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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 21.01.1915
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-01-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19150121020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1915012102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1915012102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1915
- Monat1915-01
- Tag1915-01-21
- Monat1915-01
- Jahr1915
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Oesterreich befindlichen Gotreide»or.rät« beschlossen, falls sich die Notwendigkeit hierzu ergeben sollte. Die Mit» teUungen, die über, die in Oesterreick noch verfügbaren Getreidevorräte erfolgt sind, lassen die Behauptung zu. daß der Stand der Vorräte als überaus befriedigend nnzusehen ist und daß eine gegebenenfalls erforderliche Ne- guisition ganz erhebliche Ergebnisse erzielen würde. In der Sitzung wurde auch eine Verordnung über neue Back Vorschriften besprochen. Allerseits wurde der festen Entschlossenheit Ausdruck gegeben, alle zur Sicher heit der Valkaernährung notwendigen Maßnahmen mit vollster Energie zu treffen. iW. TvBI verein Sächsischer Heiwatfchutz dem Vorträge de- Pros..Tr. Braeß über „Die Liebe zur Heimat, die Quellk nuferer Bestrebungen" im BeretnShause beizuirohueu. — Dem prtuzlichen Paare ist vom Landwirtschaftlichen KreiSverein der Betrag von 5000 Mk. zur Verwen dung für die Front und für Verwundete in Lazaretten überwiesen worden. Dieser Summe hatte Geh. Oekonointe- rat Andrä persönlich 300 Mk. beigefügt. —* Den Postsekretären a. D. Buünick in Leipzig und Wagner in Wurzen, sowie dem Telegraphensckrctär a. D. Schüler in Dresden wurde das Albrechtskreuz und den Ober-Pr schassncru a. T. Fiebiaer in Zitrau und Lindner tu Auerbach lVgtl.t, dem Over Briefträger a. D. Wien. Den Blättern zufolge^erschicn gestern der Prüsi- ^ ranz Guttau iAmtsh. Bautzen» und dem Tischlerobcr- . Sylvester mit zwei "Zister Frci»both in «anda das Ehrenkreuz verliehen. Leut des Abgeordnetenhauses Tr Vizepräsidenten beim Ministerpräsidenten Grafen Stürqkh, um mit ihm über eine Milderung der Zensur zu verhandeln. tW. T. B.t Französische Abwehrmaßuahmeu gegen Luftangriffe. , r>. Geuf. sPriv. Tel.» Tie Flüge der Zeppeline und die Taten der deutschen F l lege r haben den Militär- Gouverneur von Paris zu umsassenden Avwelirmaßregeln, veranlaßt. 550 Flugapparate versorgen jetzt den Be- machungSdienst. Jeder Fliegerpvsten ist telephonisch mit einer Lchützengrabenlinie an der Front verbunden und jedes Passieren eines feindlichen Fliegers wird von dort umgehend signalisiert. In der Nacht wird der Horizont von großen elektrischen Lcheinwersern aügelcuchtet. die an verschiedenen Punkten ausgestellt werden. Ans Gründen der Sicherheit t!» hat man auf dem Eiffelturm keinen! Scheinwerfer ausgestellt. Die Flieger, die Paris bewachen,! unternehmen auch uachtS ErkundignngS- und Uebungs- > fliige und lassen bisweilen Raketen steigen. Englands Angst vor einem Luftangriff. London. Die Polizei erhielt folgende Instruk-! kionen für den Fall eines Luftangriffes. Jeder Schutz mann. der Zeuge einer Bomben Explosion ist, hat sofort das Alarmzeichcn zu geben und, wenn möglich, die Feuer wehr zu rufen, sowie möglichst rasch die nächste Polizci- stativn zu verständigen. Wenn jeii'and verletzt wird, hat der Schutzmann sofort ärztliche Hilfe herbcizurufen und selbst Beistand zu leisten. Der Kommandant der Pol'zei- station muß alle geeigneten Maßnahmen treffen und alle umliegenden Polizeistationen in Kenntnis setzen. Ter Kommandant der Hauptstation telephoniert dem Zentral- j amt, das seinerseits die Admiralität und da« Kriegsamt j verständigt und für die weiteste Verbreitung des Alarms ! sorgt. Im Kalle eines Alarms werden Rcpclicrpistolcn an j die Schutzleute verteilt. iW. T. B.» Der Kaperkrieg. London. Ter Jahresbericht der Londoner Versicherer sticht die Zahl der ü e s ch l a g n a h m » e n oder in Häsen! zurückgehaltsnen deutschen Schisse mit 4!5 mit einen'.! C^iamttonneninhalt von 1004 820 „„ deuticbe und dl»! österreichische Schisse suchten in neutralen Häsen Zusluchr. Bei Ausbruch des Krieges wurden 7 0 britische Schisse mit 172088 Tonnen, die sich damals in deutschen Häsen be fanden. aufgehaltcn. 45 britische Schiffe von längerer Fahrt mit 200 850 Tonnen. Fischdampser sind nicht eingerechnet, wurden seither von deutschen Kriegsschiffen weggenom- inen. sW. T. BI Beschlagnahmte deutsche Dampfer iu englischen Tieustcu. —* Das Eiserne Kreuz S. Klasse erhielt u. a.: Reserve Lokomotivführer der Sachs. Staatseisenbahncn O p p e r - mann in Görlitz, Bizcfeldwebel, Laiidwehr-Wienbahn- bau-Kompagnie Nr. 2. —'i' Ten Heldentod fürs Vaterland erlskt Alfred Haufe, Eins. Kriegsfreiw.-Gefreiter im Jnsarrtcrie-Rcgt. Nr. i77, 4. Kompagnie, Ritter des Eisernen Kreuzes. —* Dank für Weihnachts-Liebesgaben. Dem Vorsitzen den der Kriegsorganisation Dresdner Vereine. Oberbürger meister Geheimen Rat Tr. Beutler, ist sowohl vom westlichen als auch vom östlichen Kriersschaupiotz eine große Anzahl Dankschreiben von Einzelpersonen und von Truppenteilen für die unseren Tunppcn aus den Mittel» der Kriegsorganisation Dresdner Vereine und von der Bürgerschaft übersandten WeihnachtS- Üiebcsgaben zugcgaugen. In den Taut sch reiben kommt zum Ausdruck, daß unseren Trappen durch die Gaben eine große WeihnachtSfrcudc bereitet worden ist, und daß sic bei ihnen von neuem das Gefühl inniger Daul barkeit für die liebevolle Fürsorge in der Heimat ausgclöst Da es bet der Fülle der Taulschrciüeu unmöglich der Tagespreise zu veröffentlichen, wird unserer Bürgerschaft hierdurch der herzlichste Dank !unserer Krieger übermittelt. ES bleibt Vorbehalten, in dem Zweiten Bericht der Kricasorganisation Dresdner Vereine !dic Dankschreiben auszugsweise mitzuteilen. -* Eine Rcichsgrünüuagsscier besonderer Art wurde ! am Montag abend in der H a u p t k i r ch c z n S t. I o- !Hann iS.in Zittau von Tausenden begangen. Von der Kanzel, von der sonst der Prediger zur Gemeinde spricht, hielt, wohl zum erstenmal, solange die Kucke »steht, ein 'Laie, der Oberlehrer Philipp Pflug einen Vortrag »H er .„Mahnwortc, die aus Aulon v. Werners ..Kaiscrprollama- tion" zum deutschen Bolle in ernster Zeit klingen". Tie Warte des Redners, der in ln>r Zittauer Lehrerschaft eine führende Ralle inne hat, machten tiefen Eindruck. Mit !vaterländiichem Gelang fand die Feier ihren Abschluß. Sie -»teilt in der Kirchen- und »Lemc'ndcgeschichte Zütaus rin bemerkenswertes Ereignis dar. Die nationalen Vereine Zittaus, darunter auch der Zweigverei» des Bundes der > haben. Da es ist, diese Schreiben in Demichen in Böhmen und der Allgemeine Teutiche Sch'-tl- !nerein, halten besonderen Anteil genommen. Ei» zweites Mal wird in der nächsten Zeit das Gotteshaus Zittaus lBürgerschaft zu einer patriotischen Feier vereinen, und ! zwar zu Kaisers GeburtSt a g. An diesem Tag wird .die Zittaucr Ehvrvereiuigung zum Besten der Fcldlotdateu »ein K i r ch e n k o n z e r t unter Mitwirkung von Erita 'Wcdckind aus Dresden veranstalten. die B.i London. Die Admiralität hat beschlossen, eine beschlagnahmter deutscher K o h l c n d a m o f e r eigene Rechnung fahren zu lassen, und zwar zunächst Dampfer „Henri Fürst" und „Albert Element". iW. T. Ein falsches Gerücht. Berlin. Wie mir erfahren, in die falsche Bkättermel- dunq vom Lode des Sohnes des Gcncralstabschefs von Falken Hann auf eilte Verwechslung mit dem Flieger- hauptmann Vogel v. Falken stein zurückzusühren, der gesällen ist. Die Flieger Haupkmann und Leutnant von Fcklkenhann sind daaeacn wohlbehalten. »W. T. B.» Türkisch als Unterrichtsfach. Hildesheim. Ter Vorstand der hiesigen Handels kämmer hat beschlossen, von Ostern ab die türkische Sprache als Unterrichtsfach aufzunchmcn. kW. T. B.» Ein holländisches Dementi. Haag. Halbamtlich wird mitgetcilt: An maßgebender Stelle ist nicht- von der der holländischen Regierung durch das italienische Blatt „Seeolo" zugeschriebencn Absicht be kannt, demnächst einen Gesandten beim Vatikan zu ernennen. iW. T. B.t Sertliches und Sächsisches. Dresden. 20. Januar. -Hoheiten Prinz und Prin —* Ihre Königlichen lessin Johann Georg besuchten gestern 4 Uhr die Verwundeten im Vereinslazarett nachmittag Laubegast. Der Prinz allein wohnte heute nackmiittag '-64 Uhr einer der Vereine vom Rote n abend Z'9 Uhr im Landcs- Sttzung des LandesauSschusses Kreuz hei und gedenkt heute Anzahl! Die Einwohner zahl Dresdens mit Albertstadt be „„.- trug am l. November 506 400, gegen den 1. Dezember 1910 18 002 mehr. Strengen Frost brachte die letzt.icrganacne 'Nacht mit sich. Heute morgen zeigte tu der Stadt das Thermo meter beinahe. tO Grad Celsius unter Null an, während im Freien und aus den umliegenden Höben die Temperatur noch tiefer gesunken war. Glücklicherweise bietet die dichte Schneedecke den Saaten aus den Feldern genügend Schutz gcgcu die starken Fivsterscheinungen. Ta ruhige Wirtcrung herrschte, wurde die strenge Kälte ver hältnismäßig welliger unangenehm emr.suuden und den Pächtern von Eisbahnen ist der scharfe Temveraturrückgana natürlich sehr willkommen. — Ter »starke Schnee füll in der vorvergangcnen Nacht hat übrigens auch die nicht gar so seltene Erscheinung eines W i n t e r g e w i t t e r s gezcit'at. So wurde in Schandau gestern früh gegen 2 Uhr ein Ge witter w't zwei ziemlich heftigen Entladungen beobachtet. —* Lesestoff für unsere Truppen. Durch die vom B ö r s e n v e r c t u der Deutschen Buchhändler zu Leipzig und vom Deutschen V e r l c g e r v e r e i u zu Leipzig veranstalteten Sammlungen von Lesestoff für die Lazarette und die Truppen im Felde sind annähernd 400 000 Bibliothckbünde und 600 000 kleinere Schriften und Zeit- schrisren bei der Berliner Sammclstelle cingegangen und an die Lazarette abgegeben worden. Ferner sind in diesen Tagen 500 Zentner wertvoller Lesestoff den Etappen Hauptorten der einzelnen Armeen zugejührt worden, da- mit auch unsere Truppen an der Front mit Lesestoff ver sehen werden können. —* Der Sächsische Bobslcighkknb iS i t; Dresden» konnte am Sonntag auf »einer Bobsscighbahn in G c i sing unter lebhafter Anteilnahme der einheimischen Be völkerung seine erste dte-tviyTer.ltO«.Sporkve* - anstaltung abhalten. Mit Rücksicht auf die Zcttver hältnisse bewegte sie sich in einfachen äußeren Formen. Aus gefahren wurde das Eröffnungsrennen in zwei Abfahrten. Dresdner und Geisinger BobS beteiligten sich. Das Rennen verlies ohne jeden Unfall. Bahnbeschafscnheit: Infolge Neuschnees weich. Ergebnis: Erster wurde der Bob „Schwarz-Rot Gold", Lenker W. Simon »Tresden». Bremser Dr. Barlsch (Dresden», zweiter Bol» .. Gei- stnger Bär" »Paul Franle-Willy Walter, beide Gei sing». dritter Bob „Torpedo" lGretichel-Hübel, beide Gei sing». — Nächsten Sonntag Hali aus derselben Sportbahn der Dresdner Rodelklub R enne n ab. — Zweifelhafte Wohltäter. Unter tuczer Lpitzmarte ist in Leipziger Blättern zu lesen: „Zn einer der »inerfreu lichen Erscheinungen, die der Kriegszustand gezeitigt Hai. gehört der Handel mit Druckschriften und besonders Post karten. deren Bertreiüer zwar eine Abgabe des erzielte»» Erlöses für Wohltätigkeitszweckc durch Ausdrucke oder Be mcrtungen beiin Verkaufe ankündlgen, in Airrl'chleit abei den eigenen Vorteil dabei in ganz unvcrhälknismäßrge. Weise im Auge haben. Es gibt Postkarten. Trucke reicn und Postkarten - Vertriebsstellev, die viele Tausende von „Wohltätigleits-Plisttarten" für dev Preis von 10 Pig. das Stück nmjetzen und, wie festgestel».» worden ist. nur einen »leinen P » en »»»gvr >» ch»e»l, z. V. »» das Rote Kreuz, abs'ihre». Häufig genug uukerbleibt die Aüiicserunq ganz oder cs wird die Üustertaisnng mit de, Entschuldigung begründet, daß man den Teilbetrag später Hecke glniibrcn »oollen. Uw in diese Verhältnisse Ordnung zu bringen und zweisclhaftci» Persönlichkeiten das Hand merk zu legen, erläßt das Polizeiamt jetzt eine Betanin machuiig, die die A >, t ü n d i g u n g von Abgabe», zu W o h l t ä t»g t c»t s z w e ck c n von polizeilicher Ge nebmignng abhängig »nacht. Durch die Bekannt machin-q wird niemond in der Veranstaltung von Km» zelten und Vorträgen oder im Straßenliandel mit Truck schritten nnd Postkarten irgendwie behindert, wohl aber darf weder durch Ausruf noch mündliche oder schrisiliche Ankündigung von Wohltätigtcitszwecken gesprochen wer den. wenn die Behörde nicht ans Grund eingehender Pru snngin» die Erlaubnis dazu gegeben hat. Tie besagte Wohl iäiigleiO'stelle wird zu Revisionen der Einnahmen und Ab U-nerni-gen ermächtigt und jeder Verstoß gegen die auserleg-- ten Bedingungen mit Entziehung der Erlaubnis zur Airrun d»an »g, lowie mit strenger Bestrafung geahndet werde«. Vom Januar ab dient ke»ne Postkarte zu Wohttorigkeits z»>ic--e>>, die n»csn in der linieren linken Ecke o > rii'u'este,» i.'te den Stempel des P o l i z c» a n» t e s trag! Poll »ariennerfä'nferinnen, die beim Verkans von Postkarte.»» ohne P'Zizeistemnel einen WohUäiigkeitszwe.ck behaupten, sind strafbar und dem nächsten -Lchnymann zu. uberacbeu. Es ist anzunehmen, daß die Be»»örde nur bei erbcbtiche,» Msstefernnoen au die Wohltätigkeitsstellen die Ankündi gung des W-'»'l'ätiakeiis-we*es erlauben wird." —» Die Feuerwehr wurde in vergangener 'Nacht l Uhr 58 Min. nach Th a r a n d t e r Straße 41 gerufen, wa in einer Gießerei des Hintergebäudes das Tack, in Brand geraten war. Der Schaden ist beträchtlich. Ter Braust ivar von» Wächter 4l der Dresdner Wach- und Sch!i»»»ge>ell schaft bemerkt worden, der die Feuerwehr sogleich alarmierte. —» Schwarzenberg. Zu der gemeldeten Explosion im Wasscrstosf- und S a u c r st o s f - W e r t wird uns noch geschrieben: Der Herd der Explosion war die Kompressivnsanlage. in der sich zur kritischen Zeu drei Arbeiter befanden. Der Maichinensisthrer gewann, als »ick verdächlige Anzeichen bemerkbar machten, das Ficke, und kam »o »nrveriehrt davon: die beide» anderen aber »nurden buchstäblich zerrißen. 'Nur kleine Teile hat man bisher von ihnen gefunden. Da diese Zeugen des Unglücks tot und, läßt sich die. Ursache kaum feststelle»». Man rechnet mit einer Explosion der Kohleniäure-Klaiche». Die Gemalt der Explosion »st ungeheuer geweien. Weithin sind Balten und Splitter und Eiientcile der Kohlcnsüure-Flaschcl» verstreut. Von letzteren hat eine einen Luftweg von Wo Metern zurückgelegt, bis sie in ein Dach einschlng. Von zwei daneben stehenden Gasometern sind die eisernen Treppen und Geländer zerrissen und fortgeschleudert. Tie Gasometer selbst sind verhältnismäßig intakt geblieben. Die Gebäude, in denen die Kompressionsanlage sich befand, sind völlig zerstört. Tie GaserzeugiuigSaulage des Werkes ist nicht in Mitleidenschaft gezogen, doch wird der Betrieb nun längere Zeit ruhen. Fortgesetzt umstand gestern eine große Menichenmenge die Stätte des Unglücks. Ein eigen- artiger Zufall fügte es, daß ein gleiches Lauerstofs-Werr in Köln am Rhein in derselben Nacht und zur selben Stunde von dem gleichen Unglück betroffen worden ist. Am Ende de« Siebenjährigen Kriege« hatte er ein Lied ,um Preis des Friedens gesungen, und beim Tode Theresias mußte er für sic kein höheres Lob als dies: „Sie machte Frieden! Das ist mein Gedicht". Aber die kriege rischen Zeiten hatten tief genug in sein noch Ruhe und Stille sehnendes Leben cingegriffcn. Der junge Holsteinei war ein Jüngling nach Klopstocks Herzen gewesen: Herder sprach von ihm als von dem „Knaben der Unschuld, voll Mondlicht und Lilicnduft der Unsterblichkeit in seiner Seele" und nannte ihn „einen herrlichen Jungen vvn raschem Blick und sanftem, einfältigem Herzen". Als Freund der Gleim, Voß, Stolberg lebte er ganz in den Idealen der Hainbunduinger in naiver Lebensfreude da hin. Und als er einmal in Darmstadt eine praktische Lebensstellung ausznsüllcn versuchte, urteilte sein Vor gesetzter. der Minister v. Moser, er sei zu faul gewesen, habe nichts tun mögen als die Bügel singen hären, Klavier spielen und spazieren gehe». Daö Zeugnis für eine echte Tichternatur! Und was brauchte der bescheidene, nüchterne Claudius weiter nom Leben, wenn er mit seinem „Bauern- Mädchen" Rebekka in deutscher Ehe kärglich hauste und zahl reiche Kinder großzog. deren Wiegenkebcn und Zahn wachsen er in humorigen Hausliedern besang: „Zufrieden »ein, das ist mein Spruch, was hilft mir Geld und Ehr'?!" Er war glücklich, wenn er mit dem Jüngsten auf dem Arm unter seinen Ktudern am Ofen stand, wo seine Frau Brat äpfel bereitete — eine Szene, die nach des Dichters Zeich nung Chodowiecki radiert hat. Claudius dichtete sei» „Lieb, hinterm Ofen zu singen" von der strengen Pein des kalten Winters, und schrieb ln Behaglichkeit der Ofen wärme Lieder, Sprüche, Anekdoten. Kabeln, Zwiegespräche, humoristische Betrachtungen und Briefe und fromme Auf sätze, — >va» alles in einer Ecke des „Wandsbecker Boten" in Druck gegeben mard. Dieser Mann war eine Natur, der Aufklärung seiner Zeit so feind wie den Greueln der französische» Revolution, die ihn schwer in seiner GlaubenSruhc traf. Im Grunde norddeutsch nüchtern, trug er doch eine tiefe Erlebcnsfählgkeit in sich, nnd sein Tag wandelte sich zum Gedicht. Nicht nur seines Haus segens Freude besang er mit Gemiltstiese und Scherz, dichtete nicht nur für seine und alle Kinder Fabeln und Er zählungen, wie die Geschichte vom Goliath und David oder non UrianS Reise um die Welt. Er sah über die Familie hinaus im Bauernstand die Grundlage deutscher Kraft und nationalen Wohlstandes und feierte den Bauer in einigen freilich nicht ganz naiven Liedern. Und vom Leben auf dem Lande und in der Natur weitete er sein herrliches, klare-, freies Naturaesühl. aus dem heran« er dithyrambisch in einem der schönsten deutschen FrühlingS- gedichte sdas Liltencron nur allem liebte) den ersten Maicn- morgen pries und das tiefste Abenblted sang: „Der Mond ist aufgegangen, Die goldnen Sternlein prangen Am Himmel hell und klar." Wenn er hier ein einsames, stilles Gebet »piicht, »v ivar er doch sonst eine durchaus gesellige Natu», dem jenes Rhcinmeinlicd glückte, das Goethe ein glückliches Ruud- wort genannt hat. In seiner Natnrpoesie finden sich Stim mungen und Töne, lichte norddeutsche Farben, die bis da hin die deutsche Lirik nicht kannte. Der Dichter haus backener Familien- und Bratäpfelpaesic konnte sich aber zu geistiger Höhe erheben, die ihm einige säst piatmartige Gedichte bescherte: das unendlich gesühlsklare Zwiegesvräch zwischen dem Tod und dem Mädchen, das mir unS ohne Schubert« Töne nicht mehr denken tonne»»: das Volkslied schlichte Gedicht auf die gestorbene Tochter „Christiane" und !»<>,- Psa'n» „Der Mensch", darin mit bivtischer Unerbittlich keit unseres Lebens Lauf zum Tode gemalt ist. Der Tod aber war ihm „Freund Hein", mit dein er aus du und du stand und nach einer Krankheit ein srenvdliches Geipräch führte. Matthias Claudius ist eine Natur gewesen und ein Dichter von eigenen» Wachstum. Natürlich steht er im GcistcSkrcis seiner Zeit, aber er legt sich ihre Ideen und Strömungen nach seinem Sinn zurecht. Er bleibt fromm, bieder, bescheiden, zufrieden und lebensfroh: bei aller Fürstentreuc wahrt er sich die Unabhängigkeit des Denkens und spricht das bedeutende Wort: „Der König »ei der bessere Mann, sonst sei der Bessere König". Er liebt Vater land und Natur, ha» Humor, Naivität und Pbantasie von eigener Prägung. Der Wandsbecker Bote ist der eiste deutsche Hanspoct. Er findet in dem Alemannen Hebel seine süddeutsche Ergänzung, und die von ihm angcsetztc Linie geht über Robert Reinick. Mörikc in manchen Zügen zu Viktor Blüthgen und Trojan, von denen freilich keiner seine Eigenart erreicht. Diese Linie deutscher .Hauspoesie hat ihre Parallele in der Malerei gehabt. Wie Chodowiecki trauliche Kupfer zu Claudius stach, io illu stricrte Ludwig Richter die Gedichte Hebels: Reinicke war selbst Maler: Mörike zeichnete seine häuslichen Freuden humorvoll mit der Feder. Steinle, Schwind, Plcsch schassen aus gleichem Geiste, der in Hans Thoma schließlich seine künstlerische Höhe findet. ES ist der Geist besten Deutsch tums, der aus Kindcrcinfalt erwächst und die reinsten UeLerlieferungen deutscher Art iu sich wahrt, und wenn uns dereinst der Friede wieder Zeit zu ruhiger Selbst besinnung geben wird, werden wir auch die»e Seite deutscher Kunst mit ganz neuen Augen und frischer Freude wieder- erleben und sie zurückverslügen bis aus MaktOias Claudius, den Wandsbecker Boten. ---- Landgericht. Der Schleifer Albert Hermann Schmidt aus Dresden entwendete am 27. September einem Schuhmacher, mit dem er vorher gezecht hatte, mäh rend dessen Trunkenheit eine Geldbörse mit W Mk. Zur Begutachtung des Geisteszustandes des Auge,klag»en ill Medizinalrat Tr. Oppe zu der Verhandlung zugezageu. Schmidt war ION. als er sich in der S»ra»anslait Bautzen befand, infolge einer Gefänanispinchosc tobsüchlig ei krault. Er wurde später zur Strafverbüßung der dein Gesängnis in Bauyen angcglicdcrtcn Irrenanstalt zugesührt, aus der er iw Sommer INI entwich. Nach dem Gutachten non Medizinolrat Tr. Oppe ist Schmidt geistig minderwcrtig, aber rrotzücm für die von ibm begangene Straftat verau» wörtlich zu machen. -Das Gericht billigt ihm mit Rücksichi daraus, daß er »ich iu einer gewissen NrOo.gc beiaiid, mildernde Umstände zu und erkenn» unter Anrechnung non 6 Wochen der Uutcrsuchungshasl aus 0 Monate Gesängnn- und 2 Jahre Ehren»echrsve.rlust. — Ter »887 in Berggieß Hübel geborene Formcnstccher Ernst Max Schneide, verübte im Oktober in Dresden eine Anzahl Betrügereien. Er mietete sich unter der Vorspiegelung, als Kraftwagen führer in einer gutbezahlten Stellung zu »ein. und teilweise auch unter falschen Namen bei verschiedenen Vermieter!» ein. verschwand aber nach einigen Tagen Aufentha'I, ohne Kost ui»d Wohnung zu bezahle». In eiucin Faüe stahl er aus einer Wohnung das einem Dienstmädchen gehörige Sparkassenbuch mit 65 Mk. Einlage. Ter Angetlagte aibi zu seiner Entschuldigung an, daß er nach Verbüßung seine» letzten Strafe von lO Monaten Gefängnis, die ihm vom Landgericht Dresden zuerkannt morden ivar, keine Stellung hätte finden könne», und daß ihm die 'Ausnahme ins eile» lichc Haus verweigert worden sei. Dos Gericht verurteilt ihn unter Zubilligung mildernder Umstände zu 1 Iabr 6 Monaten Gefängnis, von denen 2 'Monate als verbüß» gelten. Die Ehrenrechte werden ihm aus 3 Jahre ab erkannt. — Tie Strohhutnähcrin Hedwig Fritzsche ge borene Nikolai und deren Tochter, die Putzmacherin Frieda Henriette Fritzsche, werden wegen Beleidigung eines Gerichtsvollziehers verurteilt, und zwar die Tochter z» 10 Mk. Geldstrafe oder 2 Tagen Gesängnis, die Mutter, die sich außerdem eine falsche Anschuldigung des Beamten hat zuschulden kommen lassen, zu 5 Woche» Gesängnis. Ter >860 in Asch in Böhmen geborene, mehrfach bestrasie Weber Friedric» Vogel kehrte trotz seine» zweimalig ei folgten Ausweisung nach Deutschland zurück und bewirkt.' außerdem, als er in Annabcrg und Großenhain Strafe!» zu verbüßen hotte, falsche Beurkundungen in das Ge sangenenjournal. Er wird wegen Banubrnches »»!» intellektueller Urkundenfälschung zu 6 Wochen Hast und 0 Wochen Gefängnis verurteilt. Die «>as<ßrase >nlt als durch die Untcrsuchungsüast verbüß». Aus den amtlichen Bekanntmachungen. »oi'lvcle, ZaljtitngöeO'ßelluvgen »sv>. In, T, r e-> ?> ,r« e Amtsgerlchtsbezirt: Heber ->,s Berm.i.zen des Kaut »raniis Pani Hern». Bollroth. der nmcr der Firma Fried- rtch Nenmann tn Weiher Hirsch. Loschwioer L,rohe I, de» Handel mit sanitären »lrtikeln betreibt Wohnung: Loschw,.»-. Welßer-HtrlchStraße 28), ist da« KenkurSversabre', cröksnet »nb Zrrr^ner Nachrichten Sk. 21
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