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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.03.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-03-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188403272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840327
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840327
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-03
- Tag1884-03-27
- Monat1884-03
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.03.1884
- Autor
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L8 777L Ik«ck> «« ÄL E« >!« «n« w- »so »« L70 0« Lt s» «o n. » OL so- »«I ,d' m" »irr »Kr I-v« »r» Erfchet«t tätlich früh 6'/, Uhr. Ae-sktis« und Erpklttisu JohamleSgasse LS. AprechLultßr» -er Uehartioa: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« ü—ü Udr. »tt »>, «a,«»« a»,n»««r M»»»Icr»«, «»»» «» »« »«»««^ «ch» v«r»i»t U«, TagcRatt >»>«»»« »e» für „ <»»»«, seftimnUen Iuserare ,, W«che»t,,en »t« t Uhr Nachmitk»,«. «V»»»-«,» Keftt»,e» früh ht« '/,S Uhr. 2» den /Malen wr 2»s.-Annahme: Vtt* Kl«»«. Uwv»rli«>t«str,ße Li. Lauts Lisch«. Katharmeiisiraße 18. v. «»r »t« '/,» »h« Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage 18.LVV Ad»nne»rat»rri» Viertels. 4'/, Md. inrl. Bringerloba ö Mk^ dura die Loft b»toge» ü Mt. Jede »injelne Nummer 20 Ps. Belege^emptor 10 Ps. Gebühre» irir Extrabrilaae» «hn« Postbeiörderung 38 Mt. «Ü Poftbrsö rderuug 48 Mt. Inserate -gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größer» kchriste,, laut unserem Preis- verzeichuiß. Tabellartßher u-Zifiiraiah »ach höher» Paris. Lttlamr» nnter ide» Ledartionaßrich die Svalltzeile öO Pf. Inserate siud ttel« on die Eyprsitien zu ieuden. — Rabair wird nicht gegeben. Zahlung pr»«uniu«-»,u>äo oder durch Poft- uacynahm^ 87. Donnerstag den 27. März 1884. 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Nktiuiümchwi. An weserer Me«lsch«le LI Ordnung ist ru Ostern dieses Jahre« die Stelle eincs Oberlehrers für den Unterricht i« ArmijPstsche» und Eagltsche» mit einem Gehalte von 2000 jährlich zu besetzen. Akademisch gebildete Be werber, welche di« FacullaS für Oberclassen besitzen »nd bereits läugere Zeit al« Lehrer an einer höheren Schule thälig gewesen find, «ollen sich unter Einreichung von Zeugnis abschriften und eines Lebenslaufe« bi« zum 8. Upr» ». e. bei «ns melde». Leipzig, deu 15. März 1884. Der Skath Per St«dt Lri^ztg. vr. Tröndlin. VkkiMlmiichiinz. Di« E-pedtttw»»r«»«e der rtefba«ver»«1t,ug aas dem Rathhause bleiben bebufS Reinigung Arrttag, da» PS. laufenden Monats geschlossen. Leipzig, «u» 22. März 1884. Der Roth der Stadt Leipzig. l)r. Tröndlin. Eichorms. Leklmilmachimg. Das von un« am 28. Februar VS. Is. zur anderweiten Bermiethung versteigerte, bisher an Herrn Kaufmann Geydewitz vermiethet gewesene Verkanfsgewölbe tu» GrdgeschoP des BörseugebüiudeS n der Ecke des Dalzgäßchen« und Naschmarktes (Ratbhausseite) ist ver- «le^et; es werden daher di« unberücksichtigt gebliebenen Bieter in Gemäßbeit der VecsteigerungSbedingungen ihrer Gebote hiermit eutlaffeu. Leipzig, den 22. März >884. Der Rath der Studt Leipzig. vr. Tröndlin.Stög. Vrkanntlnslhuils. Degen Reinigung der Expevitionsiocale wird Mittwoch», de» UL, und Dw»»er«tag, de» P7. März » Vormittags von 8—11 Uhr expevirt. Leipzig, den 24. März 1834. Da« Königliche Lta»dev-A»t. Dir. Julius Burckhardt. LnlmisKon. A»« Nkeodau de« Rathhaufe« in Lützen sollen folgende Arbeiten und Lieferungen im Weg« öffentlicher Submission vergeben werden: 1) Steinmetzarbeiten und Materialien, 2) Lieferung von 300 Mille HintermouerungSsteine«, 8) « «80 Mille Klinkersteinen, sl - «50 Mille porösen