Delete Search...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 01.02.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-02-01
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188902014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18890201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18890201
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsischer Landes-Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-02
- Tag1889-02-01
- Monat1889-02
- Jahr1889
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 01.02.1889
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
rlvlrtljsk r. 50 I.. 10.0 m. eimvermö, freundschasths s spät. Verheirat! posll. Vilvg Meder, für Vainlül tens gefertigt Miilonsl,-. I. j schäftSmann! in Schnitt», osamenten? M crn NI. hopau. Nr. »27. 9. Jalirgan». Der jeden Wochentag Abend (mit Datum de« folgenden Tage«) zur Versendung gelangende „Sächsische LandeS-Anzetger" Mit täglich einem Sxtra-Beiblatti 1. «leine Botschaft L. Sächsischer Erzähler S. Sächsische GnIchtSzeitung 4. Sächsisches Allerlei 5. Jllustrlrles Unterhalt»,igSblatt 6. Soiintqgsblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei de» Ausgabestellen monatlich 70 Pfg., bei de» Post - Anstalten 75 Psg. lPost-Zeit»»gs-Pre,sl.sür188g: Nr. 5138.) Sächsischer Llniites-Aiijeiger. Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Verlags»Expedition: Alexander Wiede, Buchdruckerei, «hemnttz» Lheaterstratze Nr. 8. Fernsprech »Anschluß Nr. 136. — Telegramm-Adresse: Landes »Anzeiger, Chemnitz Freitaff, 1. 188S. von den Hanptblättern de» „Sächsischen LandeS-AnzeigerS" erscheint (ohne dessen tägliche Extra - Beiblätter) eine billiger« Sonder-Ausgabe unter dem Titel: Chemnitzer General-Anzeige» für monatlich nur SO Pfg. mit Zutragen; außerhalb Chemnitz monatl. 57 Pf. m. Ztr. (ZeitungS-Preisliste für 188S: Nr. IS??.) Kinter-Eiskndahnfahrplanheft für Sachse». Jllustr. Kalender des Sächsischen Sandbote». Jllustrirtes Iahresbuch des Landes-Siyttgek». Pachtung empW eltMW n » 1» . »trän««. wicht gebaut, 17j nosphären Betr gut wie neu, jhnlich billig Iknmvl chstraße 7. läsoiiN 2 Pferdekraft ferner eine sei »daulpfmas, )er Expansi: , beide bestens! billigst Attzm ritz, Friedrichs Irr»« ürchdorfe ein; ! allen Realrei :it 25 Jahren^ -rei.-mrj^" e Stunde vo^ ernt, z» verka: 00 Mark. die Exped. d.H areal Kastani »tserstratze bis Preisen und dingungen ausi gii-LenIkelM m Beweise lilj »e beim Verls Galten sage :inen herzlich nde Wiltwe tchardt n. : lerwartet versis )te Frau, ui r und Schwägei :au Mm eigner. > erfolgt Donna Uhr von ders Hofes aus. chbarn, Frena^ r schuldigen ^ uernde Gattkl Kindern, raße Nr. 62. Lheatel !luß. Abonn.) der Frau Andriess« Isr in i.eipri rlkür-s. . R. Wagner. SÜisnier-üa^iesi»! fülle ttülilegek. Ab.-Vorst.). fum 2. Male: ^ >)auÄ lcten v. Girods >o» Numnier >-Anzeigers" Nt: „Sächsisä g" enthält: ncht. — Humor» rhandlmigc» es hürlngischc» La» Leipzig, Plaut« Altenburg, GeA «fragen betreffen' Neueste Nachrichten. , Wien» 30. Januar. Der „Politischen Corresp." zufolge ver- l ordnete der russische Finanzminister, künftighin bei Zollzahlnngen . Theilbeträge, welche nicht in Goldmünzen bezahlt werden können, in Silbermünzen nur mit dem jeweiligen Agio anzunehmen. Der finanzielle Erfolg dieser Maßnahme wird auf eine Million Rubel l berechnet. — Dem Organ des Herrn Ristic, der „Serbska Nezavisnost" ! ist der Postdebit in Oesterreich-Ungarn entzogen. - Wien, 31. Januar. (Drahtnachricht unseres Anzeigers.) Ein nach dem Jagdschloß Meyerling gesandter Berichterstatter des „Fremden blattes" meldet: Kronprinz Rudolph