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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 11.11.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-11-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19111111020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1911111102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1911111102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1911
- Monat1911-11
- Tag1911-11-11
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Sormabend, 11. November Ivll Nr. SIS X Neuerte vradtmeläungen vom 10. stiovembeL Kronprinz «nd Rrglerung. Berlin. iPriv.-Tel.j Die Hnltnng des Kron- »rinzen in der gestrigen Rcichstagsfitznng wird fortgesetzt virl besprochen. Der Berliner Korrespondent der „Franks. Ztg." glaubt sestsrellen zu können, das, die ganz nnzweisclbalt zur Schau getragene Sympathie des Krön» Prinzen nicht nur den Stellen galt, in denen Freiherr von Hertling nnd Herr von Hendebrand patriotische Rede wendungen gebrauchte», die gleichzeitig ihre Spitze gegen die angeblich zu schwächliche Politik der Regierung rich tete». sondern dag er die auch diese Politik der Regierung direkt kritisierenden Stellen mit lebtiaster Zu- slimrnnng begleitete. Es lasse sich übrigens a»S den Foueigesprächen konstatieren, dass es im Reichstage keine -politische Partei gebe, weiche in einer politischen Partei- nabmc oder Betätigung des zukünftigen Erven der Krone Gefallen gesunden barte oder sie billigte. Auch die erbitzteren Parteigeister sehnten sich nicht »ach der Etablierung eines persönlichen Regimes in der zweiten Generation. Der Korrespondent der »Franks. Zrg." glaubt, es sei kein Zufall, da« de, Reichskanzler während der Sitzung ein länge res Telegramm dc s K aise r S empsangcir habe, worin er ;um Abendessen beim Kaiser eingeladen ivurde. Die ..»tvln. Vvlksz." erwähnt das Gerücht von einem Rück tritt des Reichskanzlers, sügt aber hinzu, ernste Leute glaubten nicht daran. Man erwarte vielmehr heute eine neue Rede des Reichskanzlers. Hie bedrohte M«md;ch»,d»i»ms»ie Berlin. sPriv.-Tel.l Zur Revolution in Enina liege» folgende Meldungen vor: Zn Schanghai geht das Gerücht, das; Rankin g vorläusiger Sitz dcr Regie - , n n g werden sollte. Die Vertretungen der Mächte ver halten sich einstweilen noch abwartend. Der Regent soll erklärt haben, das? die MandichuS die „verbotene Stadl" nicht gegen die (Chinesen verteidigen würden, weil sie alle Hoffnung auf A u s r e ch t e r l> a l t u n g des Kaiier- i e i ch s a u f g e g e b e n Initten. Die britische Gesandt- 'chgir soll alle britischen L l aa t s a n g e h ö r i g en an gewicien lmben. sich bereit zu ballen, in das Gesandtschafts- gebäude zu fliehen, sobald ihnen ein Zeichen gegeben werde. Der fünfjährige Kaiser soll unter der Obhut seiner Mutter am Donnerstag früh auS der Hauptstadt nach Zobel an der groben Mauer entflohen sein. Der chinesische Hof dementiert indes diese Rachrichl. Außer Kanton hat sich auch die Pr o v i n z K iv a n g t n n g für unabhängig erklärt. Tientsin i,f noch schwankend. T s i n a n s u ist rubi g geblieben, da die an den Thron gestellten, vom ReichSans'chiisr unterstützten Forderungen dis ans die der Republik bedingungslos angenommen worden sind. Aus H v n g k o n g wird gemeldet, daß die Republik am Don nerstag abend proklamiert worden ist. Ans allen Re gieinugsgebäuden wurde die weiße Flagge gehißt. Ge neral Tlntichang »oll mit seiner Familie nach der deutschen Niederlassung in Tientsin entflohen sei». Zum italienisch-türkischen Kriege. Di« Annexion