Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 23.02.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-23
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- German
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- Stadtarchiv Zschopau
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136 Militärbehörden nicht in der Lage sein werden, die Einziehungen Beurlaubter in der geplanten Ausdehnung vorzunehmen.) — Vom 1. April an haben auch Betriebsbeamte, Werkmeister, Techniker rc., soweit diese noch minder jährig sind, Arbeitsbücher zu führen, dagegen fällt für Kinder unter 14 Jahren und noch zum Be suche der Volksschule verpflichtete junge Leute im Alter von 14 bis 16 Jahren, falls sie in Fabriken rc. arbeiten, die Verpflichtung zum Führen von Ar beitskarten hinweg. Die in Fabriken rc. be schäftigten, nicht mehr der Volksschule angehörigen Kinder haben in Zukunft ebenfalls Arbeitsbücher zu führen. Letztere sind beim Aufhören des Arbeits- Verhältnisses vom Arbeitgeber nur dem Vater oder Vormund des Kindes, bezw. der Mutter auszu folgen. — Der unter dem Protektorate Sr. Majestät des Königs stehende Landesverband sächsischer Feuerwehren hält am Sonntag den 28. Februar vormittags 10 Uhr im Böhmischen Bahnhof zu Dresden eine Sitzung des Landesausschnsses ab. Die Tagesordnung ist folgende: Einführung des neugewählten Kreisvertreters im 7. Wahlkreise. Geschäftliche Mitteilungen. Der dritte technische Feuerwehrtag; Berichterstatter: Weigand-Chemnitz. Gesuch des Freiberger Bezirksseuerwehrverbandes, eine Unterstützung aus dem Feuerwehrsonds be treffend; Berichterstatter: Teichmann-Werdau. Vor lage über Gesuche um Unterstützungen aus dem Feuerwehrfonds; Berichterstatter: Weigand-Chem nitz. Vorlage über Gesuche um Verwilligung von Beihilfen aus dem Feuerwehrfonds; Berichterstatter: Weigand-Chemnitz. — In einer Zeit weitverbreiteter Arbeitslosig keit und Not ist die Fürsorge für mittellose Wanderer eine der wichtigsten sozialen Aufgaben. Es gilt, eine Behelligung durch Landstreicher von der Bevölkerung abzuwenden und die ohne Schuld arbeitslos Gewordenen von der Versumpfung zu bewahren. Als wirksamstes Mittel zum Schutze des Publikums und der Arbeitslosen hat sich bis her überall eine mit Darbietung von Arbeit ver bundene Naturalverpflegung mittelloser Wanderer erwiesen. Ueberall da, wo dem Wanderer gegen Leistung von Arbeit Obdach und Ernährung ge währt wird, pflegt auch die Bettelei abzuuchmeu, weil der Bettel ein Gewerbe ist und da nicht mehr lohnt, wo man Arbeit verlangt, anstatt Geld zu geben. Das Publikum, welches durch planloses Almosengeben die Hauptschuld an der Zunahme der Vagabunden trägt, wird erst durch ausreichende Vorkehrungen zu gunsten der einheimischen und fremden Arbeitslosen, zur Abweisung unbekannter Bettler und zu einer richtigen Armenpflege er zogen. Aber alle menschenfreundliche» Bemühungen einzelner Personen, Vereine und Gemeinden sind vhne gehörige Organisation weiterer Kreise ver geblich. Es müssen daher über ganze Bezirke und Länder förmliche Netze von Verpflegsstationcn gespannt und besondere Verbände geschaffen werden. Für das Königreich Sachsen ist dies schon lange geplant. Die sächsischen Amtshauptleute sind wiederholt in den Jahren 1888 und 1890 zu richtenden Stationsverband. Es sollen in den Verband auch solche Bezirke, Städte und Körper schaften eintreten können, die noch keine Ver- pflegungsstationen unterhalten. Der Austausch von Erfahrungen, die Verständigung unter allen be teiligten Kreisen, sowie die Belehrung des Publi kums über das Ziel sollen vorläufig die 'Haupt aufgaben des Verbandes sein. Die Versammlung wählte schließlich zu Mitgliedern des Verbands ausschusses die Herren Graf Vitzthum und Geh. Regierungsrat Or. Böhmert in Dresden, Amts hauptmann v. Schlieben in Zittau. Amtshaupt- mann v. Welck in Plauen und Oberlehrer Or. Krause in Annaberg. Der Ausschuß hat bereits am 17. Februar einen Plan für sein weiteres Vorgehen beraten und vertraut, daß nicht nur die Regierung, welche den Bestrebungen bisher außer ordentlich günstig war, sondern auch die Bevölkerung dem neu begründeten Verbände überall freundlich entgegenkommen wird. — Der stark wehende Thauwind hat am Sonn abend vormittag aus einigen Gebirgsbahnen bereits Schneeverwehungen hcrvorgerufen. So blieb der Reitzenhainer Frühzug zwischen Gelobtland und Marienberg im Schnee stecken und traf mit über zwei Stunden Verspätung erst nach V«11 Uhr in Chemnitz ein. Der 7 Uhr 26 Minuten von Aue fällige Frühzug kam eine Stunde später und war zwischen Lößnitz und Zwönitz ebenfalls durch Schnee verwehungen aufgehalten worden. * Ebersdorf. Die hiesige kgl. Beschälstation ist wiederum mit vier vorzüglichen Deckhengsten: Kurfürst, Pirat, Unhold und Raban, letzterer stärkerer Oldenburger, eröffnet worden und werden die Herren Pferdezüchter und Pferdeliebhaber be sonders darauf aufmerksam gemacht. Wie man hört, ist auf der Beschälstation den 12. Mai d. I., vormittags 9 Uhr, Stuten- und Fohlenmusterung mit Prämiierung, bez. Ankauf von Fohlen, und haben diejenigen Herren, welche ihre Fohlen vor- stellcn wollen, rechtzeitig Anmeldeformulare aus der Beschälstation zu entnehmen. — Der Anfang des Sommersemesters 1892 ist an der Universität Leipzig aus den 20. April, der Schluß auf den 13. August festgesetzt. — * Junge Leute, welche sich der Postassistenten laufbahn widmen wollen, werden darauf aufmerk sam gemacht, daß zu Ostern d. I. in Leipzig eine Postfachschule eröffnet wird, welche infolge ihrer vorzüglichen Organisation zu den größten Hoffnungen berechtigt. Neben den Schulfächern wird dort auch Unterricht im Post- und Telegraphen dienst gegeben, ohne den Kursus zu verlängern oder zu verteuern. Der Direktor ist ein erfahrener Fach mann, und stehen ihm auch tüchtige, akademisch ge bildete Lehrer zur Seite. Prospekte versendet gratis und franko Dir. Weber, Postsekr. a. D., Stettin. — Der Werkführer einer Fabrik in Leipzig, welcher die üble Angewohnheit hatte, alle Speisen heiß zu verschlingen, wurde von einem jähen Tode ereilt. Die vorgenommene Sektion ergab ein voll ständiges Verbranntsein des Magens. er wird die 740000 Mk. Defizit der ver- gemeinschaftlichen Sitzungen mit dem Landesverein Krachten Glauchauer Kreditbank tragen? Mit für innere Mission zusammengetretcn und der Mieser Frage beschäftigte sich am Dienstag abend Zittauer Amtshauptmann von Schlieben hat über die Verbreitung der Verpflegungsstationen und GeldgabensteUen in Sachsen eine» sehr belehrenden Bericht mit einer statistischen und kartographischen