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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 15.12.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-12-15
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-188712157
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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923 Trotze kann ich versichern, daß Rußland sich eifrig bemüht, eine große Anleihe aufzunehmen. DaS Geschäft wäre schon lange abgeschlossen, wenn die französischen Bankiers nicht zu harte Bedingungen stellten. Diese Bankiers beabsichtigen, sich indes nichts abhandeln zu lassen, überzeugt, daß Ruß land schließlich, annehmen muß, da es dringend Geld ^braucht und der deutsche Markt ihm ver schlossen ist. Schweden. Sämtliche Mitglieder des Mini steriums gaben dem Könige ihre Entlassung. Der König ersuchte dieselben, vorläufig weiter im Amte zu bleiben. Bulgarien. Infolge der russischen Truppenan häufung hat sich die Regierung mit der Frage be schäftigt, ob militärische Maßnahmen zu treffen seien, damit Bulgarien im Falle von Verwickelungen vorbereitet sei. Amerika. Depeschen aus Washington zufolge wird das Repräsentantenhaus, sobald sein gesetz gebender Apparat im Betriebe ist, einen Entwurf annehmen, der die Jnlandsteurrn auf Tabak ab- schnfft, welche Handlung 28 000000 Dollars des Ueberschusses beseitigen wird. vom Reichstage. S. v. 12. Dezember. Im Reichstage wurde heute der Gesetzentwurf über die Einführung der Gewerbe ordnung in Elsaß-Lothringen berathen. Unterstaats sekretär Studt begründete die Vorlage, indem er sagte, die Ausnahmebestimmungen erschienen gerecht fertigt, weil die Regierung außer der inneren Landes verwaltung auch die Sicherheit der Reichsinteressen zu berücksichtigen habe. Abg. Grad spricht für Annahme der Vorlage unter möglichster Beseitigung der Aus nahmen. Abg. Sabor und Winterer sprechen ge gen Ausnahmebestimmungen, Hennig für die Vor lage, welche eine Wohlthat für Elsaß sein werde. An der weiteren Beratung nehmen teil Dietrich, Studt und Sabor. Das Haus beschließt, die zweite Lesung im Plenum vorzunehmen. Weiter wurde beraten die Vorlage über Ausschluß der Ocsfentlichkeit bei Gerichts verhandlungen. Abg. Rintelen ist für Kommissions beratung. Abg. Klemm spricht im wesentlichen für die Vorlage; der Einwand, die Bestimmung durch breche den Grundsatz der Oefsentlichkeit, sei unzutreffend. Abg. Singer ist für die Beibehaltung des jetzigen Zustandes; Abg. v. Reinbaben spricht für die Vor lage; Abg. Wlndthorst erklärt, die Vorlage sei für ihn unannehmbar, weil sie zu den größten Willkür- lichkeiten führe. Abg. Cuny wendet sich gegen die Ausführungen Windthorsts: zur Wahrung unserer Interessen dem Auslande gegenüber sei der Ausschluß der Oefsentlichkeit namentlich bei politischen Prozessen um so notwendiger, als sonst die Wehrkraft gefährdet werden könne. Abg. Klotz spricht namens der Frei sinnigen gegen die Vorlage. Das Haus verwies die selbe an eine vierzehnglieorige Kommission. S. v. >3. Dezember. Der Reichstag behandelte in der zweiten Lesung der Getreidezollvorlage zunächst den Weizen- und Roggenzoll. Bei der Vorlage selbst sind 6430 Petitionen für, 116 Petionen gegen die Ge- treidezöllc und 40 Petitionen gemischten Inhalts ein- gcgangcn. Broemel ist für die ablehnenden Be schlüsse der Kommission. Während seiner Rede ging der Antrag Pfaffcrotts ein, den Weizenzoll auf 4 Mk., den Roggenzoll auf 3 Mk. festzusetzen, sowie der Antrag Grads, den Zoll für Weizen und Rog gen auf 4 Mk. zu bestimmen. Mirbach ist für die Zollsätze der Regierungsvorlage. Hammacher ist gegen jede Zollerhöhung und für Aufhebung des Iden titätsnachweises für zollfreie Einfuhr. Windthorst befürwortet seinen