Delete Search...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 14.11.1915
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-11-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19151114024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1915111402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1915111402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1915
- Monat1915-11
- Tag1915-11-14
- Monat1915-11
- Jahr1915
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Zj-Ki7 oUigs Lsfev am Sonuabcud abend. Die B erfolg» ngderSerbeu im Gebirge schreitet for», die Pakhöhen des Jastrebac lBrrgkuppe südöstlich von Krusrvaci sind von unseren Truppen genommen; über lluo Serben sielen gefangen in unsere Hand. Sine neutrale griechisch-bulgarische Zone ist nach einer Meldung aus Athen von den griechischen und bulgarischen Militärdelegierten avgcgrenzt worden. Churchill bot Asauith seinen Rücktritt an, da er nicht in den kleinen Kriegsrat ausgenommen worden sei und nicht in gutbezahlter Untätigkeit verharren wolle. Kitchcncr ist nach einer Meldung des „Petit Parisicn" in Rom eingetrosscn. Der frühere russische Ministerpräsident Kokowzow reist nach Rom, um Italien zur Beteiligung am Balkan kriege zu bewege». Die französische Kammer nahm einstimmig den Antrag über die neue sunfprozentige Anleihe an. Ein Erlast des Zaren verfügte, dast Fähnriche der Infanterie nach vier Monaten befördert werden können. DaS englische Untersee bot «L 2 9" ist in den Dardanellen von de» Türken zum Sinken gebracht worden. Der deutsche Gencralgouvcrncur in Brüssel legte der belgischen Bevölkerung eine monatliche Kriegskontributiou von 40 Millionen Franken auf. DaS sächsische Ministerium deS Innern bat den ersten fleischlosen Tag der nächsten Woche von Dienstag auf Mittwoch iBußtag) verschoben. Den Nobelpreis für Chemiefür 191.'» verlieh die Schwedische Akademie der Wissenschaften an Professor Willstätter (Berlin - Dahlems. Gebiete von Orcnburg uud dem Ural bleiben aus. Dadurch entsteht für die Stadtverwaltung großer Nachteil. lW. T. B.» Die vergeblichen Angriffe der Italiener. General z. D. v. d. Bo eck schreibt im „Tag": Trog der Verluste der Italiener während der Hcrbstvsfcnsive, die schätzungsweise 150 000 Mann betrugen, werden voraus sichtlich in nächster Zeit weitere Angriffe der Italiener srattsinden, aber mit einem Erfolg kann nicht gerechnet werden. lW. T. B.) Italien uud die Balkanoperationc». Nach verschiedenen Berliner Morgenblättcrn reist d«r frühere russische Ministerpräsident Kokowzow nach Rom. um Italien zur Beteiligung an den Balkan-Operationen zu bewegen. (W. T. B.s Zum Fliegerangriff aus Bencdig. «Meldung des k. k. Korrespondenz - Bureaus.) Die durch unsere Marineflieger ausgciiihrte Beschießung von Bencdig, bei welcher bedauerlicherweise auch das künstlerisch wertvolle Deckengcwölbe der dicht neben dem Bahnhofe ge legenen Kirche Santa Maria öegli Scalzi zerstört wurde, bat. wie es nicht anders zu erwarten war. in Italien zu ... heiligen Klagen über linkere „Barbarei" Veranlassung gc- geben. Tagelang hallten die Zeitungen des Königreiches von Ausbrüchen einer mehr oder minder echten Empörung nüder. Demgegenüber iei folgendes sestgestcllt: Seitens ^ der italienischen Flieger wurden am 2!. und 25. Oktober nicht »ur, wie ee> in einem Communiquä der Agenzia Tiekani vom 81, Oktober beißt. Fabriken von Pirano und Muggia, sondern am 24. auch die offene, unbefestigte Stadt Triest selbst mit Bomben belegt. Insbesondere wurde an ee s dickem Tage, einem Sonntag, bei Tageslicht auch die weitab S » von allen militärischen Objekten befindliche, von der Triest» Bevölkerung sehr gern und vor allem Sonntags sehr zahl- ^^ reich besuchte