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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.09.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-09-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188409201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840920
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840920
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-09
- Tag1884-09-20
- Monat1884-09
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.09.1884
- Autor
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Erste Seilagt M Qipstger Tageblatt und Anzeiger 281. Sonnabend dm 20. September 1884. 78. IÄMüNg. König Humbert in Neapel. * Die italienische Nation zeichnet nickt allein eine große Vaterlandöliebe. sondern auch ein stark auSgeprSAter Gemein- sinn aus, wie wir einen solche» nur selten bei emem anderm europäischen Volke finde». Diese schätzenSwerlhen Eigen schaften beschränken sich in Italien nicht etwa aus einzelne Gcsellschast-claffeu. sie umfasten vielmehr die gesammte Nation, deren höhere, durch Geburt. Rang und Vermögen ausgezeichnete Schichten dort dem eigentliche» Volke viel näher stehen, al» in anderen Ländern. Der Adel und die übrigen bevorzugten Kreise Italien» verschmähen e» durchaus nicht, mit dem eigentlichen Volke zu verkehren, seine Feste und Belustigungen werden stet» von den höheren Ständen besucht, denen ein exclusive» Kastenwesen, wie es anderwärts herrscht, völlig unbekannt ist. Freilich ist auch der italienische VvlkScharakter ein ganz eigenartiger, der eine» solchen Ver kehr mit den höheren Ständen wesentlich erleichtert. Selbst die ganz bildungSloscn Kreise de» italienischen Volke» besitzen eine gewisse L-iirde, Liebenswürdigkeit und einen natürlichen gesellschaftlichen Schliss, Eigenschaften, welche sie im Vereine mit der schönen, wohlklingenden Sprache den Gebildeten von selbst näher bringen müssen. Diese unbestreitbaren Vorzüge de» italienischen Volke» fallen sofort jedem Fremden aus, zumal solchen, die aus dem Norden kommen. Was den schon erwähnten großen Gemeinsinn der Italiener belrifsl, so thut sich dieser selbstverständlich vor Allem bei Gelegenheiten und Anlässen hervor, welche sich auf da» ganze Land beziehen. Die Theilnahme der gesammten Nation, von ihren obersten Spitzen bi- zu den Bewohnern ärmlicher Hutten herab, äußert sich alSdann in wirklich hochherziger, bewunderungswürdiger Weise, welche natürlich nicht verfehlen tan», im gesammten Auslande hohe Achtung und Bewunde rung zu erregen. Ei» solcher Anlaß zur Betätigung de» Gemeinsinnes und der Teilnahme der gcsaminten Nation liegt in Italien auch wieder gegenwärtig vor. Leider ist dieser Anlaß dies mal ei» dusterer, ja erschütternder. Die Cholera wnlhet fast im ganzen Lande und fordert, zumal in dem herrlichen, sonst so lebensfrohen Neapel täglich viele Hundert Opfer. Die schöne Stadt gleicht einem großen Kirchhofe, der öffentliche Verkehr stockt, die Kaufläden sind zumeist^ geschlossen. Durch die verödeten Straßen ziehen nur Processionen, die Priester voran, düstere Psalmen singend, und halte» vor de» aus Len Straßen errichteten Altären, um zu Gott um Abwendung der schrecklichen Scnche zu beten. Ueberall begegnet man Bahren mit Erkrankten oder Wagen mit Gestorbenen, deren Zahl sich von Tag zu Tag in erschreckender Weise steigerte. Sainmtliche HoSpitäler Neapels sind von Cholerakranken überfüllt, e» mußten zwei große Casernen und andere öffentliche Gebäude für die Erkrankten eingerichtet werden, kurz, die ganze Stadt bietet ein herz zerreißendes Bild des Jammers und der Verzweiflung. Aber inmitten dieser Schrecken blickt ganz Italien auf seinen hochherzigen, tapferen König, der aus die erste Nach richt von der bedrohlichen Zunahme der tückischen Krankheit in Neapel mit seinem Bruder, Prinz Amadeo, Herzog von Aosta, und dem greisen Ministerpräsidenten Depretis unter der entsetzten Bevölkerung der Stadt erscheint, um überall, mit der denkbar größten Selbstverleugnung, Trost und Hilf« zu spenden. Von früh Morgen» bi» spät Abend» besucht« der König mit seiner Umgebung alle HoSpitäler, sowie die von der Seuche zumeist heimgesuchten Stadttheile und wurde nicht müde, in das erschütternde Unglück, welches die Stadl betroffen, tröstend, helfend und rettend einzugreisen. Die