Darstellung geliefert; aber erst am 16. Februar d. I. ist man auf einer in Dresden unter dem Ane Versammlung der haftbaren Mitglieder. Wenn der Fehlbetrag auf alle 279 Mitglieder berechnet swerden könnte, stellte sich die Schwierigkeit nicht so groß heraus, denn es würden dann auf den Kopf rund 2650 Ätk. kommen. Diese Berechnungs eise ist aber nicht ausführbar, 138 Mitglieder Vorsitz von Gras Vitzthum abgehaltenen größere» ^müssen als gänzlich mittellos unberücksichtigt bleiben. Versammlung von Amtshouptleuten, Stadträten rDie übrige» 141 Mitglieder sind auch nicht sämt- und Vorständen von Wohlthätigkeitsvereinen dazuklich hochbegütert zu nennen, verschiedene werden gelangt, einen sächsischen Verband von Verpfleg-Knur zum Teil Beiträge leisten können. Die Houpt- stationen für mittellose Wanderer zu begründen.Hache liegt auf 45 Mitgliedern, welche je 11 733 Mk. Es herrschte in dieser Versammlung allgemeine Uebereinstimmung darüber, daß das Netz der sächsischen Verpflegungsstationen die bedenklichsten Lücken ausweist, daß man gerade jetzt, wo allseitig eine Zunahme mittelloser Wanderer bestätigt wird, zur Gründung eines Verbandes schreiten und vor allem dabei die eigenartigen Verhältnisse des dicht bevölkerten Königreichs Sachsen berücksichtigen müsse. Wen» der Verband erst eine Thalsache und das Netz wirklich organisiert ist, so wird er auch die jetzt noch widerstrebenden oder gleichgiltigen Ele mente schon bald zur "-ikarbeit hcranziehen können. Die Versammlung erklärte im wesentlichen ihr Einverständnis mit den in dem Berichte des Amts- hauptmai.i's v. Schlieben gemachten Vorschlägen und mit dem Statut für einen in Sachsen z» er bringe» haben. ^^Jn Mittweida wurde am Montag nach mittag aus einem Aschebehälter an der Kirchgasse sein in ein Hemd eingewickelter neugeborener Kin desleichnam ausgesunden. Das mit C. R. gezeichnete Hemd führte sehr schnell zurFeststellung derThäterin. Dieselbe ist eine in Mittweida geborene, gegen wärtig in Chemnitz dienende Verkäuferin. Das erst 17 Jahre alte Mädchen war mit dem Mittags zuge von Chemnitz nach Mittweido gefahren, hat sich in die Wohnung ihrer gerade abwesenden Eltern Eingang zu verschaffen gesucht und daselbst heim lich geboren. Das Mädchen ist dann nach Chemnitz zurückgesahren, wo sie gegenwärtig im dortigen Krankenhanse Ausnahme gesunden hat. — Die Kohlen im Zwickauer Revier haben 4 bis 8 Mk. der Doppelwagen abgeschlagen. Ein Kohlenabschlag im Winter ist noch nicht dagewesen. Die Kohlenförderung ist nvch beschränkt. — Die Inhaber der Firma C. E. Großmann in Großröhrsdors schenkten, nachdem sie vor drei Jahren erst 100000 Mk. zur Erbauung und Einrichtung eines Krankenhauses in Großröhrsdors gespendet haben, vor kurzem der dortigen vier- klassigen Schule, zu deren Lehrfächern außer den üblichen auch der Unterricht in der lateinischen, englischen und französischen Sprache gehört, 10000 Mk. zur Unterhaltung derselben und zur Einrichtung von Freistellen, ferner der Arbeits- und Versorgungsnnstalt des Ortes, sowie dem Militär verein daselbst je 1000 Mk. — Aus Glashütte kommt die Meldung, daß daselbst auch unter der Hundewelt die Influenza grassiert. Es treten dabei ganz eigentümliche Er scheinungen auf, z. B. Unlust zum Fressen, Scheu vor dem