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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 22.04.1924
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1924-04-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19240422012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1924042201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1924042201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1924
- Monat1924-04
- Tag1924-04-22
- Monat1924-04
- Jahr1924
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 22.04.1924
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VS. Jahrgang. ZK 12S Dienskag^ 22. April 1924 Gegrün-el 1856 «nchtanichrill-, M.chrich«.» N«,»«. tz»rnlpr«d«r - Samm.lnumm.r 2S 2»1. Nur Dr Nochlg-Ipräch»: 20011. Dezugs-Gebühr Nt» An.»«»»n o»»»«n »ach S«td«art> d-r«tzn»; ix. »,»>»» >0», » mm or»tt» Anzeigen-Preise: mcherval» «0U» V»»r »n,»düdr,0 VN- «»—. NxNrao« «orou°^»ri. SchrMIeüung und Laup>a»tch«ftsiI,II»: w»rt«»llr»s>» 3S/»0. Druck u. D»r>ag von Ulepich ä- Strich»-»! »> Dresd«», Poftlchrch-Aonlo 10SS Dre.de». Nachdeuch «ur »v deuNtch», Su»I«>an^d, <.Dre«»»»r «,chr."> MldNt» - Um»»rl»»B» SchrMüch» »erden »ich« »uNiuiad«. «-ilKps-Sl-O k^üI^ISQI-I Orsscien-/^. 24 WNlNNnknunnle. 24 kruneil-flügel um! Pi«mo8 »UN unssl-chn Lwsigknbrik Joiinnngoorgsnslncll 61-sisn I^LlssigSs in mittlss-Ss- I^s-sislÄgS — Ssqusms ^LllJlwsiss ^ülviisei-« OnssZyn-/^. 24 WLisonsietunnte. 24 Frankreich sabotiert das Pariser Gutachten. Poincare versteck! sich hinler -ie Repko, um -ie Räumung -es Ruhrgebieks zu verschleppen. Schwere Bedenken Dr. Luthers und Dr. Schachts wegen -er Aeberschötzung -er -rutschen Leistungsfähigkeit. Meinungsverschiedenheiten mit London. Paris, 2t>. April. Nach einer von der Agentur Havas verbreiteten halbamtlichen Erklärung sind die fran zösischen offiziellen Kreise der Ansicht, die am Donnerstag von der Neparationskommission getroffene Entscheidung werde ge winnen, wenn sie vervollkommnet und präzisiert würde. Zweifelsohne werde die französische Delegation bei der Re- parationSkommission unverzüglich offiziell über den Stand punkt des französischen Ministerpräsidenten unterrichtet wer den. (Nach dem „Petit Journal" soll diese Mitteilung an Louis Barthou heute abgehen.f Die französische Negierung habe dir Initiative ergriffen, Sachvcrständigenausschüsie ein- zusetzen, und sie habe nicht gezögert, das Verdienst Ihrer Arbeiten anzuerkenncn und ihre Schlußfolgerungen >m 1>Ioe anzunehmen. Die französische Regierung wolle also heute nichts davon znrücknehmeu, jedoch müßten die alliierte« Regierungen »or eine klare und formelle Entscheidung der Reparatiouskommission gestellt werden, die t» -er Zukunft zu keinerlei Zweideutigkeiten Anlaß gebe. Die Neparationskommission habe nun in ihrer Entschei dung vom 17. April ohne andere Präzisierung die Schluß- solgeruttgcn und die Methoden des Sachverständigenplancs, soweit sie ihrer Kompetenz unterstehen, angenommen, anderseits aber den alliierten Regierungen die Schlußfolge rungen zur Annahme empfohlen, die ihrer Kompetenz unter stehen. Es bestehe also ein Interesse, daß die Reparatious» kommission ausdrücklich erkläre, was bei der Anssührung des lehr verwickelten Planes den interessierte» Parteien zur Durchführung zustehe, nämlich der Rcparationskommissio«. den alliierten Negierungen und Deutschland selbst. Nach An sicht der Sachverständigen habe tatsächlich die Neparations kommission alle Befugnisse, gewisse Organisationen des neuen Planes zn sirieren. Aber die Sachverständigen hätten eine grundsätzliche Regel ausgestellt, über die die französische Regierung nicht feilschen könne, sie müsse aber wissen, ob die französisch-belgischen Organisationen im Ruhrgcbiete anfgegeben oder ob sie erst in dem Maße, in dsm sie die wirt schaftliche Einheit Dentschland« stören, umgcwaudelt werden sollen, wenn Dentschland den anempsohlencu Plan zur Ausführung gebracht hat. Die deutsche Regierung müsse vor allem die erforderlichen gesetzgeberischen Maßnahmen erlassen und die nötigen Organisationen für die Bildung der Emissionsbank und für die Reichseisenbahngesellschaft durch führen, sie müsse die industrielle Hypothek vermitteln, die Steuern erhöhen usw. Also erst, wenn das Deutsche Reich einen sichtbaren Be weis seines guten Willens gegeben habe, an dem endgültigen Plane der Reparationskommission mit zuarbeiten. könnten Frankreich und Belgien auf- geforderk werden, das wirtschaftliche Pfand im Ruhrgebiete gegen ein anderes, weiter- gehendes Sontrollsystem auszutauschen. Daun werde unvermeidlich die Frage der Garantien und Sanktionen ansgeworsen, die die Sachverständigen nicht behandelt hätten, da diese Maßnahmen einen politischen Charakter hätten. Die sranzösische Negierung nun wolle, bevor sie die Druckmittel ausgcbe, über die sie jetzt versüge, sich von vornherei« mit da« anderen alliierten Mächten über die Sanktionen verständigen, die nach gemeinsamem Abkomme« für den Fall getroffen werden müßte«, daß Dentfchlavd bei der Ans sührung der neue« Bedingungen versage, in London da» egen wolle man sich erst nach einer etwaigen Bee» ehlung des Deutschen Reiches, und zwar nach Aenntnis es Charakters derselben, darüber aussprcchcn. Es sei klar, daß Poiucar^ darauf bestehen würde, seine These zum Siege zn führen, wenn die Stunde der Verhandlungen zwischen de« alliierten Rcaiernu- gen gekommen sei. Er werde das mit »m so größerer Ueberzcugung tun. als die Erfahrung gezeigt habe, daß man keine Sanktionen anznwendcn brauchte, wen« die Alliierten entschlossen waren, sie durchzu führen. Frankreich, das Pfänder im Ruhrgcbiete besitze, deren Wirksamkeit bewiesen sei, würde sehr naiv handeln, wenn cs sie gegen ein einfaches Versprechen der deutschen Mit. arbeit aufgäbe, und ohne versichert zu sein, daß das Deutsche Reich sich nicht noch einmal seinen Verpflichtungen entziehen werde. Frankreich zeige sein Entgegenkommen genügend da durch, daß es die Empfehlungen der Sachverständigen an, nehme, man könne ihm also nicht die unerläßlichen Garantien verweigern, deren Berechtigung die Sachverständige« sogar anerkannt hätten. (W. T. B.j Das Rech! muß an -ie Stelle -er Gewalt treten! Sin Appell Dr. Luthers an Amerika. Berlin, 20. April. Ncichsfinnnzininister Dr. Luther gewährte Herrn v. Wiegand, dem Vertreter der Hearst- Presse, eine Unterredung, in deren Verlauf er sich folgender maßen äußerte: „Die Vereinigten Staaten haben der Welt einen großen Dienst erwiesen, indem sic, wenn auch nur inoffiziell, in die Gestaltung der Rcparativnspolitik eingegriffen haben. Der Bericht der Sachverständigen steuert das Neparativnsschiff, das zwischen gefährlichen Klippen hin- und hcrpcndelte, cyrf einen sicheren Kurs zu, der Aussicht auf eine friedliche Verständigung bietet. Ich lege besonderes Gewicht auf das Wort Aussicht, denn es sind durchaus noch nicht alle Gefahrenpnnktc überwunden." Auf die Frage, in welcher Richtung er die Gefahren sehe, antwortete der Minister: „Ich sehe diese Gefahren besonders tn politischer Richtung. Um das verständlich zu machen, muß ich mit einem Wort auf das Gutachten selbst eingchen. So einsichtsvoll das Gutachten die großen wirtschaftlichen Zu sammenhänge des Weltverkehrs erkennt, so habe ich doch die allerernsteste Sorge, daß daS Gutachten die deutsche Leistungsfähigkeit, auch wenn günstige Entwickiungsbcdingungeu ei», treten, durchaus überschätzt. Mein jetziges Amt und der Werdegang meines Lebens hat mir -ie Möglichkeit gegeben, diese Dinge recht klar zu sehen. Neben dieser ungeheuren zahlenmäßigen Belastung enthält bas Gutachten nun aber auch schwere uno ttefe Eingriffe in dte deutsche Slaatshsheit und damit in das Eigenleben des deutschen Volkes,- Eingriffe» die z. B. bei der Eisenbahn bis zu einer planvollen Zurückdrängung der NcichSgewalt gehen, dte hier besonders hart empfunden wird, weil das Eisenbahnnetz gewissermaßen den Blutumlauf des Wirtschaftskörpers dar stellt. Das alles muß man ins Auge fassen, um zu verstehen, welche Stimmung im deutschen Volke grotzwachsen muß. wenn fetzt immerfort Nachrichten aus Frankreich herüberklingen, nach denen versucht werden soll, neben dieser «»gehe««» Be lastung auch »och die an Ruhr und Rhein ergriffenen Gcwaltmaßnahmeu Mac-onal-s Verzicht aus Sanktionen. Die Deutschen selten das Vertrauen, das man in sie setzt, rechtfertigen De-eulsame Erklärungen -es englischen Premiers vor -er U. L. P. London, 10. April. Der englische Premierminister Ram- fay Macdvnald gab in dem Noyal-Theater zu Pork tn einer Ansprache zur Eröffnung der Konferenz der Unab hängigen Arbeiterpartei eine bemerkenswerte Schilderung derauswärtigenPolikik seiner Regierung. Er erklärte, die auswärtige Politik des gegenwärtige» britischen Kabinetts stütze sich auf zwei grundlegende Prinzipien, die Großbritannien über all vertreten werde: aus die Annahme des D a w e s, Berichtes in seinem ganzen Umfange und zweitens aus die Zulassung Deutschlands znm Völkerbünde. Die Berichte der Sachverständigen böten England eine Gelegenheit, von neuem das Lösungswcrk zu beginnen. Wen» die Gutachten auch einige Punkte enthielten, die in London keine Sympathie finden, so müßten sic dock, a l s «in Ganzes behandelt werden. Durch die Ausnahme Deutschlands i» den Völkerbund werde dieser vervollständigt werden und könne dann eine Basis für den Frieden Europas in der Zukunft bilden. Macdonald gab darauf die Er klärung ab: „Wenn wir anshörcn. als Kerkermeister z« handeln, dann können die von Deutschland gegebenen Bürg schaften fplocigoss angenommen werden. Laßt «ns zn Deutschland sagen: Wenn ihr erklärt, daß ihr diese Berichte annchmcn ftnkos werdet, so werdcn wir euch bei eurem Wort nehmen. Wir haben keinerlei Vorbereitungen getroffen, um irgendeinem Verzug aus euerer Seite z« begegne«. Wenn ihr nach dieser seierlickwn Verpflichtung in Verzug ge ratet, dann werben wir und unsere Alliierten ein ander näher stehen, als je. und wir werden aus das Er»rbnis warten. Aber wir vertrauen euch!" Dieser Satz wird in London als eine direkte Ant wort auf die letzte Rede Poiricarss aufgefaht, in der angedeutet war, das, die Alliierten bereit seien, wieder z« einer kompletten Ves j;»- g der Ruhr zu schreite«, falls Deutsch land seine Zahlungen »ach dem vorgcschkageneu Plan nicht erfüllen sollte. Ueber die innere Politik sprach der Premierminister tn längeren Ausführungen und äußerte sich dabei über die ständig austauchcnden Gerüchte, wonach infolge der Unzufriedenheit der Liberalen baldige Neuwahlen zu erwarten seien. „Niemand." sagte Mac donald, „wünscht eine Wahl, und selbst wenn sie käme, würde sie nichts regeln. Ich glaube nicht an Koalitionen! Die Arbeiterrcgicrung muß im Amte bleiben, sie muß ihre Arbeiten im Einklang mit ihre» Grundsätzen erledigen, aber nicht nach den Programmen der Liberalen oder der Torys. Ich sehe keinen Grund, warum man das Land in den nächsten zwei oder drei Jahren wieder mit Neuwahlen beunruhigen sollte. Wir werdcn mindestens zwei Jahre gebrauchen, um in Europa einen friedliche» Zustand herbeizusühren, damit mir unser Völkerbundprogramm durchführen können, und damit wir die industriellen und wirtschaftlichen Be ziehungen wieder in die normalen Wege leiten." Mac-onal- in -lamekalem Gegensatz zu Frankreich. Daß die französische Regierung keineswegs gewillt ist, ihre SanktionSsorderungcn zurückzustcllcn, erklärt heute vor mittag der in letzter Zeit häufig offiziöse „Matin". DaS Blatt schreibt, Macdonald verwahre sich gegen den Vorwurf, eine Polemik einlciten zu wollen, aber er habe nichtsdesto weniger seiner Ansicht über die von den Alliierten einzu- nehmciidc Haltung Ausdruck gegeben, welche in dia metralem Gegensatz zu der Haltung der französischen Regierung stehe, was Macdonald durch den diplomatischen Schriftwechsel der letzten Tage bekannt sei. Wenn man in England nicht der Tatsache Rechnung trage, daß Frankreich Pfänder besitze und sic nur für gleichwertige für die Ge samtheit der Alliierten gestellte ans der Hand geben werde, so drohe die bemerkenswerte Leistung der Sachverständigen ineineSackgassezu führe». anfrecktzuerhalten. Das ganze deutsche Volk war seelisch darauf eingestellt, daß durch das Sachverständigen-Gutachten eine neue Epoche beginnen solle, in der dte wirtschaftliche Vernunft an Stelle der politischen Gewalt tritt. Wen« die politische Gewaltanwendung nicht gleich zeitig ausgeränmt wir-, so kann ich mir nickt vor- ftellen, daß die große, im Gcneral-Daweö-Bcricht uicdergclcgtc Arbeit den beabsichtigten Segen für Europa und die Weltwirtschaft bringt." Auf die Frage, ob eine Ungeklärthcit der politischen Ver hältnisse auch unmittelbare wirtschaftliche Rüc^ Wirkungen haben würde, antwortete der Minister: „ES ist zunächst logisch und wirtschaftlich unmöglich, Spezial- Pfänder irgendwelcher Art. wie z. B. die Eisenbahnregie im besetzten Gebiet, neben der Inkraftsetzung des Sach- vcrstündigengutachtens mit seinen Gcncralpfändern aufrecht zu erhalten". Die dentschc Wirtschaft kan« sich in keiner Weise erholen, solangc nicht auch bas Eisenbahnnetz von Ruhr und Rhein wieder einheitlich von der dcntschcn Eisenbahn bewirt schaftet und verwaltet wird. Darüber hinaus aber kan« sich die deutsche Wirtschaft überhaupt nicht erholen, wen« nicht auch i« Westen wieder das Recht an die Stelle der Gewalt tritt. Dabei handelt eS sich «m die Wiederherstellung der ganzen deutschen Verwaltung, die Besatzungsfrage, di« Freilassung der Gefangene« nfw. Einige Mit glieder des Sachverständigenausschnsscs haben in Berlin mehr fach daö Bild gebraucht, daß Deutschland ein Kranker sei und die Sachverständigen die Aerztc. Schon aus diesem Bild ergibt sich, daß die psychologischen Tatsachen nicht vernachlässigt werden dürfen. Ich glaube zu wissen, daß man gerade in Amerika genau weiß, welche Bedeutung in der Kranken- behandlung -ie Psnchvlvgic spielt. Das deutsche Volk ist ketn toter Mechanismus, aus dem man irgendwelche WirtschaftS- gesctzc nur als solche anwcndcn könnte, sondern es ist et« lebendiger Organismus wie jedes andere Volk. Deshalb ist Voraussetzung für die LeistnngSsäbigkcit der dent- schen Wirtschaft, daß das deutsche Volk auch seelisch von dem ungeheure» Druck befreit wird, der von Frank reich her immer wieder ans das ««glückliche besetzte Gebiet »nd damit ans ganz Deutschland anSgeübt wird."
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