Bevölkerung Neapels hat diesen bewundernSwerthcn Heldenmuth ihre» Königs mit unbeschreiblichem Enthusiasmus ausgenommen. Sofort bildeten sich überall Vereine, um den von der bösen Krankheit Befallenen Hilfe und Pflege zu bringen. Der Adel dcS Landes, die wohlhabenden Bürgerkrcise und die einfachen Leute de- Volkes reichen sich überall wetteifernd die Hände, um an dem opsermuthigen, edlen NeltunqSwcrke theilzunchmcn. Die Blicke der gesammten italienischen Nation richten sich aber vor Allem auf ihren erhabenen König Humbert, der durch sein Erscheinen und längere- Verweilen in dem von der Seuche so schwer heimgefuchten Neapel nicht allem sein eigene» Volk zu Verehrung und Liebe begeistert, sondern auch üi hohem Grade die Bewunderung de» übrigen Europa» erregt hat. Nachdem König Humbert in Neapel gethan, wa» ein Monarch und wa» menschliche Macht einem so schrecklichen Ereignisse gegenüber überhaupt zu thun vermögen, ist er von dort abgereist und im besten Wohlsein in Monza eingetroffeu. Seine Reise dahin glich einem wahren Triumphzuge. Aus allen Stationen, wo der königliche Zug hielt, erwarteten diesen zahllose VolkSmaflen, welche den König mit den brau senden Zurufen: „Lvrivn U puärs cksUn p»tri»I Lvviv» Savoi»!^ empfingen. Mit einem Worte, der Enthusia«mu», der für König Humbert gegenwärtig in ganz Italien herrscht, ist ein geradezu unbeschreiblicher. Mau kann auch em Volk nur aufrichtig beglückwünschen, welche» rinm solchen König besitzt. Haupt-Lonfereiy der Lehrerschaft -es Illspeclionsbezirkes Leipzig-La»-. * Gohlis, 18. September. Heute tagte in der Aula unserer Schule die über 400 Tbeilnehmer zählende Haupt-Conserenz der Le hrerscha st de» Inspektion» bezirke »Leipzia-Land, welcher auch die Herren Superintendent vr. Michel und Schulratb vr. Hempel beiwohnten. Dieselbe wurde mit dem Gesänge „O heil'ger Geist, kehr' bei un» ein" eröffne», woraus eine einleitende Ansprache des Vorsitzenden Herrn Schulrath vr. Kühn folgte. Der- selbe begrüßte zunächst die Versammlung und dankte in herzlichen, ergreifenden Worten ollen Mitarbeitern am Werke der Jugend- erziehung. »hat sodann einen sachmännischeu Rückblick, in welchem er besonder« betonte, daß seit Inkrafttreten de» neuen Schulgesetze- nun zehn Jahre verflossen seien, in welchen da« bezeichnete Gesetz wohl «m Pttncip dasselbe geblieben sei, aber mancherlei Erweiterungen rrsahren habe. L» find 32 neue Schulhäuser, 17 An- und Umbauten mit einem Kostenaufwand von ca. 2 Millionen Mark hergestellt worden, die gegenwärtig im Bau befindliche» weitere» S Neubauten kosten mehr -l« 500,000 ^l Die Schülerzahl ist von 20,000 auf 32,000 ge- stiegen, wozu noch 3000 Fortbildung-schüler kommen, die Zahl der Lehrer stieg von 223 aus 416. Im Jahre 1874 kamen auf einen Lehrer durchschnittlich 91 Kinder, jetzt hat ein Lehrer durchschnitt lich unr 79 zu unterrichten. Die Zahl der einfachen Volksschule» iß von 88 aus 83 gefallen, die der mittleren von 7 aus 14 gestiegen. Der Durchschuitt-gehalt der ständigen Lehrer erhöhte sich von 1490 ^4 aus 1650 und wen« mau da» Nebeneinkommen hinzu- rechnet, «ns 1700 ^l Die ungerechtfertigten Schulversäumnisse de- trugen pro Kind 1874/75 5, im letzten Schuljahr nur 1 Tag. Der Tnrnuuterricht ist in 60 Schulen, der Unterricht tu de» Nadelarbeite» in 74 Schule» eingesührt. Nach verschiedenen anderen interessanten statistische» Notizen ging Redner aus die Schularbeit ein und bemerkte, daß seiten« der Lehrer schaft mit Treue und Hingebung in den einzelnen Tirciplinen ge arbeitet wrrde. Kinder, welche da» Ziel nicht erreiche», kommen fast gar nicht mehr vor. Auch in der Fortbildungsschule müsse die liebende Hingebung der Lehrer anerkannt werden. LS herrsche ein Geist der Zucht und Ordnung in unseren Schulen; nnr müsse da» vand »wischen Hau» und Schule immer gepflegt werden. Auch die Kirche üb« ihren wohlthätiaen Einfluß aus die Schule. Treue Helferinnen seien ferner: die Schrebervereine, Rettung«, und Kinder- bewahranstalteu, Ki»dergotte«dienstr re. Redner dankte hieraus ollen «ttwirkeuden Faktoren und schloß mit einem Ausblick zu Gott, der ßn wirke Velde», da» Molle» und da» vollbringen. Hieraus folgte der angezrigte Vortrag de» Herrn Schuldirektor Kuuze-Thonberg „über pädagogische» Takt." Dieser fei die auf dem Gefühl für da« Schickliche beruhende