Promenade von San Andrea beschossen, wobei " d>ei harmlose Spariergänger geiölet und viele verwundet «2 wurden. Hierzu kommt, daß italienische Flieger am A 28. Oktober und am 5. November auf das Kaiserliche Lust- -*-» schloß Miramare, welches gleichfalls weitab von jedem »fA militärischen Objekt gelegen ist, Bomben abwarfen. Im »«-» >üegensatz hierzu ist das von unseren Marinefliegern bei Nacht angcgriifene Venedig ein auf Land- und Seeseite stark befestigter Kriegshafen, der innerhalb seiner Besesli- <2 aungen eine große Zahl wichtiger militärischer Objekte des lKL Gegners enthält. Nur gegen diese Objekte, also gegen ^7 Forts, Arsenal, Fabriken und Bahnhöfe, richteten sich unsere A Fliegerangriffe, niemals aber gegen irgend welche kul- A? turellen Zwecken dienenden oder künstlerisch und historisch ^ kedcuiiame Baulichkeiten, insvesondere nie gegen Kirchen, sofern sie seindücherieits nicht erwiesenermaßen für Kriegs- >!L» Zwecke verwendet werden. Insbesondere die innere Stadt nun 'Venedig und ihre Kunstöenkmäler wurden von un- 'ereii Fliegern stets sorgfältig geschont. Daß eine Flieger bombe die dicht neben dem Zentralbahnhof gelegene Kirche Lanka Maria degli Scalzi tras und beschädigte, ist ein zwar bedauerlicher, bei Ftiegerdeschießungen aber, nament- tich nachts ober in der Dämmerung, ni« zu vermeidender Zufall, für den kein Flieger verankwortkich gemacht werden kann. <W.T. B.) Brruichtuug eine- enMchen Ilnterserboole». >' Das türkische Hauptauartier berichtet: Dank der neuen, von unserer Flotte ergriffenen Schuh maßnahmen ist das englische Unterseeboot „lü 29" am 2. SLvvcmber in den Dardanellen zum Stuken ge bracht worben. Drei Offiziere »nd sechs Matrosen der Besatzung sind gefangengenommen worben. DaS erwähnte Unterseeboot, ein» der modernsten der englischen Marine, hatte sich vor zwei Monaten in den Dardanellen gezeigt. ES ist 61 Meter lang, verdrängt 800 Tonnen und bat an ber Oberfläche deS Wassers eine Geschwindigkeit von 19 Meilen und unter Wasser «ine solche von l4 Meilen. E» hat acht Torpedo.AuSschustrobc. zwei Sehnellfeuer- kanonen und hatte eine Besatzung von NO Mann. IedeSmal. wenn die Monitoren das User des GolfrS von Sarvs zu beschießen versuchten, brachte sie unsere Ar tillerie zum Schweigen, uud zwang sie, sich zu entfernen. Bei Anaforta und Kemikliliman zwang unsere Artillerie die feindlichen Schiffe, die sich dort befanden, sich zu entfernen. DaS am 19. 'November in der gebannten Bucht gestrandete Torpedoboot ist vollständig gesunken. Bei Ari-Burnu und Kanlisert zerstörten wir eine feindliche Bombenwerserstellung. Bei Sedbul-Bahr fügte unsere Artillerie den feindlichen Truppen, die damit be schäftigt waren, Drahtverhaue vor dem linken Flügel zu errichten, ziemlich starke Verluste zu. Lin Kreuzer und zwei Monitoren des Feindes nahmen bei Anaforta und Seddul-Bahr, ohne eine Wirkung zu erzielen, an dem Feuer der Landtruppen teil. Sonst nicht» von Bedeutung. Die türkische Handelspolitik. Dem Großwesirat ist der Entwurf eines Zolltarifs, der die gegenwärtigen löprozcntigcn Wertzölle ersetzen soll, unterbreitet worden. Der Tarif beruht auf einer ge-i müßigten Handelspolitik, die die Erzeugnisse der Landwirtschaft und Industrie der Türkei schützt, ohne de» Konsumenten übermäßig zu belasten. iW. T. B.s Heimkehr von Geiseln an- Rußland. Die von den Russen seinerzeit akS Geiseln ver schleppten Notabeln von Ezcrnowitz, Bürger meister Wetßelberger. Abgeordneter Schnul und Staats anwalt LazaruS, sind am Freitag nachmittag in Berlin cingetroffen. lW. T. B.) Die Behandlung der Kriegsgefangenen. lieber Kopenhagen wird gemeldet: 'Nach Verhandlungen, die durch die Vermittlung des schwedischen Noten KreuzcS geführt