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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.03.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-03-25
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188103255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810325
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810325
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-03
- Tag1881-03-25
- Monat1881-03
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.03.1881
- Autor
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nr»«»i»» Lrpetiti« Iotzanu»»gaff« 33. Ayrrchftuutkll der Nrdaction: vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag» 4—6 Uhr. M m« »aa,«»« -u>-rc—»»- du «»««,» »ichr »«rdiatäch. A»»«h«e der für »te uichstsalgense An»»er »efti««tru J«ier«te a» Wechentageu »i« 8 Ntzr Nachmittag«, «»Sa»«- ««»Krfttageu srü»bi»'„v Utzr. 2» de« /Malen für Ins. ^««ahmr: Dtt« Me«»». Universitittstraß« 22, L»tti» Lösche. Kathariuenstraße 18, p. »ur «i» '.3 Utzr. ewMtr und TllIt^Iilü 84. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Auf die für da» Jahr 1880 festgesetzte Dividend« der Reichtbankantheile im Betrage von K Procent wird die Rest zahlung mit LS M«rt für den Dividendenschein Nr. IS vom 24. d. Mt», ad bei der ReichSbankkauplcasse zu Berlin, bei den ReichSbankhaupt- stellen zu Bremen, Breslau, Cvln, Danzig, Dortmund, Frank furt a. Main, Hamburg, Hannover, Königsberg i. Pr., Leipzig, Magdeburg. Mannheim, München, Posen, Stettin, Gtraßburg i. Elsaß und Stuttgart: bei den ReichSbankstcllen ru Aachen, Augsburg, Bielefeld, Braunschweig. Brombera. Cassel. Ehemnitz, Coblenz, Crefcld. Dre«den. Düsseldorf, Elberfeld, Elbing. Emden, Erfurt. Esten, Flensburg, Frank furt a. Oder, Gera, Gleiwitz. Glogau. Görlitz, Graudenz, Halle a. S.. Karlsruhe, Kiel, Landsberg a. W., Liegnitz, Lübeck, Mainz Memel, Metz, Minden. Mülhausen i. Elsaß, Münster, Noithausen, Nürnberg, Osnabrück, Siegen, Stral sund, Stolp, Dliorn, Tilsit und bei den Reichsdank-Com- manditen zu Eöslin und Jnsterburg erfolgen. Berlin, den 21. März 188l. Der Reichskanzler. 2n Bertretung: v. Boetticher. Seksnntmachung. Da» zweite Stück des diesjährigen Gesetz- und Verord nungsblattes für das Königreich Sachsen ist bei uns ringe» gangen und wird bi« z«« S. Aprll Zf. aus dem Rath- hauSsaale zur Einsichlnahine üstentlich auöhangeu. Dasselbe enthält: Nr. 5. Bekanntmachung, eine Anleihe der Actiengesell- schast „Bautzener Brauerei und Mälzerei" zu Bautzen betreffend; dom 21. Januar 1881. Nr. 6. Bekanntmachung, die Eoncessioniruna der Transatlantischen Feuerversicherung» - Actien- Gesellschaft zu Hamburg betreffend; vom 31. Januar 1881. Verordnung, die Ausstellung von Heimath- scheinen für Ha» Ausland betreffend; vom 26. Februar 1881. Bekanntmachung, die gegenseitige abgabenfreie Behandlung de» beweglichen Nachlasse» König lich Sächnscher und Kaiserlich Königlich Oesterreichischer Unterthanen betreffend; vom 26. Februar 1881. Nr. S. Verordnung, die nach dem Reichsgesetze vom 23. Juni 1880 für die wegen Seuchen getödteten Thiere zu gewährenden Entschädigungen be treffend; vom 4. März 1881. den 23. März 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georg». Stöß. Nr. 7. Nr. 8. Leipzig, Bekanntmachuna. Au» der Apel'schcn Stiftung zur Bestreitung der Kosten de» Aufdinzens und LoSsprechenS und zur Beschaffung von Lehrbetten für arme Knaben, welche die