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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.03.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-03-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187803235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780323
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780323
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1878
- Monat1878-03
- Tag1878-03-23
- Monat1878-03
- Jahr1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.03.1878
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vird selbst »st! voraus wir ii Lmiligen «deren säch- l. Botcn- cgm, für it die Zu» tzSrem- c^Sdner 1878 für - Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Rrdettt»» «»d Lwedttw« JohanniSgafle SS. H»rntzst»»tr» der »edattt«»: vormittags ia—12 Uhr. Nachmittag» 4—8 Uhr. Lauadme der für die nächst- sotamve Nummer bestimmten Zinserate an Wochentagen bis 8 Uhr Nachmittags, an Tona rm» Festtagen früh bis V,d Uhr. z» de» Filiale» s»r Z,s..A»»atz»t: Otto Klemm. UniversttLtsstr. 22, L»»iS Lösche. Latharincnstr. 18,p. rmr »iS '/.8 Uhr. MMtrIaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und GeschästSverkehr. «»!>»,« 1LL0«. Lb«»»e«e»t»»rei» viertelt. 4V,Btt.. incl. Brmaerlvhn 8 ML. durch die Post bezogen 6 Ml. Jede einzelne Nummer 2» Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage, ohne Postbefvrderung Sk Mt. mit PostbesSrderung 4» Btt. Inserate ügesp. Prtitzril« 20 Pf. Größere Schriften lant unserem Preisverzrichniß.—Tabellarischer Satz nach höhere« Tarif. >ecla«r» »ater de« »edattwafflrtid die Spaltzrile 40 Ps. Inserate find stet» an d.«kpedttto» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praoanwsnmckc oder durch Postvorschuß. 82. Sonnabend den 23. März 1878. 72. Jahrgang. Jur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag den 24. März nur Vormittags bis '»9 Uhr geöffnet. Bekanntmachung. Nachdem Herr Medicinalrath Prof. vr. Hugo Sonnenkalb um Enthebung von dem Amte eines Be- zirkSarjteS für die Stadt Leipzig nackgesucht und von uns die erbetene Entlassung mit Genehmigung der Königlichen Kreishauptmannscbaft erhalten hat, soll diese mit einem jährlichen Gehalte von 1800 dotirte Stelle anderweit besetzt werden. Wir fordern geeignete und mit der gesetzlichen Qualifikation versehene Bewerber auf, ihre Gesuche unter Beifügung der Zeugnisse bis zum IV. April b. I. bei uns einzureichen. Loipzig, den 21. März 1878. Der «ath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Messersckmidt. Bermiethung cincr Äbtheilung der Landfleischerhalle. Die von dem dermaiigen Abmiether für den 16. Mai d. I. gekündigte Adthciluug Nr. 82 der Land- steischertzaite am Plauen schen Platze soll Donnerstag, den 28. dieses Monats, vormittags 11 Uhr an Rathsstelle vom 17. Mai d. I. an gegen einmonatliche Kündigung anderweit an den Meistbietenden »ermiettzet und es können die Bermiethungs- und Versteigerungsbedingungen schon vor dem Termine bei unS eingesehen werden. Leipzig, den 7. März 1878. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cerutti. Bekanntmachung. Die Ausführung der EinfriedigungSmauer, sowie der Plamrungs- und Wegebauarbeiten zu der neu anzulegenden VIII. Abtheilung des sog. Neuen Friedhofes soll an einen Unternehmer in Accord ver geben werden. Diejenigen, welche diese Arbeiten zu übernehmen gedenken, werden hierdurch aufgefordert, Kostenan schlag, Bedingungen und Zeichnungen im Rathsbauamte einzusehen und ihre Offerten daselbst unter der Aufschrift: „VIII. Friedhofs-«btheilnn«" bi- den 10. April ». c. AbendS 5 Uhr unterschrieben und versiegelt abzugeben. Leipzig, am 18. März 1878. De» «,ttz» vaudeputation. Bekanntmachung. Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kenntniß. daß in der Nacht vom 23./L4. März d. I. daS Hoch reservoir der städtischen Wasserleitung gereinigt und vom 2K. März ab die Haupt« und Zweigröhrm ge spült werden. Leipzig, am 14. März 1878. Der Nattz der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wangemann. Bekanntmachung. Das vom StistSrathe vr. Johann Kranz vorn für einen in Leipzig geborenen, die Rechte studiren- den Sohn s. eines Beisitzers der hiesigen Juristenfacultät, oder, da deren keiner vorhanden, t». eines Beisitzers des vormaligen hiesigen Schöppenftuhles, oder, da ein solcher auch nicht wäre, c. eines Rathsherrn allhier, und wenn deren ebenmäßig keiner zu finden, ä. eines hiesigen Bürgers gestiftete Stipendium im Betrage von 41 ^ 3 ^ 3 —- 123 33 ist auf die Jahre 1878 und 187V zu vergeben. Der Empfänger dieses Stipendii hat jedes Jahr am 12. Juni über ein „srxummtum juriöicum" zu perorireu und diese Oration schriftlich nebst einem auf deS Stipendiaten Kosten zu druckenden Programm des Herrn Ordinarius der Juristenfacultät bei unS einzureichen. Wir fordern diejenigen Herren Studirenden, welche auf obigeS Stipendium Anspruch machen wollen, hierdurch auf, sich unter Bescheinigung ihrer stiftung-gemäßen Qualifikation bis zum 10. April d I. schrift lich bei uns anzumelden, widrigenfalls sie diesmal unberücksichtigt bleiben. Leipzig, am 5. März 1878. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stütz. Gewölbe-Venmethmig. Im „Kürstenhaufe", Grimma'sche Straße Nr. 15, sind vom I. Oktober 1878 an drei GefchaftSlocale sammt Zubehör auf weitere sechs Jahre im Wege der Licitation zu vermiethen. Zur Versteigerung dieser Gewölbe ist Termin und zwar: für das tzirwölbe nebst Schreibstube bisher an die Firma k. v. Lullt» vermiethet, Montag, den 25. Mürz dsS. IS., für das «ewölbe nebst Schreibstube und Keller, dermalen der Firma A. 77. NlMvr gehörig, Mittwoch, den 27. März dfS. IS. und für das «ewölbe nebst Comptoir, jetzt an die Firma Lruot Lvläerlt» ktaedk. vermiethet, Freitag, den 2». Mar, df». IS. angesetzt und werden Miethliebhaber ersucht, sich zu den gedachten Tagen vormittags 11 Uhr im Universitätk- Rentamte (Paulinum) in dem die Licitationsbedingungen zur Einsicht ausliegen, einzufinden und ihre Ge« bote abzugebcn. Die Auswahl unter den Licitanten und die Entschließung in der Sache überhaupt bleibt Vorbehalten. Leipzig, am 18. März 1878. > ^ UutoersttttSMeplamt. ! Graf. ' Die innere Lage -es Reiches. (Schluß.) Dem Tabaksmonopol kommt die Fabrikats steuer, wie sie in Amerika eingeführl ist, an Er giebigkeit nahe. Dabei hat sie aber den großen Vorzug, daß sie die freie Concurrenz nicht geradezu todtschlägt und sowohl den Tabakspflanzer, als auch den einführenden Händler nicht direct durch die Verpflichtung einer hohen Steuerzahlung be lästigt; dagegen behindern die kostspieligen und chicanösen Controlmaßregeln, die dieses System nöthig macht, in sehr einschneidender Weise die Tabak fab rikat i on. Die Ausgaben für dieCon- trolirung der Fabrikation, die an jedem einzelnen Kistchen und Päckchen durch Steuermarken und festen Verschluß kenntlich gemacht werden muß, stellen sich für die kleinen Fabriken unerschwinglich hoch. Die große Mehrheit der Fabriken muß auS- scheiden, und die Fabrikation concentrirt sich in den Händen einiger Wenigen. Auch dieses System hat natürlich außerdem noch die Wirkung, daß es den Tabak vertheuert, den Consum verringert und die damit nothwendig zusammenhängenden Folgen herbeiführt. Noch größer aber als d,e wirthschaft- lichen Nachtheile, als die Verminderung