Eigenschaft, da« pädagogisch« Thun in gerechter und liebevoller Weise der Indivi dualität der Kinde«, wie den gerade vorliegende» besonderen Um stände» genau aazupasse». Bezüglich der Bedeutung und de« Werthe» schütz« der pädagogische Taft da« Kind vor ungerechter Be- Handlung; nur mit ihm könne da» BildungSziel im Lind« möglichst vollkommen erreicht werde», während der Lehrer vor mancherlei Unannehmlichkeiten bewahrt bleib« und sich damit viel Angenehme« verschaffe. Die Aneignung der bezeichnete» Eigenschaft geschehe seiten» det Lehrer- durch fleißige- Jnsich- und lernbegierige« Unifich- schauen, von einer Debatte über den wohldurchdachten und mit allseitigem Beifall ausgenommenen Vortrag wurde abgesehen. — Mit einem weitere» zeitgemäßen Bortrage wurde die Versammlung durch Herrn Lehrer Rank-Sonnewitz erfreut. Derselbe behandelte in eingehender Weise die Frage: „Woraus haben di« Lehrer zu achten, um eine deutliche, gefällige und geläufige Handschrift in der Volksschule zu erzielen?" Rach einer kurzen Debatte und ver« schiedeneu amtlichen Mittheilungen de» Vorsitzenden schloß die Lonsereuz mit dem Gesäuge de» Liede«: „Laß mich Dein sein und bleiben." Daran knüpfte sich ein einfache«, mit Toasten gnvürzte- Festmahl im Schillerschlößchen. Aus -rm Dresdner Ltadtverordneten-Saale. -s Dretden, 18. September. In der heute Abend stattgehabten Sitzung de- hiesige» Stadtverordnelen-Collegium- beschäftigte man sich zunächst mit der Wiederbesetzung der beiden noch nicht besetzten, am Schluffe de« Jahre« zur Erledigung gelangenden un besoldeten Rath-stellen. Der Wahl-AuSschiiß hatte eine An- M Wahlvorschläge gemacht. Unter den Vorgeschlagenen befanden ich in erster Linie da« ausscheidende Rath»mitglikd Vr. weil.Meng und der Stadtverordnete Seminar-Oberlehrer vr. Blochwitz, während erst an siebenter Stelle der zur bekannten Opposition gegen den Rath zählende Stadtverordnete vr. weck. Schumann vor- geschlagen war. Von Seiten de« Stadtverordneten Rechtsanwalt Gerth-No- ritzsch wurden die Stadtverordneten vr. Blochwitz und vr. Schu- mann zur Wahl besonder« empfohlen. Stadtverordneter Hoflieferant Thiel erinnerte daran, daß wenn man den vr. meck. Schumann wähle, so hieße da« dem Stadtrelh den Fehdehandschuh Hinwersen; denn vr. mack. Schumann sei Schuld daran, das, der Stadtralh in den Sitzungen de« Collegiums nicht mehr erscheine. Der Stadtverordnete Baumeister Hartwig schic» dem Genannten die« zweifelhafte Verdienst streitig machen zu wollen, indem er der Bemerkung de« Stadtverordneten Thiel ein lautes ,,Lho!" ent gegensetzte. Au« der Wahl gingen schließlich Stadtralh vr. meck. Meng und Stadtverordneter Vr. Blochwitz hervor. Der Letztere kenn zeichnet« seinen Standpunct, den er im jenseitige» Collegium ein- nehmen werde, und bemerkte dabei, daß er im Stadiv-rordneten- Saale nicht der gesunden Opposition entgegengetreten sei, sondern daß er nur die ungehörige Form zu tadeln gehabt habe, in die man von gewisser Seite verfallen. Stadtverordneter Baumeister Hartwig fühlte sich durch diesen Vorwurf gegen die Opposition offenbar getroffen, denn er ergriff sofort da- Wort und erklärte, daß die getadelte Form sich mildern würde, wenn vom Rathe mehr Entgegenkommen gezeigt werde. Bon den sonstigen BerathungSgegenständen war nur noch einer geeignet, da« Interesse weiterer Kreise in Anspruch zu nehmen. ES war die- der Bericht de« Rechts-Ausschusse«, die lieber »ah me eine« Theile« der Druckkosten der im „Dresdner Anzeiger" zur Ver- öfsentlichung gelangenden amtlichen Berichte über die Stadtverordneten- Sitzungen aus die Stadtcasse betreffend. Di« im AmtSblatte de« Rathe« zum Abdruck gelangenden amt- lichen Berichte über die Sitzungen de« Collegium- haben in neuester Zeit ein« bandwurmartige Länge angenommen, weil der in Opposition gegen den Stadtrath getretene neue Finanz-Ausschuß jenen Berichten seine langathmigen, mitunter höchst einseitigen und mit den schroffsten Angriffen gegen de» Rath und dessen Geschäftssührung dnrchspickten Gutachten einverleibte, wodurch die Druckkosteu de« „Dresdner Anzeiger»" ungebührlich vertheuert wurden. Nach dem zwischen der unter der Verwaltung de- Raths stehenden „Güntz'schen Stiftung", als Sigenthümerin des „Dresdner Anzeiger«", und der Vertretung der hiesigen Stadtgemeiade abgeschlossene» Ver- trage