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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-02-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188202284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18820228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18820228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-02
- Tag1882-02-28
- Monat1882-02
- Jahr1882
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1882
- Autor
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Erscheint täglich ftüh 6»/, Uhr. Ne»«kti«a und Lrprdition Johanne-gasse 33. -»rechüunden der Uedartion: Bormittac,» 10—12 Uhr Nachmittag- —K Uhr. giir »i« -Iltaa-k» „i>,el-»ttcr I>:-nuIc7Utt, m«Ht sich ti« »lkractt«» »xd, v«»u»dch R««a»»e »er s»r »ie »ichftf«l,e«»e Ru««er tzeftimmten Anker»»» an V«che«»»,en »>« 3 Uhr Na»«tttag-, a»r»«n» und-efttngöi, srühbisff.SUhr. 2u den Filialen für Jns.-^nnahme: vtt« »e«m, UniversitätSstratze 21, L««l» Lischt, Katharinenstraße 18, p. «nr dis '/,> Uhr. UchMerIMbkü Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Auflage L7LSQ Adonnementsvrris Viertels. 4'/, Mk., iucl. Brinaerlohn 5 Mk.. durch die Po>t bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 25 Ps. Beleg^cmplar 10 Ps. Gebühren iür Extrabeilage» «tzae Postdesörderung 39 Mk. «>» Poftbesvrberung 18 Mk. Inserate Sgejpaltene Pctitzeile 20 Pf. Gröbere Schriften laut unserem PreiS- verzrichniß. Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Uectamrn unter den Nrdactionsltrilh die Svaltzeilc 50 Pf. Inserate sind stets an die strpedlttan zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prueuuim'rnmio oder durch Post- nachnadmc. 59. Dienstag den 28. Februar 1882. 76. Jahrgang. Amtlicher Theil. Holjauction. Mittwoch, den I. März 1882 sollen von Nachmittags 3 Nl,r an im Forstreviere Connewitz aus dem Holrschlage in Abteilung 19 ä ca. >87 Ltück klein gemachte Ttockholzhausen unter den im Termine öffentlich auSgchangencn Bedingungen und dev üblichen Anzahlung an Orl und Stelle nach dem Meistgebote verlaust werde». Zusammenkunft: aus dem Holzschlage im sogenannten Stempel bei Connewitz, hinter der neuen Filtcranlagc. Leipzig, am 1K. Februar 1882. DeS RathS giorst-Deputatton. Bekanntmachung. Die unvrrehel. Minna Augufimc Uhl» auu — am 6 April 1851 in Bncbbolz bei Annaberg geboren — welche in der beim hiesigen Einwobner - Bureau eingetragenen Woh nung. Mahlmannstraße 7, nickt aufzufinden und zur Fürsorge für ,hre der Waisenverpflegung anheimgefalle-.. beide» Kinder auzuhaltcn ist. soll sich unaugenicltct noch hier aushaltcn. Wir ersuchen daher Diejcitigen, denen Aufenthalt und Wohnung der Ublmanu bekannt sein oder zur Kenntniß kommen sollte, darüber sofort gefällige Anzeige auhcr zu erstatten. Leipzig, dm 23. Februar 1852. Der Rath der Ltadt Leipzig. (Arincnanrt) Ludwig-Wolf. Werner. AitolaiglMnallUlll. An sämmtliche für die unterste Elasse (Sexta) angemeldete Knaben ergeht hierdurch die Aufforderung, sich Tenucrüta», den 9. März Vorm. 10'/, Uhr, mit Schreibmaterialien versehen, zur Ausnahme Prüfung eiiizufinden. Der Taus- und Impfschein, vornehmlich aber die letzte Schulceusur sind zu dieser Prüfung mitzubringcn, dascrn diese Papine nicht bereit- vorgelegt bez. deponirt worden sind. Leipzig, den 2-, Februar 1882. Vr. Th. Vogel. Rector. Zum Behuf der gegen Ende jede» akademischen Halbjahre- zu haltenden Revision der Universitäts-Bibliothek werden diejenigen Herren Studircnden. welche Bücher au- derselben entliehen haben, aus-esordert, diese am 27., 28. Februar und 1. Mörz gegen Zurück- gäbe der Empfangsbescheinigungen abzuliefern. Die Ablieferung wird in der Weise zu geschehen haben, daß die jenigen, deren Namen mit einem der Buchstaben von kl bis H ansangen, am 27. Februar, die deren Namenmit einem der Buchstaben von I bis R beginnen, am 28. Februar, und die klebrigen am 1. März in t<en Frühstunden zwischen zehn und ein Uhr (Dienstag den 28. Februar srüh zwischen 10 und 12 oder Nachmittag 2 und 4 Uhr) abliefern. Alle übrigen Entleiher werden aufgesordert, die an sie verliehenen Bücher am 6.. 7. oder 8. März (während der gewöhnlichen OeffnungS stunden) zurückzogeben. Während der RevisionSzcit (27. Februar bis 11. März incl.) können Bücher nicht ausgcliehen werden. Ebenso muß während der selben da» Lesezimmer geschloffen bleiben. Leipzig, den 24. Februar 1882. Lic Direktion »er UuiverfitätS-vibltothek. vr. Krehl. Mckauer Gesangbücher, welche in der Nürnberger Straße ge- andcn hat, am 23. dss. MtS. Abends: IM ein Kaiscrmantel von olivensarbiaem Diagonalstofi. mit zwei Reihen schwarzen Hornknüpsen, Schooßlaschen und Riegel im Kücken, — in den Taschen befand sich ein wrißleineneS Taschen tuch, gez. IV. L., und ein Paar braune Glacehandschuhe —, au- einem Restaurationslocale in Nr. 20 der Petersstrahe, zu der- eiben Zeit; 17) ei» Tasrltnch, gestickt ?. öl. 9, zwei Lervicttc» ebenso gestickt, eine Heine gehäkelte Tisch»eike und eine dergleichen von grauem Damast, aus einer Wohnung in Nr. üö der Wcststraße, vom 27. vor. bis 12. ds». MtS.; 18) eine Partie Arbritssachrn» al« Röcke. Jacken, Hasen und Nützen, sowie eine Spitzhacke und ei» Mrtermaan. mittelst VinbrnchS au- einer Baubude eine» Neubaues an der Brandvor- Ivcrkstraße, in der Nacht vom 23. zum 24. dss. MtS.; 19) ein schwarzer Frack, fast neu, mit buntem Aermel- und schwarzem Schooßsutter, a»S einer Wohnung in Nr. 19 der Burg traße. vom 23. bis 24. dss. MtS.; 20) rin Wiiitrrübcrzikhcr von geriestem schwarzen Stoff, mit chwarzem Lammelkragen, Seitcntaschen mit Patten und schwarzem blaugestreisten wollene» Futter, — in den Taschen befand sich ein schwarz, und grauseideneS HalStttch und ein Militairpast aus Uerei^er lautend —, au« einem Locale in Nr. 2 vor dem Rosen- Ihallbore, in derselben Zeit; 21) ein Packet, -igm- 21- U. 354 d katibor, enthaltend zwölf Stück Mvhrlttopscr von Rohrgcslecht, von einem Rollwagen, welcher vor Nr. 13 am Markte gehalten hat, am 24. dss. Mts. Nachmittags; 22) ei» brauulackirter Handkorb, darin zwei und zwanzig Stückchen Buitrr, aus einem Handwagen, welcher an derselben Stelle gestanden hat. am 25. dss. Mts. Vormittags; 23) ungr'ähr süns und zwanzig Flaschen Hochheimer »nd zw«, oge». Bocksbcntcl, iimclbst Einbruchs aus einer Kellcral'tycilung in Nr. 6 des ThomaSgäßchenS, vom 24. bis 25. dss. MtS; 24) drei Tischtücher von weißem Damast, neu. in ein Packet verpackt, von einem Berkaufsstand auf dem Marktplätze, am 25..dss. Mts. Nachmittags; 25) eine silberne klnkrrnhr mit Sccunde, Goldrand und ge riester Rückseite mit Schildchen in der Mitte, auf welchem die Buchstaben 1l. v. verschlungen eingravirt sind, nebst kurzer neu ilbcrncr Kette, ouS einer Anklcidezcllc im Sophieubad, am gleichem Tage AbendS: 26) eine ebensolche Kylludcruhr, mit den eingravirten der chlniigenen Buchstaben .1. II. aus der Rückseite, ferner ei» braun lederne» Portemonnaie mit einem Jilyaüe von ca. 1 Mark, in diverser Münze, ebenda zur nämlichen Zeit; 27) ei» draunlackkrier HanVkorb, darin eine Quantität Blut-, bez. LrberMurft, 5 Kilo an Gewicht und 2'/, Kilo ausgelassener Talg, au» einem Handwagen, welcher vor Nr. 5 in der Theater- gaffe gestanden hat, zu derselben Zeit; 28 > ein schwarzledernes Geldtäschchen, enthaltend ca. 12 Mark, in einem Thaler, einein Zwcimark-, vier Markstücken uns kleiner Münzr, sowie eine silberne Vhltnderuhr mit Lecunde, glatter Rückseite und im J»»ern de» Deckels der Name Otto Lroit/sek, nevst kurzer sünftheiliger Haarkette mit Goldveschlag, aus einem Loulerrainlocale in Nr. 132 der Bayerischen Straße, an demselben Abend; 29) zwei weiß und blaugestrcifte leinene MannShcmdrn und eins »rSgltichkii von weiß und graugestreisicin Lama, aus dem Aorsaal einer Wohnung in Nr. 34 brr Sidoiiicnstraße, am 26. dss. MtS. Nachmittags. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Sachen oder den Thäter sind ungesäumt bei unserer Criminal- Äbtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 27. Februar 1882. Das Polizei-Amt »er Stadt Leipzig. Richter. Or. Dcnecke Vteb-ahls - Bekanntmachung. Gestohlen wurde» allhier erstatteter Anzeige zufolge: 1) Eine silberne tsyIindrr-Uhr mit Secunde und geriester Rück feite, nebst kurzer Haarkette mit goldenem Beschlag, daran ein goldener llhrschlnffkl und ein ebensolcher kleiner Ring mit weißem Steinchen, aus einem Gastlocale in Nr. 7 der Windmühlenstraße, am 18. ds. M. Nachmittags: 2) ein altes Portemonnaie von braunem Leder mit gelbem Bügel, enthaltend ca. 16 Mk.. in einer Krone, einem Zweimark-, zwei Markstücken und kleiner Münze, sowie mehrere ungültige Theater killet- und einige Ausschnitte au« Zeitungen, an- einer Zelle in, Diana-Bad am nämlichen Tage Abends; 3) ein Arauenhut von schwarzem Filz, mit einer rothseidcnen Schleife, und zw« Schürze» von tuntem Kattun, au- einem Hand- korbe, welchen die Bestohlene in der PcterSstraße aus der Hand gesetzt, zu gleicher -Zeit; 4) ein Paar Hose«» von dunkelgraumelirtrm Stoffe, mit gelben Metallknüpsen, aus einem Souterrainlocale in Nr. 28 der Liebig- straße, in der Zeit vom 12. bis 20. dss. MtS.: ös zwei Dop»elh«»rl, gez. k. H. bez. P. IV.. ein Fügehotzel eine vahrwtnde, ein Stemmeisen und ein Bohrer, mittelst Pin drnchS aus einem Neubau an der BiSmarckstraße, vom 18. bis 20. ds». MtS.; 6) ein brannledcrneS Portemonnaie mit einem Inhalte von ca. 2t in einer Doppelkrone und kleiner Münze, sowie ein Fänftelloo» Nr. 15415 der 101. Sächs. Landeslotterie, ouS einer Schlafstube in Nr. 38 der Waldstraße, am LI. dss. MtS. früh; 7) ein Ueberzieher von braunem FlocoiniL, mit schwarzem Sammetkragen, zwei Reihen Knöpfen, Schooßtaschen «nd schwarzem Futter, — in den Taschen besand sich ein schwarz und weißcarrlrteS seidenes Halstuch, ein weißleinene» Taschentuch. 6. D. gez.. ei» Paar gestrickte schwarze Pulswärmer, ein Paar braune Ulaeö- handschuhe und eine hölzerne tztgarreuspitze —, au» den, Bor saal eines LehrzimmerS m Nr. 15 der Teichstraße, am 21. ds». Mt» Mitiags: 8- eine silberne Ptzlindernhr mit blumeuartiger Bravirung au der Rückseite und versilberter Luvette, au» einer Wohnung in Nr. 12 »ec Lützowstraß«, am nämlicl-en Tage Nachmittag«: 9) e,n kleines Kästchen, enthaltend ca. 5 Liter Doppelkümmel, «in ehensolch«» Mit ca. 11 Liter Tpanischbtlter«, aitS einem NiederlagSraume in Nr. 2 der Turnerftraß«, am 21. dss. Abends dez. am 22. dss. MtS. Vormittag»; 10) ein Uederztehcr von olivensarbigem braongestreisten Klo- coanä, mit schwarzem Sammetkragen, zwei Reihen Knöpfen, Sckiooß taschrn mit Patten und schwarzem