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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 25.08.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-08-25
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188708259
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18870825
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18870825
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
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- Wahlperiode
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1887
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K90 „Wem liegt die Pflicht, ihn zu beerdigen, ob?" fragte er. „Der Gemeinde, auf ihrem Grund und Boden ist er gefunden. In einer Ecke des Friedhofes wird er begraben werden, dort ruht schon ein Unbekannter, der vor einigen Jahren erfroren vor dem Dorfe aufgefunden wurde, dort liegt auch ein Selbstmörder, der die Zeit nicht hatte abwarten können, bis die Natur das Leben von ihm gefordert hatte." Der Freiherr zuckte zusammen, er wandte sich ab, um zu verbergen, was in ihm vorging. Der Baron v. Selditz in einer Ecke des Fried hofes in die Erde gesenkt! „Ist man hier so hart gesinnt, einem Unbe kannten kein ehrliches Begräbnis in der Reihe der übrigen Toten zu gewähren?" fragte er. Der Schulze zuckte mit der Achsel. „Er verursacht ohnehin der Gemeinde schon Kosten," entgegnete er. „Ich will ine Kosten tragen," warf der Frei herr em. „Wer kennt sein Leben? Laßt den Toten bei den übrigen Toten ruhen, ihm ein Begräbnis wie jedem aus Euer Mitte. Hier — hier!" Er reichte dem Schulzen seine Börse. „Ich werde mehr geben, wenn dies nicht aus reicht," fügte er hinzu. „Gebt dem Toten die Ehren, die ihm gebühren, sein Geschick ist ohne hin ein hartes, da kein Äuge an seinem Grabe ihm nachweint!" Der Schulze versprach es. Der Freiherr bestieg sein Pferd wieder und ritt langsam fort; er fühlte sich so schwach, daß er sich kaum aufrecht zu erhalten vermochte. Im Walde angelangt, stieg er ab und setzte sich müde am Wege auf einen Stein. Mit beiden Händen bedeckte er das Gesicht — so saß er lange Zeit, Stunden lang. — Nur das schnelle und tiefe Atmen seiner Brust verriet, welche Kämpfe in ihm vorgingen, wie er rang, den Schmerz zu bewältigen. Der stolze Baron v. Selditz unbekannt in fremde Erde gesenkt! Und doch war es besser, als wenn er feinen Namen genannt, wenn noch über der Erde, die bald den Toten deckte, der Name v. Selditz mit Schmach genannt wäre. Als er endlich die Hände nicdersinkcn ließ und sich empvrrichtete, schien er ruhiger ge worden zu sein. Seine Wangen waren auf fallend bleich. Er bestieg das Pferd und ritt zu dem Gute der Frau von Malten. Ueber sein Aussehen erschreckt, eilte die Dame ihm entgegen. Er hörte nicht auf ihre Frage, was ihm be gegnet sei. „Kommen Sie, ich habe mit Ihnen zu reden — mit Ihnen allein," sprach er. Frau von Malten führte ihn in ihr Zimmer. Erschöpft ließ er sich auf einem Stuhle nieder. „Ich komme, um die Hand Emmys für einen Mann von Ihnen zu erbitten, der sie aufrichtig und innig liebt!" sprach er. „Um Sie zu bitten, das Glück zweier Herzen, die sich lieben, zu gründen." Ueberrascht hatte Frau von Malten ihm zugehört. „Für wen — für wen werben Sie um Emmys Hand?" fragte sic. „Ahnen Sie nicht, wer sie liebt?" Frau v. Malten schwieg einen Augenblick. „Nein," entgegnete sie dann. „Elsas Bruder hat mir gestanden, daß er Emmy liebt und daß sie seine Liebe erwidert. Für ihn bitte ich." Frau v. Malten stand erregt auf. „Elsas Bruder — Stein!" rief sie. „Nie — nie! Es ist unmöglich! Emmy kann nicht die Seinige werden!" „Und weshalb nicht?" fragte Mannstein ruhig. „Sic fragen noch! Ich will nicht berühren, daß er arm ist, ich will auch nicht glauben, daß ihn nur Emmys Vermögen verlockt — ich achte ihn, allein Emmy kann einem Bürger lichen nie ihre Hand reichen!" Ein