Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.01.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-01-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188501295
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-01
- Tag1885-01-29
- Monat1885-01
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.01.1885
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Belegereuchlar 10 Pi. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt - Formst gesalzt) »ha« Postdesörderu», 3» «k. «tt Poftdeförderuug 48 Mk. Inserate ögespaltene Petitzeilr 20 Pi. Gröbere Schrrstr» laut aus. Preiöverzerchn g. Tabellarischer u. Zrfternsatz aach höher« Tarn. Nerlamen »ater dem Rrdactiou-strich diesgespali. LtlleöOPs., vor den Familieuaachrlchtcn die kgespaltene geile 40 Ps. Inserate siud stet» o» die Expeditia» za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praaunworanüo oder durch Post- oachnahine. 29. Donnerstag ven 29. Januar 1885. 79. Jahrgang. Amtlicher Theil. »timmimchmir. t» v«r hiesigen städtischen Gasanstalt I und die nach de« Betrieb« der städtischen Gasanstalt I! in Flur iu letzterer gewonnenen Eoak» au» Stein- böhmischen Brauurohlcn. sollen auf die Zeit vom 1. Mürz diese« Jahre« — beziehentlich soviel die Gasanstalt H betrifft »a» deren Eröffnung an — bt« »u dem 28. Februar 1585 «» d«G Meistbietenden, jedoch vorbehaltlich der Auswahl uube» d« Submittenten uud jeder sonstigen Entschließung, in öffentlicher Submtsfl»» vergeben werden. Nach de» Bvranschlilgen für da« laufende Jahr berechnet sich t«i Beiden Anstalten da» verkäufliche Quantum von Stein» kohlao-CvakS aus etwa 275.000 Hektoliter, von böhmischen OiaamkrHtea-EoakS auf etwa 22.000 Hektoliter in abgerundeter T»»««, doch wird für diese Ziffern keine Gewähr geleistet. Die Gebot« kvmim «ms da« gnnz« verkäufliche Quantum Kid« Austalten, oder auf da« Quantum einer jeden der beiden Anstalten getrennt, oder endlich auf größere Theile deS letzteren gerichtet werden. Di« Offerten, welch« sowohl für di« Steinkohlen« wie für dH, Branutohlen-Eoak« einen feste» ffhret« per I Hekt». Ui»» teüer Swrte frei «» Eoaksplätze der Gas. «Wft»l»e» «»d »«55» «aaupTmnt odne jeden Ab» g»G enthalten müssen, find in versiegelten, mit der Bezeich nung: .Offerte aus Eoak»" versehenen Umschlägen bi« längsten» de» RS. Aedr«ar diese» Jahre», Ade»dS v Uhr bei unserer Nuntiatur einmreicben. An diese Offerten kleiden die Submittenten so lange ge« buuden, bi« sie derselbe» durch öffentlich« Bekanntmachung «Aussen wordnr find. Der Abschluß de, vertrüge erfolgt aus Grund der von n»5 uufgestelten fpeeielle», von jedem Submittenten zu unter» »mchtmaden Bedingungen, welche vervielfältigt worden und bei uns»« Gasanstalt l zu entnehme« sind. Achtzig, de» 25. Januar ,885. D«r Math der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Krumbtegel Gnlenlikrsimmlsiz da» iv»t»rr»»>ew*Gffe HA. g» Leipzig «ad »«g»ge»d. Behuf« Wahl de« Vorstand«» der OrtSkrankencasse XIV. hak« wir nach tz. 34 und 37 de- ReichSgrsetzeS vom 18. Äu»i 1583 uud tz. 52 de« Eassenstatut» W»»er»l«Bersa««l»»g »»f G»»»»de»d, de» 7. gsebraar ISS» audaramnt, und werden deshalb die gewählte» Vertreter der Arbeitgeber wie der Caflemnitglieder geladen, zu dem an« gegebenen Dag, «de»d» « Uh, i« Gtadthause, Obstmarkt Nr. 3, allhier, 2. Obergeschoß, Zimmer 105, sich «inzustnden. Sechzig, de» 27. Januar 1585. Der Math der Stadt Leipzig. (Kra»ke»versicher»ug«a«tt.) Winter. Dage-ordnung: t) Wahl de» Vorstande«. 