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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 13.02.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-02-13
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-189402133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18940213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18940213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1894
- Monat1894-02
- Tag1894-02-13
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'..-'S. Dresden, 11. Februar. Ueber das Befinden Sr. Majestät des Königs äußern sich die Aerzte in einem heute morgen ausgelegten Bulletin folgender maßen: „Se. Majestät ist im Laufe des gestrigen Tages frei von Dchmerz geblieben, auch funktioniert das erkrankte Organ in nahezu normaler Weise. Die Blutbeimischungen sind in der Abnahme. Se. Majestät beobachtet noch immer strenge Bettruhe. Prof. vr. Schmidt, vr. Fiedler, vr. Jacobi." Bautzen, 11. Febr. Eine geradezu schrecken erregende Nacht haben wir mit der heutigen hinter uns. Kurz vor V»12 Uhr brach bei einem fast orkanähnlichen Sturme in dem feuergefährlichsten Teile unserer Stadt, Ecke des Burglehns und der Mönchsgasse, ein bedeutendes Feuer aus, welches in wenigen Stunden 24 Wohnhäuser in Asche legte und viele andere erheblich beschädigte. Bor wenigen Tagen mußte das im Burglehn gelegene, dem Tapezierer Glatzel gehörige Wohnhaus wegen seiner Bausälligkeit zum großen Teile geräumt werden; neben diesem befindet sich das dem Tagearbeiter Lorenz gehörige Wohnhaus. In einem dieser beiden Häuser war der Brand entstanden, welcher sich mit rapider Schnelligkeit, begünstigt von dem herrschen den Sturme, über die Nachbarhäuser der Mönchs gasse verbreitete. Durch Flugfeuer hervorgerusen, geriet nach wenigen Minuten auch die 18 Kataster nummern umfassende, meist von ärmeren Leuten bewohnte, höchst feuergefährliche sogenannte Mönchs kirche in Brand, welche vollständig zerstört wurde. Von hier aus verbreitete sich das Feuer über die Hohengasse, von welcher ebenfalls drei Häuser ein Raub der Flammen wurden. Durch die ungünstigen Zugänge und den großen Umfang des Feuerherdes wurden die Rettungsarbeiten wesentlich erschwert, und es ist als ein Wunder zu bezeichnen, daß außer einigen Verletzungen Menschenleben hierbei nicht zu Grunde gegangen sind. Zahllose arme Familien sind hierdurch obdachlos geworden und ihrer Habe beraubt. Die Entstehungsursache ist bis jetzt unbekannt. Plauen i. V., 9. Febr. Ein Bahnwärter in Obermarxgrün, stationiert in Oelsnitz, welchem kürzlich der siebende Knabe geboren worden ist, hat sich als alter Soldat das Herz genommen, Se. Majestät den König zu bitten, bei seinem Jüngstgeborenen Patenstelle zu vertreten. König Albert hat zugesagt und gleichzeitig als Paten geschenk 30 M. geschickt, die für den Täufling in der Sparkasse niedergelegt worden sind. Oelsnitz i. V-, 8. Febr. Heute mittag entlud sich hier ein starkes Gewitter. In der Stadt wurde ein einziger, aber kräftiger Donnerschlag vernommen. Am Nachmittag trat wieder frühlings mäßige Witterung ein. — Für die zu Pfingsten in Stuttgart statt findende Allgemeine deutsche Lehrerversammlung sind folgende Sätze zur Behandlung vorgcschlagen: 1. Der Schule gebührt eine selbständige Stellung innerhalb des Staates neben, nicht unter der Kirche; Schaffung eines eigenen Ministeriums für Unter richt. 