schmerzliches Lächeln glitt über das Ge sicht des alten Herrn hin. „Glauben Sie, daß er weniger gut ist, daß er Emmys Glück weniger begründen wird, nur weil ihm der Adel fehlt!" „Noch fließt in den Adern der v. Malten kein Tropfen bürgerliches Blut, soll ich mein einziges Kind herabsetzen? Haben Sie nicht selbst darauf gesehen, daß das Blut Ihres Ge schlechtes rein erhalten blieb, daß kein Flecken auf Ihrem Namen haftete? Sind Sie nicht stets stolz darauf gewesen?" Ein Seufzer rang sich aus der Brust des kleinen Mannes. Er dachte an die Vergangen heit, auf welche die Worte der Frau paßten. Dann hob er fest den Kopf empor. „Hören Sie mich an!" rief er. „Ich will Ihnen erzählen, woher ich komme, ich will Ihnen das Ende eines Mannes schildern, der auch auf seinen Adel trotzte, der mit Stolz und Verachtung auf das bürgerliche Blut herab blickte, der ehrlos starb, weil er seine Ehre mißverstanden!" Er erzählte ihr das Ende seines Neffen. „Wissen Sie, wodurch er dahin gelangt ist? Als ich ihn in Bcttlerkleidung in fremdem Stalle auf dem Stroh liegen sah, da hat sich mir die Antwort auf diese Frage in schrecklicher Gewißheit und Wahrheit aufgedrängt: er ist an dem Vorurteile seines Äoels und seiner Geburt zu Grunde gegangen! Weil ihm von Jugend auf cingeprägt wurde, daß er besser sei, als die Bürgerlichen, daß ein edleres und bevorzugteres Blut in seinen Adern fließe, weil er sah, oaß der Adel noch immer Vorrechte genießt, deshalb blickte er mit Geringschätzung auf alle herab, welche durch ihre Kenntnisse und Arbeit sich eine Lebensstellung erringen, deshalb mißachtete er die Ehre der Bürger lichen, deshalb glaubte er sich über vieles hin- wegsetzcn zu können. Wäre er in den beschränkten Verhältnissen eines Bürgerhauses geboren, sein Geschick würde ein anderes gewesen sein, denn cs fehlte ihm nicht an Anlagen und Kräften. Er würde von Jugend auf sich den Gedanken eingeprägt haben, daß der Mensch nur das Recht besitzt, was er durch eigenes Verdienst erwirbt, daß er ein unnützes Mitglied in dein Kreise der menschlichen Gesellschaft ist, wenn er an dem großen Kulturwerke derselben nicht mitarbeitet. Er würde sich durch eigene Kraft eine Lebensstellung gegründet haben und jetzt als geachteter Mann dastehen! Sie wissen, daß ich einst, als der Adel aufgehoben werden sollte, entschieden dagegen war, das Geschick hat meine Änsichten geändert; ich will ihn auch jetzt noch nicht aufgeben, allein die Vor urteile, welche ihm anhaften und welche ihm selbst zum Nachteile gereichen, müssen aufhören! Können Sie mehr thun, als das Glück Emmys begründen? Ist dies Glück davon abhängig, daß vor dem Namen ihres Gatten das kleine Wort steht, an welches sich so viel Unheil knüpft? Wenn ich nicht wüßte, daß Stein ein ehrenwerter Charakter ist, nimmermehr würde ich eine Bitte zu seinen gunsten aussprechen." Frau v. Malten schwieg. Sinnend blickte sie vor sich hin, denn die erregt ausgesproche nen Worte des Freiherrn hatten einen tiefen Eindruck auf sic gemacht. „Würde Malten seine Einwilligung gegeben haben?" sprach sie endlich. „Sie werden es begreiflich finden, daß ich bei jedem Entschlüsse, den ich fasse, mich zuvor frage, wie würde er gehandelt haben, denn er ist mir immer der treueste Berater ge wesen." „Ich achte Sie deshalb doppelt hoch!" fuhr der Freiherr fort. „Malten würde mir bei- stimmcn, das ist meine feste und ehrliche Ueber- zeugung, denn er war zu aufrichtig, um sich einer besseren Ansicht zu verschließen. Er würde cinsehen, daß wir um so höher stehen, je mehr wir uns von Vorurteilen befreien, mögen dieselben auch noch so innig mit uns verwachsen sein." „Dann will auch ich es thun," entgegnete Frau v. Malten, indem sic dem Freunde die Hand entgcgenstreckte. Hastig erfaßte der Freiherr dieselbe. „Haben Sie Dank für dies Wort!" rief er. „Sie werden es nicht bereuen. Stein wird nie vergessen, wie viel er Ihnen zu danken hat und Äe selbst haben sich durch dieses Wort einen glüalichen Lebensabend geschaffen!" Frau v. Malten wollte Emmy rufen, um derselben ihre Einwilligung mitzuteilen. „Nicht jetzt," bat der kleine Herr. „Lassen Sie mich erst fort sein, mein Herz ist heute so schwer, daß ich ihr nicht mit der heiteren Freude Glück wünschen kann, wie ich es wünsche. Morgen — morgen kehre ich wieder und ich weiß, daß ich dann in ein glückliches Auge blicke!" Er verließ rasch das Zimmer. Der Diener hielt vor dem Hause noch sein Pferd, er stieg hinquf und ritt davon. Langsam ließ er das Pferd dahin gehen, seine kleine Gestalt schien gebrochen zu sein. Vor seinen Augen schwebte das entstellte Ge sicht feines unglücklichen Neffen, der unerkannt in die Erde gesenkt wurde. Dann riß er sich gewaltsam los, er richtete den Kopf empor und aus seinen Augen leuchtete der Stolz echten Adels — das Bewußtsein, mit einem Vorur teile gebrochen und einer freien Anschauung die Bahn gebrochen zu haben. Frau von Malten hielt Wort und ihr Segen vereinte zwei Glückliche. Verlosungen Finnländische 4'/,proz. Staatsanleihe von 1874. Die nächste Ziehung findet am 1. September statt. Gegen den Kursverlust von ca. 2 Pro», bei der Auslosung übernimmt das Bankhaus Carl Neuburger Berlin, Französische Straße 13, die Versicherung für eine Prämie von 5 Pf. pro 100 Kronen. Schlacht- und Viehhof Chemnitz, 22. August. Auf trieb: 229 Rinder, 652 Landschweine, 102 Ungar. Schweine, 107 Kälber, 269 Hammel. — Der Rinoer markt mar um 22 Stück schwächer wie vor 8 Tagen beschickt, trotzdem reichte der Auftrieb für den Bedarf völlig aus. Das Geschäft gestaltete sich mittelmäßig, wobei zu bemerken ist, daß in Rindern I. Qualität ziemlich geräumt wurde, dagegen von 2. Qualität (be sonders Bullen) ein größerer Teil unverkauft blieb. — Der Schweinemarkt war gut beschickt, es bezieht sich das sowohl auf die Stückzahl wie auch auf die Quali tät. In Landschweinen verlief das Geschäft gut uud in ungarischen Schweinen langsam. Für Landschweine wurden um ca. 2 M. höhere Preise gezahlt. — Nach Kälbern war die Nachfrage lebhafter wre an den letzt vergangenen Markttagen, weshalb auch etwas höhere Preise erzielt wurden. Das Geschäft hierin kann als gut mittelmäßig bezeichnet werden. — Das Hammel geschäft war mittelmäßig, wobei die Preise annähernd dieselben wie vorige Woche waren. — Preise: Rin der: 1. Qual. 54 bis 57 M., 2. Qual. 46 bis 51 M. und 3. Qual. 34—38 M. für 100 Pfund Fleischge wicht. — Schweine: Landschwcine 48—50 M. und ungar. Schweine 47—48 M. für 100 Pfund lebend Gewicht bei 40 Pfd. Tara per Stück — Kälber: 100 Pfd. Fleifchgewicht 52—54 M. — Hammel: 100 Pfd. lebend Gewicht 30-32 M. Eisenbahn-Sommerfahrplan. Gültig vom 1. Juni 1887 ab. ! ! I ! r-4 ! ! i DLL 8 Z sr t- S>A-Z> NH * -i- i ! s s s DL?- -.SS t>» UH UH 'ebviM- r >. s e- r- io N-MI0Z8 2 8 cs -1—r- 8 » UH NH 2 8 8 cs es cs 2 8 NH NH LL A r?H §H Ä »a « NH 20 (70 8 « 8 NH NH 20 sr §» s s v-i 7—t > ! ^ ^ ^ OO -- 8 Z Owrx) LLZ, 2 2 wes 8 Z 2 SH Sr cx> Z 8 UH ! ! I i s 8 8 8 KO UH UH 8 2 4 1- rs es 8 2 cs UH A cs cs I ! 2 8 2 00 LLL > s > > l ! ! > i ! l 1 l I ! ! .L-Z .L-Z-Z.8-Z-Z — «2 «2 -Z-Z-Z »s .L Komotau Weipert Weipert Buchholz Annaberg Annaberg Wollenstem Wilischthal Wilischthal Ehren frdrsdf. Thum sZ — Z K «2 s>- Ls« L ^ üv-T ^ .s-.e- AK ab in s " .L « - ^ U2 , xr «2 * .L L.« 0 '.s .« » s ö r-« UH ! I l Z S ° l ! > s 2 « A ! s !! jLLL «) SH §r 8 3- 20 L-O -1-4- DL«, ; s e-t —-t 8 L S Z 8 S L <74 s-r ao NH nH NH UH UH ^ !?r Z>L * 8 8 8 « 8 u, ^ 00 cv <7- M 0 «88 A A O 5 S <74 ! ! > 1 , 8 8 8 I I i uHcScO A 0» F S2 —< «) L -r-Sr ' über Altenburg. - s- Etlzüge. Die Fahrzeiten recht« von den StationSnamen sind von unten nach oben zu lesen. Redaktion, Druck und Verlag von Paul Strebelow in Zschopau.
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