Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.05.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-05-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188505274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850527
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850527
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-05
- Tag1885-05-27
- Monat1885-05
- Jahr1885
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.05.1885
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Erscheint täglich früh S'/.UHr. Lrt«ction und Lrprditioa IohanneSgasse 8. Lprechkunden der Ke-arti«»: Bormlttag« 10—IS Uhr. Nachmittags 5—k Uhr. 8»e »t« Naa«»d, iu>,cta»d,«r Mamilcrirte »«cht >ch St» >t«»»ciwll «ichl »erSuwlich. U»««h«e »er für »ie nä«fts»t,e>»»« N»««er »«stimmten Aiiserate an v«chent«,e» »i» 8 Uhr Nachmittag«. »» »«««- »n» Fefttageu srütz tz,s' ,.9 Uhr. I» öeu Filialen für Ins.-Ännastme: vtt« Klemm, Universität-straße 1. Lagt« Lösche, Katharinensir. 23, p. «nr »iS '/,3 Uhr. MWger.TaMatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschüftSverkehr. Auflage LV.OOV. .^boiinrmrntsvrris vienelj. 4^/, MN. incl. Bringenohn ö Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebüvren tur Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) «tzne Postbesördrrung 30 Mk. mir Postbesorderung 48 Mk. Inserate ügeipaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Preisoerzeichniß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach HSHerm Tarif. tleeiamen «Mer dem Redactionsstrich dieägespalt. Zeile 50 Ps., vor den Familien Nachrichten die «'gespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stets an die Eypedttian za senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumeriMtio oder dura, Pa st- aaainahmc. 147. Mittwoch den 27. Mai 1885. 7». Jahrgang. Amtlicher Theil. Zn Gemäßheit der 88- 2 »nd 7 des Regulativs für Gas rohrleitungen und GadbeleuchkungSanlagen in Privatgrund- siitcken vom 2. März 1863 machen wir hierdurch bekauut. daß der Scblossermeister Herr Heinrich Stuft, Sternwartenstraße Nr. 2. zur llebernahme solcher Arbeiten bei uns sich angemeldel und de» Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nach gewiesen hat. Leipzig, den 22. Mai 1885. Der Rath der Htadt Leipzia. vr. Trönvlin. Wolfram. Generalversammlung der ivrt-krankencaffe XI für Schneideret und Putzinacheret. Behufs Wahl deS Vorstandes der OrtSkrankencasse haben Wir nach 88- 24 und 37 des Reichsgesetzes vom 1b. Zuni 1883 und 8- 52 deS CaffenstatutS Generalversanrurlung auf Donnerstag den 4. Juni 1883 auberaumt, und werden deshalb die gewählten Vertreter der Arbeitgeber wie der Casienmitglieder" geladen, zu dem an gegebenen Tage Abends 8 Uhr im Stadthause, Obslmarkt Nr. 3 allhier, 2. Obergeschoß, Zimmer 11t, sich cinrusinden. Tagesordnung: 1) Wahl eines Vorstandes; 2) Beschlußfassung über Zutritt zu einem Localverbande im Sinne des 8 46 deS ReichSqesetzeS vom 15. Juni 1883, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter. Leipzig, den 2l. Mai 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. (KrankeuverftchernngSanit.) Winter. Uhlmann. Generalversammlung der OrtSkraukeneaff«« XVIII für Kellner. Behufs Wahl des Vorstandes der OrtSkrankencasse haben wir nach 88- 21 und 37 des ReichögesctzeS vom t5. Juni 1883 und 8- 52 deS Eassenslatuts Gen« ralversaurm lnog auf Donnerstag den 4. Juni 1883 anberaumt und werden deshalb die gewählten Vertreter der Arbeitgeber wie der Eassenmitglieder geladen, zu dem an gegebenen Tage Nachmittags 4 Uhr im Stavthause, Obslmarkt Nr. 3 allhier, 2. Obergeschoß, Zimmer 11t, sich einzusinden. Tagesordnung: 1) Wahl eines Vorstandes. 