2. Einrichtung periodisch zusammentretender Schulsynoden. 3. Die sich immer steigernde Ver wendung weiblicher Lehrkräfte ist eine Gefahr für die dauernde Leistungsfähigkeit der Schulen, sowie für die Fortentwickelung der Pädagogik und Didaktik. 4. Bedeutung der schwäbischen Dichter für den Volksgeist und die Volksschule. 5. Orthographie reform. 6. Wie kann die Volksschule die Kinder für das öffentliche Leben in Staat und Gemeinde vorbereiten? 7. Gesundheitslehre und Gesundheits pflege in der Schule. 8. Stellung der Lehrer im Kampfe gegen die Schundlitteratur. 9. Wesen und Ziele der viel angeseindeten modernen Schule. 10. Pflege des Deutschtums in der deutschen Volksschule. 11. Die Schulerziehung im Kampf gegen äußere verderbliche Einflüsse. 12. Forde rungen der deutschen Volksschullehrer an ein Unter richtsgesetz. 13. Pestalozzi für immer. 14. An schaulichkeit des Unterrichts. 15. Wesen und Be deutung der nationalen Bildung und die Volks schule. 16. Nicht im Lehren, sondern im Bilden besteht die Hauptaufgabe. 17. Steilschrist oder nicht? 18. Das Prinzip der konzentrischen Kreise. 19. Humanitäts- oder Utilitätsprinzip in der Schule. 20. Unter welchen Bedingungen kann der deutsche Volksschullehrerstand den von der Gegen wart an ihn gestellten Anforderungen gerecht wer den? 21. Warum ist eine endgültige Regelung verdeutschen Rechtschreibung notwendig? 22. Mili tärpflicht der Volksschullehrer. 23. Die wissen schaftliche und praktische Bedeutung der Lehre von den psychologischen Minderwertigkeiten für die Pä- — 116 — dagogik. 24. Grundgebrechen der heutigen VolkS- schulbildung. 25. Staat und Schul« am End« d«S 19. Jahrhunderts. 26. Die Einheitsschule. — Katzen und Singvögel. DaS „Aargauer Tageblatt" veröffentlicht über obiges Thema einen Artikel, der auch bei uns Beachtung verdienen möchte. Derselbe lautet: In verschiedenen aar gauischen Blättern wird mit Recht ein Feldzug gegen die in übergroßer Anzahl vorhandenen Katzen geführt. Die Gartenbesitzer wissen schon lange, daß sie in ihren Gärten nur zwischen Singvögeln und Katzen zu wählen haben; beide zusammen können nun einmal nebeneinander nicht' existieren. Wenn einmal so ein liebes Mitzekätzchen trotz wiederholter Züchtigung mit dem Vogelraub fort fährt, so Hilst eben nichts mehr als Pulver und Blei; denn sobald einmal ein Kater Vogelfleisch geschmeckt hat, so schwankt er zwischen dem Ent schluß, ob er lieber einen Vogel oder eine Maus fressen wolle, gerade so lange, wie wenn unser einer zwischen einer Flasche Waadtländer oder Brunnenwasser zu wählen hat. Vielerorts wird sehr viel für die Vogelsütterung im Winter gethan; wenn dann dadurch die Vögel recht zutraulich ge worden sind, so läßt man es ruhig geschehen, daß die räuberischen Katzen der ganzen Herrlichkeit ein Ende bereiten. Viel mitleidsvolle Seelen, die fast in Thränen ausbrechen, wenn ihrem Kätzchen jemand aus Versehen den Schwanz zwischen die Thüre klemmt, empfinden nicht das mindeste Mitleid, wenn das liebe Biest etwa die Mutter einer Finken familie geraubt hat und so die junge Brut einem jammervollen Hungertode preiSgiebt. Man wende uns nicht ein, die Katze sei immer ein nützliches und unersetzliches Haustier. Das mag in früheren Jahrhunderten der Fall gewesen sein, als die Wohnungen vermöge ihrer Bauart den Mäusen überall Schlupf- und Lustwinkel gewährten, und als man noch keine gut konstruierten Mausefallen, und kein sicheres und