Schneider- oder Schuhmacher-Profession erlernen wollen, sind einige Spenden zu vertheilcn. Bewerbungen darum sind längstens bis zum «. April o. schriftlich bei unS fEingang-bureau, RathhauS, 1. Etage, Zimmer Nr. 9) einznreichen. Hierbei bemerken wir, daß solche junge Leute, welche bereits in der Lehre stehen oder außerhalb Leipzig« in die Lehr« treten wollen, nicht berücksichtigt werden können und daß hier ortS- angehörigcn Bewerbern in der Regel vor auswärtigen der Vorzug zu geben ist. Leipzig, den 2t. März 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Harrwitz. Bekanntmachung. Die zur Herstellung einer Thonrohrschleuße vor den Grund stücken „An der Pleiße Nr. 6 bis 8" erforderlichen Arbeiten und Lieferungen sollen an einen Unternehmer im Accord »er geben werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen im Rathhaus. 2. Etage, Zimmer Nr. 14 au- und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: Herstellung einer Thonrohrschleuße vor den Grundstücken „An der Pleiße Nr. 6 bi» 8" versehen ebendaselbst und zwar bi« zum 31. März ». Rachmittag« S Uhr abzuaeben. Leipzig, am 19 März 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Vr. Wcmgemann. Bekanntmachung. Die zur Herstellung einer Thonrohrschleuße in dem Wege zwischen Central- und Dorotheenstraße erforderlichen Arbeiten und Lieferungen sollen an einen Unternehmer im Accord ver geben werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liege« im Rathbau», ll. Etage, Zimmer Nr. 14 au« und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Herstellung einer Thonrohrschleuße in dem Wege zwischen der Central- und Dorotheenstraße" versehen ebendaselbst und zwar bis zum »I. Mär, ». e. «achmtttevg» S Uhr ibzugeber, Leipzig, am 19 März 1881. Drr Rath drr Stadt Leipzig. . vr. Georg». vr. Waugemau» Reinigung der Locale bleiben die Geschäfte de« und der Sparkasse für Freitag de> AS. März ». «. Wegen Leihhauses **Ä»ig. de« 22. März 1881. Di« Rath« Deputat«»» für Lrihhaa« «ad Spare affe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handele- «nd Geschäftsverkehr. Freitag den 25. Miirz 1881. Bekanntmachung. Zu Ostern d. I. kommt die unterste Oberlehrerstelle a» unserer höheren Schule für Mädchen mit einem Gehalte von 2000 Mark zur Erledigung und soll mit einem akademisch gebildeten Lehrer, der auch die erforderliche Qualifikation für den französischen Unterricht besitzen muß, wieder besetzt werden. Wir fordern daher geeignete Bewerber hierdurch auf, bio ;üm A. April d. I. ihre Bewerbungsgesuche unter Bei fügung eine- Lcben-lause- und ihrer Prüsungszeugnisse bei uns einzureichen. Leipzig, den 12. März 1881. Der Rath der Stadt Let^zt^. vr. Georgi. «ff- OeÜentlietio HinidelsIeknuiskUt. vis Xmneläuux von lluoälaug^lebrUuUeu, resleb« k. 0»k«rv in äi« krltb «ter KuobmittaLueun« äsr t^brlluLiudtboUuu» «intrsteu sollen, erbittet sieb aer vnterneiotwet« in äer 2eit r»m 23. bl, mit 28. Nlr», VormlUmr» 11—12'/, btzr, omöxllcb unter persSnllcker Vorstellung äer ^nrmnsläsnaeo äurcb ibr« Herr« Krineipul«. zVllbrenä äer xeciuckkon 2eit ^eräen «web Xnmelänn^en tklr äen «1»1iibrlU«u f^krris^o»«k»ktllobeo Lursus eotxsueu- xeuommeo, an welchem sieb Uu»älunff*IobrUu8« betdeilheev Kannen, äi« im Lesittm äe» Lmyfnimo» oder äis vimeasobmttiobe LsÜlkisuap: muo Ljizjttbrix-KrmEmnnäiovnt «oä. vntorricbt 10 Stunäen vöcbeotUck, Sebulxoiä 90 llurlr. Ourl VoUdum, virootor. von de« uutericichneten KSutalicheu Amtsgericht s«> ch«m «. chprtl »881 auf aeftrlteu Autrag da« de« «rde» Kraue« GmUte« MattzUde» Wtltzelmtue« verehel. Louodet ged. veläerlt, tu ipjtg «ud Geuastz« getz-rtgr, tu Leipzig, a« der Pleiße ,«b 3» belege««. Kluv« äo repo, aruaunte Grundstück. Nr. 1598 be» vrandeataster» 1, Nr. 2189». 