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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 11.11.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-11-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19111111020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1911111102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1911111102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1911
- Monat1911-11
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. -vrxl-dvgsde S6. J«hr-«ttß. 313. Souna-eud, 11. November IlN I. » «-»«r durch an»»trtt««: mtNoudr, di.L.do M. Bei einmalig«! Zu- pelur,, durch dt« ji»ft !i »»!.<»»«« «efteg,«Id». r>« den Lesern »an Dresden «. Um,«»»», am Dag« »arger zu- gestellten Adend-Nu». gaben erhalte» dle au». «trttaen veiieher ml« der Il»rgen>«u»g»»« zulamnlen pigeltell». «ach»ruck nur mit deut lich«, Quellenangad« <,D«»d. «achr "> zu. Wg. - »«erlang« vianustrt»»« »erden nicht aufb«»ahr>. tl Telegramm-Adresse: «»chrtchtea TreSde«. Druck und Verlag von Liepsch 6c Reichardt in Dresden. HauxtgeschLftsstelle: Marienstraste 38/^0. Fernsprecher: II » 2l « » SV01. (vr«i> unck Viorrlmmsr-kinrieNtunLvn) ru LSOO, sooo, 2VOO, ^200 u,«,. in im m. Stooßwsrß n«u »ukesstellt. „NlSUlIIIvUslSI , VilrloriasttLSs 5/7. Anjkigen-Tarif. «nnahme von «nlun- diaungen dii- nachni. !i Uhr, L»n»tagi> nur Marienlirahe vv» II dir >/»> Uhr. Die einspaitige ibrundreiie tia. » Silben, Uü Pi., gamilien Nachrichten an» Dr«»den e«Pi.: es,-tchäN» Anzeigen ans der Privoiseil» .leite b»Pi : die swetipaliiqe Ze>iea.4ertieile,>0Ps. ,1n ttiuinnier» nach Sonn u Feiertagen die einiltailtge ihrund aeii.nSPt.. ausPrioat- seit« 4» Pf.. Aamiiien- Nnchrichien a. I'resde« Lie türundzeile tdPi. Anruuirtige Avsiriige „ur gegen Borau»br Zahlung. — Jede» Ve- legblalt kastei lü Pi. ALLv Lsfsi?. Oberst von Lin sin gen. der Kommandeur des E. Infanterte-Reg-iments, ist heute in Zittau plötzlich g e st o r b e n. Der Reichskanzler und Gemahlin folgten gestern abend einer Einladung des Kaisers und der Kaiserin zur Abendtafcl. Auch der Kronprinz nahm an der Tafel teil. Tie NeichStagSersatzwahl für den verstvrbcncn Abgeordneten Liebermannv. Sonnenberg ist a u s- ge hoben worden. Beim Offiz, crsrennen des Luftschifscrbataillvnö r« der Iungfernheibe ist Leutnant Runkel vom i. UUrnen-Stcgimetbt lebensgefährlich verunglückt. Auf detn Bahnhöfe B c r n st a d t trug sich ein schwerer Eisenbah nunfall zu, bet dem der Zugführer B i e l> l aus Breslau getütet und eine zweite Person schwer ver letzt wurde. Der Materialschaden ist bedeutend. Zn den S i e m e n s - S ch u ck c i t-W e r k c n in Nürnberg richtete in vergangener Nacht ein Grvß- seuer beträchtlichen -schaden an. Die Mond schus haben alle Hoffnung auf Auf rechter Haltung des Kaiserreichs aufgcgebcn. Außer Kanton hat sich auch die Provinz Kwangtung für unabhängig erklärt. ver Msroirlroverlkag im stricimsg. Attch heute wieder sind die Tribünen bis aus den letzten Platz gefüllt. Das Saus ist sehr stark besetzt, ebenso die Tische des BundesratS. Vor dem -Hanse selbst haben wie der Hunderte von Personen Aufstellung genommen, die keinen Zutritt erlangen konnten. Die Beratung deS Marokko- und Kongo-Äbkommcns wird fortgesetzt. Erster Redner ist Abg. Dr. Wiener lBp.j, der das Einverständnis seiner Freunde mit. dem Reichskanzler darüber erklärt, das, mit überhitzter Ehauvinisterei, mit Säbclrasscln den deutschen Intercnen nicht gedient sei. Wenn der Reichstag mehr Einfluß in der auswärtigen Politik verlange, dann müßten die Ver handlungen mit ernster Ruhe, Klarheit und Sachlichkeit geführt werden. Auch die Näbc der Zahlen könne nu Reichstage eine chauvinistische Sprache nicht entschuldigen. Redner polemisiert alsdann gegen den Abgeordneten von Heydebranü wegen der -Haltung der Konservativen in der Frage der Neichsfinanzreform. Der Marokkohanoel habe manche unerfreuliche Erscheinung gezeitigt. Den Hauptfehler sehe seine Partei in der Entsendung des „Panther" nach Alladir. -Herr Basscrmann habe gemeint, diese Entsendung habe einen Jubel der Zustim mung tm Volke hervorgernscn. Bei der Vvlksva.tei sei die Zustimmung nicht so groß gewesen. «Zustimmung nno Lachen.) Der Reichskanzler habe sich gestern mit vollem Recht absprcchcnd über die bekannte Versammlung der Alldeutschen geäußert. Aber trage das Auswärtige Amt nicht auch einen Teil der Schuld? Am 8. Juli soll hier stattgcfundcn haben. Dir offiziöse Presse habe sich seden falls nicht auf ber -Höhe gezeigt. Auch die Sozialdemo kraten hätten keine tadelssrrte -Haltung gezeigt, da sie während der Verhandlungen mit Massenstreik und ähn lichen Dingen drohten. Dadurch wurde die Position des Auswärtigen Amtes gewiß nicht gestärkt, und es sei nur zu verwundern, daß trotz dieses Verhaltens und vieler Maßnahmen der Friede erhalten worden sei. Die L e r - antwortung für die jetzige Entwicklung habe aber nur die gegenwärtige R e i ch s l e i t u ng zu tragen. Sie habe nicht das Recht, einfach von einer Hiinetlajscnschast zu sprechen, die sie habe liquidieren müssen. Das Marokko- Abkommen habe seine Vorzüge und seine Schwä chen. Es werde der interessante Versuch gemacht, das Prinzip der offenen Tür in Paragrapncn festzulegen. Der Kanzler habe gesagt, bisher lmbc die offene Tür au, dem Papier gestanden. Wer aber sage denn, daß das nicht auch jetzt weiter der Fall sein werde? Redner beurteilt mit seinen Freunden das Kongo-Abkommen un günstiger als das Marvf'o-Abkominen und bemängelt insbesondere die Denkschrift. <"'ft dem Grund satz. für ein Kolonialpolitik treibcndcsVolk sei jeder koloniale Zuwachs ein Vorteil, werde man im Reichstage keine Politik treiben können. Seine Freunde würden das nicht tun. Sie würden sich die Kolonialvolitik vielmehr daraus an- ieben, ob sie verständig sei. ob die neuen Gebiete Renta- bilitätsaussichken lwben. Mit solcher milch»,äsii» gen Rechnung, wie sie die Denkschrift anfmache. sei nichts avzusavaen. Die französischen Gesellschaften seien keine erfreuliche Beigabe: man werde sie abloscn müssen oder es müsse mit den bisherigen Verträgen weitcr- acwirtschastrt werden, — zwei gleich unerfreuliche Per spektiven. Die -Hauptfrage aber sei: Was wird die Neuerwerbung kosten? In der Denkschrift heiße es: Diese Kosten müssen wir ans »ns nehmen. Das wer den wir uns aber »och sehr überlegen müssen. Herr von Lindeauist Hatz den Amtsstaub von «einen Pantoffeln geschüttelt. Es ist bezeichnend, daß fast die eiuz«gc Zustimmung bei der Kanzlerrede nur die Stelle erfuhr, in der -Herrn v. Lin d ca ui ft S Tätigkeit an erkannt wurde. Die Zustimmung galt der männlichen n-d ehrlichen Art. wie -Herr v. Lindequtst -ein Amt ge führt hat. -Herr v. Lindcqnist verstand'es- ">r rechten Zeit zn gehen. Ich wünschte, wir hätten mehr Leute, die zur rechten Zeit S» acben wüßten. «Große Heiterkeit, an der sich auch der Reichskanzler beteiligt.) Wir danken Herrn v. Llndequist für die Arbeit, die er geleistet hak. und auch für die entschlossene Verteidtgvna. die er seinem AmtS- voraänaer Dernburg hier im Reick-staae gegen ungerecht fertigte Angriffe aewidmet hat. iBeitall links. Lache» im Zentrum.) Redner verteidigt dann das selbstän dige Kolonialamt gegenüber dem Zentrum. Seine Freunde wünschten, daß die Rcichsämter überhaupt nicht, wie letzt. Nachgeordnete Stellen seien, sondern mit eiaener Verantwortung ausacstattete selbständige Reichs- ämter werden. Seine Freunde würden bereit sein, die Schgttenseiten des Abkommens ans sich zu nehmen, wenn sie sicher wären, dadurch eine dauernde Vereinbarung mit Frankreich hcrbeizvküliren. Aber daS sei nicht der Fall. Der Löwenanteil sei Frankreich z «gefallen Er soll ihm aeaövnt werden. Die neue Aera der Verstand!- ^ gnng sei ein schönes Ziel, aber nach dev bisherigen Er fahrungen halte er dies für eine Fata Moraana. Der Vormvrs blindwütigen -Halses geaen England werde aeaen >e'ne Freunde nicht gemacht werden können, nichtsdrsto- , weniger könne er gnsinrecken. daß die Haltung En >, - eine Versammlung von alldeutschen Journalisten unü-kands auch in den Reihen der Volkspartei V e r st i m - Politikern in enger Fühlung mit dkm Auswärtigen Amte mung nnd Erbitterung erregt habe. Es sei »och nicht genügend geklärt, was den englischen Schatzlai cker zn seiner Rede veranlaßt habe. Und was den zngu'chc.t Botschafter in Wie« anlange, so reiche daS Bernhignngs- pulver, das der Reichskanzler gestern in homöopathncae, Dosts verzapfte, nicht aus. Wir beanspruchen auch jiir uns den uns zukommenden Platz in der Welc. Die eng lische Nation kann davon überzeugt sein, das d e n t I cq e Volk lehnt cs einmütig ab, englische Fnrer- essen als entscheidend für die deutsche Hal tung a n z u s e h c n oder vor den Drohungen englftcher Minister znrückziiwetchen. «Lebhafter Beifall.i Aber ebeino bcstimmr ist Einspruch dagegen zu erheben, daß w.r un Hinblick auf England hier in kaum verhüllten Uriens- tönen sprechen, wie es gestern geschehen ist. Es ist incui wohlgetan, die Nttstungsichraiibe von neur.n anzuziehen: denn man folgt dann aus der anderen Leite sofort, nnd die -Hochwassermarke steigt von neuem. Die jüngsten Vor gänge in Italien und in der Türkei haben in tveitcu Kreisen die Frage angeregt, ob denn der Dreibund heute noch ernste Bedeutung hat. Wir bedauern, daß durch das Vorgehen Italiens unsere langjährige Friedens- arbeit in der Türkei beeinträchtigt worden ist. Bedauer lich märe e§ auch, wenn es wahr wäre, das, der Kaiser kürzlich gesagt habe, der Islam könne eine Gefahr werden. Ein solcher Anssvruch könnte die Stimmung der Türkei ungünstig für uns beeinflußen. lScbr rrch->g! links.) Wen» man die Entwicklung der letzten zwanzig Jahre versolgtz kann man sich dem Eindruck nickt verichließcn, daß die deutsche Politik Einheitlichkeit. Klarheit «nd Stetigkeit bat vermissen lasten. Es lau» nicht als empfehlenswert angesehen werden, weuu. wie es gestern geschah, der Erbe der Krone von de» Tribüne des Reichstages in offener Weise gegen die Politik des verantwortlichen Reichskanzlers demonstrierte sAndaucrnde Un ruhe rechts, lebhafte Zustimmung links.) Dieser Vorgang hat auch in auswärtigen Blätter» die unannenchmste» Aeußerungen herbeigeführt. Der ,>Eclair" schreibt, der Vorgang zeige, daß in Deutschland eine starke KriegS- vartei b'stehe. «Zuruf: Gott sei Dank!) Von diesem »Gott sei Tank!" sehe ich ab. «Großer Lärm rechts.) Ich be-> danrc das Vorkommnis: wo es lick um den Frieden han delt, wo auch der Leiter der Politik sagt: „Gott sei Dank» wir sind im größten Einvernehmen." In diesem Augen blick durch derartige Dinge alles wieder in Frage zu stellen, halten wir für falsch. «Lebhafte Zustimmung links.) Wir erbeben erneut Einspruch aeaen das Snstein bei R: sc tz » n g der diplomatischen Posten bei uns. Auch bei uns wie in anderen Knltursiaatcn darf nickt die Rück sicht ans Namen und Rang, Vermögen und soziale Siel lnng bestimmend sein, sondern Begabung und Tüchtigkeit allein Die Minderung unserer Stellung im Rate der Völ ker siebt ab-'r a„ch i„, siiiiammenbana mit nnferer inneren Politik. «Sehr richtig! links.) Unsere innere Poli tik. die Nebcrsvannnng des Lchntzzollprinrips. bat die politiskben Beziehungen zum Auslände v>"->'blechtcrt. Red ner verlangt die Einholung der Genehmigung des Reick'stggcs zn dem Abkommen und fragt den Reichskanzler, ob noch Sondcrabkommen bestehen, von denen im Re«'«'stgge nichts mitgeteilt ist. Wie st-be w't der Sckftebsgerikbisklaniel. von der in fran,zösiick>en Blgtt"rv die Rehf sei? — Nack Wicmer sprach der Abge ordnete D r. Schultz von der Reickspartei. der sich ziem Heb kurz iaßte. Danach ci-or'li der Re«e^'»«»zler das Wort, »m zunächst dem Aboeordnetcn Dr. Bonermann ent goaen z» treten und d-w Vorwnri -n entkräfte», daß die Re'chsreoiernno S-l'mäche gegenüber dem Auslande ge zeigt stabe. lFortsetzung im Moraenblatte.) vrr fiulla. Lustspiel in vier Akten von Paul Ernst. «Srftn-rssührung l« «»iripl. Lchemsvielhause.» ES war bezeichnend für die Wirkung des Lustspiels „Der Hulla", daß ein Teil des Publikums an der Stelle „Und unerschöpflich ist der Vorrat Zimt", in ein ironisch beifälliges Gelächter auSbrach. Paul Erust ist uns im König!. Lckmuspielhausc wäh rend eines Jahres nun zweimal beschert worden. Schon sein Trauerspiel „Ntnon de LencloS" gehört in die Kate gorie von Bühnenwcrkcn, deren man nicht von Herzen froh werden konnte. Hier fühlte man das Arbeiten nach einem besftmmtcn Programm, das zur Konstruktion, zur Unfreiheit und Schädigung des poetischen Gehalts führte. Auch aus dem Lustspiel „Hulla" quillt cs nicht, wie aus iruwiderstchltchem Sliiüpfcrdrang. Wenn cs sich nicht in Paul Ernst um eine gehaltvolle künstlerische Persönlichkeit lxmdeltc, der man auch beim Irrcgchcn mit Achtung be gegnet, so könnte man sein Lustspiel als unerheblich kurz abtun. In seinem Fall aber btctbt doch zu untersuchen, warum sich die Wirkung nicht cinstellen wollte, die sich der Dichter zweifellos versprach. Ernst fand für fein lustig gewollte» Werk ein Milieu, das Poeten von jeher für Lchöpsungcn heiteren Eharakters als besonders reizvoll erschien: den Orient, das Bagdad des Kalifen Haran al Raschid, dessen üble Laune und gefährlicher Zeitvertreib des Köpfrns, angeb lich durch die erfindungsreiche märchknknndtgc Sobetdc in 1<X» Nacht gemildert wurde. Dieser Kalis, der sich auch, zur intimeren Erforschung seiner Untertanen, z» ver kleiden liebte, genießt im Abendland einen ungerechtfertig ten guten Ruf. Er war nicht weise, gütig und verstehend, sondern unsäglich mißtrauisch, grausam, tmannisch »nd »«gerecht. Die Dtchtkunst freilich kann eine Persönlich keit v»n typischen LultanSallüren nicht viel ausbeuten, stc braucht den Kalifen des Märchens, mit dem großen Verstehen aller Dinge des Lebens. Und über das Bagdad der frühislamitifchen Zeit hat die Phankastc des Abend lands von je den ganzen Zauber gesponnen, zu dem die bunte ferne Welt mit ihren Verlockungen anregte. Für ein heiteres Spiel gibt cS in der Tat nur wenige Nahmen, die vornherein so viel Anmut und Zierlichkeit besitzen. Paul Ernst macht in seiner Komödie den Kalifen zu einer sekundären Gestalt. Sein Held ist der Dichter Mustapha, dessen Wesen als Inkarnation des göttlichen, über alle Fährlichkeitc» des Lebens triumphierenden Leichtsinns ge dacht ist. Gefällig setzt dir -Handlung ein. Dichter und Kalif, dieser in der Verkleidung eines Sklaven, besuchen Fattmc, die schöne temperamentvolle Geliebte Mustaphas. Das Mädchen, ein Sprühteufcl lodernder Eifersucht, begeht die Unbesonnenheit, Mustapha mit Sobcidc» des Kalifen Gemahlin zn verdächtigen. Der verkleidete Sklave wird zum Herr». Furchtbar wallt sein Zorn auf, nnd ist nicht zu besänftigen. Seinen Liebling, den Dichter verbannt er. Fatimc, die Unbesonnene, soll einem seiner Diener vermählt werden. Er nracht auch Ernst, indem er ihr Justus, einen guten blöden Jungen, schickt. Der Kadi gibt die beiden zusammen, Fattmc faucht nnd wehrt sich wie eine Katze, aber gegen des Kalifen Willen ist nichts zu machen. Justus hat eine sehr betrübliche Vrautnacht. Auf seiner Mutter Rat, verstößt nach dem vereinfachten Verfahren der MoSleminS er Fattmc, um stc zn be strafen, mit der Rebenah-stcht, sie wieder zn sich zu nehmen. Der Koran aber verbietet den Geschiedenen das Eingehen einer neuen Ehe, die Geschiedene muß zuvor eines anderen Mannes Weib »'erden und von diesem auf's neue verstoßen werden. Um dieser Geschrsvvrschrift zu genügen, gibt es, io erzählt Ernst, cigcnS Urbergango- »nd Rcservemänner, die „Hulla" genannt werden. Justus findet in dem als Bettler verkleideten Mustaplm seine ,^>ulla". DaS Kommende ist leicht zu denken. Mustapha und Fatimc sind vereint und lasten nicht wieder von einander. Der arme Justus kriegt während der Liebcsstundc der Beiden auf deS Kalifen Befehl die Bastouade: ein reichlich roher, durch nichts gerechtfertigter Einsall des Dichters. Im letzten Akte macht der durch den Stolz, den Mut und lachenden Frohsinn Mustaphas innerlich versöhnte Kali«, oic LügLn seines Lieblings wahr und erfüllt seine Dichter ! träume. Justus erhält in der alten Dienerin Dilara einen l Ersah für sein entgangenes Eheglück. Der Stoff ist wohl bühnenwirksam, aber durch»»-.' possenhaft, wenn nicht direkt Operette. Ter zweite und drille Akt sind auch völlig so gestaltet, freilich ohne den echten Uevermut, der das Genre erträglich machen kan». Man empfand die Vorgänge geradezu als töricht und peinlich. Selbst rin paar dichterisch schöne Einsällc bei der Liebes szcne Mustaphas und Fatimcs wirkten in der durchaus bur leisten Stimmung nur stillos. Aus die Gestaltniia seines Dichtcrkollegen Mustapha hat Paul Ernst merkbar viel Liebe verwandt. Dieser Mustapha, von -Haus ans rin Schuster, der in der Welt der Phantasie sich un zerstörbare Reiche auibam und lachend Fabel an Fabel knüpft, ist als Komödicusignr höheren Stils zu bezeichne» Ihm legt der Dichter auch manches tiefe, schöne Wort in den Mund, Worte, die den Glauben an eine dichterische Mission Einsts aufrecht erhalten und mit der banalen ober flächlichen Führung der Handlung etwas versöhnen. Für den literarischen Ruf von Paul Ernst wäre es besser ge wesen. die Ausführung des „Hulla" wäre unterblieben, die rein künstlerischen Qualitäten des Werks sind allzu gering und der Lustigkeit fehlt das Echte, ans dem Innern des Gemüts Quellende. Nichts kann aber fein Empfindende nervöser machen, als erzwungene Fröhlichkeit, gewaltsames Lachen. Ein Theater von Rang des Dresdner Königlichen Schauspielhauses hat natürlich die schöne Mission, auch das erstaunlich Fremde willkommen zu beisten und ernst streben den Dichtern die Pforte» zu öffnen. Mit der spröden Tragödie „Ntnon de Lenelos" hätte cs bei Paul Ernst aber vorläufig sein Bewenden haben können. Für die Aufführung war viel geschehen eiu prachtvoller Vorhang von schwerem Purpursamt mit reicher golbge- mustertcr Bordüre teilte sich und zeigte das reizende Interieur eines reichen, zierlich geschmückten orientalischen Woyn- ranmcs. Prof. Fa » to . Hoftlicatermaler Altenkirch und Oberinspektor Ltiinebach haben das Verdienst dieses ent-
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