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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.01.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-01-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188501100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850110
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-01
- Tag1885-01-10
- Monat1885-01
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.01.1885
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172 Krankenversichermigszwang«- abhängig zu machen fei. Sit schlagen deshalb im Entwurf« einen Modu» vor, der indessen nicht ohne Bedeuten ist. Der H. 9 de« EukwursS setzt nämlich fest, doch, soweit die gegen Nusall zu versichernden Personen nickt nach Maßgabe de» KrankenversichenuigSgesetze» versichert sind, im Falle de« Unfall« die Gemeinde, in deren Bezirk der Ger letzte beschäftigt war. während der ersten dreizehn Loschen nach dem Unsall die Kotten de» Heilverfahrens zu gewähre» hat. Die BeeufSgenvssenschast ist jedoch befugt, diese Leistungen setdst zu übernehmen. Za der Begründung wird hierüber gesagt: Da» vedürsaiß der Unfallversicherung ist sür da» Gebiet, um welche« es sich hier haudeU, dringender al« daö der allgemeinen obligatorischen Krankenversicherung. Es kann durch statutarische Vrftimmmi« einer Gemen,de oder eine« weiteren Cominnnulvc» d-mde« der gefttzliche Kronkeiwerfichmingszwang schon jetzt aus die in der Sand- und Forstwirtdschast beschäftigten Arbeiter de» Bezirk» ansg-dehnt «erd«. Dadurch ist in denjenigen Bezirken, in denen eine solche statutarisch« Kraiikenversicherung nach den örtlichen «er. pültnissra nöktuq und durchführbar ericheint, schon jetzt die Möglich keit einer umfassenden Fürsorge für Fälle vorübergehender Krankheit der land- und jorstwirths-astlichen Arbeiter gegeben. Mit Rücksicht hieraus hat di« Frage, ob e« sich empjehle, da« Krankenversiche- iuvgsgefttz ohne Weitere« auch ans die letzteren allgemein aiiszii- del-ne», verneint werden müsse«. In weit« Gebieten de» deutschen Reich» haben sich noch Verhältnisse zwischen dem land- und sorst- wietdschaftlichen Arbeitgeber aus der einen und dem Arbeiter aus der ander« Leite erhalten, welche die unveränderte Ausdehnung de» AraakenversicherungSgesetzes nns den land- und sorstwirihschast- lichcn Betrieb weder als dringlich noch als rüthlich erscheine» lassen. Dringlich ist sie nicht, wo die herkömmliche Sitte sich noch stark genug erweist, um den Arbeiter in Krankheitsfällen vor Roth dadurch zn schlitz«, daß der Arbeifizeber ihm dir erforderliche Pflege und Für sorge zu Theil werden läßt, ohne von chm KraukenversicherungS- beitrage zu beaniprnchrn. Räthlich aber ist die Einftttwnng de» krankenversicherungSzwangeS in denjenigen Gebieten nicht, wo aus dem Platten Lande in der Hauptsache noch die Naturalwirtbschair vorherrscht, wo insbesondere di« dem Arbeiter an Stelle oder als !heil de« Lohnes gewährte Wohnung, Landautzung, Viehweide oder sonstige Naturalbezüge ihm auch im Falle vorüber gebender Krankheit b lassen werden müssen. Za diese Verhältnisse die geldwirthschafl- licben Grundsätze des KranknversichcrungSgejepcs unvermittelt hinein- zntragen, würde ernste» Bedenken vm so mehr oaterüegcn. als der erkrankte Arbeiter, wenn er neben sein« Naturalbezüge,, , och da» gesetzliche Krankengeld erhielte, wirthichafilich besser gestellt sei» würde, als der gesunde. Zuzugeben ist aller dings, daß dre erwähnten Verhaltnrsse zuin Theil in Fluß ge- rath« sind, daß sich in vielen Gebieten allmälig ein Urbergang von der Notural zur Getdnürrhschis» und von dem patriarchalischen Herkommen zu streng cnrurecbtttchen LohuvertragSverhältniffm voll- zrehr, dag die aus väterlicher Sitte beruhenden persönlichen Be ziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeiter mehr und mehr ge- lockert werden, und dag die Aussicht d-S ländlichen Arbeiters, in KeankheitstLllcn durch Sen Arbeitgeber oder auch durch nachbarliche schaft der Staat. Die Befugnisse und Obliegenheiten der Genossenschaft-Versammlung und de» Genossenschasrsvorstantc« werden durch Aussührungsbehörden wahrgeiiommen, welche von der LiMde--Ätntralbryörde zu bezeichnen sind. Generalversammlung -er Brauer and Mahre behufs Griiudaag riaer Berus».W«aoss<nsch«ft. /h Leipzig, 9. Januar. Die am gestrig« Tage im Saale der Buchhändlerbörse behus« einer Borbefprechuug zu der vom ReichsvcrsicheriingSamte einbernsenen Beriammlung der Brauer und Mälzer Deutschlands tagend« Zusammenkunft war von etwa 99 Be- rusSiicnossen besucht und war durch die Anwesenheit d«S Herrn Präsidenten deS ReichSoevsicheruagSimtes Geheimen OberregierungS- rath Bödiker ausgezeichnet. Herr