wurden, werden hervorragende Vertreter deS Roten Kreuzes aus Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Rußland in der nächste» Woche in Stockholm zusammentreten, um über die Behandlung der Kriegsgefangenen zu beraten. f„Köln. Ztg") Unterricht i» bnlgariich» Sprache. X. I. Reim Seminar für orientalische Sprachen in Berlin ist ein Kursus zum Unterricht in der bulgari schen Sprache eingerichtet worden. Zur Versenknttg des Dampfers „Aneoua". k>. In Neapel trafen nach italienischen Zeitungsmelünn- gcn direkte Nachrichten einiger Geretteten des Dampfers „Ancona" an ihre Familien ein, so vom Herzog von Cassano, vom Chefarzt des Schiffes und vom Küchenchef. 270 Personen sind in Viserta angekommen. 100 Personen wurden vom französischen Dampfer „Pledon", der die Telefunken der untergegangencu „Ancona" auf- gefangen hatte, nach Fcrrrwitle an der Küste von Tun!» gebracht, so daß man die Rettung beinahe aller Passagiere erhofft, denn „Ancona" war ein ganz moderner Dampfer und hatte 100 Schaluppen, die in 15 Minuten flott gemacht werden konnten. Nach einer anderen Meldung aus Neapel sind in Malta auf einer Schaluppe 46 Personen ange- kommcn, andere 26 landeten auf Kap Bon, östlich ckon Biserta. Tie „Times" melden aus Newyork: Das Staats departement hat den amerikanischen Botschafter in Rom beauftragt, so schnell wie möglich alle Einzelheiten über die Versenkung der „Ancona" mitzuteilen, mit der, wie be richtet wird, viele jüdisch-amerikanische Staatsbürger ans Palästina zurückgekehrt seien. Ob dieser Unterseebovts- augrisf zu diplomatischen Auseinandersetzungen zwischen Oesterreich-Ungarn und den Vereinigten Staaten führen wird, hängt von den Einzelheiten ab. Nach einem Berichte hat das Unterieebot eine große Zahl von Granaten auf den Dampfer abgcseuert. Man erklärt dies damit, daß die „Ancona", nachdem sie den Befehl bekommen hatte, bet- zudrehen. ,u entkomme» suchte. Sollte sich die- wirklich so verhalten, so wird Amerika in Ueöeretnsttmmung mit der vom Präsidenten Wilson cingeschlagcnen Politik keine Ursache zu einem Einsprüche baLeu. Sollte sich jedoch Herausstellen, daß die „Ancona" ohne Warnuilg versenk» worden ist. so wird da» Staatsdepartement an Oesterreich- llngaru eine ähnliche Note richten, wie seinerzeit an Deutschland wegen der „Lusitania". In amtlichen Kreisen wird daraus htngewiesen, daß die Bereinigten Staaten gegen Oesterreich-Ungarn viel hilfloser sind al» gegen Deutschland. tW. T. B.) Am Mittwoch kam ln Malta ein britischer Darnvser mit Ueberlebenden -er „Ancona" an. Stn Eng- länüer erzählte folgende Einzelheiten: An Bord befanden sich griechische und italienische Auswanderer. Der Kapitän, der gewarnt war. daß Unterseeboote in der.Gegend seien, hatte all« möglichen Vorsichtsmaßregeln getroffen. Am Montag bekamen wir ein Unterseeboot i» grotzrm Abstand in Licht. DaS Fahrzeug kam an die Oberfläche und näherte sich »n» mit bedeutender Geschwindigkeit. ES löste einen Schuß vor unserem Bug. Wir betrachteten da» al» Befehl, sofort beizudrchen. ES entstand eine gewaltige Panik. Ob der „Ancona" dem Befehle z»m Anhalten nachkam, konnte der Engländer nicht sagen. <!) Inzwischen setzte da» Untersee boot. erzählt der Engländer weiter, die Beschießung fort und näherte sich schnell. ES war ein österreichisch-ungarisches Unterieebovt. Als e» längsseits gekommen war, hörten wir den Kommandanten mit unserem Kapitän sprechen. ES wurde uns mitgetcilt, -aß wir fünf Minuten Zeit hätte», das Schiss zu verlassen. Die Äor- bereitungen dazu wurden sofort getroffen. Aber die Fahr gäste schienen den Kops verloren zu haben und stürzten sich in die Boote, von denen in der allgemeinen Berwirruna mehrere umschlugen. DaS Unterseeboot lüfte