3189b. 2189«, d«» Flurbuchs und Kal. 1378 de« «ruud. uu» Htzpattztteubuche» sür »te Stadt Leipzig, »eiche« Gruudstü« am 5. Januar 1881 ^«hne kserück^chti^nug der Lblaste» aus ,e»irdert »arde« ist, unter »eu tu der Gertcht«schrei»er«t de» Königliche» Amtsgericht» Leipzig. Adthcuuug Iv zur Eiuücht austtraendr« Vedinguuge« sretmilltger vetse »ersteigert »er»«», »a« «»ter Bezuauatzme aus de» au diesiger A«t«ste»e a«»tztu^»»eu Auschtag tztertzurch de- kauut gemacht »trd. Leipzig, am 18. Jauuar 1881. Löntgltche» Amtsgericht. iUttzetlu», H. , Stetuberger. Gst. Nichtamtlicher Thetl. Leipzig, 25. März. Da» ReaierungSprogramm dcS neuen Zaren hat in der liberalen St. Petersburger Presse die lebhafteste Zustimmung gesunden. Sie verlangt — Grund genug für un», um den mneren Vorgängen Rußland» fortan die ein- gehendste Aufmerksamkeit zu widmen —, daß West »Europa die Friedensarbeit d«S Zarenreiches in keiner Weise stören oder ablenken werde. ,?DaS russische Volk wird", schließt ein Artikel de» „GoloS", „mit großer Aufmerksamkeit daraus achten, wie Europa sich zu den inneren Arbeiten der gegen wärtigen Regierung verballen wird. Von dem Grade der Sympathie der verschiedenen Nationen und Regierungen diesen inneren Arbeiten gegenüber werden natürlich auch die Einzelheiten bezüglich der Anwendung des Programm« aus die äußere Politik abhängen." Die „Molwa" rusl au«: „Welch' ein großartige- Programm! Wie sehr entspricht diese» Programm den tiefsten Herzenswünschen de» russischen Volke«, unseren wirklichen Bedürfnissen und Nolhständen! Wir hedürfen keiner territorialen Erwerbungen, wir begehren weder die Thore von Konstantinopel noch auch die Ausrichtung deS Kreuze« aus der Sophienkirche. Der sogenannte Einfluß auf die europäische Politik verwirrt und erschöpft unS. Wir haben un» in unS selbst zu concentriren, uns dem Dienst zu unserer eigenen inneren Organisation, zu unserer Entwickelung zu widmen und zur Gründung eine- eigenen Heerte» zu wirken. Auf einem solchen Fundament, da» mehr werth ist alS eine zahlreiche Armee, können wir unsere Größe, unseren Ruhm und unsere Macht gründen. Möge Gott Seiner Majestät dem Kaiser brislehen, diese» Programm in seiner ganzen Ausdehnung auSzusühre» l" Der Kaiser Alexander lll. selbst hat auf da» Rund schreiben seines Ministers, welches da» in Red« slehende RegicrungSprogramm enthält, als Randbemerkung das Wort „Sehr g ut ff' gesetzt; es handelt sich hier also um eine StaalSschrist von hochpolitischer Bedeutung. Es ist darin so sehr der Zwang der inneren Lage Rußlands aus die nächste Politik seiner Regierung bemerkbar, daß man an der Ehrlichkeit der darin abgegebenen Versicherungen nicht zweifeln kann, wenngleich eS eben dieser Zwang »st und vielleicht nicht die persönliche Gesinnung der leitenden Männer, was sie dictirt. Der Druck der peinlichen mneren Verhältnisse Rußland» ist es eben, der eine andere al» die in diesem Circular umrissene Politik unmöglich macht: und daß Dies in nackten Worten «ingestanden wird, Das ist eS, was dieser Manifestation überzeugenden Werth verleiht. Man sieht, daß das harte „Muß" durchweg in dem Schriftstücke