legte am Montag Mittag die kurze Wegstrecke von Baden »ach Meyerling zu Fuß zurück, vergnügt mit den Jagdgästen plaudernd. Nach der Jagd am Dienstag klagte der Kronprinz über Kopfweh und zog sich in seine Gemächer zurück, sagte auch seine Theilnahme am Familiendiner ab. Abends arbeitete - er im Schlafzimmer und schrieb mehrere Briefe. Am Mittwoch früh erwachte der Kronprinz vor 7 Uhr, läutete seinem Kammerdiener und befahl das Frühstück. Ms der Kammerdiener Vs6 Uhr das Schlafzimmer wieder betrat, fand er den Kronprinzen todt im Bette. Der Prinz von Coburg und Graf Hoyos befanden sich im Schloßhofe, als der Kammerdiener leichenblaß mit der Schreckenskunde herauseilte. Sie eilten sofort nach dem Schlaf gemach und sahen hier, daß Menschenhilfe vergebens war. Der Prinz von Coburg blieb am Sterbebett seines Schwagers und Gra' Hoyos fuhr nach Wie», um der Kaiserfamilie die Trauerkunde zu überbringen. Paris, 31. Januar. (Drahtnachricht unseres Anzeigers.) Es verlautet, Bvulanger werde der heutigen Kammersitzung nicht bei- i wohnen. In Deputirtenkreisen circulirt das Gerücht, Jouvencel werde seine Interpellation zurückziehen. Kronprinz Rudolph von Oesterreich Chemnitz, 31. Januar. Als Kronprinz Friedrich Wilhelm von seinem fürchterlichen Lei den befallen wurde, da glaubte man allgemein, daß schwerer kein großes Reich heiingesucht werden könne; ein fast noch fürchterlicherer Schlag hat das uns so eng befreundete Oesterreich-Ungarn betroffen der 31jährige Kronprinz Erzherzog Rudolph (geb. 21. August 1858), der treue Freund Kaiser Wilhelms II. und Deutschlands, ist in Maier ling bei Baden (unweit von Wien), wohin er sich zu einem Jagd ausflug begeben hatte, gestern infolge eines Schlagansalls plötzlich gestorben. Die Nachricht übt eine außerordentlich tiefe Wirkung aus, der Eindruck dieser Meldung ist ein ganz furchtbarer. Kronprinz Rudolph war ein außerordentlich liebenswürdiger und volksthümlicher Charakter, von gesunder Geistes- und Herzensbildung und einfachem Wesen. Er galt als kenntnißreicher Militär und erst im vorigen Jahre war er von seinem kaiserlichen Vater z»m General-Inspekteur der Infanterie ernannt worden. Der Verstorbene war in allen Nationalitäten Oesterreichs gleich beliebt, ohne daß es indessen einer gelang, ihn für sich zu gewinnen, um ihn anderen gegenüber auSzu spielen. Mit unserem heutigen Kaiser war er bekanntlich durch engste Freundschaft verbunden, die trotz mancher Klatschereien stets ungetrübt geblieben ist. Er war auch ein treuer Anhänger des Friedensbundes und bei seinem jedesmaligen Erscheinen in Berlin wurde er mit Jubel begrüßt. An- seiner sehr glücklichen Ehe mit der Prinzessin Stephanie von Belgien entsproß nur eine Tochter, die ^/-jährige Prinzessin Elisabeth. Am schwersten trifft die Trauerbotschaft den Kaiser Franz Joseph, dessen einziger Sohn er war. Der Kronprinz hat nur zwei" Schwestern, die Erzherzogin Gisela, Prinzessin Leopold von Bayern, und die Erzherzogivn Valerie. Kaiser Die rechte Hand. Erzählung von C. von Martine-. Nachdruck verboten. Christiana Segnra ist in Heller Verzweiflung. Ihre Mutter, eine hochadelige Dame, hatte durch die Heirath mit einem armen Maler die Gunst der Familie verscherzt; sie ist früh gestorben. Der Vater ist kürzlich in einem elenden Dachstübchen einem tiefen Leiden erlegen. Frau Grumbach, eine alte Dienerin des ..seligen" Barons, War die Einzige, die sich der hinterlassenen Tc.hlcr ainiahm, doch hatte sie mit deren vornehmer Empfindlichkeit zu rechnen. Vergeblich ^ hatte sich Christiana als Erzieherin angeboten; die Lücken ihrer Aus- "ibildung traten zu Tage; ihre