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Dresdner Nachrichten : 09.06.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-191406096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19140609
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19140609
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1914
- Monat1914-06
- Tag1914-06-09
- Monat1914-06
- Jahr1914
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 09.06.1914
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88. Jahrgang. O 188. Ve»u««-Gebühr »(erle«i<ihn sür Dre». »en del »L,»ch »u>«>. matt,,r Zulraaunq,»» Lonn- und Moulaaen nur etmual) 7.»>> M , durch uu,w!Irl>n«X»m. mINiondrr dt» 2.« vk. «et «tnmaltgrr Zu. jtrllun» durch dt« Post » M(odn, Bestellgelds. ttlu»>and: Orster- reich-Ungarn 5,«5 Nr., Schweiz L.iib strk» , JUtlten 7,17 Lir«. — P-chdruck nur nrtt deutltcher QueNrn- angade <.Dr«»dnrr 7!ochl."tju>Wg Un verlangte Manustripl« w«rd. nichtaulbrwahlt. Dienstag, S. Juni 1814. 185V Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden^ feiiuctimucllui'r Telegraimn-Adressc: Nachrichten Dresden Sammelnnmnicr sür sümil. Telephonanschlüsse: 25241 Siachtanschlust: 200I1. ^ foncksnt--Lhoco/ackn c/iocotalie ' F/tocoksc/s- Lsoso <-L ttg. Lore 2,«o 11. oesse^/- xep Lanbon 2.3 u. 4 H. «njeigen-rorif Annahme von Anilin, digungr» dli> nochn s Uhr. Sanniag» ,n ^ Marienstroste an von lId,»>/,lUH, Ine eintvallige Zette (etwa !t Ltlden, »» Pt . di. zwetlpailige Zette out lerltette 7N Pr. die jwegpaii Rektaineiette I kM M.. ffaniNlen Nachrtchlen au» Dr«»- den die elnspa» Zette 2K Pl - In iÜum. rnern nach Sonn und Feiertagen rrhöhltr Tarif. Au-wärltge Aufträge nur gegrn Noroutzbezahlung Jedes Bcirgblainv Pf. Hauptgeschäfts stelle: Marirnstrasie :tK 4«. uncl allgemeines K"spes'»ckvac-k«-. ix-^tMtlerr» Luck für nervenr>ckvaeke. üker- af1r«i1ete uncl ixeli-fck ciepkirnieete f^r.-ranen empteklen I'iol. kmineriek uncl s^raf. l.oev (Nellin, klin. >Voeken5eksift !^r. 26, 1913) « inen an kältenden Oe krauck von Kal/ium^al/en. Vorzügliek geeignet Kiers,ir ist ,,L.«o-Svr." Kalklimonaclt'n^irup mit Ilimkeei- ocle, /itronenge'cckmack. kür 2 Ki8 3 vückenllieken Oekfauctl klar« Ke l,/K) >1ark. Vez^ancl nack ausvärts. R.ÜHVSI, vrescken, t Kronprinz ^/"ilkslm Vornehmste rixsrettenmsrke ko»tiü» vis»«»«« vompsn». Sielln iiN. 7 1. Lc k. ?r/.eäeci<i Oos /igarcUt N-k skrikanten Kr Kairerl. uml K«migl. ii«>keit üe^ Kronprinzen Ne«; s)eutf>cken Kc icke^ uncl von NreuNen. Usekilsr- unci ^olstsk'- lllustr. Katalog kitte verlange^ 1 v>7ur»o MI» Vre8llen-ft., Xsmenrer8tr.27 »czeün-ie« i«>r. vre^cien-ä., Amalie,iplatr und siin^trssre. ^ ^ l^sxor kciekksirurr äsntscksr »nid önxlisolioi- /Inrug-, Uo8vn-, ?»lvtot- »ml Wostonstoffo in alloo modbrnon I >1 >1 5111 ^ ^»rbsli und I nma (jnkditLtoo . ItiII»r«ItueI»v. Itiiitt« v»t I»<». » UM^IIII^GGUO AM" KIni6l»ri»itnoI»«h für Könixii<'l> !8uol>.-ti8n>t0 Gtttnlhh- »nd vott«»^,!»«'»»»,«». kerin»»» t'äi-h.l tml 8vdekei8tr388e 19 21 (^ouL'u-). ALir? eilige Lefov am Dicnotaa morgen. Ter Könia wird die Reise »ach Petersburg zum Be suche des Bare» voraussichtlich am 17. Juni antrcten: die Rückkehr »ach Dresden ist aus den 25. ^nni festgesetzt. Das Herzvgövaar von B r a u n s ch m c i g ist mit dem Erbprinzen in <Bnniidrii eingctrvsscn. Die R ü st u ii g S k o mmissi o n ist gestern nach langer Ferienpausc wieder im Reichstage zusgmmeugetrctcn. Das preustische 21 b g e o r d n e t c n h a u s tritt heute zu einer kurzen Lvmmertagung zusammen. Drei der Berlin e r T e n k m a l s s ch ä n d e r wur den zu je I ,sahr 5 Monaten itzesängnis, der vierte zu 1 Jahr Cüefäiiguts verurteilt. Das in diesem ,1ahrc die deutschen Ostsechäsen be suchende englische Geschwader wird aus 12 Kriegs schiffen bestehen. Der König non England wird am 19. Juli in Spithead eine Parade über i»» englische KriegSschisfc ab halten. Die Etatsübcrschreitungcn bei den französischen Kasernen- und ,> o r 1 i f i k a t i v n ü b a u t c n beiragen S5l> Millionen Franken. Die der Dnma zugegnngenen neuen Krcditvvrlagen fordern 125 Millionen llkubel sür die Anlage neuer Festungen an der russischen West grenze. Das Wiener Auswärtige Amt liest bei der italienischen Negierung Vorstellungen wegen deS Ver haltens des italienischen Gesandte» in Durazzo erheben. Unter den albanischen Aufständischen sind Streitigkeiten ausgebrvchen,- die 2agc hat sich gebessert, da ein Teil der Rebellen zur Unterwerfung bereit ist. Präsident Huerta beschlost, die bereits angcordnetc Blockade von Tampico aufznheben. Wetteransage der amtl. sächs. l? a n d c s m c t-t c rw a r t e : Wechselnde, später nördliche Winde: wolkig: kühl: zunächst Gewitterneigung, später zeitweise Regen. Ae Wiire Wacker. Die von dem offiziösen Blatt deS Vatikans, dem „Osser- vatorc Romano", verbreitete Meldung, das: saut Bcichlust der Kongregation vom I. Juli ab das Werk von Theodor Wacker „Zentrum und kirchliche Autorität" ans den ^ndcr gesetzt worden sei, ha! nicht nur in Baden, dem Wirkungs kreis dieses Zentrumsführcrs, lebhaftes Aussehen erregt, sondern auch darüber hinaus im Reiche bei allen denen, die den erbitterten Kampf zwischen der Kölner und der Berliner Richtung beobachten. Die Mastregclung Wackcrs, die in diesem Schritt des Vatikans liegt, ist um so interessanter und bedeutungsvoller, als Theodor Wacker in seiner Schrift den Streit der beiden Richtungen als Thema behandelt und aus Grund seiner Erfahrungen, die er in seinem geistlichen Amte und als Anhänger der Kölner Richtung gesammelt hatte, als besonders sachkundig angesehen werden must. Wenn er sich nun in dieser Schrift, die einen von ihm am 15. Februar in Esten gehaltenen Bortrag wicdcrgibt, sehr energisch gegen die Kontrolle des Zentrums durch die Bischösc ausspricht, keinerlei Rücksichtnahme gegenüber den Quertreibern fordert und sogar sagt, dast die geistlichen Quertreiber schwerer zu ertragen seien, als die weltlichen, so gewinnen diese scharsen Acusterungen besondere Bedeutung aus der Feder dieses geistlichen Zentrumsführers. Die Broschüre wäre ohne Zweifel geeignet gewesen, die Kölner Richtung im Kampfe gegen die „Berliner" zu stärken und manchem Lauen im Zentrum die Augen zu öffnen. In dieser Absicht ist auck ohne Zweifel scnc Rede Wackcrs gehalten und später in Druck gegeben worden. Um so schärfer must die Kölner der Beschlust der Index-Kongregation, das Werk auf das Bcr -eichnis der verbotenen Schriften zu setzen, trcfscn. Es zeugt von der Macht »nd von dem Druck, der gus Wacker ans geübt worden ist, wenn dessen Organ, der klerikale „Badische Beobachter", bereits jetzt eine Korrektur der Broschüre unter Berücksichtigung der kirchlichen Wünsche in Aussicht stellt. Man must alio mit einem völligen Rückzüge des Ver treters der Kölner Richtung rechnen, den, nebenbei bemerkt, die katholische Geistlichkeit dcö Landes und selbst der Erz