Wochenblatt für Zschopau und Umgegend : 31.10.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-31
- Sprache
- German
- Vorlage
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- Stadtarchiv Zschopau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512512809-189310313
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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- ZeitungWochenblatt für Zschopau und Umgegend
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128. Wochrnblatt 1893. für Zschopau und Amgegend. Amtsblatt für die Königliche Amtshcmptmamischaft zu Flöha, sowie für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Zschopau. Erscheint Dienstag, Donnerstag und Sonnabend und wird ain Abend vorher auLgegeben und versendet. LiertelsahrSpreis 1 Mark ausschliehlich Boten- und Postgebühren. «1. Jahrgang. Dienstag, den 31. Oktober. Inserate werden mit 10 Pfg. für die gespaltene Korpusteile berechnet und bis mittags 12 Uhr des dem Tage des Erscheinens vorher gehenden Tages angenommen. Bekanntmachung. die Feier des zweiten diesjährigen Buhtags betr. Gemäß 8 1 des Kirchengesetzes vom 12. April dieses Jahres (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 123) ist als zweiter diesjähriger Bußtag Mittwoch, -er 22. November kirchlich zu begehen. An sämmtliche Polizeibehörden des amtshauptmannschastlichc» Bezirks ergeht hiermit Verordnung, dies in ihren Gemeinden in ortsüblicher Weise öffentlich bekcinnt zu machen und gleichzeitig daraus mit hinzuweisen, daß alle polizeilichen Bestimmungen über die Feier der Bußtage auch aus den neuen Bußtag ohne Weiteres Anwendung zu finden haben. Königliche Amtshanptmannschaft Flöha, am 26. Oktober 1893. Arhr. von Teubern. Hirsch Gekreuzigter! Gekreuzigter! Gekreuzigter! Zschopau, den 30. Oktober 1893. Zum Reformationsfeste. Der 31. Oktober! Welche Welt von Gedanken, welche Menge von Bildern zaubert dieser Tag vor unsere Seele! Wir sehen einen 34jährigen bleichen Mönch in weißwollenem Gewände mit schwarzer Kappe und Kapuze, der Tracht des Augustinerordens, durch die wegen der Vorfeier des Allerheiligentages und des Kirchweihfestes der Wittenberger Schloßkirche stark belebten Straßen Wittenbergs wandeln, eine Schriftrolle in der Hand, einen Hammer im schwarzen Ledergürtel; wir begleiten den in tiefen Gedanken Dahin schreitenden bis an die Thür der Schloßkirche, sehen, wie er hier noch einen Blick i» die Schrist- rolle wirft und sie dann mit entschlossener Miene und leuchtenden Angen an die Thür befestigt, die Hammerschläge mit ernsten Worten begleitend: Gekreuzigter! in deinem Namen streit' ich — dein Lösungswerk bereit' ich — dein Nägelmale schlag' ich — vergönnst dein Leiden trag' ich! (Dcvrient „Luther".) Vielfach begegnet man über diese That Luthers und den Inhalt der 95 Thesen recht wunderlichen und irrigen Vorstellungen, und deshalb sei es ge stattet, etwas näher darauf einzngchen. Einmal nämlich betrachtet man das Anschlägen von Thesen an die Thür einer Kirche als ein außergewöhn liches und einzigartiges Vorkommnis: und sodann denkt man sich den Inhalt der Lntherschen Thesen etwa kurz so: Wir sagen uns los vom Papst und von der verderbte» römischen Kirche; die einzige Richtschnur in Sachen des Glaubens und Lebens ist die heilige Schrift; der Mensch wird gerecht allein durch den Glauben. Nichts von alledem. Was zunächst den Anschlag selbst betrifft, so war dies der damals übliche Weg