2) Beschlußfassung über Zutritt zu einem Localverbande im Sinne deS 8- 46 des Reichs-Gesetzes vom 15. Zuni 1883, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter. Leipzig, den 2t. Mai 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. (KrankeuverfichernugSamt.) Winter. Uhlmann. Generalversammlung der OrtSkrankeneaffe XII. für Hutmacher, Kürschner, Handschuhmacher und Schuhmacher. BehusS Wahl des Vorstandes der Orlskrankencasse haben wir nach 88 24 und 37 deS Reichsgesetzes vom 15. Zuni 1883 und 8- 52 de- Cassen-Statuts Generalversammlung auf Freitag den 5. Zuni 1585 anberaumt, und werden deshalb die gewählten Vertreter der Arbeitgeber wie der Cassenmitglieder geladen, zu dem an gegebenen Tage Abend» 8 Uhr im Stadthause. Obslmarkt Nr. 3 allhier, 2. Obergeschoß, Zimmer 111, sich einzufinden. Tagesordnung: 1) Wahl eines Vorstandes. 2) Beschlußfassung über Zutritt zu einem Localverbande im Sinne des 8 46 deS Reichsgesetzes vom 15. Zuni 1883, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter. Leipzig, den 21 Mai 1885. Der Rath der Stadt ver Rath der Stadt Leipzig. (KrankeuverüchernngSamt.) Winter. Uhln lmann Die bei dem hiesigen Leibbause in den Monaten Mai, Juni, Juli and August 1884 versetzten oder erneuerten Pfänder, die weder zur Versallzeit noch bis jetzt eingelöst worden find, auch nicht bi« zum 31 Mai a. o. einczelöst werden, sollen de» 8. Juli d. I. und folgende Tage im Parterre- Locale des Leihhause- öffentlich versteigert werden. ES können daher die in den genannte» Monate» versetzte» Pfänder nach dem 31. Mai a. c. und spätestens am 3. Iuui d. I. nur unter Mitentrichtung der Auctionskosten von 4 Pfennigen von jeder Mark deS DarlehnS eingelöst oder nach Äe- studeu erueuert werden; vom 6. Zuni d. Z. an. an welchem Tage der AuctionSkatalog geschlossen wird, kann lediglich die Einlösung derselben unter Mitentrichtung der Auctionskosten von 4 Pfennigen von jeder Mark der Gauzea Forderung des LeibbauseS stattfinden, und zwar nur bi« zum 87. Iuui d. I., von welchem Tage ab LuetionS-Pfänder unwiderruflich »eder etugelöst »och prolougtrt werden können. LS hat also vom 29. Zuni d. Z. an Niemand mehr da« Recht, die Einlösung solcher Pfänder zu verlangen, und könne« dieselben dabrr von den Eigenthümern nur auf dem gewöhnlichen Wege de« Ersteben» wieder erlangt werden. Dagegen nimmt das Geschäft deS Emlvsen« «nd Ber schen« anderer Pfänder wäbrend der Auktion in den gewöhn lich« Localen seinen ungestörten Fortgang. Leipzig, dm 15. Mai 1885. De» NathS Deputation für Leihhaus uud Spareaffe. ^errtliclier Xr6i8verein IHpritz. Den beelirteu Ilitxliedern Ikeile leb bierdurcb wir, d»»s uooer I»neMrixer bewährter Vertreter im I^ndos-Iledicinal-Lolle^ium. Herr vr. west. Kekwnrre ru konowel», «ich rur Annahme einer VViederwakI bereit orlelärt hat umi bstie um rahlreicke Ketkei- li^uog an >ier Wahl. Oer Termin nur Abxal'e der IVadlreitel — in der Lannlsi der kiealgsu Lreiadauvtiuaunsekafk — läuir «un ^ 8elil 28. Hai »b vr 8elilldb»ek, Vorsiireudor. Königliche