betont ist. und in der Thal ist diese» „Muß vorhanden. Wir glauben nicht, daß die kannibalischen Schlächtereien der Nihilisten irgend einen zwinaeneen Einfluß auf den jungen Kaiser üben mögen. Der Schrecken derselben hat ja auch aus den ermordeten reichlich gewirkt und ihn doch nicht veranlaßt, sein System zu wechseln! An einer so vcrantwortungSrcichen Stelle, wie die de» Herrscher» eine» großen ReicbcS. tritt der Mensch und treten seine Empfindungen hinter dem Amte und der Einwirkung der allgemeinen Staats- verhältniffe zurück oder gewinnen doch nur insofern Geltung, al« die persönlichen Anschauungen über die letzteren das Handeln bestimmen. Alexander III. würde schwerlick, sich zu einer Resor- mirung der russischen RcchlS- unk Cocialvrrhällniffe ent schließen, wenn nichts Andere« ibn zu bestimme» vorhanden wäre, al» die Mordandrohuna der Nihilisten. Er muß sich ja auch darüber klar sein, Paß er di« radicalen Forderungen derselben zu erfüllen außer Stande ist, und daß er somit trotz aller Reformen noch immer von den Mordwaffen der unheimlichen Verschwörer bedroht wird. Wa» ibn zu resor- matorischem Handeln bewegen kann, da» ist allein die Er- kenntniß, daß da« gesammt« Land «ud voll «in« 8«, Verwaltung»- und Just,zwc, meinen Revolution Zu verfallen. -><,bren immer lauter LÄMMWW ver oft empörenden Willkür m Verwaltung und Just z und ver da» Land schmäklich auöpl ändernden Unehrlich kett de» Beamtenapparate». Mit ihnen hat die ^rmatz-n sre>- Preffe der Hauptstädte m diesem Sinne gesprochen, und es ist somit zwiselto«. daß die Reform de» SvstemS dnngendcS Bedürsniß und entschiedene« Verlangen de« rusgschen Volke« ist. Kann man nun glauben, daß nach allem T'cscn unb nach den furchtbaren Erfahrungen, die m de» letzten Jahren ge macht worden sind und die unmöglich g-wcscn wären. wen>' der Nihilismus — m seinen Anjängen — nicht wenigsten» eine tolerirmde Unterstützung "" Volke gefunden hätte Alexander M. in der allen W-,s- s°rtreg.eren werde? Die Augen de» gelammten Volke« sind hoN- aungleuchtead aus ihn gerichtet, und wenn er sich nicht wenigstens bemüht, den mäßigsten Hoffnungen, die aus ihn gesetzt werden, zu entsprechen. — was wird dann die Folge sein? — Kann man an «ne andere denken, als dag Vit Methode de« Nihilismus allgemeiner stürzen werde / Das ist der Zwang, der. wenn seine eigenen Gesinnungen ihn nicht dazu führten, den Zaren zur Reidrmardrlt treiben müßte, — der Zwang, der sich in der Circular-Depesche auSsprichl und der eö glaubhaft macht, waS darin versichert wird, daß Rußland vorerst eine verwickelnde äußere Politik vermeiden wolle. Der einsichtige Theil de« rusiischcn Volle« sicht zu dem neuen Zaren, um die geplante Neiorin- arbeit zu unterstützen. Möge dieselbe ehrlich gefördert und damit Rußland ter wahren Eultur, die nur im RcchlSstaatc gedeihen kann, näher geführt werden! Wir in Deutschland werden jeden Fortschritt auf diesem Wege mit Freude» be- rüßen; um so mehr mutz Rußland sich seine» bisbcrigcn Deutschenhasses und seiner panslavistischcn Anmaßungen ent- ledigen. Es muß endlich einsehen, daß eS — wie Kaiser Wilhelm nach Petersburg wissen ließ — an un» „gute Nachvarn" und daher kein Recht zu scintseligen Angriffen hat. Die Augen de» deutschen Volke» sind nach St. Peters burg gerichtet, wo gegenwärtig unser Kronprinz weilt, um dem verewigten Zaren die letzte Ehre zu erweisen. Es wird Übrigens behauptet, der Kaiser Alexander