2) Beschlußfaffuug über Zutritt zu einem Localverbande im Ginne de» ß. 40 de» Reichs-Gesetze« vom 15. Juni t»5», betreffend di« Krankenversicherung der Arbeiter. MatzNdtza, ruftch-Lmti««. Arrttag, den S«. Iaaaar o. sollen im Aorftr«»iere S»»»e»ttz aus dem MUtelwaldschlag« iu AbtheUuug 37 na» 55 von Vorwittag« S Uhr au circa 158 Eicken« 152 Weißbuchen« 5 Aborn- »t Eschen- «2 Nüstern« 22 Ellern- t Aspen« 1 Lindeu- saww 2 Eichen«, 112 Eschen- und 2 Niistern-SchtrrhSlzer u»wr de« öfsentlicb a«»bängenv«n Bedingungen und der übliche» Anzahlung an Ort und Stelle an den Meistbietenden Ä»s»««r»?»»ft: Auf dem Mittelwaldschlag« in der Nwm« a« Schlen-jger Wege. Leidig, a« 15. Sanuar 1585. Dr» Math» g-»rstdep»tatioa. H»lr-L«1i«i. >5»»tag, den 8. gfebruar «v., sollen von vor« mittag« 9 Uhr an aus dem di«»jähriaen Schlage im Mosea» «hat zwischen der Leibniz. uud »er Watdstraßenbrücke, sowie am Gohlis« Dammwege 70 stark« Mbraaaehaase» uud IS0 » Laaghaa/e» a«a«» spforttg« Baarzahtaag und unter den iWaUich aushäageadeu «ediuguage» an den Meistbietmden vwkaas» werde». Aasaanaeakaaftr an der Leibnizbrück« «ipzig, am td. Januar 1885. De» Math» Aarstdepatattw». »lrd wschuloigt. — als beurlaubter Rriervift aewaudert »u sein; Urbertrettuw geaeu tz. letzbach». Derselbe wird aas »aorduu», -icht» hierselvst ans «hm Erläab» Rr 3 M ^ KöatgUchea AmtSgeri de« 4. Juni 1885. vormittag« 5 Uhr, vor da» Köaigliche kchüffrugerichi. Alte« Schloß, hier, zur Haup,- vrrhaudluug geladen. Bei »nentf-huldiotem Au»bleib«n wird zur vauptverhoudlnug geschritten »ad lllngeklagter aus Grund der «.ach I 47» der Strafproeeßordnnng vo» dem Köaiglich Sächfische, BGirG.Lommoud« zu Leipzig auSgestrÜttn Erklärung vernrtheilt mW«». dm 14. Iauma 155» Ltröder, SerichtSschreibrr de» Königlichen Amtögrricht«. Vekanntmachung. Die Legung«- und DichlungSarveiten der Wasicrrvhren» stränge s. A. in die Parkanlagen aus dem Platze L de« nördlichen Bebauungsplanes sind vergeben und werden die nicdt berüctsichtigken Herren Bewerber Ihrer Offerten ent bunden. Leipzig, am 24. Januar 1835. Der Rath der Ttndt Leipzig. 1)r. Georgi. Gri»gmutb, Assessor. Stockholmuction. Freitag den U. Februar d. I. sollen von Vormittag« 9 Uhr an aus dem diesjährigen Scblage im Mofenthal zwischen der Leibniz» und der Weststraßenbrncke. sowie ani Gohlis-r Dammwege ca. 200 .Hausen klein genrachteS Ttvckholz gegen sofortige Baarzahlung und unter den öffentlich auShängenden Bedingungen au den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: an der Leibnizbrück«. Leipzig» am 26. Januar 1885. De« Math» Forstdeputatto«. Nichtamtlicher Theil. Die afrikanische Conferem. Die Verhandlungen der EonsereiH sind seit dem 17. Ja nuar. an welchem Tage die letzte Coinmissionssstzung stattfand, in« Stocken gerathen. Der Grund ist derselbe, welcher den Zusammentritt der (Konferenz veranlaßt hat und welcher im Laufe der Verhandlungen mehrfach hervorgetreten ist. Por tugal erhebt Ansprüche auf die Congomündungen, welche ihm