der Fabri kation und Geschäftstätigkeit sind die moralischen Nachtheile, die von diesem System zu befürchten sind. Lamm er- in Bremen, der sich auf die Sache versteht und gewiß kein Freund deS Monopol- ist, sagt Uber diesen Punct: Sehen wir, welche Erträge baS Controlshstem in Rußland und Amerika bringt, so finden wir, baß sich in Amerika mehr als di« Hälft« deS zum Eonfum gelangenden Tabaks der Eontrole entzieht, und daß die Einnahmen auS dem Tabak in Rußland so gering sind, daß sie wahrscheinlich sehr bedeutend übettroffen »erden von den Einnahmen der Beamten, welche -mt de, Eontrole der TabakSfabriken beauftragt Und. ^S wissen also sowohl in Nordamerika als auch i» - Rußland die Fabrikanten die mit der Beaufsichtigung der F 'riken und mit der Einziehung der Steuer b«aus..agten Beamten zu täuschen, oder sie zu be stimmen, sich täuschen m lasten. Wollten wir nun in Deutschland, besten Beamte sich deS besten Riffe- erfreuen, ein Gesetz einsühren, welches die Beamten solchen Versuchungen auSsetzt? Wir meinen, daß man sich davor hüten soll, denn die menschliche Natur ' schwach, und wo e- sich um solche Summen handelt, ai» hei Anwendung falscher Controlen in so großen .n, wie sie nach Einführung dieses SvstemS n werden, in Frage kommen, da könnte so »k. er bis dahin unbestechliche Ehrenmann schwan kend werden und die Augen nach link- wenden, wo er »,^ch recht- damit sehen sollte. Hat aber die Bes -chlichkeit in den Reihen der Zoll- und Steuer- dea...—t erst an Einer Stelle Wurzel geschlagen, so würde sie leicht wie eine Wuckerpflanze sich schnell über da- ganze Gebiet auSdehnen, und di« Wirkung würde sich nicht nur in den Zoll- und Steuerein nahmen, sondern auch in dem Zustande der Gesammt- moral der Nation bemerkbar machen. Dieser Nach teil scheint u»S noch gefährlicher, als der wirthschaft- lick« Nachtbeil, welcher mrt der Einführung des Control- instemS verbunden ist und e» allein macht dasselbe in unseren Augen unannehmbar. Beide Systeme, Monopol und Fabrikatssteuer, mögen wohl auch ihre Vortheile haben, und eS mag Mittel und Wege geben, ihre Nachtheile cin- zuschränken und zu mildern. Jedenfalls aber wird man nach dem Borangeschickten zugeben, daß wir hier nicht vor Steuererhöhungen im gewöhnlichen Sinne des Wortes stehen, sondern vor tiefgreifen den, ja man kann sagen revolutionairen Maß regeln, die den gesammten wirthschastlichcn Verkehr mit schwer absehbaren Folgen bedrohen und an die daher mit der alleräußersten Vorsicht herangegan gen werden muß. Rechtfertigt sich da irgendwie die Sorglosigkeit und Gemüthlichkeit, mit der Camphausen, dieser sonst so gewissenhafte und ge diegene Finanzmann, sich in die Strudel des Mono pols stürzte, und die Urplötzlichkeit, mit der er dem Reichstage und der Nation ohne jede Ankündigung und Vorbereitung, gewissermaßen meuchlings, das Monopol versetzen wollte? Nein, die national liberale Part« war gewiß in ihrem Rechte, wenn sie diese Art der Behandlung zurückwies und, in dem sie die Gesichtspunkte der Reform, der Sleuer- entlastung und der verfassungsmäßigen Bürgschaften betonte, die Regierung zugleich darauf hinwies, daß der Reichstag nicht der Ort sei für die An stellung von Vorstudien über die technische Seite der Krage, daß aber derartige gründliche Vorstudien unbedingt nöthig seien. Daß die Partei »it diesem Verlangen keine Principienreiterei trieb, keine un begründete und unfruchtbare Opposition machte, geht daran- hervor, daß die Regierung sich nach träglich anschickt, die verlangten Vorstadien zur Erforschung und Vergleichung der betreffenden Einrichtungen machen zu lassen und für die nolh- wendigen statistischen