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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.04.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-04-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188504126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850412
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850412
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- S. 2038-2039 fehlen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-04
- Tag1885-04-12
- Monat1885-04
- Jahr1885
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.04.1885
- Autor
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<krsch-<«t täglich früh 6'/,Uhr. «3 Lr»kditi«» J»ha»»e«»afs« 8. S-ttch-iuä« ter . . »ar«Ü«^« 10-1« Uhr. NMmia»»« »—4 »r. Wr - -5^°^-«° «-."«f- - *u«tz«e »er fkr die «L»ftf*l»e«»r Zb«»«rr »eftt««»en Inserare an »achrn«a«en »i« 8 vtzr Nachmittag. a»La«, «,» Keftt»,e» fMtzht«'/,» iihr. 3« -e» Filialrn flir Ius.-Ännahme: O««O -te««, Univerftttttstraße 1. Lot» Wfche. Kalherineuftr, 23, p. m»r »1« '/^t »tzr. Anzeiger. Organ fir Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. MeH-Auflage IS,«»« ^bonnrmeatsprri» viertrlj. 4'/, Klk. üicl. vrtnaerloh» b Mk„ darch i-le P«st bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Pf. . Belegexemplar 10 Ps. SebSbreo für Extrabeilaaea OUNr DWUMffVrokrvug «7 »n. Mt rästiMeder«,, <8 M. Inkrnür «gespaltene Petitzeile SO Pf. Gröber« Schriften lant uns. PreiSverzeichoib. Tabellarischer u. Ziffern»- nach HSHerm Tarif. Leüamen unter dem RedaetloaSstrlch bir-gesvalt. Zeile bOPs., norden Familien Nachrichten die Sgespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind fterS an die Erpriition senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeaaaieramio oder durch Post. nachnLhme.. " 102. Sonntag den 12. April 1885. 7S. Jahrgang. Amtlicher Theil. srsenllichr SWnq -er StattVerordneteu «tttwoch, am» IS. «pril 18««, Abrn-S «'/, Uhr, leer G«al« dev 3. Bürgersedule. Tage-orv nung: I. Bericht de« Bau-, Oekonomie- und Lersc»ssung«au«schusse- über ParceUiru«rg«plan nebst Bauvorschriften für die Baublvcke zwischen Ringstraße, Straße X, Mozartstraße, Beethovenstraße und Ferdinand Rhodestraße. II. Bericht de« Bau-, Oekonomie- und Kinanzaurschusse« über: ». Verkauf der nördlich der Bcethovenstraße an dieser und der Ringstraße gelegenen Eckparcelle an Herrn Grüner; d. Verkauf der Bauplätze 4—11 de« Bau block« II de« nördlichen Bebauung-plane«. m. Bericht de« Stiftung«», Oekonomie-, Bau- und Finanz» au-schnsse« über di« KriedhosSanlage am Rapoleonsteine. IV. Bertchl de« OekonomieauSschuffe« über: ». Conto 1« ..Rittergut Taucha", Conto 17 „Rittergut Gratdors mit Cradefeld und Portitz", Conto 18 „Rittergut Cunner«- dorf mit Panitzsch", Conto 19 „Rittergut Lößnig mit Zubehör", Conto 20 „Klostergnt Connewitz", Conto 2l „Gut Tbonberg", Conto 22 „Sonstiger Grundbesitz in der Stadtstur u. f. w.". Conto 23 „Rittergut Stötteritz unt. Tb." de« HauSbaltptane« aus da« ilahr 1885; d. Herstellung eine« Tracte« der Straße zwischen der Ostgrenze de« Aeil'schen Anbaue- und den Grundstücken an der Westseite der Gerberstraße. VrkrinitmHmqH Dir machen hierdurch öffentlich bekannt, 1) daß alle in Leipzig