Antrag, den Zoll auf 5 Mark fest zusetzen, der ein Kompromiß sei zwischen verschiedenen Anschauungen in seiner Partei. Pfafferott zieht seinen Antrag, den Weizenzoll auf 4 Mark, den Rog genzoll auf 3 Mark festzusetzen, zurück. Rickert ist gegen jede Zollerhöhung. Staatsminister Lucius tritt für die Zollsätze der Vorlage ein und erklärt, er sei nicht anzugeben ermächtigt, wie sich die Regierung zum Vorschläge Windthorsts stellen werde; alle nie drigeren Sätze würden entschieden abgelehnt werden. Finanzminister Scholz tritt gleichfalls für die Regie rungsvorlage ein. Bei der Abstimmung werden die Zollsätze der Regierungsvorlage (6 Mark für Weizen und Roggen) mit 238 geKen 108 Stimmen abgelehnt. Darauf folgt die Abstimmung über den Zollsatz von 5 Mark sür Weizen. Derselbe wird mit 227 gegen 12b Stimmen angenommen. Geschlossen dafür stim men die ganze Rechte, das Centrum mit wenigen Aus nahmen, die Polen, einige Elsässer, ein Teil der Na- tionalliberalen. Der Roggenzoll von b Mark wird mit 213 gegen 126 Stimmen angenommen. Fortsetzung morgen. vom Landtage. S. v. 12. Dezember. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer machte der Präsident der Kammer Mitteilung von dem gestern erfolgten Ableben des Abg. Päßler, Gutsbesitzer in Belmsdorf bei Bischofs werda und Mitglied der Kammer für den 7. länd lichen Wahlkreis. Die Kammer ehrte das Andenken des Dahingeschiedenen in üblicher Weise durch Erheben von den Plätzen. — Den ersten Gegenstand der Ta gesordnung bildete Abteilung 3 des StaatShausbalts- etatS: Departement des Auswärtigen. Die Referen ten beantragten unverkürzte Bewilligung des Etats. Kap. 102, Ministerium des Auswärtigen nebst Kanzlei, wurde ohne Debatte mit einem Zuschuß von 47170 M. bewilligt. Zu Kap. 103, Gesandtschaften, erklärte Abg. Bebel im Namen seiner Partei, daß dieselbe, wie auch bei früheren Landtagen, gegen die sür die Ge sandtschaften in Wien und München geforderten Sum men stimmen werde, weil sie der Meinung sei, daß, nachdem die auswärtige Vertretung durch die Reichs- Verfassung geregelt und durch das Auswärtige Amt in Berlin geleitet werde, für Sachsen keine Notwendig keit mehr bestehe, besondere Vertretungen zu haben. Präsident vr. tzaberkorn bemerkte, daß es sich um ein Recht der Krone handle, worauf Abg. Bebel er widerte, daß die Kammer nichtsdestoweniger das Recht haben müsse, dieses Kronenrecht zu bezweifeln, bez. die für die Ausübung des Kronenrechtes geforderten Summen zu verweigern, da sonst nicht zu begreifen sein würde, warum überhaupt diese Forderung vvr- gelegt werde. (Abg. v. Vollmar: Sehr richtig!) Die Kammer bewilligte hierauf die sür die Gesandtschaft zu Berlin geforderten 30400 M. einstimmig, ferner gegen 16 Stimmen (die 5 Sozialdemokraten und elf Mitglieder der linken Seite) 18000 M. für den Ge sandten in Wien, gegen 6 Stimmen (außer den Sozial demokraten Abg. Kirbach) 15 000 M. sür den Gesandten zu München, gegen 5 Stimmen (die Sozialdemokraten) 24000 M. für sonst notwendige Vertretungen im Auslande und endlich einstimmig 14 400 M. für Ge schäfts- und Konsulatspesen re. Das ganze Kapitel im Gesamtbeträge von 101800 M. wurde gegen die Stimmen der 5 Sozialdemokraten bewilligt. Zum Schluß bewilligte die Kammer ohne Debatte auf An trag des Referenten die unter Titel 1 und 2 gestellten Nachpckstulate von 242000 M. für Erbauung eines Winterhafens in Riesa und 136000 M. für Erweite rung des Riesaer Elbquais und Erbauung einer neuen Ouaiverbindungsbahn, für welche beim vorigen Land tage bereits 616000 bez. 784000 M. bewilligt worden sind; ebenso wurde Titel 13, eiserne Bedachung des Perrons des Personenbahnhofs Döbeln, 36100 M., einstimmig bewilligt, nachdem Abg. Starke dargelegt hatte, daß auch die