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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 30.05.1924
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1924-05-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19240530022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1924053002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1924053002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1924
- Monat1924-05
- Tag1924-05-30
- Monat1924-05
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68. Jahrgang. Hs 1S0 Menö-Ausgabe Freilag, SV. Mai 1924 Gegründet 1858 DradlanIchrP: Nachi-Ichle» Dre.de». Femlprechcr» Sammelnummer 2S 241. Nur liir Nachlgespriiche: 20011. vom l». dl. II. Mal ISA bei «ftatlch xwelmallger Iullelluna tzet Lau. I.SO Sold mark. TokgUZs Wkl)Ul)r PosldejUg.prels sllr Monal Mal 2,»0»oldm»rd. St»,et»»»«, re >L «»ldplr»»l>. Di« Anzeigen werden nach Soldmard berechnet! di» »inlpallia« ZV mm dreit» Anzeigen-Preise: L°Ä^"V.7. außerdald 2MPf,. Ofteelengedodr >0 Plg. «lu»w. Aufträge gegen Dorau.de,ahl. Echriftleilvng und Kauplg«schSft«ft»v»: Marienflraft« 38/40. Druck u. Verlag von virpsch 4 Vetchardl in Dresden. Polllcheck-Aanla 106S Dre.de». Nachdruck nur mit deullicher Vueftenangad» <.»r„dn,r Nachr.") zulilfig. — Unoerlangl« Schriftftvck, werden nichl auldewade«. Mstand in der Kabinettsbildung. Zugeständnisse Dr. Marr in der Frage der großen Preuhenkoalition? Die Gefahr einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Japan und Amerika. — Drohender Kriegszustand in Betzarabien. Die Zerfahrenheit der Diirgerparteien. <D r a b t in c l d u n g unsrer Berliner L ch r i s t l e ! t » » g.I Berlin, !>l». Mai. Am gestrigen Himmelsahrtstag lmlien -wische» den Parteien keine Verhandlungen über die Frage der Regierungsbildung statigesnnden. Ob ma» beute zu einem Ergebnis gelange» wird, stellt angesichts der be stes,ende» Schwierigkeiten dal,in. Innerhalb des Zentrums wie der demokratische» Fraktion bestellen Gruppen, die gegen eine rein bürgerliche Regierung gerichtet sind, und die sich i» der Gesellschaft der Sozialdemokraten ungleich ivvhler fühlen, als in der der Dentichnationalc». Der svzialdenivkraiisckie ,.P o r w ä r t s" jammert, die ein zige Möglichkeit sei ein Kabinett mit außenpolitischem Kredit, das de» Kamps um eine parlamentarische Melirbeit ausnchmc. Aber diese einzige Möglichkeit unmöglich zu machen, sei das Ziel der Volksparlei. Der Bürgerblvrk, meint das Blatt, märe schon deSIialb eine Schlagivorthüllc ol>ne Kern, iveil die Bür gerlichen »niercinander und in sich völlig zerfalle» seien. Zn diesem Wirrwarr konnte die Arbeiterklasse als ordnende, rich tunggebende Macht in Erscheinung treten, wenn — nicht ein Teil von is>r seine Stimme» a» die koinninnistischen Kindcr- trompetenvirtuvsen weggcwvrsen batte, und das sei das Aller- bitterste an der Geschichte. Sogar über die Demokraten be klagt sich der Vorwärts. Das „Verl. Tageblatt" bade io schön eindeutig gesagt, die Teilnahme der Deutsch-demokratische» Partei an einer Negierung, wie sie geplant werde, könne und dürfe niiter keine» Umständen in Frage kommen. Tic dcniv- kratischc NcichstagSfraktiv» aber, io bemerkt der Vorwärts, habe sich zn solcher Eindeutigkeit noch nicht dnrchgerniigc». A»S rechtsparlamcntai ischen Kreisen eriäbrt der „Ber liner V o k a l n » z c i g e r": Soweit bekannt