von Frankreich nicht zugestanden werden, und an diesen An« sprüchen hält Portugal hartnäckig fest. Diese Differenz würde die Zwecke der Coaferenz nicht berühren, wenn Portugal sich im fiebrigen mit den Beschlüssen derselben einverstanden er- liärte, denn Gebietsstreitigkriten besteben auch zwischen Frank reich und der Afrikanischen Gesellschaft. Es scheint jedoch, daß Portugal auf die Anerkennung seiner Besitzansprüche durch die Eonferenz Werth legt und daß e« nur unter d^r Bedingung fein« Unterschrift unter die Beschlüsse der Con» serenz setzen will, wenn bei Feststellung dr« Gebiets» der Eongomttiibungen dg» portugiesische Gebiet als solche« be zeichnet wird. Deutschland war von Anfang an eifrig be müht. alle GebietSstreiligkeiten au« dem Conferenzprogramm auSzuscheiden, aber e« stellte sich doch sogleich in der zweiten Sitzung die Nothwendigkeit berau», darüber zur Klarheit zu gelangen, welche« Gebiet unter den Bezeichnungen Eongo- miindunaen und Congobecken zu verstehen sei. Die vor läufige Begrenzung dieser beiden Gebiete wurde schnell er reicht, aber Portugal machte sogleich Vorbehalte und diese sind e», welche gegenwärtig Hindernisse für die Redaction der Eoriferenzbeschlüsse bereiten. Mit der Afrikanischen Gesellschaft liegt die Sache günstiger. Diese ist in der Eonferenz nicht vertreten, ihre Grcnzstreitig» keiken mit Frankreich können da« Zustandekommen der Schlug- redaclion nicht hindeni, Portugal aber kann durch die Ver weigerung seiner Unterschrift da« Werk der Eonferenz allerdings gefährden. Zuerst befürchtete man, daß England die größlen Schwierigkeiten bereiten würde, aber bald stellte sich berau», daß von dieser Seite nickt« Ernstliche« zu befürchten war. England war zufrieden gestellt, »IS ihm die Eontrole für die Freiheit von Handel und Schifffahrt im Nigergebiete selbst überlassen wurde, km Ucbrigcn waren die Einwendungen England« lediglich formeller Natur. S» scheint denn auch volle» Einverständmß über die Bedingungen erzielt zu sein, unter welchen Besitzergreifungen herrenloser Gebiete oder Stellung solcher unter die Sckutzherrsckaft einer europäischen Macht als wirksam anzusehen sind. Baron Lambremont hat die bezügliche Erklärung redigirt und den Entwurf in der Eommission mitgetheilt, ohne aus Widerspruch zu stoßen, also in dieser Beziehung ist Alle- in Ordnung. Au» Frankreich kommt di« Mittbcilung, deß zwischen dieser Macht und der Afrikanischen Gesellschaft ein fast vollständige» Einvernehmen über die beiderseitigen Gebiete im Congobecken gewonnen sei. Die „Agence Hava»" fügt aber hinzu, daß ein Einvernehmen zwischen der Afrikanischen Gesellschaft und Portugal bisher nicht zu verzeichnen sei. Also auch der Afrikanischen Gesellschaft gegenüber ist Portugal jetzt der alleinige Stein de« Anstöße«. Die versöhnliche Haltung, weiche Frankreich gegen die Afrikanische Gesellschaft gezeigt hat. wird voraussichtlich auch aus Portugal eine günstige Rückwirkung äußern und diese kleine Macht wird nicht die Verantwortung für da« tbeilweise Scheitern der Eonferenz auf sich nehmen wollen. Wenn, wa« kaum zu erwarten ist. Portugal aus seinen Ansprüchen hartnäckig beharren sollte, so würde der Fall eintreten, daß die übrigen Confcrenzmächte