gefahrlos anzuwendendes Mäusegift kannte. Heute ist dies alles anders und es dürften heute 90 Proz. sämtlicher Katzen als Luxusware taxiert werden. Wenn aber ein Hausbesitzer nicht selbst im stände ist, sich der Mäuse zu entwehren, sondern wenn er sich dazu ein Tier zu Hilfe nehmen muß, so sorge doch er dafür, daß seine lebendige Mäusefalle wirklich ihrer Bestimmung und ihrem Namen gemäß ein Haus tier bleibe. Sobald aber dieses Haustier in fremden Gärten, in Feldern und Wäldern aus Raub aus geht und die Landwirte, Vogelsreunde und Jäger schädigt, hört es eben auf, ein Haustier zu fein; es ist dann ein Raubtier und soll als solches ge tötet werden. Der Schaden, den eine vogel räuberische Katze dem Gartenbesitzer und Landwirt zufügt, übersteigt in den meisten Fällen ihren Nutzen bei weitem. Denn sobald einmal die Vögel durch die Katzen gefressen oder verscheucht worden sind, nimmt das Ungeziefer enorm überhand, und die Baumgärten, die Gemüsepflanzungen, wie die Felder und Wälder sind an solchen Orten dem verderblichen Zerstörungswerk der vielen schädlichen Insekten preisgegeben. Leider wird dieser Um stand auch von vielen Landwirten zu wenig be achtet. Es giebt viele Bauern, welche sich freuen, wenn in ihren Baumgärten ein Dutzend Katzen herumstreichen; sic bedenken nicht, daß sie sich selbst am meisten dadurch schaden, da die nützlichen Vögel sich nicht an solch' gefährlichen Orten ansiedeln. Auch der Jäger kann von den Katzen nur das Schlimmste erzählen: eine einzige räuberische Katze vernichtet oft in weitem Umkreis den ganzen Be stand an jungen Hasen und den Bestand an den dem Landwirt so äußerst nützlichen Rebhühnern. 8uwma 8ummuruw: die wenigen guten Maus katzen mögen am Leben bleiben, Respekt vor ihnen: aber über die schädlichen Freß-, Raub- und Vogel katzen sei das Todesurteil ausgesprochen. Wer will auch im Ernst einer Katze das Recht ein geräumt wissen, überall, auch auf fremden Grund und Boden die nützlichen Singvögel zu vernichten! vermischtes. * Eine Entscheidung des Reichsgerichts. Eine interessante Frage hatte kürzlich das Reichs gericht zu entscheiden. Es hat nämlich der Bürgermeister Fürst in Zwerchstraß (Bayern) die „Rechtsfrage" zur Entscheidung gebracht: „ob ein erwachsener normal beanlagter Mann, der von vormittags 11 Uhr bis nachts 11 Uhr im Bräu- hauS sitzt und selbstverständlich seinen normalen Durst löscht, nach Ablauf dieser Zeit noch als strafrechtlich verantwortlich für gewisse Handlungen gelten könne." Der Herr Bürgermeister selbst hatte nämlich vom Landgerichte Eichstätt 3 Monate wegen gefährlicher Körperverletzung zudiktiert er halten und wegen Ruhestörung noch dazu fünf Tage Haft. Nach einer schweren „Sitzung" im August 1893 beteiligte sich der Bürgermeister an einer solennen Keilerei und stach dabei seinen eigenen Vetter in den Unterarm, einen heillosen Spektakel verursachend. Die erste Instanz hatte als mildernden Umstand zwar eine gewisse Erregung angenommen, erkannte aber immerhin auf obige empfindliche Strafe. Die hiergegen angemeldete Revision hat das Reichsgericht verworfen, da die strafrechtliche Verantwortlichkeit des Angeklagten ohne RechtS- irrtum festgestellt sei. * Die Hosen des Revolutionärs. Bor nicht gar langer Zeit starb in Leipzig ein Millionär, wohlbekannt in Verwaltungssächern und sonstigen Handelsunternehmungen, der selbst erzählt hat, wie er an jenem Maitage 1849 als