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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.12.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-12-06
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188312064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-12
- Tag1883-12-06
- Monat1883-12
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.12.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Xe-««»» und Lr»kditi<« Iohanuesgasse 83. Spttchkun-kn der Uedactiou: Bormiltags 10—12 Uhr. Nachmittags ö—6 Uhr. »i!r tt» NttU»«»« Ut«»«lat»te >»chl mcht «rdUltNch, A,«at»e »er für dt« »iichstsolgeud« N«««rr destimmte» Inserate ,« Sechrntagen di» 3 Uhr Nachmittag«, Sann- un» Iefttagen srüh »t«V,ü Uhr. 3n den Filialen für Ius.-^nnahmr: vtt« Ute««, UuiversitätSstraße 21. Laut» Lösche, Katharinenstraße 18,». nur »iS V.3 vhr ttmigerTagtlilatt Anzeiger. Organ für Politik, LocalgesWtr, Handels- nnd GefchüftSverkehr. Auflage 18,Lv» Ldimue»eat»»rris vierteij. 4'/, mcl. Briugerloh» ö NU, darch die Bost bezogen S LU. Jede »mzrlne Nummer SO Pf. Belegexemplar 10 Ps. Geöthreu tür Extrabeilage» ahne Postbeiürdrrung 39 Pn. »it Poftbejördernng «8 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile 80 Pf. Grs Here Schriften laat unserem Preis» Verzeichnis. Lobellarischer u.giffernlatz nach höher« Baris. Lerlamrn unter de« Nedactionöftrich die Spaltzeilr 50 Pf. Inserate sind stets a» die Erpchitia» z» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnevaiueriuiäo oder durch Poft- nachnahme. 340. Donnerstag dm 6. December 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Manntmachung. Bei dem hiesigen Stadtorcheste,. welche- den Dienst in Kirche. Gewandhaus und Stadttheater zn versehen hat, kommen demnächst zur Erledigung und zwar 1) am 31. December d. I. die Steste eine- Aspiranten für 1. Violine mit dem IahreSgebalt von tOOV^e, sowie 2) am 31. März 1884 die Stelle des n. Bratschisten mit dem IahreSgehalt von 2000 und Anspruch auf Mit gliedschaft bei dem hier bestehenden OrckesterpensionSsondS. Die Anstellung des Aspiranten ersotgt gegen beiderseitige halbjährliche Kündigung, die des Bratschisten zunächst aus ein Probejahr. Geeignete Bewerber, welche sich einem Probespiel zu unterziehen haben, wollen ihre Gesuche ev. mit Zeugnissen bis spätestens zum 81. -s«. Mo». bei un- einreichen. Leipzig, den 3. December 1883. Der Rath der Ltadt Leipzig. vr. Tröndlin. Wilisch, Ass. Nicolaigymnaßum. Snmeldnnaen für die unterste Elaste (Serta) nimmt der Unter zeichnete am 3., 4, «. und 7. December 12—1 Uhr in seinem Dieustzimmer entgegen. Anmeldungssormulare sind durch den Haus» mann der Schule H. Eidner zu erhalten. Leipzig, den 27. November 1883. Ilr. DH. Bogel. Am 11. December 1883 Bor«, von 10—12 un» Ruch«. von 2 Uhr an nn» eventne« »ie folgenden D«ge sollen Hierselbst Petersstraste Nr. 83, 1. Etage, die zu einer Concurs- maste gehörigen, meist Nürnberger Kurz» und Spictwaaren in größeren Posten meistbietead gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, den S. December 1883. Singer, Gerichtsvollzieher. Steckbrief. Gegen den Hansburschen Ertedrtch Wilhelm Jordan au» Leipzig, geboren den 8. August 1664 zu Trebitz im Saalkreise, welcher flüchtig ist, ist di« Untersuchungshaft wvgen Unterschlagung verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften »ud in da» Gericht«. Gesinanib zu Halle a/G. abzllliefern. Halle a/S-, den 