von Tripolis. Frankfurt a. M. lPriv. Tel.l Dem Korrespondenten der „Frkf. Ztg." wird mitgeteilt, daß der französische und englische Konsul in Tripolis beschlossen halben, der formellen Erklärung der Annexion f e r n z u bleiben. Wahrichciniich würden die übrigen Konsuln die gleiche Hallurig ein nehmen. Oberst von Linsingeu -b. . Zittau. Heute morgen gegen 0 Uhr in der Kom mandeur des ll>2. Znsaiiterie-RögimcntS Oberst von L i n j i n g e ii plötzlich gesrvrben. Zur Teuerung. Berlin. lPriv. Tel.l Entsprechend einer Andeutung des Reichskanzlers bei der Teuernngsdcbaite im Reichs tage dürste demnächst eine Abänderung der E in su h r s ch e i n e dahin ersolgen, daß deren Gültigkeits dauer von t> aus Monate herabgesetzt und die Benützbarkeit der scheine für die Einfuhr von Kaffee und Petroleum ausgeschlossen werden toll. Ein entsprechender Beschluß des BnndeSrats ist. wie ma» wisse» will, zu er warten. Wiedereröffnung des Berliner Lnstspieltzauses. Berlin. sPitv.-Tel.l Tie Verhandlungen Direktor Halms mit dem Polizeipräsidium sind so weit gediehen, daß das V ii st s p i c l h a ii s aller Voraussicht nach morgen wieder eröffnet wird. Schwerer Eisenbahnnnsall aus dem Bahnhose Bernftadt Breslau. Die „Schlei. Volkszig." meldet: Heute früh crivlgie bei der Einfahrt des Güterzuges <>:!l>2 in den Bahn hof Bernnadr der Strecke Breslau—Oels—.Kaklomitz ein Zuiaminenstvß mit einem auf dem EinfalirtSgleise stehenden Wagen. Lokomotive. Pack w agen und -t iv c i t e r e Lage n sind e » t q l e i st und gänzlich z e r t r ii m - u: e r r morden. Der Zugführer Biebl aus Breslau war sofort t o I. Eine zweite Person wurde schwer verletzt. Die Hauvtgletse sind gesperrt. Mehrere Wagen sind in Brand geraten. Der Materialschaden ist sehr bedeutend. -«nerbestattnngSanftalt in Görlitz. Görlitz Der Magistrat hat die Errichiung einer F k u e r l> e st a t t u n g s a n st a l t nebst Urnen heim in unmittelbarer Nähe -es Friedhofes beschlossen. Großseuer in den Tiemens,»chnckerl»Wcrte«. Riiruderg. Zn der vergangenen Nacht gegen 10'2 Ubr brach in den S i e m e n s - s ä, u ck e r t - W c r k e n ans bis her unbekannter Ursache Großseuer aus. und zwar in dem Werkstattgebäude sür Schaltapparate und Regulier- wideritände. Das Feuer griff schnell »in sich, so da» trotz des Eingreifens der städtischen uhd Fabrikscnerwehrcn mir ungefähr ln Schlauchleitungen der ganze Dachftuhl in Flammen stand. Der Schaden an Gebäuden und Materialien iß ziemlich beträchtlich Das Dachgeschoß »nd das 2. Obergeschoß sind saß vollständig zerßört, und der größte Teil der in de», Gebäude befindlichen Lager vorräte. Fabrikate und Maschinen iß teils durch Feuer, teils durch Wasser unbrauchbar gemacht worden. Eine! größere, länger dauernde Betriebsstörung tritt jedoch nicht ein. da die Fabrikation zu»n größten Teil in andere Räume verlegt werden soll. Zn schwerer Teenot. Lübeck. Der icit zwöls Tage» vermißte Dampfer „Ho l ir" hat nach furchtbarem mehrtägigen Kamp je mit deitz Lturme die Deckladung verloren und ist mit gebrochenem Mast in Liban als Rothasen eingetausen. Berlin. sPriv.