Bollsteinen, 5) « »120 Tonnen Cemenl und 100 Tonnen hydraulischem Kalt, S) Lieferung von schmiedeeisernen Trägern und gußeisernen Säulen. Die Zeichnungen und Bedingungen liegen im MagistratS- büreau zu Lützen täglich in den GeschäftSstunden aus. Copieu der letzteren können gegen Erstattung der Vervielfältigung«, kosten dort entnommen werben. Offerten sind an daS ge nannte Blireau, versiegelt und portofrei» mit entsprechender Aufschrift versehen. hi« z»»e Do»»er«tag, de» S. April er., Borwittag« LI Uhr, einzosenden, um welch« Zeit sie dort in Gegenwart der erschienenen Submittenten geöffnet werden sollen. kÜtzen, den 26. März 1884. Der Magistrat. Große. Nichtamtlicher Theil. Vas Papstthum un- Nom. Zum zweiten Male innerhalb weniger Jahre wird von Rom au< die Frage aufgeworfen, ob e- nicht zweckmäßig sei, daß der Papst die ewige Stadt verlasse, und wiederum siebt sich die Curie zu dem Gesiändniß genöthigt, daß der Gedanke der freiwilligen Verbannung noch gar nicht ernstlich erwogen worden ist. daß der Papst nach wie vor in Rom bleiben wird. Der „Offcrvatore Romano" hat den Zweck, welcher die Verbreitung teS grundlosen Gerüchte- veranlaßl hat. mit anerkennenSwerther Assenkeit eingestanden: rS sollte ein Truck aus die italienische Regierung ansgeübt werden, daß sie dem Papste noch mehr Rechte cinräume als bisher, und zugleich sollt« durch die Androhung der Abreise Le» Papste« ein mora lische» Gegengewicht gegen das Urlheil des italienischen Gerichtshofes in Sacken der Propaganda geschaffen werden. Bei dieser Gelegenbeit hat sich aber gezeigt, daß die Drohung mit der Verlegung deS päpstlichen Domicil? eine Waffe ist. deren häufiger Gebrauch ihre Schärfe abnutzt. Da« Papstthum würde durch die Verlegung seine« Wohn sitze« nach einem anderen Orte sehr viel von seinem Zauber verlieren, und da« Schwinden des Nimbus würde auch seiner Macht Gefahr bringen. Der „Osservatore Romano" prablt, baß der Ort. welchen der Papst rum Aufenthalt wäblc, Mittel punct der Welt sein werde. Rom aber werke seine ganze Größe einbüßen. E« käme aus den Versuch an. Der rr'te Theil der Behauptung würde mit einer entsprechenden Ab schwäcbung theilweise in Erfüllung gehen, die Nutzanwendung aus Rom aber würde ausbleiben, er würde offenbar werden, daß Rom al« Sitz der italienischen Regierung und al« der Ort einer großen Vergangenbeil, als eine unerschöpfliche Fundgrube für künstlerische Bestrebungen auch ohne den Papst seine Anziehungskraft bewähren würde. Tie Vertreter der Partei, welche vir weltliche Macht de« Papste« wiederberstellen möchte »nd die in der politischen Bedeutung de« PapittbumS seine Natur und sein eigentliche« Wesen erblicken, sind in dem Jrrlhum besangen, daß sich dies« Bedeutung auch ia Zukunft wird ausrecht erhalten und viel leicht »och erweitern lassen; sie vergessen, daß die politische Macht des PapstthumS sich in dem Maße verringern muß, in welchem die Aufklärung und Bildung der Massen fort schreitet. In Italien ist der politische Einfluß de« Papste« bei Weitem geringer als im Auslände, beispielsweise in Deutschland, und da« kommt daher, weil man dort in der Lage ist, die Wirksamkeit der Kirche als politischer Institution in nächster Nahe zu becbachten, sie aus ihren Werth zu prüfen »nd Vergleichungen zwischen sonst und jetzt anzustellen. In Italien hat diese Beobachtung auch aus die Neligiösität nach- thcilio eingrwirkt. nirgends ist die Eidesverweigerung bei der große» Menge und der Atheismus so weit verbreitet wie >» Italien, und erst seitdem die weltliche Macht des PapstlkumS aus.zebvrt hat, ist ein Stillstand, theilweise sogar ein Rück gang dieser gefährlichen Bewegung