Henri ch - Frankfurt a/M.. Präsident deS Deulschrn BrauerdundeS, erüffnetc »m 12 Uhr Mittag« die Sitzung mit dem Wunsche, daß die Verhandlungen zum Nutz« vnd Segen deS BrauergewerbcS auSsaUen möchte«, begrüßte den Herrn Regierung-Vertreter und hieß die erschienenen Berussgrnosft» herzlich willkommen. Sodann wies Herr H-nrich aus die tieseinschncidenden Wirkung« der socialpolitischen Gesetz, gedung bin, als deren Tlieile die Krankenversicherung, die Unfallversicherung und die Altersversorgung der Arbeiter zu de- zeichnen sind. Der Herr Vorsitzende gab hieraus bekaniifi. daß der Generalversammlung drei Anträge zur Berardung und Bcschltißlassung Vorlagen, und zwar der Antrag tcS Ausschusses vom Deutschen Braner- bundj welcher eine einzige Genossenschast über ganz Deutschland sür zweckmäßig hält, während ein zweiter Antrag von Berlin die Steuer- gememschast und damit SüddeulsoUand von Norddeutsch«»»» getrennt Hab« will und ei» dritter, welcher die Trennung der Mälzer von den Brauern aaftrebt und sür die Mälzer eine eigene Gc»o»e»Ichast errichtet wissen will. Herr Henrich erläutert zunächst die verschiedenen Wirkungen des Gesetze« in den verschiedenen Fällen in eingehendster Weise und spricht schließlich die Hoffnung ans, daß bei ordentlicher Verwaltung in einigen Jahren der Beitrag zu der Unfallversicherung eine wesentliche Ermäßigung erfahren würde. Herr Rösecke-Berlin sucht in einer längeren P-dc dar- znihun, daß es zweckmäßiger sei. wenn statt einer allgemeinen deutschen Brrussgenosftnschafl eine Trennung ins verschiedene kleinere Genossenschaften stattftndet, weist aber zugleich die Annahme zurück, daß dieser Anschauung besondere Bestrebungen , der Norddeutschen zu Grunde läge». Ferner wendet er sich gegen die Annahme, daß die Freunde der RcichSgenosserischatt ihre» Antrag aus Grund nationaler Bestrebungen cingcdracht hätten, dieselben gingen vielmehr von der Ansicht aus, das; sich durch dir Bildung einer einzige» d-mick-m Geaosieu'chait k". Lasten suo de.. E'..n zelncn vermindern würden, der nationale Gedanke Habe hierbei nichts zu thun. Wenn auch nach der Meinung des Redners die Verwaltung einer Reichsgenossenschaft billiger zu stehen komme, so wäre aus der anderen Sette der BerwaltuvgSavVarat ein zu schwerfälliger. Weiler hob Herr Rüsccke die nach seiner Meinung vorhandenen wirthlchastlich« Unterschiede zwischen Nord- und Süd- treten würden, sonder» daß ein großer Tbeil der norddeutsche» Arouer sich für dieselbe» erklärt hätten, und fügt Hinz», daß. wenn auch niit sein« Auslastungen nichts erreicht würde, doch dieselben wesentlich zur Klärung der Frage beitrage» würden. Hieraus ergriff der Herr Präsident des ReichSversich?rungSamteS Bödiker daü Wort, dankt» dem Ausschuß des Deutschen Brauer- bundcS sür die Vorbereitung zu der Generalversammlung, erklärt-, daß das ReichöversicherluigSamt der ganzen Frage unparteiisch gegeilüderständc und eS den Betheiligien überlasse, ihre Ansichlen durckzusühr«, und wendet sich gegen eine Aeußerung des Herrn Rösecke, in welcher dieser behandlet hatte, daß der Herr Lkaatsministcr von Bötticher den vom Redner behauptete.! Staudpiuic: sympaihisch betrachte, mit der ganz bestimm!« Erklärung, daß weder der Herr SiaatLminisrcr, noch das ReichSvclsichcrungScimt Srcllung zu dieser Lache genommen, sondern derselben unparteiisch und adwartcnd gegenübeestrhen. Nachdem Herr Henrich für di» von Seiten deS Her« Prä sidenten Bödiker dem Ausschuß des BrauerbnndeZ ausgesprochene Anerkennung gedankt hatte, wies derselbe daraus bin, daß bei einer unt:r den Mitgliedern deS BundcS erwlgten schriftlichen Abstimmung über die vorlägende Frage im Ganzen sich nur zwei Stimm« gegen die Gruni-ung einer Rcichsgrnossrnschaft ausgesprochen hätten, und zwar Herr Golbschmidr, welcher, weil er krank war, gar n.cht geantwortet habe, und Herr Rvftck. allein hätte sich schriftlich da. gegen, alle ander« Mitglieder für die ReichSgenoffenjckaft anSgeiprechen. Herr Henrich erllart hieraus, daß er eine Reichs- genojseiischaft für Vas einzig Richtige halte, er erläutert ferner die Vortheile, welche eine solche den Einzelnen bietet, und . deutschland hervor, die auch eine Trennung in der vorliegenden Hilft vor Nnth geschützt zn werden, nicht niedr überall mit der Frage nöthig machten, and hält es sür zweckmäßig, daß erst mit vollen ^ukieeheii eines unter allen llmstöuveu iniekini-,n Au.v' mug . M-,» —... - bekleidet ist. Je mehr sich die Verhältnisse der m.ttm . > n V.roetter ^ ev.e allgemeine deutsche Genoneoictiait gründe. Schließlich beiont in dieser Be,lehmig den« der industriellen nähern, desto mehr wird - her Redner, daß diese Ansichlen nicht ausschließlich von