da» Schlußprotokoll ohne Zuziehung Portugals feststellten» e» würde sich ja dann Herausstellen, ob etwa noch eine zweite Macht vorhanden ist, welche die portugiesischen Ansprüche uuterstützt und zu den ihrigen macht. Bor dem Zusammentritt der Eonferenz Ware» bekanntlich England und Portugal darüber eiaversicmden, daß die Eongv« Mündungen den Handelsschiffen der übrigen Mächte verschlossen bleiben sollten, e» sei denn, dah der geforderte Zoll von ihnen gezahlt würde. Frankreich erhob aus Grund de« Madrider vertrage« gegen die englisch-portugiesischen Ab« machungen Einspruch, und da» war die Lage, welche dem Fürsten BiSmarck den Gedanken der Eonferenz eingab. Be vor bi« Eonferen, eröffnet wurde, fand ein Briefwechsel »wischen dem deutschen Kaiser und dem König von Portugal statt, über dessen Inhalt bisher nicht» in die Oeffenltichkeit gedrungen ist, der Gedanke lag aber nah«, daß e« Eonserenz- angelegenheiten betraf. E» h»eß damal», daß Portugal sich den Zwecke» der Eonferenz durchaus geneigt zeige, und dor verlaus der Eonferenz bi» vor Weihnachten schien die Richtig keit dieser Meldung zu bestätigen. Jetzt zeigt e» sich, daß mau den Widerstand Portugal» unterschätzt hatte, und «< ist deshalb erlaubt, nach den Gründen dieser auffallenden Er scheinung zu forschen. E» sprechen manche Nu stände dafür, daß Portugal nicht allein au» sich heraus handelt, sondern daß hinter ibm rin Mächtigerer steht, der e» vorzirbt, seine ablehnende Haltung aus diese Weise zu verbergen. Die Ver öffentlichung der Weißbücher über Angra Pequena und über Fidschi, die Rolle, welche Nogoczinsk» in Kamerun gespielt bat. lassen erkennen, welche hinterlistige Politik England in Colonialsachen befolgt, der Gedanke liegt deshalb sehr nabe, daß r» auch zur Verhinderung de» Eonserenzzwecke» Winkel züge nicht verschmäht. Obwohl die öffentliche Meinung in England sich einstimmig gegen die Haltung der Regierung in Sachen Angra PequenaS und Fidschi« erklärt hat, nimmt diese dock keinen Anstand, den Bestrebungen Deutschland« in Wcstasrika und Australien fortgesetzt in den Weg zu treten. Tic Einverleibung der Luisiaden und der übrigen kleinen Inselgruppen zwilchen N.-u-Guinea und dem australischen Festland?, die Bestrebungen, da« Hinterland von Kamerun in englischen Besitz zu bringen, und die Besitzergreifungen aus Neu-Gninea find so bezeichnend für die englische Eolonial- polilik, daß diesen Tvatsachen Nicht« hinzuzufügeil ist. Neben her läuft die Asnkauiiche Couicrenz in Berlin, deren bi«- beriaer Gang der Auslassung Vorschub leisten konnte, daß England sich zu den von Deutschland im Verein mit Frank reich ausgestellten nützlicheren und besseren Grundsätzen al« Richtschnur für Colciiialangelegenheiten bequemt hätte. Eü liegen freilich keine offenen Thaksgchen vor, welche da« Gegrn- rhcil beweisen, aber der Widerstand Portugal- ist ein Kenn zeichen, da« nichl unbeachtet bleiben darf und welche« im Zusammenhang mit der Haltung England« deurtheilt werden muß. Glücklicher Weise ist ja der moralische Einfluß, welchen alle übrigen Mächte ans England auSüben, so groß, daß c« sich diesem nicht willkürlich entziehen kann, und außerdem bleibt noch al« letztes Mittel, um England zur Vernunft zu bringen, dir Veröffentlichung weiterer Aktenstücke übrig, welch« sich unzweifelhaft noch im Archiv de« Auswärtigen Amte« in Berlin befinden. Die Proben englischer Colonialpolitik, welche bisher zur öffentlichen Kcnntniß gelangt sind, könnten eigentlich hmreiche», um aus die englische Negierung den erforderlichen Druck auSzuüben, aber die Herren Gladstone und Derby haben schon so viele Beweise ibrer Unempfindlichkeit gegeben, daß e« vielleicht noch stärkerer Reizmittel bedürfen wird, um sie zu einer Aenderung ibrer Haltung zu bewegen. Die Sachlage in Berlin ist offenbar nichl geeignet, z, irgend welchen Besorgnissen wegen der Resultatlosigkeit der Eonferenz zu führen, da-, wa« bisher erreicht und beschlösse» worden, ist wertbvoll genug, um e« nicht durch kleinliche« Hader in (frage stellen zu lassen. Die Eonferenz findet ihr« Grenze überhaupt nicht an GebietSstreiligkeiten der Mächte in Afrika ober sonst einem Punctr der Erde, sondern sie hat sich die Befolgung allgemein gütiger Grundsätze für di« Handbabung de» Völkerrecht» auf dem Gebiet« des Colonial' wesen« zur Ausgabe gestellt. Diese Aufgabe ist bereit«, soweit sie der Ceusereuz unkcrbreitet werden konnte, erfüllt, und da« Kewonneuc läßt sich nicht mebr in Frage stellen. Er wäre geradezu lächerlich, wenn die Mitglieder der Eonferenz sich durch eine Meinungsverschiedenheit zwischen Frankreich und Portugal über da« Eigenlhumsrecht an einer Congomünduug zur Heimreise bewegen lassen wollten, bevor der Zweck der Eonferenz erreicht ist. , Leipzig, 29. Januar 1885. -Da« Eentrum hat seinen Arbeiterschutzgeseh » entwurf in der betreffenden Commission des NeickStagS nunmehr eingedracht, während die Socialdemokraten auf ihr nun schon so lange angeknndigte« Elaborat bekannt lich noch immer warten taffen. Die Commission hat an gesichts der neuen Vorschläge ibre Berathungen nochmal« aus einige Tage «»«gesetzt. Immerhin ist nun wenigsten» ein« greifbar« Unterlage für die Di-cussion geboten. Der Antrag de« Eentrum« erstreckt sich aus die Regelung der Sonntag«- arbeit, de» MarimalarbeitStage« und der Kinder» und Frauen arbeit in Fabriken. I« Bezug aus ersteren Punct bringt der Entwurs im Wesentlichen "eine Wiederholung der vom Centrum bei der GewerbeordnungSrevisiou von l 878 gestellten Anträge. E» ist da« vollständige Verbot der SonntägSarbeit dergestalt, daß die Gewerbeunternehmer nichl nur die Arbeiter an Senn- und Festtagen nickt beschäftigen, sondern denselben auch die Arbeit in ihren Werkstätten nicht gestatten dürfen. Welche Tage al- Festtage gelten, bestimmen, wie bisher, die Landesregierungen, jedoch ,ünter Berücksichtigung der örtlichen und cousessionellen Verhältnisse". Außerdem kann „an ven besonderen Festtagen seiner Eonsession kein Arbeiter zum Arbeiten verpflichtet werden". Arbeiten zur Ausführung von Reparaturen, durch welche der regelmäßige Fortgang de« Betriebe« bedingt ist, sowie Arbeiten, welche nach der Natur de« Gewerbebetrieb« einen Aufschub oder eine Unterbrechung nickt gestatte«, fallen nicht unter da» verbot. Aber welche« diese Arbeiten im Einzelnen sind, setzt der BundeSratb fest. Derselbe kann auch für bestimmte Gewerbe weitere AuSnabmen zulasten. Alle diese Aendernngen sind jedoch außer Kraft zu setzen, wenn