ist der „Dresdner Anzeiger" jedoch nur verpflichtet, „Aus züge au- den Protokollen der Stadtverordneten" un entgeltlich auszunehmen und der Stadtralh hatte daher beschlossen: „fernerhin den Aufwand, welcher durch unentgeltliche Ausnahme der Berichte über die Stadtverordnelensipungen in dem „Dresdner An- zeiger" erwächst, nur nach Höhe von 10 Bogen de- Blattes aus die Stiftung zu übernehmen, den erwachsenden Mehraufwand aber nach dem Selbstkostenpreise für Papier und Druck von der Stadtcasse übertragen zu lassen". Dir Darstellung der Sachlage seiten« de- vom RechtSau-schusse bestellte» Referenten Stadwerordneteu Hotelier Lingke war eine sehr oberflächlich« und einseitige, und nur dethalb erscheint r« er klärlich, wenn da« Lollegium nach dem Votum de« Referenten zu de« Beschlüsse gelangte: „dem Beschlüsse d«< Rath«- di« Genehmigung zwar zu ver sagen, den Rath jedoch, ohne sich zur Zeit über die Au-legung der fraglichen vertrag-bestimmungen schon schlüssig machen zu wollen, zu ersuchen, e« bei der bisherigen Gepflogenheit auch ferner bewenden zu lassen". Schließlich beschäftigte sich da« Collegium in geheimer Sitzung mit der Vorbereitung der vom Rath« wiederholt erinnerten Wohl für die ueubegrüudete Stelle eine-besoldeteu Rath-mitglirde«. von Leipzig nach Lößnihgrun- uu- Jag-schloß Morihburg. ? Dresden, 17. September. Für diejenige» geehrten Leser dr< „Leipziger Tageblatt«»", welch« bei dem letzigeu schönen Herbst- Wetter eine» lohnenden Au-flug aus der neue» Secundärbahn Radebeul-Radrburg zu unternehmen beabsichtigen, um dem herrlich gelegenen Lößuitzgrunde mit seinen vielen idyllischen Ratursckün- beiten, oder aber de« teichumkränztea altchrwürdiqen Jagdschloß Moritzburg mit seinem prächtigen Wildpark einen Besuch obzustatten, dürste der Hinweis am Platze sei», daß vou Leipzig au« der direkte Anschluß au di« neue Linie nur mit dem früh 5 Uhr 5 Minuten von Leipzig nach Dresden abgehenden Zuge zu suche» ist. welcher kurz nach 8 Uhr in Radebeul eintrifft, so daß man den von dort 8 Uhr 20 Mia. vorm, abgehenden ersten Zug erreicht. Aus der neue» Linie Radebeul-Radeburg verkehren überhaupt folgend« fahrplanmäßige» Züge: Absahrt Radebeul 8 Uhr 30 Min., 2 Uhr 1b M n., 8 Uhr 4L Min., und Ankunft Radebura 9 Uhr bl Mia., S Uhr 4« Min., 10 Uhr 1b Min., Abfahrt Radebura 6 Uhr, 11 Uhr S Mia., 6 Uhr 3b Min., und Ankunft Radrbrnl 7 Uhr SO Mi»., 1» Uhr 3b Min., 8 Uhr 6 Min. Außerdem sind speeiell für den verkehr zwischen Radebeul-Moritz- burg bi« aus Weitere« zwei Exlrazüge eingelegt worden, die von Radebeul um 12.45 Nachm, und 4.1 Nachm, abgelaffea werden «ad Moritzburg »ach einer Fahrzeit von 40 Minuten erreichen. Die Tour von Leipzig nach Moritzburg und zurück kan» bequem in einem Tage zurückgelegt werden, wenn man ob Leipzig den Frühzug b.b benutzt, so daß mau in Moridbnrg 9.11 vorm eintrifft. Da hat mau den ganzen Tag vor sich, um Moritzburg und seine schöne Umgebuna, da« Jagdschloß mit feinen vielen Sehenswürdigkeiten, de» Hirlchgarlea, de» Saupark, dir Fasanerie »c. in aller Bemüth-ruhe zu studire», ohne darüber dir nöthig« Zeit znr leiblichen Erquickung zu verlieren. Zur Rückfahrt benutz« man den von Moritzburg 7.21 Abend» abgehenden Zug, welcher in Radebeul 8.6 Abend« rinlrifft. vou da au« hat man alle halb« Stunden Gelegenheit, in wenigen Miaute» Dresden z» erreiche», um von hier au« die Rückreise »ach Leipzig anzutreteu. Die Unbequemlichkeit, bei der Rückfahrt de» kleiuen Umweg über Dresden zu machen (Tourbillet nur 25. TageSbillet 3b Pfennige) iß dr-halb unvermeidlich, weil dir nach Leipzig verkehren den Abendzüge in Radebenl nicht anhalte». Diesem Uebelstaud« dürste bei der Feststellung de« nächste» Sommersahrplane« der Staatl- bahnen zuversichtlich abgeholsen werden, von Dre-den an« bat au z. g. natürlich viel mehr Anschlüsse an bi« »ene Schmalspurvah». Zur Orientiruna über Moritzbnrß bien» Folgend«»» Da« alte Jagdschloß Moritzbnrg littst mitten t» frühere» B»rg- graseawalde, erhebt sich aus einem Felsen al« es^ gtz« Bruch- nnv Sandsteinen aufgesührte« massive« Gebäude von auadratischer Form und ist umgeben von umfänglichen fischreiche» Teichen. An den vier Ecke» de« Schlosse« befinden sich frei vom Boden aussteigende runde Thürme mit Kuppeldächern und kleinen Thürmchen, sogenannte Laterne», ol« Spitzen. Der