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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.03.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-25
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19110325018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1911032501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1911032501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1911
- Monat1911-03
- Tag1911-03-25
- Monat1911-03
- Jahr1911
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.03.1911
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-» SIS »»» - 27V , rundes T»»rm. auf dem eine Hahne Mt dem Wappen der Selb«« weht, flankiert ist. Am Tutw befindet sich die Bibliothek de- Hau-H^ry- Vi» großer «gtßxr Saal mit zierlichen altmodischen Möbeln und zwei angrenzende, sehr modern ausgestattete Salons repräsentieren die Geielllchaft-räumc d«s Hauseo. Gespeist Mirü im Sommer drunten in der kühle» Halle, deren Wände mit alten Waffen und Elchgemeihen geschmückt sind. -Inch der traditionelle riesige Kamin fehlt nicht. Die Smiai- und Log ierz immer befinden sich im ztnetten Stock. Am ersten liegen nur noch der Estiaal und die Zimmer de» alten Herrn n. Legden. Mein .-Inwier und das anstoßende Schulzimmer haben eine herrliche Fernlicht über .sluß und Wald. Me. ich vorgestern gegen Abend in Leldenhaus eintraf, empfing mich unter der Vorfahrt des Hauies ein alter grauhaariger Diener in dupklyr der kleinen eleganten Muicheldiwanö saß und aus dem runden. »<it bünklgr vlüichdecke b.'hangenen Tische Patience au-legte. Tie- in — nebenbei bemerkt, ihre Vieblingobeichüftignng, wenn sic nicht Maupassant liest oder Strümpfe für Aegerkinder strickt. Diese Kritik stammt nicht von mir — so respiMpS urteilt Ginevra Haldegg, ihre älteste Großtochter, deren Eltern längst aestorü-n. Seit ihrer frühesten Kindheit hat Ginevra bei ihx«ic Großmutter ein Heim gefurrdear. Ginevra ist cbenio hübsch wie temperamentvoll. Ähre Mutter, die einzige ältere schwerer meines Prinzipals, hatte sehr jung geheiratet. Durch den Umstand, dg.b Ginevra leinen Bruder hat — siel nach dem.Tpde ihres Vaters daS Majorat Haldegg an eine Seitenlinie der Familie. Ginevra ist daher ebcniv arm wie ich, denn ihr Barer hat das Bermdgen seiner Frau in eine unglückliche Aktien- ipekulatio» gefleckt und verloren. Durch die Großmutter ist Ginevra verwöhnt und infolgedessen sehr an- fpruchsvvü. Was ich über sie weiß, erspür ich durch sie selbst: sie ist von einer verblüffenden Offenheit und plaudert alles, was au Ideen und Gedanken durch ihren hübschen Kops geht, ungeniert aus. Sie erzählte mir auch, daß ihr Onkel. Herr v. Seiden der Jüngere, ein Hypochonder sei, der nach dem Tode seiner Iran nur dem Sammeln von Allertümer» lebe. Die Bewirtschaftung von Seldenhqus liegt ausschließlich in den .Händen von Onkel Hans. In Onkel Hans tonnte ich micy verlieben, er iß ein prächtiger alter Herr: er hät es mir vom ersten Augenblick unserer Bekanntschaft an. wo er mich mit einem herzhaften "ändcüruck und einigen freundlichen Worten auf Seidenbaus willkommen hieß. angeZ.iN- Den Hausherrn habe ich noch nicht kennen gelernt, er iß verreist. Irgendwo in der Umgegend haben Bauern beim Abreißen einer alten Scheune, deren F-unöameitt sie blotzgciegt, einen Münzenfund getan. Ten soll Herr von Selben begutachten. Er ist, io sagt Ginevra. sehr kompetent in Glichen Dingen. Fee. meine Schülerin, ist ein reizendes Geschöpf mit schwermütigen dunklem Augen. Herr v. Selben soll sich fast gar nicht um die Kleine flimmern. Ihr Anblick soll rhm weh tun. da ihre Geburt ihrer Mutter das Leben gekostet. Herr