Kunstakademie und KunSgewerbeschule zu Leipzig. Im Atgdemiefiögrl »er Pleihenbiirg sind aus kurze Zeit di« Schüler - Arbeiten der hiesige» Königlichen Kunstakademie und Kunstgewerleschnle ausgestellt. Zum Bejuche dieser Ausstellung beehrt sich im Namen deS Lehrer- Lollegiuni« hierdurch ergebenst eiazuladen Leipzig, den 19. Mai 1885. Der Direktor: vr. Ludw. Nieder. Der Zutritt zu dieser Ausstellung ist unentgeltlich. Geöffnet ist die Ausstellung täglich von 10—1 Uhr. Sirb-ahls-Velianntmachung. Gestohlen wurden addier erilaiieler Anzeige zufolge: 1) daS Geschichltwerk „Tie Hohenzollern" in 32 Hefte», aus einer Wohnung in Nr. 1 am Floßplatz inncrhaib der letzien 2 Monate; 2) ein Ktzentzolzstock mii Llseubeingriff und Meiallring. daraus gravirt: „ünau«« «. Volr »,'I. Red«. Tilb. — IVeihu. 1883", in den Universiiäiegedäuden (Universitälsslraße) in den letzien 2 Wochen; 3) ein Tailleur«» von blaugeriesieni Stoff mit einer Reihe iiberlponaener Knöpfe und schwarzem Futter, aus einer Wohnung tu Rr. 3 der Grimmaischen Straße vom 10. bis 17. dss. MtS.; 4) ein Paar neue Tamenftieseletten von Glaceleder mit gelb- genähte» Sohlen und brauncarrirlen Strippen, besetzt mtt Seehund- leder, ans einem GeschäslSlocale in Rr. 18 der Schloßgasse am 14. dis. Mi«.; 5) ein grnugebäkelter Geldbeutel mit zwei Siahlringeu, ent- haltend 45 Mark >n einem Zwanzig- und Zehnmarkstück und süiis Thalera, aus einer Knechtestube in Nr. 32 der Windmühlenstrabe vom 15. bis 17. dss. MtS.; 8) eia Gdrntzalzftock, oben mit Elfenbein-, unten mit Eisen- zwinge und einer Ncusilberplatte mit der Inschrift: „11. Llblcer, stad. jur. n/I. 3. Wsbrli v. ka«« Vprg. 85", in Nr. 36 der Stern- wartenstraße am IS. dss. Mts.; 7) ein Paar gute dunkelbraune Hasen mit gelben Streifen und gelben Paieniknöpfen, aus einer Wobauag in Nr. 16 der Nordstraße vom 19. bis 23. dl«. MtS.: 8) eine kleine silberne Cylinderntzr mit Secunde, ohne Gold rand, mit zersprungenem Zifferblatt und Blumenverzierung aus der Rückseite, aus einer Wohnung in Nr. 6 des Goldhahngäßchens am 21. dss. Mts.; S) eine silberne Ltzlindernhr mit Goldrand, Secunde und der Nr. 83,086, innen „1873" eingekritzelt, mit einer daran befindlichen Ltatzlkette mit Ubrschlüssel, NUS einer Wcrkstelle in Nr. 30 der Sidonienstraße am 21. dss. Mts.; 10) ein Tpazierftack von gelben, Rohr — als Griff ein kurzer Baumstamm mit kleinen Besten, Adler und Schlange, sämmilich von Elfenbein, darunter ein Messingring mit den Buchstaben ,.1I. v." — am Pissoir an der Petersbrücke am 22. dss. Mis.; 11) e,n Wiillernberiieher, säst neu, von olivensarbigcm glatten Stoff mit schwarzem Sainmeikragen, aus cnicr Wohnung i» Nr. 9 der Brüderstraße an» 22. dss. Mts. Abends; 12) ein schwarzledernes Portemonnaie mit Klappe »nd gelbem Schlößchen, enthaltend ca. 80 Mark in sechs Kronen und div. Silber- münze, au- einer Wohnung in Nr. 3 der Zimmerstraße am 24. di'S. Mts. Etwaige Wahrnehmungen über den Derblieb der gestohlenen Gegenstände oder den Thäter sind ungesäumt bei unserer Lriminal- Abtheilung zur Anzeige ,u bringen. Leipzig, am 26. Mai 1885. Da« Valt»ei-A«t »er Stadt Leinzig. Bretschneider. vr. D. .Zur Nathskeller-Verpachtung. Verpachtung »er Nnthskeller-Wirthschaft in hiesiger Stadt haben wir einen Termin aus Freitag, den 5. Juni er., Mittags 12 Uhr. an RathdanSstclle hierselbft anberaumt und werden zu demselben Pachtlustige mir dem Bemerken hierdurch ringelnden, daß die Bedingungen schon vor dem Termine in unserem Büreau eingesehen werden können. Lützen, den 23. Mai 1885. Der Magistrat. Veffentliche Verpachtung. Das der Kloster Berge'schen Stiftung gehörige, im Kreise Wanz. leben (Eisenbahn-Station Dodendorf) belegeue Gut Snlldars wird mit dem 1. Juli 1886 pachtlos und soll von da ab auf 18 auf. einandersolgende Jahre neu verpachtet werden. Zur Abgabe der Pachtgeboie ist vor unseren Lommiffarie», dem Berwallungsraih Herrn Regierungsralh Schuppe und dem Justi- iiariu» Herrn Consistorialrath Ritze. Termin aus den S5 Juni d. A. vormittags 11 Uhr, in unsere« Sitzungszimmer, Damplatz Nr. 4 Hierselbst, anberaumt. ». DaS Gut-areal beträgt im Ganzen 353 da 22 a 20 aw Land. d. Die Pachtbedingungen und zugehörigen Verzeichnisse, sowie die Licitotionsbedingunqen können in unserer Registratur beim Herr» Lanzleirath Koch, sowie in Sülldors bei de», jetzigen Pächter Herrn Amtsrath Lchaepcr. welcher auch zur örtlichen Information bereit ist, eingesehen werden. o. Das Pachigelder-Miitimum ist aus 25,400 >t, daS nachzu- weisende disponible Vermögen des Pächter« aus 145,000 die Pochtcaution auf diejenige Summe, welche dem auf die nächst höheren Hundert abgerundeten Betrage des jährliche« Pachtzinses aleich ist, und die etwa zu erlegende Bieiercouiio» aus 5000 .4 festgesetzt. Zur Bewirlhschastnng qualificirtc Pachibewerber werden zu dem gedachten Termine eingeladen. Die Schließung de« Termin» erfolgt, sofern ein Meistgeboi bi« dahin erzielt ist, um 12 Uhr Mittag«. Magdeburg. 20. April 1885. Königliche» Pro»in,ial-2ch»Uft«»egiu«. Goebel. R. Nichtamtlicher Theil. vom Mahdi. Zn dem Augenblick, da General Wolseley durch seine Ankunst in Kairo den schmählichen Rückzug der Engländer aus dem Sudan besiegelt und daS Land nördlich von Khartum bi» nach Oberegypten widerstandslos den Schaarc» de» Mahdi preiSgiebt, verbreitet Reuter'S Bureau die Kunde von dem Rückzüge de» Mahdi nach Süden. *) Bald nach dem unglücklichen Feldzuge der Engländer tauchte die Mär von der Erhebung eine« Gegenmahdi in Kordosan ans. ohne daß sie bisher irgend weiche Bestätigung erbalten halte und jetzt wird ebenso willkürlich von einer RückzugSbewcgmig de« Mahdi berichtet. Diese Nachricht verdient etwa ebenso viel Glauben wie die periodisch sich wiederholende Nachricht von der Ausivsung der unter dem Oberbefehl OSman Digma'« vereinigten Streitkräsle. Der Zweck solcher Meldungen ist sehr durchsichtig, cS soll damit der Vorstellung Eingang ver- schafft werden, daß eine weitere Bekriegung deS Mahdi und seines Unterbeseblshabers OSman Digma gegenstandslos sei. Wolseley habe nur den Verhältnissen Rechnung getragen, at er den weiteren Vormarsch nach Metamneh und Berber ausgab und die Verlegung des Hauptquartier« der Garde von Suakim nach Alexandrien sei auch nur dc-halb erfolgt, weil die Sicherheit der Küste de» Rothen Meere« nicht mehr gcsäbrdet sei. Die Sache liegt offenbar ganz ander«. Da« Einzige, wa» die Engländer vor einem Einfall de« Mahdi in Egypten schützt, ist die heiße Zahreszeit, welche seit etwa zwei Monaten begonnen hat und die damit verbundenen Feldarbeiten der Streiter des Mahdi. Die Auslösung der Streikräfte Mohammed Achmed'« und Osinan Digma'S erfolgte auch im vorigen Jahre zu