Erhebungen über Großindustrie, Hausindustrie und Kleingewerbe, sowie Über den Handel eine Extrafordernna von 200,000 Mk. ein- »bring« gedenkt. Man denke: die bloße akademische Vorerörterung soll die Kleinigkeit von 200,000 Mark kost«; ma» kann sich setzt ungefähr einen Begriff mach« von dm Summen, um die eS sich bei der «amtlichen Einführung der Reform bandeln wird. Wer wollte da einen Stein werfen auf unsere Bennigsen und Stauffenbcrg, kotier und Bamberaer, die ein etwa- langsamere- Tempo und eine vorsichtigere Abwägung der in Frage kommen den Rechte und Interessen verlangten und durch setzt« ? Nun, et ist ja noch Nichts verloren, und e- kann sich noch Alle- günstig wenden; aber nicht mit Unrecht ist auch von nationallibcraker Seite hervorgehoben worden, daß wir unS manche Kreuz« und Ouerwege, manche unnöthige Aufregung und Enttäuschung der Steuerdebatte hätten ersparen können, wenn eine Fühlung zwischen Regierung und Parlament, wie wir sie anstrevm, bestanden hätte, wenn «ne geordnete RcichSregierung, mit einem verantwortlichen, im Sinne der Parlaments mehrheit arbeitmdm Reichsfinanzminister in ihrer Mitte, vorhanden wäre. Nach jenem negativen AuSgauge der Steuer debatte ließ sich schon voranSsthm, daß auch die bald daraiff folgende Verathung de» Stellver- tretungSgesetzeS kaum irgend welchen Fort schritt in dieser Richtung bringen würde. Schon der Titel des Gesetzentwurfs deutete auf die Be scheidenheit der ganzen Neuerung hin, die höchsten- als UeoergangSmaßrcgcl begrüßt werden konnte. Es handelt sich zunächst um eine Stellvertretung deS Reichskanzlers, den man mit Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand entlasten und mit der Füglichkeit ausrüsten will, sich in wirksamer Weise durch verantwortliche Stellvertreter helfen zu lassen. Eine Stellvertretung ist aber nur ein Nothbchelf, keine Einrichtung; sie leiht dem Kanzler nur Krücken, anstatt die Reichsregierung auf eigene gesunde Füße zu stellen, und wenn tz. 3 dieses Gesetzes ihm die Möglichkeit giebt, in den AmtskreiS seiner Stellvertreter einzugreifen (eine Möglichkeit, die sich in der Präzis allerdings nur seltm verwirklichen wird), so beweist daS eben, daß auch das Stellvertretungsgesetz, im engen An schluß an den Kanzlerparaaraphen der Reich-Ver fassung, ans dm Leib des Fürsten BiSmarck zuge schnitten ist. Zuzugeben ist ja freilich, daß das Janusgesicht deS Gesetzes andererseits auch schon über die Persönlichkeit BiSmarck's hinausweist, in dem es Spielraum gewährt für die Bestellung dauernder und für aewiffe Fächer durchgreifender Vertreter, für die Herausbildung einer Art von ReichSministerien wenigstens auf dm Gebieten, in den« da- Reich eigene Verwaltung treibt (Finanzen, Post und Telegraphie, Elsaß - Lothringen). I« Vertrauen «ff diese Seite de- Gesetze-, auf seine vielberufene „Keimkraft" — von der wir nur hoff« «oll«, daß sie recht bald durchschlag« möge — Hab« die Nationalliberalm für die Vor lage gestimmt und Lbr zur Gesetzeskraft Verbots«. Sie haben dafür gestimmt, obwohl eS nach dem Scheitern der Stemirver Handlungen d«tlich war, daß in der nächst« Zeit eine Anwmdung i« Sinne der liberal« Mehrheit, «ne Berufung von Stellvertretern auß dieser Mehrheit, namentlich au- dm Reih« der Nationalliberal« nicht zu erwarten sei. Sie Hab« dafür gestimmt, weil sie keine eng herzige Parteipolitlk, weil sie eine fachliche, keine persönliche Politik treiben und weil sie sich für verpflichtet halten, jeden auch noch so bescheidenen Fortschritt zu unterstützen, der di« Bahn zu weiteren Fortschritt« nicht verschließt, in der Erkenntniß, daß da- Wünschenswerthe zwar immer im Auge behalten, da- Erreichbare