wohnhaften Knaben, welche Ostern 1884 und Ostern 1835 an« einer der hiesigen Volks schulen entlasten worden oder von einer höheren Schule abgegangen sind, ohne im letzteren Falle da« 15. Lebens jahr vollendet und die Elaste erreicht zu haben, welche diesem Alter uacb dem Plane der Schule entspricht, zu de« Besuche der Aortd<idm»--schulr für K»aben verpflichtet sind; 2) daß die Anmeldung derselbe», wenn sie im Bezirk der I. Fortbildungsschule wohnhaft sind, bei Herrn Direktor Puschmann, dasern sie sich aber im Bezirk der II. Fort bildungsschule aushalten, bei Herrn Director vr. Stoerl an den von genannten Herren öffentlich bekannt - gemachten Tagen und Stmidru zu erfolgen hat; 3) da- auch diejenige» Knabe« t» genannter Zeit anznnreldea find, »eiche aus irgend eine« Grunde von de« Besnche der städti schen Aortbtldvag-schnie entbnndea zn sei« glauben; 4) daß hier einziehende Knabe«, welche Ostern 1883, 1884 und 1885 au« einer au»wärtigen Volksschule entlasten worden sind, ebenfalls zum Besuch der Fortbildungsschule verpflichtet und sofort, spätesten» aber binnen drei Tagen nach de« Einzüge, bei dem Director der Fortbildungsschule ihres Bezirks anzumelden sind; L) daß Eltern, Lehrherren, Dienstherrschaften und Arbeit» geber bei Vermeidung einer Geldstrafe bi« zu 30 die im Falle der Nichterlegung in Hast umzuwandeln ist. die schnipstjchttgea Knaben z» dieser Anmeldung anzuhalten oder letzter« selbst vorzunehneen haben. Leipzig, am 8. April 1885. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Leynert. Anher ergangener Verordnung zufolge wird zu Ausführung der von der trigonometrischen und topographischen Abtheilung der Landesausnahme im Königreich Preußen projectirten Vermessungen, welche innerhalb de» sächsischen StaatSgebiete« im Besonderen auch in Beobachtungen auf der Station Leipzig bestehen werden, von dem mit der Leitung dieser Arbeiten beauftragten königlich preußischen Oberst 5 In mit« de» GeneralstabeS der Armee. Herrn Schreiber, und von den demselben unterstehenden Dirigenten, Officieren, Trigo« nometern und HilfSkrigonometern daS Gebiet de» Königreich- Sachsen betreten unv werden auf demselben die bezüglichen Arbeiten, welche Mitte de« Monat« April ihren Anfang nehmen sollen, vorgenommcn weoden. Wir bringen dies mit dem Ersuchen zur öffentlichen Kenntniß, die seiten» gedachter Personen beansprucht werdenden Hilfeleistungen, sür welche Vergütung erfolgt, bereitwillig zu gewähren und überhaupt die Ausführung derezter Arbeiten thnnlichst fördern zu Helsen. E» w«rd hierbei noch brmerkt, daß die betreffenden Personen durch offene Ordre legitimirt sein »erden. Leipzig, am 2. April 1885. Der Math »er Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hentfchel. -Mimrlmaih»«-. Die Loosungs-Seheine der im Jahre l835 in Leipzig, Stadt, gemusterten militairpflichtiaen Mannschaften sind ein- geganaen und liegen ans uirserem duartieramte, Stadthau«, 2. Geschoß. Zimmer 107, zum Adbolen bereit, wa« hiermit zur Kenntniß der Betheiligten gebracht wird. Leipzig, am 8. April i885. Der Rath der Stadt Leipzig. 6r. Tröndlin. L. Millntlnachling. Aus sein Ansuchen ist Herr Conditor G«. RiiGler, Grimmaischer Steinweg Nr. l7. au- dem von ihm di«her beneideten Amte eine» Armenpfleger» im 39. Distrikte ent» lasten worden. Wir sprechen ibm biermit unseren Dank für die unserem Armenwescn gewährte Mitwirkung au«. Leipzig, den l0. April 1885. Da» Ar«en-Direetortn«. Luvwig-Wols. A. Niomasschule. Die Aufnahmeprüfung findet Montag den 13. April früh 8 Uhr statt; Nachmittag« '/,5 Uhr haben sich sammtlich« Schüler in der Dctmle einzufinden. Leipzig, am S. April 188». Vr. ^uugmunn. SMische »calschiilc, Nardstratze 21. Mont«,, »eo 13. April, früh 8 Uhr. Nachprüfung und Prüfung der oachtriglich,»gemeldeten Schüler. Dienstag, de» I». April, früh 8 Uhr, Anfnahme der neue» Schüler und Einführung aller iu ihre Elasten. vr. F. Pfalz. Ilicolsiglinmastum. Aufnahmeprüfung bez. Nachprüfung der angemeldeten Schüler W«ntag, 13. April, früh s Uhr. Einführung der aufgenommenen in ihre Elasten und Wiederbeginn de« Unterricht» Dlenitag. 14. April, früh 9 Uhr. L-nvjlg, 1l. April 1885. Pros, vr. Mayhass. I. LtLätisetie lorldilduntzZseliule für Xnaden. vi« 4uw«i»»ug n«n «lntretendor KeNlller, der. äi« Ld- welüullg üer io »vüero Lckuleu llokerx-konäeu bat im Vuuke cker ^Voeb» vom AootuL äen 13. bis t'rettug üeu 17. ^pril ru erkdlxen, und rv»r loUsa Vorwittnx- voo 10—1 vbr als aus dlvalg'vu Sobuleu -»uclimittaxs von 4—6 vkr dis von »»«rrtirts llomoisadon »i«ü» weiden. (III. LürAerscbulc, 3ok»vnem»lutu 6/7, 1. 8r»xe. Zimmer 33 ) I-eiprig, mo S. Xprü 188S. vir. 77. kllavbwuuu. LtSdtislhe KortLildUllgsschule str NlSdchen. Die «en augemrlpete» Schülerinnen haben sich Montag, den 13. April, früh 9 Uhr üu Parterrefaale der Schule (Thema«, kirchhos 2l/33) einzufindeo. Für alle Schülerinnen beginnt der Unterricht Dieu-tag, den 14. April, früh 8 Uhr. Leipzig, den 9. April 1885. Director 6. Uslwer. ilesentliche Vetranntmachung. Im Interesse einer hier schwebenden Untersuchung ergeht an alle hiesigen Bankiergeschäste die Aufforderung, seststellen zv laste», ob da« Stück Königlich Preußische consolidirte 4*/, Anleihe Vit. v. Ar. S8A21S zu 50« sammt Talon und Tonpou« iu den letzten S Monaten »or vr» äoßeruag gelangt ist. Eventuell wird um schleuuig« Anzeige anher — Harkortstraße 8,1. — ersucht. Leipzig, am 11. Avril 188». RüntgUch« <ta»t«««maltfch«f1 »ei« Landgericht«!. vr. Nagel. VchanntmichW I« hiesigem Orte ist f«sart die Stelle eine» Echutzmannr« mit einem jährlichen Gehalt von 750 incl. Bekleidungsgeld zu be setzen. Geeignete Bewerber wollen sich unter Ueberreichung ihrer Zeugnisse, sowie mit schriftlicher Angabe ihrer seitherigen Thätigkeit, bei Unterzeichnetem persönlich melden. Schleußig» den 10. April I8A. 8v. Harnisch. Gemeinde-Vorstand. Nichtamtlicher Thetl. Line Verschiebung der Weltlage. Der gegenwärtige Kampf in Ccntralasien ist ein Ereigniß, welche« nickt blo« seinen Einfluß aus die zunächst betheiligten Mächte äußert, sondern der gesammten Weltlage eine ver änderte Gestalt giedt; um so durchgreifender ist die Wirkung, weil der Streit zwischen Rußland und England mit einem anderen Ereigniß zusammenlrisit, besten Tragweite gleichfalls über die unmittelbar davon berührten Kreise binauSrcicht, wir meinen den bevorstehenden Friedensschluß zwischen Frank reich und China. Rußland» Vormarsch nach Indien in dem Augenblicke, da England aller seiner Kräfte bedarf, um sich gegen die immer näher heranrückenden Schaarcn de» Mahdi zu wehren und den Besitz von Egypten nicht einzubüßen, ist ein geschickter Echachzug Rußland», der aber noch um Biele» wirksamer wird, wenn Frankreich in die Lage kommt, mit voller Wucht seinen Einfluß in Egypten geltend zu machen. Gegenwärtig tagt die Suezcanal commission in Pari», aber unter gänzlich veränderten Ver hältnissen als zu der Zeit bestanden, da der Beschluß zu ihrer Einbrrusung gefaßt wurde. England war eifrig bemüht, die Neutralisirung de« Canal« in einer Form zu Wege zu bringen, welche ihm die Herrschaft über diese Wasserstraße sicherte, zumal im Kriegsfälle. Um diesen Zweck zu erreichen, wurde die Türkei vorgeschoben, welche nur unter der Be dingung ihre Zustimmung zu den Pariser Abmachungen in Aussicht stellt, daß ihre SuzeränitätSrechte in Egypten gewahrt bleiben. Diese Pläne erscheinen unter den veränderten Verhält nissen auf den Derth frommer Wünsche herabgedrückt zu sein, denn ein Rußland, welche» sich im Kriegszustände mit England befindet, und eia Frankreich, welche» der Sorge eine» Kriege- mit China überhoben ist, haben eine weit größere Macht in die Wagschal« zu «erfen, al« wenn ihre ActionSfähigkeit durch Rücksichten und aaderwcite Unternehmungen beengt ist. England hatte »war ein wesentliche- Interesse an der Be endigung de« französisch^binesischen ConfliclS al» handel treibende Macht, aber im Hinblick aus Egypten und den Suezcanal mußte ihm daran liegen, daß Frankreich« Kraft und Aufmerksamieit «ach anderen Richtungen abgelenkl wurde. Rußland und Franireich sind jetzt durch die neue Gestaltung d« Ding« darauf hingeführt, ihre beiderseitigen Interessen zum Nachtheil Englands zu vereinigen, und al» Er- aebniß diese« Bündnisse« wird sich ein Mißerfolg üc Egypten für England Herausstellen. Rußland hat die Erweiterung seines Machtgebiet» in Centralasien von langer Hand her vorbereitet und wird in einem so günstigen Augen, btick wie der aogenwärtige sich durch keinerlei diplomatüche Vorstellungen England« an der Ausführung seiner Pläne hindern lasten; England ist also vor die Alternative ge stellt, Afghanistan seinem Schicksal zu überlasten oder seinen Besitzstand in Egypten zu gefährden und die Früchte der dort seit drei Jahren gebrachten Opfer einfach preiszugeben. Für da« Letztere wird sich England um so weniger entscheiden, al« ihm durch die von Abdurrhaman Khan in Rawul Pindi gemachten Vorschläge die Brücke gebaut worden ist, auf welcher c» sich der thatigen Mitwirkung an dem russisch- afghanischen Feldzuge mit den Waffen in der Hand ent ziehen kann. Der Emir von Afghanistan verlangt von England nur Geld und Kriegsmaterial, englische Truppen sieht er lieber jenscit der Grenzen seine- Lande». TaS entspricht den englischen Anschauungen von Bundesgenossen« l schaft, also werden England und Afghanistan schon Handel« I eins werde». Eine andere Frage ist die, welche Wirkung I diese passive BunkeSgenostenschaft aus daS Verhältnis von Afghanistan zu Rußland auSübcn wird, und da liegt die Gefahr nahe, welche wir bereits gestern an dieser Stelle an- deuteten, daß nämlich der Emir sich in ähnlicher Weise auch mit Rußland verständigt und den russischen Truppen die Straße frei macht, welche sic für ihre weiteren Zwecke nötkig haben. Sind die Engländer m Person bei den Bewegungen der afghanischen Truppen gegenwärtig, daun ist derartigen Abmachungen ein Riegel vorgeschoben, deshalb sträubt sich der Emir gegen die persönliche Mitwirkung der Engländer zur Abwehr der Russen. Abdurrhaman müßte kein Orientale sei», wenn er nicht dergleichen Erwägungen anstellte, denn daß er mit seinen» Häuflein halbbarbarischcr Krieger den krieg-geübten Russen allein nicht gewachsen ist. davon ist er nicht minder überzeugt wie Russen und Engländer. England hat seine Hoffnungen für den glücklichen AuSgang der egypkischen Angelegenheit und de- Kampfe» im Sudan hauptsächlich ans Italien gerichtet. Die Festsetzung dieser Macht am Rothen Meere ist von England unter der Be dingung geduldet worden, daß Italien die Truppen deS Mahdi in Schach hält. Mit Rücksicht aus den russisch- afghanischen Streitfall hatte England die Hilfe Italiens gegen den Mahdi vorläufig abgelehnt, um nicht bei Rußland in den Verdacht der Schwäche zu geratben; da aber die selbstständige Kraftentsallung Englands nicht den gehofften unv gewünschte» Eindruck gemacht hat, um Rußland von weiterem Vorrücken in der Richtung auf Indien abzuhaltcn. so ist jetzt kein Grund mehr vorhanden, um ein ferneres Sträuben Englands gegen die Hilfe JkqiienS zu rechtfertigen. Besonders will kommen tritt sür Enjsl>md jetzt der Beginn der heißen Jahres zeit in Afrika ein. um eine Vertagung de» FeldzugcS gegen den Mahdi zu ermöglichen. Solcher Vorwände und kleinlichen AuSkuiiflsmiltel muß sich England bediene», um dahinter seine Schwäche und Machtlosigkeit zu verbergen. Dadurch wirb jedoch nur Frist gewonnen für daS unvermeidlich beran- rückende Verbängniß, aber abgewendet wird eS dadurch nicht. Die englische Regierung hat kein Verständniß sür die Ein buße, welche sein Ansehen in der öffentlichen Meinung Europas durch seine verfehlte Politik iu Afrika und Asien und in Colonial-Angelegenbeiten Deutschland gegenüber erlitten hat. Durck den Fall Kbarlum«. durch die Besetzung Merw» seilen» Rußl«k">« und dessen weitere» Vordringen nacb der afghanischen Grenz», endlich durch die Einräumung wichtiger Häsen de» Rothen MeereS an Italien und die jammervolle Durch kreuzung deutscher Colonisationspläne hat England sich selbst in Europa eine Stellung angewiesen, welche mit seinen Neder- lieserungen und seiner angeiiiaßten Weltherrschaft im schroffsten Widerspruch steht. Die übrigen Mächte beginnen allmälig einzusebrn, daß England nur in seiner eigenen Meinung hochsteht, in Wahrheit aber mehr und mehr zu einer Macht zweiten Ranges herabsinkt. Es war nicht genug, aus die Macht stellung im europäischen Concert freiwillig Verzicht zu leisten, wie cs der berüchtigte Artikel in der „Fortnightly Review" Ihat, Gladstone mußte eö durch seine verkehrte Politik auch noch dahin bringen, baß England die Ächtung bei den unter worfenen Völkern Asien» und Afrikas einbüßtc. DaS ist jetzt in so hohem Maße geschehen, daß da» englische Weltreich an allen Ecken und Enden in seinen Fugen kracht. Canadien und Australien haben bereits ihre HilsStruppen nach Egypten gesandt, um die Engländer gegen den Mahdi zu schützen, und gleichzeitig ist in Canada ein gefährlicher Jndianerausstand auszebrochen und in Australien machen sich UnabhcingigkcitS- bestrcbungen geltend. DaS große Wort von der Tdcilung der Erde unter den drei Mächten England, Rußland und Frankreich findet jetzt eine ganz unerwartete Aus legung durch die Thatsachen. Ryßland und Frankreich sind nicht gesonnen, sich mit England über diese Theilung friedlich zu verständigen, sondern sie nehmen sich Das, wa» sie ihren Interessen entsprechend erachten, mit Gewalt, ohne Rücksicht auf Englands Wünsche, unv daS von England so mißgünstig unv verächtlich behandelte Deutschland schreibt England Gesetze vor, wie eS sich in Afrika zu ver halten hat, wenn es Anspruch aus Duldung seiner Ansprüche erheben will. Tic Weltlage scheint seit Jahr und Tag sehr zu Ungunsten England» verändert und diese Verschiebung macht täglich größere Fortschritte. England aber verharrt dieser Sachlage gegenüber in unbegreiflicher Verblendung bei seiner bisherigen gänzlich verkehrten Politik und beansprucht die Rolle de- übermüthigen Jüngling», der erst durch Schaden klug werden soll. An Neue über die verspätete Einsicht wird c» nicht fehlen. ' * Leipzig, 12. April 1885. * Am 9. April, demselben Tage, an welchem vor sechs Jahren General Vogel von Falckenstein aus seinem Schlosse Dölzig bei Sommerfeld da» Fest seiner gol denen Hochzeit beging und ein Urenkel von ihm au» der hl. Taufe gehoben wurde, hat man ihn selbst jetzt zur ewigen Ruhe gebettet. Zahlreich war die Trauerversammlung, die von Nah und Kern gekommen, um dem tapferen General die letzte Ehre zu erwcifen. Weithin sichtbar, auf einer An höbe, von einem herrlichen Park umschlossen, liegt da» Schloß, in welchem die Prinzessin Wilhelm von Preußen geboren wurde uns in dessen Rittersaal die Leiche de- Ver storbenen aufgebahrt war. Den Teckel de« reich verzierten Sarge« schmückten die General-insignien, während die Seiten und da« ihn tragende Podium von prächtigen Blumen spenden verhüllt wären. Der Kaiser, der Kronprinz und Prinz Friedrich Karl, von welch letzteren Beiden sehr thcilnahmSvolle Beileidstelegramme an die Hinterbliebene Wittwe eingegangen waren, hatten Kränze und Palmenzwcige übersandt. Ferner batte der groß,. Generalstab und der Generalquartiermeistcr Graf Waldcrsee kostbare Blumengaben am Katafalk nieverlegen lassen, die noch durch die Spenden vermehrt wurden» welche die Deputationen de« Kaiser Franz Garde - Grenadier- Regiment« Nr, 2, dem der Verewigte »5 Jahre aagehvrt, mit dem Oberst von Hackewitz an der Spitze, de« 7. West- ftstischen Jnsanterie-Regiment» Nr. LK. dessen Chef General Vogel von Falckenstein war, eine Deputation der Garnison Frankfurt a. Ober, bestehend au« den Major« von Heydebreck, Tapper. von Oesterreich, Hauptmann Delitz vom Generalstabe und Lieutenant von Hellseld, sowie zahlreiche Freunde und Verehrer überbracht hatten. Zu Füßen de» Sarge» standen drei Tabourrt» mit sammtenen Kissen, aus denen die dielen Orden auSgebreitet lagen. Da« eine derselben trug Stern, Krtt« und Band de« hohen Orden« vom Schwarzen Adler, den Orden ponr Is mSrit«, da« Eiserne Kreuz von 1813 und den russischen St. Georg«-Orden. Zn beiden Seiten waren je drei «it Flor umhüllte Kerzen entzündet, während ein Hain von Chpressen die ganze ge weihte Stätte umschloß. Hier hatten sich um 10 Uhr Vor mittags die Wittwe, die Kinder und Enkelkinder des Dabin- gesckicbenrn vereinigt, um der heiligen Messe beizurrehncn, welche vom Beichtvater de« General-, dem katholischen Pjarrcr Jenve auS Neuzelle, abgehalten wurde. Um 12'/, Uhr begann die Trauerfeier. Unter den Anwesenden bemerkte man den General der Infanterie Freiherrn V. Wrangrl, den DivisionS- commandeur v. Ditsurth und Brigadecommandenr v. Keßler a»S Frankfurt a. O., den Generallieutenant v. Puttkamcr, General v. Delitz. Grasen Brühl-Psördten, den LandrathS- amtsverweser, sowie die Besitzer der umliegenden Güter. Auch eine Deputation de« königl. Institut« für Glasmalerei war von Berlin eingetroffen, einen großen Kranz mit Widmung dem Mitbegründer deS Institut- spendend. In der Leichenrede, welcher der Geistliche die Bibelworte: „Er hat Großes an mir gethaii, der mächtig ist unv deß' Name heilig ist" zu Grunde legte, schilderte derselbe Len edlen Charakter deS Verstorbenen, der einer der trefflichsten Führer und Soldaten gewesen, nannte ihn den treuesten Diener de» Kaiser« und den liebevollsten Gatten unv Vater. Mit dem Vaterunser schloß hier die Feier. Draußen, der Front des Schlosse« gegenüber, hatten inzwischen die Kriegervcrcine au« den benachbarten Ortschaften Ausstellung genommen, um die Leiche mit militairischen Ehren zu empfangen, isodalv der Sarg aus der Schloßramp« sichtbar wurde, präfen- tirten die gesammten Vereine unter gedämpftem Trommel wirbel. während sich die Fahnen zur Erde senkten. Dann ging der Zug zur Grabstätte, dem Erbbegräbniß auf der im Schloßpark gelegenen FriedenSburg. Daselbst wurde als Grab- gesang der 129. Psalm: „Sie haben mich oft gedränget von meiner Jugend aus" angestimmt. Worauf der Geistliche nach einem kurzen Gebet da« Grab einsegnete und die Motette: „Wie sie so saust ruhn" die Trauerfeier schloß. * Zum Zwecke der vollen Durchführung der Entwässe rung deS JadegebieteS durch Canalisarion >st am 10 April in Wilhelmshaven eine Commission von Re gierungsvertretern zur envgiltigen Entscheidung zusammen gekommen. Die Commission besteht aus den -Herren Schwrckendieck, Geh. NegicrungSrath und Vortragender Rath im Ministerium der öffentlichen Arbeiten; van den Brmkcn, Geb. NegicrungSrath und Vortragender Rath im Ministerium des Innern; Geh. Oberbauräth Gcrke; Professor vr. Skrzeczta, Geh M'vicinalrath und Vortragender Rath; vr. Eulenburg, Geh. Obermedieinalrath, und Geheimrath Haaic, sämmllich au» Berlin. AuS Aurich waren erschienen: der Re gierungspräsident v, Heppe, OberregiernngSrakh Reinik. Re gierung»- unv Baurath Tolle und SanitätSrath vr. Reiche. Aus Wittmund stellvertretender Landrath nnd Regicrungs- assessor Lodemann und Baurath vr. TaakS. Als Brrtreler der Marine nabmen an den Verhandlungen Theil der Hafcn- baudireclor Recklern, der Intendant der Marinestation der Nordsee, Domcier, und der Chefarzt der Nordseestation, Ober stabsarzt vr. Mctzner. * DaS schon telegraphisch erwähnte Antwortschreiben deS Kaisers aus die vom Bürgerverein zu Braun schweig an Allerhöchstdcnselben gerichtete GeburtStagSglück