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Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 05.04.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-04-05
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-189404050
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512512809-18940405
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512512809-18940405
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- LDP: Zeitungen
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
- Jahr1894
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* Ueber daS Schicksal des Norddeutschen Lloyd dampfers „EmS" sind bisher noch keine Nachrichten eingetroffen. Es ist nur bestätigt worden, daß während der Fahrt heftige Stürme geherrscht. Die „Ems" ist ein Schiff von 4700 Tonnen und erst vor 7 bis 8 Jahren erbaut worden. Sie hatte bei ihrer Fahrt nach New-Uork etwa 20 Kajüten- und etwa 100 Zwischendeckpassagiere an Bord. Die Bemannung beziffert sich auf 120 Personen. Auch von dem überfälligen Lloyd- dampser „Roland" fehlt bis jetzt jede Nachricht. — Weiter wird gemeldet: Als vermißt werden nicht weniger als sechs Hamburger Schiffe, und zwar die Segelschiffe „Emma", „Magnet", „Margaretha",„Marie", „Mercurius" und „Upola" vom hiesigen Seeamt aufgerufen. Von allen sechs Fahrzeugen und deren Mannschaften fehlt bereits seit Monaten jede Spur. * Bremen, 3. April. Beim Norddeutschen Lloyd ist folgende Depesche eingegangen: Dampfer „Ems" hat einfachen Bruch der Schraubenwelle erlitten. An Bord alles wohl. Gefahr für Passa giere nicht bestehend. — Der in Fayal (Azoren) eingetroffene Lloyddampser „Ems" wird heute nach Ponta Delgada gebracht. Man wird versuche», den morgen nachmittag vorbeifahrenden Hamburger Schnelldampfer „Columbia" aufzuhalten, damit dieser die Kajütpassagiere mitnimmt. Der Schnell dampfer „Kaiser Wilhelm II." geht bestimmt nach Ponta Delgada ab. * Mit Beginn dieser Badezeit soll in Karlsbad eine Neuerung eingesührt werden, die für die Be sucher des Kurortes von größter Wichtigkeit ist. Es handelt sich um die Kost in den dortigen Gast höfen und Wirtschaften. Von den Speisekarte» wird der bisher übliche Ausdruck „Kurgemäße Küche" verschwinden; sie werden von jetzt an in einem Anhänge diejenigen Speisen verzeichnen, die nach ärztlicher Vorschrift für die verschiedenen Kranken, welche durch den Gebrauch der Karlsbader Kur Heilung suchen, zubereitet werden. Die Karlsbader Aerzte hatten schon seit Jahren daraus hingewiesen, daß die Karlsbader Kur eine besonders sorgfältige Auswahl und Zubereitung der Speisen erfordere. Nun waren wohl die Karlsbader Wirte auch bis her bemüht, den Erfolg der Kur durch die Zube reitung leicht verdaulicher, reizloser und dabei schmack hafter Speisen zu fördern. Aber mit Recht machten die Kurärzte geltend, daß die Kost nur dann wirk lich kurgemäß ist, wenn sie den einzelnen Krankheits fällen angepaßt wird, daß eine allgemeine „kurge mäße Küche" nicht bestehe, sondern nur zu Jrr- tümrrn und diätetischen Sünden führe. * Wenn ejne Engländerin deutsch lernt. Im Aufgabenhefte einer braven englischen Miß, welche in Heidelberg deutsch lernte, fand sich folgender „Aus satz" über Goethes „Erlkönig". Daß eine wohl erzogene Engländerin so oft das Wort „Mist" ge braucht, ist einfach damit zu erklären, daß es im Englischen Nebel bedeutet. „Es war spät und ein Reiter trodete den heulenden Wind