ganze stattliche Bau ruht aus einer hohen, steinerne» Terrasse von großen Quadern, welche mit steinerne» Balustraden versehen ist und nach allen vier Seiten im weite» Rundbogen vorsprwgt. Zu dem Eingang«, und Au«gang«thore führen breite mit Ballustradeu, Basen und Statuen geschmückte Auf fahrten. Aus der rechten Seite de« Schlöffe« steig« man aus kolossaler, zweiflügeliger Freitreppe in den nach altsranzösischer Manier mit ge- schorenen Hecken, Pyramiden und Baumgängen angelegte» Schloß gatten hinab; die linke Seite iß durch den späteren Anbau einer Capelle mit achteckigem, nicht zum Stile de« Ganzen passenden Thurm entstellt. Eine Wetterfahne, in Form eine« Kometen, ziert da« Dach. Je sechs unter dem Dachgesim« an den Hauptsronten angebrachte natürliche Hirschgeweihe auf hölzernen Köpsen und zwei da« Hüfthora blasend« Iägergestaltea au« Sandstein aus de» unteren Pfeilern der vorderen Ausfahrt deute» den Charakter und die Bestimmung be schlösse« an. Eine enorm« Menge größerer and kleinerer Wohn- räume sind in demselben enthalten, über zweihundert Zimmer, groß« Borsäle und nickt weniger al« vier Prunksäle, welche durch zwei Stockwerke hinaufrcichen. Mehr al« sünshundert Fenster schauen vou der Höhe der Steinterrasse aus den Gatten, da« Wasser und den von allen Seiten herantretendea, au« Eichen, Birken, Buchen und Kiefern bestehenden, eine Fläche vou mehr al« siebenhundert Ackern bedeckenden Wald. Den Bau diese« Jagdschlösse« begann der tapfere und feurige Kurfürst Moritz, al- er noch Markgraf von Meißen und Herzog zu Sachsen war. Sein Bruder und Nachsolger Kursürst August (Vater August) setzte den Bau fort, aber erst Christian I. vollendete ihn 1589, nachdem über vierzig Jahr« au der Herstellung de« Schlosses gearbeitet worden war. Johann Georg l., der „sächsische Nimrod", wie er treffend ge nannt worden ist, vergrößerte das Schloß durch den Anbau neuer Seitenflügel und sein Sohn baute die unschöne Capelle an. Johann Georg Hl. verdankt das Schloß den Brunnen und die Idee zur Anlegung der vier Eckthürme, zu denen er trotz seiner Kämpfe mit den Türke» den Grund graben ließ. Der vierte Johann Georg endlich, der gleich seinen Vorgänger» oft und gern aus der Moritz- bürg weilte und große Jagdscste veranstaltete, ließ zu den vor handenen zwei Stockwerke» noch ein dritte« aussctzen und an den Ausfahrten die Sculpture» aiibringe». Auch alle folgende» sächsischen Fürsten, bis aus König Friedrich August II. herab, brachten an der Moritzburg größere oder kleinere bauliche Veränderungen an, wodurch sie im Laufe dreier Jahrhunderte mannigfache Wandelungen erfuhr; die glänzendste Epoche des Schlosses aber sällt in die Regicruugszeit der beiden Polenkönige Friedrich August II. und lll. Welche Feste hat damals das Jagdschloß nicht gesehen? Ritterspiele, Caroussels, Tainenringelreniie», Masken bälle, Fack.lläuze, Göiterauszüge, Neptui öfeste, Saturn-feste und Tiaueiiskste. An den letzteren fand August der Starke besondere» Geichmack, so daß er Morihburg sogar in „Dianeiibnrg" u»itauste; später naiinte er es auch „ineuln lurtunata" — glück.iche Insel. Freilich kostete die prachtvolle Ausstattung der Diaaenburg den erschöpften Lande Millionen; da- aber war für diesen prunk- und vergnügungssüchtigen Fürsten kein Grund, sich eine Bequemlichkeit, eine Unterhaltung zu versagen. Noch jetzt sind in verschiedenen Räumen die kostbaren Ledertapeten vorhanden, zeugen die Gemälde, Möbel und die gaiize Ausstattung der Zimmer von dem verschwende rischen Luxus jener Zeit, obgleich der grüßte Thcil der Gold-, Elsen- dein- und Porzellangesäße nicht mehr hier vorhanden ist. Unter dem holdseligen König Johann dem die Wissenschaften lieber waren als Jagd- und Pruiikseste, wurde e« wieder still und einsam aus dem Jagdschlösse im Anrggrafenwalde und erst seitdem sein ritterlicher Sohn König Albert den Thron bestieg, erschallt dann und wann wieder fröhliches Jagdgetümmel in dem weiten Revier. Sonst liegt die Tiauenburg melancholisch im Walde und träumt von jenen glänzenden Zeiten, wie sie wohl kein anderes Schloß in Europa gesehen hat. Um das Schloß besichtigen zu könne», wende man sich nach dem Thurmc rechts, in welchem der die Führung übernehmende Schloß- Verwalter wohnt. Eine speciclle und eingehende Beschreibung des chlosse« würde Bünde füllen und wir könne» uns eine solche um so eher versagen, a!