wunschabrrsse, welches dem Vorsitzenden de» Vereins, Kauf mann Ritter, durch den preußischen Gesandten v. Normann zugegangen ist, lautet wie solgt: „Dem Büraerverein der Haupt- und Residenzstadt Braunschweig danke Ich sür seine Glückwünsche und freue Mich, da» Vertrauen der Bevölkerung Ser Stadt mit der Versickerung zu erwidern, daß Ich wie bisher, so auch ferner bereit bin, der Zukunft de» Herzog- thumS unv seiner bundesmäßigen Stellung unter den Gliedern deS Reichs die verfassungsmäßig« Gewähr zu leisten. Wilhelm." * Gegenüber der Meldung von angeblichen Offerten der preußischen Regierung behufs Erwerbung der pfälzischen Eisenbahnen erfährt die Münchener „Allgemeine Zeitung" Von unterrichteter Seite, daß an maßgebender Stelle von derartigen Offerten der preußischen Negierung nicht» bekannt und somit zu einer bezüglichen Stellung nahme der bayrischen Staatsregierung bisher kein Anlaß gegeben sei. » * » * Bon der Etsch. 8. April, wird der „Allg. Ztg." ge meldet: „Wenn auch die ReichSrathSwahlen erst iiii Juni stattfinden sollen, so versuchen dock die klerikale Partei und die Nationalen in WSlschtirol da» Prävenire zu spielen. Kleri- kalerscitS gilt r« die-mal, den „fahnenflüchtigen", durch seine Schwenkung in der Nordbahafrage berühmt aewordenen Ge sinnungsgenossen Zallinger durch einen „Verlässigen" au» der Giovanelli - Dipauli'schen Cligne zu ersetzen, wä» aber ohne Kamps nicht abgehen wird, da Zallinger die Bauernfängerei ebenso gut versteht als Grenter und da« weitverbreitete „Südtiroler Volksblatt" unter seiner Leitung steht. Hier handelt eS sich nur um einen blutigen Bruderzwist, allein wichtiger sür das Allgemeine wäre, wenn sich da« Gerücht bewahr heiten sollte, daß in Wien am Schluffe der Session die deutsch klerikalen und wälschtirolisch nationalen Matadoren ein Com- promiß für die Großgrundbefitzerwahlen projectirt haben, um die vier liberalen Abgeordneten Grasen Wolkenstein, v. Makvviz, Grasen Terlago und Baron Fedrigotti zu ver drängen. Dem Grasen Terlago wird italienischerseilS ver übelt. daß er für Erhaltung der deutschen Schule in Trient iu, Sinne der Regierung und de« praknsch denkenden TbeilS der Bevölkerung emgetreten; eventuell soll an seine Stelle der entschiedene Separatist Baron Malsatti treten. AuS ähnlichen Gründen wird gegen den klerikalen Abgeordneten Baron Hippoliti gehetzt, denn da» Losungswort de« scharf bervortrelenben Separatismus lautet: „Fort mit den deutschen SchulenI" Eine Frage ist aber, ob alle Klerikalen da« Com- promiß mit den au- religiösen und politischen Gründen sonst perhorresrirten „Jtaliamsfimi" annehmen werden, unv ob überhaupt dadurch die Stimmenmehrheit in der Curie erziklt werden kann; allein daß für die teutschliberale Partei Vorsicht gegen eine Ueberrumpelung am Platze wäre, wird man kaum bezweifeln." * In Graz hatten einige Lage vor dem 1. April die oortigen Mitglieder de» „deutschen Schulderei»«" zur Vorfeier der siebzigsten GeburtSsesteS de« Fürsten BiSmorck einen ConimrrS arrangirt, welcher, wie bereit« erwähnt worden ist. zur strosgerichtlichen Verfolgung mehrerer Festtheilnrhmer geführt hat. Die Sache ist durch oppofitioiwü« und dann
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