n. Selchen Hai — so sagt Ginevra — ich glaube, daß ich in meinem Stil ein wenig Heising ins ''mudwert pfusche — seine Iran abgöttisch geliebt. Doch ich finde, Saß ihm die Trauer um die Verstorbene noch lange nicht das Recht dazu gibt, sich seinem Kinde zu entfremden. Ich habe ein ungünstiges Vorurteil gegen Herrn v. Seiden. Seine Mittler deutete mir in diskrecer Art an. daß es zu meinen P'lichten gebäre. Vater und Tochter vor häufigen Begegnungen zu be wahren. Ich lehne mich jedoch im stillen lehr bestimmt gegen djeie Zumutung auf und weide diesem Wunsche Frau n. Leidens keinen Vorschub leisten. „Mein armer Lohn iß leider sehr nervös." sagte die alte Dame, die in -hrem weißen Haar und ihrer noch schlanken, stattlichen Figur sehr lrübich und vornehm aussietil, in bedauerndem Ton. „Ach," rief Ginevra aus ihrem Schaukeliiuhl herüber, „wie geduldig sind die Nerven, überall müssen sie zum Deckmantel der menschlichen Schwächen dienen." „Ginevra," bemerkte Iran v. Seiden in sanftem Barnmrs. ..Du überlegst wieder einmal Deine Worte nicht ganz." Aber die vernvühnte iunge Dame weiß sehr genau, wie sehr sie der Lieb- Eng ihrer Großmutter iii und daß sie sich vieles ungestraft herauSnehmen darf. Wir ratzen gestern nach dem Abendbrot im roten Talon und Onkel Hans half seiner Schwägerin bei einer besonders schwierigen Patience. Durch die offenen Kenner blickte der Lomurerabend still und mondlos herein, ab und zu hörte man den Ruf der Schnarrruachtcl im nahen Keldr jenseits der Garten mauer. Ginevra lag lässig iw Schaukelstuhl und blinzelte in da- rotbeschirmte Lampenlicht, nicht ganz so schläfrig wie daS junge Mädchen im Heinrichen Ge» dicht. Ich saß kexzengergd«. yne eS meiner bescheidenen Stellung »»kprnmt — ich habe io ühjkigcns, wie Dir bekannt, niemals aus das Kraulet» v. Witthaufen mit den sechzehn Ahnen mütterlicherseits gepocht — auf einem der roten Seiden er Broderie. Kn "«lisch« SS ist doch einfach un fauteutlS und beschäftigte mich mit einem Streifen enzi meisnern Herzen stimmte ich Ginevra vollkommen bei. natürlich, daß ein Vater sein Kind nicht sehen will! Jede Unterlassungssünde, je-e Schwäche und Unbeständigkeit des Willens wird oft so leicht und wie selbst verständlich auf die „Nerven" geschoben. Gott sei Dank, ich besitze keines Gtnerjra fuhr, nachdem sie ihren Schaukelstuhl in leise Bewehrung versetzt, unbeirrt fort: „Hi, wissen noch gar nicht. Fräulein Witthausen, daß mein Onkel Fred da- vche- rückjieste Steckenpferd von der Welt reitet. Sein Ideal sind ein paar versunkene Glocken. Ob selbige jemals auf der Oberfläche der Erde existiert Hatzen, ae- fchtpeige den» von einem Kirchturm erklungen sind, bleibt dahingestellt, jedoch, einer alten Chronik nach, sich also verhalten haben." „Ach, wie interessant." rief ich impulsiv und ließ meine Arbeit in den Schoß sinken. Ich muß wohl sehx begeistert für die alten sagenhaften Glocken aäS- gesohcn haben, denn Gineyra sagte ganz bekümmert: „Auch Du, BrutuS! Ach fürchte. Onkel Fred bekommt an Ihnen elne Buudesgeuossin, Fräulein Wtrt- Hausen. Mir ist das Glvckcnkapitel schon nachgerade zum Ekel geworden — aber wenn es Sie interessiert, Fräulein Witthansen — Ihre Augen — Sie haben merkwürdig spachende Augen — bitten nämlich um Fortsetzung — die versunk-- ne,, Glocken haben ans einem Kirchturm der hiesigen Gegend, der nicht mehr existiert, gehangen. Als nun. vor etlichen hundert Jahren, die Tartaren däS Hand brennend und sengend dnrchzvgen, da versentten die erschrockenen Bauer» die Glocken, um diese zu retten, nebst allem silbernen Kirchengerät in daö Flüßchen, das seither seinen Haus eigenwillig