1. December 1883. Königliche Staatsanwaltschaft, von Moers. Nichtamtlicher Thetl. FranMsche Selbsterkemilniß. Einsichtsvolle Franzosen haben sich oft darüber beklagt, daß es in Frankreich nicht möglich fei, der herrschenden Strömung Widerstand zu leisten; wenn sich der französischen Nation einmal eine lebhafte Empfindung bemächtigt hatte, so ist eS dem Einzelnen, und mochte seine Meinung bei seinen Landsleuten auch noch so viel Ansehen genießen, noch niemals gelungen, sie von ihrem Vorhaben abzubringen; dasselbe wurde auSgesührt und wenn es auch die verhäng« ißvollsten Folgen fast mit Sicherheit voraussehcn ließ. ThicrS sah im Jahre 1870 die Niederlage Frankreichs voraus; er hatte den Muth, die Forderung für den Krieg abzulehnen, während der ganze gesetzgebende Körper sie emstimmig bewilligte; der Verlaus des Krieges hat Thier» Recht gegeben, und die Franzosen erkannten seine bessere Einsicht dadurch an, daß sic Thier» mit den Frieden-Unterhandlungen beauftragten und ihn rum Präsidenten der Republik wählten. Heute hat in Frankreich wiederum die frieden-feindliche Strömung eine bedenkliche Kraft gewonnen; die Deutschenhetze wird mit einer Ungenirtheit betrieben, als wäre der Krieg gegen Deutschland beschlossene Sache und als handle es sich nur um Auffindung eines VorwandeS, um den Frieden zu brechen. In der That scheint der Mann, welcher gegen wärtig an der Spitze der französischen Regierung steht, bereit, Frankreich in jedes, auch das gefährlichste Abenteuer zu stürze», sein Verfahren in der Tonkinfrage war ebenso thöricht wie rücksichtslos; tböricht, weil er nicht über die Mittel verfügte, um den Angriff mit dem nöthigen Nachdruck zu unternehmen, und rücksichtslos, weil er offenkundige Rechte China- verletzte, ohne die Folgen zu erwägen. Einsichtsvolle Franzosen haben längst den Kops geschüttelt über die gefahrvolle Politik deS Ministeriums Ferry; alles Vvrangegangene wurde aber noch weit Übertrossen durch die Haltung des „National", deS er klärten Organs deS Ministerpräsidenten, anläßlich der Reise deS deutschen Kronprinzen nach Spanien. Man sing nach diesen Aufreizungen gegen Deutschland sogar in Frankreich an. darüber nachzudenken, ob eine solche Sprache auf die Dauer mit der Erhaltung des Frieden- vereinbar sei, und ein französischer Patriot, St. Genest, hatte den Much, seine Landsleute auf ihr Tbun aufmerksam zu machen und ihnen einmal gründlich die Wahrheit zu sagen. DaS ist iu Frank reich etwa» so Seltenes und so UncryvrteS, daß die Wirkung eine ganz bedeutende sein mußte. Genest sagte den Fran zosen, daß sie in großem Irrthum seien, wenn sie glaubten, daß ihre Prahlereien und ihre aufreizende Sprache gegen Deutschland ein Zeichen von Patriotismus sei, die Trieb feder ihre- ThunS sei nur kindische Eitelkeit und der Trotz deS ungezogenen Kinde«, welcher e» nicht über sich gewinnen könne, ein begangenes Unrecht einzugestehen. Gencsi hat den bewunderungswürdigen Muth, den Franzosen ein Bündniß mit Deutschland anzurathen und auf die Wiedereroberung von Elsaß Verzicht zu leisten. Der erste Eindruck dieser Straf predigt mag nicht der beabsichtigte gewesen sein; die Chau vinisten werden den unwillkommenen Sittenrichter mit Spott und Hohn belohnt babon, wahrscheinlich werden sie auch seinen Patriotismus in Zweifel gezogen, ibm wohl auch heimliche» Einverständnis mit den Feinde» deS Vaterlandes vorgeworsen haben, aber allmälig haben di« Leser sich