die ganze Zeit über Schüsse rings um das ganze Schiff, von denen keiner auf den „Ancona" gezielt war. Es schien, als ob es uns möglichst viel Schrecken einsagen wollte. lW. T. B.s D»r „Ancoua"»Fall uud die amerikanische Presse. Der „Rottcrdamsche Courant" meldet: Die Newyorker Presse ist in der Beurteilung des „Ancona".Borsalles z u - r ü ck h a l t c n d. Zur Zeit der Absendung des Telegramms war noch nicht bekannt, ob sich amerikanische Bürger an Bord befanden oder nicht. Die Washingtoner Presse ent hält sich, solange nähere Berichte fehlen, jedes Ur teils. lW. T. B.) Der Fall der „Zealandia". Di« Untersuchung der „Zealandia" durch britische Marineoffiziere soll nach Meldung de» Reuter Bureaus jkeine Verletzung de» Völkerrechts darstellen, da !daS Schiff außerhalb der Dreimeilenzone lag. — Aus Mexiko wird noch gemeldet: Die „Zealandia" soll, als sic aus Pcnsacola aussuhr, hauptsächlich mit Deutschen de mannt gewesen sein und dir deutsche Flagge geführt haben, sobald ssc sich außerhalb der Dreimeilenzone be fand. iW.T.B.» Die neuesten Meldungen lauten: Belgiens KriegSkontribution. Brüssel. Der Äeneralgouverneur hat fol genden Befehl erlassen: In Gemäßheit de- Artikels 49 des > Haager Abkommens bctr. die Ordnung der Gesetze und Ge bräuche deS Landkrieges wirb hierdurch der belgischen Be völkerung bis auf weiteres als Beitrag zu den Kosten der Bedürfnisse des Heeres und der Verwaltung deö besetzten Gebietes eine Kricgskontribution in Höhe von monatlich 40 Millionen Francs auferlegt. Der deutschen Verwaltung bleibt Las Recht Vorbehalten, die Auszahlung der monatliche» Raten ganz oder teilweise in deutschem Gelbe zum Umrechnungskurs von 80 Mark für 100 Francs eiuzusordern. Tic Verpflichtung zur Zahlung liegt den neun Provinzen Belgiens vor, die für die geschuldeten Be trüge als Gesamtschuldner haften. Die Zahlung der ersten Rate hat spätestens bis zum 10. Dezember 1915, die der folgenden jeweils spätestens bis zum 19. eines jeden Mo nats an die FeldkriegSkasse des Kaiserlichen General gouvernements in Brüssel zu erfolgen. Werden zur Be schaffung von Zahlungsmitteln seitens der Provinzen Schuldurkundcn ausgestellt, so bestimmt deren Form und Inhalt der Kaiserliche Generalkommissar für die Banken in Belgien. lW. T. B.) Frankreichs ncuer Sriegsmiuifter als Reorganisator. Genf. Ten Pariser Blättern zufolge entwickelt der neue Kriegsminister eine lebhafte »organisatorische Tätigkeit. Nach seinem Erlaß über Empfehlungen für Militärpcrsoncn jeden Ranges, welcher der Günstlings wirtschaft ein Ende machen soll, hat Gallieni ein Rund- Kunst Md Wissenschaft. Leo Slezak m den „Hugenotten". Königl. Opernhaus, am 12. November. Nach einigem geduldigen Warten ist cs nun also doch Tat'ache geworden! Le o S l c z a k, der Caruso unter Len deut schen Tcnörcn. hat in der Dresdner Hofopcr nicht abgesagt, sondern gesungen. Uud der Größe solchen Ereignisses ent sprach die Zahl derer, die herbeiströmten, um den Künstler alS Raoul in Meyerbccrs „Hugenotten" zu bewundern. Man kam, iah, hörte — und war enttäuscht. Zunächst wenigstens. Dann gewann allmählich die Ueberlcgung Raum, daß mau bei derartig erhöht«! Eintrittspreisen -och unter allen Umständen sich etwas begeistern müsse, und daß Dresden bei Ausnahme des berühmten Gastes sich beileibe nicht „blamieren" dürfe. Und so kam es nach Ravuls vor zeitigem tragischen Ende ssiche unten!) doch noch ein bißchen zu jenen Ovationen, die bei einem berühmten Tcuorgast- iv>cl nun einmal nicht fehlen dürfen. Befriedigt konnten ttun auch die das Haus verlassen, denen cs — und das sind gar nicht so wenige — in solchen Fällen um das Dabei- geiveienscin bei einer äußerlichen Sensation zu tun ist. Leo Slezak war