« der Führer nicht nur alles Sehen-werthe zeiht, sondern auch in Bezug aus die historische Bedeutung den Kunst- werth u. s. w. erklärt. Nur einige besonders interessante Einzel heiten seien hier erwähnt. Gewöhnlich verweigert der Castellan au« Beqnemlichkeilsrücksichtcn dar Oefsnen der Parterrezimmer, wie er auch au- zopfiger Ehrfurcht vor den Füßen, die einst über die breite Haupttreppe schritten, nicht gern gestattet, daß der Fremde aus dieier nur für die „höchsten Herrschaften" bestimmten Treppe in'« erste Stock emporsteigt, sondern eine im Thurme befindliche Nebcnstiege benutzt. Man erhält dadurch einen verkehrten Begriff von der Reihenfolge der Zimmer und stelle die» dem Führer vor, der Vernunftgründen nicht unzugänglich ist. Der Hauptfchmuck de« Schlosses besteht in der großartigen Sammlung seltener und merkwürdiger Hirschgeweihe; eine große Anzahl Zimmer, Corridore und Treppenaufgänge sind mit ihnen geschmückt und darunter befinden sich die größten Exemplare und seltsamsten Monstrosität«». Im ersten Stocke zunächst dem Treppenaufgang liegt der riesige, 2l Ellen hohe, 25 Ellen lange und 19 Ellen breite sogenannte „Steinerne Saal" mit nicht weniger al« 30 Fenstern. Er dient al« Entröe zu der nun folgenden Zimmer- und Sailreihe und ist mit 22 Elenthiergeweihea and 28 Rennthiergeweihen geschmückt. Die Wände diese«, wie de« Speisesaale« sind ganz weiß, so daß sich aus denselben die dunklen geschnitzten Thierköps« mit den mächtigen Gehörnen ganz besonder« wirksam abheben. Die sich anschließenden Wohn- und Schlafzimmer sind ohne besondere« Interesse. Der prachtvollste Saal de« Schlosse- ist der Audienzsaal, dessen Wände mit 39 monströsen Hirschgeweihen geschmückt sind. Keine Sammlung in Europa, viel weniger ein andere- Jagdschloß, hat etwa- Aehnliche« aufzuweiscu. Die Goldtapeten und der Plosond sind besonder« seheuSwerth und der ganze Saal funkelt von Gold, Farbe und Licht. Der Billordsaal enthält fünf Billard« und ist mit dnnkelrother Ledettapete geschmückt. Kostbare Nippsachen au« chinesischem Porzellan bedecken die Marmortischt. Einzig in seiner Art ist da« Federzimmer. Alle Wände, Sessel und Stühle sind mit buntem mexikanischen Federschmucke bedeckt. An der Rückwand ist ein mexikanischer Königsthron mit Baldachin angebracht, ebenfalls mit farbigen Feder» geziert. Der Speilesaal ist der größte und imposanteste de« ganzen Schlosse«; aus dem Parquet desselben taiizten die zahllosen Gäste, Cavaliere und Hofdamen einer langen Reih« sächsischer Kurfürsten und Könige. In den an der Ostseite de- Raume» aufgestellten, mff Dopprlthüren von geschliffenem Spiegelglas versehenen Büffetschränken werden dir Willkommenregister, welche mit dem Jahre 1689 be ginne». und die au« der Glanzepoche de- Schlosse- stammenden Willkommenspocale und Trinkbecher noch heute ousbewahtt, darunter mehrere von au«gezeichneter Arbeit und hohem Werth«. Di« Mehrzahl der Zimmer enthält zahlreiche alte Oelgemälde. meist Jagdstücke, von denen viele von künstlerischer Bedeutung sind. In der Schloßcapelle befindet sich eine LhristuSftatue von Marmor, bet welcher natürliche blutroth« Flecken im Gestein die Wunden darstelleu. Etwa eine Viertelstunde vom Schlosse entfernt liegt die Hoch bürg, ein Felsen, von dessen Gipfel sich eine prächtige Aussicht auf da« Schloß, die weile» Wasserfläche» und den endlosen Wald ringsum bietet. Aus dem Rückweg kann mau den Schloßgarten besuchen, der indeß mit seine» TaxuSpyramidea. glattgeschorenen Hecken und verstutzteu Vänmen einen etwa» altmodischen, lang weiligen Eindruck macht. Mau such» e« mit der Zeit f» einzurichte», daß man der um 4 Uhr Nachmittag« stattfindende» Fütterung de« außerordentlich zahlreich hier vorhandene» Rvt^ and Schwarzwildes beiwohne» kau». Namentlich gewähren die in Deutschland immer seltener werdeuden Wildschweine große» Interesse, die hier io allen Größe, vorhanden sind. Der Fütterung-Platz ist auch ohne Führer »uschwer zu finde», da ein Wegweiser die genaue Richtung angiebt. von hier lasse «an sich den Weg nach dem Neuen Schloß zeigen, der durch de» Hirschgarte» führt, in welchem in früherer Zeit »etße Hirsche gehegt wurden. Man hat hier verschiedene, in Manen» angebrachte Thüre» z» pasfirea und wird, um vergeb- . «eg» »» »ermridnt, gnt thun, sich vorher genau informiren Da« „Nene Schloß" liegt a« westliche» Ufer de« Grobteiche». der bedeutendsten der zum Moritzburgrr Teichaebiete gehörige» Wasserflächen. Iu Sandstein gehauene Lhiergcstallea der hohe» Jagd sind ring« um da« Gebäude ausgestellt, da« iu de» Jahre» 1769 und 1770 von Kurfürst August lll. erbaut wurde. Die innere Einrichtung ist etwa« winkelig und vrrkäftelt, aber di« Ausstattung der meist kleinen Zimmer und da« Meublement ist eia neuer Beleg für die Prachtlieb« der früheren Echloßherrea. Die beiden sehen«- wertheste, Piöce» sind da« „Aliegenzimmer" mit Gemälden, auf deur» die Fliegenpei» de« Landausenthalte« humoristisch dargestellt ist und der Speisesaal mit gemalten Tapeten, Jagdsceaea darstellend, iu denen der Erbauer de« Schlosst« die Hauptrolle spielt. Auch der Großteich diente früher zu allerhand Spielen und Luft- darkeite», Seeräuberkämpse» und anderen Schaustücken. Davon zeuge» noch der aus kleinen Inseln befindlich« Leuchtthnrm und die Dardanellen, kleine, künstliche Ruinen vou burgähallchem Bau. llaweit vom Schlosse fällt die mit Hirschgeweihe» gezierte Ober» forstmeisterei in die Äuge», von wo au« man den Weg »ach der am sog. Großteich gelegenen Fasanerie einschlägt, deren Besich- tigung sehr zu empfehlen ist. Da- Falauenschlößchen ist erbaut vou Marcolini und war ein Lieblingsaufenthalt August det Gerechte». Au der Straße erregt eine riesige Nadelholzhecke wegen ihrer selt samen Formen di« Aufmerksamkeit; sie bilde' die Initialen K. k. die A»sang«buchstaben der Name» Amalie »ndFriedrich August, de« Oheim« de« König« Albert. Für Diejenige», welche die etwa» kürzere Tour nach dem Löbnitz- gründe vorziehen, diene Folgende«: Da» romantische Thal, welche« der kleine, aber schneNfließeud« Lößnitzbach durcheilt, ist unstreitig die Perle der ganzen Gegend, aber unverdientermaßen noch viel zu wenig gekannt und besucht. ES ist etwa eine Stunde lang und steht in Bezug aus pittoreske Berg- und Felscnbildung, malerische Waldpartien und abwcchfelangS- reiche Seenerien dem mit Recht berühmten Plaueu'sche» Grunde bei Dresden in nicht« nach. Recht« am Eingänge liegt die Grundmühl, früher Diebsmühle genannt, mit guter ländlicher Restauration verbunden. Darüber thürmt sich steil eine gewaltige Felscnmasse auf, zu deren Gipfel ein im Zickzack angelegter Weg führ». Dieser Felsen führt de» Namen „goldener Wagen". Die Sage erzählt, daß hier ein italie- nücher Goldsucher mit solchem Glücke gegraben habe, daß er einen ganzen Wagen voll diese« edlen Metalle« mit in leine Heimath Hinwegsühren konnte. Die Grundmühle und ein Theil der dicht an den Goldenen Wagen grenzenden Weinberge der Hoslößnitz batte» durch da« am 21. August 1830 hereingebrochene, wolkenbruchartige Unwetter arge Verwüstungen ;r erleiden. Unweit der Grundmühle säll link« ein au« Naturholz errichtetet portalälmliche« Entröe in die Augen, aus welchem in stilvoller Schrift die Worte: „Fußweg für Spaziergänger" angebracht i»d. Darüber befindet sich das Monogramm deS Verschönerungs- Vereins und rechts und links i» medaillonartiger Umfassung die Jahreszahl 1830 und der Spruch: „vivnt, crencnt, üurent!" Aus der Rückseite aber sind die Zeilen: „Allen Menschen recht gethan. Ist eine Kunst, die Niemand kann!" zu lesen. Wie das Mono gramm andcutet, ist diese Anlage wie auch die nun folgenden, durch herrliche» Laub- und Nadelwald führenden Pronienadeiiwegc ei» Werk des Verschönerung«»»«!»-, der hier auch an geeigneten Stelle» Ruhebänke ausgestellt hat. Links am Beginne des Weges steht eine Bank mit der Inschrift: „Ten Natnrsreuiidcn — der Besitzer." Sie ist von dem Eigenlhümer des fick läng« de« Weges hinziehen den Dehne'jchen Grundstücks errichtet worden, dessen Gebäude von hier aus znm Theil sichtbar sind. Ein» derselben trägt ein Thürm chen, das der Besitzung einen herrschaftlichen, schloßähnliche» Charakter verleiht. Der Vater des jetzige» Eigenthünicrs war der als Phar- maceut berühmte l)r. Johann Gottfried Anton Dehne, dessen reiche natnrwissenschastliche Sammlungen, exotisch: Anpflanzungen und Gewächshäuser von Gelehrte» und Fachleuten aus nah und scr» besucht und auch von dem Könige Friedrich August ll. wiederholt in Augenschein genommen wurden. Bei der Pönitzschmühle zweigt der Riesel-, im Bolksmnude gewöhnlich