Erhöhung, bez. Verlängerung der Einstcigerampe auf dem genannten Bahnhofe eine dringende Notwendigkeit sei. S. v. 13. Dezember. Beide Kammern hielten heute Sitzungen ab. Die Erste Kammer genehmigte ohne Debatte auf Antrag ihrer 2. Deputation nach dem Vorgänge der Zweiten Kammer die Abteilungen des Staatshaushaltsetats: Allgemeine Staatsbedürfnisse — mit Ausnahme des Kap. 24: k. Sammlungen für Kunst und Wissenschaft —, Gesamtministcrium nebst Depen- denzen und Pensionsetat, unverändert nach der Regie rungsvorlage. — Nächste Sitzung Donnerstag. Die Zweite Kammer beriet zunächst Kap. 24 des ordentlichen Staatshaushaltsetats: zum k. Hausfidei- kommiß gehörige Sammlungen für Kunst und Wissen schaft, deren Bewilligung von der Finanzdeputation mit einigen unerheblichen, von der Staatsregierung gebilligten Abstrichen beantragt wurde. Abg. Grahl gab ebenso wie beim letzten Landtage der Ueberzeu- gung Ausdruck, daß die zur Vermehrung der Samm lungen zu Gebote stehenden Mittel zu gering seien und namentlich nicht ausreichten, um der modernen Kunst eine würdige Vertretung in der Gemäldegallcrie zu verschaffen, weshalb er bat, in das nächste Budget eine entsprechend höhere Summe einzustellen. Referent Starke wies dem gegenüber darauf hin, daß auch in ' anderen Abteilungen des Staatshaushaltsetats For derungen enthalten seien, die bestimmt seien, Kunst und Wissenschaft, soweit die Kräfte des Landes reich ten, zu fördern. Kultusminister vr. v. Gerber dankt dem Abg. Grahl für dessen wohlwollende Aussprache. Für diesmal habe die Generaldirektion mit Rücksicht auf die bedeutenden Opfer, welche die Neubegründung der Skulpturensammlung anläßlich ihres Umzuges in das alte Zeughaus dem Staate auferlcgc, eine Er höhung der sür Vermehrung der Sammlungen be stimmten Summe nicht beantragen wollen; er hoffe aber, daß dies in Zukunft werde geschehen können. Das Kapitel wurde mit einem Zuschußbetrage von 417 879 M. bewilligt. Nächste Sitzung Donnerstag. vermischtes. * Der Oberbürgermeister Kanzler zu Bruch saal hat sich am Sonntag mittag zwei Revolver kugeln unterhalb des Herzens in die Brust gejagt. Kanzler sollte wegen Unterschlagung verhaftet werden. * Der Arbeiter Wilhelm Buck, welcher vor Jahren, um eine andere Ehe eingehen zu können, seine Frau erschlug und den Leichnam im Keller vergrub, wo derselbe im Frühjahr d. I. durch einen Zufall aufgesunden wurde, ist vom Schwur gericht zu Torgau wegen Totschlages zu zwölf Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrenrechts verlust verurteilt worden. * Der Fabrikbesitzer Samson Woller in Mar kt issa i. Schl., welcher schon vor nun 5 Jahren sür seine Beamten und Arbeitet eine Pensionskasse mit 200 000 M. Grundkapilal gestiftet »hat, hat dieser Stiftung noch 100000 M. mit der Be stimmung hinzugefügt, daß in Schadenwalde ein Waisenhaus zunächst für die Kinder verstorbener Arbeiter der Wollerschen Fabriken errichtet werde. * Die gemeldete Verhaftung eines Apoldaer Fabrikanten erfolgte, weil dieser den Buchhalter einer Berliner Garnfabrik veranlaßt hatte, mehr Ware zu senden als gebucht war. Die Unterschleife beliefen sich im Laufe des JahreS auf 50000 M. * Ein interessantes Ergebnis hat die Untersuchung des Gehirnes Schimacks, jenes Unholds, welcher wegen zahlreicher Mordthaten in Mähren vor kur zem hingerichtet worden ist, geliefert. Professor Moritz Benedikt fand in demselben einen neuen Anhaltspunkt für seine Anschauungen über das Wesen verbrecherischer Neigungen im Menschen. Auf Grund des Vorhandenseins gewisser Windun gen im Gehirn erklärt Professor Benedikt dasselbe als das Ebenbild eines Raubtiergehirnes. * In Maasdem in Holland ist kürzlich ein Ge meindegefängnis erbaut worden, welches ausschließ lich für Leute bestimmt ist, welche den Gesetzen über die Trunkenheit zuwiderhandeln. Der erste Gefangene; in diesem neuen Gefängnis war der jenige Schöffe, welcher den Vorschlag gemacht hatte, eine solche Anstalt zu erbauen. * Die deutsche Bürgerschule zu Hermannstadt in Siebenbürgen hat seit Jahren in dem zu Dres den lebende» Privatus Herrn G. Bodemer einen liebenswürdigen Gönner, der schon viele wertvolle Geschenke der fernen deutschen Bildungstätte über mittelte. Zu seinem 80. Geburtstage hat nun das Lehrerkollegium genannter Anstalt Herrn Bodemer mehrere Flaschen echt Siebenbürger Weins von bester Sorte übersendet und diesen ein von Pro fessor G. Schütter verfaßtes Begleitschreiben bei gefügt, welches uns von einem Freunde unseres Blattes zur Verfügung gestellt wird. Dasselbe lautet: Vom Rhein, wo au sonniger Rebenwand Die Wiege germanischen Durstes stand, Zog einst eine wackere Männerschar — Es sind nun wohl an achthundert Jahr — Durch Transsylvaniens felsiges Thor Ins Land voll Wälder unv Sumpf und Moor. Bald fauste die Axt in der nebligen Luft, Es stürzte der Baum und der Bär in der Kluft. Da wurde ganz sonderbar bärig zu Mut Den Männern von altgermanischcm Blut Und schlugen die wilden Rumänen zu Häuf, Daß heulend sie flohen in vollem Lauf. So säuberten sic mit der nervigen Faust Das Land von dem Volk, das im Urwald gehaust. Doch bald fing die Kraft zu erlahmen an Und jammernd klagte manch deutscher Mann: Das Wasser es wahrlich allein nicht thut, Erquickend zu stärken der Adern Blut. Da lachte ein Psäfflein mit rundlichem Bauch — Und sprach —denn es kannte germanischen Brauch — : Ich weiß wohl ihr Mannen, was allen euch fehlt. Nur Hab ich bis heut euchs wohlweislich verhehlt: Dort drüben an sonniger Bergcswand Hab hoch hinauf bis zum äußersten Rand Vom Rheinstrom Rebe an Rebe gelegt Und sorgsam den Saft gepreßt und gepflegt; Nun liegen der Tropfen so viele an Zahl, Daß jeder kann stillen des Durstes Qual. Da wurde in Eile manch Füßchen geleert, Bis wieder zurück war die Kraft gekehrt, Und daß sie nicht wieder versiege fortan, Jedweder 'neu Weinberg zu bauen begann. — Noch stehen die Berge in stattlichen Reih'n Und bringen zur Reife den trefflichsten Wein. Behutsam genossen im fröhlichen Kreis, Erquickt er noch heute den Mann und den Greis. Drum prüfe die Tropfen aus fernem Land — Als Gruß zum achtzigsten Jahr Dir gesandt — Ob auch an Dir sich bewährt die Kraft Vom transsylvanischen Rebensaft! * Die Stadt Baracoa, an der Nordostküste der Insel Cuba gelegen, wurde von einem heftigen Sturme heimgesucht. Das Meer trat aus und über schwemmte einen Teil der Stadt, wodurch etwa 100 Häuser zerstört wurden. Wider Willen. ' Erzählung von Jenny Hirsch. (Fortsetzung). Wie im Traume vernahm sie die Musik, wie im Traume befand sie sich am Arme eines Offiziers, der sie aufgesvrdert hatte, wie im Traume hörte sie sein Gespräch, gab sie Antwort darauf, wie im Traume folgte sie den von dem vortanzenden Paare angegebenen Windungen der Polonaise, die sie bald von ihrein Tänzer entfern ten, bald wieder mit diesem zusammenführten. Und dann war es ihr, als ob sie jäh erwache; die Tour hatte sie mit Gärtner zusammengeführt, ihre Hand lag in der seinigen, aber er hielt sie lose und kalt, sein Blick war ernst, sein Mund blieb stumm und ihr selbst war die Kehle wie zu geschnürt; hätte sie wagen wollen, ein Wort zu sprechen, die Thränen, die sie so heldenmütig un terdrückte, würden hervorgestürzt sein und ihre Stimme erstickt haben. Die kurzen Minuten waren vorüber; mit einer Verbeugung so förmlich, als habe er sie heute zum ersten Male gesehen, überließ sie der junge Rechts anwalt seinem Hintermanne, der die Schweigsam-
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