Delete Search...
Dresdner Nachrichten : 08.01.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-01-08
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192701086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-01
- Tag1927-01-08
- Monat1927-01
- Jahr1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 08.01.1927
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
E» Tahrgang. AS 12 - >>? z »«id. ^ , »ebru„I »S.» I l,S» vrlgi vrlel, '. so «kl»I >0 r-»c,I SS.A bi,I kilvnrnmel »0 Skl.I p,«jl >»l» in.iil : ro vr,<> rtes. I7ZI itier«»«,,! na» tzk s rief. UL'I rie». tt.z s »brr ttzil D?ai 1L Tenden, Sr, I»L Sonnabend, 8. Januar 1V27 Gegründet 18SK DradlanIchrM »«chrichl« »««»,». A»rnipr«ch«r»Somm»lnumm»r 2S S»1 Nur ur Na-KI-irwrL», »0 011. »»m >. l»» >S. Januar IUL7 „> lügltch ,we„nallg«r Juftellun« Ir», 1>au» I.bvMU. Lvtzvuk)l p,Nl>»,ua»pr»t» ,Ur Mona Januar 3 Man, ahn« VoiljuNrUunaaaedüdr «t».,» »»«»« >» plan»»,. Dl» An« eigen o»»rd»n nach Soldmare »»rechne! , die emipaMa« 30 mm o,»»e Anzeigen-Preise: Ä»iL.^?°"^Äg"' > -ukerHald 200 PI». OsierlengedUIi, IO Pia Aue«, üuslräg» arg. Dorou»d»»aklung SchrtlHetluni und ^auvlg»>chäll»ft,ll» Warleallral,, 2S »2 Druch u. Verlag oon 4t«psch L Artchardi in Dresden. Poftlchectl-jvonlo 1OSS Dresden Aachdruch nur mV deutltch», Suellenanaade .Dresdner Aachr -> ruliilfta Unnerlanqle Schri lftüch» werden nlchl auldewadrl. er Ichernag«. deteni. r Nute» ! I «»e,i«>- in Drc». lescllschai, crt Haak, j ,esells»-li stlisasad lt tll M, Handel». -all «II. öü. LI, In D«s. »bkcbeii» Johann nhaberln. Dredde»! ledige» haudl»»« kura an» d L S«. r» A«z >crmllg«n rag o«m « Searg an dem rag Nil» siohkasse« nach Ab- «t. »».» 7«.o iro.o ei.» - 173,1 o roi.is o ««.» o iir.8 o. e».s o ^ 1I.° 1 ! 71.V o 111.0 a j 144.S s > »oi.» 1 ^ 141.0 1 i Isis o j «ü.o »! 111.0 i- »s.rs »I i««.s o ris.o 7 13.8 8 ! «o.o i »4.° iii.a «1.0 ) 114.8 I' 71.° I 147.87 >08.0 »4.78 I1».S io».» 180.8 78.18 irr.o »i.v i«r.o 177.1« 341.0 si.o 101.87 110.8 7^,118 ^3.0 111.8 »».»18 183.0 »4.7° 111.78 »«.0 13.° »3,18 111,7' 1,7.0 »».8 11.0 1»I.V 74.8 1S7.I7 »1.18 «7.0 »4.71 170.0 11».S »0.8 14»,° 111,71 Ll «.u»m«n»»in«n»»rr»..tiii«»iiiiini.i«u..i..uuuuuuiiiui>iiinun»niiuuitli.t..tu.utu lu.tti.iiuiiui t...i....i.....iü.rii»n«n»u.iiiii.nrr7n .» i u i i.u NLum» fllr Ss»«ll»ek»ft«n unrl Konf»r«nr«n euirok»^«o^ Visns1sg8 unä 8okiki2bsnc!8 6s86»3etisft8-^bsn6 /Xerungour V^/«>»aN-VsII«s ^sösn Ksekmittag Isnr-Iee Ni3»»»»»«g«i«i7i,»nittirn7,77- 7N 7 »nniiiiiinrnisi: 31LH r in» 3333L »LLUL 'ff'Nsf'N' —77'.' 73».1 Englands Demütigung in khina. Ein radikales Ultimatum -er Freiheitskämpfer. — Gefahr neuer Angriffe in Kankau. Dor ernsten Ereignissen in Milkelamerika. — Pilsudski will en-giillig zurücktreten. — Die neue Arbeitslosenversicherung. Albions Stolz gebrochen. L»«b»«, 7. Jan. Die britische Politik in China hat am Mittwoch ihre bisher schwerste Niederlage erlitten. Die englischen Freiwilligen muhten sich «utcr der CSkortc chinesischer Soldaten auS dem Hankauer Kon-cssionsgebtet zurtickzichen. Aus einem schmalen Streifen am Fluh, unmittelbar vor den Ankerkctten der englischen Kriegsschiffe, nahmen die Freiwilligen mit allen Bassen, Munition und Gepäck Ausstellung, vm 2 Uhr früh war die Räumung beendet. Der Hauptzugang von der S-inesenstadt »ur englische» Konzession wurde geössnet. Daö KonzessionSgebtet wurde von chinesischen Truppen i» Gemeinschaft mit gelandeten englischen Martnetruppen be wacht. In Hankau selbst soll augenblicklich wieder Ruhe herrschen. Reuter meldet, Sah der Kommandant der Kanton- truppen, T s ch i a n g - K a i - S ch e k. die größten Anstrengun- gen mache, dte radikale Agitation zu unterbinden. Den Eng- ländern soll im Einverständnis mit den Militärbehörden der Kantontruppen die Leitung der englischen Konzessions- angelegenhejten bereits wieder übergeben und dte chinesischen Truppen sollen mit Ausnahme der Polizei wieder zurück- gezogen worden sein. Die Schlapve aber, die der engli^c Nattonalstolz erlitte« hat und die außerdem das ganze Prestige Englands in China gcjährdct, bleibt bestehen. Der Abzug der Freiwilligen ans dem KonzessionSgebtet, Ser dem Abtransport der Frauen und Kinder folgte, ging in aller Stille abends, als eS dunkel wurde, vor sich. Tie Frei willigen wurden in AutoS verladen, aus denen zum Schutz chinesische Soldaten Platz nahmen und an den Fluß gebracht. Gestern abend fand in Hankau eine Rtesenvcrsamm- lung der radikalen Elemente statt, die von Arbeitern, Bauern und Studenten besucht war und in der ei« Ultimatum an de« britischen Generalkonsul formuliert wurde. Das Ultimatum laust 72 Stunden und droht dir volUommene Blockade der britischen Konzession, sowie die strenge Durchführung des Boykotts und des Generalstreiks a». wenn die chinesische» Forderungen nicht erfüllt werden lallte». Die Forderungen sind äußerst radikal. Sie vcr, lange« ». «. hie Auslieferung der bet den Zusammenstöße« mit de« Chinese« beteiligten englischen Soldaten. Bezahlung einer Entschädigung, Abschassung der Freiwilligen, Zurückziehung der Kriegsschtsse, die Entwassnung der britischen Polizei und eine offizielle Entschuldigung des Generalkonsuls bei der Kantonregiernng. Ebenso ernst wie in Hankau ist die Lage in Kiukiang. wo ebenfalls bereits alle Frauen und Kinder entfernt wurden. Ran befürchtet jeden Augenblick einen Angrifs aus die eng lische Konzcsflon. Alle britischen Missionare in dem bedrohten yangtsegebiet wurden anfgesordert, sich sofort in den nächsten Städte» in Sicherheit zu bringen. In Londoner amtlichen Kreisen ist man der Ansicht, daß es sich bei den Zwischenfällen um eine wohl überlegte Taktik der Kantonregiernng handclt, die die radikalen Elemente vvrschiebt, um so ihre Forderungen zu verwirklichen. Ein ernsler Schlag gegen Englanüs Prestige. London, 7. Januar. Eine Rciitermcldung aus Peking be sagt, die Tatsache, daß Hunderte von britischen Staats angehörigen in China einer unwürdigen Behandlung auS- gesetzl waren und von ihren Heimstätten vertrieben wurden, wird hier als ein sehr ernster Schlag gegen das britische Prestige in ganz Asien angesehen, wobei aus die vermutlichen Auswirkungen dieser Ereignisse in Indien hingcwicscn wird. Befremdet haben dte offiziellen Zusicherungen, die britischen Streitkräste in China seien ausreichend, um Leven und Eigen tum zu schützen, mährend tatsächlich in Hankau im kritischen Augenblick die Streitkräste bei wcttemzu gering waren, um einem Angriff Widerstand zu leisten. Eine weitere Mel dung besagt daß für die Räumung von Tschengtusu und anderen Plätzen der Provinz Tsctschuan und anderen Teilen Süd- und WcstchinaS durch die britischen Männer und Frauen alle Vorbereitungen getroffen wurden. An einigen Orten hat die Räumung bereits begonnen. KV amerikanische Staatsangehörige, Frauen und Kinder, hüben Hankau ver lassen. <W. T. B.» Hankan, 7. Jan. (Reuter.) Nm 1 Uhr morgens mar die Lage noch sehr gespannt. Die britische Konzession wird voll ständig von den Nationalisten bewacht. Tie Cleschästc mit den Banken sind vollkommen lahmgelegt, trotz der Versicherungen der Nationalisten, daß die Ordnung ausrcchterhaltcn werde. Der Korrespondent des Reuier-Burcauö, sowie andere Per sonen werden von kleinen Trnppenabtcilnngcu in den Ge bäuden der Astatischen Pctrolcumgcsellschast cinges^lollen ge halten. Man hofft jedoch aus ihre baldige Befreiung. (WTV.) Moskaus Ziele. Der „Tcmps" zur Lage in China. Paris. 7. Jan. Der „TempS" beschäftigt sich heute ein- gehend mit den Ereignisse» in China und deren Folge» für England. Moskau, !o meint daö Blatt, verfolge seine Haß- politik gegen England, »m dessen Macht in der ganzen Welt zu untergraben. Die bolschewistische Diplomatie arbeite darauf hin, einen bewaffnete» Konflikt hcr»orz»r»sen. der England in ein Abenteuer stürzen könnte. Im allgemeinen Interesse müsse man wünschen, daß die Engländer sich hüteten, einen solchen Fehler zn begehen. Die Widersprüche in der englischen China- politik der vergangenen Monate erleichterten nicht die Auf gaben der englischen Diplomatie in der gegenwärtigen Krise. (Weitere Meldungen siebe Seite S.j Ernste Zuspitzung in Mittelamerika. Lte Rechte Amerikas sind wichtiger als technische Fragen -es insernalionalen Rechts! Vor -em Zusammenstoß Mil Mexiko? N««qork, 7. Jan. Präsident Cool! dge empfing heute den Senator Borah zu einer Besprechung über die Lage in Mittelamerika, wobei Coolidge versuchte, Borah auf seine Seite zu ziehen. Borah erklärte jedoch »ach der Konferenz, daß er nach wie vor von der völligen Nnrcchtmäßigkeit des Borgehens der Washingtoner Regierung gegenüber Zentral« amerika überzeugt sei. Ich bin gegen jede Einmischung In die Verhältnisse Nikaraguas, so erklärte er weiter, aber wenn wir einmal intervenierten, mußten wir «ns aus die Seite des rechtmäßig erwählten Präsidenten Sacasa stellen. Wir Helsen aber Putschisten. Staatssekretär Kellogg bemerkte Pressevertretern gegenüber, Borah habe Unrecht, wenn er erkläre, daß Diaz un- rechtmählger Präsident sei. Jedermann wisse, woher Sacasa seine Waffen erhalte. Washington sehe in den mexikanischen Nassenli«ser«nge» einen unfreundlichen Akt gegen den von Amerika anerkannten Präsidenten Diaz. Staatssekretär Kellogg ist der schärfsten Kritik auS- gesetzt, zumal er sein Erscheinen vor dem auswärtigen Senats, auvschuß btnauSzuzögern scheint. Dte Opposition erklärt, daß Kellogg offenbar den Kongreß vor vollendete Tatsachen stellen wolle. 'Bis Schon die nächsten Tage könnten die Lage derartig verschärfen, daß ein Zurück nicht mehr möglich wäre. Nachrichten auS Washington besagen, daß die Lage zwischen Mexiko und den Bereinigten Staaten niemals gespannter ge wesen sei. Seit der Expedition Pershings habe Amerika niemals so starke Flottenstreitkräfte in den karibischen Ge- wässern zusammengczogcn. Weit weniger Schiffe hätten arS» gereicht, wenn es sich allein nm Nikaragua gehandelt hätte. Ganz offenbar sei cs aber, da,: die entsandten lö Kriegs, schisse einen starken Druck aus Mexiko anSüben sollte». Admiral Latimer hat Blankovollmacht auch bezüglich des Vorgehens gegen Mexiko erhalten. Ein offener Zn» sammcnstoß zwischen Mexiko und den Bereinigten Staaten ist daher dnrchaus möglich. Die s ü d a m e r t k a n i s ch e Kritik an dem Vorgehen der Washingtoner Regierung wird immer schärfer. Man be- tont, Mexiko habe das Recht auf seiner Seite. Es könne als unabhängiger Staat Waffen liefern, an wen cs wolle. DaS gleiche täte ja auch Amerika. In Washingtoner amtlichen Kreisen ist mau dagegen der Ansicht, daß die Rechte Amerikas wichtiger seien als „technische Fragen des internationalen Rechtes." — Angesichts der mitte!amerikaiiisck>en Lage ist es immerhin beachtenswert, daß die leichten Kreuzer der amcrika- nisclxn atlantischen Flotte morgen nach der Grantana m o - Bay (Ostküste KubaSj zu den angckündigten Wintcr- Manövern abfahrcn. (L. U.) St« Srfolg -er Diaz-rruppen. Manag««, 7. Januar- Die Regierung Diaz erklärt, das, ihre Truppen die Liberalen im Bezirk von Bluesields ge schlagen hätten. Die Verluste sollen aus beiden Seiten gering gewesen sein. Nach der Ankunft der in Corintv gelandeten amerikanischen Secsvldatenabteilinia in Managua wurde fest- gestellt, daß aus der Ei>c>iba»'nstrccke dte sie benützt hatten, ein Stück von 2M Fuß mit Dynamit gesprengt worden war. DaS Gleis war aber bereits vor dem Eintreffen der Marlnc- abtetlung wieder hergestellt worden. Der Drache erwacht. Als vor kurzem an dieser Stelle auf die hochpolitische Be deutsamkeit der Wendung in der englischen Chinapolitik durch das Memorandum an die Mächte aufmerksam gemacht wurde, da wurde gleichzeitig die Frage gestellt, ob bei der Zuspitzung der Dinge in China der neueste englische Schachzug noch die erhoffte Wirkung haben kann. Die inzwischen erfolgte Stel lungnahme der in China interessierten Mächte, und noch mehr die letzten Ereignisse in und um Hankau, haben die Antwort ans diese Frage erteilt: das englische Memorandum war ein tatsächlicher Fchlschlag in seiner Wirkung den Mächten gegen über, wie auch in China selbst. Die erste sichtbare Folge war der Zerfall der Einheitsfront der alliierten Groß mächte gegenüber -dem Reich der Mitte. Damit ist der Bann gebrochen, der die Chinesen in Furcht vor den unbegrenzten rNachtmöglichkeiten der Ausländer immer noch davon abhiclt, die fremden Hcrrschastsrechte anzutasten. Wenn auch die inneren Kämpfe das ganze Land zerrissen, so zogen sie doch bisher zumeist mir die Chinesen in Mitleidenschaft, während vor den Toren der Kouzessionsgcbicte die Wogen des Kampfes verebbten. Wenn aber doch im Lause der wirren Schicksale des Bürgerkrieges einem Europäer, Amerikaner oder Ja paner von chinesischer Seite zu nahe getreten wuDdc, so folgte sogleich ein rücksichtsloses und blutiges Strafgericht in Gestalt einer gemeinsamen Aknon der Großmächte. Heute aber, wenige Winden nach dem zur Besänftigung des chinesischen Engländer- Hasses gedachten China-Memorandum, welche Wandlung der Dinge! Statt abzuslancn in dankbarer Anerkennung des englischen Großmutcs, bricht der lange verhaltene Groll dieses unterdrückten Volkes, der sich bislang nur in Protesten, Boy- kottbemcgungcn und Umzügen zu äußern gewagt hatte, offen hervor: in Hanka-u, der nun von der nativnalrcvolutionären Kantonregiernng besetzten Handelsstadt, die ihrerseits das stra tegisch und wirtschaftlich gleich wichtige Jangtsetal beherrscht, brachen die Chinesen in das englische Konzessionsgebiet ein und vertrieben die englischen Marinesoldaten, Sie keinen Schuß abzugeben wagten. Es kam so weit, daß sich die englische Ko lonie unter den Schutz der chincsischcn Behörden stellen und schließlich gar ans der Stadl flüchten musste. Man müßte nach diesen ungeheuerlichen Zwischenfällen und nach der bisherigen Methode der starken Faust, die Englands Prestigcpolitik in China sicherte, annehmen, daß Kriegsschiffe und Marinekorps aus dem Schauplatz solcher Untaten erscheinen »n-d die wider spenstigen Kulis zur Näso» bringen würden. Aber nichts von alledem! Die Solidarität der Großmächte ist dahin, die Ka- noncnbootpvlitik hat ein Ende. In London erklärt man ganz kühl, daß die Marinesoldaten zurückgezogen worden seien, weil man jedes Blutvergießen vermeiden wollte! Ein völlig un gewohnter Ton,- denn nicht immer ist man in England so spar sam mit Chincscnbliit mngcgangcn. Man braucht dabei gar nicht an die Ströme von Blut zu denken, die der Opinmkricg gekostet hat, man braucht sich nur zu erinnern, wie im vorigen Jahre englische Soldaten harmlos demonstrierende chinesische Studenten haufenweise zusammenschosseii. Solche Erinnerun gen sind heute in London offenbar unangenehm: man spielt den Harinloscn und läßt offiziell verlauten, daß die Reglern»,, Deiner Majestät durch die Hankauer Zwischenfälle „nicht weiter beunruhigt" sei. Welch gewaltiger Umschwung der Lage ver birgt sich hinter dieser harmlosen Formel, wie muß England nm die Erhaltung seiner politischen und wirlschasllichcn Stellung in China besorgt sein, wenn es die Ereignisse in Hankau nicht ernst zu nehmen vorgibt! Es wäre ja Torheit, glauben zn wollen, daß die mit io bewunderungswürdiger Beweglichkeit erfolgte Umstellung der englischen Chinapolitik, die heute das anerkennt, was sie gestern noch bekämpfte, zum Besten Chinas und seiner nationalen Selbständigkeit geschehen sei. Zweck und Ziel war allein der Wunsch, die bisherige, mit den allen Methoden nicht mehr zu haltende Vormachtstellung zu erhalten, wenn auch in i t anderen Mitteln. Mer die anderen In China beteilig ten Mächte haben diese Absicht unschwer gemerkt, und leicht verstimmt zeigen sie wenig Lust, die von England als nützlich erfundenen Wege cinzuschlagcii. Nur Italien und Belgien, die am wenigsten betroffen sind, scheinen gewilll zu sein, auf den englischen Vorschlag cinziigchcii. Amerika macht zwar äußerlich wenig Schwierigkeiten, aber es wird doch vorzichcn, ganz selbständig zu operieren, und zwar zugunsten einer chinesischen Vinheitsrcgicriing, von der cs die Schaffung eines Gegengewichtes gegen das unbequem gewordene Japan erhofft«
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview
First Page
Back 10 Pages
Previous Page