der Reichstag e« vetGmat. In dringenden Fällen kann die Ort-polizeidehörde die Beschäf tigung an Sonn- und Festlagen gestalten. Da« Charakte ristische an diesen Vorschlägen ist. außer der grundsätzlichen Untersagung der Sonntagsarbeit, wiederum, wie bei dem Anträge Uber den Befähigungsnachweis, der weite Spielraum» welcher dem di»eretiona!ren Ermessen de» BundeSrath« ge geben ist. Die Bestimmungen über die tägliche Arbeitszeit sind fast vollständig dem schwci,«rischen Fabrikgesetz entlehnt. Sie enthalten den elsstündigen Normalarbeitstäa mit „regel mäßigen" Pausen, namentlich einer Mittagspause von minde sten« einer Stunde, und da« Verbot derj Nachtarbeit. Der BundeSrath kann für gesundheitsschädliche Gewerbe die Dauer der täglichen Arbeitszeit herabsetzen, für Fabriken, welche mit ununterbrochenem Feuer betrieben werden oder welche sonst durch die Art de» Betriebe« auf eine regel mäßige Tag« und Nachtarbeit angewiesen sind, sowie für solche Fabriken, deren Betrieb eine Eintheilung in regelmäßige Arbeitsschichten von gleicher Dauer nicht gestattet oder seiner Natur nach aus bestimmte Jahreszeiten beschränkt ist. die Dauer dieser Arbeit»zeit verlängern, bez». sonstige Ausnahmen von der festgesetzten regelmäßigen Arbeitszeit Nachlassen, d. h. also auch Nachtarbeit gestatten. Jedoch darf in solchen Fällen di« wöchentliche Arbeitszeit die Summe der für den be stimmten Betrieb festgesetzten täqlichen Arbeitsstunden nicht überschreiten. Auch alle diese Bestimmungen sind außer Kraft zu setzen, ivenn der Reich«tag r« verlangt. — In Bezug auf die Regelung der Kinderarbeit beschränkt sich di« Neuerung argen da» Bisherige aus di« Erhöhung de» zulässigen Minimalalters vom volleudeten zwölften aus da« voll endete vierzehnte Jahr. Doch dürien durch Beschluß deS BnnveSrathS für bestimmte FabrikationSzweige und unter bestimmten Bedingungen Autnahmen für die Be schäftigung von Kinde«, von zwölf d,« vierzehn Jahre« zugelassen werden. Einschneidender sind die Vorschläge für die Frauenarbeit. Ihr, Beschäftigung in Bergwerken, Salinen. Ausbereituog«anstalten» unterirdisch betriebenen Brücken oder Grube», Bauhöfen. Werften, in Hütten«, Walz- und Hammerwerken und Schleifereien, sowie in Räumen in welchen giftige Stoffe verarbeitet werden, ist untersagt. Au« dein schweizerischen Gesetze ist die auf Frauen bezügliche UnsallverhütungSvorschrift, die verlängerte Zeit der Nicht beschäitiaung von Wöchnerinnen und da« absolute Verbot der Nachtarbeit von Frauen herübergenommen. Al» eigene Zuthat der Socialpolitiker de- Eentrum» erscheint der bereit» neulich iu der Plenarverhandlung von dem Ab geordneten Hitze ausgesprochene Gedanke eine« sechs stündigen MarimalarbeitStage» für verheirathete Frauen. — Ällc« in Allem wird man sagen müssen, daß die Arbeit keine allzu schwierige gewesen ist. Man hat einfach übernommen, wa» man in dem schweizerischen Fabrik- gesetz« und früheren Anträgen bereit» Vorsand. Aber da die Redner de» Centrum» sich schon in der ueulicheu Verhand lung dem au« der großen Verschiedenartigkeit der einzelnen Industrien hergenommenen Ein wand« gegen einen generellen MarimalarbeitStag nicht verschließen wnnte», so yaben sie, ebenfalls einem Gedanken de« Herrn Hitze