Rieseiigrund genannt, ab, später in derselbe» Richtung der Dorsgrund, dessen rechter Thorpfeiler den Namen „Todt- tein", oder wegen seiner Kahlheit „todte Hügel" führt. Der Name rührt bon einem noch an« heidnischer Zeit stammenden Gebrauche her, nach weichem am Läiaresonntage eine lustige Kinder- chaar hinaus zu dem Berge zog, um eine den Tod als Symbol de« Winters darstellende Strohpuppe unter Jnbelgeschrei von der Höhe des Berges herabzustürze» Vor etwa 15 Jahren noch cristirte diese Sitte, jetzt ist sie verschwunden und der Todtstein in G fahr, dieses Schicksal zu thkilen; ein Steinbruch zehrt an seinem Marke und ihm ist bereits ein großer Theil des FelienS zum Opser gesallen. Im Ricselqrunde führt ein Fahrweg bi« zu den in dem- elben befindlichen Steinbrüchen und von da ein Fußpfad hinaus nach Wahn-dors. Ein weit »ach dem Abhänge de« Berge« vorgeschobene« Haus mit auffallenden Gebelfronten heißt „der Pseiser", weil ein früherer Besitzer desselben kur- ürstlicher Iagdpseifer, d. h. Musiker, gewesen war. Den schattigen Fußweg am Bache hin verfolgend, gelangt man an dem links an der Berglehne ansteigenden RestaurationSgarten „Flora" vorüber zum Ziller'iche«. Wasserwerk und Dampsschneide- mühle. Da« im Jahre 1876 in Betrieb gesetzte Wasserwerk versorgt gegenwärtig einige 60 Grundstücke mit fließendem Wasser und speist mehrere öffentliche Springbrunnen. Da« Wasser wir» au« zwei großen Briiniienanlagen mittelst Dampfmaschinen in ein auf halber Höhe de« linken Bergabbange« am Jagdwege gelegene« Hochreservoir iehoben, wo es den natürlichen Druck erhält. Diese Anlage ist be- timmt, der Löbnitz und den anliegende» Ortschaften fließende« Wasser zuzusüliren. Etwa« weiter aufwärts zweigt recht« abermal» rin Grund ab, an dessen Beginn ein Wegweiser mit dem bekannte« Mono gramm de» Verschönerung-Verein«, Wemblatt mit Band, ous welchem die Buchstaben: V.-V. k ck. I,. u. v. angebracht sind, die Werte zeigt: „Dorsgrund. Fahrweg nach Wahntdors uud den Au«sichlspunctea Spitzhau« und Wilhelm-Höhe." Ja der Nähe steht die frühere Schmidtchen - Mühle, welche im Sommer 1881 vollständig umqebant worden ist und im Frühjahr 1832 al« „Meierei" zum Lößnitzgrunde verpachtet und eröffnet wurde. E« ist die« ein im schönsten Theile de- Lößnitzgrunde« idyllisch gelegene« Etablissement, welche- außer Mahlmühle, Bäckerei uud Oekonomie mit Milchwirthschast auch ein ländliche« Restaurant mit Sommerwohnungen, einen Gondelteich uud mehrere Bäder enthält. Der Grund erweitert sich nun und tbeilt sich bei der Brand mühle in zwei Arme. Recht« führt der Weg durch den „Brand" genannten schmäleren Thaleinschnitt nach dem Dorfe Reichenberg, links nach Buchholz. Auf reizendem, an Teichen und Wiesen vorüber- sührenden Fußpfade, immer an der Seite de« den ganzen Grund durchfließenden Lüßnitzbache« hin, gelangt man endlich a» die letzte der an demselben liegenden Mühlen, die Orirand-Mühlr. Kurz vor derselben bezeichnet ein Wegweiser, an einer Kiefer brsestigt, die Richtung nach Buchbolz, da« man noch Zurücklegung eine« steinigen, die Höhe hinaufführenden Wege« erreicht. E« ist eine« der kleinsten Dörfer Sachsen«, da« aber um seine idyllische Lage aus dem grünen Plateau, ring« von Feld und Wald umgeben, zu beneiden ist. Da« Witthshau« „Znm Buchholz" genügt allen Ansprüchen an eia bescheidene-, ländliche« Restaurant; be- merkeuswerih ist eine schöne, kräftige Linde, deren Aeftc zu eine» schattigen La»bendach. unter welchem zwei lange Schänktische stehen» geformt sind. Ja einiger Entfernung ist die ansehnlich« Reichen berger Kirche sichtbar. Die „Meierei" selbst bietet ein» sgute and dabei billige Be- wirthung. Patente. Gntent-Anineltznnge». Di» nachfolgend Genannten au« Sachse» haben um die Er- theilung eine« Patente« für de» daneben angegebenen Gegenstand uachgesucht Die Anmeldung hat die avgegebene Nummer erhalte» Der Gegenstand der Anmeldung ist einstweile» gegen unbefugte Benutzung geschützt. Nr. 3051. „Neuerung au valzeuwolkeu". — C. H. vrt»bach >» Chemnitz. Cl. 8. Nr. 1972. „ventilation-apparat". — R. Fischer in Leipzig. Cl. 27. Nr. 3081. „Düngerstreumaschine mit Schleuderrad uud Siebkorb". — Wm. Schmidt in Schönbrrg bei Waldheim. Cl. 4b. Nr. b127. „Tischeopirpresse". — F. E. Baum in Chemnitz. Cl. 70.
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