letzte Hoffnung war, heute in der be nachbarten Großstadt in einem der zahlreichen Nachweise-BureauS eine Stellung zu finden. Die alte Afra Grumbach aber schaffte in zwischen Rath; sie schrieb heimlich an eine ungemein begüterte Ver wandte des Mädchens, das seinerseits stolz jede Annäherung ver schmäht hatte. Der Brief war fort; der Tag neigte sich dem Ende. Frau Grumbach wurde unruhig; denn ihre Pflegebefohlene war immer noch nicht zurück. Endlich mit hereinbrechender Dunkelheit kam Christiana. „Mein liebes Fräulein," rief ihr Frau Grumbach entgegen, „ich hatte große Sorge um Sie — du guter Gott, wie sehen Sie aus! ganz blaß und elend und nun noch gar Thränen. Na, was hat's denn ge geben? Kommen Sie und trinken Sie erst ein bischen Kaffee; sicher haben Sie den ganzen Tag Nichts gegessen?" Eilig setzte sie einige Erfrischungen vor Christiana; aber diese griff nur »ach der Schal« und trank den Kaffee, welchen ihr Frau Grumbach reichte. „Wo ich war?" sagte sie unter Thränen, „den ganzen Tag lief ich von einem Bureau in das andere, aber nirgends fand ich eine Stelle; überall wurde ich spöttisch oder mit verletzende» Worten ab- gcwiesen. Ich kann diesen Zustand nicht länger ertragen; ich bin an: Ende meiner Kraft. O, daß ich sterben könnte I" — „Das wird schon kommen, haben Sie nur »och ein wenig Ge duld, der Tod holt uns Alle, einen nach dem andern; der allein vergißt uns nie, und doch kommt er stets zu früh; es wird auch bei Ihnen so sein; Sie werden sich meiner Worte noch erinnern. Haben Sie eine Annonce einrücken lassen?" -Ja natürlich, aber ach ich habe keine Hoffnung mehr." Frau Grumbach lächelte. „Und ich habe eine recht große", sagte I fft, »doch jetzt komme» Sie, liebe» Kind, und lege» Sie sich zur! Franz Joseph war bei dem Empfang der Kunde völlig fassungs los, der schwergeprüfte Vater weinte bitterlich. Das frohe, lustige Wien war wie vom Donner gerührt, alle Festlichkeiten sind abbestellt, die ganze Stadt bedeckte sich mit Trauer-Emblemen, wie ein Schmerzensschrei ging es durch die Wiener Bevölkerung und ebenso durch ganz Oesterreich-Ungarn. In Pest, wo die Stimmung wegen der Wehrvorlage auf's Höchste erregt war, wo am Nachmittag noch Straßentnmulte stattgefunden hatten und die Kammer mit Militär zum Schutze der freien Passage der Abgeordneten umgeben war, herrscht Todtenstille. Mit furchtbarer Kraft hat die Todesnach richt allem Tagesstreit ein Ende gesetzt. — Ueber den Hergang des verhängnißvollen Ereignisses selbst meldete ein Extrablatt der offi ziellen „Wiener Zeitung" Folgendes: Der Kronprinz (welcher sich be reits am Montag mit mehreren hohen Gästen nach Maierling zur Jagd begebe» hatte) fühlte sich bereits am Dienstag etwas unwohl und wohnte deshalb auch dem Familiendiner nicht bei. Als die Jagdgäste sich Mittwoch früh versammelten und sich nach dem Krön Prinzen erkundigten, Wurden dieselben durch die entsetzliche Nachricht vom Schmerz überwältigt, daß der Kronprinz infolge eines Schlag anfalles seine edle Seele ausgehaucht habe. Wir verzeichnen noch an dieser Stelle die folgenden genauen Angaben über das Leben des Verewigten: Kronprinz Erzherzog Rudolph Franz Karl Joseph war geboren am 21. August 1858 als ein ziger Sohn des Kaisers Franz Joseph und der Kaiserin Elisabeth. Er genoß einen vielseitigen und gründlichen Unterricht, wurde am 24. Juni 1877 für mündig erklärt und trat am 23. Juli 1878 beim 36. Infanterie-Regiment in den activen Kriegsdienst, avancirte im September 1880 zum Generalmajor und gleichzeitig zum Conire Admiral. Am 6. April 1881 zum Commandanten der 18. Infanterie brigade in Prag ernannt, rückte er 1883 zum Feldmarschall-Leutnant und Vice-Admiral vor und übernahm die 2b. Truppendivision in Wien. Kronprinz Rudolph war Chef des 2. Artillerie- und eines Ulanenregiments und außerdem eines preußischen, bayrischen und eines russischen Regiments. Ein tüchtiger Soldat, ei» ausgezeichneter und eifriger Forscher auf dem Gebiete der Naturwissenschaften, stand er Jahre lang in Persönlichem und wissenschaftlichem Verkehr mit vielen Gelehrten. Die Ergebnisse seiner Studien hatte er in ver schiedenen hochangesehenen wissenschaftlichen Werken niedergclegt. Er war vermählt seit dem 10. Mai 1881 milder Erzherzogin Stephanie, Herzogin zu Sachsen, geb. zu Lacken den 21. Mai 1864, Tochter des Königs der Belgier Leopold II. und der Königin Marie Henriette, Erzherzogin von Oesterreich. Dieser Ehe entsproß eine Tochter Erzherzogin Elisabeth, geb. den 2. September 1833. Gemäß der Pragmatischen Scmction und der österreichischen Hausgesetze geht die Thronfolge nunmehr in Ermangelung direkter männlicher Erben des Kaisers Franz Joseph I. auf dessen Bruder- Erzherzog Karl Ludwig (geb. 30. Juli 1833) über. Der letztere besitzt 3 Söhne, nämlich: 1) Franz Ferdinand (geb. zu Graz am 18. Dezember 1863); 2) Otto Franz Joseph (geb. zu Graz am 21. April 1865); 3) Ferdinand Carl Ludwig (geb. am 27. De zember 1868. — Der zweite noch unvermählte Bruders des öster reichischen Kaisers ist der am 15. Mai 1842 geb. Erzherzog Lud wig Viktor. Zu den nächsten männlichen Angehörigen des österr. unzar. Regenten gehören überdies noch dessen Oheim, der am. 3. August 1817 geborene Erzherzog Albrecht, Feldmarschall und Generalinspektor des k. k. Heeres, ferner die Erzherzöge: Leo pold, geb. am 6. Juni 1823; Ernest, geb. am 8. August 1824; Sigismund, geb. am 7. Januar 1826; Rainer, geb. am 11. Januar 1827; Wilhelm, geb. am 21. April 1827; Heinrich, geb. am 9. Mai 1826; Joseph, geb. am 2. März 1833; Fried rich, geb. am 4. Juli 1856; Carl Stephan, geb. am 5. Sept. 1860; Eugen, geb. am 21. Mai 1863. Ruh; Sie sind ja gänzlich erschöpft." Sie war ernstlich besorgt über die bleiche Miene des Mädchens und fürchtete, daß sie noch krank werde. Christiana saß die folgenden Tage immer am Fenster und wartete auf den Briefträger, aber jedesmal ging er am Häuschen vorüber. „Jetzt kommt keine Nachricht mehr," seufzte sie, „Gott hat mich vergessen, ich weiß mir keinen Rath." Die Befürchtungen Frau Grumbachs erfüllten sich; Christiana wurde krank und lag mehrere Tage zu Bett. Einmal wurde die Klingel gezogen, es war um die Zeit, in welcher der Briefträger gewöhnlich kam. Christiana sprang auf und äh über die Treppe hinab, richtig, er brachte einen Brief. „Himmel endlich, endlich, jede Stelle, die mir geboten wird, werde ich nehmen; chnell, schnell, Frau Grumbach, was ist es," rief sie. „Ein Brief an mich", erwiderte diese uns ging in die untere Stube hinein. „Ach Gotti wieder nichts", seufzte Christiana und legte sich in ihr schmales Bett zurück und weinte bitterlich. Endlich kam Frau Grumbach herauf, sie glänzte förmlich vor Freude und konnte sich nicht enthalten, das junge Mädchen auf die Stirn zu küssen. Dann nahm sie den einzigen alten Sessel, der im Zimmer war, und setzte ich neben Christiana. „Sehen Sie", sagte sic, „Gott hört uns doch, wenn wir es auch nicht mehr glauben; wo die Noth am höchsten, ist er am nächsten, dies habe ich in meinem ganzen langen Leben erfahren. Sie sehen» daß Sie keinen Platz bekomme», und wenn Sie einen erhalten» so werden Sie, wie ich Sie kenne, nicht lange aus harren. Da erhielt ich aber heute einen Brief von Ihrer Großtante." „Was!" ries