entsprechend, als „Unlerantrag" ein Specialgesetz, betreffend di« Arbeitszeit in Textilfabriken, einaebracht, welche» de» elsstündigen bei Spinnereien durch Beschluß de« BundeSrath« aus zwölf Stun den zu erhöhenden Maximalarbettstag zunächst nur für die Textilindustrie einführen will. Zur Kennzeichnung dieser Arbeit diene folgender tz 5: „Fabriken, welch« während des ganzen Jahre« weniger al« die gesetzlich zulässige Arbeitszeit arbeiten, dürfen drei Wochen lang nur ebensoviel täglich über arbeiten, al» sie während der übrige» Zeit de« Jahre« täglich «ater der gesetzlichen Marimalgrenz« geblieben find." * Recht bezeichnend kür di« Art. wie deutschfreisinuig e Protest« und Adressenbeweauugen „gemacht" werden, ist folgende Notiz über einen Protest von Arbeitern in Lörrach gegen die Getreidezollerhvhung: „die Arbeiter haben sich de» kürzlich von dem deutschen Neichsblatt zur Verfügung gestellte» Entwurf« einer solchen Petition bedient " Also da» Nickert'sche Reichsblatt liefert gleich die fertigen Petition»- und EntrüstungSentwürse, die dann nur unter schrieben zu werden brauche«. Und von solcher Seite wird bann aus nationalliberale „Eutrüstuug-mache" geschmäht. * Wir lesen in der „Norddeutsche» Allgemeinen Zeitung folgende Betrachtung: Las Veoürsnff, de« gesellige» verkchr» hat die gesellschaftliche Lüg« erzeugt, welche sich — Höflichkeit aeaat, ohae daß damtt ge- sagt wrrden kann, daß Höflichkeit »ud Lüge gletchbedeateud würben Jedenfalls entspringt d,, gesellschaftlich« Lüg« wdiglich an« dem Skdürsniß, sich den gcsellschafillchea Verkehr dadurch zu erleichtern, daß man miS demselben jede Veranlassung deS Mißvergnügen« oder der Kränkung möglichst zu rntsrrnen bemüht ist, and daß Jeder- mann den Schein gelte» läßt, «ekcher eine nnangenchme Wcttzrl», erspart. Sin großer Rachtheil kam, au« diesem Gebrauch der affdUfchasf. siche» Lüge schwerlich erwachsen, da Jeder sehr bald üb« de» XZsi brauch derselben belehrt wird. Dagegen giebt e» rin« andere An der couventiourllen Lüge, von welcher man nicht daff^be jhgen kann, weil Diejenigen, welche davon Gebrauch mache», sich «ichdblos — Einer dem Andern — eine Unannehmlichkeit ersparen wollen, sonder» aus eine wirkliche Täuschung Derer abzielen, welche außerhalb de« Ber fiändnisseS dieser ecmventionellen Lüge stehen. Dies« Art der poli tischen Lüge, welche die politischen Sitten in bedenklicher Weise zu vergiilen droht, ist namentlich unter dem Schutze de» Parlamen tariSmu» groß gezogen worden und wird mit besonderer Virtuosität von der Presse und zu Gunsten derselben geübt. S» ist gewiß von großer Wichtigkeit, daß di« parlamentarische Diteusfion innerhalb der Grenzen de« Anstandes gehalten werde, iu der Praxis macht sich die Sache aber häufig in der Art — und wir fiud durch urueste Zwischeusälle im Reichstage aus diese Beobachtuiig hinarwiescii worden —, daß die politische Hrnchelei mit falschen Vorwänden nnd arglistigen Insinuationen ihre Actio» betreiben will, ohne daß ihre bona ücke» in Zweifel gezogen werden soll. Wenn da« geschieht, nnd selbst wenn «» la der Form geschiebi. daß die angebliche Ueberzeuquiig durch die eutgegrngesetzte zurück gewiesen wird, wird über Verletzung de« parlamentarischen Lommenls