hindurch. Fast gepresset hatte er ein Junges, sein Kind. Mein Sohn, der Vater sagte, warum hast Du so ein furchtbares Gesicht? Bist Du nicht gut und bequem? O mein Vater, sprach der Knabe, sehe das lange grausame Schwanz von den Erlkönig dort. Ach, ach, mein Junges, das ist nur eine Mist. Und leise sagte das Ding mit das Schwanzlein — komm mit mich liebes Junges, wir wollen ein großes Spatz haben mit Blume und Spiele. Und wieder rüste der Knabe. O, o, Vater, der Erlkönig immer säuselt leise — Dummheiten Dinge, sagt der Vater, da ist ein weniges von Wind in den Blattern. Und der Erlkönig säuselt: Du bist ein seinen Bube, komm meine Kinder sollen auf Dich warten und Dich hineintanzen, wiegen und singen, und wenn Du nicht kommst, so brauche Dich gewaltig. Ach, mein Vater, da sind »och manche Erlenkinder, schreite der Knabe, nun halte mich fast — O, o, Vater, die schwanzliche Dinge haben mir leid ge- than! Der Vater war ganz grausam, er rittete faster, dann bevor und reichte den Hof mit großes Elend. Da war kein mehr Gesäuselte und Mist aber das Junge hatte bereits getödtet sein und lag geborse» in seine Arme." * Seit einigen Monate» ist das indische Amt bemüht, die Wahrheit über einen angeblich in Indien verborgen gehaltenen Schatz zu ergründen. Vor einiger Zeit starb ein Soldat des West Snssex Regiments in Wandsworth. Auf seinem Sterbe bette sagte er, daß er sich 1885 unter den Truppen befunden habe, die den Palast des Königs Theebaw — S62 — von Birma umzingelten. Nächtlicherweile sei er und ein Kamerad in den Palast gedrungen und nach einigen aufregenden Abenteuern hätten sie die Krone und die übrigen Abzeichen deS Königs entdeckt. Sie hätten sie auch glücklich aus dem Palaste geschafft, dann aber aus Furcht vor Entdeckung vor dem Palaste vergraben. Die Juwelen seien eine un geheure Summe wert. Infolge des massiven Gold beschlages sei die Krone sehr schwer. Der Kamerad des Verstorbenen ist ausfindig gemacht. Er heißt William White und lebt von seiner Pension in South- hampton. Als er zuerst über die Angelegenheit ausgesragt wurde, wollte er nicht recht mit der Sprache heraus. Als man ihm dann versicherte, ihm solle kein Leids geschehen, gab er zu, daß die Erzählung seines verstorbenen Kameraden auf Wahrheit beruhe. Nachdem die Sache vor den Staatssekretär für Indien gelangt war, sandte dieser einen Brief an den Ober kommissar Birmas. Der letztere riet, White nach Indien zu schicken. Später ließ Karl von Kimberley dem White versprechen, daß die indische Regierung ihm 10 v.H. des Wertes bis zur Summe von 100000 Rupien und 5. v. H. von allem, was der Schatz darüber wert sei, geben würde, wenn seine Auf findungsversuche mit Erfolg gekrönt sein sollten. White befindet sich gegenwärtig aus der Reise nach Indien. Die Regierung bezahlt die Hin- und Rück reise und hat ihn mit einer Ausrüstung versehen. Man erinnert sich jetzt daran, daß die im Palast gefundenen Juwelen nicht so zahlreich und so kost bar waren, wie man erwartet halte. Damals aber glaubte man, die Weiber, welchen man den Abzug erlaubte, hätten viel Wertsachen mitgenommen. * Ueber eine Episode aus einer Riviera-Fahrt wird einem Berliner Blatte geschrieben: Ein Berliner Herr, der mit seiner Gemahlin nach drei monatlicher Brautsahrt vor der Heimkehr die Sladt Nizza besuchte, stieg in Genua ein. In Savona wollte er sich in den Restaurationswagen begeben, kam aber sofort wieder