gestern nickt gut bei Stimme. Daraus erklärte sich der sonst bei ihm nickt übliche Fehler gelegent lichen zu tief Singcns, daraus erklärte sich auch ein rela tives Maßhalkeu in der tunlichen Entfaltung. Ganz der unermüdliche Stimmdonncrer, der er in der Zeit der irischesten Blüte seines Organs war, ist der Sänger freilich beute überhaupt nicht mehr; er singt nicht mehr immer nur Forte und Fortissimo, sondern gewinnt es über sich, selbst in heroischen Momenten, wie dem Oeräur-Sätzchen im Duett mit der Königin, ein Mezzosorte oder gar Piano zu bringen und zu Beginn der berühmten Kanülen« „Dieses Wort deiner Liebe" in der großen Schlußszene des vierten Akte» sogar ein Kopfton-Pianissimo zu versuchen. Es machen sich da — allerdings sehr verspätet — Spuren wirk licher Gesangskultur geltend, mit der Slezak ionst auf sehr schlechtem Fuße steht, weshalb denn auch sein Vergleich mit Caruso eigentlich ein Unding ist. Und weiter — Slezak ist auch nicht mehr der unbekümmerte Nam- pensänger wie früher, der die besonders dankbaren Stellen vom Souffleurkasten aus ins Publikum singt. Er bemüht sich, so etwas wie wirkliche Dar stellung zu geben, und wenn wir auch heute einen Mencrbcerschen Opcrnhelöen als solchen beim besten Willen nicht mehr ernst nehmen können, so wußte dieser Raoul doch wenigstens in der unverwüstlichen großen Licbcsszene mit Valentine auf Augenblicke die Vision des echten Dramas zu beschwüren. Aber mit alledem ist das Geheimnis seiner Wirkung ans das Publikum nicht erklärt. Diese gründet sich vielmehr ganz einfach auf den Stimmbesitz als solchen: ein Tenor von solcher Größe und Stärke ist nun einmal eine Rarität und wird alS solche bestaunt, ohne Rücksicht auf Schönheit und Wahrheit des Ausdrucks. Dabei gibt das auf die recht gepreßt klingenden Töne am Stimmbruch folgende höchste Register etwa vom g' aufwärts im Forle wirklich Töne von leuchtender Schallkraft her. So hörte man von den Auftrittsworten: „Tiefe Ehre dank' ich nur euch", angesangen wohl ein halb Dutzend mit glänzender Brnstresonanz gestützter hohe b's; in der Kadenz der Romanze vom „blühenden Wangenpaar" kam bereits k>as hohe o" dazu, im Kampfseprett des dritten Aktes hätte oir" kommen sollen, blieb aber aus: das Stück war transponiert. 'Aber Slezak bot Revanche: als er im vierten Akt seine Valentine zur Flucht aus dem Hause des fanatischen Pseudoschwiegerpapas aufforderte: „Ach komm', ach!", da stieg er in kühnen Triole» bis zum hohen Oes empor. Höher geht cS selbst bei ihm nimmer — also war es ganz an gebracht. daß er unmittelbar daraus von den bösen Katho liken höchst kunstvoll durchs Fenster erschossen wurde. Da mit hatte das Publikum sein Opfer und konnte nun rasen wie der bewußte Sec. — Richard Wagner hat einmal weid lich dnrüver gespottet, daß die Pariser nur in den ihnen sonst gräßlich langweiligen „Ton Juan" kiesen, um Rubini auf dem hohen ss trillern zu hören. Ob der Meister sein Parsifal- und Tristan-Publikum, das aus ähnlichen Grün den selbst im Kricgsjahre 1915 in die undeutschen und kunstwidrigen „Hugenotten" läuft, wohl sehr viel milder be urteilt hätte? Ucbrigens ein Wort noch über unsere „Huge- i!ottcn"-Aufführung als solche! Man hat sie dekorativ sehr schön ausgestattct, und auch die musikalische Seite, die frei- lich mit einer teilweise ungeeigneten „Kriegsbesetzung" zu rechnen hat, gibt sich unter Kutzschbachs Leitung ganz vorteilhaft — abgesehen etwa von den mit rührender Regel mäßigkeit entgleisenden 2^ - cappella - Ensembles. an deren Schluß stets Kammermnsikus Knauer Lurch einen mild ver mittelnden Paukenwirbel die diplomatischen Beziehungen zum Reiche der Harmonie wieder Herstellen muh. Eine recht tolle Sache ist aber die verblüffend