acwvrden, ist den Tcutschnationalen der Vizekanzler, der Austenminister und daö Landivirtschastsministerinm angebvten worden. Man könne sich nicht denken, das, die stärkste Partei des NeichStagS sich mit diesem Angebot einverstanden erklären werde, eS sei denn, dass cs durch beträchtliche Kompensationen ergänzt werde, Etwas anderes wäre es, wenn den Dcnlschnativnalen der Ncichskanzlerposlen sowie das Austen und Innenministerinm zugcwicscn würde. I» der Frage der Regierungsbildung in Preußen snü Herr Marx gewisse Zugeständnisse gemacht haben. Da er aber selbst betont lickt, dast die Entscheidung, ob die große Koalition in Prensten anfgcgeben wird, bei der Zcn- irnmssraktion des Landtages liegt, so tan», sagt das Blatt, ehe nicht ein schristliches Angebot dieser Fraktion gegeben wird, dieses Zugeständnis natürlich nicht allzu sehr ins Gewicht lallen. Die demokratische „V o > s i s ch c Z c i I » n g" gestattet sich einige Verleumdungen der Deutschnationalen. Diese wollten zur Macht und seien vorläufig z» allen Zugeständnissen ans austenpvlitischem Gebiete bereit. Die Kandidatur des Grost- admirals von Tirpitz sei von ihnen vcranlnstt worden, weil sie von vornherein gcmustt hätten, dast sic keine Aussicht habe, von anderen Parteien nntcrstützt zu werden. Der Deutschen Vvlkspartei macht daS Blatt hilflose Unfähigkeit und Zer fahrenheit zum Vorwurf, Für die Demokratie komme eine Beteiligung nn einer Koalition und einer Negierung nicht in Frage, die nicht das nustenpolitische Programm der Mittel- partcien „in voller Neinhcit" vertrete und in der wichtige für die Verteidigung der Verfassung bedcutsanie Rcgiernngsposten mit Dcutschnationalen besetzt würden. IGemeint ist hgupt- ,'ächlich das Ministerium des Innern.» Eine Acndernng der Koalition in Prensten sei für die Demvtratic nicht im Bereiche der Diskussion. Berlin, Nh Mai. Bei dem bis heute früh vorliegenden Namen der Mitglieder des Rcichskabinctts handelt cs sich nur um mehr oder weniger.berechtigte Kombinationen. Vor beute abend kann keine endgültige Lösung erzielt werden, iveil erst heilte nachmittag die Fraktionositznng der Deutsch- nationale» stattsindet, von der die Entscheidung in dieser An gelegenheit erwartet wird. Ende -er großen Preutzenkoalitivn? Berlin, 89. Mai. Wie heute früh von Zcntrnmsseite mit- gctcilt wird, hat der Kanzler Marx den rechten Parteien in der Frage der Negicrungsbildnng in Prensten insofern Zu geständnisse gemacht, als er einen Antrag der Zentrnmsfrak- tion des Landtages hat stellen losten, dessen Annahme das Ende der grasten Koalition in Prensten bringen wird. Die Zcnlriimfraktivn des Landtages wird bereits morgen zu einer Veschlnstsastnng zusammentreten. Einheitliche Handhabung des Versammlungsverbots. Berlin, 89. Mai. Bei eiiwr Besprecht»», zwischen dem N eichsininistcr des In n e r n und den Ländcrver - Iret u n g e n iider das Vcrsanunlniigsucrbot wurde bezüglich der zn verfolgenden Ausnahmen eine einheitliche Handhabung vereinbart. Es wird darauf verwiesen, dast es bisher bei grasten Veranstaltungen meist z» blutigen Zusammenstöste» gekommen sei. Die Polizei sei a»f die Dauer nicht in der Lage, die allsonntäglicb demonstrierende Menge voreinander zu schützen, deshalb müsttcn bis aus weiteres Kundgebungen, auch wenn sie n» sich einwandsrei n»d wohlgemeint seien, aus geschlossene Nänme verwiesen werden. Vor neuen kriegerischen Verwicklungen. Bedenkliche Verschärfung des amerikanisch japanischen Konslikls. Tokio, ft». Mai. Die „Times" meldet aus Tokio: Die Lage hat durch die nach Washington gegangene Note eine be denkliche Vcrlchärsung erfahre». In Tokio finden Volks versammlungen statt, in denen i» stürmischer Weise der Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Amerika gefordert wird. Die Nichtverössentlichung der in Washington überreichten Note lässt ans ihren anßer- ordentlichen c r n st e » Inhalt schlichen. Rotterdam, !>». Mai. „Morningpost" meldet ans Tokio: Der Uricgsministcr hat am 2l>. Mai die beiden leiste» Iahrcskiasscn z» militärischen Ncbnngen einbcrnse». Auch der Marinemi'iistcr Hai alle Urlaube in der Flotte zurück gezogen. In Tokio ist cs am Dienetag zn e r n st c n Demon strationen vor den« amerikanischen Botschafts gebäude gekommen. Es verlautet, dast der japanische Reichstag am «i. I»»i zusammentrill. Zürich, 89. Mai. „Hcrald" meldet ans Nennork: Die Ncunorker Presse siebt in der Neberreiclinng der japanische» Note ein ernstes Omen, zumal die Negierung erklärt, die Note wegen ihres Inhaltes in jetzigen Augenblicke» nicht ver öffentlichen zn können. Wvrld schreibt, das; die Japaner in grostcr Anzahl die Vereinigten Staaten verlassen, iveil sie mit ernsten Verwicklungen rechnen. Verkündung der drohenden Kriegsgefahr in Betzarabien. Rotterdam, »t». Mal. „Mo.ningpost" meldet aus Bnkarcst: In Vcstarabien ist der Zustand der drohenden Kriegsgefahr verkündet worden. In Vnkarest finden große patriotische K n n d g c h n n g e n statt. Advcrnl fordert im gestrigen Leitartikel die rumänische Kriegserklärung an Rußland, wenn dieses seine Rüstungen an der Grenze nicht einstrllt. Rußlands Mobilia ru^g in vollem Gange. (Eigner Draht bericht der „Dresdner Nachricht« „".1 Rotterdam. 89. Mai. Die „Times" meldet aus Petersburg, das, am 27. Mal, Mitternacht, die ordentlichen Ge richte für die Dauer der Militärdiktatur ihre Tätigkeit an die Kriegsgerichte abgegeben lmbcn. Die allgemeine Aus hebung im Militärbezirk Petersburg sei seit drei Tagen im «MM Di« ringezogenen Rekrut«» «erden i» Militär,ii««» »ach dem »it adtra«s»»rtiert. Gewaltige Munilionsexplosion in Bukarest. Bnkare st, 89. Mai. Am Mittwoch ereignete sich in einem Vororte von Bnkarcst eine schwere Explosion. Die Munitionslager mit Erschossen für groste Skodageschütze explo dierten. Die Pulverfabrik nnd die pyrotechnischen Werkstätten des Heeres sind in die Lust ge flogen. Das 59» Meter entfernte königliche Schlost Eotro- ceni wurde beschädigt. Die Bevölkcrnnq von Bukarest ist von einer grasten Panik ergriffen. Der ganze Vorort sowie die Kaserne wurden geräumt. Die Zahl der Tot-» und Verletz ten ist noch nicht sestgcstcllt. Auch in Bukarest wurden einige Gebändc beschädigt. Der (ve s a m t s cha d e n ist ungefähr uns zwei Milliarden Lei zn schätzen. lW.T.B.l Eine Generalinslruklion über die deutsche Entwaffnung. Pari s. NN. Mai. In der neue» E n t w a f s n >r n g s - note der V'stschastcrkonsercnz findet sich der Satz, da die mili tärische Kontrolle seit dem <1. Januar <928 völlig unterbrochen sei, müsste jetzt eine Gencralinftruktion ül»er die dentsckw Ent waffnung vorgcnommen werden. Erst von dem Ergebnis dieser Instruktion könne cs abhängig gemacht werden, obdic Nontrolltätigkcit eingeschränkt werden könne. Jeigners „Enthüllungen" vor dem englischen Unterhaus. London, 89. Mai. Im ttnterhausc wurde an den Premierminister die Frage gerichtet, ob er mit Rücksicht aus das durch das deutsche Ncichswehrministcrium verfügte Ver fahren gegen Dr. Zeig« er wegen Hochverrats durch Ansdecknng der Beziehungen der Reichswehr zu gewissen illc- -galen Polizei- nnd Militärformationcn, mittels deren Deutsch land sich seiner Entwafsnungsvcrpslichtungen entziehen wolle, angcbcn könne, welche Schritte von den Alliierten unternom men würden. Glynes antwortete, die Negierung habe keine offizielle Kenntnis von dem Verfahren gegen Zeig ne r. widme aber dem Problem der militärischen Kon trolle die vollste Aufmerksamkeit. Die Nögiernna könne nur ans offizielle Informationen hi» Schritte unternehmen. Die Bemühungen der Regierung gingen dahin, das, die inter alliierte Militärkontrollkommission ihre vertragsmässtgc Tätig keit wieder ausnchmcn solle, um ihre Mission i» absehtbarer Zeit zu S»de sithren. jW.r.BI Aus -er Jugendpflege -er Sozialdemokratie. Von Dr. Sturen bürg, lütt» bis 1922 Vorsitzendem des snchsisck-en Landeöausschusses für Ingendpslcgc. Es ist etwas Unerfreuliches nnd etwas Erfreu liches zu berichten. Unerfreulich im höchsten Grade ist, daß der Landes verband Sachsen der Sozialistischen Arbeiterjugend Deutsch lands seinem „lieben Genossen" Dr. Erich Zeigner eine Zu schrift in das AmtsgcrichtSgesängnis gesendet hat, in der er ihn seines »nverminderlen Vertrauens versichert, das über ihn gefällte gerichtliche Urteil einmal ein ungeheuerliches, dann ein als den Gipfel der Ungerechtigkeit empfundenes nennt nnd Dr. Zeigner seinen Dank »nd seine „Achtung" ausspricht. Es muß laute Anklage dagegen erhoben werden, daß, indem man die Jugend zu einem solchen Schritt veranlaßt oder bei ihm Mitwirken läßt, ihre sittlichen Begriffe völlig auf den Kopf gestellt werden, lieber Dr. Zeigner ist ja »och nichl endgültig abgenrlcilt, da Berufung gegen das erste Urteil eingelegt ist. Wenn aber der Verband der sächsischen Arbeiter- jugend das Ergebnis dieser Berufung, die ja ebensogut zu einer Verschärfung wie zn einer Milderung des Urteils führen kann, nickst abgewartet hat, als er die Vcrtrauens- kundgebnng absendete, so brauchen auch wir nicht so lange mit nnscrm Urteil über diese Kundgebung zurückzuhalten. Auch ist ganz undenkbar, wie eine zweite Verhandlung das Geständnis Tr. Zcignerö beiseite schassen könnte, auf Grund dessen er in erster Linie verurteilt wurden ist, dast er ein Aktenstück, das ihm schädlich werden kvnnte, verbrannt ha«. Eine Straftat, die bei einem Juristen zehnmal so schwer wog nnd auf der dann der bekannte Fluch lastete, dast sie fort zeugend Böses gebären mußte. Denn was die Bestcchungs- fällc anlangt, so bat die Verhandlung mlt aller Klarheit er geben, dast Dr. Zeigner cs ja nickst darauf angelegt hatte, für sich Bcstechungsgeldcr zu erlangen, dast er aber Bestcchungs- gcschenke angciiommcn bat, um aller Wahrscheinlichkeit nach dem ihm aus den Hacken sitzenden Mitwisser seiner Straftaten den Mund zn stopfen. Und er hat dabei sich als den zum bock,sten Hüter des Rechts im Lande berufenen Beamten i» Lagen gebracht, die der geringste der ihm unterstellten Be amten mit Empörung als seiner durchaus unwürdig be zeichnet hätte. Auch svzialdemvkrcstische Zeitungen haben daS Ergebnis dieser Bcrhandlung ebenso beurteilt, »nd eine be sonders links stehende, wie die „Leipziger Volkszeitung", hat ausdrücklich bezeugt, daß man ängstlich bemüht war, die Ver handlung objektiv zn führe». Zeigner ist ja auch nicht nach dem Antrag des Staatsanwalts zu Zuchthaus, sondern nur zu Gefängnis verurteilt worden. Warum must nun ausge rechnet die Arbeiterjugend den Mann mit dem Glorienschein eines Märtyrers „bürgerlicher Justiz" umgeben? Hofft sic damit moralische Eroberungen in den Kreisen der arbeiten den Jugend zn machen, die ihr noch fern stehen? Welche Straftaten must man begangen haben, um hier des fort dauernden Vertrauens und der Achtung nicht mehr würdig befunden zu werden? Niemand wird erwartet haben, dast die Sozialdemokratie ans ihren Führer, wenn man den Parteinculing Zeigner überhaupt so nennen kann, nach seinem Sturze mit Steinen werfen, aber dast ihm noch ein Hosianna zugcriifcn wird, dürste bis weit in ihre Reihen hin ein mit großem Unbehagen vernommen worben sein. Nun zn dem Erfreulichen. Es steht in einem Flug blatt zur Rcichstagswahl vom 4. Mai d. I.: „Der Marxis mus lebt", verlegt vom Bezirksvorstand Dresden der V. S. P. D.: „Wir wollen eine zuverlässige Verteidigung der Republik! Nicht welrrlos darf das Deutsche Reich da- stche». Die Sozialdemokratie fordert seit Jahrzehnten die Erlangung der Wehrhaftigkeit aller dazu geeig neten M ü » » c r." Darauf folgt dann der übliche Ämvurf ans die „durch den Fricdcnsvcrtrag von Versailles begrenzte Reichswehr", als ob sic unter „für das alte Kaisertum schwärmenden Offizieren" kein zuverlässiger Schuh der Demokratie und Republik sei: aber mit diesem cbcnsovit widerlegten wie ausgesprochenen Vorwurf will ich mich hier nicht beschäftigen. Ich will eS begrüße», daß die Sozialdemokratie nach wie vor die Erlangung der Wchrhafiig- leit aller dazu taugliche» Männer fordert. Gewiß, das stand so in ihrem Erfurter Programm, und Bebel und der alte Lieb knecht haben diese Forderung wiederholt im Reichstag dahin ansgelcgt, dast sic diese allgemeine Wehrhaftigkeit in einem Milizspstem ans Grund militärischer Iugenderzickning er reiche» wollten. Daran läßt sich freilich die Sozialdemokratie jetzt nicht mehr gern erinnern, weil jede miiitürisck>e Jugend erziehung ans sie wie das rote Tuch des Militarismus wirkt, seit im Weltkrieg eine svlcln? Jugenderziehung wirklich in Form der preußischen Ingendkompanic» ins Kraut ge schossen war. Darin stimmt sie alxr mit allen erfahrenen und besonnenen Erziehern und Offizieren überein, die seil lange eine Militarisierung der Ingcndansbildung ebenso wie eine Verpfnlchung der Heeresausbildnng durch Vorgriffe jugendlicher Leibesübungen ins Militärische bestimmt abgc- lclini halxn. Aber ivcite Kreise der Sozialdemokratie, nicht nur die Kommunisten, habe» seit der Revolution überhaupt den Gedanken der allgemeine» Wehrpflicht aligeschworen, wofür ich schon 192l in einem Schristchen „Turnen und Wehr pflicht" lOldcnbnrg bei Waltherl Belege zusainmengestcllt habe. Es ist damals in dem leitenden Blatt der „lt»abhängigen" so gar das fürchterliche Wort gefallen, der Friede von Versailles sei selbst zehnfach nicht z» teuer erkauft, wo er uns die Aus hebung der Wehrpflicht gebracht habe. Seitdem hat ja auch die Sozialdemokratie am 28. September l92l in Görlitz ei« mn»«S Parteiprogramm beschlossen und hat in ihm jdnr Förüeriu»»
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