Berlin ver- daraus Bedacht zu nehmen sein, auch den erster« einen rechtlichen ' Anspruch aus ausreichende Fürsorge in KranklieiiSsulüu durch Ge setz allgemein zn sickern. Nur läßt sich dies ohne Schädigung der Bckhettipteu nicht plötzlich nnd am wenigsten dnrch eine einiache, unverändert« Ausdehnung des KrankcnversicherungSgeietzes aus die ländlichen Arbeiter erreichen. Ausgabe der socialpolitischen Gesetzgebung ist es, Schritt utr Schritt nach Maßgabe des Bedürfnisses und der aus diesem Gebiet gemachte» Erfahrung« vorzuqeheii, nnd sie dars vor uerbejstrungSbedürftig« Verhältnissen nicht um deswillen Halt mach«», weil die als »othweadig erkannten Reiormen nicht mit einem Male und in vollem Umfange zu erreichen sind. Ist es zur Zeit nicht thuiilich, die Fürsorge für die dnrch Unfälle verletz!« läiidlichen Arbeiter während der ersten dreizehn Wochen nach Eintritt des Unfalls genau in der gleichen Weise zu regeln, wie dies ans Grund des Krankenversickcriiiigsgesttzts sür die industriellen Arbeiter >wfthel>en ist, so wird in einer, wenn auch nur provisorischen Rege lung der während der ersten dreizelln Wochen zu gewährende» Für- sorge inmrerhin ein erheblicher Fortschritt zu der demnächstig« cnd- giltigen LSluug der Ausgabe zu erblicken sein. Bei der Unfallversicherung der in der Land- und Forflwirthschast beschäftigt« Arbeiter treten zwei Besonderheiten in den Vorder- grund, nämlich die große Zahl der vorhandenen selbstständigen Betriebe von kleinem Umfange »nd die Wahrnehmung, dost nach Unternehmer dieser letzteren in zahlreich« Fällen als lcmdwirih- schastlich« oder indlistriellc Arbeiter ihren Lebensunterhalt er werben. Man wird daran fest basten müssen, daß jeder Unternehmer . zwischen Freilich wird nach dem Obigen der KreiS der BernfSgenoffen j Süddentschland gar nickt existirt«, führt hierbei den Ausspruch des rin llns^mein großer, wenn auch die meisten derselben an «ei-> Herrn Rösecke an. daß die Schule der Brauerei in Bayern zu suchen trag« «rr minimale Beträge zu zahle» baden werden. Nimmt man au, daß m Betrieben bis zu 1 Hektar Uinsang andere Arbeits kräfte, als die des Unternehmers und etwa seiner Ehefrau nicht verwendet werden, und daß erst bei Betrieb« von größerem Um fange fremde Hilfe zeitweise in Anspruch genommen wird — eine Annahme, welche um deswillen ungefähr zntrcsf« dürste, weil auch Betete« von größer«! Umfang, z. B Wiesen, Weiden oder Genns- stüeke von geringer vod«gna'stist, häufig ohne fremde Hilfe bcwirth- ichaftet werden und die hieraus entstehende Ungenauigkeit dnrch die Zavl derjenigen Betriebe von tvrnigcr als 1 Hektar Flächengröße, welche mit fremden Arbeitskräften bestellt werde», etwa misgeglichen iverb« uttrd —. so werden nach der am 5. Juni 1882 zusammen mit der Benufssiatisttk vvrgeuvmnien« Ausnahme der Inndtvirth« schastlichen BetMrbc 2,9S8,028 Betriebe beitragspflichtig sein. Lus Vom Inlmlt des Gesetzes heben wir heute Folgendes hervor, indem wir nns Vorbehalten, heimlichst näher aus die Principal und ciuzalnen Fragen cinziigeben. Der Entwurf dehnt die BersichernngSpflicht auf alle die jenigen Personen aus. deren Lohn >md Gehalt 2099 nicht übersteigt. Indeffcn kann durch ein Statut die Versicherung»- Pflicht auch aus Betriebsbeamle ausgedehnt werde», deren Ein kommen die oben genannte Summe übersteigt. Ans Reichs-, Staats- nnd Commnnatbeamte mit festem Gehakt und Pensions berechtigung findet das Gesetz keine Anwendung. Gegenstand und lliirfang der Versicherung schließt sich den Bestimmungen des allgemeinen Arbeiter-UnsallversichernugSgesetzcS an. Als Träger der Versicherung, die alis Gegenseitigkeit erfolgt, gelten die Unternehmer, welche zn diesem Ziveck in Be- rufSgenosseaschasten vereinigt werden. Die Mittel zur Deckung der von den BenisSgenoffenschasten zu leistenden Entschtidigungsbedräge, sowie der KerwcrtlungSkosten werden durch jtchutich ans die Mitglieder um,«legende Beträge aus- gcdrocht. Die Brlvnng der BernfSgcnvssosschasten erfolgt aus Grund von Vorschlägen der Landesregicrmigen durch den BundeSrath, nach Anhörung deS ReichSversichernngS-AmtrS. Die BernfSgenosienschaft regelt ihre Angelegenheiten durch ein Statut, welches die Generalversammlung beschließt. Die couftituirende Verkam mlimg besteht a»S den Vertretern der betreffenden Unternehmer. Jede Gemeindebehörde bezeichnet aus der Mitte der in ihrer Gemeinde ansässigen Unternehmer als Bevollmächtigten einen Wahl mann. Diese werden zu Wahlversammlungen berufen. Letztere wählen die Vertreter in die coustituirenden GrnoffenschastSverfammlungen. Durch das Genossenschastrstatnt kann die Bildung eines Reserve fonds angeordnet werden. Dasselbe bedarf zur Giltigkeit