aber mitgenommm werden muß, in der lieber- zeugung, daß der Ausbau nicht ausbleiben könne, und in dem unerschütterlichen Glauben an die unhemmbare Trag- und Triebkraft des deut schen NativnalgedankmS. Sie werden eS auch fernerhin ander« Partei« überlaff«, luftig« Ideal« nachzujagm, dm Vogel im Fluge zu Haschen und sich m weitauSsehenden PhantaSmago- rien, in unfruchtbaren OppositiouS- und ConflictS- gedankm zu gefallen. Sie werden fortsahrm, dem manchmal unerquicklich« und undankbaren, schließ lich aber allein zu wirklich« Fortschritt« führenden Tagewerke der praktischen Politik obzuliegm, und waS die Regierung de- Fürsten Bismarck be trifft, so werden sie forffahren, sie zu unter stützen, so lange sie sich in den bisher «ingehaltenen Bahnen einer stark natio nalen Politik nach außen unv einer ge mäßigt liberalen Resormvolitik im In nern bewegt; nur dann würden sie sie be kämpfen müssen, wenn sic diese Wahn« verlassen sollte. Das ist bisher nicht geschehen, und darum hält unsere Bart« fest zur Fahne des Kanzler-, der unS nach außen so ruhmreich geführt, der unS in dm letzten Kriegswirrm durch weise Mäßigung, durch glücklich schlichtende und lösende Führung den Frieden bewahrt, der die ganz« schweren Jahre hindurch gezeigt hat, daß er bestrebt ist und es versteht, daS Reut» auszubaum und fort- zumtwickeln und der diese Fortentwickelung anch durch die Einbringung und Durchsetzung de- Stell» vertretungsgefetzeS von Neuem gefördert bat — eine Förderung, deren Vorgeschichte noch geschrieben werden muß, von der wir aber sicher annehmcn könnm, daß sie dem widerstrebend« Bundesrath«: nur mit großer Mühe und Geschicklichkeit abge- rungen ist. Wir gehen mit BiSmarck. weil er mit uns geht: wir gehen aber nicht mit ihm „durch Dick und Dünn" — wie G«ner uns unterschieb« Gerade währmd der kritisch« Zeit, die hinter unS li«t, hat uusere Partei diese ihre und selbstständige Haltung so fest b nun auch die Gegner, wenn sie gerecht jme Unterstellung zurücknehmen wü war« die Verlockungen, ^ie an heravtra , m.ß wollten, Groß unsere Führer nicht Minister geworden ist, lag nicht am Kanzler, sondern an chm selbst, der hoch »er peiPsiMchen Ehrgeiz die Ehre der Partei, die Würde der Volksvertretung, da» Wohl der Nation, wie er e- versteht, gestellt bat. Er und seine Freunde treten nicht m die Reaierung ein, weil sie se^n, daß ihre Zeit noch nicht gekommen ist; aber sie zieh» sich nicht ver- -stimmt znEck, sondern arbeiten unverdross», selbst- *ioS und patriotisch fort. Wahrlich, solche Mänuer l»d es mrrth, an der Spitze der national« Partei, au der Spitze der Nation zu steh«; sie verdienen, und Bennigsen voran, unser vollste- vertrau«, unfern wärmsten Dank. Sie haben die Probe, die ihn« auserlegt worden, in großartiger Weise bestand«, und wir leb« der froh« Zuversicht, daß die Zeit komm« wird, m der sie chren Lohn erholt« werden. Vorläufig stehen wir freilich an einem Uebergaugs- puncte, an einem Kreuzwege, bei dem man nickt recht weiß: führt er vorwärts oder führt er zurück ? Für die letztere Annahme — ich will es nicht v« - hehl« — sprechen ja wohl einige bedenkliche Anzeichen. Eine starke Strömung macht sich neuer ding« bemerklich. die auf die Einstellung des KirchenkampfeS hindrängt. Durch den Tod Pius' IX. ist jedenfalls eine ganz neue Lage ge schaffen. Papst Leo XIII. schlägt neue Wege em, die eher nach Berlin führ« dürsten, als die Verfluckung-methode seines Vorgänger«. Schon I liegt unserem Kaiser ein freundliche« Schreiben I vor — wie man hört, mit dem Gesuch um Auf nahme von KriedenSunterhandlungeu. Unterwirft
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