sorglose Verein fachung deS Schlusses der Over, die zum Wegfall des ganzen fünften Aktes und damit der eigentlichen drama tischen Lösung führt. Allerdings könnte man ja sagen: je weniger man von den „Hugenotten" hört, desto besser! Aber dann märe doch zu erwägen, ob sich bas Werk nicht überhaupt gleich als Einakter geben ließe: — an das Bankett bei Revers schließt sich die Schwcrterweihe, wäh rend die Mönche den Segen vollziehen, singen Raoul und Valentine ihr Schlußductt mit den diversen hohen K'S. ev,'. äes' und werden dann von den über solche Stimmkonkur- rcnz und auch überhaupt erbosten Luthergegnern schleunigst umgebracht. Ter Vorhang fäll», und wir haben einen würdigen Ersah für die zurzeit verpönte „Cavalleria". vr. Engen Schmitz. Mitteilung der Königlichen Hostheatcr. Max Rosen der Solist im 2. Sinfonie-Konzert, N c i h e 18 Dienstag, den 16. November, im Königlichen Opernhaus ist am 14. April 1899 in Torohoin in Rumänien geboren und als zweijähriger Knabe mit seinem Vater naä Amerika auSgewandert. Ten ersten Geigenunterricht er hielt er mit acht Jahren von seinem Vater. Da sich seine Begabung bald zeigte, kam er nach einem Jahre zu einen der besten Lehrer in Newyork. Dort trat er schon als zehn jähriger Junge in Konzerten auf. Zu seiner weiteren Ausbildung schickte ihn ein reicher Amerikaner auf drei Jahre nach Europa, wo er Schüler von Willy Heß und Leopold Auer war. 7* Mitteilung des Residenz-Theater». Mlt Robert Fuchs- Lrsra als Gast gelangen am Sonntag, nachmittags 144 Uhr, da» Bolksi'tück mit Gesang: „Das G l ü ck S in >i d c l" und abends 8 Uhr die Neuheit: „Drei Paar Schuhe" zur Ausführung. Am Dienstag findet eine einmalige Wiederholung des Schau spiclö: „Stille Musik" statt. Am Mittwoch lÄußtag) blelbl das Theater geschlossen. 7* Residenz-Theater. „Drei Paar Schuhe", die gute alte Berliner Gcsangsposse von Carl Görlitz, zeigte sich gestern abend, von Jean Kren über einen neu modischen Leisten geschlagen, von Alfred Schön selb durch zeitgemäße GesanaStexte frisch auflackiert und von Gil bert durch «ine dem Zeitgeschmack huldigende Musik neu oorgcschuht, vor einem vollen Hause, das das beinahe ei» halbes Jahrhundert hindurch bewährte Stück wie «ine Neuheit begrüßte und ihm sein sichtliches Wohlgefallen cntgegenbracht«. Die gesunde, voltsstückmäßige Grundidee des vierteiligen Lebensbildes, daß ein« lebenshungrige junge Schustersfrau von ihren hochfliegendcn Glücks- tränmen dadurch geheilt wird, baß sie beim Ablieseru von drei Paar Schuhen Einblicke tun kann in die sittlichen Ab gründe hohlen «scheinglücks, ist auch in der neuen Zurechi- stutzung beibehalten worden und versagt nicht ihre Wir kung. Ob aber die neuen Zutaten an Brett'lnummern vom „langen Tanzbaron" und von Len teuecn Fleisch preisen und von dem kleinen Mann mit der großen Frau und von den Wonnen de» Paradiese», ob die tollen Glieder verrenkungen bei den heute unvermeidlichen Abtänzen eine Verbesserung oder eine Verböserung dieser „Drei Paar Schuhe" bedeuten, kommt aus Len Geschmack an. Die Stimmung im Publikum entschied gestern zweifellos zu guusten der neuzeitlichen Aufmachung; wer aber »om zurückzuüenken vermochte an die alte Fassung des Stückes mit ihrem schlichten, natürlichen, unterbrcchungSlosen Fluß der Handlung iLina Bendel war damals die junge Schustcrin und Dir. Carl der Nachtfalter!), der konnte eine stille WehmutSträne wegen der Wandelung deS Urteils über das, was gefällt, nicht unterdrücken. In der gegen wärtigen Form sind diese „Drei Paar Schuhe" ein Zwitter- ding von Altväterlichkeit und moderustem Overettenschnia schnack geworden; man stellt eben nicht ungestraft die bcz
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview