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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 28.10.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-10-28
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-185410286
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18541028
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18541028
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1854
- Monat1854-10
- Tag1854-10-28
- Monat1854-10
- Jahr1854
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PreiS: vierteljäh rige Pränumeration s ngr. in'S HauS, 8 ngr. bei Abho lung in der Expe dition. Wochenblatt für Zschopau und Umgegend. (Jeden Sonnabend eine Nummer.) InsertionSgedührea «erden die Zeile oder deren Raum mit » ngr. berechnet. M 43. Sonnabends, den 28. Oktober 1854. Die Nothanker. (Fortsetzung.) Seinen Freunden gegenüber würde Guntram vielleicht diesen Muth gehabt haben, gewohnt Alles lächerlich zu machen, würde er wohl einige jener beißenden Spöttereien gefunden haben; aber er war allein und' eine Art instinktmäßiger Scham hielt ihn wider feinen Willen zurück; sein Egois mus getraute sich nicht an's Tageslicht, aus Man gel an Aufmunterung, er begnügte sich damit, die Achseln zu zucken, und ging mit gekreuzten Armen und allen Zeichen versteckten Zornes im Zimmer auf und ab. Katharina schien es nicht zu bemerken, nahm ohne weiteres Besitz von der Wohnung, welche zufällig aus zwei kleinen Stübchen bestand, und ordnete stillschweigend ihr mitgebrachtes Gepäck. Indessen dachte Guntram über sein, durch die unerwartete Ankunft der Tante gestörtes Vor haben nach; nach Allem war es ja doch nur ver schoben, er konnte ja den andern Tag unter je dem beliebigen Vorwand Tante Katharina ver lassen. einen einsamen Platz im Walde aufsuchcn und seiner gqnzen Langenweile auf einmal ein Ende machen. Diese Aussicht beruhigte ein we nig seine üble Laune. Er schien sich mit einem gewissen Selbstgefallen ganz in den Plan , wel chen die alte Tante entworfen hatte, zu fügen, und als Beide sich zur Ruhe begeben, schien der Friede zwischen Tante und Neffe befestigt zu sein. Aber erstere war weit unruhiger als sie schien; der Anblick von Guntram's Waffen hatte bei ihr einen gewissen Schrecken zurückgelassen, dessen sie nickt Meister werden konnte. Man vertauscht nicht ungestraft ein bequemes, friedliches Leben mit der schmerzlichen Ungewißheit der Armuth; um sich in solch' neue Lage ohne zu große An strengung fügen zu können, muß man jünger, munterer, ja leichtsinniger sein. Der Muth allein konnte Katharina nicht alles ersetzen, was ihr mangelte. Ihr schon erhitztes Blut entzündete sich; ihr durch das Fieber aufgeregter Geist be schäftigte sich damit, einen Ausweg und Hülfs- mittrl zu suchen, und so immer mehr und mehr aufgeregt, fiel sie zuletzt in ein Delirium. Der junge Mann, welcher eiugefchlafen war. wurde durch der Tante Stimme geweckt und fand die alte Frau aufrecht sitzend, mit erhitztem Gesicht, starren Augen, mühsam Athen, holend; sie er kannte ihn kaum und antwortete auf seine Fra gen nur «an abgebrochenen Sätzen, immer und immer wiederholend, daß sie arbeiten wolle, daß sie stark und nicht krank sei. Guntram wurde trotz seiner Verhärtung ge rührt. Die Verdorbenheit des Gemüths kann uns gegen moralischen Schmerz unempfindlich machen; man kann es dahin bringen, nicht daran zu glauben, aber der physische Schmerz greift unsre Sinne wider Willen ari; mit Paradoren kann man wohl die Seele, aber nicht die Nerven verpanzern; man leidet, wenn man leiden sieht; man fühlt ein Bedürfnis, dem zu helfen, der fick beklagt, wäre es auch nur, um sich selbst zu erleichtern. Guntram bemühte sich daher, Tante Katha rina zu beruhigen, und erwartete mit Ungeduld den Tag, um einen Arzt rufen zu können. Der Arzt kam, untersuchte aufmerksam die Kranke und erklärte dem jungen Manne, daß alle An zeigen zu einer ernsthaften und langwierigen Krank heit vorhanden seien. „Ick fürchte, daß Sie der Kranken die noth- wendige Sorgfalt nicht werden angedeihen lassen können." sagte er, indem er einen schnellen Blick auf die ärmlichen Möbel des Zimmers warf; „daS Klügste wird wohl sein, die Kranke in ein Spital in der Nähe bringen zu lassen." Guntram zuckte bei diesen Worten zusammen und Katharina, welche alles verstanden hatte, stieß einen Sckreckensschrei aus. In den Vorurtheilen der Provinz erzogen, war sie gewohnt, das Spi tal als die unterste Stufe des Unglücks und der Schande zu betrachten. Voller Verzweiflung rief sie. daß sie lieber sterben wolle, daß sie übrigens auch weder Pflege noch Arzt bedürfe und sich ganz gesund fühle. Um die Behauptung zu bekräftigen, versuchte sie aufzustehen, aber bei dem ersten Versuch sank sie gebrochen nieder.
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