dock auch ermannt, darüber nachzudenken, ob der Verfasser deS Artikels nicht doch vielleicht recht haben kvnute, ob eS denn wirklich wohlgethan sei, einen starken Nachbar unausgesetzt zu reizen, wenn man nicht in der Lage ist, ibn mit Eriolg anzugreisen. Und als erste- Resultat diese- Nachdenkens hat sich die Stimm« eine- Gesinnung-genoffen St. Genest'- im „Siscle" erhoben, welcher die Frage auswirst, ob die Journalisten, die in ernsthaften Blättern ihre Witze über den Fürsten BiSmarck und den König von Spanien reiße», da- volle Bewußtsein ihre- ThunS und der verbängnißvollen Folgen besitzen, welche ihre HcrzenScrgießungen für den Frieden Europa- haben können. Der „Figaro" und der „Siöcle" gehören zu den verbreitetsten und cinslußrcichsten Blättern Frankreich-, und da- Gewicht ihrer Stimme» verzehnfacht sich dadurch, daß sie gleichzeitig erhoben wurden, daß der „Siscle" die Be» rechtigung der von« „Figaro" geführten Sprache anerkannte. Nach dieser Bestätigung ist e» nicht mehr erlaubt, Uber die Wabrbeilen St. Gcncsl's in Frankreich mitleidig die Achseln zn zucken oder daraus mit Verdächtigungen de» Verfasser» zu antworten. Während man noch vor Kurzem die wohl de» gründete Abfertigung, welche die „Nordd. Allg. Ztg." den französischen Chauvinisten zu Theil werden ließ, als gegen standslos zurückwicS, ist jetzt die indirekte Anerkennung erfolgt, daß die „Nordd. Allg. Ztg." nur ihr gutes Recht übt«, al» sie gegen die maßlosen Hetzereien der französischen Blätter Einspruch erheb. Ernste nnv einsichtsvolle Franzosen machen jetzt gemeinschaftliche Sache mit der „Nordd. Allg. Ztg." und rufen ihren verblendeten LandStcuten ein nur allzu ver dientes „Lava" zu. Die spanische Reise deS Kronprinzen ist jedenfalls die letzte Ursache dieser beiden Warnnngsruse; man beginnt in Frank, reich einzusebeii. daß die vollständige Vereinsamung Frankreichs, die Unmöglichkeit, einen Bundesgenossen zu finden, mit Roth- wendigkeit zur Umkehr von dem betretenen gefährlichen Wege treibt, daß Frankreich nur in einer aufrichtigen FrievenSpoliltk die Bedingungen seiner zukünftigen Wohlfahrt zu sind» Vermag. Der Kronprinz bat die Franzosen durch die Lieben-« Würdigkeit, mit welcher er sich gegen den Botschafter cke, bliebels in Madrid benommen hat, beschämt; er hat sie dahin gebracht, daß sie selbst ihr Unrecht cingestehcn, und das ist der Anfang zu einem Umschwung der öffentlichen Meinung in Frankreich, welche von ven segensreichsten Folgen sein kann. Wenn die Franzosen erst angesangcn haben, sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, daß e- besser sei aus die Wiedereroberung de- Elsaß zu verrichten uud die Niederlage, de« Jahre« l870 al« ein« nicht zn ändernde, wenn auch bittere Tbatsache anzncrkenneu. dann ist Frankr .ch aus dem besten Wege zu seiner Wiederansrichtung. Die Lähmung seiner besten Kräfte durch Rachegelüste wird dann einer ge deihlichen friedlichen Arbeit weiche», und der darniedcrliegcnde Handel und die nicht minder bedrängte Industrie werden sich wieder heben, daS geschwundene Vertrauen wird zürückkehren. und es wird eine neue Zeit der Blüthe heranbrcchen, welche über das Geschehene leicht hinweghilsl. Hoffen wir, daß der GenesungSproceß. welcher durch' die Sclbsterkcuntniß zweier edler Franzosen begonnen bat. weiter fortschrcitct und zu dem Ergebniß eine« wirklich festbegründeten europäischen Friedens führt. Dann wird der tolle Mummenschanz, den