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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-08-31
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188108314
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810831
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810831
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-08
- Tag1881-08-31
- Monat1881-08
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1881
- Autor
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Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. Kk-action «nt Lrpetttii« Iohanue-gassr 33. APrechii«»-»« ter lietartl«« vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag« S—6 Uhr. »» «er für «te »üchftfnl,«»»« «eftt»i»tr» Inserat« an ^ ^e« KG » Uhr Nachmttta,«. «Ei»», nn» -rsttaaea früh hi« '/,» Uhr. 2» te« /ttialen fiir 3ns..7i««ah»e: vtt« Ktem«. Unlversstättstraße SS, rate« Lüsche, Ko kharinn,strahl 18, p. »»r »i» '/.S «dr.' MZgerCagclilM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Nrrslage L«,S«0. LtMMvrntyrei« Viertels. 4V, . Vriugerlohn 6 ststL. Ne «oft s durch die Post bezöge» S Mt. Jede eiazelar Nummer 86 Pf. «elqsemplar 10 »f. Oebsthre» für Extrabeilage« »h»r PostbesSrderung SV ML Mt Postbesördenmg 48 NU. 2»fer«te SaespaUene Petitzeile >0 Pf. Größere Schrift«» laut »asere« Preis. . verzeichaib- Labellarifcher Satz »ach höherem Parts. Lertiusrn uuter -en 1letarti««»ßrich die Spaltzeile 60 Pf. Inserate sind stet« an die «rhevttla« >, feade». — Rabatt wird nicht gegebe». Zahlung prnonumsnunlu oder durch " Nachnahme. L4L. Mittwoch den 31. August 1881. 75. Jahrgang. AmtlicherTheil. VrkLMüMchL«-. Wir haben beschloflen, -e« 4. Gepte«ber d. I.» «« welchem vor nunmekr fünfzig Jahren unserem engeren Baterlande die VerfafsungSurkunde verliehen wurde, festlich zu begehen und werden wir unter Anderem auch die öffentlichen Gebäude beflaggen. An die Bewohner unserer Stadt aber richten wir daS Ersuchen, in Erinnerung an diesen für die Geschichte Sachsen« so wichtigen Tag ebenfall« dt« CdedArrd« in würdiger Weise mit Fjagge«fSh»«ck »ersehe» zu »olle«. Leipzig, am 27. August 1881. Der Nath der Stadt Leipzig. ^ K-. L I)r. Georgi. Wangemann. Beklmntmachmlg. Wir bringen hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß wir die Körnerstraße von der Kochstraße bi« zum Brandwege in öffentliche Unterhaltung übernommen haben. Leipzig, den 25. August 188l. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. vr. Wangemann. vrkmnlmachi«. e Berger'sche Sicht »di»», . M»aisterw ^Michaeüü > für „einen ürde" ist d. I. in» Pf. zu ver. Da« Agathe armen Studenten zur Erlangung der aus die Termine Michaeli« 1878 bl« mit Pesa««td«trage vo» ION Mark geben. Bewerber um diese« Stipendium werden aufgesordert, ihre Gesuche nebst den erforderlichen Bescheinigungen bi« zum 10. September d. I bei unü einzureichen. Leipzig, den 17. August 1881. , Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Harrwitz. Uekämü«lch«ng. Für den Termin Michaeli« d. I. surd vier AusstattunaS- stipendien im Betrage von 77 Mark 8 Pf.. 67 Mark 45 Pf. und zwei Mal 40 Mark 47 Ps. an hiesige unbescholtene arme Vürger-töchter, welche sich seit Michaeli« v. I. verheirathet haben, von nn« zu vergeben und sind schriftliche Gesuche darum uuter Beifügung der EheschließungSbescheinigung. eines von zwei hiesigen Bürgern bei Bürgerpflicht ausgestellten Zeugnisses über die Unbescholtenheit und Bedürftigkeit der Bewerberin, sowie, wa« daS eine, nur an ehelich Ocborene zu vergebende Wiederkehrer'sche Stipendium von 40 Mark 47 Pf. anlangt, einer GcburtSbescheinigung bi« zum 10. Sep tember d. Ä. auf dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 15, einzureichen. Leipzig, den 24. August 1881 Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Harrwitz. Königliches Gymnasium. Freitag, den 2. September, zur «edaiiseier Actus Vorm. 9 Uhr, zu dem im Name» des Lchrercollegium« ergebenst cinladet —Richard Richter. Erstatteter Anzeige zufolge ist der Anna Tiara Marie Wundraik a»s Zeitz da« ihr von der Polizeiverwaltuag zu Zeitz am >1. Oktober 1879 unter No. 322 ausgestellte Dienstbuch abhanden gekommen. Da« Buch wolle man im Auffindung«sall« anher abliefern. Leipzig, den 29. Aiigust 1881. Da« «oltzei-Amt der Ltadt Leipzig. vr. Rüder. Mühlner. Nichtamtlicher Thetl. Leipzig, 31. August. Nachgerade wird e« für Alle, welche den bevorstehenden Reich«lagSwahle» ein regercö Interesse widmen, recht unangenehm, daß über den Wahltermin noch immer nichts Sichere- bekannt ist. Allgemein wird angenommen, daß via» sich im Schooße der Regierung über riesen Tag längst verständigt habe. Ist diese Annahme richtig, warum wird dann daS Datum nicht veröffentlicht? Ist sie aber un richtig, warum erhält das Publicum darüber nicht eine unzweideutige Ausklärung? Wir unserrrseitS sind der Ansicht, die einzelnen Wahlkreise nicht unnöthig früh in die Wahlagitation zu stürze»; es lckeint u»S dringend ge boten. die Aufregung des Wahlkampfes mit allen ihren das gesellschaftliche Leben zerklüstenden und vergiftenden Folgen aus eine möglichst kurze Zeit cinzuschränkcn. Aber gerade unter diesem GcsschlSpunclc halten wir eine möglichst frühe Bekanntgabe keö WahIlerminS für wünschcn-werlh. Rur dann ist cS möglich, mit einer umfassenden öffentlichen Agitation bis in die letzten Wochen vor demselben zuzuwarten Bleibt daS Publicum in steter Ungewißheit, hat eS vielleicht gar den Argwohn einer „Neberraschung". so ist eS nur natür lich, wenn die Parteien bis in die kleinsten Kreise hinein sehr vorzeitig gegen einander zu Felde ziehen. Wir können daher nur bedauern, daß uian mit der Bekannt gabe des Wahltermins so lange zurückhält. Bon einer Seite ist behauptet worden, die Regierung beobachte diese Zurückhaltung, weil sie die streitige Krage, von welchem Ta ge der Be ginn der Gesetzgebung-Periode zu rech nen sei. ob vom Tage der allgemeinen Wahlen ober vom Tage der Eröffnung de« neugewählten Reichstag« an, nicht entscheiden wolle. Daraus ist zu erwidern, dag diese Frage für die Regierung überhaupt nicht streitig ist. Es erhellt die- zunächst schon auS den RegierungSmotwen zum Wahlgesetz vom 3l. Mai 1889, wo ausdrücklich be- merkt wird, „daß die erste Legislaturperiode de« Reichstag« am 31. August 1870 ihr End« erreicht, da die allgemeinen Wahlen für diese Legislaturperiode in sämmt- lichen vunde«staaten am 3l. August 1867 vollzogen seien." Roch schlagender aber ist die Thätsache. daß die Regierung am 1V. Januar 1877 Neuwahlen hat vornehmen lassen, ohne den aanz genau drei Jahre vorher, an, 10. Januar 1874. gewählten Reichstag aufzulösen. Der Reichstag hat gegen die« Verfahren Nicht« eingewandt, und damt ist die Streit frage thatsächlich entschieden. Selbst wenn man mdeß ammhme. die Reich-regierung betrachte, angesichts der neuerding« wieder aufqetauchten Gegenagitationen, die Frage als nicht entschieden, so würbe ihr doch Nichts im Wege ge standen haben, einen nach dem 9. September fallenden Wahl termin längst zu veröffentlichen; denn cS bedarf durchaus nicht erst des Ablaufs der Legislaturperiode, um einen hinter den Ablaufötermin fallenden Wahltag festzusctzcn. Die Ver ordnung. welche die Wahlen vom lO. Januar 1877 auS- schricb, wurde am 30. November 1876 veröffentlicht, während der alte Reichstag noch bis zum 22. December 1876 ver sammelt war. Mit bemerkenSwerther Einmüthigkeit und Folgerichtigkeit halte» sich die politische Wett und die öffentliche Meinung in gleicher Weise zurückhaltend gegen die Versuche Italiens, sich als Dritter im Bunde zu Deutschland und ester reich-Ungarn zu gesellen. Die Thalsache gicbt nach manchen Richtungen hin zu denken. Sie beweist, wie tiefe Wurzeln die deutsch-österreichische Friedensgemeinschaft im Bewußtici» der Bevölkerung geschlagen, die jetzt jedem Fremden, auch wenn er mit den besten Absichten sich nährt, ein gewisses Miß trauen wie einem Störenfriede und Eindringling entgcgcn- bringt. Sie spricht aber auch für das Vorhandensein einer richtigen Erkenntniß in weilen Volksschichten, die an die Auf richtigkeit der itaticilischcn FreunbschastSversichcrungcn so wenig glaubt, wie an die Nothwenbigkeit, den Staatsmännern des Ouirinal die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Dcutsch- land hat die Unzuverlässigkeit italienischer Staatsmänner gerade im lettzten Jahrzehnt zu häufig erfahren ui» nicht gewarnt z» sein. Und gerade in einem Augenblick, wo das Berliner Cabinct die besten Beziehungen zur franzö sischen Regierung unterhält, wo cs seine Ausgabe darein setzt, dein Größenwahn unserer westlichen Nachbarn ein unschäd liches Ventil in Afrika zu eröffnen, gerade da dürfte sich nur schwer ein zwingender Anlaß ausfindig iiiacheil mitten in der betretene» Bahn umzukehren und den Italienern aus ihre bloßen verschwommenen Wünsche hin den Rückhalt zu ge währen, de» man ihnen bei Beginn der tunesischen Verwicke lung nach reiflicher und kluger Erwägung versagt hatte. Man fragt sich vergebens, welche Morqengabe der Quirmal wohl darvringcn könnte, wenn er seine Ausnahme als Bundes genosse bewirke» wollte. Deutschland verlangt von Italien Nicht«, weder Garantien für die Zukunft, noch irgend Etwa-, was nach SchadloShattung für die Vergangenheit auSsiebt. Oesterreich aber kann cS mit Seelenruhe ertragen, ob die „Irredenta" ihre wahnsinnigen Ansprüche aus Triest und Süktirol aufrecht erhält oder aus dieselben verzichtet. ES wird sur den letzteren Fall jedenfalls keine Verbindlichkeiten cingehcii, die den dargcbotenen Preis weit übersteigen würden. Wenn König Humbert die Höfe von Wien und Berlin besucht, kann er der besten Ausnahme gewiß sein. Aber wenn er eine fertige Allianz mit heimbringen sollte, so müßten zuvor Ver hältnisse eingetrcten sein, zu welchen sich bis jetzt „och nicht einmal die ersten Umrißlinicn zeigen. Diese Auffassung der Lage, wie sie hier wiedergegcben ist, wird in Berlin bis hoch hinaus getheilt, und wer die einzelnen Wandlungen der ita lienischen geplanten KönigSrcise verfolgt hat, muß zugcbcii, daß sie auch durch das Verhalten dcS Berliner Cabinels nichts weniger als verleugnet worden ist. Ucber den Gesundheitszustand de« Kaiser- wird unS auS Berlin geschrieben: „Alle Nachrichten aus dem hiesigen königlichen Palais stimmen dahin überein, daß der Kaiser sich von seinem letzten Unwohlsein völlig wieder erholt hat und sein Befinden gegenwärtig ein durchaus zufrieden stellendes ist. In den Anordnungen für die Theilnahmc des Kaisers an den bevorstehenden Manövern ist Nichts geändert worden." Allem Anscheine nach sind in diesen Tagen Entscheidungen in Berlin von -höchster Bedeutung im kirchenp„litischen Kampfe getroffen worden. Dem elsässischen Priester, der. einst weilen nur durch päpstliches Mandat, zum Bischof von Trierein- gesetzl worden, scheint eine wichtige Rolle in den letzte» Wand lungen de« „EulturkampseS" zugefallen zu sein. Er wird voraussichtlich aus Varzin nicht nur für sich die staatliche Anerkennung, den Erlaß de- BischosSeides mttgebracht haben, sondern cS wird jetzt wohl auch entschieden werden oder worden sein, in welcher Weife die Revision der kirchcn- politischcn Gesetzgebung fortgesetzt, wie namentlich die Anzeigc- pstichl geregelt werden soll, um, wenn nicht zu einer grundsätzlichen Verständigung, so doch aus einen Vcr- kehr-suß zu gelangen. Wie dieser Friedensschluß beschaffen sein wird, darüber wollen wir unS nicht in Muthmaßungc» ergeben. Trübe genug würden sie auSfallen. Ten Kanzler stört der Kulturkampf in seinen social- und wirthschasts- politiscken Plänen und eS »st anzunehmen, daß er jetzt über Manches leichter denkt, was früher sur ein unentbehrliches Rüstzeug deS Staates gegolten. Nicht auf kirchlichem Gebiet soll brr Dank abgestaltet werden, sondern aus wirthschasttichem. Aber wird er das in der Thal werden ? Gegenüber den neuesten Ricsenplänen de« Reichskanzlers nehmen Blätter und Redner deS EentrumS eine mehr als zurückhaltende, sie nehmen sogar eine schroff ablehnende Stellung ein. „Gegen den StaalSsocialiSmuS", versichert die „Germania", „der alle Nebel der unteren Clasien durch StaatSgclkcr, welche von diesen selben Elaffen vorwiegend aufgebracht werden müsse», zu heilen gedenkt, machen die katholischen Wähler überall energisch Front." Achnliche Stimmen auS dem Lager deS IesiiitiSmu- ließen sich in großer Zahl an- sühren, und hat nicht auch diese Partei daS Unsallversichcruiigs- gesetz in einer Weise umaewvrsen, daß eS dem Reichskanzler wcrthloü und u»annchmoar erschien? Es könnte leicht die Rechnung auf den Dank deS EentrumS in wirthschastlichcn und socialen Dingen trügen, ganz abgesehen von der Frage, wo diese Partei bleibt, wenn wirklich einmal ciu Frieden ge schloffen ist. Die Haltung des reichSlä »bischen KlcruS dem preußischen Staate gegenüber verdient die Aufmerksam keit unserer Leser. Bei den, gelegentlich der Weihe dcS Coat- jutor« Stumps inStraßburg stattgesu»dc»cii Banket galt der erste Toast Papst Leo XIII. ^eS brachte denselben der neu- geweihte Bischof i» deutscher Sprache aus. Daraus brachte ver Eonseerator Bischof Mcrmitlod in längerer Ansprache ein Hoch aus daS Elsaß auS. Die „Germania" hebt auö dieser merkwürdigen Rede folgende Stellen hervor: T« scheint, sagte der Redner, daß Euer alter Tom nur für diese großen Lerenionien gebaut ist. Als deuie Morgen Euer Klerus, glücklich und stolz über seinen Bsichos und seinen Eoadjutcr, Eure Eivil- «nd MilitairbehSrden. Euer freudig bewegte- Volk, beiten große» Raum füllten und da- Ted«»«, vo» Lausende» gesungen, sich mit dem Degen des neue« Bischofs vereinte, erblickte man da nicht, gleich einer Erscheinung, jene Glückseligkeiten, welche der Einig keit de- KlcruS und des Volkes verheißen ist iu einem gemeinsamen Glauben und in gemeinsamen Hoffnungen? Sah man da nicht de» durch die fruchtbringende Bereinigung der Kirche «nd des Stantr« bewirkten Wohlstand der Völker? (Beifall.) ^ , Weiter wandte sich der Redner zu Bischof Korum, welcher vor wenigen Tagen in Rom zum Bischof von Trier geweiht wurde, und begrüßte denselben, indem er ihm sagte, baß, wenn er den Straßburger Dom verlasse, wo er als Pfarrer so innig geliebt wurde, in Trier ihn viele liebende erzen sehnsüchtig erwarteten, »nd daß die gesammte katho lische Wett ihn als einen Vorboten, als eine Taube begrüße, welche von Rom den Oelzweig uiitbringe, als ein Zeichen der friedfertigen Gesinnungen deS erhabenen PapsteS Leo XVI. (Rauschender Beifall.) Dann wiederholte Bischof Mer- niiltod nochmals, daß Elsaß in unseren Tagen ein Land ge worden, auS welchem große Bischöfe hervorgegange», deren vier, die Bischöfe Räß, Stumpf, Fleck und Korum, anwesend seien. Er wie« alsdann aus die abwesenden .Kämpen der Wahrheit" hin, und sich zu den Behörden hinwendend, welche mit lebhafter Sympathie seinen Worten Beifall zollten, fügte er Hinz»: Früher sprach man von einem StaatSwagcn. Gestatten Sie mir, ein andere» Etleichniß hier anzujühre», deuu wir müssen mit dem Jahrhundert schreiten. Sie wissen, mein« Herren, die Loeo- morivea führe» die mit Reisende» und den Schätze» der Industrie beladene» Wagen bis nach den entferntesten Gegenden hin. Auch die Völker schreite» vorwärts und trage» in ihrem Schoße die geistigen und materiellen Schütze. Rnr der Bereu, dieser beiden Kräfte er möglicht da» Bestehen der Livilisatio«. Erschrecke« wir also nicht vor den Bischöfen, welche aus den Lokomotiven stehen und da- reine Wasser der Wahrheit, den Heizstoff der Arbeit und Ergebenheit sammt dem Feuer der Aufopferung mit sich bringen, ihre srüherhiu wie heute «och geleistete uneigennützige Mithülst treibt die Völker zum friedlichen Fortschritt und dauernden Wohlstände. (Bei fall.) Also, meiue Herren, ein Hoch dem alten Elsaß» dieser tzrimath der frommen uud großen Bischöfe. Diese Worte wurden mit lebhaftem Beifall entgegen- qenonimen, und mehrere Vertreter der Civil- und Militair- behörden näherten sich dem Redner, »m mit ihm für die sym- palhisckis, Worte, die er soeben gesprochen, eine» warmen Händedruck auszutauschen. ' Der Geheime RegicrunaSrath Hahn, der eigentliche Leiter der „Provinziai-Correspondenz", hätte cö kaum nöthig gehabt, so bestimmt zu versichern, daß er seine Geschichte deS EulturkampseS obnc Anregung und nicht aus Ver anlassung der Regierung unternommen. Für Diejenigen, welche die heikle Stellung dieses Beamlen seit längerer Zeit verfolgt haben, ist cS kein Gchcimniß iiicbr, daß er die Fühlung mit dem Fürsten Bismarck, deren er sich früher zu erfreuen batte, einigermaßen verloren hat. Der .Kanzler findet die literarische Unterstützung, welche ihm die „Provinzial - Corrc- sxondciiz" leistet, angeblich zu lau, und cS soll namentlich zu der Zeit, wo Gras Botho zu Eulenburg noch da» Ministerium des Innern leitete. nicht an Beschwerden in diesem Sinne gefehlt habe», ivetche durch Mittelspersonen an ihre richtige Adresse gelangten. Schwerlich würde Herr Hahn, welcher den Ruf eines einsichtsvollen ii»b iibcrzcuguiigölrcuen Be amten von vollendeter Feinheit genießt, heule noch einmal mit dem Aufträge betraut werde», dessen er sich vor Jahren zu entledigen Halle, nämlich die Geschichte des Ministeriums Bismarck aclenmäßig darzustellcn. Man schreibt uns auö Berlin: Wenn die innere Politik des Kanzlers wieder einmal „Friktionen" ausge setzt ist, was von den Ossiciösen nicht einmal zu leugnen ver sucht wird, so steht Zweierlei fest: einmal, daß in diesen Reibungen die „Frage Hatzseldt" den ersten Rang einnimmt, dann, daß die „Frage Eulenburg" weder die zweite noch die letzte, noch überhaupt eine Rolle in demselben spielt, einfach, weit sie gar nicht in Wirklichkeit vorhanden ist. Man hat cS neuerdings wieder so darstellen wollen, als ob die Ernen nung des Grase» Botho zu Eulenburg zu», Obcrpräsi- denten vo» Hesse» Nassau cm Paroli gewesen sei, welches dem Kanzler geboten worden. DaS ist so falsch, daß, wie a» dieser Stelle schon wicderhalt hcrvorgehcben worden, gerade daö Gegentheil wahr ist. Gerade Fürst Bismarck war eS, von welche», der Gedanke auSging, den ehemaligen Minister des Innern für den Staatsdienst zu erbalten. Selbst durch die ausang- licheu Weigerungen ließ er sich nicht in feinen Versuchen hin dern, eine äußerliche Aussöhnung zu erwirken; und wenn es zuletzt dcS persönlichen Eingreifens deS Kaisers bedurfte, um den Grasen Eulenburg zur Annahme deS Oberpräsiventen- postenS in Kassel zu bewegen, so stand auch diesem letzten Schritt der Kanzler nicht fern, wie uns glaubwürdig ver sichert wird, lieber daS Merkwürdige, ja eigentlich Befremd liche der Art und Weise, wie die schroffe Eulcnburgkrise be glichen worden, wird man kaum verschiedener Meinung sein können. Tic psychologische Seite der Frage darf indessen daS Urtbeil über die Thätsache» nicht berühren und waS die letzteren anlangt, so steht cS fest, daß Fürst Bismarck auf die praktische Wirksamkeit deS Grase» im Staatsdienst den höchsten Werth legt. AuS Baden wird unS geschrieben: Eine interessante Erscheinung in der gegenwärtigen Wahlbewegung bietet der 4. badische Wahlkreis (Lörrach-Müllhcim), dessen bis- beriger Vertreter Pflüger sich als einziger Badener der Secession angcschlosicn hat. Es war kein Gehklinniß. daß dieser Schritt s. Z. unter den Wählern vielfach Mißbilligung gesunden hatte; trotzdem nahm inan an, daß Pstüger'S große Popularität sowobt wie seine bedeutenden Verdienste uni daS öffentliche Leben, besonders um die communalen Angelegenheiten seiner Heimath, ihm da« ReichStagSmandat auch ferner sichern würden, umsoinchr, als er anü der national liberalen Fraction dcS badischen Landtag- nickt auStrat, sogar Mitglied des Ausschusses der badischen nationallibcralen Partei verblieb In dieser Eigensckast hat er denn auck das bekannte Wahl, Programm der batisckcn Nalionalliberalen unterschrieben. Obendrein noch hat sich, als neuerdings Anzeichen der Un zufriedenheit unter den Wählern bemerkbar wurde», die Parteileitung seiner iiiit Wärme angenommen. Trotz alledem hat eine große Versammlung angesehener Männer die Wiederwahl Pslügcr'S letiglick wegen seine» secessioni- stischen CtandpuncteS aufs Entschiedenste abgelehnl und den nationalliberalci, LaildtagS-Abgeordneten Däublin als ihren Eandidaten ausgestellt. Alle seither noch ge- mackten Anstrengungen beyus« eine» gütlichen Ausgleichs sind gescheitert, was um so begreiflicher ist, als hinter jener Versammlung ohne allen Zweifel die große Mehrheit der Liberalen des Wahlkreise« sic vciscl steht. Die roße Mehrheit alil Vsiuger'S muß al« ausgeschlossen betrachtet werden. Die Frage ist nur, ob die Spaltung der Liberalen nicht schließlich den Ultra- montanen zu Gute kommen wird, waS zwar nicht wahr scheinlich, aber auch nicht ganz unmöglich ist. Wir überlass« dem Leser, seine Betrachtungen über diese Thatsachen anzu stellen. Stur daran wollen wir erinnern, daß vor JahveSsrist in der fecessionistischen Presse der Schritt Pflüger'S al« der Gesinnungsausdruck der großen Mehrheit de« badischen Volke« dargestellt wurde. Nach Berliner Blättern ist am Mittwoch der seit längerer Aeit schwer erkrankte Hofbesitzer Krüger in Bestoft in Nord- chleswig. der bekannte langjährige Vorkämpfer der nord- chle-wigschen Dänen, gestorben Er ist 65 Jahre alt ge worden. Bis zur Annexion der Herzogthümer an Preußen vielfach in der Ständeversammlung derselben, und zwar im Gegensatz zur deutsche» Partei stets für die sog. Gesammt« staatS-Lcrsaffung, d. h. für die vollständige Einverleibung Schleswig-Holstein« in Dänemark thätig, wirkte er auch in demselben Sinne al« Mitglied de« Kopenhagener ReichSrath«. AIS Mitglied de« preußischen Abgeordnetenhauses verweigerte er wiederholt den Eid aus die Verfassung, so daß sein c längere rrzulefen. eifrigsten Reden für die Wiederabtretung NordschleSwigS vor Die Dänen diese« LandeStheilS haben in Krüger ihren > Führer verloren; wie e« scheint, haben sie keinen Ersatzmann für ihn, der da» nämliche Vertrauen genösse. Zn vielen Blättern stand die Nachricht, im Wahlkreis Hanau hätten sich alle Liberalen auf den fortschritt lichen Eandidaten Professor RÜhl in Königsberg vereinigt. Dies ist nicht der Fall. Von naNoualliberaler Seite rst der LandtaaSabg. Fritz Kalle al- ReichStagScandidat ans gestellt worden. Alle Nachrichten an« Pari« stimmen darin überein, daß sich die Lage in Frankreich durch die Wahlen dom 21. August nicht geklärt hat: die Verwirrung ist augenblicklich sogar gröber al- je. Rur Lin- steht fest: die Nation be freundet sich mit der Republik ziiit jedem Jahre mehr «nd setzt eine Eb,a/n>»in. sich die freieste» Einrichtungen P» er- theilen. Sis -nn e« ja. denn sie ist jetzt ganz Herrin ihrer Geschicke; wäre sie nur auch Herrin der Partei, welche sich anschickt, sie nach Wohlgefallen zu lenken Gambetta'S Getreuen haben im Wahlkamvfe sich stark fortschrittlich ver- pflichtet, um durchzukommen; ^ jetzt sollen sie offen mit diesen Zusaaen brechen und sich unbedingt der höheren Macht nn Palai» Bourbon unterwerfen. Diese höhere Macht Manne Frankreichs" erklärt und die Hand nach Gewalt auSstreckt, als ob die PforteseuilleS ihm und seinen Leuten von Rechtswegen gehörten. Die Organe des Palais Bourbon, und fast mcyr noch der „TcmpS", haben in den letzten Monaten Alles getha», waS Verdacht gegen Gambetta erregen, ja, ibn zu einer lächerlichen Figur machen kann. Wenn Gambetta, so äußert sich auch die „France", sich einbildet, er könne durch sein Rednertalent die radikale Demokratie beschwatzen und zugleich den Chef eines CabinetS spielen, der gemäßigten Tendenzen huldige, so spiele er die Rolle deS AlcibcadeS. Zn unfern militairischen Kreisen wird die Lage der Franzosen in Nordasrika als eine nicht unbedenkliche angeseben. Man verfolgt die einzelnen Stadien de« tunesi sch al gierischen Feldzug- mit einem Interesse und einer Gründlichkeit, die um so erklärlicher sind, als die reorgani- sirte französische Armee hier seit dem Kriege von 1870/71 die erste praktische Probe ihrer Tücktigkcit abzuleqcn bat. An beacktenSwerther Stelle wird nun daraus ausmerksam gemacht, daß in einem Puncle wenigstens diese Probe sehr mangelhaft auSsällt, nämlich in Bezug aus daS Intendantur- wesen, aus die Verpflegung der Truppen, lieber die Manövrir- fähigkeit der letzteren sowie über die Leistungen der Führer erklärt man mit einem abschließenden Urthcil zurückhaltcn zu müflen; waS aber jene für daS Wesen einer jeden Armec- lcitung so überaus wichtige Frage anlangt, so stellt sich nach unserm Gewährsmann schon jetzt heraus, daß die Franzosen „Nichts gelernt und Nicht- vergessen haben" und mit uner hörtem Leichtsinn die trockene Arbeit der VerpflegungSämtcr subalternen und unfähigen Kräften überlassen. Man kann gerade nickt sagen, daß die Anführung dieser Thatsacke vom deutschen Standpunkt irgend etwa« Beunruhigendes an sich trüge. Wir haben in telegraphischer Kürze gemeldet, daß dir Colonne de« französischen Generals Rögrier, welche von Göryville auSgerüat war, den Rückweg nach diesem Punct über Abivd-Sidr-Scheikb nehmen sollte, einen Wall- sabrlöort, in welchem sich da- Grabmal des MarabutS Sidi- Schcikh befindet, von dem die mächtige Familie der Uled- Siki-Schcikh abstammt. Ter Oberst Nögrier hat dieses Grabmal, welches bei allen Arabern in Hoher Verehrung sicht und bisher von den französischen Heeressäulen stelS ver schont worden war, zerstören lassen. Dieser Act wird großes Aussehen erregen und eine gewaltige Gährung unter den Stämmen nach sich ziehen, welche, wie die Uled-Kra)ed-Lckezaqa und andere, den religiösen Anhang der Uled-Sidi^Scheikh bilden. Er wird von den Agitatoren um so mehr auSge- beutet werden, als er mit dem Ende deS Rhamadan zusam- mcnsällt, und er kann einen mäcktigen Einfluß aus die Haltung der südlichen Stämme Üben. Nicht nur Si-Kaddur, sondern auch Si-Sliman werden die Beschimpfung deS Grabes ihre« AKnhcrrn rächen wollen. Man erinnert bei dieser Gelegen- beit daran, daß in Tuni« das Grab de« großen Maradut« der Krumir« von den französischen Colonnen geschont worden ist, und man bedauert, daß der Oberst NSgrier nicht für an gemessen gesunden hat, in Algerien ebenso zu verfahren. Diese allzu strengen Acte bringen die Lingcbornen natürlich gegen Frankreich aus. Der „TcmpS" findet die Thal de« Obersten Nögrier geradezu unerhört und ebenso gefährlich, wie wenn etwa in Spanien eine fremde Armee sich bcikommen ließe, die Kirckc unserer lieben Frau clel ?1I»r zu Saragossa in Brand zu stecken. „Wenn e« wahr ist", sagt der „TenipS". „daß der Oberst Nögrier daS Grab de« Sidl- Sckeikh zerstört hat. wenn aus diese Weise zwischen Frank reick und einer Familie, niit der man sich lieber hätte ver ständigen sollen, ein Abgrund gezogen worden ist, so wird un« diese Thal französisches Blut kosten. Wir werden daun Zweierlei verlangen: daß daS Grabmal Sidi-ScheikhS wieder
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