eingetrcten. Weil man den wahren Sinn der Drohung mit der Abreise deS PaplleS ia Rom sehr wobt kennt und richtiger alS anderSwo be- urtbeilt, de-dalb haben die Mirtheilungc» der Pariser Blätter über die bevorstehende Abreise de« Papstes in Rom nur Lächeln und Achselzucken erregt, man wußte ganz genau, daß der Papst niemals freiwillig Rom verlassen wird, und daß er. wenn er jemals zu einer Veränderung seine« Wohnsitzes seine Zuflucht nehme, er damit der Piachk des PapstthumS den größten Schaden zusügcn würde. Die Zeiten von Avignon sind vorüber. Damals wurzelte die Institution noch in der Volksseele, sie war dir Trägerin einer bestimmten Stufe der Eulturentwickelung, während heute nur noch die Macht de- faktischen Besitze-, die Thatsachen als solche ihre Bedeutung geltend macken und geschickte Politiker darau- Nutzen für ihre Zwecke ziehen. AlS vor zwei Jahren die Kunde durch die Welt ging, daß der Papst Rom verlassen wolle, da machle sie einiges Auf. sehen und gewann dadurch »och an Interesse, daß eine dentsche Stadt alS zukünftiger Wohnort deS PapsteS in Aussicht ge nommen wurde. Man sprach von Fulda und ging bereit- alle- Ernstes daran, die Vorlheile in Erwägung zu ziehen, welche sich für diese süddeutsche Stadt aus dem Domicil Wechsel de« Papste- ergeben würden. Nur von diesem Ge sichlSpuncte aus wurde die Nachricht betrachtet, aber nicht nach der weltgeschichtlichen Seite hin, weil in dieser Beziehung nicht ein Aufgang, sondern nur ein Niedergang der päpst lichen Macht zu verzeichnen gewesen wäre. An dem Eindruck, welchen die Wiederholung kcS Fühlerö hervorgebrachk bat. läßt sich der gegenwärtige Stand der Macht der römischen Kirche messen. Die Nachricht de« „Monde" wurde von An fang an als ein Curiosum ausgefaßt, aber nicht als ein Factum. auS welchem sich Folgen >ür d>« allgemein politischen Verhältnisse erczebea würden. Der ..Off. Rom." sagt. „Der Papst im Exil und nmherirrend würde den Enthusiasmus selbst der unempfindlichsten Völker Hervorrufen und diese zu großherzigen Unternehmungen antreiben; da- Unglück käme dann über Jene, die den Papft zum Verbannten und Hcruni- irrenden gemacht haben." Diese Tiraden würden mit Still schweigen übergangen werden können, aber der Schluß, welcher lautet." ..Eben deshalb überschreitet der Papst nicht die Schwelle deS ValicanS", fordert eine Entgegnung heraus. Der Papst verläßt deshalb die Schwelle deS ValicanS nicht, weil er weiß, daß er an jedem anderen Orte, den er zum Aufenthalt wählt, nickt als ein gern gesehener Gast, sondern alS ein Gegenstand der Verlegenheit betrachtet werden würde. Rom und Papst sind zwei Begriffe, welche durch da« Alter und die historische Bedeutung ihrer Zusammengehörig keit Berechtigung für diese beanspruchen, während die LoS- rcißnng de« PapstthumS von Rom nur al« Beweis der Un haltbarkeit dieser Institution cmfgefaßl werken könnte. Man weiß da« im Vatccan ebenso gut und besser al» anderswo, und doSbalb erscheint die Auffrischung de« Gerüchte« von der bevorstehenden Abreise des Papste« au« Rom um so unbegreiflicher. Die Vertreter der römischen Kirche in Deutsch land, die Herren Windthorst und Genosse», werten schwerlich von dem neuesten vatikanischen Schachzuge sehr erbaut ge wesen sein; denn er ist nicht geeignet, den beiden Anträge», welche Windthorst im dentschen Reichstage und im preußischen Landtage eingebrackl hat, Vorschub zu leisten. So lange der Papst in Rom ist, rcpräscntcrt er eine Macht, nickt nur eine kirchliche, sondern auch eine politische, das hat der Besuch de« dculschen Kronprinzen am 8. Deccmber v. I. im Vatican bewiesen. Damals waren die Augen der Well nach Rom gerichtet, aber