Christiana, „die Großtante hat geschrieben?!" „Ja und sie hat auch gleich Ihren Wunsch erfüllt, sie hat die Schulden, welche Sie so drückten, bezahlt, überreichlich bezahlt, und wenn es nicht die Schwester des seligen Barons wäre, müßte ich das Geld zurückschicken. Aber sehen Sie, wir Dienstboten vom alten Schlag, wir fühlen uns, verzeihen Sie mir die Freiheit, örmlich mit unserer Herrschaft verwandt, da schäme ich mich nicht, ein Geschenk anzunehmen." „Weiter, weiter, was schreibt sie denn? — weiß sie von dem Hinscheiden meines Vaters? — weiß sie, daß ich bei Ihnen lebe? und daß ich so verlassen und elend bin?" — „Alles weiß sie und noch mehr, denn sie weiß daS Richtige zu treffen. Sie sind ein Glückslind, Fräulein Christiana, und thu», als ob die Welt keinen Fleck für Sie hätte. Sie haben eine mächtig Politische Rundschau. Chemnitz, den 31. Januar. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm wurde durch die ihm am Mittwoch Nachmittag gewordene Kunde vom Tode des österreichischen Kronprinzen außerordentlich schmerzlich betroffen. Der Kaiser zog sich in sein Arbeitszimmer zurück und blieb längere Zeit allein. Der Kaiser hat die Absicht, selbst nach Wien zur Beisetzung zu reisen; sollten Schwierigkeiten wegen dringender Regierung-geschäfte eintreten, so vertritt ihn der Prinz Heinrich. — Die marokkanische Gesandt schaft, welche dem Kaiser als Geschenk des Sultans prächtige Pferde überbringt, ist in Berlin eingctroffe». Der Botschafter hat sich im Hotel Kaiserhof ganz nach marokkanischer Weise eingerichtet, sogar seine eigene Küche erhalle», in welcher die Speisen nach morgen ländischer Art zubereitet werden. — Prinz Wilhelm von Württemberg hat am Mittwoch im Auf träge des Königs Karl mit einer Thronrede den ncugewählten württembergischen Landtag eröffnet. In derselben wird besonder» hervorgehoben, daß sich die Finanzen in Folge des Eintrittes Würt tembergs in die Branntweinsteuergemeinschaft des Reiches ganz er heblich gebessert hätten. Es können deshalb auch größere Mehrauf wendungen für gemeinnützige Zwecke und bei den Gehältern gemacht werden. Angekündigt wird eine größere Zahl kleinerer Vorlagen. — Der Reichstag hat am Dienstag, während zu gleicher Zeit im preußischen Abgeordnetenhanse beider EtatSderathung eine Debatte über die Getreidezölle stattfand, die ostafrikanische Vorlage i» zweiter Lesung angenommen. Von der freisinnigen Partei stimmten für die Vorlage die Abgg. Goldschmidt und Siemens, alle klebrigen dagegen. Die Centrumspartei ist geschlossen für das Gesetz eingetreten. Haupt mann Wißmann hat sofort seine Vorbereitungen begonnen, doch dürfte die Abreise nach Zanzibar erst am 9. Februar erfolgen, bis wohin auch die deutschen Begleiter Wißmann's ausgewählt sein werden. Wenn überhaupt eingcgrisfen werden soll, so ist hierfür Eile geboten, da die Araber neue Angriffe auf die deutschen Stationshäuser ver sucht haben. Die Verhandlungen über die Freilassung der gefangenen Missionare dauern fort. — In Berliner leitenden Kreisen, so wird der „Nat.-Ztg." mit- getheilt, schreibt man der Wahl Bonlangers zum Abgeordneten von Paris eine besondere Tragweite nicht zu und hält die Politische Lage dadurch in keiner Weise geändert. Namentlich hält man die Lebens kraft der französischen Republik durch die Wahl in Paris keineswegs in Frage gestellt und lehnt eine „tragische Betrachtung" der dortige» Vorgänge durchaus ab. Die Aussichten des europäischen Frieden»' werden fortwährend als im hohen Grade befriedigend betrachtet. — Die Ansicht, daß die nächsten Reichstagswahlen schon im Herbst dieses Jahres stattfinden