Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.06.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-06-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188506127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850612
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850612
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-06
- Tag1885-06-12
- Monat1885-06
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.06.1885
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Gebühren sür Extrabeilage» (in Tageblatt-Fornial gesalzt) stzuc Postbesöroeruiig 30 Mk. «lt Poftbesorderung 48 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. PceiSverzeichniß. Tabellarischer a. Zifiernfatz »ach höher« Tarif. Prclameu unter dem NedactioaSstrtch die4g«spa!t. Zeile 50 Ps., vor de» Familiennachrichten die Sgespalteue Zeile 40 Ps. Inserate find stet« aa die Expedition zu lenden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnennmenwäo oder durch Post. Nachnahme. 79. Jahrgang Amtlicher Theil. Bekanntmachung. ES hat sich ein« anderweite llmnumerirung der Tidoaienstraße nöthig gemacht. Dieselbe wird nachstehend bekannt gegeben: Do« der Kohlenstrafte auS: Aas der linken Seite Auf der rechten Seite Alte Straßen- Nummer Brand- Cat.-Nr. Abih. 0 Neue Straßen- Nummer Besitzer (nach Adreßbuch) 58 384 1 56 368 3 54 367 5 52 366 7 50 365 g 4« 3646 11 46 3648 13 44 176 15 42 1756 1? 40 174/17521» 19 38 174 21 36 169 23 34 168 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49 51 53 55 5? Floßplatz, die Flobplatz-Nuinnler» 559 64 >61 63 Leipzig, am 3. Juni E. L. Meister E. W. Begandt I. F. L. Rohr I. M. Höhnet F. W. verw. Uhlitzsch u. Gen. E. C. O- Reinhold I. M. B. verw. Frauendors C. T. verw. Döhler u. Gen. E. verw. Dittrich E. Prrll-ErckcnS E. Prell-Ercleus L. W. Krebs P. T. T. Hartman» und A. E. verw. Pötzsch H. O. Besser G. H. Neubauer C. R. Hausmann n. Ben. A. B. Ernesti C. L. Wiedemano W. verw. Psändcr C. F. Gärtner I. F. Schädel in Straßgrübchen F. Würmcke L. E. Köhler F. W. Bechert I. F. verw. Löwe F. verw. Hoffmaua L. Wagner F. H. Voigt L. G. Teichmana zählen am Floßplay 11, 12. 13 eventuell 2 Bauplätze E. H. Mehl, garten E Herm. Mehlgarten 1585. Alle Straßen- Nummer Neue Lat.-Nr. . Straßen- Abth. 8 Nummer Besitzer (nach Adreßbuch) vr. Gevrgi. )ennig. 49 47 45 43 41 39 37 35 33 31 29 27 25 23 21 19 17 15 13 11 S 7 5 3 1 369 3693 370 371 3718 3710 177 178/179 180 2066 181 182/183 1838 1830 184 1846 184 6 185 1858 186 187 188 1288» 1283 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 33 34 36 38 40 42 44 46 48 50 E. T. Lorber D. G. Sonntag Zollinann L Herfurth I. Leweck I. A. Kretzschmar vr. C. G. Hölemann R. C. Helm u. 2. R. F. Jäger Frau veno. vr. A. M. Vogel I. F. Meißner I. H. Walston u. Sen. » I. H. Wolston o. Ge», vr. P. Fiedler I. F. Meißner F. W. Schrodt F. W. Schrodt S. H. Freyer E. I. Herrmaaa E. I. Hermann Frau verw. E. T. A. Meister L. F. Träger S. M. Tröger Tarstaujen's Erben E. F. Bühring P. L. Hahn Realgymnasium (Siadtcommun) Jloßplatz-Anlagen Bekanntmachung. Montag, den I». d. M. wird mit der Herstellung des ziix'lieii Pserdebahngelcises in der Kurprinz- und Wind- muhieiistraße und zwar in der Richtung vom Hotel de Prussc nach dem Bayerischen Bahnhose zu begonnen werden. Es werden deshalb von gedachtem Tage ab, soweit nöthig, die jeweilig „n Bau befindlichen Strecken der Kurprta;- uiiv Windmühlenstraße für den durchgehenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 10. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. i. He Garten-Verpachtung. Zwei pachtsrei werdende Abtheilungen de- der Stadt- aemelnve gehörigen. a« der Promenave hinter dem sog. Kloster (Klostergaffe Nr. 5) gelegenen Garten-Areale-, und zwar die beiden letzten rechts und links am Eingänge von der Promenade aus. sollen vom L. November dss. IS. an gegen einjährige Kündigung Donnerstag, den 18. Juni dss. IS., Bormittags 1t Uhr, aus dem Ratbhause, I. Etage, Zimmer Nr. 16, an die Meistbietende« anderweil verpachtet werden. Ebendaselbst auf dem großen Borsaale liegen die Ver pachtung-- und BersteigerungSdedingungen schon vor dem Termine zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den 30. Mai 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. 11r. Äeorgi. Sköß. Die Ausführung der bei dom Umbau der Plagwitzer Brücke erforderlich werdenden Pflasterarbeite« soll an einen Unternehmer in Accord vergeben werben. Die Bedingungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau-Perwallung, Rathhaus, H. Etage, Zimmer Nr. 14. aus und können von dort entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflastrrarbriten beim Umbau der Plagwitzer Drücke" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 24. 2uni 1885, Nachmittags 5 Uhr, einzurcichen. Leipzig, am 10. Juni 1885. DeS RathS der Stadt Leipzig Straßenbau - Deputation. Bekanntmachung. Der am 3 Juni 1855 in Coburg aeborene Tapezierer Julius Friedrich Franz Kühn bat sich am 26. Mai dss. Zs. mit seiner Ehesrau unter Hinterlassung seiner 3 unmündigen Kinder ohne Abmeldung von bicr entsernt. Kuh» ist zur Fürsorge seiner 3 in hiesiger Waisenpflege sich befindenden Kinder anzuhalten, eventuell dessen Aufenthalt hier anzuzeigen. Leipzig, am 9. Juni 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) Ludwig-Wolf. Feiler. Bekanntmachung. Die mit 1800 .st doiirte Ge«eiii»c»«rstan»Sftelle des circa 2100 Einwohner zählenden Dorfes Leutzsch bei Leipzig ist am l. Januar 1886 neu zu besetzen. Bewerber, welche eine Eaukion von 2000 za Hinterleger, haben, »ollen sich nnker Einreichung von LebrnSlaus und Zeugnissen bis 1. Inli dieses Jahre« hier melden. Leutzsch, am S1. Mat 1685. -er Gewetnderattz. Schmiedt. Bauplätze Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgs. G. Bekanntmachung. Die bei dem Umbau der Plagwitzer Brücke erforderlich werdenden Anstreicherarbeikcn sind an einen Unternehmer in Accord zu vergeben. Die Bedingungen sür diese Arbeiten können von unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, II. Etage, Zimmer Nr. 14, bezogen werden. Offerten sind ebendaselbst versiegelt und mit der Aufschrift: „Anstretcherarbetten zum Umbau der Plagwitzer Brücke" versehen und zwar bis zun, 24. Juni 1885, Nachmittags 5 Uhr, einzurcichen. Leipzig, am 10. Juni 1885. DeS RathS der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. Bekanntmachung. Am Morgen des 6. h. ist i» der Elster in der Nähe der Wald- straße ein weiblicher Leichnam aufgcsunden und polizeilich aus gehoben worden. Da über die Persönlichkeit der Todten bis jetzt hier Nichts be- kanni geworden, so ersuchen wir olle diejenigen, weiche eine Auskunst darüber zu geben vermögen, sich ungesäumt bei uns zu melden. Leipzig, am 9. Juni 1885. Das Polizciamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Vr. Berger. Signalement: Alter: 20—30 Jahre: Statur: untersetzt; Haare: dunkelblond: Augen: braun; Naie: spitz: Stirn und Mund: gc wöhnlich; Zähne: vollständig; Gesicht: länglich. Bekleidet war die Todie mit einem schwarzen Kleide, braunen Unicrrocke, dunklen wollenen Hemde, einer biauleinenen Schürze, einem Paare schwarzer Strümpse und LederhauSschuheu und hatte ein weißes Taschentuch, gez. äl. IV., bei sich. Nichtamtlicher Theil. Die englische Ministerkrifis. Die Krisis, welche durch die Abstimmung de» englischen Unterhauses über daS Einnabmebudget herbeigefübrt ist, nimmt ihren regelmäßigen Verlauf. Der Ministerpräsident Gladstone hat sich nach Balmoral zur Königin begeben, um ihr die Abdankung deS Ministerium- zur Beschlußnabme zu unterbreiten, und die Führer der Torypartei haben sich zur Uebernahme der Regierung bereit erklärt. Damit ist jedoch der Rücktritt Gladstone'S noch uickit entschieden, cs giebt einen Ausweg, ihn am Ruder zu erhalten, und daS ist die Aus lösung deS Parlaments. Ist die Zuversicht Gladstone'S so groß, daß er durch Neuwahlen die verlorene Mehrbeit wieder zu erlangen sicher zu sein glaubt, dann wird er der Königin diesen Sckritt anralhen; nach den Mittheilungen der „Pall Mall Gazette" ist aber darauf nicht zu rechnen; Gladstone scheint unter den gegenwärtigen Verhältnissen selbst eine Ab lösung durch ein Ministerium Salisbury zu wünschen, weil er mit College«, wie Cbamberlain. nicht mehr weiter arbeiten kann und passend« Ersatzmänner sür die zum Ausscheiden reisen Minister nicht vorhanden sind. Salisbury würde sogar leichte Arbeit finden, denn die „Pall Mall Gazette" sagt ihm schon halb und halb die Unterstützung durch die liberale Partei zu. Das wäre ein Arrangement, dessen Bortheile schließlich doch wieder Gladstone zusalleu würden. Der schlaue Fübrrr der Libc- ralen bat die Sache so eingesädclt. daß Salisbury nur die Ausgabe übernimmt, die augenblicklichen Schwierigkeiten der Lage zu überwinden, um nach Erfüllung derselben wieder Gladstone Platz zu macke». Daß diese Absicht wirklich vor handen ist, beweist die Rede, welche Dilke im liberalen Club der City gehalten bat Er legte kcu Nachdruck daraus, daß die Tories Gelegenheit bekommen mögen, das Budget, die afghanische Angelegenheit und die neue Verwaltung der drei Länder deS vereinigten Königreich- in der von ihnen an» gedeuteten Weise zu debanbeln. Allzu viel Unheil würde Salisbury mit seinem Tory-Ministerium nicht anrichten könne», denn die afghanische Frage sei bereits aus dem Puncte angelanat, daß der Friede Europas dadurch nicht mehr gestört werten könne. Gladstone würde seine Portefeuille mit der Führung der Liberalen vertauschen, bis die nächsten all gemeinen Wahlen ihn im Triumph aus den Ministersitz zurück- snhi-en würden. So gestaltet sich die nächste Zukunft in der Vorstellung der Liberalen, aber sie braucht deshalb diesem Bilve noch nicht zu entsprechen, cS können Ereignisse eintrcteii, welche der Entwickelung eine ganz neue Wendung geben, und auch diese ist bereit- zum Gegenstände von Erörterungen durch die Prene gemacht worden. Die Mehrheit, welche sich am 8. Juni gegen Gladstone vereinigte, war verhältnißmäßig gering, sie war nur um 12 Stimmen größer als die Minderheit, also verfügt Glad stone heule noch etwa über die Hälfte der Stimme», ja bei der nächsten Abstimmung könnte sich die Minderheit sogar leicht wieder in die Mehrheit verwandeln, je nach der An wesenheit oder Abwesenheit einer Anzahl Abgeordneter. Ob die Tories wirklich die Mehrheit besitzen, wäre erst noch durch zukünftige Abstimmungen zu erweilen, die zuversichtliche Haltung der Liberalen spricht eher dagegen als dafür. Welche Politik ist in England überhaupt populär? DaS ist eine sehr schwer zu beantwortende Frage. Wir glauben: eine Politik, die billig und zugleich erfolgreich ist. Die Eng länder sind weniger als irgendein Volk geneigt, für den Ruhm ihrer Nation Gcldvpser zu bringen, sie finden eS am Vortheil- haslcsten. wenn die Opfer ihrer Politik auch die Kosten tragen. Sobald Schwierigkeiten eintreten, welche nur mit bedeutendem Aufwand an Geld undMenschen zu beseitigen sind, dann weichen die Engländer muthig zurück, wie im Suva» und Centralasien. An der egyptischen Finanzsragc ist der Erfolg von 1882 zerschellt, mit einer Zähigkeit ohne Gleichen weigern sie sich, die Ent schädigung für das Bombardement von Alexandrien zu zahlen und der Zlnscnabzug sür die egyptischen Staatsgläubigcr ist sür sie eine so wichtige Sache, daß sie daraus bestehe», ob wohl alle europäische» Mächte Einspruch dagegen erheben. Die cgyptische Regierung war bereit, sich den gerechten Forderungen I Europas in der Couponaugelegenheit zu fügen, der englische Couimiffar Baring aber legte sein Veto ein nod deshalb 'nitcrdlieb die Veröffentlichung des betreffenden