-Tel.l Die Verhandlungen in der Be leidigungsklage, die die in Berlin ansässige Land s- m a u n s ch a s l russischer Studenten gegen den Berliner Korrespondenten der Moskauer Zeitung „Nnskoje Slomo" angestrengt hatte, begann heule vormittag vor dem Charlottenburger Amtsgericht. Die Angelegenheit hängt mir dem vielbesprochenen und auch im Abgeordnetenhaus,: verhandelten Selbstmord des russischen Studenten D u b r 0 iv 0 zusammen, der seinem Leben ein Ende ge macht batte, weil ans Betreiben der russischen Polizei seine Zmmatrikulativ» an der hiesigen Universität behindert wor den war. Wien. Der Hojkürichncr T ch 0 b l ist unter Hinter lassung von Schulden in Höhe von 23ül>00 Kronen ver- s ch m undc 11. Petersburg. Die R e i ch s d n m a begann heute in Gegenwart des Ministerpräsidenten die Beratung der Bor lage betreffend die Einverleibung zweier Kirchspiele des Wuborgcr Gouvernements in das Petersburger Gouverne ment. StaniSlan. Der Student Siezvnski. der am I-'. April lüttst den galizilchen Ltattbaltcr Grasen Pvtocki ermordet hatte, ist in der vergangenen Nacht ans dem hiesi gen Gefängnisse entsprungen. Die Lträslingsklei-ung wurde in seiner Zelle aufgesundcii. Sicznnski war zuerst znni Tode durch de» Strang verurteilt und dann zu 2l> Zähren Kerker begnadigt worden. ZLcdrs;cim LsnäUg. Erste Kammer Die Kammer hielt heilte vormittag 11 Uhr ihre erste öffentliche Sitzung ab. An den Verhandlungen nahmen 2c. Königl. Hoheit Prinz Z 0 b a n n Georg teil. Nach Vortrag einer sehr umsünglichen Regißrandc sliber IM Ein gänge > findet die Verlosung der 2 itzplätze statt. Es folgt die W ahl der ordentlichen vier Deputa tionen. Geh. Kircheiirai 1). Pank schlägt vor, in die erste lGesetzgcbuiigs-sDeputaiioii st, in die zweite lFinanz-l Dcpuiaüoii 1t>. in die dritte lRechenschasis-sTepnlation 7 nnd in die vierte iVeschwerde- und Petitions-lDepiitativn st Kammermitglieder, wie im vorigen Landtage, z» wählen nnd die Wahlen durch Znrus zu erledigen. Die gedruckt vorliegenden Vorschläge werden nach Empfehlung lX Panks einstimmig gnigeheisten, worauf sich die Deputationen konstituieren. Die erste Deputation wählte als Vorsitzenden Ltaatsminister a. D. v. Mctzsch, als Stellver- treier Kammcrherrn 2ahrer v. 2ahr-Dahlen, als 2christsührer 2ckireiär Oberburgeriueister Dr. Kaenbler und als Stclluer- treicr Bürgermeister Dr. A». Diezweite Depntaii 0 n wählte 2e. Königl. Hoheit den Prinzen Zohann Georg zum Borsitzenden, Vizepräsident Oberbürgermeister Geh. Rai Dr. Beutler zum 2tellverlretcr und Präsident a. D. v. Kirchbach zum Schriftführer. Die dritte Deputa tion wühlte Oberbürgermeister Keil als Vorsitzenden, Standesherrschastsbesitzer Dr. Naumann als Schriftführer und Kommerzienrat Hoesch als Stellvertreter. Z» der zweiten Deputation wurden Kammcrherr v. Schön berg Vorsitzender und Oberbürgermeister Dr. Lchmid Schriftführer. Nächste Sitzung Donnerstag, den 2st. November, mittags ">12 Uhr. Zweite Kammer. Heute vormittag 's-Ist Uhr wurde die erste ordentliche Sitzung abgehalien. Bor Verlesung der Registrande teilte Präsident Dr. Vogel mit. daß er künftig zur Verein fachung der Geschäftsführung Druckberichtc nsw., die zur Verteilung an die Kammermitglieder gelangen, nicht mehr verlese» bzw. gar nicht durch die Registrande jüßrrn lassen werdf. V» folgt dann die Verlesung einer großen Menge Eingänge. Bei Erwähnung des Etats richtete der Präsident an die Finanzdepntatio» die Bitte, iin Zntciessc einer schnelleren Erledigung des Etats müg lichst bis z» den W e i h n a ch t s f e r«k n eine erste Lesung vorzunehuicn. Eingegangen sind u. a. s 0 z ja l d e m 0 k r a t l s ch e »Interpellationen betreffend die Vebrnsmittelteue rung, die Heimarbeits-Ausstellung bei der Internationale» Hngirnc-Ansstellniig, die Maßregelung einer Anzahl Lehrer wegen Ausübung de- Vereins- und VersammlungS rechts, die Einsührung de» allgemeinen, gleichen und ge Heime» Wahlrechts sür die Wahlen zur Zweiten Kammer, die Befreiung der Eintommen bis zu ststi» Marl von der Ltaatselnkommensteuer, den