der Genehmigung durch da» Reichs - Versicherungöamt. D« Gesahrenturis wird dnrch die GenostenschastSver- sammlung festgesetzt. Der Genoffenschastsvorstand ist zur Anlage von Katastern verpflichtet. — Znm Zweck der Theilnahme an den Entscheidungen der Schiedsgerichte, an den UnstAluntrrsuchnngen und an der Berathung und Begut achtung d«r zur Be»lMnng von Unfällen zu erlassenden Vor- schrchtrft werden in jeder Genossenschaft oder Section rum Zw»k der Theilnahme an den Verhandlungen deS ReichS- VerfichornngsamltS sür die Gesammtheit der Genossenschaften Vertreter der Arbeiter berufen. Behufs Aussichtasührnng treten dem Reichs»BmfichernngSamte vier nichtständige Mit gkicher zu, von welchen "je zwei von dsn Genossenschaft« »orstlindei» nnd von den Bertretorn der versicherten Arbeiter aus ihrer Mitte gewähkt werden Für Forstbetriebe welche sür Rechnung des Staate« verwaltet werden, tritt bei AlWt»d>»«A ds^ss Gefche» an die Stesse der Berussgenosten sei, und empfiehlt zum Schlüsse seiner Rede die Gründung einer großen ReichSgenossenichast. Dagegen spricht Herr Siegmann auö Berlin sich sür die Theilung von Nord- und Süddentschland in je vier Section« aus, in welche er den Schwerpunkt verlegt wißen will, betont aber hierbei, daß er dak-UniallversicherungSgesey als eine Brülle bctrachie, welche Nord, nnd Süddentschland vereinigt. Nachdem noch Herr Henrich Namens deS Ausschusses den Wunsch ausgesprochen, daß eine gleichmäßige Vertretung deS Nordens und deS Südens slattfind« möchte, und wiederholt kcrvorgehoben, daß durch die ReichSqeuossenschaft eine gleichmäßige Vcrtheilnng üer Lasten ermöglicht würde, wurde die Vorversamnilimg nm drei Uhr, z» welcher Zeit die vom RcichSvcrsicherungSamlc cinberuseoc General- Versammlung eröffnet werden sollte, geschlossen. Kurz nachher eröffnet« der Geheime OberregierungSrath Herr Bödiker als Vertreter deS ReichsoersichervngSamtes die General- Versammlung der Brauer und Mälzer Deutschlands. Derselbe dankte zunächst de» Theilnchmern für ihr so zahlreiches Erscheinen und führte des Weitere» aus, daß nach der in der Vorvcrsammlung erzielten Vereinbarung über die hauptsächlichsten Puncte das Werk der Generalversammlung sich ohne weitere Schwierigkeiten werde beenden lasse». Er danke deshalb den Herren, welche die Vorver- sammlung geleitet, sür ihr Bemühe» und sür die dem Reichevcr- sichcrungSamte solchergestalt gewährte Unterstützung. Ehe jedoch mnimehr in die Tagesordnung eingetretcn werben könne, mache cS sich dnrch das Gesetz nothwendig, sür die Versammlung einen ge- schästesülirenden Vorstand zu wählen, der mindesten« ans eiiieni Vorsitzenden, zwei Schriftführer» und zwei Beisitzern zu bestehen habe. Nachdem die hieraus sich beziehende» 12—14 des Unfallver sicherung Zgesetzes durch Herrn Präsidenten Bödiker verlesen worden sind, wird zur Wahl geschritten. Dieselbe erfolgt ans Vorschlag durch Accla- motion und ergiebt,daßHerrHcnr ichsFranksurta. M,)zu»i Vorsitzen, den, die Herren Baron v. Tücher lNnrnberg) und Ros ecke (Berlin) zu Schrist-ükr-r», sowie bi« Herren Allendorf(Brrlin) und Knob lauch (Schönebeck) zu Beisitzern gewählt werden. Herr Präsident Bödiker tritt hieraus an Herr» Henrich den Vorsitz ob. indem er erklärt, daß alle» Formalitäten Genüge geleistet sei und er wünsche, daß das Resultat der Versammlung ein nach jeder .Hinsicht hin befriedigendes sein möge. (Beifall.) Herr Henrich übernimmt de» Vorsitz mit einig« Worten des Dankes sür daS ihm bewiesene Vertraue» und giebt zugleich dir Versicherung, daß er es sich angelegen sein lassen werde, die Ber sammlung in der unparteiischsten Weise zn leiten. Auch dem Präs! deuten Herrn Bödiker sage er seinen Dank sür die Theilnahnie, welche er den Interest« der Brauer und Mälzer Deutschlands durch seine Anwesenheit entgegengebracht habe. Es wird sodann i» die Tikcnssivn über die in der Borversammlung ausgestellten, von uns oben wiedergegebenen Anträge eingetreten. Zunächst wird der dritte Antrag, die Bildung einer eigenen BerilsSgenossenschaft der Mälzer, zur Beralbung gestellt. Da im Mälzereibetriebe daS Risico rin bedeutend geringeres ist, beabsichtigte man zuerst seitens dieser Branche, eine eigene Genossenschaft z» bilde», nnd hat deshalb den erwähnten Antrag gestellt. Ein anderes Motiv ist die Minorität, in welcher sich die Mälzer den Brauern gegen- über befinden. In letzterer Hinsicht ist seitens des Vorstandes des Brau erbnndeS den Mälzern die Zusicherung gegeben worden, baß sie im Vorstände der BerusSgenostcuschaft ihre Vertretung sind« sollen. Auch sonst wird den Mälzern zngestanben, daß ihre In- Kressen die weiteste Berücksichtigung finden sollen. In Anbetracht dieser Lage