WolloilaSsutter, au» einem Kleider ichraak «a dee LauSGur de- Grundstücks Rr. 69 der Weststraße, am 22. dss. Mts. Nachmittags: 11) eia Bälche«, sign. S. L II. Xo. 1623. Asernne, enthaltend Ber Loupons graubraunen, bez. dunkelfarbigen Buckskin, je S'/, Meter haltend, von einem Rollwagen, welcher im Brühl vor Rr. 75 g»> standen hat, am gleichen Tage Abend«; 12) ein Paar kalblederne Halbftiesrln mit Absatzeisen, au« der HauSfiur de- Grundstück« Nr. 1 an der Pleiße, zu gleicher Zeit; 1») eine goldene Broch«, längliche Faron, mit QuSstchrn am untern Theil«, eia Unlerdett mit blau und weißgestrttstcm Inlett, ein schwarzseidener Regenschirm mit schwarzem Stab und Hellem Horngriff und ein Paar Hosen von schwarzem Tuck, au- einer Wohnung in Rr. 23 der Kreuzstraße, zu Anfang ds«. Jahre- bez. in der letzte» Woche: 11) ein Geltztzetrag von 4 in einem Ziveinrark- einem Markstücke und kleiner Münze, an« einem Stallloeal« in Nr. 2 d dor Fregrstroße, vom 22 bi« 23. di«. Mt«.; Io) eine hölzerne stifte, »i^v. L. 8. 40, enthaliend dreißig Stück Nichtamtlicher Theil. Gambetla und Freycinet. Die Rolle des Herrn Gambelta war mit seinem sogenannten Sturze, wie man sieht, nicht auSgespiclt, sondern sie beginnt jetzt erst recht. Der erste Redner des republikanischen Frankreich stellt sich nun in Opposition :u dem Ministerium Freycinet, und man darf nicht im Mindesten daran zweifeln, daß in den nächsten Monaten, vielleicht schon in den nächsten Wecken sich ein gewaltiger Kamps zwischen den beiden Staatsmännern entsplnncn wird. Wer darin Sieger bleiben wird, wer vermag da« beute zu sagen? Gambelta ist ein nickt zu ver achtender Gegner und eine Regierung hat ihm gegenüber von vornherein den großen Nacktheit, dag sie sich in der Defensive befindet. Man kennt die überaus versöhnliche und friedfertige Stimmung und Haltung deS neuen Conscilprästdenlen Freycinet. Aber die llmstände sind derart, daß die beiden einflußreichen Staatsmänner auf ihren Bahnen zu einem Zusammenstoß gelangen müssen. Herr Freycinet ist anderer Ansicht als Gambetta in der tunesischen und cgnptischen Frage. Gambetla hatte auch Cgyple» auf eine Katastrophe ningearbeitet; Herr Freycinet bat sofort ein besseres Einvernehmen wieder hcrgcstcllt. Freycinet ist ein Gegner Gambetta'S in Bezug aus Rußland und er hat völlig Recht, wenn er von dem uniiatürlichen Bündniß einer demokratischen Republik mit dem russischen Zarentbum Nickt« wissen will; Herr Frevcinct ist anderer Ansicht als Gambetta in Bezug a»f den Culturkamps, aus daS Eisenbahnwesen und aus die Behandlung der Ausländer. Dazu ist cS sehr verdienstlich, daß er dem unter Gambetta schon stark eingerisiencn Nepotismus entgegen getreten ist Der Kamps zwischen diesen beiden Männern »st also ei» principiellrr. Zwei Monate lang ist Frankreich nach dem System Gam betta'S regiert worden, nachdem vorher eine große Anzahl Ministerien in verkältnißmäßig kurzen Pausen aus einander gefolgt warn,. Diese Umänderungen und dieser Systemwrchsel waren zwar keine Revolulionen, aber ihre Wirkungen waren nichts desto weniger sehr tiefgehend und die inneren Er schütterungen der Verhältnisse, die sich bei jedem Minister Wechsel wiederholten, konnten und können dem Lande unmög lich zum Vortheil gereichen. Aber Herr Gambetta. der dem Lande Ruhe verschaffen könnte, wenn er seinen Ebrgeiz zügeln wollte, nimmt daraus kein« Rücksicht ES scheint ihm ziemlich gleickgiltig zu sein, ob Frank reich durch diese unaufhörlichen Veränderungen Schaden er leidet, wenn er nur dabei daS Ziel. daS seinem Ehrgeize vor schivebt, erreichen wird. Indessen könnte diese Hoffnung schreck lick getäuscht werden. Ein Land» in dem die Regierungen mit ihren Systemen alle paar Monate wechseln, hat sich noch niemals glücklich befunden und hat nie ein Niveau deS Wohl standes und der inneren Festigkeit erreichen können, um taS e- zu beneiden war. Wir zweisrln nicht daran, das Herr Gam- betta dieS so gut weiß, wie jeder andere, aber sein maßloser Ehrgeiz treibt >bn. die Rübe Frankreich» fortwährend zu stören. Herr Freycinet ist ein Mann, Leu alle Parteien mit Achtung behandeln und dessen Politik eine durchaus ausrichtige ist; wenn nun Herrn Gambetla die Wohlfahrt der Republik so sehr am Herzen läge, müßte er eS doch über sich gewinnen können, da» neue Cabinet wenigsten- eine Zeit lang ruhig arbeiten zu lassen, damit daS Land auch wieder einmal weiß, daß in Frankreich eine feste Regierung überhaupt noch möglich ist. Aber der einstige Diclalor den TeurS kann vaö nicht über sich gewinnen und eS wird sein Verdienst sein, wenn die große Menge der Franzosen nach und nach den gegenwärtigen Zustand als anarchisch betrachtet und sick nach einer festen Hand sehnt. Gambetta hofft dann, diese feste Hand zu sein; aber es giebt noch mehr feste Hände, die sich zur gelegenen Zeit alle nach den Zügeln anSsirecken werden und tan» wird eS ehr fraglich sein, ob der Herr Exdiclator nickt zu kurz kommt. Aus alle Fälle aber handelt er an seinem Baker lande nicht als Patriot, sondern nur als ein ehrgeiziger Streber. Leipzig, 28. Februar 1882. Aus Berlin wird vom Sonntag gemeldet: „Der ruf st sch e Botschafter Fürst Orloss ist. von Paris kommend, estern Abend lO Ubr 15 Minuten in Begleitung seine» «ohneS hier eingetreffen und im Hotel St. Petersburg ab gestiegen. Der Fürst, welcher heute Vormittag dem Herrn von iAabuross in der russischen Botschaft einen Besuch ab- tattetc, fuhr um die Mittagsstunde in großer russischer Gc- neralö-Umsorm zu Sr. Kaiserl. Hoheit dem Kronprinzen »nd später zu Sr. Majestät dem Kaiser. Nachmittags Uhr folgt der Fürst einer Einladung deS Reichskanzler» Fürsten BiSmarck zum Tiner. Die Weiterreise ist aus morgen Abend festgesetzt." Wie der „Rat.-Ztg." berichtet wird, ist vor wenigen Tagen der Entwurf eines Gesetze» über das Tabaksmonopol den Bundesregierungen zur Kenntnißnahme zugegangen, a»iächst ohne Motive, deren Uebersendung Vorbehalten ist Die Dispositionen sind so getroffen, daß man glaubt, zu Am ang April die Sache Iveiler fördern zu können; bis dabin erwartet man. über die Beurtbeilung der Frage seitens der Regierung insormirt zu sein. Im 1'ause dcS April ist eine Conserenz der bnndeSsiaatlichcn Minister, welche Mitglieder deS BundeSrathS sind, in Berlin vrojcctirt, und zwar zur Berathung über daS UnsallversichcrungSgcsctz in der jetzt gleicksalls nahezu vollendeten Umarbeitung und über daS Tabaks,nonopol. Der Rest der Gruppe der zuletzt cm» Berlin ver wies »en Socialdcmokraten ist am Sonnabend aus der Äiilvrlter dezw. Lcbrter Bahn von Berlin abgereist. Auf dem Aiihalter Babnbose war der beabsichtigten Abschieds Demonstration dadurch rorgebcngt worden, das; die Begleiter der Abreisendcn, ja nickt' einmal deren Familienangehörige zum Perron zugelaffen wurde». Die Abgcwiesenen begaben fick unverweilt nach dem Lebrtcr Babnbose und verstärkten cinit die Beglcitschast. die sich dort bereits zur Verab schiedung von den auSgewicscncn Parteigenossen eingesunken hatte. ES gab vier natürlich die üblichen Demenstrativnc», die ihren Höhepnnct erreichten, als von einem der Männer ein Kink des ailSgewiesencn Gläser cmpergchobcn wurde. Kurz vor Absabrt de» ZngcS schritten die anwcscntcn Polizeimann- chastcn unter Beihilfe den Bahnbeamlen gegen die Dcmon- 'trircnden ein und drängten sie mit Gewalt vom Perron. Wie dem „Tagcbl." mitgetheilt wird, sollen hierbei etwa 20 Arretir ungcn vorgckemmcn sein. Wie cS heißt, ist wiederum gegen vier Berliner Socialdcinokraten die An klage wegen Verbreitung sccialkemokratischer Schriften erhoben werden. Die Angeklagten sind beschuldigt, den Vertrieb dcS vielgenannten Kalenders „OmnibuS" bewerkstelligt zu baden Einer der Angeklagten hat circa 2000 Kalender vertrieben. Mehrfach wird bestätigt, daß der deutsche Kaiser mittelst Handschreibens an den Zaren srcundschast- lichc Vorstellungen wegen Skobclcff gemacht habe. Dieselben waren um so angezcigter, als man versucht batte, dem Zaren den genauen Inhalt der Skobclesf'schen sticken und den wahren Eindruck derselben auf die Nachbarinächte vorzucnthalten Herr v. GierS führte allerdings dem Zaren gegenüber eine offene Sprache, aber erst nach mehreren Tagen, fair gleichzeitig mit dem Eintreffen dcS Handschreibens des teulschcn Kaiser». Beide» machte großen Eindruck ans den Zaren, woraus er den Befehl gab zur scsortigen Heimbernsung Lkobeleff'S. In Wien meint man in diplomatischen Kreisen, die ganze Haltung Deutschlands während der letzten Woche Hilde einen cclatanten Beweis für die unbedingte Solidarität Deutschlands »nd Oesterreich». Jedwede Drohung, noch mehr jede Gefahr, sinke die beiden Kaiscrmächte innig vereint. — ES verlautet, der Kaiser Alexander sei aus die erste Nachricht von Skobeless'S Pariser Rede in größten Zorn ge rathen und habe den General Anfangs cassiren wollen. (?) Davor hätten Skobelefs nnr die Bitten seiner Freunde Jgnalieff und Katkow bewahrt. Der Kaiser habe die scsortigc telegraphische RÜckbcrusllng Skobcleff'S besohlen, dem jedenfalls in Galschina ungnädigster Empfang zu Theil wird. Es heißt, ibm solle sein Armeccorps, sowie die Generaladjutantcn Charge ge nommen und der General vorläufig zur Disposition gestellt werden. Personen, die Skobelefs genau zu kennen vergeben glauben, er würde dann selbst vollständigen Abschied der langen, aus eigene Hand weiter agitiren und eventuell nach der Herzegowina gehen. TaS Gerückt, daß Skobelefs durch schleuniges Verschwinden au» Paris, ebne Hinlerlasfnng seiner Adresse, sich der ihm unangenehmen Berufung nach Gatschina habe entziehen, mithin also habe „Verstecken" spielen wollen klingt ru absurd, charaktersirt aber die russischen Ansichten Glaubhafter klingt die andere Behauptung, Ignatiess solle am Morgen vor der Pariser Rede gegen einen Bekannten geäußert haben, Abends würde in Paris etwa» „Sensationelles geredet werden. Dm Gerückte von einer bevorstehenden Acndcrung im russischen Ministerium haben bis jetzt noch keine Bcstä tigung gesunken. Sehr bemerkt wird der directe Angriff der „Norkd Allg. Ztg." aus den Grasen Ignatiess. der zweisselloS von amtlicher Stelle inspicirt ist. Die Aende rungen im russischen Ministerium können übrigens gerade so gut im Sinne der Ignatieff'schen Politik als gegen dieselbe sich vollziehe». Der Einfluß, den Graf Ignatiess im Augen blick zweifellos genießt, ist aus die beim Zaren erweckte lieberze»I»ng zurückrusühren, daß Ignatiess für seine Person licke Sicherheit unersetzbar sei. „Ignatiess leitet, so drückte sich ein Staatsmann ans, den elektrischen Stroni dcS Rih liSmuSaus den panslavistischen Trabt." Wie weit jedoch die russische Dynastie bei einer panslavistischen Erplosion besser fährt al« bei einer nihilistischen, ist doch scbr zweifelhaft. Die osficiellen Beziehungen zwischen den drei Kalserinächtc» werden al» „absolut unverändert" bezeichnet. In Wien waren Gerückte von russischen Truppenzusammenziebunqer. verbreitet, denen man jedoch in Berliner unlcrrichlcle» Kreisen durchaus keinen Werth beilegt. AuS Kisckinew in Südrußland wird geschrieben: Die Rede, welche General Skobelefs in Paris gehalten, ist auch von dem OssiciercorpS der hiesigen Garnison mit sanalisckem Jubel ausgenommen worden. Am Abend des Tages, an dem die „große Kriegsnachricht" au» Paris hier eingetrofscu. haben die hiesigen Of'nciere in ibrein Casino ein Fettesten z« Ebrcn Skobeless'S veranstaltet, dessen Bildniß ans dem Ehrenplätze der Tafel prangte. Es wurden Toaste anSgebracbl und Reden gehalten, die sänimtlich aus de» „nächsten große» Feldzug Rußlands gegen Westeuropa" Bezug batten. Nachdem der massenhaft 'genossene Wein »nd Schnaps die Stimmung aus de» höchsten Grad der Erregung geschraubt, mußte ein junger Lieutenant aus die Aufforderung seines Obersten ein Spott gedicht eigener Fabrikation, aus die Flucht der Oestcrrcickcr aus „Tsckcrwone Russia" (Galizien), Vorträgen, das dem Verfasser die „Ehre" einbrachte, von den Ossicieren jubelnd nn Kreise umhergetragen zu werden. Die kriegerischen Ereignisse, deren Schauplatz gegenwärtig die dinarischen Alpen, können in vielfacher Beziehung, zumal waS die Bodenschwierigkeiten, die mate riellen Entbehrungen seitens der Truppen und die kriegerische Tüchtigkeit ihrer Gegner betrifft, dem Feldznge an die Seile gestellt werden, den seinerzeit die Russen im Kaukasus geführt haben. Bezüglich der Mühen und Entbehrungen in dem dalmatisch - herzegowinischen Hochgebirge, heißt es unter Andern, in dem Briese eine- österreichischen OsficicrS: „Da der dalmalisch-herzegowinische Operationsranm an Nahrung«- und Hilfsmitteln überaus arm ist und den Truppen nickt bloS Verpflegung und Munition, sondern viele Meilen weit ans die hohen FelSplateaur sogar jeder Tropfen Trink- und Kochwaffer (vom Waschwasser spricht man nicht, weil inan aus den LuruS dcS W-ischen» in diesem Feldzuge längst verzichtet) »achgesührt werden muß, wird man cs begreiflich finden, daß sich der Bedarf der Operationstruppcn im Ganzen aus beiläufig 16—18,000 Tragthicre beziffert. Die Unter nehmungen. welche bisher stattgesundcn, waren thcilo RecvgnoS- cirnngen, theil» Streifungen einzelner auö einigen Bataillonen und GcbirgSgeschützen zusammengesetzten Cclonuc», welche die Ausgabe hatten, die Verbindung zwischen größeren Orten herzustcllcn oder angesammclte Frcischaaren zu zerstreuen. Bei diese,» Expeditionen muß jeder Untcrossicier und Soldat eine zweitägige Verpflegung, sowie eine eintägige Fleischration, die aber bisher zunicin durch eine Coniervenbüchsc ersetzt wurde, inilsübrcu. Aus jedes Tragthicr wird eine viertägige Fouragc ge laden Die Proviantcolonuen der Truppen sorgen für eine drei- bis seckSIäglgc Verpflegung. Außer diesen Lebensmitteln befindet sich noch im Tornister eines jeden Soldaten der „eiserne Borratb", bestehend aus einer halben Portion Zwie back (250 lyramm), einer Portion Fleiichconscrve und zwei Portionen Salz (40 Gramm). Einigen Truppen wurden von de» Bcrpslegsmagazinen auch Cacao in Tasclsorin (50 Gramm Eacao, 60 Gramm Zucker per Portion) für den „eisernen Vorralh" mitgegebcu. Derselbe bars bclnintlich nur im äußersten Nolbfallc angegriffen werden. Ein großer Theil der Truppen befindet fich in crpenirten Stellungen. Doch nur die »n uniuittclbarcn Sicherheitsdienste stellenden Bor- truvpcn sind genötbigt, zu bivouakirc», was aus den felsigen Hochflächen von 1500—200«> Meter Höbe in Februarnächlen und unter dem Wütben orkanartiger Nordoslslürnie allerdings sehr empsindlich ist. Die Vortruppen werden aber regelmäßig nach drei bis vier Tagen abgclöst. In den rückwärtigen Stellungen cantenniren die Ablheilungen gewöhnlich in den Ortschaften, deren niedere, flüstere, sensterlose, auS rohen Felsblöckcn oder trockenem Mauerwerlc bestehende Häuser zumeist vou de» Bewohnern verlassen sind, die in ihrem Haffe gegen unü auch »ech die Eislcrncn zerstörle», wvknrch, da cs hier andere Brunnen nicht giebt, der Wassermangel noch großer ist." Von der 18. österreichischen Jnsantcric-Division wird unter dem 25. d. Abends gemeldet: „DieEolonnc deS Oberst HaaS bestand an» 23. d., von Glavatiecvo in nördlicher Richtung vorrückcnd, aus dein Rücken der Krstac-Planina ein ffcgrcickev Gefecht, welches von Vormittags 10 Ilbr bis 7 Ubr AbendS dauerte. Die etwa 1000 Mann starke Insur- gcnlenabtheilung zog sich, zahlreiche Verwundete mit sich nehmend, zurück; 4 Todtc und 2 Gefangene ließ sie zurück. DaS 7l. Infanterieregiment verlor 2 Todle. l Schwer- »nd 2 Leichtverwundete." — Das Gencraleeinmando in Scra- jewo berichtet unter dem 25. d. Nachtö: „Oberst Arlow meldete am 21. d. Nachmittags auö Kalinovic: Heule Mittag ist die Vereinigung mit der Eolonne des Generals Ledtihn bewirkt worden. Krbljena-Han »nd Vrallvschartc find besetzt. ES sind Fetdsignalstationen zur Verbindung mit der Feld- tclegrapbenstation Trnova ctaolirt worden General Lekdiön meldet, daß er die Verbindung mit der Eolonne deS Oberst HaaS aussuchc. Generalmajor Obadich meldet auS Foca lie AiiSsührung von RecognoScirnngen am 21. d. im Trinalhale auswärts gegen Bunovi und im Tragvcanalbalc. Die im Drinathalc vergehende Eolonne brachte in Erfahrung, daß der Insurgenteiijübrer Kovacccic beim Beginn des Gefechtes am 23. d. in Bunovi gewesen war, in Folge deS Geschütz- seucrS bei Brod aber eiligst mit seiner Äbtheilung »ach Bastaci abgina." AuS Lemberg wird gemeldet, daß dort neuerdings meh rere Ruthe neu'verbastet wurden. Unter diesen besintcn sich Herr Duda. Milrcdacteur teS Journals „Sloivo" und vier Zöglinge keS griechisch-katholischen Seminars. In Krupsk bat ii» Hause teS dortige» GemcindevorstanceS, Wasil Hluja, eine Durchsuchung stattgesuildew Belgrader Blätter bringen die Nachricht, daß eine auS Deutschland kommende, für cm Belgrader Hantluiigshau» bestimmte Wassenseiidiing in Ungarn consiscirt werden sei. — In Belgrad ist abermals die Nachricht verbreitet, daß die Regierung die Absicht habe, an dcr bosnischen Grenze rin ObjervationScorPS auszustellen. — In den Kreisen dcr serbischen Bewegung-Partei macht gegenwärtig ein KriegS- manlsest der herzegowinischen Insurgenten die Runde, welches erklärt, die sclbische Bevölkerung der Herzegowina n-erke „immer und niimcr wieder Je Waffen ergreifen, bis der letzte verhaßte Fremdling auS dem Lande vertrieben sei." In der rumänischen Kammer bat der Abgeordnete Pantazi Gbika den Minister teS Auswärtigen Amtes wegen eines Eorresponkenz-Artikels interpellirt, der bezüglich gewisser Vorgänge in Sofia von deutschen Icurnalen veröffentlicht worden. Der genannte Abgeordnete sagte unter
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