Beschlusses. Das ist charakteristisch für die gesammte englische Politik. Für dieselbe ist der Gelbpunct immer der ausschlaggebende. Eine kostspielige Politik hat in England stet« die Mehrheit gegen sich, gleichviel ob sie vernünftig und klug ist oder nicht. Dabei sind die Engländer aber so kurzsichtig, daß ihnen ent geht. wie inan durch rechlzeilige Ausgaben weit größere Nachtheile vcrmeiven kann. Hätte England die Bewohner Alexandriens sür die ihnen auS dem Bombardement er wachsenen Nachtheile schadlos gehalten, hätte eS die egyptischen StaatSglänbiger befriedigt, hätte es cnvlich recht zeitig eine ausreichende Macht gegen den Mahdi ausgerüstet, dann hätte eS in Egypten freie Hand, eine cgyptische und eine Suezcanal-, sowie eine Suoanfrage gäbe eS nicht und höchst wahrscheinlich würde auch Rußland noch nördlich von Merw sieben. Aber Gladstone kannte seine Landsleute und darum suckle er mit kleinen Summen auSzukommen. Die unzeitige Sparsamkeit hat sich bitter gerächt, und England wird vielleicht jetzt den zehnfachen Betrag desjenigen auswenden muffen, uni de» stuturi gno aufrecht zu erhalten, der vor drei Jabren genügt hätte, um ihm eine dominirende Stellung im Orient in verbürgen. Mit derselben Knauserei, welche der Gladstone'schen Politik die Richtung gegeben hat, muß auch der Nachfolger rechnen, jeder Aufschwung in der auswärtigen Politik wird sogleich gelälimt durch die damit verbundenen Kosten. Weshalb hält England kein stehendes Heer von der Stärke, welche seinem Betürsiiiß entspricht? Weil die Engländer die Kosten eines solchen sparen wollen, angeblich weil ein große« Heer sich mit seine» sreiheilSsreundlichen Grundsätzen nicht verträgt. Auf seine Flotte konnte sich England so lange stützen und damit aiiSkommen, als es neben Frankreich noch leine domi nirende Landmacht gab. seit aber Deutschland die Bürg schaft sür die Ausrechterhaltung des Weltfriedens übernommen hat, kann sich England nicht mehr durch die französische Armee den Rücken decken. Das mar der Zweck der ent«nw coräislo zwischen Frankreich und England, welche Napoleon Hl. so sorgfältig pflegte, daß beide zusammen die Weltherrschaft ailsüöten, Frankreich zu Lande und England zur See. DaS Jahr 1870 hat aber diesem Verbältniß ein jähcS Ende bereitet und schon damals zerriß Rußland den Pariser Vertrag zum Zeichen, daß jetzt eine neue Epoche be ginne, in welcher der Schwerpunct der Macht von Westen nach Osten verlegt werde. Der Berliner Frieve des Jahres 1878 hat dem allzu schnellen Vordringen Rußlands nach Konstantinopcl und nach Indien Zügel angelegt, und wenn England klug genug gewesen wäre, die Politik des Jahres 1878 weiter zu verfolgen, dann würde die Gruppirung der europäischen Mächte heute eine andere sein. Aber England verstand seinen Borthcil nicht, der russische Einfluß verdrängte allinälig den englischen und England würde nur kurch gigan tische Anstrengungen hierin Wandel schassen können. Zu solcher Politik fehlen aber in England alle Anknüpsiiiigspiincte. die grenzenlose Verwirrung, in welche Gladstone sein Vater land gestürzt hat. wird kaum gefühlt, die Engländer trösten sich über ihren Verlust an Einfluß durch einen Blick ans vie Karte unv snmmiren die Quavratmeilen und die Millionen von Menschen, über welche sie herrschen. Auch VaS Reich Alexander'- und das alte Rom ist zu Grunde gegangen unv am Sturze der englischen Weltherrschaft arbeiten vie Eng länder seit einer Reihe von Jahren mit größtem Eifer. * Leipzig, 12. Juni 1885. * Die „Nationalliberale Eorrespondenz" schreibt zur Partei läge: „Bei den vorigen ReickSlagSwahlcn war es die nationalliberale Partei, welche zuerst und allen anderen weit voran auf den Kampfplatz trat. Erfüllt von de», neuen Leben und den frischen Anregungen, die in die Partei gekommen, entfaltete sie einen Eifer, der in den Gegnern die Hoffnung, in den Freunden die Besorgniß erweckte, die Partei möchte „ihr Pulver zu früh verschießen". DaS bat sich nun nicht bewahrheitet, der Eifer und die Thätigkeit hielten bis zuletzt au- und die Stimmenvermchruna von 600,000 aus l Million Wähler war ein schöner Erfolg der Anstrengungen. Auch in diesem Jahr tritt die national. liberale Partei wieder weitaus zuerst in die Wahl- bewcgung. Während bei den anderen Parteien noch vollkommene Stille herrscht, haben unsere Gesinnungsgenossen allein die Wahtvorbereitungen schon jetzt in größerem Stil eröffnet. Nickt nur in Preußen, sondern auch in verschiedenen audercn Bnntesstaaten, namentlich Sachsen und Baden, stehen im Herbst vollständige oder theilweisc Erneuerungen der Volksvertretung bevor. Unsere badischen Parteigenossen haben sich in alleriüngster Zeit eine treffliche neue Organisation gegeben und mit großer Umsicht und Rührigkeit die zweckmäßigsten Veranstaltungen getroffen, welche eineu günstigen Erfolg verbürgen. Dasselbe Hasen unsere Gesinnungsgenossen im Königreich Sachsen vor Kurzem aus einer Zusammenkunft in Dresden getban. Für Preußen sind sür die nächsten Wochen in verschiedenen randestheileu größere provinzielle Versammlungen zur Be sprechung der Wahlvorbereitungen anberaumt. In der Reichshauptstadt geht dermalen nur von der national- liberalen Partei wahlpolitisches Leben au». Der Ernst und die Energie, womit unsere Parteigenossen so frühzeitig ihre Kräfte mustern und sammeln, ist im höchsten Grade auzuerkennen und gewährt gute Hoffnung, daß der Erfolg de» Anstrengungen entsprechen wird. Wir fürchten auch diesmal nicht, daß der Elser beim weiteren Fortschreiten der Wahlbcwegung erlahmen und unsere Partei sich erschöpft haben könnte, wenn andere erst recht beginnen. Indessen ist doch zu erwägen, daß un» noch nahezu fünf volle Monate von dem Wahltag trenne» werden und daß. soweit die eigent liche unmittelbare Einwirkung auf die Wähler bezweckt wird, in der Thal der Zeitpunkt der vollen Krastentsalluilg jetzt noch nicht gekommen zu sein scheint. Anders als mit dem agitatorischen Eingreifen steht eS aber »nt den organisato rischen Vorbereitungen, welche von langer Hand getroffen sein müssen, wenn sie einen Erfolg verbürgen sollen. In letzterer Hinsicht kann gar nicht frühzeitig genug Hand angelegt werden, und wir freuen unS, zu sehen, daß unsere Partei genossen rüstig bei der Arbeit sind." * Die Anlagen (Actenstücke) zu den stenographischen Berichten über die Verhandlungen des Reichstags in der ersten Session der sechsten Legislaturperiode (1884/85) sind soeben in drei starken Bänden ausgegeben worden. * Di« von der preußischen Regierung getroffenen AuSweisrngSwaßregcln den russisch-polnischen Elementen gegenüber werden i» einer hochrfficiösen Rote wie folgt er örtert: Die deutsche Presse beschäftigt sich seit Wochen sehr eingehend mit den Aiisweisungsniasjregeln, welche die preußische Re gierung gegen das rnisisch-polnische Element in den Sft- icheu Provinzen ergriffen hat, und neuerdings zeigt es sich, daß eine große Anzahl von Zeitungen, darunter auch grSgerc, sich durch Nach richten habe» dupiren lassen, als ob eine nuldcre Handhubuiig der Ausiveiiuugsmaßrcgel» eingetreten sei. So druckt auch die „Post" solgende Mntheillinq ab: „Die Ausweijungsversügung russisch-pololscher Ein wohner scheint in Westpreutzen nicht mehr mit derselben Strenge gehandhabt zu werden, wie iu der ersten Zeit. Der „Thorner Ostd. Zig." zufolge ist einigen russisch-polnischen UeberlSusern (ländlichen Arbeitern) in diesen Tage» die Nachricht schriftlich zugegangen, die preußische Behörde gestatte ihnen bis aus Weiteres den Ausenthalt im diesseitigen Landesgebiete. Darüber herrscht große Freude nicht nur bei den Ueberläuscrn, sondern auch bei den preußischen Arbeitgebern, denen eS sonst schwer fallen würde, bei der vorgerückten Jahreszeit die nölhigea Arbeitskräfte zu beschaffen." Wir sind in der Lage, aus Grund zuverlässiger Informationen, diese sowie alle ähnlichen Behauptungen als jeder thatsächlichen Begründung entbehrend zu bezeichnen. Die vo» der Regierung ergriffenen Maßregeln werden mit einer jede Ausnahme ausschließendeu Slrenge durchgesührt. Allerdings wird von verschiedenen Seiten, insbesondere von laudwirthschastlichen Kreisen bei den Regierungen und Laiidralhsänrtern um Zulassung von Exceptionen petitionlrt. Es ist a priori einleuchtend, daß den betreffenden Gesuchen leine Folge geleistet werden kann, weil eS sich um Durchführung von Maßregeln handelt, welche auS allgemeinem politischen Interesse unabweisbar sind. Man sollte doch meinen, daß die Erklärungen, welche seitens der Staatsregierung bei der am 6. Mai d. I. im Abgeordnetenhaus- zur Verhandlung gekommenen Interpellation der Abgeordneten Borowski und Genoffen, betreffend die Ausweisung der in Ost- und Wcstpreußen wohnenden, dem preußischen Staaisverbande nicht an- aehörigeu Polen, abgegeben worden sind, deutlich und klar genug für den unabweislich gewordenen Standpunkt sprechen, welchen die Regierung einnimmt. Der Minister des Innern sagte da unter Ailderm, der Regierung seien die Augen geöffnet worden über die Gefahren, die in diesen Dingen liegen, und der Vorwurf, deu man ihr machen könnte, wäre höchstens der, daß sie nicht schon lüngst eiogeschrüten sei. Er accepiire diesen Vorwurf, aber, fügte er hinzu: „wie viel schärfer müßten die Vorwürfe lein, die wir gMen uns erheben müßten, wenn wir, nachdem unS die Augen geöffnet sind, nun zusehen und mit verschränkten Armen dabei stehen wollten. (Sehr richtig I rechts.) Also ich will doch wenigstens zu Gunsten der Regierung die Behauptung aufstellen, daß wir uns jetzt bemühen, doS Versäumte »achzudolen und in einer Weise nachzuholen, daß unsere berechtigte» Interessen auf die Dauer gegen Unz»trägl>chke>ic» geschützt werde»." Aa einer anderen Stelle heißt eS: „Es handelt sich einfach ui» die wohlerwogene Rücksicht aus die Sicherheit unseres SlaaicS und aus den Fortschritt de» deutschen CuliurlebenS und -Wesens in jene» Provinzen, die seiner so dringend bedürsen Mir ist z. B. milgetheilt worden, daß aus einem Gute, ich glaube im Thorner Kreise, von 31 Arbenersamilien 28 von der Ausweisung belroffen sind. Das zeigt aber gerade, wie tief dort das Uebel sitzt, welches zu beseitigen unsere Pflicht ist. und wie sehr wir unsere Pflicht vernachlässigt laben, indrin >mr gegen jo,che ganz rxorbnaulea Zustände so lange unsere Auge» geichlvssen haben." Nachdem die Regierung so besinn»» Posnion genommen, ist es schlechterdings unbegreiflich, wie unsere Press- leichtgläubig jene Nachrichten weiter cvlportiren kann. Die AuSweisungsmaßregeln sind Lurch die Gefahren, welche in der Anhäufung deS revo lutionär-polnischen Elementes und der revolutionär- polalscheu Agitation in unseren östlichen Provinzen liegen, unzweifelhaft veranlaß». Es war Nation,ile und pairiotiiche Pflicht, so und nicht ander- vorzugeben, und die Presse, welche Anspruch aus nationale Gesinnung erhebt, sollte sich buten, die Regierung durch di« Colportage der in Rede stehenden Nachrichten zu ver dächtigen, vlS ob dieselbe daS, waS sie vor wenigen Wochen als unabweiSliche Pflicht erklärt hat, heute bereits durch laxe Praxis wieder vernachlässige. * In Angelegenheit der deutschen Hochseefischerei schreibt man der .Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" von der Nordseeküste: Während die »entsche Hochseefischerei nur von Finkenwärder und Blankenese aus mit kleinen Seqrlsahrzeogen mit glatten Böden, die mithin nur wenig feetnchtiq sind, betrieben wird, io bcberrschen die Engländer mit ihren großen Kullern, die neuerdings zur Erleichterung des Aufziehens der ichweren Schlevvnetze mit Damviwinden ver- -I l <!. ß M« ! « 1 (
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