derselben Zeit und au« demselben Grunde, aber eS blieben immer noch hinreichende Truppen zurück, um die bereit« errungene» Erfolge sestzuhalten. Sv lange Gordon noch Khartum kielt, war Hoffnung vorhanden, daß die Engländer dem Mahdi die Spitze bieten und ihn zum Rück züge nach Kordosan zwingen konnten, nachten, aber Khartum gefallen ist. bat daS Machtgebiet deS Mahdi eine sehr be deutende Stärkung und Erweiterung erfahren, welche eine stete Drohung für Egypten darstellt. Daß man vom Mahdi nur wenig hört, liegt nicht an dem Rückgänge seiner Macht, sondern daran, daß er mit Europa keine Veroindungen unter hält. Sein Reick ist da» Nilland von Kordosan bi» Berber und da« Land östlich von diesem Theile de« NilgebietS bis zum Rothen Meere. Dort herrscht er unumschränkt und sein Plan ist. seine Herrschaft bi« auf Egypten auSzudehncn und die Engländer und Türken zu vertreiben. Daß er dazu schon sehr bcachten-werthe Anfänge gemacht hatte, beweist die Gesanacu- nahme Zebehr Pascha» und dessen Znternirung aus Ecylvn. Zebehr Pascha war d«r Agent de« Mahdi in Eaypten, wie au« verschieden«, Andeutungen hervorgeht und ov nicht der Emir von Dvngola mit ihm im Einverständnisse war und nur 1 ? Ausgabe erfüllt hat, die Engländer nach Khartum zu locken, um sie ihrem sichern Verderben in die Arme zu treiben, wird die Zukunft lehren. Allem Anschein »ach waren die Mahvite» lange vor Beginn de» FeldzugrS Wclscley'S nach Kharlnm cieser Stakt sicher und sic skyoiiten Gorkoik nur so lange, daniit die Engländer dem Mahdi inS Netz gingen. Stewart und Wilson waren ja überrascht. Metainnch in den Hanken der Mahkiten zu sinken, den ihnen zugekommene» Nachrichten zufolge nahmen sic an, daß der Weg von dort nach Khartum frei sei. Ein glücklicher Zufall hat einen Theil ker nach Gubat und Khartum ausgebrochenen Engländer von dem ihnen zugcvachlen Verderbe» gerettet, ein zweiter Feldzug nach diesen Gegenden könnte schlimmere Folgen haben. Die Enzlänver beobachten über diese Dinge ein vorsichtiges Schweigen, ihre Hoffnung, daß sie der ihnen drohenden Gefahr entrinnen werden, gründet sich theil« aus die große Ent fernung vom Hauptquartier des Mahdi bis nach Egypten, theilS aus kie Hindernisse, welche da« Klima dem Vormarsche dieses gefährlichen Feindes bereitet. Nebenher mögen die Engländer auch noch da« Gold, ihren HauptbunkeSgenossen, nach Kräften benutzt haben, um sich den Rücken frei zu halte». Diese Macht wird aber aus die Dauer gegen den Mahdi nicht auSrcichcn. Dessen Herrschaft scheint fest begründet und schreitet langsam aber stetig fort. Es geht jetzt durch die Presse ein Ausruf keS Mahki an daS Volk der Scheikieh, welchen wir », der MonlagSiiummer mitgctheilt haben. Möglich, daß dieser Aufruf der Phantasie eine« erfindungsreichen Journalisten seinen Ursprung verdankt, aber jedenfalls hoben die Tbatsachcn daS Material dazu geliefert, während die Gerüchte, welche Reuter'S Bureau über daS Schwinden der Macht deS Mahdi verbreitet, vollständig in der Luft schweben. Sinkat, Berber und Kbartum sind traurige Zeugnisse dafür, daß der Mahdi die Anhänger der Engländer und Türken schonungslos der Vernichtung weiht, also haben die Parteigänger der Eng länder in der Gegend von Korli und Handak, an dem AuSgangSpuncte der Unternehmung deS Generals Wolseley, sich dadurch, daß sie die Engländer widerstandslos ge währen ließen, den Zorn de« Mahdi zugezogen. Die Ent schuldigungen der Betreffenden sind nicht ungcbört verhallt, der Mahdi hat davon Kenntniß genommen, daß die Uebcrinacht der Engländer und Schwarzen jeden Widerstand unmöglich machte, aber rr hat die Bewohner de- NilgebietS bis Korti, Dcbtah u. s. w. daran erinnert, daß für den Wiederholungsfall nicht mehr Gnade für Recht geübt werden wird, sondern daß dann die Strafe für Lauheit und Schwäche nicht auSbleiben wird. Der Ausruf de» Mahdi siebt mit den Thatsachen so vollständig im Einklang, daß er sehr kvobl echt sein kann, wenigstens giebt er die Geoanken und Empfindungen wieder, welche im Lager de« Mahdi vorhanden sind. Die Engländer haben sich der Unterstützung der Italiener gegen den Mahdi versichert, aber alle Nachrichten, welche von Massauah, den, Hauptquartier der Italiener am Rothen Meere, nach Europa gedrungen sind, stimmen darin überein, daß die Lage der Italiener eine höchst unerquickliche und prekäre ist. Zuerst baden sie Widerstand bei den egyptischen Besatzungen gesunden und dann bat sich bald die Nutzlosigkeit ibrcr Ankunft herauSgestellt. Alle Welt glaubte, daß die Italiener dem bedrängten Kassala zu Hilfe eilen würden. DaS ist nicht geschehen und wahrscheinlich befindet sich dieser Platz schon heute in der Gewalt de« Mahdi. Eine Zeit lang bekümmerte man sich noch um da« Schicksal der egyptischen Besatzung und meldete freudig, daß sie noch Widerstand leiste. Seit Monaten hat der Telegraph nicht- mehr über Kassala gemeldet, ein schlimme» Zeichen. D>e Action der Engländer im Sudan bi« zum Spätherbst ist beendet, wa« dann geschehen wird, hüllt sich vorläufig noch in Dunkel. Zunächst ist die Hauptausmerksainkeil nach Afghanistan gerichtet; für etwaige dort sich ereignende, noch n,cht vorherzusehende Zwischenfälle ist die englische Garde in Alexandrien zurückgeblieben. Durch die wichtigere Sache ist die weniger wichtige einstweilen in den Hintergrund gedrängt. *) Nach de» letzten Nachrichten habe» die Mahditen im Gegen- theil die Provinz Dongola besetzt. aber wie schlimm die Dinge in Egvpten stehe», wird erst zur Sprache kommen, wenn der Friede an ker Grenze von Afghanistan gesichert ist, was voraussichtlich noch lange dauern wirk. Die Macht Englands ist heule überall bedroht, in Asien. Afrika, Australien und Amerika. Die Blutschuld, welche die Vergangenheit angesammelt hat, komnil jetzt zur Ab rechnung. Der Sudan ist von den Engländern beute voll ständig preiSgegeben. der Einfall der Russen in Indien ist nur eine Frage der Zeit, die Herrschaft in Egypten entgleitet den Engländern unter den Hände», in Eanada drohen Misch linge und Indianer und in Australien wie im Eaplande machen sich LoSreißungsbcstrebungei, geltend. Das ist das Facit der englischen Politik Ende Mai 1885. * Leipzig, 27. Mai 1885. * Ueber die Ausweisung russischer Staatsange hörigen au« Preußen schreibt man der „Schlesischen Zeitung" au« dem oberschlesischeu berg- und hütten männischen Grenzdistrict: Bei un« in Oberschlesien sind die Landräthe zunächst zum Bericht darüber ausgesordert worden, ob die oberschlesische Industrie durch die Verhinderung der Beschäftigung polnischer Arbeiter beeinträchtigt würde. Es darf demnach mit Sicherheit angenommen werden, daß etwaige Wünsche der oberschlesischen Grenzindustrie nicht unberück sichtigt bleiben werden, soweit sie dem eigentlichen Zwecke der beab- sicbtigten Maßregeln, „Verhinderung der Polonisirunq", nicht geradezu entgegenstehen. Die hier beschäftigten russisch-polnischen Uuierthanen können in drei Kategorien getheilt werden: 1) in solche Personen, welche diesseits ihren dauernden Aufenthalt genommen und ihren eigentlichen Wohnsitz hier haben; 2) in solche, welche ihren Wohnsitz und Hausstand jeaseft« der Grenz« haben, aber sich während der Woche hier im Quartier befinden und nur an Sonn- uud Feiertagen nach Polen zurückkehreu; 8) in solche, welche täglich die Grenze hin und zurück überschreiten und sich nur während der Arbeitszeit hier aushalte». Der Zweck jener Maßregel dürste wesentlich durch Ausweisung der Personen der ersten, übrigens wenig zahlreichen Kategorie erreicht werden; eine empfindliche Schädigung der Industrie wäre dadurch nicht zu befürchten. Bedeutend empfindlicher würde der Wegsall der zweiten Kategorie sein. Ein schwer zu überwindender Nachtheil würde cs aber sein» wenn den jenigen Personen der Uebertritt verwehrt werden sollte, die täglich ans Polen zur Arbeit kommen. Namentlich aus den hiesigen Zink- rrzgruben rekrutiren sich die naterften Ardeiterctaffen. Schlepper. Wagen- stüßer, Tagearbeiter, Klauber, sowie die Arbeiterinnen in den Erz« Ansbereitungsanstallen größteutheil« au« Polen. So beschäftigen beispielsweise die Gruben: Scharley etwa 100. Bleischorley etwa 260, Neue Helene etwa 40, Läcilie etwa 220, WilhelmSglück etwa 60 täglich zur Schicht kommende, jensett« der Grenze wohnend« Arbeiter. Dt« Zurückweisung dieser Leute würde nützt nur für die Gruden einen zunächst gar nutzt »n ersetzende» An«sall hervorrusea, sondern auch für die diesseitigen Arbeiter von Nachtheil sein» »eil die Polen in die bester bezahlten Arbeiterkategoriea »iibt einraugtrt werden, so daß die einheimischen Arbeiter rascher oufrücken. Im Interesse der oberschlesischen Industrie liegt e« demnach» daß di« Arbriterkatcgorien »ub 2 und 3, wenigstens aber die letzteren, de» hiesigen Werken nicht verloren gehe«. Zn Rußland beginnen inzwischen schon die Repres salien. DaS „Liegnitzer Stadtblatt" schreibt: In Licgnitz traf dieser Tage ein Zimmerpolier ans Mrolstadt mit seiner Familie ein, welcher 22 Jahre in Warschau gewohnt hatte, als er und mit ihm viele Andere den russischen Boden verlassen mußten. De» Leuten wurde zur Noth Zeit gelassen, ihre Habsellg« leiten für Schleuderpreise zu versilbern, dann wurden sie zusammen- geholt und fort ging» zu Fuß, w>e Verbrecher, paarweise. Die Be handlung und Verpflegung unterwegs spottet jeder Beschreibung. In Ställen und Schnpvcn wurde genächtigt, ohne Rücksicht auf Stellung und Name» des Einzelne»; an den Halteorten wurde einer bestimmten Zahl der Transportirien ein Eimer mit einem Gemisch von Erbsen» Reis, Hirie, Kraut rc. vorgesetzt und sie mußten ohne jedes Geschirr mit den Händen oder mit Brodkrusten esse». An der Grenze nabm man ihnen die Baarschast ab und ließ sie gehen» dem oben erwähnten Zimmermann nahm man 55 Rubel ab. * Man schreibt der „Allgemeinen Zeitung" au« Pest vom 19. Mai: DaS Oberhaus Hai in seinen letztstattgehabten Sitzungen die Acte vorgenonime», welche zur Constituirung der neuen Magnaten- tasel nothwendig sind. Vorerst wnrde, unbeschadet später ein- zubringcndcr Reklamationen, die