beschließen die Mälzer bei der unter sich vorgenonim«« Abstimmung unter Verzicht auf Bildung einer eigen« Berofs- genvsjenschaft den Beitritt zur allgemein« ReichSgcnostenschast. WaS den Antrag wegen Bildung einer norddeiiisch« BerufS- genossenschast betrifft, w war schon im Laiise der voran- geganqen« Debatte von Herrn Rösecke (Berlin) die Bereit- Willigkeit zu erkennen gegeben Word«, daß man auf diesen Plan verzichten würde» wenn in die zu wühlende Tonimission zur Brrathnng de« StakuteitenlwurfS die Mitglieder an« Nord- und Süddeurschland in gleicher Anzahl gewählt würden. Da hiergegen von keiner Seite ernste Schwierigkeiten erhob« wurden, «urde der erwädute Antrag zurückgezogen. Somit ist die Bildung einer oll- gemeinen Berus-genossenschaft für Deutschland genehmigt. In Be- Ire st der Conimissionsbildung wurde »och festgesetzt, daß selbige auS 10 Brauern und 2 Mälzern zu bestehen habe. In kurzer Weile gelangten sodann noch die Wünsche, di« von einigen Seite» tu Betreff des StatutenentwursS gehegt wurden, zum Ausdruck und wurde zur Wahl der Commission geschritt«. Gemäß den gemacht« Vorschlägen wnrden als Mitglieder der- selb« erwäblt die Herren Johann Sedlmayr, (in Firma: Gabriel Sedlmayr (München), George Muu; (Stuttgart), Carl Schremp (Karlsruhe), Hot (Straßburg), Henrich (Frankfurt a.M.), Schulze (Halle a. S-), Bier (Dresden), Rösecke (Berlin), Schrödter (Hainburg), Becker (Brnnnschweig), jämmtlich Brauer, sowie die Mälzer Herr« Georg (Schweinsurt) und Rein icke (Halle a. S.). Nachdem noch verschiedene Anfragen ihre Beantwortung gesund« und der Commission die Ermächtigung »rtbeilt worden, mit dem Reichsversicherungsamt bei der vorläufige» Feststellung der Statut« m directe Verbindung zu treten, wurde die constituirende General- Versammlung nach ungesähr zweistündiger Tauer gegen S Uhr geschloffen. Mit einem dreifache» Hoch aus den Vorsitzende» Herrn Henrich verließet» die Lheilnehmer das Local. Vas Stanley-Lankett in Löln. * Den zweiten Theil der Stanley-Feier m Köln, über welche der Telegraph bereits kurz berichtet hat, bildete da» Stanley-Bankett, gegeben von den Verehrern dcs ForscherS Rheinland« und Westfalen« aus dem Großen Saale des Gürzenich«. An 609 Tbeilnehmer auS den beiden Provinzen hatten sich cingesunden. Gegen 3 Uhr begann daS Festessen. An der Ehrentafel saßen zur Neckten Stanley'« Oberpräsident v. Barvelcben. zu seiner Linken der Vorsitzende Herr Commerzienrath Eugen Langen. Weiter befanden sich unter den Ehrengästen Herr Gencrallieutenanl v. Nosenzweig. Gouverneur der Festung Köln. Regierungs präsident v. Sydow, LandcSdirectoc Klein, Oberbürgermeister I)r Becker, erster Beigeordneter Geheimer Commerzienrath v. Mevissen, Commerzienrath Baare auS Bochum, Coinmrrzien- rath Friedrichs auS Lennep und nock viele andere verdiente, hervorragende Männer. Aus der Emporbükne umgab dir Colassaldüste lmsercS Kaisers schöner Pflanzensckmuck und iru H:l«rccar»"de sch.lcss.-tt die deutsche Fahne nnd die Congo- layue (duiitelbau mit weißem Sceru in der Milte) die Äus- schinückuug des Saales, der sonst noch mit den verschiedensten Flaggen und Emblemen geziert mar. ab. Nachdem die Capelle deS 16. Infanterieregiments verschiedene Musikstücke vorzekragen und der zweite Gang de« Festmahls adgeräuint war, erhob sich Herr Oberpräsikent v. Bardeicbc» und forderte die An wesenden aus, sich ebeusallS von den Sitze» zu erheben, um dein Kaiser, dein Schöpfer deS großen d.'.''sehen T tteriandeö. Herrlichkeit, den« edlen Fürsten, der nie ermüdet in der Sorge für deS Volkes Wohlergehen und dessen Bemühungen der Er haltung des Frieden? gewidmet seien, unter doss-w Aegido jetzt auch die Congv-Conferenz in Berlin tage, ties.'.csüh'ien Tank darzubringcn und der höchsten Verehrung gegen Sc. Majestät durch ein dreimaliges Hock Ausdruck zu geben. Mit großer Begeisterung entsprach die Fcstveriammlung dieser Aufsorberniig und saug daraus tt.hend die Nationalhymne. Der folgende Redner bei der festlichen Tafelrunde mar Herr Oberbürger meister 0r. Becker. Seme Rede lautete: Bon der Ausnützung der großen Erfindung« und Entdeckung«, von weicher Europa seine neuere Geschichte battet, ist Deutschland trotz seines AnthcilS an denselben außerhalb seiner Landesgrenzen so gilt wie ganz aiiSgeschloffeu gebliebe», obgleich eS dem deutschen Volke «» Gewecbsleiß, Unternehmungslust und hinfmännischcr Gc- waudheit nie gesellst hat. Seine glänzendste Leistung aus diesem Gebiete hat die Geschichte der Hansa verzeichnet. D>e Geschichte der Hansa zeigt aber auch den Gegensatz, in welchem sich seit Maximi lian l., der noch de» Gcdanlen an eine handelspolitische Einheit des Reiches fassen konnte, daS „heilige