Delete Search...
Dresdner Nachrichten : 04.06.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-06-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192706046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270604
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270604
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-06
- Tag1927-06-04
- Monat1927-06
- Jahr1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 04.06.1927
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Sonnabend, 4. Juni 1SL7 M Verweis des Zentrums für Zr. WW. Der Parleivorflan- bedauert und mihbilllgl. — Eine neue Attacke Dr. Wirths. Ozeanslug Aeuyork-Berlin? - Besiegelung-er englisch-französischen Freun-schast in Paris. — Slurmslul-Kalaslrophe in Dänemark. Die Sitzung -es Zenlrumsvorslan-es. Berlin, 3. Juni. Ueber die heutige Sitzung des Partei- Vorstandes der ZentrumSpartci wurde am späten Abend von diesem solgende Mitteilung auSgegebcn: I« der Sitzung des RcichspartcivorftandeS vom 8. Juni wurde der Bericht der Beauftragten der Partei über die Bcr« Handlungen mit der Bayrischen Bolkspartei cntgcgcugcnom- mcu. Die Beauftragten werden die Besprechungen weiter» sühren. Aulüblich dieser Sitzung kam auch die Angelegen heit Dr. WirthS zur Sprache. Der inzwischen vcrösscnt» lichte Brief deS Herrn Parteivorsitzcndeu Dr. Marx an Dr. Wirth und dessen Aentzcrnngcu dazu wurden zur Kenntnis ge» uommen. Gleichzeitig lag dir Erklärung der Badischen ZentrumSsraktio« vor. Indem sich der Borstand einstimmig dieser letzteren Erklärung anschliebt, spricht er sein Be dauern und seine Mißbilligung zu dem Verhalten des Herrn Dr. Wirth, insbesondere gegenüber dem Herrn Partcivorfitzenden, ans. Dr. Wlrlh beskehl auf seinem Kamps gegen -as Kabinett. Aachen. 8. Juni. Aus einer Ncichsbannerkunb- aebuna in Aachen am Donnerstag kam Dr. Wirth erneut aus den bekannten itingsten Zwischenfall Wirth-Marx nach dem Bericht des „Echos der Gegenwart" wie folgt zu sprechen: Man droht mir. das, ich i,n Zentrum kein Mandat mehr be- komme. Ich habe das Gefühl, wenn die Wahlen kommen, kan» man mich gut gebrauchen. Ich lasse mich aber nicht misi- brauchen. Ich habe meine Wünsche und Ziele und habe mir klar Überlegt, was ich lebt spreche. Wenn cS mir nur um das Mandat ginge, dann gibt eS in Preußen noch Orte, wo ich mir ein Mandat erkämpfen könnte. Die Massen der Arbeiter» Neuer Szeanslug Chamberlain such! Lin-bergh zu iiber- lrumpsen. London, 8. Juni. Entgegen einer früheren Meldung, ZK der amerikanische Flieger Chamberlain heute abend in Neuyork zum Klug nach Berlin gestartet sei, berichtigt Reuter: Das Flugzeug ChamberlainS, „Col« mbi a". ist noch nicht gestartet, aber die Benzintanks sind gefüllt und der Apparat ist fertig zum Abflug. ES ist ungewiß. ob die »Columbia" heute abflicgen wird. Wie erklärt wird, sind zwar aus der Strecke bis Rcnsnndland die atmosphärischen Bedingungen günstig, auf hoher Sec jedoch herrsche» Nebel und Sturm. Der Bater ChamberlainS er klärte, nach den letzten Nachrichten, die er von seinem Sohne erhalte« habe, sei Berlin daS Ziel seines FlngeS. Bevor überhaupt die Rede davon war, bah Lindbergh die Absicht habe, den Ozean zu überfliegen, galt Chamberlain als derjenige Flieger, der die meisten Aussichten für den Flug Neuyork—Paris hatte. Für seinen Start war bereits alles vorbereitet, als ihm der Franzose N u n g e s s e r mit dem Kapitän Colt zuvorkam. Als man über das Schicksal der französischen Flieger im Zweifel war, wollte Chamberlain starten. Die Warnungen, die ihm die Wctterstellen übermittel ten, hielten ihn jedoch davon ab. Vielleicht mag auch dazu ein Telegramm deS amerikanischen Botschafters Herrick beigetra- gen haben, das ihn aufforderte, abzuwarten. Mitten in seine Vorbereitungen zum Abflug platzte die Nachricht, bah Lind- bergh sich an dem Ozcanwettflug beteiligen wolle. Chamber- lain lieb daraufhin sofort bekanntgeben, bah er ungeachtet der Wetteraussichten starten werde, wenn Lindbergh abfliege. In zwischen waren aber Differenzen mit seinem Manager LevinS entstanden. Chamberlain und sein Fluggenosse Berta nd sind verheiratet und verlangten vor dem Abslug «ine hohe Lebensversicherung, die ihnen zunächst verweigert wurde. Nachdem Lindbergh, vom Fliegerglück begünstigt, seinen Flug »ach Paris vollendet hatte, erklärte Chamberlain, nicht mehr einen Ozeanflug nach dem europäischen Festland? machen zu können. Um so überraschender kommt jetzt die Nachricht, datz er trotzdem nach Europa fliegen will. Unter den amerikanischen Fliegern besitzt Chamberlain, der etwa 85 Jahre alt ist, eine» guten Namen. Er ist Inhaber eines Daucrrckorbs, den er bei einem Flug Uber eine Rundstrecke, die der Ent- fernnng Neuyork—Pari» entspricht, am 14. April ohne Zwischenlandung -urücklegte. Seine Vorbereitungen' schast für die Staatspolitik zu gewinne«, ist immer mein Heikes, festes Streben aewesc«. «nd ich kenne in der ganze« Welt und in der «anzen Geschichte auch kein Volk, dessen Arbeiterschaft sich politisch so verantwortunasvoll ge zeigt hat wie daS dcntsche. Wer hat in den ersten Jahren die Reparationen gezahlt? Nur die, denen sie in Form des zehn prozentigen Lohn» und Gehaltsabzugs abgenommen wurden. Und weil ich das welk, darum kann ich kein Kabinett bejahen, in dem auf den wichtigsten Posten des Innenministeriums und des Justizministerium» politische Reaktionäre sitzen. Wenn sie daraus eine« Konflikt ableite« «olle«, dann bi« ich ei« Starrkops. Dr. Wirth ging dann auf seine bekannte KönigSberger Rede ein. Ich habe, sagte er, gegenüber den Dcutschnatio- nalen einmal Schimpfworte, die Ne anderen entgegen- schleudcrten. auf sie gemünzt. Da hat ein deutschnattonaler Minister im Kabinett gleich verlangt: „Der Josef Wirth m»k vor den StaatsgertchtShos" Die Deutschnationalcn haben mich dann beim Zentrum denunziert, und das Zentrum hat pariert. Wenn die Herren im Zentrum es nicht vertragen können, dass ich gegen die Reaktion kämpfe, dann nehme ich Hut «nd Wandcrftab «nd gehe dorthin, wohin mich meine Pflicht ruft. Einigung zwischen -em Reich un- Preußen. Berlin. 8. Juni, lieber die Streitpunkte zwischen dem Reiche «nd Prenstcn finde« seit 14 Lagen Berhandlnngcn zwischen dem Reichssinanzmintster Dr. Köhler als Ver treter deS Reiches und dem prcukischen Staatsministcr Dr. Höpker-Aschosf alS Vertreter Preußens statt. Wie die „Germania" hört, ist eS nunmehr zu einer grundsätzlichen Einigung über den ganze» Fragenkomplex zwischen den beiden Parteien gekommen. Neuyork-Berlin? znm Fluge Neuyork—Berlin waren erheblich sorgfäl- ttger als die Nungessers und auch Lindberghs. Er hatte damals nicht nur die Wettermeldungen aufs eifrigste verfolgt, sondern er beabsichtigte auch, die Sch isfsr oute über den Ozean zu wählen, was er wahrscheinlich auch diesmal tun wird. Auf diese Weise ist es leichter möglich, ihm tm Notfälle Hilfe zuteil werben zu lassen. Da Chamberlain Funkgerät an Bord hat, kann er während des ganzen Fluges Zeichen geben, so daß nötigenfalls die Schiffe auf das Flugzeug anpcilen können. Sein Flugzeug „Columbia" vom Belankertyp ist erheblich größer als das Lind- berghS, was ihm ermöglicht, außer einer genügenden Menge Benzin auch noch einen Begleiter mitzuneh men. Die Flugmaschine, die er zu dem Berliner Flug be nutzen will, ist die gleiche, mit der er seinerzeit seinen Dauer, rekord von 82 Stunden ausstcllte. Für die Reichshauptstadt Berit» ist der Flug Cham. berlainS, wenn er wirklich unternommen werden und glücken sollte, besonders nachdem Lindbergh wohl in Paris, Brüssel und London weilte, aber nicht nach Deutschland kam. von ganz besonderer Bedeutung. Die Berliner Polizei wird sich, wenn die Nachricht von seinem Ausstieg eintresfcn sollte, sofort mit der amerikanischen Vertretung in Verbin dung setzen, um alle notwendigen Vorbereitungen für die Landung in Berlin-Tempelhos zu treffen. Botschafter o. Mattzan an den Flieger Lhamberlatu. Nenyork, 8. Juni. Wie die „Eventng World" meldet, hat der deutsche Botschafter in Washington. Freiherr von Maltzan, in einer Erklärung Chamberlain guten Erfolg für seinen Deutschlands!»,, gewünscht. Chamberlain könne versichert sein, daß er in Berlitz genau so ausgenommen werde, wie seinerzeit Eckener in Amerika. Günstige SnlVicklnng -er Denische« Lnst- Hansa. Berlin, 8. Juni. In der Aussichtsratssitzung der Deut- scheu Lufthansa A.-G. wurden der «Ge'^ästSbertcht und die Bilanz für daü abgelausene Rechnungsjahr vorgelegt. DaS Gewinn, und Verlustkonto weist nach Abzug der Hand- lungSunkosten einen Ueberschuß von 5075089 Mark aus. Der AufstchtSrat beschloß, der aus den 25. Juni ein» zubcrusenden ordentlichen Generalversammlung vorzuschla- gen, daß angesichts der schnell fortschreitenden Entwicklung von Flugzeugen und Motoren der ««trag von 5 «6« 96g Mark für Abschreibungen verwendet und der Betrag von 8119 Mark der gesetzlichen Reserve zugeführ. werden soll. England «nd Aegypten. England kommt nicht zur Ruhe. Erst der Bergarbeiter streik, bann die chinesischen Wirren, im Anschluß daran der Konflikt mit Rußland und nun auch noch die ägyptische Krise. Das ist selbst für ein Weltreich von der Machtfülle Groß- britanniens ein bißchen viel. Dazu kommt, daß Aegypten für England eine besonders empfindliche Achillesferse bildet, weil eine Gefährdung der dortigen britischen Stellung den Seeweg nach dem Herzen des Reiches, nach Indien, bedroht. Die Londoner Politik hat daher auch seit der Eröffnung deS Suezkanals mit unverminderter Zähigkeit an der Behaup tung des ägyptischen Besitzes festgehalten. Die Handauf- legung Englands aus Aegypten begann 1876, als der da malige Khedive seine Suezkanalaktien an die britische Regie rung verkaufte. Die andauernde schlechte Finanzlage Aegyp tens und Ausstände gegen die Fremden gaben später den Eng ländern Anlaß zur militärischen Besetzung des Landes und zur Uebcrnahme der Verwaltung in der Form eines Pro- tektvrats. Dabei wurde lebhaft beteuert, daß eS sich nur um eine vorübergehende Maßnahme handle, die sofort nach Wiederherstellung der Ordnung rückgängig gemacht werden solle. Es kam aber anders, und England setzte sich dauernd in Aegypten fest. Die Pariser Regierung sah das mit zu nehmendem Ucbelwollcn und machte aus dem Winter ihres Mißvergnügens kein Hehl, sondern brachte wiederholt den Engländern ihr Näumungsversprechcn in Erinnerung. Diese ständige Quelle von Reibereien war der von England zum Zwecke der Jsolicrungspolitik gegenüber Deutschland er strebten Verständigung mit Frankreich stark im Wege, und in London entschloß man sich daher einige Jahre vor dem Kriege zu dem allgemein Ucbcrraschung hervorrufenden Schritte, daß man den Franzosen den glatten britischen Der- ztcht auf Marokko anbot, falls Frankreich dafür den Eng- ländern völlig freie Hand in Aegypten ließe. Die Pariser Regierung ging auf dieses Anerbieten ein, und damit blitzte für den Erdball ein scharfes Warnungssignal des herannahen den Weltkrieges auf. Als das ungeheure Gewitter sich aus- gctvbt hatte, glaubte England, zur Entlastung seiner welt politischen Stellung eine Geste der Großmut zeigen zu müssen, und gewährte daher 1922 durch einen feierlichen Staatsakt in Form einer Proklamation Aegypten die Unabhängigkeit, die es dem Lande so lange Jahre, gestützt auf das Recht des Stärkeren, vorenthalten hatte. Seitdem konnte Aegypten seine eigenen Angelegenheiten unter einer modernen Ver- fassung mit einem Parlament und einem konstitutionellen König, der allerdings von Englands Gnaden war. wieder selbst regeln. Eine wirkliche volle Freiheit bedeutete aber diese Regelung für die Acgypter nicht. Abgesehen von der Ab- hängigkeit der monarchischen Spitze von englischem Einfluß, behielt sich die Londoner Regierung noch vier wesentliche Rechte vor: Die diplomatische Vertretung nach außen ein schließlich des Fremden- und Minderheitenschutzes stand auch ferner allein der britischen Reichßgewalt zu, das englische Durchfahrtsrecht durch den Kanal blieb unbeschränkt bestehen, das große Wirtschaftsgebiet des Sudans unterlag weiter der englischen Ausbeutung, und die militärische Oberhoheit Eng lands wurde durch verschiedene Maßnahmen gesichert, deren Krönung das Amt eines von London aus ernannten Oberst- kommandiercnden mit dem Titel Sirdar bildete. Die Neuordnung hatte nicht den in London erhofften Erfolg einer gründlichen Aussöhnung der Acgypter mit dem britischen Regime. Die von Zaglul geführte Nationalpartet trachtete nach der völligen Lvslösung von jeder britischen Einflußnahme auf die Geschicke das Landes, und agitierte gegen den König Fuad, der als ein Söldner Englands be- kämpft wurde. Vor allem fiel den Nationalisten der Sirdar auf die Nerven, in dessen Person sich für die nationalistische» Kreise die fortgesetzte Fremdherrschaft verkörperte. Der auf- gestachelte Fanatismus der Anhänger der UnabhängigkeitS- bewegung führte 1924 zur Ermordung des Sirdar Lee Stack. Seit jenem Zeitpunkte ist die Stelle nicht wieder besetzt wor ben» um die nationalistische Empfindlichkeit der Acgypter zu schonen. Diese stillschweigende Nachgiebigkeit genügte aber den Nationalisten nicht. Sie wollen von einer militärische» Bevormundung durch England überhaupt nichts mehr wissen, und unter ihrem Drucke mußte die ägyptische Regierung mit dem englischen Oberkommissar Lord Lloyd Verhandlungen einleiten, die bezweckten, eine Umgestaltung der Armee im Sinne eines völligen Ausschlusses der englischen Oberaufsicht herbeizuführen. Die Nationalisten verlangten, daß nicht nur
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview
First Page
Back 10 Pages
Previous Page