bischof von Freiburg nnserstützt hatte. Auch dieser Fall lässt erkennen, Saft man in Rom nach wie vor nicht duldet, dast die Anhänger der Berliner Richtung allzu sehr drangsaliert werden. Ob aber das Verbot unter allen Umstanden nur bezweckt, den Kölnern zu schaden und ihnen z» zeigen, dast die „Berliner" die allein beliebten in Nom seien, must man doch bezweifeln. Man möchte eher der Ausfassung zn- ncigcn, daß in Rom die Absicht besteht, die Gegensätze int Dcutschländ in katholisch kirchliche» Dingen etwas ein zudämmen, indem man allzu scharfe Worte, die geeignet sind, den Streit zu verschärscn und der Verbitterung ans beiden Seiten neue Nahrung zu geben, unterdrückt. Damit ist wohl auch die iürztich milgeieilie Mastregclung des schlesische» Pfarrers Rielwrvwsli zu erklären, der in einer 'Breslauer ultra nitramontancn Zcitichrisi den Berliner Ideen Boden zu gewinnen suchte »nd ein ver schworener Feind der Kölner Richtung war. Die Brcs lauer kirchliche Behörde verbot ihm, gewist im Einvcr ständnis mit den römischen Stellen, die weitere Mitarbeit an jenem Blatte, dessen Herausgeber er gewesen war. In diesem Vorgang hafte man ebenso gut eine 'Niederlage der Berliner erblicken können. Doch dürfte auch hier der mast gebende Wunsch gewesen sein, die allzu scharfe gegenseitige Befehdung etwas niedcrzuhalten. Denn mit dieser Mnst- regclung eines „'Berliners" ist natürlich nicht gciagi, dast in Rom ein Siimmiingsiliinchwuug zugunsten der Kölner eingcireien !ei. Ein solcher Wechsel der Anssaiiung wird in Rom kaum je eintrcten, denn Rom kann nur an einer Rich tung gelegen sein, die sich ihr völlig »nicrwirst und jeden Wink ohne Widerrede besoigi. Die Integralen meiden den Wünschen Roms sieis viel mehr entsprechen, als die An hänger der Kölner cs vermögen. In diesem Gedanken wird mau bestärkt, wenn man die letzte Rede d e s P a p st e s bei der Baretteaussctzung der neuen Kardinälc betrachtet. Die Ansprache hatte in der italienischen Presse die schärfste Zurückweisung gefunden, und man mar sogar der Meinung, dast sich aus ihr Gegen sätze zur deutschen Regierung ergeben müssten. Diese Auf fassung hat man in den mastgebenden deutschen Regierungs- kreisen nicht geteilt, und wohl auch ganz mit Recht, denn dast der Papst aus seiner Vorliebe sür die rein katholischen Gewerkschaften bisher nie ein Hehl gemacht tust, ist be kannt. Es war sogar zu verwundern, dast er die christlichen Gewerkschaften als „erlaubt" bezeichnest', während sic früher nur „geduldet" waren. Das war immerhin ein kleiner, wenn auch nicht zu groster Fortschritt, der aus dem Wunsche heraus geboren sein dürste, die deutsche» Regie rungskrcise augenblicklich nicht noch melir zu reizen. Auch aus der Wahl deS Bischofs Bertram von Hildesheim znm Fürstbischof von Breslau, an deren 'Bestätigung durch den Papst nicht zu zweifeln ist, kann inan aus eine ruhigere Auffassung in Nom schliesten. Die Wahl, die nach voran- gcgangenen Verhandlungen mit Rom vor sich gegangen war, ist zwar aus einen an sich neutralen Bischof gefallen, doch ist vom Bischof Bertram bekannt, dast er mit seinen Snmpathien mehr aus seiten der Kölner, als aus seiten der Berliner steht. Diese Tatsache wird um so bedeutungs voller, wenn man in Betracht zieht, dast der kürzlich ver storbene Kardinal Dr. Kopv in den letzten Jahren seines Lebens ein überzeugter Anhänger der 'Berliner Richtung gewesen ist, die er in seiner Diözese und darüber hinaus bis nach Rom, oft zum heimlichen Vcrdrust der preustischcn Regierung und der in Schlesien verhültnismästig starten Kölner Richtung unterstützte. Zwar soll Kopp kurz vor seinem Tode in einem Briefe an den Kölner Erzbischof .Hartmann eine Art Renebekenntnis zugunsten der Kölner abgelegt haben, doch löscht das nicht die Tatsache aus, dast an der Spitze des Breslauer Bistums ein Man» von anderer Auffassung gestanden hat, als 'Bischof Bertram sie bekundet. Endlich sei noch eine Aensterung des vielgenannten Paters Baumgarten erwähnt, wonach eine der Haupt Personen der sogenannten integralen Richtung Pfingsten nach Rom kommen wollte, doch sei dieser bedeutet worden, dast man einen Besuch für überflüssig halte. Alles das sind Momente, die den Wunsch erkennen lassen, die kirchlichen Kämpfe in Deutschland cinzndämmen, bzw. eine kleine Ruhepause eintrcte» zu lasse». Es wäre sa sein ersreulich, wenn sich diese Auffassung bestätige» würde. Es wäre aber verfehlt, sich allzu grvsten .Hoffnungen hinzugebcn, denn Rom und die Mittelsleute der Kurie sind immer bemüht gewesen, ihre Wünsche und -Hoffnungen durchznsetzcn. Bici leicht will man setzt in Rom durch ein scheinbares Rachgcben, durch eine Politik der Friedfertigkeit und der 'Nachgiebig keit in Deutschland etwas zu erreichen suchen, das man durch eine Politik der starken Hand nicht erreicht hatte. Ob diese Wünsche sich ans das I c s u i t e n g c s e tz erstrecken, mag dahingestellt bleiben. Doch wird es notwendig sein, die 'Augen offen zu halten und sich nicht durch römisches Eitt gegenkommeu cinschläfeni z» lassen. Zrahtmeldungen vom 8. Iuni. Prc«chischer Landtag. Berlin. tPriv. Tel.» Das Abgeordnetenhaus wird morgen zu einer kurze» S v m m e r ! a g u n g zn- sammentreten, hnupiiächlich um die Bcioldungs- Novelle zu verabschieden. Daneben sollen einige kleine Vorlagen und das Fideilvniinistgeietz in erster Lesung öe- rctten werden. Das Abgeordnetenhaus will diese 'Aus gaben in der laufenden Woche lösen. Das H erre n Haus wird voraussichtlich erst zu Beginn der nächsten Woche die BesvldungSvorlagc verabschieden. Die FraLtionen des Aö> geordnetenhaittcs werden sich morgen mii der Besoidungs- nvvellc beschäftigen, da die Budgetkoiiiminioii die heittc be gonnene Beratung der Novelle noch heule beenden will. Die Novelle dürfte in der Rcgicrungssassung Annahme finden. Für den Fall, dast sich die Verhandlungen des Landtages bis in die Mitte der nächsten 'Woche hinziehcn, soll a»ch noch die Denkschrift über den 'Banichivindcl in Grvstberlin beraten werden. 'Nach der Vertagung des Landtages werden drei groste Kommissionen zur Be ratung des Fidcikommist, Fischerei und Kommunalab- gnbcngcsetzes noch etwa drei Wochen lang Sitzungen ab halten und sich Ansang Juli aus 'Mine Ottober vertagen. Die preustische Besoldungsnonclle Berlin. In der Budgelko m m iiii o n des prcusti- scheu 'Abgeordnetenhauses gab heute bei der Beratung der B e s o l d ii n g s n o v c l l e der Finanzministcr die Er klärung ab, dgst jede Abänderung der Novelle sür die StaatS- rcgierulig unannehmbar sein würde, da eine feste Um grenzung unbedingt notwendig sei. Für die Berücksichtigung weitergehcnder Wünsche tonne zunächst ein Termin noch nicht scstgelegt werden, so lebhaft auch 'die Staatsrcgicrung bemüht sei, die Beseitigung von Härten so bald wie möglich in die Wege zu leiten. Aus jeden Fall wurden die Gchälter der gehobenen Unterbeamtcn vor UN8 geregelt werden. Dieser Termin dürfte auch für eine weitere Bc'oldiings- resorm angesircbt werden. Ter Salvarsan-Prozes;. lSiehc auch „Vermischtes".