die Franzosen seit 12 Jahren auffnhren, bald vergessen und vcr geben sein. Leipzig, 6. December 188.3. * Die auf Deutschlands Anstoß beschlossene Bildung einer internationalen Kanonenbootflottille in den Ge wässern Kantons charaklerisirt sich als ein Act der maritimen Sicherheitspolizei zum Zwecke deS Schutze« von Leben und Eigcnthum der dortigen Europäer gegen etwaige Ausbrüche der Volkömuth nach dem Muster der schon vorge- kommencn. Der politischen Lage soll dadurch in keiner Weise vorgegrifsen werben. Einmischung in fremder Leute Ange legenheiten liegt Niemandem ferner als gerade dem maß gebenden deutschen Staatsmann. DaS schließt indessen nicht aus, daß die wohlthätigcn Wirkungen der eingangs erwähnten maritimen Demonstralwn sich Uber ihr »ächstiiegendcS bc- sondereS Ziel hinauserstrccken können und hoffentlich auch werden. Indem Deutschland, England, Frankreich, Rußland und die Ver einigten Staaten von Nordamerika gemeinsame Schritte zur Wahrung der Interessen ihrer i» Kanton weilenden Angehörigen thun, liefern sie zugleich den Beweis, daß sie im Hinblick ans gewisse Möglichkeiten zu gemeinsamem Handeln bereit sind. Die Bethäligung solcher Maßregeln dürste kaum ohne er nüchternde Rückwirkung auf den überreizten Fanatismus der niederen Schichten de- chinesischen Volkes bleiben und auch den Schürern desselben die Augen über die letzten Eonsequenzcn ihres Vorgehens öffnen. Die?(>iwesen heil einer internationalen Secstrcitmacht i» den Gewässern KantonS wird zweifelsohne der chinesische» Krieg-Partei höchst unwillkommen sein; sicher lich aber werden die chinesischen Staatsmänner in diesen Vor sichtsmaßregeln der Mächte eine Einmischung oder gar einen Druck nicht erblicken können. China hat seit zwei Jabrzebnten manchen Wandel erfahren; eS muß sich auch mit der That- sache abfinden, daß „chinesische Frictivnen" aus europäischem Boden spielen und hier vielleicht erledigt werden. * Nach dem von der Admiralität über die SchiffS- bewcgnngen erstatteten Halbmonatsbericht war da« Ka nonenboot „Albatroß" am 17. Oktober von Buenos-NyrcS nach Rinchnclo gegangen, da« Schiss „Freya" am 23. Oktober von Barbados nach Porl-au-Prince, daS Kanonenboot ..Hyäne" am 26. Oktober in Sydney, von woher die letzte Nachricht war, va.S Kanonenboot „Iltis" am 1. October in Kanton, daS Schiff „Leipzig" am 25. September in Nagasaki, der Aviso „Loreley" am 22. November in Grao, da« Schiff „Marie" am 25. September im Begriff, von Montevideo nach Valparaiso zu gehen. Da- Kanonenboot „NautiluS" war am 3. No vember von Plymoutb nach Capstadt und Singapore ge gangen, da- Schiff ,^OIgc>" am 3 November von Trinidad nach Porto Cabello, da- Schiff „Prinz Adalbert" am 25. November in Cartagena, ebendort da- Schiff „Sophie", da- Sckiff „Stein" hatte am 17. November vor. Singapore die Heimreise angetreten: von dem Schiffe „Stosch" war die letzte Nachricht — 4. November — auS Hongkong. DaS Kanonenboot „Wolf" war am 4. November in Tientsin. — Der statistische Gesundheitsbericht der ReichSslottc für daS Jahr vom 1. April 1882 bis dabin 1883 ist er schienen. DaS umfangreiche Aclcnsriick enthält in seinen, all gemeinen Thcile eine Ucbersicht der Kränklichkeit, Diciist- unbraucbbarkeit und Sterblichkeit in der Flotte, in seinem besonderen Theilc die Krankheit-Verhältnisse auf den Schiffen in Ostasien, der Südsce, Wcstindien nnd Amerika, dem Mittelmeer, den heimathlichen Häsen und