III. habe den Kronprinzen behufs vertraulicher Besprechungen zu mög lichst baldigem Eintreffen in PelcrSbura eingeladcn, und eS sei au« diesem Grund« die Abreise de» Kronprinzen schon am Dienstag Nachmittag erfolgt, stall, wie anfangs in Aussicht genommen, erst NachtS. Wir geben dieses Gerücht hier wieder, indem wir nach der „Posr' miltheilen, daß Se. k. k. Hoheit bereit» am 28. d. M. in Berlin zurückcrwartet wird. Die Absicht, die Ostervertagung de» Reichstag» schon am 2. April eintrelen und alsdann allein die Eommissionen noch einige Zeit arbeiten zu lassen, wird sich wohl nicht er reichen lassen. Vor der Vertagung sollen noch die ersten Lesungen der großen Gesetzenwürse: Steuervorlagen, Unfall versicherung und JnnungSwescn. abgehalten werden; e» ist aber nicht wohl möglich, diese Arbeit in einer einzigen Woche zu vollenden. Treffend, wenn auch boshaft war ein Witzwort, mit welchem ein ultramontaner ReichStagSabgeordnetcr die Mitthei- lung von den Beschlüssen de« preußischen StaatSministcriumS, betreffend die CapitrtSvicare von Paderborn und Osnabrück, ausnahm: „Der Berg hat wieder einmal eine Mau» geboren", so lautete kaS Urtheü. welche« die begehrliche Stimmung in CentrumSkrcisen gegenüber der Willfährigkeit de» CultuSminister« besser bezeichnet als alle rhetorischen Jongleurkünste de» Aba. Windthorst. Auch in liberalen Cirkrln hat man sich über da« osficiöse Räthsel von den im CulluSministerium aetroffenen „wichtigen Entscheidungen", veren „Folgen" zur Beilegung de» kirchenpolitiscben ConflicI« „möglicherweise von hervorragender Bedeutung sein möchten", nicht allzu viel den Kopf zerbrochen. Man ist in dieser Frage äußerst rweifelsüchtig geworden und läßt eS sich nicht emmal ansechten, wenn Herr von Puttkamcr mit Herrn Windthorst iin Reichstagssaal eingehende Unterhalt tung pllcgk. Daß der CultuSminister sich gar zu gern einen glanzvollen Abgang sichern möchte, ist hinreichend be kannt, aber auch, daß er selber nur nicht recht weiß wie Denn d,e Ausnahme, welche sein jüngste« Entgegenkommen beim Centrum findet, dürste ihn über da» Eine wenigsion» belchrcn können, daß sich der Appetit dieser Partei beim Essen ,wird von den Ultra.nontanen mit ge flissentlicher Gleichaültigkeit daraus verwiesen, daß sowohl die Dispensation vom Eite, wie die Uebertragung der VermvqenS- verwaltung an die BiSthumsverweser, wir endlich dir Aus Hebung de» Sperrgesetze» nicht entfernt al» eine " der Regierung angesehen werden könne. Es lediglich um die Ausnutzung einer gesetzlich nämlich die direkte Verhandlung Di« „Norddeutsche Allgemeine Leitung dw gemäftigten Parteien die dringende Mabnnn „Concession handle sich dabei ermöglichten Er ^ einen dauernder, > hierfür nur einen Weg. mit Rom. Auflage LS,«00. LdiMlleWtiilsMvi« Viertels. 4'/, Mll^ incl. Brinaerlohn b Mk., durch die Po>t bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer SS Ps. Brlegmmplar 10 Pf. Gebühre» sür itxtrabeilage» «tzue PostbcsSrderung L« Mk. «it Posrbesörderung 48 Mk. Inserate ögespaltene Petitzeile SO Pf. LrSßere Lchristcn laut unserem Preis- Verzeichnis. Tabellarischer Satz nach yöherem Tarif ttktlamen unter den Ue«»ktiou»strich die Dpaltzeile 40 Ls. Inserate sind siet« an die «rpr»ttt«u zu sende«. — Rabatt nnrd nicht gegeben. Zahlung prnouumernnä» oder durch Post- Vorschuß. 75. Jahrgang. richtet sich Demokratie zu entgehen. „Die Fortschritt-Partei ver- fügt — so schreibt da» ofsicibse Blatt — nach eigenem Be- kennlniß. Über sekr bedeulondo Geldmittel für die nächsten Wahlen: sie betreibt schon jetzt die Agitation mit aller Energie und i» einer Weise, die beweist, daß sie von ihrer Zwillingsschwestcr. drr Socialdcmokratic, Vieles gelernt hat. E» unterliegt freilich keinem Zweifel, daß die Deinokralie eben so wenig vermöge» wird, das deutsche Reich anS seinen Fugen zu heben, wie die Socialdemokralic eS vcrmochl bal: »"der e» ist e>»r unverzeihliche Schwäche von der deutschen Nation, Woblfahrt und Rettung immer nur von der Regie rung zu erwarten. Deshalb haben Alle, die eS mit de», Woblc de» Vaterlandes ernst inenien. die bcilige Pflicht, an der Rllbrigkcit und Opferwilligkcit der Demokratie sich ein Beispiel z» nehmen unk für einen Reichstag zu sorge», der nicht selbst zu rraieren, sondern ini Einvernehmen'nnt ter Regierung da» Beste der ganzen Nation zu fördern sür seine Aufgabe erkennt." Zur Parteibewegung in Hannover schreibt der „Hannoversche Courier": Nachdem Herr Schiminel- pfennig uns gute Hannoveraner mit seinem kursürsltich hessischen ParticulariSinuS bekannt gcmacht, Herr Stöcker unter einigermaßen erschwerten Umständen seine christlich socialen Ideen hier kundgegebcn hat. wird auch der Matador de» Fortschritt», Herr Eugen Richter, hier ein Stück seines RedeseuerwerkS abbrenne» und un« die Segnungen des Berliner Fortschritt» in Brillantseuer zeigen. Um den Herrn würdig empfangen zu könne», hat sich hier aus« Neue ei» FortschritlSvcrein gebildet, der auch wieder einen Candidaten sür die NcichStagSwabl auszustellen beabsichtigt. Herr Richter wird zu seiner Vorstellung hiersclbst die parlamentarische Muße ver Osterserien benutzen. Die „freie" Schweiz ist der Schlupfwinkel einer inter nationalen Mörderbandc geworden, welche die Vernichtung der gegenwärtig in Europa bestehenden bürgerlichen Ordnung und der Beseitigung der Fürsten durch Meuchelmord aus die rolhe Fahne geschrieben bat. Die „Neue Züricher Zeitung" bringt einen Bericht über die am vorigen Sonnabend von dem internationalen Arbeiter-Verein in Zürich abgehaltene Versammlung, welche beweist, daß in der Schweiz die verbrecherisch« Agitation mit größter Offenheit und Frech heit betrieben wird. ES heißt m diesem Bericht eine» Zu hörer» der Versammlung: Die schiefe» Anstchtrn über Fürüenmord, russische Verhältnisse und die Zirki der nihilistischen Bewegung, welche mau dort zu hören bekam, zeigten zur Genüge dir Unsähigkeii der Redner, üb« andere al« die ihnen naheliegendsten Sachen »«heilen zu können. I» der Maßlosigkeit ihrer Anschuldigungen und Behauptungen offenbarte sich nur blinder Haß gegen da» Bestehende, ZerstünmgSi'ucht und eine Brutalität, welche, wen» sie wirklich die „Stimmung de» Bolle»" wäre, zu gerechten Befürchtungen Anlaß geben würde. Diese Bru- taliiät der Gesinnung drückte sich auch in der Sprache auS, welche bisweilen grotesk genug war, wenn z. B. Bürger Bürckli den Zaren mit einem Tiger verglich, der kleine Kinder fresse, und Bürger Gre»lich ihn mit einem Bich, da» wie ein solche- abgethan worden sei. An dem gemordeten Kaiser blieb kein gute» Haar; die große Masse dcS russischen Bolke», welches seinen Herrscher liebt, wurde verflucht und nur die Attentäter wurden als Helden gefeiert. Die Lehre deS politischen Meuchelmorde» wurde guigel»eißen. Daß die Verbindungen dieser Leulc bis nach Deutsch land reichen, ist bekannt. Wie au» Lissabon gemeldet wurde, hat da» Port»- iesiscbe Cabinet seine Entlassung gegeben. Die äußere tcranlassunq zu diesem Schritte wär'emc vom Ministerium mit Mißfallen bemerkte Abstimmung in der Pairökammer. Die Ursache der Krisis ist aber, wie schon neulick hervorge hoben, in dem Abschluß de« sogenannten Lorcnzo-MarqueS- VertrageS mit der englischen Regierung zu suchen, der in Portugal allgemeine Entrüstung bervorgernfen hat. E« handelt sich bekanntlich bei diesem Vertrage zwar nicht um die förmliche Abtretung des dicht an da-Transvaal land angrenzenden Gebicles von Lorenzo-MarqucS an England, wohl aber um gewisse stratcgiscve und commerzielle Ab machungen, namentlich um daS DmchruqSrcchl sür englische Truppen und um die Anlegung einer Eisenbahn von Lorcnzo- MarqueS nach Pretoria. AngesichlS drr Wirren in Südafrika ist der Vertrag für England von besonderer Bedeutung. In Portugal will aber die öffentliche Meinung durchaus Nichts davon wissen, und das Ministerium hat seine allzu große Gefälligkeit gegen England mit seinem Sturze bezahlen müssen. Wie man sich erinnert, war vor Jahren einmal die Rede davon, daß Deutschland mit Portugal wegen Ab tretung von Lorcnzo Marguc» und der dazu gehörigen Delagoa-Bai i» Unterhandlungen getreten sei, die jedoch in folge vcS von England erhobenen Einspruches vereitelt wurden. Die französische Minislerkrisio ist bcseiligt. beseitigt sür einige Zeit, denn als Sieger au« Vieser Assaire ist Gain- betta kervorgcgangen. Lurch die Neutralität deS CabmetS ist die Listenwahl so gut wie gesichert und daS Resultat der nächste» Wahl wird ein Ministerium Gambetta sein. Ja, man geht in Pari« nock weiter; man streitet im Publi cum und wettet auf Gambetta oder Grcvn und wer von beiden zuletzt siegen werde. Man meint, wenn Gambetta siege, würde Grevy in dieselbe Klemme geralbcn wie einst Mac Mahon. entweder sich zu unlcrwerfen oder ab;utankcn. ES ist ein trauriges Zeugnis sür die politische Reise der neuen französischen Repuolik, daß Präsident, Negierung, Kam mer, Senat, Presse und die ausgesprochene Mcbrhcit des ganzen Volke» sich von einem nnüberleglen, jeder tieferen NaatSmännischen Einsicht entbehrenden und nur mit den „Vor rügen" rhetorischer Suada ausgerüstete» Mann wie Gam- octta gängeln lassen. Wir meinen, dieses Verhältniß wäre unmöglich, wenn »ich! in dem Herrn Kamincrpräsidenlcn thal- sächlich der Nevanchcgetanke verkörpert wäre. Tie belgische Repräscntantenkammcr hat ein neue» Präsidium gewählt. Sic wäblte den bisherigen ersten Vicepräsidenlcn DeScampS mit 60 gegen 33 Stimmen zum Präsidenten; zum ersten Biccpräsitentcn wurde Hardy de Beaulieu und rum zweiten Viccpräsidcnlen Couvrcur gewählt. Dieser Nemvabl ging ein Kammerskandal voraus. Bei der Beralhung dcS MilltairetatS sagte der Abge ordnete Woeste von der Rechten, er babe sich drr Abstimmung enthalten, weil die Armee gewisse Parteimaßrrgcln des Kriegs- Ministers (die Ausbcbnng der Felbgeistlichkeil, die Untersagung der früher üblich gewesenen cssiciellcn Reniabrsvisilcn de- Ossicier- ccrp» an Bischofssitzen beim Bisckos und der ossiciellenlbcilnabme an einem FestgolteSdiensie) mißbillige Es erscholl sofort von der Linken der Rui: „zur Ordnung!" und der Minister de« Aeußcrn, Fr«rc-Oroan, verlangte ausdrücklich den OrdnungS- rus gegen Len Deputirten Woeste, weil eine Gesabr sür den Staat darin liege, zu sagen, die Armee hätte ihren Ches
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