römisch- Reich deutscher Nation" und die Eullurbedürjniff- und die C»lturbestrebu»gen des denlich-n Volkes fick enlwickeltcn. Bon ReiclB wegen waren und blieben die deutschen Küsten und Häsen verwahrlost, d'e deutsche» Meere preis- gegeben, nnd wenn dagegen der deutsche Kailsmann ans Selbsthilfe sann und Städtebüildnisse schuf, die den Rändern z» Land und zu Viasser zu Leibe gingen — die Hanseaten waren die erste», die zu soichei» Zwecke Kanonen an Bord hatten —, so habe:, sie darin seitens der laiierlicken Gewalt last »lehr Hemmung als Förderung erfahr,.». Was bei dem volitttchenBe, falle unvermeidlichwae, geschah DieNicdei- lasi»iigen,wklche dciitsekc Art biS W'Sby und Nowgorod verbreitet, gingen, weil lein deutsches Reich hinter il ne» stand, an das Ausland verloren deo Leehandel sank, der Kunstfleiß der binnenländische» Städte, der keinen fördernden Lohn mehr fand, verkümmerte, der nationale Geist erschlaffle. DnS sind, kann man sagen, längst vergangene Zeiten, Zustände, die in die Gegenwart nicht mehr hineinrciche». Freilich ist die Zeit der »leisten Erniedrigung längst überwunden, aber die denlsch« Verzagtheit, die größte Feindin unserer Nation, liegt nicht längst hinter uns. Sie hat noch daS lebende Geschlecht initbeherrscht. Erst 29 Jahre sind verflossen, als der Fortbestand deö Zollvereins in Frage gestellt werden konnte und allerorten die Bettelbüchsen sür eine deutsche Flotte auSbingen: damals schrieb ei» deulichgesiiiitter Mann in einer Uebersicht der Jahresereigniise, hinweisend aus das Zustandekommen de- deutsch - französischen Hanüelevertrags, auf die kriegerischen Eriolge in Schie-'wig-Holstcin, aus die schlimme Politik Oesterreichs und die klägliche Haltung der Mittelstaat«, also im Hinweis aus Alles, was damals „epochemachend" hieß: „Preußen befand sich zn Anfang des Jahres 186ü aller Wahrscheinlichkeit nach nn Zenilh seiner Macht, die ihm unter der Leitung des Herr» v. BiSmarck möglich und bc- schiedcn war." WaS der Stellung im Zcnith folgt, der Niedergang deS Gestirns, daS sich zu sagen, überließ er dem Leser. Das ist ein Ausdruck der Verzagtheit, die den Schluß nicht zu ziehe» wagte, daß. wc in Preußen in den Zenith gekommen, die Zeit erfüllt sei, von welcher ab unter dessen Führung ei» geeinigtes Deutschland er stehen und Preußens Macht zu einer deutschen Macht erweitert werden müßte. Diese im Völkerleben mit Naturnotbwendigkett sich vollziehende Veränderung wurde tausendsach von Sängertagen, Schützen festen und Turnsahrlen besungen, aber nicht errunge», und dennoch ist sie in der kurz« Frist von weitern sechs Jahre» gekommen, frei- lich unter einer in der Weltgeschichte beispiellosen Fügung der Ge- schicke. Niemandem zu Liebe und nieniandei» zu Leide glaube ich sagen zu dürft», daß wir 1865 »och nicht geglaubt haben, solches zn erleben; und daß wir eS erlebt haben, das danken wir zu allermeist dem Staatsmanne, der Preußen unter den allerschmierigite» Per- bältniss« in die Stelle gerückt bat, die man damals als „i»> Zenith befindlich" bezeichnet hat. Ich sagte, dem Manne, der aus einem preußisch« ein deutjckirr Staatsmann geworden, verdanken wir es zu allermeist, aber nicht allein. Viele andre haben, ja, das gesaminte Volk hat ein redliche« Stück Arbeit dazu mitgcthan. DaS sollen und wolle» wir nicht vergessen, besonders dann, wenn wieder einmal trübere Stunden drohen sollten und der Klcininnth klagen möchte, nun sei es mit Teutichland auS, weil der rechte BiSmarck nicht sesort zur Hand sei. Nein, unser Volk läßt seines Reiches Hoheit nicht wieder in einen Kyffhüuftr bannen. Denen aber, die an Bismarcks Ber- dienst zu mäkeln versuchen möchten, gebe» wir die Fra^e aus: Wie denkt ihr — wenn ihr es zu denken vermögt —. dan Deutschland bis heute geworden wäre, ohne BiSmarck? In Hitzing und in Gmunden mögen sie sich das denken und anomale», wir haben Besseres im Sinne. Wir lassen unsere Gedanken nnd Hoffnungen dem Manne folge», der ein neues Deutschland jenseil der groß« Meere zu schaffen begonnen hat, in Ländern, wo der Deutsche bis- her nur entweder als schutzbcdürstiger Händler und Forscher oder als Söldling sremder Slaaten bekannt geworden ist. Um den Wandel der Zeiten an einen, grellen Beispiel zu zeigen, nenne ich gerade die Deutschen in Afrika. Iin vorigen Jahrhundert äußerte sich die Staatskunst darin, daß statt dentscher Gewerbe-Erzeugnisse deutsch« Männer als Soldaten ins Ausland verbandest wurden. Den armen Landsleuten, die so nach Airika gehen mußten, sang Schubart daS grausig schön« Ablchiedslicd: „Aus, aus, ihr Brüder, und ieid stärkst' Lass« Sie mich eine Strophe lesen, in welcher der Dichter die Abschiednehmenden sag« läßt: „An Deutschlands Grenze füllen wli Mt Erde unsre Hand Wir küsse» sie, das sei der Dank Für deine Pflege, Speis' und Trank, Du liebe« Vaterland!" Die Schiffe, wtlche heute die deutsch« Flagge an der afrikanischen Käiste zeigen, führ« keine verkamt« Menschen, fände« die ihres Vaterlandes froh bewußte» Gründer neuer Staatenbildung«. Million« und abermals Millonen sind aus unserem Volke o«S- gezogeu und haben fremd« Staaten gokräftigt: dem Stammlanb« waren sie verlor«! ES ist das erste Mal jetzt, daß Dentsche im Auölande ihre HelmsNittr fssr Deutschland gewann««. Möge Nefty Pjadfindern und Bahnbrechern deS Vaterlandes Schutz und Segens, wünsch ei» gutes Geleit« geben; und ein Segenswunsch für sie fti eS, wenn ich »um Schluß Sie bitte, mit mir einzustimm« io e« dreisache» Hoch aus den großen Ehrenbürger dieser Stadt, den Gründer eine- neuen überseeisch« Deutschland«: Fürst Otto v. Bismarck lebe hoch! Mil stürmischem Jubel stimmte die Bersammlun Hock ein und sang hieraus das Lied, welche- dem Reichskanzler vom Generalagenten Albert gewidmet war. Der Vorsitzende verlas folgenden eines Telegramm« an den Fürsten BiSmarck, welchem die Versammelten einmüthig «stimmten: An den Fürsten BiSmarck, Berlin. Ans Rheinland-Westsalen zur Siaaleyseier im Gürzenich der- sammelte 690 reichSlreue Männer bring« Ew. Durchlaucht drei, sachrs Hock! Dem Vorsitzenden war die Aufgabe zu Theil geworden, Stanley zu feiern. Er entledigte sich derselben m folgen der Weise. Meine Herren > Nachdem wir in Erfüllung patriotischer Pflicht unseres erhabenen Kaiser- und seines ersten Diener« gedacht, wenden wir uns ganz dem Manne zu, welcher onS heute die Ehre erzeigt, unsere Huldigung entgegenzunehmeu. Fehlen auch nicht io unftrm Kreise hohe Vertreter des Staates und der Wissenschaft, so entsprang doch der Wunsch, Stanley von Angesicht zu Angesicht zu sehen, ihm liniere Verehrung aoSzusprech«, auS denjenigen Bernsslreifta Rhein lands und WestsalenS, welche der Industrie und dem Handel ongedör«, au- dem nüchternen Nährstande, best« Sinn« und Denken stets ans da« Praktische gerichtet sein muß. Hat die Metropole des deutsch« Reichs den Vorzug gehabt, Stanley als Manu der Wissenschaft zu begrüßen, und wist« auch wir unseres Gastes und seiner Vorgänger wissenschaftliche Forschung« und Errungenschaften hochzuschätz«, so feiern wir doch in Stanley heute ganz besonders den Mann der praktischen Thai und daS Borbild deS sittlichen Ernstes, ohne welchen die größten Thal« nicht zu wahrer Begeisterung hinzureißm vermögen! Wie empfinden wir aber diese Begeisterung aus jedem Schritte, wenn wir Stanley aus seinen Wanderung folg« an der Hand seiner das Gepräge der Wahrheit an der Stirn tragenden Darstellung! Die Waffe in der Faust, im Herzen Menschenliebe, so kämpft, so bittet er sich durch, von Ost nach West, durch den Erd- theil, von Meer zu Meer! Wo seine Vorgänger unikehren mußt«, nicht mehr ausgerüstet mit den unerläßlichsten Hilfsmitteln, fehlt ilnn nick», sein praktischer Sinn hat vorgesehen und vorgesorgt. Der feste Wille, das eigene Können SianleyS giebt seinen Begleitern, sein« ickwar-en Kindern, das unbegrenzte Berirauen in ihrem Führer, den Math zur Ueberwindung aller Schwierigkeiten und die zuversichtlich« Hoffnung, daß er sie o»ch heimgcleitcn werde, so wie er eS ver- sprach«! M. H., Ltanlcy's That gab neu« Schwimg und feste Richtung dem von dein hochherzigen Monarchen unseres Nachbar landes eingcleitcten inlernalional« afrikanischen Unternehmen, und seine Wünsche sür die Zukunst werden, so hoffen wir, bald ihr« Er füllung finden in jenem neuen Staatswkscn, best« Wiegenfest nun i» des deutschen Nttckee Hanpistadt soll gefeiert werden, denn der Mann, der unicr lheurc- V ttecland geeinigt, dessen Geist die Diplomaten der i-m w-äig »l- Fnin er auserkoren, er wird auch die Nation«einigen, welche in friedlichem Wettstreite gemeinsam die Träger der Cullnr am Conga sein sollen! M. H.. es würde uns schlecht anstehen, wollten wir t»eute, da wir zulammengekomm« sind, um dem unermüdlichen Forscher und Kämpen iür die Cullnr unsere Hochachtung zu bezeugen, sprechen von der Erfüllung eigener Wünsche; aber, m. H., da, wo vnsere Wünsche sich decken mit denjenigen unseres werthen GasteS, dürfen wir denftibcn heute um so lauter Ausdruck verleihen! Krad« da liegt das Bindeglied zwischen ihm und uns, die Garantie sür die Zukunil I Nun denn, meine Herren, in einem Wunsche sind wir eins mit ihm, der auch uns seine Bundesgenossenschaft angetragen hat. in den« einen Wunsche, daß Demschland mit berufen fti, die Kultur in das Innere des von Stanley erschlossenen Erdtheils zn tragen; in dem Wunsche, daß ini» wachsender Erschließung