Liste derjenigen Oberhausmii- glieder sestgestellt, die zum mindesten 3000 fl. an Grund- und Gebäudesteuer zahlen und in Folge dessen in der neuen Magnaten- tasel Sitz und Stimme haben. Es ist eine stattliche Liste von 200 Namen, deren Träger zusammen eine Grundsteuer von 3.13 Millionen zahlen, also uugesähr den achte» Theil der mit 24.6 Millionen bemessenen gesammlcn Grundsteuer Ungarns. Schlägt man dazu, was die katholische Geistlichkeit zahlt, so muß man wohl zugeben, daß Aristokratie und Klerus ihre» redlichen Theil an den Staatslasten tragen, freilich auch einen riesigen territorialen Reichthuin repräsentiren. Die nollnvendigen Elemente für ei» Oberhaus sind also im vollsten Sinne vorhanden. An der Spitze der Liste sigurirt Fürst Esterhazy mit der Kleinigkeit von 334,000 fl. Steuerleistung. Ueber 70,000 zablcn der Herzog von Coburg und die Grasen Friedrich Wenkheim und Alois Karolm, Botschafter in London. Es folgen dann die Grasen Ciekonics und Thalsilo FeszteticS mit 66 und 55, Fürst Pälffy mit 53,000 Mehr als ein Dutzend zahlt an Grundsteuer zwischen 3O.000 und 40,000 sl. und 79 giebt es zusammen, deren Slcuerlcistung mch: unter 10,000 sl. sollt. Als 52. in der Reihe finden wir den Grasen Julius Andrassy. Dann folgen 120 nut geringeren dis aus die Minimalziffer obsallende» Steuerleistungen. Hier begegne» >me auch einigen siebcnbürg,scheu Magnaten, die in der oberen Lifte bis aus den General Baron Edelsheiin-Gyulai gänzlich schien. Gut Ihun wird man indessen, von der Steuerleistung nicht unbedingt aus de» Reichthuin des betreffenden Steuerträgers zu schließen; denn c« würde sich immer frage», ob und in wie weit der Grundbesitz desselben belastet ist. In manchen Fällen ist derselbe sehr weit be lastet, so z. B. bei der fürstlichen Familie Esterbazy, wo die immenle Steuerleistung dem pecuniären Stande des Vermögens gar n cht entspricht. Bekanntlich befindet sich das fürstliche Vermögen seit einigen Decennien bereits i» einer Art freiwillig ange nommenen Sequesters, ohne daß jedoch die Ordnung desselben be deutende Fortschritte gemacht haben würde. Besonders in der Liste der g- ringeren unter 6000 bis 7000 st. sollenden Steuer zahler und Lberbausmitglieder dürste man manche stark angegriffene Vermögen finde», über welche die relativ Hobe Steuer nur eine Art von Schleier deckt. Der mittlere Großgrundbesitz, an den man schon dort nahe herankommt, bot alle Noth, sich ans der väterlichen Scholle zu behaupten, und die Klagen desselben cnljpringe» nicht durchaus einer gehässigen onttsemitifchen Agitation. Andererseits giebt e« auch Fälle, wo bei einem größeren Mobiliarvermügen der be treffende Magnat weit besser siebt, als man es nach seiner blos voin Grundbesitz bemessenen Steuerleistung vcrmuthe» könnte. Der nächste Act der Eonstitulrung betras die Wahl jener fünfzig Oberhau«i»itglieder. die für ihre Lebenszeit Sitz und Stimme an der Maqnatentasel erhalten, ohne Rücksicht aus ihre Skeuer- leiftung. ES werden die Betreffenden nur diesmal gewählt und die gesammte Llaffe aus den Ausfterbe-Etat gesetzt. Di» Regie- rung »nd jene Magnaten, welche mit ihr da« bekannte Eompromiß, die Oberdou-resorm betreffend, geschloffen, hatten eine Liste sestgestellt, der indrß eine andere >n> Nationalcafiuo zusammengestellte und
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