Gewässern, end. lich am Lande, woran sich die Mittheilnng über die SchifsSbygieine reibt. Der dritte Theil enthalt die KrankheitS-Ncbersichten, und zwar: die Krankenbewegung im Allgemeinen, di« speciellen Erkrankungen auf den ver schiedenen SchiffSstalionen und am Lande, dann auf de» einzelnen Schiffen und bei den beiden Marinestationen. Zur Hygieine bat der Stabsarzt l)r. Gärtner Beiträge über Lüftung, Verpflegung und die Expedition nach Süd-Georgien geliekcrl. WaS di« Verpflegung betrifft, so kann die West küste Amerikas in, Allaemeinen nickt al- günstig bezeichnet werden. Muß — so heißt e» schließlich — an der West» küste Branntwein gekauft werden, so empfiehlt eS sich, den reine» Kornbranntwci» teS Süden« oder den au- Tttbern de« WeinS hergestellten PiSco der nördlichen Provinzen Chile« oder Perus zu ncbmcn. Die bessern Sorten dieser Alkoholtca sind meist rein, während die Cognac«, Rum« u. s. w. au« den schlechter» Branntweinen de« Lande« mit Cognac- oder Num-Essenzcii, welche man in Massen einsnhrl, hergesteüt werden. * Man schreibt der „Voss. Zeitung" auS Dessau: .Dem Landtage ist die Vorlage betreffs Neuregelung der m den Verhältnissen des Salzwerk« Leopoldshall eingetretene« Veränderungen zugegangcn. In dem SyndikalSvertrage, welcher zwischen de» Besitzern der Staßsnrt-LeopoldSkaller Salzwerke vom 1. April 1879 bi« dahin 1884 zum Abschluß gekommen war, vertheilte sich die jede« Mal aus ein viertel Jahr sestzustcllende Gesammtsörderung an Karnallitsätzen mit 50 Proc. auf daS herzogliche Salzwerk LeopolvShall, 27'/, Proc. aus da« königl. preußische Salzmerk Staßfurt. lLV, Proc. aus das Salzwerk Douglashall bei Weiteregeln und lO Proc. aus da- Salziverk Neusraßsurt. Mit dieser ge ringen BetbeilignngSzifser wollten sich die letztgenannten beiden Privatwerke nicht länger zufrieden erklären, weil ihre Leistungsfähigkeit sich inzwischen bedeutend gesteigert hatte; und da auch »nt dcrVcrtrelung VeS preußisch-siscalischen Werke- ein Zusammengehen nicht wieder zu ermöglichen war, weil die Vertreter derselben Protest dagegen erhoben, daß das anbaltische Werk auch tünslig noch mit einem größeren Procentsatze an der Gesammlförderung betheiligt werde, als da- preußische Werk, so mußte schließlich die cmhallische Regierung nach geben, allerdings auch zum Schaden des preußlsch-fiscalischcn Werke- mit. dessen hiShcrigeS Förderungsquantum nun eben falls herabgcdrückt wurde, während die Privatwerte gestärkt a.i« den Verhandlungen hervorgmge». Rach Inhalt de» am 2«. Oclober d. I. zum Vollzug gebrachten Abkommen», welche- für die Zeit vom 15. October 1883 bis 31. De cember 1888 Geltung bat, kommen nämlich nunmehr 24 Proc. aus da- herzogliche Salzwerk LcopoidSball, 20 Proc. aus da» königliche Salzwerk Staßfurt, 19*/» ^roc. aus da» gewerk schaftliche Salzbergwerk SckmibtmannShall zu AscherSlcben, l8'/s Proc. ans DouglaSkall und 18'/« Proc. auf daS gewerk schaftliche Salzbergwerk Nou-Staßsurt. Sobald jedoch das bei Staßfurt in der Abteufung befindliche Salzbergwerk Ludwig II. in Förderung tritt, drückt sich das Förderungsquantum der letzt genannten drei Privatwerke noch um je 2*/, Procent herab, welche an daS Werk Ludwig II. alSvann abzutrelen sind. Außer diesem procentualen Äntbeil aber sollen die beiden Salzbergwerke Douqlaöhall und Ncuslaßsurt je 750 Ccntner, und das herzogliche «Salzbergwerk Leopoldshall, so lange dasselbe nickt in die Förderung von Kainit