eifriger Revo lutionär abgehalten wurde, nach der am Ausgange der Grimmaischen Straße errichteten Barrikade zu eilenund aus die Kommunalgarde schießen zu helfen. Als spät abends Generalmarsch geschlagen wurde, fuhr der Revolutionär auS dem Schlafrock, holte die Flinte und lies nach seinen Kleidern. Aber, welcher Schreck für ihn, die Hosen fehlten. Die sorgsame Gattin hatte sie ihrem Heinrich weg genommen und versteckt. Zu den Sonntagshosen konnte er auch nicht gelangen, denn am Kleider- schronke, worin sie sich befanden, fehlte der Schlüffe!. Vergeblich war sein Bitten und Drohen. Zum Kampfe gerüstet, aber in Unterhosen stand er zer knirscht vor der energischen Hausfrau — sie gab die Hosen nicht heraus. So blieb ihm nichts weiter übrig, als die Flinte in den Winkel zu stellen und zu Hause zu bleiben. Es ging be kanntlich hart her in jener Nacht, und auf beiden Seiten gab es Tote. Später hat der genannte Revolutionär seiner Frau für die Hosensperre tausend Dank gewußt. * Berlin, 10. Februar. Von einem sehr be dauerlichen schweren Unfall ist die königliche Hof schauspielerin Frau Niemann-Seebach betroffen worden. Gestern mittag wollte sie an der Ecks der Kurfürsten- und Nürnbergerstraße aus einem Pferdebahnwagen steigen, that dies zu früh und glitt auf dem schlüpfrigen Pflaster aus. Sie kam dabei so unglücklich zu Fall, daß ihr von einem gerade entgegenkommenden Kohlenwagen, dessen Kutscher den Vorgang nicht sehen konnte, beide Beine überfahren und gebrochen wurden. Ein Offizier nahm sich der Bewußtlosen an und schaffte sie zu dem nächsten Arzt, der nach Anlegung eines Notverbandes für ihre sofortige Uebersührung nach der Bergmannschen'Privatklinik in der Kesselstraße sorgte. Geh. Rat v. Bergmann, der alsbald her beigerufen wurde, stellte am rechten Bein einen Knöchelbruch, am linken einen schweren, kompli zierten Bruch mit ausgedehnter Verletzung der Haut und Weichteile, sowie zahlreiche leichtere Verletzungen fest. Indessen hat er die Hoffnung ausgesprochen, die Künstlerin wiederherzustellen, was allerdings noch eine langwierige Behandlung erfordert. Die allgemeine Teilnahme für die ge schätzte Künstlerin gab sich bereits heute in der Klinik durch zahllose Anfragen nach ihrem Be finden kund. * Eine eigentümliche Strafe verhängte jüngst ein Hauptmann v. Z. eines Berliner Garde- Regiments. Der Feldwebel seiner Kompanie hatte einen Korb Champagner erhalten und ihm davon Meldung gemacht. Der Hauptmann läßt die Ein jährig-Freiwilligen seiner Kompanie antreten und sagt einem derselben das Dienstvergehen auf den Kopf zu. Der Einjährige gab denn auch als bald zu, der Wein sei von seinem Vater an den Feldwebel gesandt worden. Der Hauptmann ver hängte nun folgende jedenfalls noch nicht da gewesene Strafe: Der Einjährige mußte alle Tage dreimal, morgens, mittags und abends bei ihm mit feldmarschmäßigem Gepäck antreten und bei jedem Antreten ein Glas von dem eingesandten Champagner trinken, bis der Korb leer war. * Der Fesselballon der Kölner Luftschiffer abteilung, welcher infolge Zerreißens des TaueS weggeflogen war, ist nach längerer Schleisfahrt bei Hoexter gelandet. Die beiden Insassen, zwei Kölner Offiziere, haben keinen Schaden genommen. * Sonnabend nachmittag herrschte in Hamburg furchtbares Unwetter, Hochwasser bei Westsüdwest. Am Abend trat Schneesturm bei zunehmendem
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