Arbeiterschntz aus Baute», ,owie die Aufhebung der revidierte» Liädteordnung in Sachsen. Das Hans schreitet sodann zur W der Deputationen. Es liegen gedruckte Vorschläge vor. Abg. Dr. Spieß ltvns.l beantragt eine Unterbrechung der Sitzung aus >ä Minuten, da sich eine Verschiebung der Ramen in den vorliegende» Vorschläge» als notwendig vcrauögestellt habe. Präsident Dr. Vogel erbittet nnd erhält das Ein Verständnis der Kammer dafür, daß, abweichend von der Geschäftsordnung, statt l» etwa t7 bis ist Mitglieder in jede der 5 Deputationen gewählt werden. Hierauf wird die Sitzung auf eine Viertelstunde nnterbr 0 che n. Tie Konservativen verlassen den Saal, die Mitglieder der übrigen Fraktionen verbleiben auf ihren Plätzen. Nach Wiederaufnahme der Sitzung beantragt Dr. Roth lFortsch. Vp.i, den für die Finanzdepiltation U vorgeschlage- nen Abg. Drescher iSoz.i zu streichen und dafür.den Abg. Mertel swildlib.i in diese Deputation zu wählen, diesen wiederum aber im Vorschläge sür die RechenschastS- depiitation zu streichen. Abg. S « n d e r m a n n ISoz.s er klärt sich mit diesem Abänderungsvorschläge einverstanden. Abg. Dr. Spieß skons.j beantragt, die Wahlen durch Zn r 11 s voizunehmcn. Die Kammer ist damit einverstanden und nimmt alle gemachten Vorschläge an. —. Hieraus trat abermals eine Unterbrechung der Sitzung ein, während deren sich die Deputationen konstituierten. Die Vorstände der Deputationen setzen sich danach wie folgt zusammen: Beschwerde- und P e t t t i 0 n ö d e p n ta t l 0 n : Hcitnei iiitl.l Vors, Hausse ikons.s Stellv., Schreiber sRes.j Schrists., Schulze iSoz.i Stellv. R e ch c >11 ch a s t S d e p n t a t i 0 n : Zräßdors i Soz.) Bon., Kleinhempel sntl.i Stellv., Zriedrich lkons.i Schrists., Singer intl.s Stellv. Z i >1 a n z d c p n t a t i 0 n Z: Dr. Hähne! lkons.s Bors., Anders lntl.l Stellv., Mullei-Zwickan iLoz.f Schrists., Tr. Mangler lkons.s und Dr. Steche intl.s Stellv. Z i n a n z d e p 11 t a t i 0 n tt: Glcisberg sntl.f Vors.. Reniich ikonsZ Stellv., Mehncrt iLvz.f Schrists., Knvblvch ikvns.j nnd Easian lLoz.t Stellv. G e s e tz g e b » n g s d c p u t a t i 0 n : Dr. Spieß skons.l Vors., Brodaus sZ-ortschr. Pp.) Stellv.. Dr. Kaiser sntl.i Schrists., Riem iSoz.i n»d Zrcnzel lkons.s Stellv. Hieraus machte der Präsident noch geschäftliche Mitteilungen. Die nächste Sitzung findet Mvn tag. den Ist. November, »achmittagö 2 Uhr, statt. Es findet die allgemeine Vorberatung über den Gesetzentwurf betr. die vorläufige Erhebung der Steuern und Abgaben tm Zahre >>«l2 statt. Dienstag, den 11. November, kommt der Gcietzentwurs über Abänderung des Staatsichuldbiiches. Mittwoch das Dekret über Versorgung der Hintcrlasse nen von Staatsdiencrn und Donnerstag der Bericht über die Verwaltung der Landesbrandversicherungsanstalt zur allgemeinen Vorberatung, damit den Deputationen Material gegeben werden kann. Ob der Bericht über die Verwaltung der Königl. Sammlungen sür Kunst und Wissenschaft am Zreitag noch zur allgemeinen Vor beratung kommt, sieht noch dahin. SerMcber unä Zäcb;i;ehe«. Dresden. Ist November. Zhrc Königl. Hoheiten P rinz » n d ,> r a » P r i n- ,z c ssin Zoka n ri «ü evrg werde» lieute abend 8 Uhr im Verein sür Erdtunde dem Vortrage des Herrn Dr. jur. et phil. Hugo Grothe über „Tripvlitanien, Natur, Bevölke rung und Wirtschaft" beiwohnen. —* Die Rcichsgcrichtsräie Zelir Specht, Eduard von Lödel, Heinrich Bernhardi zu Leipzig erhielten den Roten Adlerordcn dritter Klasie mit der Schleife, die Ncichsgcrichisräte Ludwig Dürr und Dr. Rudolf Bewer den Roten Adlerordcn vierter Klasse Ncichsgcrichtsrat Maximilian H e i n e m a n 11 den Kronenorden zweiter Klasse lind die Reichsgerichtsräte Dr. Bernhard Opper mann »nd Sigmnnd U »ge Witter den Kroncnorden dritter Klasse. - * Eine Ehrung des Vizepräsidenten der Hygiene- Anostellung Geh. Rats Pros. Dr. Renk ist von den städti schen Kollegien beschlossen worden. Zn Anbetracht seiner Verdienste um die Ausstellung und damit zugleich um die Stadt wird ihm die goldene Medaille der Stad: Dresden verliehen werden. zückenden szenischen Bildes. Die Regie führte Artur Holz. Zn der richtigen Erkenntnis der Dürftigkeit des Lustspiels hatte er sür ein Tempo gesorgt, dem ukan kaum ,n folgen vermochte, als Haltestellen dienten die rein lyrischen Momente. Tic Burleske trat dabei stärker in den Vordergrund als die Oekonomic des Werkes, soweit eö als Tichkung angesehen werden soll, verträgt. Tie Empfindung, albernen Situationen beiwohnen zu müssen, hätte nicht ver stärkt werden dürfen. Von den Darstellern wurde Herr Holz in seinen Absichten weitgehend unterstützt. Herr Wiecke gab dem Dichter Mnstapha zwar nicht ganz die lachende Zngendheilcrkeit, die über der Gestalt liegen soll, aber er vertiefte ihn »ach der Empsindungsseite hin und batte auch sür die Humore dieses liebenswürdigen Schalks die rechten Ausdrncksmiitel. Leine Partnerin Zräulein Treßniv übernahm sich in Temveramentsansbrüchen, Weibchen dieser Gattung zählen nicht eigentlich zum Rolienkrcis unserer jugendliche» Heroine. Mit grotesken Zügen, als Erscheinung von überwältigender Komik gab Zra» Körner eine Rolle von Zrau Müller Bardou. die gealterte, keifende Dienerin Dilara. Zn solcher Leistung steckt starkes persönliches Schassen. Ten lieben lumpen Zungen Znssus spielte Herr Wierth mit Zugcndcharme, schlichtem Gefühl und maßvoller Komik. Herr Becker halte sür die Zorncsauswalliurgeii des Kalifen den aroßcn Stil. ,>rä»lein T i a c 0 n 0 als besorgte Mutter Zussuss, Herr Me 11 ei als geschwätziger Kadi stellten kräftig wir kende Gestalten hin. Aber alle Liebesmüh dürste einen dauernden Erfolg nicht gewährleisten. Bei der Erstaus führung war es der letzte, auch beste Akt. der >0 viel Bei fall fand, daß sich Darsteller und Tichtcr wiederholt zeigen konnte». Hartwi g. Nunrt unä Air::^:l>aN. >* Mitteilung aus dem Bureau der Köuigl. Hosihcater. Zm L ch a u i v t e l h a 1, s e finden die nächsten Wiedci- lwlungen der Komödie „Der H u l l a" von Paul Ernst Sonntag, den l-'.. Mittwoch, den 13., und Sonnabnid, den Ist. November, statt. Königliches Opernhaus. Zn der gestrigen Auf sübrung von Lothar d'Albcrts Oper „Tiefland" gab es eine lleberraschung: eine sür die erkrankte Frau Plaschke- v. d. Osten vertretungsweise herbeigerirfeire Sängerin aus Ehemnitz ichns in ihrer Maria ein so ergreifendes Bild, wie wir es. das der Frau Acktv anSgenommcii, hier noch nicht gesehen haben. Diese Künstlerin war Frau Gerta Barbn. Die gesangliche Leistung wurde kaum als solche empfunden, so sehr entströmte sic als Wcsenstcil dem von echtem Gefühl durchpulsten, bcmitlcidenswerten Geschöpf, dessen schmachvolles Unterürücktscin und endliches Sich- bcncien aus den Banden ihres Brotherrn in packender, schauspielerisch hochstehender Gestalt«»» voracführt wurde. Weise, künstlerische Berechnung aller Einzelheiten auf die Gcsamtwirkiing hi» verriet besondere Intelligenz. Frau Barbn ist früher Schauspielerin gewesen. Zhrc Ltiimne reicht sür unser Haus gerade noch aus, sie ist angenehm ge färbt. gutgeschnlt und wirb klug gebraucht: aber sie war, wie schon erwähnt, das Sekundäre