geklagt, oder, fall» vom RegiernngStische au« der Linwand bei Wahrheit erhoben wird, dieser al« ein persönlicher Angriff qualificirl, welcher der Debatte unnüthiger Weise eine persönliche Schars« oe- geben habe. AIS ob e» nicht gerade von äußerster Wichtigkeit für die politische Entwickelung wäre, daß nicht unter solchen Vorwände i ein Druck au-geübt werde, der die öffentliche Meinung in eine Richtung hineindrängt, welcher sie nimmermehr folgen würde, wenn sie über die Motive und die wahren Ziele Derer unierrichiet Ware, die ihr mit vermeiutlicher Gesiniiiuigötüchttgkeit und Ueberzrugung'. treue impvniren. Die Presse (doch wohl die dentsch-frelsiunige? Red. b. „L. T.") aber hat e« durch politilch« Heuchelei entschiede» schon zu einer heillosen Verwirrung der politilch«» Moral gebracht. Eni- weder weiß sie ihre gütigsten Angriffe gegen Personen und Maß regeln so geschickt zu stylisiren, daß ihr darob nicht beiznkomme» ist, dann empNndct da« Publicum ein gewisses Behagen an der Form geschicklichkeit, welche dem Gesetz ein Schnippche» zu schlagen weiß. Oder e« wird ein Prcßvrrgehen constatirt—, daun findet man nickt etne Genugthllung darin, das dem Gesetze Achtung verschafft wurde, sondern einen Anlaß, sich gegen BcrsolgungSsucht zu ereifern. Darf man sich wundern, wenn die Presse i» dieser Disposition de« öffentlichen Geiste«, welche sie allmäliq herbeigesührt, erne Er niuliterung findet, »ad mit ihre» Äiiariffen nicht verschont, was bislang der Gegenstand pietätvolle« Resoeet» gewesen »st? Eine stereotyp« Anknüpfung für diese Sucht, Alle« herabznsetze» und in den reoth zu zerren, liefert z. B, da« OrdenSsest. Daß erst in den letzte» Tagen unser Kaiser und König, obwohl bereits er krank!, doch, in voller Würdigung der Bedeutung desselben, den« Feste seine Gegenwart nicht tntzog, hat eia hiesige- Organ der tzkichter'lcheu Parteicouleur »icht abgehalte», an dieser tradssionellen Feier seinen Witz zu üben. Nach seiner Darstellung ist diese« Fest, welche« jedem Verdienst iu jeder Sphäre de« bürger lichen, wie de« amtlichen Berus« die Piorten der KönigSburg össner, bei welchem jeder Geladene, ohne Unterschied de« btaudeS, al- Galt de» König« geehrt wird, eigentlich nur eine Aueröeuuuug für die Streber« nnd da« Denuncianreiiihum. „der nur di« weuigen Lharakiervollen Widerstand entgegenzusetzen vermöge»". Uud wa« bezweckt diese gesi»nuna«tüchkig« Zeitung mit ihrer Ermahnung zum „Bürgerstoiz vor Fürftenthrone»^? E< ergtebt fick die« au« der Tharaklermik der Strcberlinge und Deuuucianten al« Solcher, welche keine Vorlage vorübergehe» laste», „um mit ihrer nationalen Gesinnung Propaganda zu machen" und ans ihre „Reich: treue" die öffentliche Ansmerksamkeir zu lenken. Weu» nun Jemand solche Au«laff>mgeu oder verschämte Partei- »ahme für Meuchelmörder, wie wir sie neulich cauflatireu kouuten, nicht mit de» Mantel der Lonventiouölüge bedeckt, sonder» «dejcheut beim Nomen nennt, macht er sich nnangeuahm: den» es ist >a ganz ..harmlos", da« in den Schmutz zu treten, wa« Andere heilig Hallen. Gerade solche „Harmlosigkeiten" sind aber der ätzend« Rost, der in, Weiterfresse» Glück und Zufriedenheit ganzer Böller zu zerstören vermag.
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