« Franksnrt a. M. jPriv.-Tel.i Im 2 aloarsan - Prozest erklärt der Angetlagic Redakteur W a sl m a » u : Ich halte Lalvarsau sür ei» ganz gefährliches Nüttel, durch das schon zahlreiche Todesfälle verursachi wurden. Ich be antrage daher, die Leichen aller der Prostituierten, die an Lalvarsan-Bergiftungen verstorben sind, auszugrabcn und aus Arsen zu untersuchen. Ich beantrage ferner die Vor legung von einer grvsten Reihe von Seklionsprotvkollen, die ergeben werden, dast unglaubliche Dinge vorgekommcn sind. Es ist ein Skandal, dast man blutarme Menschen mil Lalvarsau behandelt. Wenn behauptet ivurde, dast mau vc: der Behandlung der Tnphilis ohne die kombinierte Salvar- san-Oucctsilbcrbehandlung nicht auskommen könne, so must ich wiederholen, was Dr. Finger aus Wien, der mindestens eine ebensolche 'Autorität wie Paul Ehrlich, der angebliche Er finder des Salvarsau — er ist es nicht einmal —, ist, erllärt Hai, nämlich, dast die kombinierte Behandlung ein Unsinn sei. Er Hai ferner von einem Salvarsan-Wuchcr gesprochen. Prosessor Wechselmann und Tr. Alt haben natürlich das Gegenteil erklärt, da sie Anhänger des Ehrlich-Sundikats sind. — Rechtsanwalt Sinzhcimcr: Der Angeklagte beruft sich hier ans Sachverständige wie Dr. Finger. Da mag er erklären, wann »nd wo Dr. Finger das oder älm lichcs gesagt Hai. Vorsitzender: Ich must hier be merken, dast das Gericht die Ladung von Sachverständigen ans dem Auslände abgclehnt Hai. Das Gericht war sich klar darüber, dast der Staatskasse derartige Kosten nicht zugemnict werden dürfen. Dazu kommt, dast der Mrichtshos Sach verständige ans dem Auslände nicht braucht, weil in Dcittscb land genügend AittorilÜien vorhanden sind. Der Vorsitzende hält sodann dem Angeklagten vor, dast er in seinein Artikel geschrieben habe, die Prositsncht mancher Aerzie schrecke selbst vor einem vorsätzlichen Morde nicht zurück. Haben Sie da mit Fraittsnrier Aerzie gemeint'? Angeklagter: Ja. ich meinte, dast sie ans Prositsiichi vorsätzlich Mord vegingcn. Es wird dann ein weiterer 'Artikel des Angeklagten ver lesen, in welchem er behauptet, dast man Mädchen als Vcr ftichskaninchen benutzt habe. Man habe gesunde Mädchen künstlich supliilftiskrank gemacht, indem man kranken Mädchen 'Blut abzog und dieses gesunden Mädchen cinimofte. Der Angeklagte erklärt, dast er alle seine Behaup tungen beweisen wolle, cs mussten aber alle Zeugen vernommen werden, die er benenne. Es ist nachgewiesen, das; eine Unzahl von Todesfällen a» Lalvorsan vorgckom inen sind. Dr. Drenw in Berlin hat in seiner Praxis 257 Todesfälle durch Salvarian fesigeslcllt. Er Hai am 17. Januar <!N4 dem Rcichsgcsnndhcilsaml eine Denkschrift eingcreicht und beantragi, Lalvarsau als lebensgefährliches Nüttel zu verbieten. Dr. Drenw ist ein hcrvvr- ragcndcr Dermatologe und wissenschaftlich anerkannt, wenn Sie meine Bciveisaitträge ablclmen. werde ich sämt liche Richter dcö hiesigen Laiidgcrichisbczirks wegen Be fangenheit ablehnen, denn diesen Richtern liier scheint der Geldsact höher zu stehen als Gerechtigkeit. Wenn ich alles Material ausdeckcn kann, must ich sreigesprochen werden. -- R A. Sinzhcimcr: Ich bitte im Interesse der Sache, dev An geklagten alle Todessällc vvrbringcn zu lassen, auch die
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