in der prächltacn Leistung, die an fesselnden Momenten reich war. Jeden falls darf man dem Ebemnitzer Theater zu diesem Besitze gratulieren. — Herr S 0 0 in c r gab zum ersten Male den Lebastiano. Er war so der rechte Großgrundbesitzer, massig in der Erscheinung, ungcschlacht in den Bewcgnngen, der imponierenden Macht seines materiellen Besitzes, seines Rufes als Kapitalisten gewiß. Ein Dorfgewaltiger ans rohem Stofs. "Nur die leidenschaftliche Liebe zu dem be dauernswerten. in leiblichen Frondienst gezwungenen Mädchen gab ihm noch einen Gran von Sympathie. Das Zusammenspiel mit Maria war selten so voll Spannung wie gestern. Der Zweikampf zwischen Lebastiano und Pedio, die Erwüranng des llntcrlcacnen wurden mit raffinierter Virtuosität ansgesiihrt. Das ist eben auch ein Tertbiich aomnw ii kaut, und d'AlbertS Musik ist der Riesen- erfolg der Oper keinesweas znznschreibcn. Aber man muß das Glück — und den Verstand haben, so ein Buch .zu finden. 6. K. s* Der Dresdner Orpheus gab im vollbesetzten Vereins hanie einen Liederabend. Was der trefflich diszipli nierte Ehor unter Führnna seines Meisters Professor AlbertKluge leistet, dag findet in der Sängerwelt rest los Anerkennung. Die straffe Zucht, die Gewöhnung an Aufmerksamkeit, die Erziehung zu bewußtem Singen, die Anbahnung ästhetischen Feingefühls bei Ausgestaltung des Vortrages — das alles sind Vorzüge des strebsamen Ve> eins, die dem nimmermüden Wirken seines verdienstvollen Führers zu danken sind. Von den einleitenden Gesängen gefiel Kserulss Brantfahrt durch wirknngsreiche Dmiamik. Das im Volkston gehaltene, sehr ansprechende Hildegund von E. H. Döring wurde stürmisch zur Wiederholung ver langt. Die männerstimmciimordenden Liszt-Chöre schließen nichts weniger als Ewigkeitswerte in sich, weder die wie in Stahlguß gepanzerten „Mumien", noch das Gocthcscbe ..lieber allen Gipfeln ist Rnh", das in seiner selbstgnälcrischen Harmonik, in der Längcna.isdchnnng und in der vokale Rücksichten ansschließendcn Art der Ltimmenbehandliing künstlerischer Zrrung nicht fern steht. Als noch annehmbare Gabe kann das „Frisch aus" gelten. Leicht waren die Aus gaben nicht. Das merkte man so manchem Sänger an, der sich die Perlen von der Sttinc wischte in dem Frohgcsühlc: Gott sei Tank, daß cs noch so klappte! Am Schlüße standen unsgczeichnet pointierte Scherzlieder, die vielen viel Spaß machten. Die während des zweinndeinhalb Stundcn-Kon- zerts merklich aestiegene Saaltcmpcrattir wirkte nachteilia auch aus die Länaerkeblen. Das bewies die mit allen Mitteln hochgczvaenc Zntonaiion bei der Wiedergabe der von Zünait bearbeiteten nltschivedischcn Weise. Zwei So listen führten ilir Können ins Tressen. Die Kopcnhagcncr Sängerin Ellen S i »1 »1 e l k t a e r - L a r sc n verfügt über ausgiebige, klangschöne Mittel, hinsichtlich der Schu lung aber nicht schlackenfrci behandelt. Zhr Vortrag be kundete reichlich viel innere Anteilnahme »nd Sinn für Dramatik, so daß bisweilen die Herrschaft über das noch mit gebundener Kraft arbeitende Instrument gefährdet schien. Auch über gewisse Acnnerlichkciten muß man hier wegsehcn. Bester als die Liszt-Lieder gelangen ihr die in der Muttersprache aesiinaencn von E. Grieg. Albert Kluge begleitete. Die Aufnahme der Künstlerin war eine recht freundliche. Einen Nolosial-Erfolg erspielte sich die hiesige nvch recht jugendliche Pian'siin Johanna Löhr. Sir besitzt Talent, das der Entwicklung zur Bollreise empfohlen werden kann. Lassan- und Frtska-Natnr in guter Mischung
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