nickt in erster Linie de« Papstes wegen, senden, wegen der erlauchten Person des ihn aufsuckenden Fürsten. Man denke sich, daß Leo XIII. statt de« Vatikans Fulda zu seinem Aufenthaltsort erwählt hatte, und man wird au« dem veränderten Eindruck aus den Schaden schließen können, welcher der päpstlichen Macht erwüchse, wenn Leo XIll. den Vatikan verläßt und nach einem andern Wobnort übersiedctt. Man spricht stet» von der großen Klugheit der vaticanifchen Politiker. In diesem Falle scheinen sie der alten Ueberlieserung, welche von ibrcr Klugheit berichtet, untreu geworden zu sein, sie würden sonst den Vatican al« den zweckmäßigsten und politisch werthvollsten Aufenthaltsort de- Papstes unangetastet gelassen haben. * Leipzig, 27. März 1884. * Der „Deutsche Reichsanzeiger" veröffentlicht folgenden Allerböckssen Erlaß: Zu Meinem Geburtstage am SS. März, mit dem Ich dura, Gotte« Gnade da« 87. Lebensjahr vollendet Hab«, sind Mir wiederum wie in früheren Jahren au« alle» Gauen de« Reich«, selbst vom AliSlcinde her, «o Deutsche wohnen, zahlreiche Glückwünsche dargebracht worden. Gemeinden und ander« KSrperschasten, Fest. Versammlungen und Bereine, Anstalten und einzelne Personen haben sich angelegen sein lasse», Mrr Beweise freudiger Iheilnahme zu geben. In Adressen und Telegrammen, in dichterischen und musilalüchen Gizciignisscn. in sinnigen Geschenken und herrlichen Blumenipcnden habe Ich zn Meiner innigen Freud« ten Au«druck der Gesinnungen und Gefühle erkannt, welche da« Herz des Volke« für mich ersüllen. Unter dem erhebenden Eindruck einer so weit« reichcnde» Bewegung ist Mir, umgeben von einem Kreise erlauchter deuticher Fürsten, die Wiederkehr Meines Geburtstage» zu einem bclobder« ivohlthuenden Ereigniß geworden. Hochbeglückt durch solche beredte Zeichen lauterer Anhänglichkeit, ist e« Mir ein Be- dürfniß. Meinen verbindlichsten Dank sür alle die liebevollen Aus- merksainkeitcn und Huldigungen auszusoreckien. mit tone» Ich von nah und fern begrüßt worden bin. Au« ihnen entnehme Ich zu Meiner Gknugtünung auf« Neue die srohe Ueberzengung. daß die ganze Nation m aufrichtiger Vaterlandsliebe, ohne Rücksicht aus politische« und religiöie« Bekenntnis,, i» der Treu« zu Kaiser und Rech fest und einig zusammensteht. Gehoben »nd gestärkt durch kiest) Bewußtsein, wird e« wie biSber die jchönstc Ausgabe Mein,« Leben« sei», die Wohlfahrt M«inr« geliebten brutschen Volke« i» friedlicher Arbeit sort und fort zu festigen uud z» särdern. Möge Gott Mir Weisheit uud Kraft dazu verleihen, möge Mer» ernste« »di», "'°L"LKÜL"s!,.«ll.»- ^Berii., d«> LS. Mär» INI. «Uhli«. räumen — die sogenannte ^^">i^ute >»li >879 Zi,s-r 2 des V de« Tadaksteucrgesetze« vom ^-.Iul' wurden für die B-ralhungen im Reichstage Commissanen * E« geht un- folgende Erklärung zu. — . . „ Die am 23. März E in Heidelberg zur Besprechung über die politische Lage versammelten Mitglieder der nat>anale und liberale» Partei ,n Baden, der brutschen Panet m Württemberg, der nationalliberalen Richtung in Bayera diesseits „nd jensectS deS Rhein«, der hessischeu Forts4-" « vartei und der nationailtberaleu Partei der Provinz Hessen-Nassau fanden sich. <m Anschluß an daS nat'vnallib-rale Parteiprogramm vom 29. Mai I88l, durchau- *^.d^ Be- urtheilnna der allgemeinen Verhältnisse de« deluschr» Reiches uud der Stellung der nattonalen und liberalen LandcSparteien Süd- deutlchland« zu den wichtigsten TageSfragen. Sie betrachten die «räsiigung de« Reiche« und die Förderung der gemein^men An- gelegenhe'kn ce« deutschen Volke« aus dem bunde«staa,lIchen Boden der ReichSversassultg nach wie vor al« ihre vornehmste Aufgabe. Insbesondere werden sie