eintritl, tOOO Ccntner Karnallilsalze täglich älS Präcipunm fördern dürfen, so daß sich die Belheiligungözisfer deS SalzwerkS Leopoldshall bei einem Gesamnitabsatzc von 60,000 Ccntner täglich au 25*/, Prvccnt oder 15,400 Ccntner Pro Tag und bei 30l Werktagen daS gesamwte jährliche Förderungsquantum au 4,620,000 Ccntner berechnet. Es bedeutet dies für die anhaltischen Finanzen einen Ausfall von 675,000 ^ jährlich, vorausgesetzt, daß der jetzige Preis von 50 pro Ccntner Karnall,tsalz auch ferner in Geltung bleibt. Durch Abteufung eines neuen Schachte« und Uebergang zur Fabrikation von Chlorkalium für eigene Rechnung hofft die Regierung den Schlag nach und nach zu parircn." * Zur Kennzeichnung der polnisch-klerikalen Agi tation in der Provinz Posen bringt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" folgende Millhcilung: „Wir hören aus Posen, daß vor 'Kurzem der katholische Pfarrer Eugen Schniggcnberg zu Netschka im Kreise Frausladt von dem Landgericht in Lissa wegen MajestätSbcleidigung zu einer sechsmonatlichen Festungshaft verurlheilt worden ist. Der Verurlheilung liegt folgender Sachverhalt zn Grunde: Im Februar dieses Jahres besuchte der Pfarrer Schniggcn berg den Lehrer Prause zu Retschka und bemerkte in der Wohnung desselben über dein Sopha ein Oelgemälde, welches Se. Majestät den Kaiser darstellt. Bei Gelegenheit eine» Gegenbesuches, den Prause bald daraus dem Schniggcnberg abstattete, lenkte Letzterer daS Gespräch aus das erwähnte Gemälde, that dabei aber, al» ob er dasselbe der Dunkelheit wegen nndeullich wahrgenommen und für das Bild de« Papstes oder des Erzbischof« gehalten hätte und sprach dem Lehrer schließlich sein Lob auS. Al« Letzterer ihm darauf erwiderte. polnischer Lehrer, haben eine polnische Schule, polnische« Land. Ich war in vielen Familien und habe solch ein Bild nicht gesunden, nicht einmal beim Baron. Sein Bild habe ich nur höchsten« in Gasthäusern vorgesunden. Wenn Sie da- Bild nicht wegnehmen, so komme ich nicht mehr zu Ihnen, ich betrachte Sie dann als einen mir feindseligen Mann." — Der Lehrer Prause, über diese Aeußerungen empört, hat seinem Krei«- Schulinspretor Anzeige gemacht, welcher Letztere den Vorfall zur Kenntniß der königlichen Staatsanwaltschaft brachte. Wir nehmen Act von dem Verhalten de« Pfarrer« Schniggcnberg wegen seine- sympto- matischen Charakter-; dasselbe liefert einen neuen Beweis dafür, welche Stütze die national-polnische Agitation in der Provinz Posen bei der dortigen katholischen Geistlichkeit findet." « * v * Man schreibt un« au- Wien, 4. December: „DaS Interesse der im neuen ParlamentSgebSud« abgehaltenen ersten Sitzung concentrirte sich auf da» vom Finanzminister vor- getraaene ExposL über den StaatSbauSbalt von 1884. Dasselbe erhärtet eine ernste, stetige Besserung der Finanz lage. wenn auch ein flüchtige, Vergleich der Schlnßziffern ein minder günstige- Resultat zeigt. Di« GesammtauSgabrn für 1884 werben mit 5l1.l Millionen veranschlagt, gegen 500.3 für 188.3. Fast in gleichem Maße steigt indessen die BedeckungSzisser. Die StaatScinnabmen. welche für da- laufende Iabr mit 461.2 Millionen Gulden eingestellt sind, erscheinen im Budget pro 1884 mit 472.3 Millionen, also um 8.1 Millionen höher; überdies bemerkt der Finanzminister, diese Aufstellung sei im Hinblick aus die Erfahrungen der letzten 9 Monate „in möglichst nüchterner und objektiver Weise" erfolgt und man werde „am Schluffe des IahreS eher angenehme Ucbcr- raschungen, al- düstere Enttäuschungen erfahren." Nach jenen Hauptsummen stellt sich da«Deficit pro 1884 mit 38.7Millivnen gen 86.6 vom Jahre 1883, also um 2.1 Millionen höbe,, lese- rechnungsmäßige Resultat ändert sich jedoch gründlich, wenn man dir zahlreichen, nicht zur regelmäßigen Verwaltung gehörenden Ausgaben in Betracht zieht, welche vie Bilanz des Staatlhau-halte- nur vorübergehend beeinflussen. Der Finanz- minister stellt die Ziffern dieser Kategorie der beiden Budge.S pro 1883 und 1884 zusammen und gelangt zu dem Schlüsse, daß der Abgang der regelmäßigen Gcbahrung de- Jahres 1884 um 4.7 Millionen niedriger ist, als im Jahre 1883. — Den Grundcharaktcr d«S Budget- zeichnet der Fiilaiizininistcr durch die Erklärung, die Regierung habe, wo dies nur irgend möglich war, strengste Sparsamkeit walten lassen, anderer seits eS jedoch al- heilige Pflicht erachtet, alle die jenigen Ausgaben einzustellen, welche zur Erhaltung einer rationellen, gesunden Wirthschast, insbesondere für die Ent wickelung deS Unterricht-Wesens, sowie de« BerkehrSIebeiiS un entbehrlich sind. „Wären derartige außerordentliche Auslagen nicht gemacht worden" — fügte der Minister hinzu — „so häkle die Regierung die Beseitigung oder wenigsten- eine sehr erhebliche Herabminderung ves Heficit» ausweisen könne»; sie hätte jevoch den gerechten Vorwurf deS Parlament« und der Bevölkerung verdient, daß am Unrechten Orte gespart werde." — Man muß sich in der That mit dem Deficit voll kommen versöhnen, wenn man jene außerordentlichen AuSaabe» posten überblickt, denn da siguriren z. B. für SlaatSeisenbaha- bautcn 28.7 Millionen (gegen 22.1 Millionen im lausenden Jahre). Betheiligung am Bau von Privalbachnen 350,000 fl.; die Trajcct-Anstalt »n Bregenz 700,000 fl., Parlament»- und NniversitätSban mit mehr als 900,000 fl. u. f. w. Mit Reckt «eist der Finanzminister daraus hin. wie beträchtlich sich da» Budget entbürden werde, wenn die Arlberg- und die Galizischc TranS- dersalbahn ausgebaut sind, daß aber dann das Reich die Früchte dieser reichen Aussaat ernten und genießen werd«. Der Vergleich zwischen dem diesjährigen und nächste« Budget fällt aber vollend» zu Gunsten de« letzteren au«, weu« mau die vom Finanzminister constatirte Tbatsache iu Betracht zieht, daß er den Credit von 15.8 Millionen, welch« ihm zur Rückzahlung der im laufenden Jahre fällig g«o§ord«» CapilaUen ver allgemeinen Staatsschuld erö fnet Word«« »ar, nicht in Anspruch genommen, sondern den diesbezüglich«» Be darf au» den Mehreinnahmen gedeckt habe, daß er demnach wohl einen beträchtlichen Theil de» Erlöse für die Tilgung-« werthe pro 1883 zur Deckung de« nächstjäbrigen Abgänge» werde verwenden, somit da« nächstjährige Deficit erheblich werde vermindern können." * Welcher Hort der Deutsche Schulverein i« Wien für das von Polen, Czechen, Slovenen und Italienern be drohte Deutschthum in Oesterreich ist, mag wohl jetzt allge mein bekannt sein, nachdem die deutsche Presse mehr und mehr dem Wirken dieses deutsch-nationalen Verein« erhöhte Beachtung geschenkt hat. Weniger bekannt dürfte e» sei», welche ungeheuren Schwierigkeiten der Schulderem bisweilen zu überwinden hat. ehe er rein deutschen Gemeinden oder den Deutschen in einem Orte mit gemischter Bevölkerung zu einer deutsche» Bildungsstätte verhelfen kann. Dem kürzlich im „Leipziger Tageblatte" mitgelheilten Falle auS Tschernembl in Krain, wo der slovenischc höhere und niedere Pöbel den deutschen Lehrer an» Graz, der eine deutsche Schute errichten sollte, zum baldigen Weggange nölhigte, lassen sich mehr al» ein Dutzend Fälle auS der jüngsten Zeit an die Seite stellen. Die Errichtung ganz unnvthiger czechischer Schulen in Wien, Brünn, Iglau, Znaim, Trautcnau n. s. w. wird von oben herab gern gesehen, nicht selten direct begünstigt und befördert. Will aber eme deutsche Gemeinde, die ein halbe» Jahrtausend hindurch stets deutsch war und deren Schule erst in den letzten 10 bis 20 Jahren slavisirt wurde, zum deutschen Unterrichte zürückkehren oder soll in einer bedrohten deutschen Gemeinde der Sprachgrenze oder in einer deutschen Sprach insel eine neue deutsche Schule errichtet werden, so greifen die maßgebenden Factoren zu allen Mitteln, un, da- Project ru Falle zu bringen. Schon längst war von der Ortsgruppe Laibach die Gründung einer deutschen Privatschule ln der genau 600 Jahre allen deutschen Gemeinde Zarz bei Bisckoslaak in Obcrkrain geplant worden. Di« Alten und Erwachsenen der kleinen deutschen Sprachinsel, die merk würdigerweise weder aus der Sprachenkarte im Andree'schen Handatlas, noch auch aus der sebr genauen Sprachenkarte im Peschel-Andree'schen physik.-stat. AllaS für das deutsche Reich angegeken ist. sprechen alle noch ihr bajuwarisch Deutsch. Die Jugend allerdings ist,da seil 1875 nur slovenisch unterrichtet wurde »ichr oder weniger slavisirt. Im September diese- IahreS nun waren alle Schwierigkeiten, welche der Errichtung einer deutschen Privatschule in Zar; im Wege gestanden halten, so weit beseitigt, daß ein deutscher Lehrer in daS OebirgStors geschickt werden konnte. Der slovenischc Pfarrer deS OrteS aber — in ganz Krain haben alle deutschen Gemeinden ohne Ausnahme slovenischc Geistliche — wußte doch noch in letzter Stunde alles zn vereiteln. AIS der Unterricht beginne» sollte, verbreitete sich plötzlich unter den Zarzer Frauen daS Gerücht, der neue Lehrer wolle unter der Bevölkerung Irrlehren anSstreuen und die Leut« zu Ketzern machen. Eine solche Auf regung entstand in Folge dessen, daß der deutsche Lehrer schleunigst nach Laibach zürückkehren und die Errichtung der deutschen Privatschule anfgegeben werden mußte. Wie so viele ehemals deulsche Gemeinden m Krain der Slovcnisirung verfallen sind, so wird nun wahrscheinlich auch Zarz der deutschen Sprache vollständig verloren gehen. * Berichten aut Galatz zufolge hat di« europäische Donau-Commission ihre ordentliche Session beendet. Dieselbe war mit technischen und VerwaltungSarbeite« auS- qesüllt. Die Ernennung eine» Mitglied«« für Vi« gemischte llferrommission, sowie die Einsetzung de» letzter» i« Gegen satz zu dein Einspruch Rumänien- ist nicht erfolgt. * In einem Berliner Blatte sanden sich vor Kurzem Auslassungen über da» Schwinden de» deutschen Eln- slusse» ,n Konstanttnopel, welche in türkische» -rrisen sowohl wie unter der deutschen Colonie Konstantmovel» uu- angenehme« Aufsehen erregt haben. Der „Kölnische« äeituaa" wird von dort darüber geschrieben: „Es war darin Ikove von dem Mißlingen der Mission Mukhtar Pascha'», dt« »»-- freundlichen Empfang, der diesem Staatsmann« vom Fürste» BiSmarck zn Tbeil geworden, von Ansprüchen, welche die Türken an Deutschland stelle» zu dürfen glaubte», einfach weil eine gewisse Anzahl deutscher Ossicicre und Beamten
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