d«S Landes, mit den wach'enden Bedürfnissen desselben auch wir Deutsche Raum für unserer Hände Arbeit find«! M. H., der junge Staat, an dessen Wiege der Kanzler des deutschen Reichs Pathcnstelle einnimmt, wird sich in seinem Eniporblüh« diese« Pathen und dessen Heimathlavdes erinnern, und der Dank, welch« wie heute unserm theurc» Gaste ür sein Werk aussprechen, wird sortleb« im deutschen Volke! Sollten aber auch diese unsere Hoffnungen sich nicht erfüllen» denn die Geschicke der Nationen ruhen nicht in eines Menschen Hand. Stanley'« Werk bleibt, und wir werden niemals aulhören, in ihm den Mann der That zu verehren! Henry M. Stanley, er leb« hoch! Zahlreich drängten sich die Festtbeilnehmer, als nach diesen zündenden Worten daS Hoch ansgebracht und daS von Emil RitterShanS zu Ehren Stanley'« verfaßte Lied gesungen war, an den Gefeierten heran, um ihn herzlickst zu begrüßen und mit ihm anzllstoßen. Nun erhob sich Stanley, um der Versammlung seinen Dank auszusprechen. Er erzählte einige Züge a»S seinem hochinteressante» Verkehr mit König Mtesa von Uganda, welche unter andern» die Schwierigkeiten kenn zeichnen. die der Aberglaube der Negerbevölkcrung dem Euro päer in den Weg stelle, und entwarf ein Bild von dem Handel-Verkehr am Congo in den embryonischen Städten, welche dort gegründet oder in der Gründung begriffen sind. Lassen Sie u»S die Hoffnung aussprechen", schloß er. „daß, wenn einst die T^ulschen an dem großen Werke mitgearbeitet und den Segen deS neuen Verkehrs noch mehr und iu der praktischen That erkannt haben, als eS jetzt möglich ist, wir dann vielleicht uns noch einmal in dieser schönen Stadt Köln begegnen, um »ns der errungenen Erfolge zu erfreuen." — Mir großem Beifall wurden diese Worte ausgenommen. Nachdem noch ein BegriißnngStelegramm deS abwesenden DicktcrS Emil RittcrSbaus verlesen und Herr Commerzien» ratb Friedrichs Dank und Hoch dem Verein der Industrielle» und seinem Vorstände dargebracht, war die Reihe der Reden geschlossen. Noch lange saßen viele der Festgenossen zusammen und freuten sich über daS Gelingen der schönen und erhebenden Feier. —» Misik. Sechstes GewandhauS-Coneert. Leipzig, 9. Januar. Das gestrige Concert machte zwar äußerlich denselben festlichen Eindruck, wie die bisher im neuen Hause gegebene», vermochte aber im Uebrigen, na mentlich im ersten Tbcile, nicht besonderen Enthusiasmus zu erwecken. Die Ursache der ziemlichen Gleichgültigkeit des PiibticumS lag offenbar in der Zusammenstellung deS Pro gramms, dessen einzelne Nummern wchl, jede sür sich be trachtet, in jedem Kalt als werthvoll zu bezeichnen sind, die aber in ihrer Aliseinandersotge ermüdend wirkten. Den Anfang machle daS im GcwandbauSsaaie zum ersten Male auS- gksükrtc Eonccrt für Orgel, Streichorchester und drei Hbraer von Joses Rheinberger, die Orgelpartie vorgetragen von Herrn Paul Homeyer. Die Composttion wurde bereit» vor einiger Zeit hier in einem eigenen Concertc deS Herrn Hom eyer in der Paulinrrkirche mit Erfolg zur Ausführung gebracht und hat sicher sich gestern noch mehr Freunde erworben, ihre» gediegenen Inhaltes ebenso wie ihrer formellen Abeondung und klanglichen Schönheit wegen. Letztere namentlich trat selbstverständlich in viel höherem Maße als andrrSwo hervor, da sich einmal ein starkbesetzteS Streich-Orchester an der Aus führung betbeiligte, andererseits aber die farbenprächtige und in ihrer Klangfülle imposante Orgel als Concertinstrument mitwirkte. Herr Paul Homeyer, unser ausgezeichneter Orgelvirtnos, wußte durch geschmackvollen Bortrag, vorzüg liche Registrirung und »nlerstiitzt von seiner meistrrhasten Technik, dem Werke auch hier zur vollsten Wirkung zwvcrhelsen, und ver diente den ihm gespendeten Beifall reichlich. Die Leistung deS Orchesters war gleichfalls eine gute. AIS zweiter Solist debulirte Herr von der Meden mit Recitativ uud Arie au» dem „Nlexandrrsest" von Händel sowie später mit drei Liedern: „Wonne der Wchmuth" von Beethoven, „Willst Du kommen, mein Lieb?" von Carl Reinecke uud „Mondnacht" von R. Schumann und errang nanwnttich mit letzterem einen recht guten Erfolg. Herr von der Meden ist im Besitz einer Stimme von angenehme»« Klange, so lange sie nicht, wie c» von Anschein in der Arie hatte, sorcrrt wird, und tüchtiger Bildung, wovon z. B. der gute Uebergang vom Brust- zum Kopsregifter allein schon Zeugniß abftgt; die Intonation ist rein und auch die Beweglichkeit der Stimme eine den An forderungen der Händel'ftben Arie entsprechende; dem Dortraa ist Wärme uiA> Empfindung sowie veeständnchvoler Ausdruck nicht abzusprechen, derselbe hisst sich jedoch in de« Grenzen de« nicht
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