselbe entstehenden Mehrkosten trage. Für Einlegung der Wasserleitung in die verlän gerte Albertstraße auf voigt'schem Areale verwilligt man 4788 » o»»lo Stammanlage der Stadt wasserkunst unter der Bedingung, daß Herr Voigt das Capital so lange mit 5 Proc. verzinst, als der betreffende Etraßentract nicht bi» zu V, be baut ist; Oehler, Wilhelmy, Töpfer, Backofen »nd Güuzel, wieder. Die Gewählten, soweit sie an wesend waren, nahmen die Wahl an. Im Weiteren hatte die Versammlung sich über die Frage der Beschickung de-am 7.— ». August in Bremen stattfindendcn Delegirtevtage» werter »nd Fairi- machen. Der eusnna eine» Dele« girten von Hupjig au» al» sehr wünschen»«erth, «achte zugleich aber auch a«f die nicht besonder» erfreulichen Lassenderhältnisse de» OrtSverein» anf- merksam. Herr Pippig hält dringe»d geboten, daß der OrtSverein für seine Zwecke eine größere Agitation entfalte, «nd «acht dem Vorstände den Borwurf, daß dieser bet Gelegenheit der in einer Versammlung de» Städtischen Verein» i» vorige» ».» H->n> K,,4n> ".,5 Ä!.n m 'd-- «lb-nNi 1l,887 84 , c«»t« Stammanlage der Stadt-1 selben ulcht entgegen tstrete» seu Herr Oehler Wasserkunst «nd beschließt, zu beiden Beschlüssen die erklärt, er ermnere sich durcha»« »lcht, daß „ge- Zustimmung der Herren Stadtverordneten einzu-1 hiisflge Angriffe" gegen dev OrtSverein gerichtet holen. t worden. Ja der betreffenden Versammlung hätten Lin Gesuch der Frau Dorn um Ertheilung der > die Reduer gegenseitig ihre» Etaudpnuct »achdrück- Schankwncession für ein Local im Grundstück Sutritz- sjch »^treten »nd bei aller Lebhaftigkeit der Sr- scher Straße Nr 10 lehnt man ab. I örterangen sei e» doch z» irgend welchen Gehässig von einigen Adjacenten wird gebeten, die Brau-seiten nicht gekommen. Redner tritt noch einem anderen, ziemlich allgemein verbreiteten Irrthum raße durch Hinzuschlagung der lern; orgtrten zu ver- man beschließt, denselben zu eröffnen, daß der Rath I entgegen, der in dem Slanben besteht e» geschehe icht abgeneigt sei, die Straße zu pflastern und zu > fetten- de» Vorstände» de» Verein» selbstständiger erbreitern. falls die Adjacenten da» Areal unent-1 Handwerker nicht genug, »m die gesetzgebenden nicht verbreitern seitlich »btrrten. GrtsVereiv selbstkru-i-er Ha»d»rrker u»d FadriLavtru. »esktzge Factoren für die Interesse« de» Grwerbestande» geneigt zu mache». Daß mau endlich aus Seiten der ReichSregierung »nd de» Reichstage» zur Ab- ! änder»ug der Gewerbeordnung sich entschlossen, ba lz» habe e» kräftiger Anregungen von aewerbr« * Leipzig. 22. Juli. Der hiesige OrtSverein l treibender Seite bedurft, man habe also dse Hände selbststäudiger Handwerker und Fadr,lauten hielt! »icht ruhig in den Schoß gelegt. . . . ^ gestern Abend i« ..Eldorado" seine diesjähriges Herr Pippig kommt noch einmal auf d»e «n- Generalversammlung ab. Der Vorsitzende. Herr I »risse de« Herrn Ierrmann gegen den OrtSverein Schlossermeister Oehler. eröffnet- die versa«»-1 »«ück und hält >« Besonderen deffev Bebavptung, lang mit dem «»»druck de» Bedauern», daß so I OrtSverein habe sich mit dem Lonservatwea wenige Mitglieder de« Verein» anwesend feie«, uud Verein verbündet, für gravrrlich Herr Oekler gedachte der Verdienste de» im Lause de» letzte, erwidert, -»beruh« nur auf Ueberseheu, daß er Iahrc» verstorbene, Posament,r. Obermeister» I die gedachte Behauptung nicht gleich an dem be- D.ttrich um de» Verein t« vesonderen und die treffenden Abend richtig gestellt. L» se» zwar vom Fördern», der gewerbliche» Verhältnisse Überhaupt, I Lmis-rvativea Verem eme Erklärung erfolgt, nach die versammelten bittend, sich zu« ehrende» An-! ^ scheiuen k-uute, al» ob Herr -errma»n gedenke» deS Genauute» von den Sitzen zu erhebe». I ff« » »«hte befinde iudess« dte Sache ser doch welcher Ausforderuua eutfprocheu wurde. I "icht so gewesen, wie fie der geuannte verem dar- »T s-h. ,ir I Gewerbe stand al» ei» ereiguißvollr», die Bewegung I brhus» Lheilnahme der Mitglieder de» Couser« für Reformen i» de» gemerbliche» Zuständen s« Oliven verem» a» der Versammlung, kr welcher hochgehend und darn« »üss« e» namentlich der- ^r Oewerbekammersecretair Schnlze seinen Vor- wnndern. daß in de» Verhältnissen de» Ort-verem»! trag «stattet, ftaltgrfundea. Herr Prpprg will e» noch »icht besser geworden. Die Zahl seiner! ff- bei dwsrr Bemerkung noch nicht beruhige» Mitglieder habe sich um einige verringert, in Bezug Ad aber durch allgemeine Ruf«: Schluß auf die genossenschaftliche» Mitglieder sei die Oe-1 Schluß! verhindert, »rese» Thema weiter fort- noffenschast der Schnbmacher «»»getreten, während I julpinnen. die neue Kürschner-Innung »nd der OrtSverein der Klempner ihre» Eintritt bewirkt hätten. Der Verein hielt drei grSßer« Versammlungen ab, vorflandsflknnge» fanden 1» und Delegirtea- ktzunge« 7 statt. Na der Indolen» »nserer heimi schen Gewerbetreibenden sei da» Bestreben de» Vor standes, eine AnSftellnng von LchrlingSarbeitrn im vergangene» Jahre abznhalteu, gescheitert Von Berlin an» wnrde da» Elsuchen an den Vorstand aerichtet, er «»« sich bei Erlassung einer Glückwunsch- »nb ErgebeuheitS-Adresse au da» *) Etngeganarn b« der Red am 1». Juli IST» »«! Inzwischen ist ein präjndicieller Antrag ein gegangen, wonach die Versammlung in Anbetracht de» schwachen Besuche» beschließen möge, die Be schlußfassung llber die Frag« der Eatsendnng eine» z» beanftragen, m,t thnnüchster B«schle»nib»ng eine anderweite versammlnng einrnbernfen, hierzu ^ aber Nioladnng besonder» dnrch Postkarten zu er lassen. Dieser Antrag wird «»stimmig ange« I nommen »nd erlediat sich dadurch der noch ver« bleibend« Thetl der LageSordnnng Beoor der Vorsitzende die Versammlung schließt, bringt er noch einige eingezaagene Schreiben zur Verlesung, ». A. ein Schreiben der hiesigen Firma Richter ch Sparig, worin dieselben bitten, daß der OrtSverein ans mögliche» Bekanntwerden der von ihnen getroffenen Einrichtung hinwirken, wonach gewerbliche Arbeiter am Freitag Nachmittag freien Eintritt in die italienische Collectlv'Au»ft;ll«uz am Königsplatze haben und daselbst Movell: ab- zeichnen können. Da» Schreiben wird »nt Dank entgegengenommen. Carola-Theater. Leipzig, 22. Juli. Der dritten Aufführung de» ..Trotzköpfchen" ging die Wiederholung de» am ^ Sonnabend zum ersten Male gegebenen Einactel» „Panla'S Geheim niß" von OScar Blumen thal voran. Die» Geheimniß ist eine sehr un- plaubwürvige dramatische Voraussetzung. Die I»nge Frau eine» Oberlehrer- ist sehr ungebildet «nd orthographisch sehlbar und hat daher al» Braut die Briese, die sie ihrem Bräutigam geschrieben, vor der Absendung durch ihren Cousin orthogra phisch revidire« und corrigiren lassen. Nach der Hochzeit erbittet sie sich die Originale ihrer Briese, die die Adresse de» Cousin» tragen, von demselben znrück und ist im Begriff, sie zu vernichten, al» sie gestört wird. Da» hieraus ent stehende Mißverständlich, den Zorn de» Ehe mannes gegen da» vermeintliche sündige Paar kann man sich denken. Da» Mißverständniß giebt ein ausreichende» Lustsvielmotiv, die Voraus setzung jedoch nicht. Einmal ist eine Fra» von der Unbildung, wie fie Blumenthal in der Paula schildert, al» Fra» eine» feinaebildeten Gymnasial lehrer» und Cousine eine» Assessor» im mobernen Leben unmöglich. Andererseits aber — »ud hierin wird mir jede liebende Leserin recht geben — ist e» der weiblichen Natur durchaus widerstrebend, die Briese an dm Geliebten von einem Dritten lesm zu lassen. Da» weibliche Zartgefühl mag zu manchen Opfern bereit sein, aber zu diesem nicht. Eine Frau, welche die keuschen Geheimnisse ihrer Em pfindung einem andern Auge al» oem de- Ge liebten offenbart, ist roh im Gefühl. Und wenn ,e noch so »uorthographisch schreiben mag, der Geliebte sieht nicht aus die Orthographie, selbst wenn er sonst eia Pevant ist. Und wenn er e» >och thäte — lieber schreibt sie gar nicht, al« daß ie den Coufin Assessor die geheimnißvollsten Winkel hre» Herzen« mit eingehendster Localkenntuiß tnspiciren läßt. Bou dieser Voraussetzung abgesehen, hat vlamen- thal'S Scherz die Berechtigung eiueS siotteu, geist frischen Humor» für sich. Die Wortwitze sind nicht allz» kraß und werden von wirklich guten findenden Witzen zur rechten Zeit abgelöfi. Der cenischc Ductn» ist zuweilen »abehülflich, aber die Munterkeit deS Dialog- täuscht un» über diese Schwächen angenehm hinweg »nd so blieb deun daS Publicum bei guter Lanne. Aber wie wurde anch der Schwank gespielt! Man ist ja gewohnt, bei den Hamburgern keine Coulissen zu sehen »nd die Wahrheit de» Leben- ia jeder Situation zu empfinden. Die gestrige Darstellung lieferte dafür ein neue» Beispiel. Wie behaglich und hu morvoll angelegt war der Oberlehrer Gericke de- Herrn Forme», der selbst dm pedantischen An Wandlungen de» wackern Philologen einen jovialen Ton zu gebm wußte! Wie reizend naiv gab Frl. Horn da» „arm unwissend Kind"! Schade, daß Frl. Horn außer dem „Trotzköpfchen" bisher keine uuiveRolle erster Classe gespielt hat Al- Marianue in Goethe'» „Geschwistern", al» Hedwig in „Sie hat ihr Herz entdeckt" wäre sie selbst bei überfülltem Juli Hitzenhanse de» Schweiße» der Edeln Werth! Fra» Goethe, welche bereit- in den „Dienstboten" sich al» perfecte Köchin erwiesen, gab die Küchenmaid Käthe mit dem ganzen Rachepatho» eine» tief ge kränkten Dienstmädchen», dem «an die heimuchen Marktgrofchen entziehen will. Jedenfalls liegt Käthe'- Gehetmniß der weiblichen Ratnr näher al« Paula'» Teheimniß. Die blassen Gestalten de» Assessor» »nd seiner vrant Clotilde erhielten durch Herrn Iensen «nd Fräulein von Gre bs rf ewige» Colorit, indeß stören bei der letzt aeuavnteu Dam« einige harte Accente, die mir freilich mehr i« Organ al» in der Prouuuciatiou zu liegen scheinen. Den Beschluß de» Abend» wachte G von Mo ser'» eiuacttaer Schwank , Hector", bckanntlick ein Hnnd, dessen heimlicher Ankauf allerlei h.ntere Verwechselungen hervorrnft. Als» batten wir gestern zu Anfang »nd z» Ende de» Abend» Ge heimnisse. Aber die Moser'sche Art ist der vlu- menthal'schen gerade entgegengesetzt. Dort eine Rontiue in der Composition. ein souveräne» Schal ten mit lustigen BÜHneneffecteu,. aber eine ans fallend« Vernachlässigung de» Dialog», der Moser nur die Attrape für allerlei derbkomische Bühnenüberraschuugen zu sein scheint. Hier eine sichtliche Unsicherheit im Sccnischen »nd in der Situationskomik, aber dafür ein Dialog, in de« ein Witz — echter »nd unechter Sorte der» andern jagt «nd die Personen nicht unr agiren, sonder« anch sich Unterhaltend unterhalten. Da» letztere Genre fand gestern mehr Freuade, denn der — allerding» sehr unglückliche — Schlus de» Hector übte ans da» Publicum da» Gegen theil einer antmirendea Wirkung an» und Hector'» Abschied rührt« dnrchau» nicht — die Hände. So flott der kecke Scherz auch im Tempo genommen wnrde — Herr Forme» war in bester Lanne — so war doch die Besetzung zweier Rollea nicht dazu angethan, gegen da» Stück, welche» ich übri gen» al» Kestvsrstellung für deutsche Hundezüchter empfehlen möchte, die Hände der Theaterbesucher gefälliger zu machen. D.-r Hausknecht August (Herr Max) muß viel breiter, detaillirter genom men werden und der Secundaner OScar verträgt nicht die Formen einer Dame, welche wie da» junonisch gewachsene Fcäulein Rossi da» Zeugniß der Reife nach glücklich überstrndenem BackfischalUr auch ia Secundauerkleideru nicht verbergen kann. ranz Hirsch. SaharLbichu. Da» „Journal O ficiel" veröffentlicht tm Anschlüsse an einen Bericht de» Bautenmimster» v. Freycinet ein Decret de» Präsidenten der Republik, durch we^ che» ein Ausschuß »ur Prüfung der Frage eingesetzt wird, wie Algerien und die Senegalcolome am besten durch rin« E.senbahn mit dem Innern von Sudan in Verbindung »u setzen wären. An der Spitze diese» Ausschüsse» steht der Bautenmimster selbst; sonst ge hören ihm noch die Senatoren Duclerc, Faucher. de Eareil, Lucet, Pomel, Larrey, die Abgeordneten Daul Bert, vnsson. Jown, Journault, Rouvier und Thom son, dann Ferdinand v. Lessep», der Akademiker Duma» (der Lhemiker), mehrere Vertreter de» Krieg»- und Marineministerium», sowie de» auswärtigen Amte», der Admiral La Rrncisre l« Noury al» Prä sident der geographischen Gesellschaft, der Afrika reisende Duveyrier und eine Reih« von Fachmännern an. Der Bericht de- Herrn v. Freycinet sagt im Wesentlichen: Nach den neuesten Berichten der Afrika forscher stellt sich uns da» Innere diese- Welttheile» ganz ander» dar, al» man dither annahm. Wo man unabsehbare Wüsten und Steppen vermuthete. leben »ielmehr große Agglomerationen von Menschen in einem Zustande, der mehr oder weniger an eine halbe Livilisation grenzt. Slädte, die nach ihrer Einwoh nerzahl wirklich bedeutend zu nennen sind, erheben sich an den Küsten der Seen und an den Ufern der Ströme. Die Sahara selbst ist nicht, wie man sich dieselbe nach unvollkommenen Beobachtungen vor- teilte. Der Flugsand, den man auf einer ungeheuren Strecke für ein unüberfteigbare» Htnderniß hielt, ist thatsächlich nur eine locale Erscheinung und der Bo ren unterscheidet sich an Confistenz durchaus nicht von demjenigen Europa». Die bedeutendst« dieser weiten Ländereien ist allem Anschein nach Sudan, dessen Bevölkerung von einigen Reisenden auf «ehr al» hundert Millionen Seelen geschätzt und da» ia einem halben Gebiete von einem großen Flusse, dem stlger, durchzogen wird. Di« Einwohner find arbeit- am und scheinen allerlei Elemente für internatio nalen Handel zu bieten. Diesem Lande kann man sich von Algerien und vom Senegal au» unter Ueberwindung mehr oder weniger großer Schwierig keiten nähern. Seit 20 Jahren beschäftigt da» Piob« lem bereit» die Wissenschaft; ein französischer Oder- ingenieur hatte auf Grund der Berichte der Kara wanen und der Afrikaforscher, namentlrch de» Herrn Duvrvrier, in einer vor zwei Jahren gefertigten, sehr interessanten Denkschrift dt« Möglichkeit auSgrführt, )ie franröfischw Besitzungen in Afrika mit dem Niger )urch einen ununterbrochenen Schienenweg von 2000 Kilometern zu verbinden. Diese» verheißungs volle und keine-wea» chimäre Projekt näher zu prü fen, soll die Ausgabe brr oben erwähnten Lemmts- fion sein. Aus Sladt rmL La«-. * Leipzig, 22 Juli. Der Bertreter der Stadt Chemnitz rm Reichstage, der Abgeordnete Bopel, welcher bei der Reich»tag»wahl vor Jahresfrist al» gemeinsamer Eompromiß-Candidat der Ordnung»- Parteien in hartem Kampfe gegen die socialdemo- kratischc Partei durchgesetzt wurde, hat bekanntlich für sämmtliche Schutzzölle und Ktnauzzölle «nd bet der Schlußabstimmuug für die Gesammtheit der Tarifvorlage gestimmt. Herr Bopel hat dadurch den Widerspruch desjenigen Theile» seiner Wähler schaft, welcher in der freisinnigen und reichStrenen .Chemnitzer Zeitung" fernen Ausdruck findet, heransbeschworen nad er mußte sich in diese« Blatte sagen lassen, daß er seinem eigenen libera len Programm nugetre« geworden sei, indem er vor der Wahl seinen Wählern die bestimmte Zusicherung gegeben habe, entschieden gegen jede Besteuerung der uoth wendigsten Leben-mittel an kämpfen zn »ollen. Ans viese Bes hat Herr Bopel in einem offenen Redaktion der ..Chemnitzer Zeitung" geantwortet, der in ziemlich erregte« Tone gehalten ist. I» diesem Briese sagt Herr Bopel. daß er, nachdem er sich bemüht, sich nach Kräften z» »,1er« richten »nd nachdem er mit gründliche« Kenner» der Verhältnisse der heimischen Industrie, sowie mit hervorragenden Bertreter« der i« Chemnitzer Bezirk vertretenen kandwir'hschaft und de» Klein gewerbes sich io Verbindung gesetzt, nach beste» Wissen »nd Gewisse« Da» grtha» habe, was er nach seiner Lcberzengimg z» de» Vaterlandes Heil und Wohlergehen dienlich erachte. Herr Bopel protestier hierans gegen den Vorwurf, daß er sah- neuflüchtig gewordeu, und er meint, di« „Chem nitzer Ztg." sei e», welche ia jedem wesentliche» Theile von de« noch vor wenigeü Monaten fest- gefiellten Programm link» adqcschweakt fei. Die Rcdaction der „Chemnitzer Ztg." ist nun ihrer seits die Antwort hierauf nicht schuldig geblieben, sondern sie weist Herrn Bopel nach, dag er sich allerding» i« Widerspruche z» seinen früheren Zusagen befinde, indem er sich selbst von einem so gemäßigt Liberalen, wie Herr voa Bennigsen, trennte »nd für den hohen Tetreivezoll stimmte, den selbst die sächsische Regiernug für unser engere» Vaterland al» srhr bedenklich bezeichnet habe. Untreu seinem eigenen Programm, untre« den libe ralen Traditionen, habe Herr vopel au» der national- liberalen Fractiou de- Reichstage» «»»scheiden müssen Seschuloignngeu Briefe au dte
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