geändert hat. Im alten Flußbett, in oer Nähe der Mündung, hart am Moor, sollen die Glocken ruhen. Die Knude hiervon hat sich legendenhaft vom Vater ans den Sohn vererbt. Die Forscher natur Onkel .Freds rastet nun ,eit einiger Zeit nicht, bis eS ihm gelungen, die Glocken ans Licht der Sonne zu befördern. Meine kühle Vernunft behauptet, er könne graben lassen bis zum jüngsten Tage, die Glocken findet er nun und nimmermehr." „Haß die Heiden tob:»," bemerkte Onkel HanS sanft. Als ich, ab dieser Aeusteriing des altem Herrn erstaunt, fragend zu ihm hiuschaitte. lackte Ginevra hell aus: „Sie kennen natürlich Großonkels Lieblings- aiiSknuick noch nicht, Fräulein Witthansen. Er wendet seinen Spruch bei allen passenden und nupanenden Gelegenheiten au. Großonkels Lieblingsrcdeusart stammt auS einem Kochbuch aus dem Jahre 1728, welches sich in unserer Bibliothek befindet. In der Ginleitnna des Buches, die ans Versen besteht, wird ganz am Schluß gesagt: Wenn die Speisen, welche die Hausfrauen «bren EHeherre.,! »ach folgenden Rezepten bereiten, nicht munden, so mögen sie sich daran weiter nicht kehren, sonder» sich mit den Worten: Laß die Heiden toben, an dem Bewußtsein, ihr Bestes auf kulinarischem Gebiet geleistet zu haben, ge nügen lasten." Ich lachte, durch Gineuras Fröhlichkeit angesteckt, und Onkel HanS meinte gutgelaunt: „Ja, sehen Sic, liebes Fräulein, es geht im menschlichen Leben nun einmal üickis über die freundliche Nachsicht mit de» Schwächen des Nächste». Wenn ich sehe, daß an einem Meirichen oder einer Sache nichts zu ändern oder zu bessern ist, dann sage ich einfach: Laß die Heiden toben." Ich will mir diese NachitchiSiormel ans dem 18. Jahrhundert merken und sie gelegentlich aus Tattte Konsul anwendeu. Dach meine Kreisrunden haben nach min Minuten ihr Ende erreicht — mein Brief muß geschlossen werden. Alles in allem genommen, hosse ich, mich ans Seldenhaus einzuleben. Es sind jeden falls Meincken von vornehmer Gesinnung und simipathischem Wesen, zu denen daS Schick!,.!. in Genalk Tante Melanies, mich gesührt. Wie ich heute beiläufig erfuhr, wcr'> demnächst Hogierbeiuch hierher erwartet: ein Freiherr v. Haldegg. >nn Beiter GinevcaS, der zum erstenmal nach Seidenbaus kommt, um seine hie sigen Verwandten — grnau genommen zähl» nur Ginevra zu ihnen - kennen zu lernen, und ein junger Gelehrter, Altertumsforscher, Tr. Kurtius, der nu Verein mit Fees Vater die versunkenen Glocken suchen wird. Ich bin höchst gespannt an» das Resultat dieser Ausgrabung. Gib mir bald Nachrichten von Dir, Lila: herzliche Grüße Deinen lieben Eltern. Du kannst Dir nach diesem Brief annähernd'ein Bild von meinem jetzigen Leben machen. Ich will dem Kinde, das meiner Obhut anvertraut ist, viel Liebe geben. Für Großmama Leiden ist ja nur Ginevra da., die kleine Fee steht auch hier im Schatten. Wie hätte lch gedarbt ohne die Liebe meiner Mutter. Tic Glocke läutet zu Tisch. Lebe wohl. Du Liebe, Getreue. Immer DeineNora." lSortsetzung folgt.) -MM» M in kcrug auk bjersteljung unck reine (Qualität sinck anerkanntermatten ckie überall beliebten blargarine-äperialitäten Sivgsnin ». lAokna Lbenrc» bekömmlich, n«bebakt unck kür Kücbe unck Tafel vervenckbar vie keimte Aislunduttei' Um Vervecluelungen ru vermeicken acbte man genau auk klarsten unck sürma: K, k.» IBoki», S. m d. st., Llton» Sastvankalck Tcckx-cntt «-ptiälttteti. Lsiff ^i'iscji'ict» I^isrolcli, Weinbau. I »ndvulieiin ». 1KL Als ganz vorzüglich und preiswert empfehle ich: p. Fl. ercl. Glas ll>0ver IUielnIi.1>i»cUw»1n ^ IttOHer A,auI»Onr>k»tn>^i IVV7ep Natvadbk . p. Fl. ercl. 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