der Gelehrten, be sonders an de» Universitäten, eine Disputation über eine streitige Sache ins Leben zu rufen, wie ja Luther auch seinen Thesen die Uebcrschrist gab: „Disputation zur Erklärung der Kraft des Ab lasses"; also Leit- und Streitsätze für eine öffent liche Disputation sollten es sein, die eine Erörterung für und wider forderten; solche Thesen aberschlug man da und dann an, wo und wann man zahl reichen Besuch und dadurch Kenntnisnahme und Verbreitung derselben erwarten durfte; daher er klärt sich auch Ort und Zeit des Anschlags der Lntherschen Thesen. Und der Inhalt? Nicht gegen den Papst richtet er sich, den Luther noch als den Stellvertreter Christi ansieht, von dem er auch gar nicht glauben kann, daß er um den Ablaß greuel wisse, weil er denselben sogleich abschaffen würde (These 50: „Man soll die Christen lehren, daß der Papst, so er wüßte der Ablaßprcdiger Geldschinderei, lieber wollte, daß St. Peters Dom zu Pulver verbrannt würde, denn daß derselbe sollte mit Haut, Fleisch und Bein seiner Schafe erbaut werden"); auch nicht gegen den Ablaß selbst (These 7l: „Wer wider die Wahrheit des päpstlichen Ablasses predigt, der sei ausgeschlossen und vermaledeit!"), sondern nur gegen die Frech heit der Ablaßprediger (These 72: „Wer über die mutwilligen und frechen Worte des Ablaß predigers besorgt und bekümmert ist, der sei ge- benedeietl") und gegen den offenbaren Mißbrauch des Ablasses, indem derselbe nicht „vollkommene Vergebung aller Pein" ist, wie die Ablaßkrämer behaupten, sondern nur Erlaß der Strafen, die der Papst oder die Kirche selbst auserlegt hat, also der zeitlichen Kirchenstrasen (These 20: Des halb meint noch versteht der Papst nicht durch diese Worte: „Vollkommene Vergebung aller Pein," daß überhaupt alle und jede Pein vergeben werde, sondern er meint die Pein allein, die er selbst aufgelegt hat"). Auf keinen Fall führt der Ab laß Milderung oder Kürzung der Pein des Fege feuers herbei, noch Gewißheit der Seligkeit (These 32: „Die werden samt ihre» Meistern zum Teufel fahren, die da vermeinen, durch Ab laßbriefe ihrer Seligkeit gewiß zu sein"). Allein, wenn wir auch zugeben müssen, daß Luther hier durchaus noch ans dem Standpunkte eines rechtgläubigen Papisten steht, so liegen doch unzweifelhaft und unbestreitbar in diesen Thesen die Keime des ganzen Resormationswerkes, und mit Recht gilt diese That Luthers als der Anfangs- und Ausgangspunkt der Reformation und der ganzen neueren Kirchengeschichte, die uns den Kampf des Protestantismus mit dem Katholicis- mns vorsührt. Denn hier zuerst wurden öffentlich die echt evangelischen Grundsätze von wahrer B uße (These 36: „Ein jeder Christ, der wahre Reue und Leid hat über seine Sünden, der hat völlige Vergebung der Pein und Schuld, die ihm auch ohne Ablaßbriefe gehört"), von wahrer Heiligung (These 43: „Man soll die Christen lehren, daß der, welcher den Armen giebt und leiht den Dürftigen, besser thnt, als wenn er Ablaß lösete." These 44: „Denn durch ein Liebcswerk wächst die Liebe und der Mensch wird dadurch frömmer u. s. w"), und von der Sündenvergebung durch die Gnade Gottes allein in Jesu Christo ausgesprochen (These 37: „Ein jeder wahrhaftige Cbrist, er sei lebendig oder tot, ist teilhaftig aller Güter Christi und der Kirche aus Gottes Gnade, auch ohne Ab laßbriefe." These 62: „Der rechte, wahre Schatz der Kirche ist das heilige Evangelium der Herrlichkeit und Gnade Gottes"). Denn darin besteht ja der eigentliche Kern des Evangeliums und der gewaltige Fortschritt der Reformation gegen die Veräußer lichung der Kirchcnlehre und des kirchlichen Lebens, wie sie uns besonders grell zu Luthers Zeilen in der römischen Kirche entgegen tritt, daß ein jeder zunächst durch wahre tiesinnerlicbe Buße dem alten selbstsüchtigen Menschen entsagt und durch Aneignung des Verdienstes Christi im festen Glauben in das rechte Verhältnis zu seinem Gott tritt. Diese Ge danken bilden in der That den Inhalt der ersten und der beiden letzten Thesen, also gleichsam des Rahmens sür die ganze Thesenreihe, und deshalb sollen sie den Schluß dieser Nefvrmationsbetrachtung bilden: These l: „Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht: Thut Buße, will er, daß das ganze Leben seiner Gläubigen ans Erden eine stete und unaufhörliche Buße sein." These 94 n. 95: „Man soll die Christen vermahnen, daß sie ihrem Haupt Christo durch Kreuz, Tod und Hölle nachzufolgen sich befleißigen, und also lieber durch viel Trübsal ins Himmelreich gehen, denn daß sie durch Ver tröstung des Friedens sicher werden." Aus Sachsen. Zschopau, den 30. Oktober 1893. — Für Se. Majestät König Albert wie für das gesamte Sachsenvolk hat das Jahr 1893 drei bedeutungsvolle Gedenktage gebracht: Am 18. Juni waren es 40 Jahre, daß Prinzessin Carola von Wasa und Prinz Albert von Sachsen einander die Hände zum Bunde für das Leben reichten, am 24. Oktober waren 50 Jahre verflossen, daß König > Albert in das sächsische Heer eintrat, und am 29. Oktober, beging der Monarch sein 20jähriges Regierüngsjubiläum. Am 29. Oktober 1873 trat Kronprinz Albert die Regierung an mit der feier lichen Versicherung: „daß seine unausgesetzte landes väterliche Fürsorge gerichtet sein werde ans Hand- ! habung von Recht und Gerechtigkeit, ans Be- ! sörderung der Wohlfahrt und des Besten des > Landes." Dieses Gelöbnis hat König Albert ge halten; denn Recht und Gerechtigkeit herrschen unentwegt im Sachsenlande und Handel und ^ Wandel blühen unter seiner weise» Negierung. ^ König Albert hat den Geist der Zeit mit weitem, klarem Blicke ersaßt, er hat die gcistigcn und ^ materiellen Bedürfnisse des Volkes mit seinsühligcm ! Sinne erkannt und im Geiste wohlabwägendcr Gerechtigkeit zu befriedigen verstanden. Dies spricht aus allen seinen Regierungshandlnngen, das bezeugt der lebhafte, wenn auch nie zur Schau getragene Anteil, den er an den großen Angelegen heiten des Reiches entnimmt, sowie der Einfluß, den er aus diese ausübt. Wenn der kriegerische Ruhm König Alberts in den Festtagen des 50jährigen Militärdienst-Jubiläums vorzugsweise gepriesen wurde, so stehen doch die Friedensthaten des Monarchen dahinter nicht zurück. Wir er innern nur an die Umwandelung der Verwaltung, die Durchführung des Gerichts-Verfassungsgesetzes, die Verbesserung auf deni Gebiete des Volks- und Hochschulwesens, der Krankenpflege, der Errungen schaften aus allen Gebieten des Verkehrs, Handels und Gewerbes, wie der Industrie, die Steuer reform :c. Diese hervorragenden Verdienste sichern König Albert nicht nur die Liebe und Verehrung seiner Sachsen, sondern auch die ungeteilte Be wunderung, soweit die deutsche Zunge klingt. — Der Dank Sr. Majestät des Königs. Die Feier Meines 50jährigen Militärdienst-Jubi läums hat sich durch die Kundgebungen der Treue und Anhänglichkeit, welche Mir auch ans nicht
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