zurück und berichtete, er habe seine Brieftasche mit 4000 Francs, seinen Paß rc. verloren, er sei bereit, 1000 Francs dem Finder zu geben. Mir war es gleich klar, daß die Brief tasche nicht verloren, sondern gestohlen worden war. Da der Herr der italienischen Sprache nicht mächtig ist, so war ich sein Dolmetscher bei dem Stations vorsteher und dem Polizeikommissar. An der fran zösischen Grenze gedachte ich nochmals bei dem dortigen italienischen Stationsches anzuregen, daß Depeschen gesendet und andere Maßregeln auf Un kosten des Herrn ergriffe» würden. Aber der Be amte antwortete mir ganz trocken: „Geht mich nichts an, ist Polizeisache. Thun Sir, was Sie wollen, es ist doch unnütz, dergleichen Dinge kommen jede Woche 5 — 6 Mal vor." In Monte Carlo stieg ein uns bekannter Herr auS Genua ein, Chef eines GetreidchauseS in jener Stadt und in Galatz. Dem erzählte ich das Abendteuer und er meinte lachend: „Nun sehen Sie, dasselbe ist mir vor drei Wochen passiert. Ich spielte in Monte Carlo, gewann ein paar tausend Franken und fuhr nach Hause. Beim Einsteigen bin ich einer Dame behilflich, fühle eine» Ruck in meiner Hosentasche, und wie ich hingreise, ist mein Portemonnaie fort. Diesmal waren die Spitzbuben die Betrogenen; ich hatte mein Geld Freunden zum Bewahren gegeben, ich hatte kaum 50 Franken in der Tasche. Es existiert hier eine vollständig organisierte Gaunerbande, meistens sehr elegante Leute, die jeden, bei dem sie Geld wittert, nicht aus den Augen läßt. Man darf einen größeren Betrag nie anders als in einer inneren Westenbrusttasche mit sich führen, nur dann ist er einigermaßen sicher. * In Brasilien kommt jetzt das häßliche Nach spiel der Bürgerkriege — die Rache der Sieger an den Besiegten. Wenns gleich schon lange — ein halbes Menschenalter fast — her ist, so interessiert eS doch vielleicht, von einem, der noch gerade mit blauem Auge davon gekommen ist, zu erfahren, wie es da drüben über dem großen Wasser bei solchen Gelegenheiten zugeht. Der „Voss. Ztg." schreibt man darüber: Kaiser Maximilian von Mexiko war durch den Verrat des Obersten Lopez mit seiner ganzen kleinen Armee gefangen worden. Der Kaiser wurde mit den Generalen im Kloster de laS CapuchinaS interniert, während man die Stabsoffiziere im Kloster La Teresita einsperrte. Zum Kerkermeister der letzteren, 75 an der Zahl, hatte man den Obersten Doria, der als ein Bluthund in der liberalen Armee be kannt war, kommandiert. Zwei Oesterreicher, Oberst leutnant Pittner und Major Malburg, die sich vermutlich deS ganzen Ernstes der Situation noch nicht so recht klar waren, machten sich über eine der Schildwachen lustig, deren verhungert« Gestalt und zerlumpter Zustand ihre Lachlust erregte. Oberst Doria bemerkte die« und äußerte kurz: „Sie werden nicht lange mehr lachen, meine Herren, diese Leute sind immer noch gut genug, Sie tot zu schießen!" — Ein Wink von ihm und die Wache knallte lustig auf den nun auseinanderplatzenden Hausen Stabs offiziere los, bis General Paz, der zufällig vorbei ritt, mit eigener Lebensgefahr dazwischen fuhr. Acht Tote und virrundzwanzig Krüppel waren da» Resultat der fünf Minuten dauernden Schießübung! Am 13. Juni früh 8 Uhr trat im Theater Jturbide daS Kriegsgericht zusammen, dem sämtliche Offi ziere der liberalen Armee von den Logen und Sitz plätzen aus zuschauten. Der Kaiser war leidend und erschien nicht — um 11 Uhr etwa nahm man den Rest der Stabsoffiziere vor. Der Vorsitzende Oberstleutnant Plato Sanchez begann seine Rede, indem er seinen ungeheuren Schnurrbart bis in die Augen emporzwirbelte, mit den unheilverkündenden Worten: „Äuvron Ic>8 truäiäorss!" (Tod den Verrätern!) und „ölusron!" schrieen aufspringend die andern sieben Herren, die mit jenem vereint zur Durchführung der jämmerlichen Rechtsfarce bestimmt waren. Signor Sanchez sprang daraus auf den Tisch und brüllte in den weiten Raum hinein: „kusron xssaävZ xor las urwkw" — „sie werden erschossen werden!" Und am folgenden Morgen ließ man die Stabsoffiziere, unter denen natürlich viele bejahrte und durch Wunden ent kräftete Männer sich befanden, antreten, um sie nach dem Flecken San Martin zu eskortieren, wo sie er schossen werden sollten, da man den Bürgern Qu6- retaros nicht traute. Die Offiziere waren daS Mar schieren nicht gewöhnt, da sie immer zu Pferde ge wesen waren und so kam es, daß die meisten während des vierzrhnstündigrn Marsches in sengender Sonnenglut wunde Füße und sonstige Marschbe schwerden bekamen — man trieb die Maroden durch Lanzenstöße vorwärts! Und man erschoß in San Martin gleich nach der Ankunft, binnen einer halben Stunde, siebenundzwanzig todeswunde Männer, als es vor dem Corral, in welchem die entsetzliche Exekution stattsand, von Rosseshufen klapperte. General Mirafuentes erschien auf schäumendem Pferde in Begleitung des preußischen General- Konsuls Herrn Stefan Benecke, der bei General Escobedo die energischsten Schritte gethan hatte, und brachte sämtlichen Unglücklichen die Be gnadigung; nur sechszehn wurden dieser noch teil haftig — darunter der Schreiber dieser Zeilen. * Ein Nevolverkampf im Bank-Komptoir. Dem „Extrablatt" wird aus San Franzisko, 24. d. M., gemeldet: Ein gewisser Bornemann erschien gestern im Komptoir der Filiale der hiesigen Sparbank und überreichte dem Kassierer einen mit roter Tinte geschriebenen Brief, in welchem er Geld verlangt mit der Drohung, er würde im Weigerungs fälle die Bank mit Dynamit in die Lust sprengen. Der Kassierer weigerte sich, dem Ansinnen Folge zu leisten und zog einen Revolver. Bornemann that ein gleiches, und es folgte ein Kugelwechsel zwischen Bornemann, dem Kassierer und den anderen Bankbeamten, die dem Kassierer zu Hilfe geeilt waren. Bornemanns Schuß traf den Kassierer, der tot niederstürzte. Bornemann wurde nach hart- näck gem Widerstande verhaftet. Schlacht- und Biehhof Chemnitz am 2. April 1894. Auftrieb: 248 Rinder, 415 Landschweine, 28S ungar. Schweine, 112 Kälber, 495 Hammel. Im Vergleiche zum Austriebe des vorwöchentlichen HauptmarkteS standen heute 43 Rinder, 38 Landschweine, 56 Hammel mehr und 73 ungar. Schweine, IS Kälber weniger zum Verkaufe als damals. Das Geschäft war in Rindern mittelmäßig und in den übrigen Viehgattungen langsam. — Preise: Rinder: I. Qual. 58—62 M., 2. Qual. 50—56 M. und 3. Qual. 40—48 M. für 100 Pfd. Schlachtgewicht. Landschweine: 57—59 M. für 100 Pfd. Lebendgewicht bei 40 Pfund Tara per Stuck. Ungar. Schweine: 50—52 M. für 100 Pfd. Schlacht gewicht. Kälber: 58-60 M. für 100 Pfd. Schlacht gewicht. Hammel: 28—31 M. für 100 Pfd. Lebend gewicht. Berichtigung. Die Unterschrift des in der Dienstags-Nummer befindlichen Inserats muß lauten: Leopold Julius Wegner, nicht Wagner, wie infolge der Undeutlichkeit deS Manuskripts gedruckt worden war.
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