unablässig für die Erhaltung einer starken deutschen HeereSmacht etnttetcn uud kein oothwendige« Opfer scheue», »m di« »-«bbängigkeit de« Vaterlandes allen Wechsel,Lllen gegenüber sicher," stell-n. Mirdrraavzen Nation theilen sie die hohe Befriedigung über die °u»wärtige Politik de« deutschen Reiche« und dw großen Erfolge der FriedenSbestrrbunge» de« Reichskanzler«. Sie billiaen die aus eine erhöhte Fürsorge für da« Wohl der arbeitenden Eiaffen gerichtete» Bestrebungen des Reichskanzler« und unterstützen, vor- behältlich einer sorgfältigen Prüfung der einzelnen Maßregeln, die RcickiSrcgierung in ihren Bemühungen, die sociale Lage der arbeitenden Llassea zu verbessern. Die hoffen, daß dA Unfall. versicherungSgeietz noch in der gegenwärtigen Session de« ReichslagS zu Stande kommt. Ihren liberalen Traditionen treu, werden sie alle etwaige Reaktion-Versuche bekämpfen uud namentlich dir Reckte de« Reichstag«, falls deren Minderung versucht werden sollte, entschieden veriheidigen. Für die Aufrechterhaltung deS geheimen Stimmreckt« werden sie eintrcten. Die Zollgesetzgebung deS deutschen Reich« betrachten sie vorerst in ihren wesentlichen Grund lagen al« abgeschlossen und Hallen gegenwärtig eine systematische An sechtung derselbe» für nachtheilig und gefährlich. Dies schließt jedoch ei»« durch die Erfahrung begründete Aenderuim einzelner Zolltarif bestimmunge» ebensowenig au-, als die Berücksichtigung neu hervor, tretender Bedürfnisse de- Verkehr-lcbenS. In vollem Maße würdigen sic namentlich die gegenwärtige Lage der deutschen Landwirthschast. und werden unbefangen die auS der Rothwcudigkeit der Erhaltung dieser wichtigen Grundveste unseres Volkes hervorgedenden An- sorderunge» prüfen. Sie erkennen in der Aufrechthaltung der Ordnung und eine- gesicherten RechtszustandeS die erste Pflicht deS Staate«, werden bereitwillig der Rcichsregierung die zur Abwehr staatSgcsährlicher Umtriebe erforderlichen Machtmittel gewähren, und erachten deshalb die Verlängerung de- Soecalcstengrsetzes sür dringend geboten. Durch höhere Besteuerung der Börsciigcschäsle» durch Er Höhung der Branntweinsteuer unter Wahrung der Interessen beson der- der kleinern» landwirthschastlichea Brennereien, sowie durch eine bessere Regelung der Zuckerstruer könnten die Mittel gewonnen werden, um in erster Reihe schwerer drückende Steuern anderer Art zu erleichtern. Da« Gesetz über deu Unterstützunarwohnsitz halten sic in vielen Beziehungen sür mangelhast und eine Revision desselben, unter voller Ausrechthaltung der Freizügigkeit, sür geboten. Eine Verschmelzung mit anderen Parieren ist nach ihrer Ansicht unter den gegenwärtigen Verhältnissen durch dir Verschiedenheit der Be- uriheiluug entscheidender Tagessragen au-gcschlossen. Die liberalen Lande-varleien Süddrutichland« werden ihre bisherige unabhängige Stellung al« Vertreter der Anschauungen großer Bevölkerung-kreise nach allen Seiten hin festhalten. Unterzeichnet ist die ErNSrung von den Reich-taqS- abgg. Vv. F. A Buhl, vr. Groß. Klumpp. Mahla, vr. Mcirqiiardsen. Noppel, vr. Schreiner, den bayerischen Land taqSabgg. vr. Aub, Brilninei«. vr. Eug. Buhl, vr. Tein bard, Jul. Müller, Fr. W Müller. Thcison, den württem- beryischen LandtagSabgg. vr. Lentz und von Wolfs, den badischen LandtagSabgg. Kiefer. Lamey. May« und anderen angesehenen Männern auS dem Süden und Westen deS Reick«. — Am selben Tage hat in Frankfurt a. M. eine LandeSversammlung der saus dem Boden der nationalliberalen Partei stehenden) hessischen Fortschri ltSparte, statt- gesunden, welche säst einstimmig den Beschluß faßte: „Die hesnsche Fortschrittspartei lehnt ten Beitritt zur deutsch, srcisimiige,. Partei ab". Mit der Begründung: „Die hessische Fortschrittspartei sieht in der Fusion nur eine Verstärkung der dentscten Hcrtscürütspartel im Sinne einer grundsätzlichen Opposition gegen di- Socialpolitik des Fürste» Reichskanzler» und ss^n die vo» ,ün, beabsichtigte Festigung de» Reicks und wirlbschastlicke Unabbängigkcit". * Der Reieb«tag wird voraussichtlich am nächsten Donnerstag „ch b,S über Ostern vertagen. Mit der Bc- knblgung der ersten Lesungen der vorliegenden Gesetzentwürfe 'st seine Arbeit vorläufig gethan. und eS fällt setzt der Schwer- punct der weiteren Lbätigkcil in die Com Missionen. E« ist tragtich ob cS gelingen wird, die Commissionen neck längere Zeit beisammen zu halten. Die Reiben der «h. geordneten habe» „ch bereits in den letzten Tage,, so stark Wicklet, daß t>e Piknarsitzungen aus« Dürftigste besucht waren Ersahrung-gemag c» äußerst schwer, die Commissionen ^ Plenum auseinander geht, »»de« siebt daher ,n Aussicht, daß in den nächsten Taa^ ^ Tätigkeit ^ Reichstage» überhaupt erlischt, um erst nach ^iierii wieder ausgenommen zu werden. Wünschen«. "e»n die Commissionen noch so lanae * Dem Reichstag sind die Verträge mit Belgien über den gegenseitigen Schutz uon Werken der Ljiteratur und Kunst und den gege nseitigen Schutz der gewerblichen Muster und Modelle zugegangc». Bisher hatte», verschiedene deutsche Staaten derartige Verträge mit Belgien, andere standen in keine», solchen BertrcrgSverhältniß. Die etzt zum Abschluß gekommene Litrrarcon vention schafft ein einheitliches Vertrag-recht in Uebereinstimmung mit der rauzösisch-deutschen Convention vom Jahre 1883. Insbesondere wird dadurch auch die in den bisherigen Verträgen vor geschriebene EintragnngSsörmlichkeit beseitigt. Durch Vas Zebereinkoniinen über den Schutz der gewerblichen Muster und Modelle werden die deutschen Urheber in Belgien und die belgischen Urheber in Deutschland in alten Beziehungen gleichgestellt. Noch viel zu wenig wird vom deutschen Volke die national-polnische Bewegung in der Provinz Posen beachtet, die seit einigen dreißig Jahren, ansang« langsamer und un bemerkbar, in der letzten Zeit aber schneller «nd mit einer gewissen Intensität, einen großen Tbeil der Polnischen Be völkerung der wichtigen deutschen Ostmark ergriffen hat. Meisterlich haben e« die Leiter dieser polnischen Bewegung verstanden, die Welt über ihre Ziele zu täuschen und dem deutschen Volke Sand ia die Augen zu streue«. Während die polnischen Organe sort und fort heftige Klagen über an gebliche Germanisirung führten, so daß viele Deutsch« eia ge wisser Mitleid mit der „edlen" polnischen Nation hatten, hat der polnisch-katholisch« Kleru« in aller Stille eine stattliche Reihe deutscher Dörfer in der Provinz Posen ganz oder theil weise polonisirt und viele ander« Ortschaften, die feit langer Zeit deutsch waren, zweisprachig gemacht. Die deutsch« Be völkerung PosenS ist seit fünfzehn Jahren wahrscheinlich nicht .... . .. Wachs- hei keiner lesicnS Fühlung gefacht hat, darch di« zahlreiche« p»l- scheu Verein«, die sich übe, die gannr Provinz Posen trecken und sich zusehends vermehre«. Uever diese verem« erhält die polnische Bewegung, die leider auch Li« WestpreußenS ergriffen und sogar mit den schlesicnS Fühlung gefacht ' ^ Nischen erstrecken wird der „Schlesischen Zeitung", die über die poknsch« Ge reckt gat informirt ist, Folgende« geschrieben: ,Lw«i der" polnischen Vereine, die über ganz Deutschland verbreitet sind, der landwirthschastlich« Centralverein und der Verband der bäuerliche» Vereine, bezwecken wesentlich die Förderung der materiellen Wohlfahrt; zwei andere dagegen: de« Verein zar Unterstützung der lernenden Jugend und der BolkSdibliothekenverein, habm es sich zur Aufgabe gestellt, «die moralische und intellektuelle Entwickelung der polnischen Ge meinschaft zu fördern" Wenn nun auch in diesen Vereinen nicht geradezu Politik getrieben wird, so ist doch der Gedanke, welcher ihnen zu Grund« liegt und immer und überall zur Geltung gelangt, der national-polnische. Auch bei de» pol nischen landwirthschaftliche» Vereinen tritt der selbe deutlich genug zu Tage; von den deutsche« landwirth- schastlichen Kreisvereinen sondern sie sich geflissentlich ab, w«l sie nickt allein die Landwirthschast in Posen fördern, sondern auch fpecifisch polnische Interessen verfolgen wolle». Bon ganz besonderer Bedeutung für die polnisch-nationale Propa ganda sind die bürgerlichen Bereine, deren es in der Provinz Posen circa >40 giebt; ihre Leiter sind meist pol nische Adelige oder Geistliche, welche die Bereine natürlich ganz nach ihrem Willen lenken und sich mit Hülse derselben einen außerordentlichen Einfluß aus die gesammte polnische Bauernschaft zu sichern wissen. Wenn Manche glauben, der polnische Bauer erkenne die ihm von der preußischen Regie rung erwiesenen Wohlthaten an und sei im Grund« de« HerzenS preußisch gesinnt, so ist da« eine sehr optimistische Anschauung; der polnische Bauer unterliegt durchaus dem Einflüsse de« polnischen Adel« und de« polnischen KleruS; durch die Abstimmungen der Bauern bei den potitischen Wablen wird diese- Faktum zur Genüge constatirt. Die Fortschritte de« Polenthum« bei den letzten Reichstag«- und Landtagswahlen sind znm großen Theil den bäuerlichen Vereinen zu danken, deren Ausgabe äußerlich allerdings in der Förderung der Landwirthschast und in der Wahrung der Interessen de« Bauernstandes besteht. Der Verein zur Unterstützung der lernenden Jugend hat die Auf gabe. jungen Polen au« den mittleren Ständen, die zur Erlangung einer höheren wissenschaftlichen Ausbildung, in«- besondere zum Besuch der Universität erforderlichen Geld mittel zu gewäbren. Dieser Verein verfügt jährlich über ea. 70,000 ^ Der volkSbibliotheken-Berein, welcher au- dem vor mekreren Iabren geschlossenen BolkSbildungS- vereine hervorgegangen iss, verfolgt dasselbe Ziel wie dieser, d. h. die Bildung de« niederen Volke« im polnisch-nationalen Sinne. Zu diesem Behüte bat er in den Städten und Dörfern der Provinz Posen bereit« einige Hundert kleine Bibliotheken angelegt." * Der König von Schwede» »nd Norwegen ist in Stockholm nilt großer Begeisterung empfangen worden. An einer Stelle standen viele Mitglieder der Zweiten Kammer zusammen, an diese richtete König Oskar ungefähr folgende Worte: „Dank, herzlichen Dank für Euren srcunvltcheu Empfang. Ich kann nicht Euch allen die Hand reichen. Ia. meine Herren, ich habe gclhan, wa« ich al« Unionskönig kür die beiden Reiche al« da» Beste ansah, ohne den Vortyeil eine- der Reiche bei Seite zu setzen. Die Kammern deS Reichs tage« haben nicht an meinen Beschlüssen theilnehmen können; wa« ich aber gethan babe. das Hab, ich au» gutem Herren und au» aufrichtiger Ueberzrugung gethan. und ich hoff«, daß auch da- schwedische Volk e« al- solche« aussasse." * Betreffs der schon in diesen Blättern angedeuteten Vermehrung der italienischen Feldartillerie ver lautet. daß die Absicht besteht, eine gewiß» Anzahl von Feld batterien neu zu errichten und diele der Kofteneriparniß halber den schon existirenden Regimentern und Brigaden (Ab theilungen) zuzuweifen, nicht aber neu«, höher« Einheiten anszustell-n. * Au« Portorico wird der Tod des General» Vaez, Erpräsibente» von San Domingo, gemeldet. U ß!
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