Wasser, Bissigwerdcn, triefende Augen rc. Dieser epidemisch austretenden Krankheit, die mit der Tollwut durchaus nicht identisch ist, sind schon verschiedene der Hunde zum Opfer gefallen, und man kan» sich diese Krankheit, wie schon erwähnt, nicht anders als mit Influenza erklären, die ja im vergangenen Jahre auch die Wiener Pferde er griffen hatte. — In Plauen i. V. gab es auf dem letzten Wvchenmarkte nicht nur neuen, schönen, frischen Gartensalat, sondern zum erstenmale auch°eine im Frühbeete gezogene Gurke, deren Preis sich auf eine Mark stellte. — In Kürbitz haben am vergangenen Sonntag sieben Burschen versucht, einem 18jährigen Mädchen Gewalt anzuthun. Sie warfen das wehrlose Mädchen zweimal zu Boden und hielten ihr, als sie um Hilfe rufen wollte, den Mund zu. Die Hauptübelthäter, drei, sind von der Gendarmerie verhaftet, die übrigen zur Anzeige gebracht worden. Tagesgeschichte. Berlin, den 21. Februar 1892. — Ihre Majestät die Kaiserin ist nunmehr von ihrer Unpäßlichkeit wieder völlig hergestellt. — Von gut unterrichteter Seite wird der „Krz.- Ztg." mitgeteilt, daß Fürst Bismarck neuerdings die bestimmte Absicht kundgegeben hat, in dieser Session seinen Platz im Herrenhause einzunehmen. — Die Ergebnisse des neuen preußischen Ein kommensteuergesetzes lassen sich noch nicht genau übersehen. Doch wird an maßgebenden Stellen der Mehrertrag, der ganz vorzugsweise aus den großen Städten einkommen wird, auf etwa ein Drittel des bisherigen Auskommens geschätzt. — Die Budgetkommission des Reichstags be endigte die Beratung des Marineetats und lehnte 1 500 000 Mk. als erste Rate zum Bau des Panzerfahrzeuges „>V", 750000 Mk. als erste Rate des Kreuzers 1 200000 Mk. als erste Rate des Avisos „ü" ab. Die Kommission lehnte ferner für Wohnhäuser an der Werst zu Kiel 202 000 Mk., sürTrockendocks zu Kiel 1300000 Mk. und ein Parallelwerk zu Wilhelmshaven -30000 Mk. ab. Insgesamt wurden 8 722000 Mk. durch die Kommission gestrichen. -- In Bezug auf die Einführung.eines straf gesetzlichen Schutzes gegen den Verrat von Fabrik- und Geschäftsgeheimnissen hat die preußische Re gierung, den „Hamb. Nachr." zufolge» auf eine Ein gabe des Deutschen Chcmikervereins vom 7. Januar d. I. es abgelehnt, den dahin gehenden Wünschen zur Zeit Folge zu geben. — Die durch Verrat in der sozialdemokratischen Presse zum Abdruck gelangten militärischen Erlässe vertraulicher Art haben zwar, entgegen der Absicht der Verräter, den besten Eindruck gemacht, weil aus ihnen hervorging, wie ernst es den Komman deuren um Beseitigung der Mißstände zu thun ist — indessen darf nicht geleugnet werden, daß es zu den unerfreulichsten Unzuträglichkeiten führen kann, wenn militärische Geheimnisse nicht mehr mit dem ganzen Einsatz von Vaterlandstreue ge wahrt werden. Es ist darum lebhaft zu begrüßen, daß sich der Bundesrat in seiner letzten Plenar sitzung mit dem Anträge der drei Ausschüsse für Landesverteidigung, Marine und Justiz über Be stimmungen gegen den Verrat militärischer Ge heimnisse beschäftigt hat. In unterrichteten Kreisen nimmt Man an, daß dem Reichstag die betreffende Materie in allernächster Zeit zugehen werde und daß er sich noch in dieser Tagung mit der An gelegenheit zu befassen haben wird.
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