sollen, scheint immer mehr Boden zu gewinnen. In mehreren Berliner Wahlkreisen ist von den Parteien bereits beschlossen worden, demnächst schon in die Wahlbewegung ein- zntreten. — An Kaisers Geburtstag ist cs zu einer heftigen Schlägerei zwischen Unteroffizieren und Sergeanten der in Münster garnisonirende» Kürassir- und Fcldartillcrie-Regimenier gekommen. Nach der „Köln. Ztg." wurde ein Soldat schwer, mehrere leichter verwundet. Zwischen den Regimentern besteht schon seit längerer Zeit eine gewisse Reibung» die häufig bereits zu Thätlichkeite» geführt hat. Oesterreich-Ungar». Die Verhältnisse in Pest sind recht un' gemüthlich. Die Regierung hat zwar die prinzipielle Annahme der Wehrvorlage »ach zahllosen Skandalen im Parlament durchgesetzt, aber die Stimmung der Bevölkerung bleibt dem Gesetze wegen seiner strenge» Bestimmungen sehr abgeneigt. Am Dienstag, wie am Mittwoch haben Straßenskandale stattgefunden, welche das Auftreten der bewaffnete» Macht theilweise erforderlich machten und die Ver, reiche Verwandte, sind die einzige Erbin und wolle» das Glück nicht einmal annehmen." „Geben Sie mir den Brief; ich möchte ihn lesen." Frau Grumbach zauderte. „Ich habe ihn unten gelassen," sagte sie, „Sie können ihn wohl lesen, aber vorher müssen Sie mir ver sprechen, vernünftig zu sei», ich bitte Sie um Gotteswillen, bedenken Sie, was Sie thun. Sie sind die einzige Erbin der Baronin; ich kenne genau die Familie, das heißt, ich meine, Sie sind die nächste Verwandte. Das Schicksal hat es so gefügt, daß Sie zu der Baronin kommen dürfen, wenn Sie nur wollen. Denken Sie doch an Ihre Mutter selig; diese würde Ihnen gewiß rathen, die hilf reiche Hand Ihrer Großtante zu ergreifen ; stoßen Sie doch nicht in Ihrem Eigensinn ein so großes Glück von sich; wollen Sie Ihr ganzes Leben in Armuth verbringen? Sie hatten bisher noch keine Idee von dem wirklichen Elend, denn Sie haben noch stets ein Dach über dem Kopf gehabt; cs giebt aber viele Menschen, die nicht ein mal das haben. Bei Ihrer Großtante winkt Ihnen Ehre, Reichthum und Glück, um des Himmelswillen, nehmen Sie es an." „Wenn mir die Großtante die Hand bietet," sprach Christiana ernst, „muß ich sie nehmen; es war thöricht von mir, daß ich sie nicht schon längst bat; die Noth hat meinen Eigensinn gebrochen; möge mein Vater es mir verzeihen. Denn ich mußte gestern sehr viel erdulden und sehe jetzt ein, daß Sie Recht haben. Ich kann nichts, habe nichts gelernt, bin schwach und unfähig, mir selbst zu helfe». O bitte, holen Sie mir den Brief." Frau Grumbach erfüllte ihren Wunsch, indem sie den Brief holte. Die Schrift war fest und kräftig, wie die eines Mannes, der Inhalt folgender: „Beste Afra! Ich war sehr überrascht über Ihr Schreiben. Möge die Erde dem Manne leicht werden, der meine Nichte in's Elend brachte. Was Sie mir von meiner Großnichte mittheilen, hat mich besonder» ergötzt; doch wie die Sache steht, ist es meine Pflicht, das Mädchen zu mir zu nehmen; denn Sie wissen, daß in unserm Hanse, in dem Sie viele Jahre treue Dienste leisteten, über Alles die Pflicht geht. So will ich also auch meine Schuldig keit bei Ihnen entrichte». Erstens meinen ausrichtigen Dank für Alles, was Sie an dem Kinde meiner Nichte Gutes thaten; zweiten» die Bitte, diese kleine Summe, die ich beifüge, von mir anzunehmen. Was meine Großnichte betrifft, so schicken Sie das Mädchen sofort bis Endorf; schreiben Sie mir aber den bestimmten Tag; denn dort wird der Wagen meine Großnichte erwarten. Christiana, Freifra« von Binsenroth aus Wolssteiu." Fortsetzung folgt.
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview