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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-06-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188606197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860619
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860619
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-06
- Tag1886-06-19
- Monat1886-06
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1886
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Erste Beilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. AZ 170. Sommbe«- den 19. Juni 1886. 80. Jahrgang. Ans Layern. * Wir verzeichnen nachstehend di« bis zum Freitag Mittag einzegaogenrn Nachricht«« au» Bayern. Dieselben er gänzen da» bisher Bekannte in wesentlicher Weise: » München, (W T.-B.) Abgeordnetenkammer. Der Finanzminister de»,tragt, 843,867 ^» sür de» Regenten in de» Etat pro 1886/87 einzuftellen. Der Präsiden» überweist de» Antrag -i de, Finanz-nsschusi. Z, Mitgsieder» der geheime» Eommilsto» wurden gewählt: als Vorsitzende kopp »nd Lraemer, als Schrift» iüdrer Buhl and A Lnko». Ferner Voran Lerchenseld, Lotdard, Marauardien, Orterrr, Psaller, Schonst, Stamminger, Varo» klaufenberg, Reindl, Seltner, Walter, Wolf, Aichdichler, Alwen», Bonn. And, Burger, Doller, Denringer, Frankenburger, Sägern, Jos Seiger, Hauck. Kesseler. — Heute fand eine drei Stunde» dauernd« gedernie Sitzung der Kammer der Reichsräth» statt, welcher auch der Statthalter von Elsaß-Lothringen, Fürst Hohen lohe. beiwohnte. 'München, 17. Juni. (W. T.-V.) Dem amtlichen Bulletin über da.' Befinden der KSnigiu.Mutter von gestern zusolge schreitet die Beste,ung fort and hat da» erschütternde Ereigniß glück» literweise keinea Rucksall in dem körperlichen Befinden hervor- ßrrustu. — Die Ausgabe de» „Berliner Tageblattes welche eine gesälichte Proklamation de« verstorbenen Königs ver- . ölieiiilichi, ist durch Gerichtsbeschluß beschlagnahmt worden. ' München, 16. Juni. iKSnig Ludwig II. ans dem Paradebett.) In der sogenannten ölten Hoseapelle ruht seit heute Morgen die Leiche Sr Maj König Ludwig'« II aui hohem Katafalk in der Tracht de» Großmeister» de« HauSorden« vom heiligen Huberius mit der Kette über die Schulter. Da-Angesicht de» König» Hai sich nicht verändert. Aus der Brust liegt der von der Kaiserin von Sefterreich gewidmete Strauß von Ia»miablüthea. Zu beiden Se len de« Sarge» sind dir Insignien der KSiilgSwürde angebracht, nämlich die goldene Krone, da- Scepter, da« Schwert und der große Hermelin. Die treaen Bewohner der Berge, mit welchen der verstorbene Monarch stets in leutseligster Weise verkehrte, »nd welche ihrem Könige in hingehendster Liebe zugetkan gewesen, buben ihrem nun in Soll ruhenden Land,»Vater einen schönen Beweis ihrer Anhänglichkeit damit gegeben, daß sie seinen Sarg mit den Blumen de- Sebirge», Alpenrosen, welche der König zu seinen Liebllng-blumcn gezählt, schmückten. Eia reicher Blumenschmuck umgirbt außerdem dir letzte Ruhestätte diese» Fürsten, welcher sür schöncn Blumenschmuck bekanntlich eine so große Vorliebe hatte. Um den Sorg stehen aus den schwarzen kammetsiufeil im ganzen 64 Eilberleuchler mit hohen breuneuden Lachskeizen. Zu beiden Seilen der Bahre stehen Hartschiere in El.ila-Iliiijurni. während die Ehrenwache von den Gcneialadjulanlrn de? König» in großer lliiisorm gebildet ist. Heute Mittag ertönte zum eisten Mal da» Dinuergrläule aller Glocken von 13 bi» I Uhr. Der Zudrang zur Besichtigung der KönigSKiche war sei« Morgen» 8 Uhr eia geradezu riesiger. * Tie „Dresdner Nachrichten" erhalten folgende Zu schrift aus sehr glaubwürdiger Quelle: Die gestrige Nummer Ihre- geschätzte» Blatte» veröffentlichte da» Handschreiben, welches derkönigvonBaver» seiner Zeit an König IohannvonSachsen richtete, um demselben vorzuschlagen, dem König Wilhelm die deutsche Kaiserkrone onzutragen. Sanz «bq,sehen von der Ezistenz und dem Wortlaut dlrses HandlchreibenS. stihi sür die Eingeweihten längst fest, daß der »ielgerühmte hoch herzige Lntschlaß König Ludwig'« hinsichtlich der deutschen Kaiser- tröuung unr nach schweren Wehe, nad sozusagen vermittelst einer »iplom'tischen Zangengeburt ans dlr Welt kam. Al» unser Volk k Waffe, var Pari» lag, kam der bereit» in allen Zeitungen, bei äffentlichen Toasten nad 1a patriotischen Versammlungen ar-gklpeocheue Wunsch der deutschen Stämme nach Einigung «Hei Wilhelm Barbarossa von Preußen endlich auch osficiell tu Fluß, indem Vi»morck vertraulich ln Münch«, an die Hand geben ließ, e» sei an der Zeit, drr Sehnsucht de» deutschen Volke» zu -willfahre» nad da» deutjche Kaiserreich aufznrichtea: der König von srrußca aber werde die ihm anzubietende Krone nur dann „neh men, wenn sie ihm von den deutschen Fürste» angeboren werde; König Ludwig von Bayern, als Souverotn de« mächtigsten deutschen Staate» außer Preußen, müsse die Initiative ergreifen. Man sah in Versailler einer bereitwilligen Rückäußerung entgegen. Aber König Ludwig zeigte sich Anfang» gänzlich abgeneigt, spielte übcr- bik- lein beliebte» Verstecken und wie» gelegentlich den Minister schroff ab. Nun wurde von Versailles au» bei König Johann von Sachse, angesrag», ob er, im Fall Bayern sich weigere, all Nach folger de» mächtigsten Kurfürsten im früheren deutschen Reich, den deutschen Fürsten den Vorschlag tbun wollt, König Wilhelm dle Kmserkroye aozubieten. Ee. Majestät König Johann gab ohne Bedenken eine zuftimmende Erklärung. Al« nunmehr der Groß- herzog von Baden bei König Ludwig Schritte thal und ihm zu gleich an» der Geneigtheit de» sächsischen König» kein Hehl gemacht wurde, da ergriff der unglückliche Monarch, wieder einmal einer edleren Wallung folgend, die Initiative — nein die Feder und schrieb den veröffentlichte» Bries, der ihm nichtsdestoweniger »u großer Ehre gereicht. , E» wird abzuwarten skia, ob dies« Mittheilung von anderer Seile bestätigt wird. ' München, 17. Juni. (Bolsischc Zeitung.) Bon etnrr Seite, dle ich für durch»»» gut unterrichtet holten dars, ersahre ich über die Anleihe-Angelegenheit, daß die preußische und die Aeich-regierung sich thotsächlich nicht hinelngemlscht haben. Seiten» eine- Pariser Finanzier« sollten — ab mit Beihilfe der Orleans oder ohne dieselbe bleibt dahingestellt — dem Köatge vierzig MilIioae » zur Verfügung gestellt werden, wenn vayer » im Kriegs- soll, ei war zur Zeit der griechischen Frage, sich zwischenDrulsch- iand undFrankreich nentral verhalten wolle.DrrBevoll- «Lchtigte de« Finanzier» unterhandelte mit einer hiesigen sehr hohen Pirlönlichkeit, ohne zu bedenken, daß dieselbe sich höchster Gunst in Preußen erste»», wo» erst jüngst wieder durch Verleihung eines hohen Orden» »«« Au«drnck kam. Um Bayer» davor zu wadreu, daß ihm mit franzSsiichrm Selbe geholfen werde, nnd nm gleich- zeitig de» gegen Preußen zielende» Plan der bayerischen Neutralität »» vereiteln, wandte sich di» hiesige hohe Person einfach an Prinz Luitpold und tdeilte ihm Alle» mit. Daraufhin kam di« Regent schaft »frage, die ursprünglich bi» mindesten» »ach der Ludwig- stubiläumsseier verschoben war, in Fluß »nd za schneller Erledigung. knie, »nd inbrünstig betr». Einst der lebenZlnstigst« junge Mann, verfiel er je« i» tiefe Melancholie. Stundenlang saß er brütend in seine« Zimmer über «ine» Bich, ohne anch nnr eine Zeile zu lein,, stiert» vor sich hi» »nd schras oft ohne Srnnd zn- lamme». Man konnte sich nicht «ehr tünschen. er neigte deettlich, Spur», von partieller Seisteszerrüttnng Man eonstatikl» religiös, Monomanie. Man überwachtr ihn streng »nd snchtr »ffentliche Ans- «ritte z, vermeide». Da lenkt» mit eine« Mal» et» peinlicher Austritt amkeil von ganz München ans den „glücklichen Prinzen. ' Ucber den jetzigen König Otto wird gemeldet: Roch den Berichten, wrlche au» Fürftenried kommen, ist der Zustand de« nunmehrigen König» Otto!, es» äußerst trauriger. Sei« einer Woche soll, Berichten de» „Pefter Lloyd" zufolge, der de,ammer»»wertde Fürst ängstlich den Genuß von Speise und Trank vermeiden und sich scheu iu die Ecken seine» Appartement» drücken. König Otto, der zweite Sohn Maziinilla»'« ll. und jüngerer Bruder Ludwig'» II., galt sür eine» der geistvollsten und liebenswürdigsten Prinzen der W>ttrl»dach'schen Dynastie. Zart gebaut, schmächtig, hubich und von leutselige,» Wesen, genoß er die Sunst der Münchener Bevölkerung in hohem Grad«. Seine wistenschasllich« Autbiiduni var eine sorgfältige und ziemlich allgemeine. 1866 hörte er au der Münchener Un versilät die Professoren Siesebrecht und Riehl, de. Erstcrem die Geschichte der deu'schen Kaiser, bei Riehl die Selchichte der socialen Theorien. Prinz Otto war einer der eisrigsten Hörer er wartete Siesebrecht säst nach jeder Vorlesung ob und begleitete denselben bl» zur Theotinergaste, sich eifrig mit ihm über den soeben »orgeiraaenen Stofs naterhaltead, nicht selten wohl auch iu polemischer Form. Wiederholt äußerte sich Esieiebrecht wohlgesällig über die frei fiiviqe Besinnung de» Prinzen in politischer, wie auch in religiöser Brechung. Prinz Otto hörte ferner staatsrechtliche Vorlesungen und betuchte eine Zeit lang auch die Vorlesungen de» Prosessor« Morst« iarriere über Aefthetik. Trotz seiner liberale, Gesinnung zeigte der Prinz schon als Jüngling eine gewisse Gewandtheit >m Verkehr mit den politischen Parteien; er wußte sich mit den klerikale» zn verholten und hülrle sich ängstlich, sie vor de» Kops zn stoßen. In Theaterkreisen wac er eia häufiger und gern gesehener Bast. Frühzeitig aber schon wog mit dem Prinzen eine Aendecnng vor sich. Im Gegensätze za jcmcni königlichen Bruder, der Richard Wagner und die Klassiker bevorzugte, gewann Prinz Olto »ine besondere Vorliebe sür Jaegue« Offcobach. In Folg» einer Lebensführung, welcher der zarte Ki per des Prinzen nicht gewachsen war, verfiel er rapid in ieiner E'unbheit, und eine krankhosle Bigotterie begann sich an ihm zu zeigen. Ost sah man ihn in später Abendstund« »cr der Staine der Unter ckolarcwa iu dem tzerzogslvilal »te z» ver! Änsmrrks Es war «« Frohnleichnamstag 1878. Der ksnlg hatte seine Tyeil- »ahm« wegen Ablebens seines Ohrt«», des prenßiichen Prinzen Adalbert, absogea laste». Prinz Ott» war bereits unter Bewachung t» Rvmphenbnrg tnternlrl. Er hört» dort gewöhnlich ln der Kirche »er Englische, Frinlet, di« Mess«. Plötzlich gelang es ihm, zu ent kommen. Er fuhr noch München »ad begab sich in die Dvmkcrch«. Wädrend der Erzbüchol da« Hochamt celebrirte, bestieg Prinz Otto, drr bt-her ruhig iw Presbyterium gesessen hatte, die Kanzel nnd tagte mit lauter Stimme da» <?ouüt«or. Die Ausregung wer ui>. > «Heuer. Zwei Eaaouici eilten aus rlurn Wink des Erzbischofs «cherr aus die Kanzel und machten dem Prinzen klar, daß ein Late in der Kirche nicht da« Wort ergreisen dürfe. Et gelang ihnen, den Prinzen von seinem Vorsatz abzubringea. Er wurde in einen Wagen gebracht und nach Nymphenburg geführt. Die» war das letzt« öffent liche Debüt de» Prinzen Otto. Einen hochinteressanten Artikel über die letzt« Zeit d eS Au s ent ha lt» König Lu drr ig'si mode »bayerischen Gebirge bringt die „kölnischeZeitung". In demselben wird Folgende» auSqesiihrt: Der Zulall fügte e». daß ich mich grade in diese» verdängniß- vollen Tagen lm oberboyerische» Seblrg« aushielt. und zwar zuletzt nicht weit von dem schönen Bergschloß Hohenschwangau. So hörte und sah leb Manche» und vernahm au» dem Mund» unver dächtiger und unpalteiischer Leute verschiedener Stände gor vielsach» Einzelheiten über dir letzte» Jahre de« König«, lv daß meine Miitheilungen grade jetzt vielleicht einige« Interesse qrwäorev dürste». Ein so uniagbare« traurige» Geschick e« auch ist, da« de» reich begabten, hochherzigen, edelmulhigen und ritterlichg sinnier, Monarchen getroffen, so haben doch all, ernsichligea und wirklich treu gesinnten Männer seiner Umgebung wie alle Die, welche Gelegenheit Hilten, ihn nnd leine ganze Leben-wene näher z» deob ichten. längst erkannt, das; e» so »nd nichl anders kommen wurde und müsse wie e» nun endlich geschehen ist. Schoo vor zwei Jahren und ungleich häustger und verstäikier noch >m vorigen Sommer bei '»einem kurzen Verweilen i»> G birg« körte ich gar oft im Volke e» ununiwnndcii auSlvlechen: linier König, so ein lieber guter Herr er auch sonst ist, hat scinrn rechten Verstand nicht mehr; seine unsinnige Lebensweise, s.ine grenzenlose Verschwendung, seine oft bi» zur Raserei bei den gkruigsügigsten Ursachen gesteigerte Heftigkeit nehmn immer und immer mehr zu Di» Sache kann unmöglich länger so sortgeben, wie sie vorzüglich seit dem Jahre 1876 begonnen bat, und e» wird bald ei» grüß Iiche« Unglück einlreten. Namentlich im letzten Sommer ward c« .war mit tiesrm Schmerz, aber ohne Scheu ganz ununiwuuden chon öffentlich ausgesprochen: „Unser König wird >etzl volllländig verrückt." Die» sagte mir besonder» auch ein aller, grauhaariger, längst bekannter, treu verdienter, bayr.scher Reviersörfter, der seit Jahren gar häufig Gclegrnheit hatte, den König bei fernen eiusan en Gangen und Fährte» fast täglich zu beobachten, dabet aber «» sorg- sam vermied, mehr, als er unumgänglich mußte, mit ihm in periön- lichea Verkehr zu kommen. E« war eia Unglück, daß so viele Pri one» sich in de« Monarchen näherer Umgebung beiunden haben, die von der lchmutzigftrn Habsucht geleitet. eia rege« I iteresse daran hatte», besten zunehmend« Geistesstörung möglichst zu verheimlichen und dabei aus jegliche Weise zu vertuschen. De«dalb besonder» auch da» Bestreben dieser Sippschost, de» Hong de» König» zur M »scheu- che» immer mehr zu steigern; ihn von den ihm stet» sehr unsyiiipalhijch leweseneu kurzen Besuche tu München oder drm Verkehr »nt einen Minister» abzuhalten und ihm den Ausenihatt io dem Schloß Berg am Starnberger See, wo wegen der Nähe der Residenz und der vielsach belebten User bet Sees eine völlige AGonderung fast unmöglich ist, zu verleiden, dagegen ihn zu bestimmen, die ganz einsam im Sebirge gelegenen, von weiten Beegsorsten und frlskuvven umgebenen Schlösser „Linderbos". nicht sehr weit von Marienkirchen gelegen, und „Hodenschwangau", hart an der Dyroier Grenze zwischen Rente und Füssen gelegen, zum Ausenthail zu wühlen. Diese» Bestreben den unheimlichen Seifte-zustand de» König» möglichst z» vertuschen, ward aber dadurch sehr erleichirrt. daß «rüder ganze Tage, ja, zuletzt noch immer Stunden einiraten, wo er geistig vollständig klar, i» Allem und Jedem zurechiiungsiähiq und ganz gee-gnet war, dir Geschäfte leine» hohen Amte» aus die achlichste Weise zu besorgen. Er besaß große Kenntnisse, besonder» auch in der Geschichte und BoikSwirihichast, treffende» Witz, war der Sprache wie der Feder ungemein mächtig und wußie die Vorträge, welch« seine Minister ihm hielten, gewöhnlich durch Vermittlung ieiner EabinetSsecretaire aus- Beste zu erledigen. Der persönliche Verkehr mit allen seine» Minister», höher» Rüthen, höchsten Hoi- chargen, fremden Sesaadteu und anr die Bcsuche fremder Fürstlich keiten sollen ihm von jeher höchst nushmpaihisch gewesen und stet» von ihm aus» Alleraothwendigfte beschränkt worden sein. Gegen da» Militaie besaß er stet» eine rutschirdene Abneigung und betrach- tete da» Heer anr ak» eia noihwendige» tlebel, daher er auch irden Verkehr mit de» höheren Generälen und Geueraladjutanten, soviel e» nur irgend angiag. beschränkte. Diese Abneigung gegen Alle», wa» Soldaten heißt, soll dem Könige wesentlich znerft out dem seinerzeit innige», vertrant«, Umgang« mit dem Componiste, Richard Wagner erwachsen sei», wie ich überhaupt schon früher häufig von dabet ganz unparteiischen «ad urtheilsberechtigte» Personen vernahm, daß bat exrentrische Welk» Wagner'» aus den damal« noch ganz jungen und weichen, vhnehia schon selbst znr Exeeritriciläl und Ber- tennang oller wirkliche» und praktischen Verhältnisse de» Leben» ge neigten k»aig eine» unheilvollen Einfluß geübt Hab«. Bei aller seiner persönliche» Abneigung gegen da» knappe, strenge, fast in bestimmte Formen gezwängte Militairwese» und dessen Träger, ist der k»ntg stet« aufrichtig »atioualdentich and echt patriotüch ge- sinnt gewesen nnd hat durch seine ruhmvolle Begeisterung für eia deutsche» kaiserthum im Januar 1871 viel zn dessen Gründung mit beigetrogra; dessen wolle« wir Deutsch« ihm auch mit dem höchste» Danke gedenken. Ei» Hang zu allem mögliche» Lhantastilchea und dabei leider auch eine unbändige BerschwendungSIuft, die gar nicht wußte, was Seid za bedeute» hatte, sollen drm König leider von Jugend an stets zu eigen gewesen sein. Diese Sucht wurde anch wohl durch seine» leider l» früh ersolgtea Regierungsantritt, wodurch dem gänzlich uaersahreueu Jüngling dir vollen Lasten der reich dolirte» Eivilliste zur vollständig freien Verfügung standen, genährt. Gar manche Personen seiner habgierig schniutzigen Umgebung, besonder» untern Range», dann aber auch Persönlichkeiten, denen aus seinen alt wahnwitzige» großen Vonlen glänzender Paläste und stolzer Schlösser aus einsamen Insel, ader Bergkuppen. bet denen Millionen geradezu vergeudet wurden, große Geldgewinne erwuchsen, sollen die Berschwendungtlust des Känig« noch möglichst gesteigert und au-gebeutet haben Man hofft jetzt allgemein in Bayern, daß hierin eine strenge Untersuchung eintrete» nad manchen Personen wenigsten» ein Dheil ihre» Raube» wieder rntzoge» werden möge. Besonder» auch die Rechnungen für knaftgegeustände, Spiegel, Marmorarbettea, kostbare Mobilien u. s. w. zur Auslchmückung der Paläste, die vtelsach von sremden, namentlich italienischen Händler» bezogen wurden, sollen ost ins Uugemeffeae gesteigert und dann vom König, ohne daß er sich anr die Mühe genommen, eine» Blick daraus »u werseu, mlt seiner Uaterschrist zur Zahlung verleben worden sei». Da sehr viel« Rechnungen aus der zuletzt völlige, Finanzebbe in drr Lass« der Eivilliste noch nicht bezahl« werde» konnten, so dürste besonder« auch hierin «ine strenge Prüsnug statt- finden. In der letzte, Zeit und namentlich seit dem letzte, Jahre, als der känig seinen vollständige» finanziellen Bankerott and di« gänzlich« Unmöglichkeit, all« seine glünzenden, phantastische, Ban- werke jemals vollenden zu könne» — der das Berjailler Schloß an Großartigkeit und mehr noch an Pracht den, Plan« noch «eit über- treffend« Palast ans »er »den. abgelegene, Herrrntniel t« Lhiems« lall jchon etwa« über 10 Millionen Mark verjchlnngeu habe, and würde bei seinem gänzlichen Ausbau und sei»er Au-sch nückuug nach de« König« phanlastischem Plane an 30 Millionen Mark gekostet haben, zerfällt aber schon jetz: wieder znr Ruine —, t» seinen klaren Mo- menlea immer i»ehr selbst erkannte, steigerte sich sei» unheilvoller Zustand in schneller Progression. Er hatte immer seltener klare Tage, ja, zuletzt kinm Stunden, leine Abue"inng gegen alle Geschäfte, seine Menschenscheu und sein säst bis »ur Raserei gesteigerter Jäh zorn »ahmen „nmcr mehr zu. Er machte die Tage zu Nächten und »«gekehrt, wo« scho« stets seine „glückliche Netgmig gewesen, schloß sich in sei,,» Zimmern ei», deelamiNe tant »der phaotafirle ans dem Llovier, wa« er wirklich »eisterhaft gekonnt Hoben soll, klagte „d jamwert» dann »teder oft „s wirklich erschütternd« Weil«, bis er wieder stnndenlang t» völlig apathiicyem Stnmpsstn» ans seinem Lager lag. dann jäb anflprong „d befahl, daß sei» Geblr^wagr» sofort vorsahren müsse, um „»er Fackelschein der Borreiter stunde», «eit nächtlich« Fabrik» aus de» einsamsten Wege, z» mache», ko gutmülhig und l»«tselig Ludwig II. sonst „ch war. so steigert« sich zuletzt sein Jähzorn oft so sehr, daß er sei»« näher« Dienerschaft mit Faustsehiägea »ad Fußtritte» mißhandelt habe» soll „d man alle Waffen iorgsa« «ns seiner Näh« entferne» m»ß«e, »» noch Schlimmere« z, verhindern Er hat dann de» Gemißhondrltr» wieder Hände voll Sold vor dir Füße -eworsr», mit de, Lakaien und kulicher» zusammen getrunken „d ihnen versichert, sie seien seine treuesten Diener und er «oll» sie tz» Grase» und Voroiie, machen und die Ministristelle» mit ihnen besetze». Er soll zuletzt säst au-ichlikßlich nur durch die Vermtttelnng seine» vertrauten kammeidiener» nnd seines Frisrnr», der sein besonderer Günstling war, mit seine« Ministern nnd Eabinetsrätden haben verkehien wollen. Dabei dal der Känig, der Küher blühend schön und nick» siri von periönttcher Eitelkeit war. tu der letzten Zeit «ein Aenßere» gänzlich vernachlässig«, soll kaum dazu zu bewegen gewesen sein, n»r die alleenotddüiltigste Reinigung an sich vornehmei, zu lasten und hat dick auigeichwemmt, bleich, mit fahler Gesichissarde, gläiernea. geisiiosen Augen und verwahrlost ln Haitnag. Kletdnng „d Arußerem ousgeiehen. So konnlea denn dle Dinge ganz unmöglich länger fortgehe». wie sie in der letzten Zeit gegangen waren, „d di» Kataftropde. so sehe man sie auch mit vollem Recht zu verhindern oder wenigsten» möglichst lange anszuichieben verwehte, mußte eintreten. Da- ge lammte bayerische Volk »nd qar vor Allem das >m oberbaheriichea Gebirge, io ruhig und sich eigentlich um dir Politik derzlich wenig bekümmernd dasselbe anch ionft ist, gerielh t» die leddailefte Auireguiig, alt di» tanlendzüngig» Fama mlt Bitzesichnelle. selbst bis in das abgelegenste Baueindaus dle Nachitck» ver- breitete, „der König solle als wadnsinnig erklärt, obgeietzt, al« Gefangener in ein Schloß gebracht und der Prinz Lu ipoid zu,» Regenlrn de- Lande- erklärt werdra". Sehr viele Bauer» und Arb, i r vcilirß-n ihre G,Höste und die Arbeit, stürmten I» d-e Dörfer lind Flecken, füllten die sreten Plätze und mehr noch dir Wi,,i ol äuier und Birik'llrr, welche etnr Woche lang die brsten Geiebäilc mack,len, und e» ging daielbst oil ganz Uiigelvölinlich luinul- luaiijch mid auigeiegl zu. Da» oberb,>ye>ische Gevirgsoolk ist äußerst lonil und kö.iig-grlrru gesinnt, der König war besondei« von irühern Iabirn her, wo er gern und lrulselig mit den Bauern, Jägern, Ho zknrckileii u i w verkehrte, perioiilich lehr beliebt, und dabei biachlr. w>» auch nicht zu vergessen, iem säst steter Ausenihatt »» Gebirge und sein Hang zum GelbanSgebe» reichen Gewinn in da» Gebirge, brionbrr» in de» Gegenden von Hoheiitckivgiigg», Füssen, L i derboi. Berg, wo er am »leisten weilte und Baute», Gebirgs wege n. s w aussübren liest, wa» ebenso wie der Palast a»l der „Herreninsel" >m Enieniiee Daniende» von Arbeitern, Fuhileuten und mitt-lbar am meist n den Bierwi>tb-n reich n Gewinn brachte. So vernäh,ii maii denn vieliach zornige Worte und die Aiisriiiuiigen, man düise e» nicht leiden, dast der König gewaltsam als G sangener sorlgeiuhil würde, sondern müßte ttm, wenn nölliig, selbst mit den Waffen hesreie». ES wir ein große» G ück, daß e» Vieler gauzrn Auslegung an jeglichem Zusaiiimenkanq und, wa» noch deffer war, a» jegliche», Führer sehlie, jo,ist hätte» leicht schlimme Folgen und »»nütze- Bintvergießen entstehen könne». Jur pcirlailltlltarischen Lage. »» »lisch», Kirche. 3t Ist Lommisswn-berichte über Petitionen „d tzahlprüsungen, »t im Herrenhanie noch unerledigte Regierung«. Vorlagen: dir Gesetzentwürfe, betreffend da» Bcigw-rk-eigeiiihum in Gebietstheilen der Provinz Hessen-Nossa, und betreffend di« An- e0u»> and das Dienftverhältmß der Lehrer in de» Provinze» tose» «nd W-stpreußen. * Am 13. J„i starb zu Polegnick in Ostpreusten im 6g. Lebensjahr« drr Rittergutsbesitzer Johanne« Naumann. 1873—76 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses und 1874—7? des Reichstags sür Raste,burg-Friedland, eia treuer Anhänger de» „tionaliiberalen Partei. ' Ossiciv» wird zur parlamentarischen Lage a«< 1 Berlin geschrieben: Wenn in einige» Organen drr Dagcspreffe die llnmöglichkeit einer srnchlbaren Dnrchberalhung der Biannlweinsteu .vorlag« t» der lausenden Session de« Reichstage» deduccrt wird, so mag sich in diesen Aussahiungen die Meinung einiger Reichstags« abg-oidnelen widcrlpiegeln, denen au« dem eine» oder andere» Grund, eine Veiichiedung bi» zur nächsten Eeisio.i erwünich! wäre. Giüilde mancherlei Art möge» in dieser Hiiisit-i bei de» Einz-Ine» obwalten, die Hoffnung, die Zwischenzeit zu A utniio»'zw-cken aas- nntzen zu könne»; die bester, Gelegenh-it zu politischen DranSaciione» »ob wa» dergleichen periönliche Wünsche mehr sind, aber die in der Sache liegenden Gründe spreche» für die gründliche lurchb, rathuuD der Vorlage noch in der lausenden Session. Denn die Eoin» missioiisberathuiig bildet tn der Thal keinen Abschluß, mit dem die verbündeten Regierungen sich begnügen könnten. Nicht einmal über die Giundlagen, aus denen etwa in der nächsten Seist»« eine Bkistäiidigung zu erwarten wäre, gestatten die Eommiist» is» Verhandlungen einen Schluß. Auch in dieser Hinsicht wird erst in drr Pleiiardera Ihn ng ein d,fin»iveS Erg-bniß. sei eS in pojit v », ei e» in iiegalivei» Sinne zu erwarten sei» Edeiiiowcnig ist der H nwciS aus die Zahl der Plenarsitzung«» eoncludent. Denn, wenn e» richtig ist daß der Reichstag tn der ;rgc,»v,irtigen Seision 03 S Hungen abdieit, io bleibt die Zahl der- cibe, noch immer erb blich ! >n ,-r der Zahl derjenigen der letzte» Seision und voraussicküiich »elbst h nler der Zahl der Sitzungen zurück, welche da» preust iche Aogeoi dnelenlian» bi» zum 3«> d M. abgrballe» habe» wird, lind da»» fällt diel, Zahl ans eine S'tzunqs» eil vo» ü'/, Mo aten, während dir 01 Sitzungen de» Reichetages sich aui eine um ll Monate längere Session vertheilr». Letzterer hat ungleich w,Niger ani-ftrmgt gealbeitet, al» das Abgeordnetenhaus. Die lange,: lliiterbiechniigen, welche zu Weihnächte,,, O»,ru und Pfingsten ,n den C tz mg n des Reiche,,einlra en, tragen ebenso d e v rhältiiisinigst g geringe B «Heiligung, welche die Bergthnngr» dieiee Köiversch i't ic» JghreSbeg nn anjw ijen, gleichfalls da» Ihrig« dazu h i, die B> h iiip unge» einer beivnder» anstrengenden Reichs tag-' f»v> aui >tz,en wahren Werth zu reducire». >i nrzum. auch in de,» Maße der dem Reichstag abgelegene» Ai beiten ist ein auSi cichender Anlaß nicht zu erkennen, aut bi« gründlich Erledigung de» ihm vorliegende» Arbrit-pensun'S sd.r ..»s weiter, dtmghche Vorlagen zu verzichten. Berlin, 17. Juni. Nach kurzen Psingstserie» werden die parlamentarischen Arbeiten am TieuSlag den 22 wieder ausgenommen. Die Tagekordnuna de» Avgeord» nekenhaiise» ist bereit« auSgegeden. Aus der Tagesordnung steht zunächst die erste Berclhung de» Nolhstaitd-gesetze» zur Beseitigung der im unteren Weichselgrbiele durch die dir» jährigen FrithjahrSbochstuIkcn herdeigeiiihrle» Verheerungen. Ecnwendunge» gegen da» Gesetz dürsten wohl von keiner Seite erhöbe», also auch kaum commissarische Borberalhung sür nolhwendig erachtet werden. Sollte die» aber auch drr Fall ein und weil da» Gesetz eine Geldbewilligung enlhält. lieber Weisung an die Budqetcoinmission beantragt und beschlossen werden.so kann dieser Entwurf sebr gul in ein e rSitzung der Eoin Mission zur Erledigung kommen und bequem m wenige» lagen die zweite und dritte Lesung im Plenum passiren. Aus ker^age» ordnung siebt ferner die drille Beralhung de» Gesetz,»lwursi, betreffend die kanlongesängniffe in der Nheiiiprovi»». welche wohl nur wemg Zeit in Anspruch »ebmen wird, sowie di« erste Beralhung der Novelle zur kircheiigemeinde» und Syno- balordnuna sür dir allpreußischen Provinzen, welche im Herrenhaus« bereit« zur Annahme gelangt ist. Diese Vorlage wird auch im Abgeordnetenbause schwerlich ernstem Wider stand« begegnen und hoffentlich obne Eowniissioii-überweisniig zur Erledigung komme». Schließlich steht der aus den Antrag de» Abg. Seer angenommene Gesetzentwurf, bclr den Verkehr aus den kunststraßen zur Beralhuug. Diese» Gesetz ist vom Herrenhaus», nachdem es vom Adarordnktenbause anaenommen war, abgeändert worden. Hofsenllich sinket di« ersorderliche Verständigung zwischen beiden Häusern statt. Für den nächsten Tag. Mittwoch, wird wohl dir Kreisordnung sür Westfalen zur Verhandlung kommen, welche im Lerren Hause ebenfalls eine — unserer Meinung nach unwesentliche — Abänderung erfahren hat. welcher das Abgeordnetenhaus rustimmen wird. Aus die DurchderathunA der nassauischen Städteordnung sowie des Gesetzetz über du Anstellung der Impsärzte in der Provinz Posen muß und wird Verzicht leistet werden. Andernfalls würden sich die Verathungen bis lies in de» Juli hinein erstrecke». SW erledigen bleibt dann noch dir gestern ringegangene Nein« Vorlage über die Bereck» uung drr Dienstzeit von Beamten de« Kunstgewerbemuseum« zu Berlin, welche keinerlei Anstand finden dürste, sowie der Antrag v. Hammerstein, welcher zwar iw Abgeord netenhause noch zur Verhandlung kommt, im Herrenhause aber nicht. Zwölf Eommissioosberichte der Gemeinde- Petition». Agrarcommission x. kommen überhaupt nicht mehr aus die Tage«orvuuog. I« Herrenhanse kommt nur noch da» Nothstandlgrsrtz zur Annahme und hat di« Verfassung« mäßig vorgeschrirbeae zweite Abstimmung Lber da» Lehrer anstellungSgesrtz sür Posen stattzufinden. Bezüglich de« R«ich»tag» ist man über den Schluß noch nicht im klaren. Jedenfalls findet eine Plrnarverhandlung Uber das Branatweinsteuergesetz statt; fraglich bleibt, ob es zur dritten Lesung kommt. Der heute einqegangene litrrc» rische Schuhvertrag mit England wird jedenfalls »och erledigt Unwahrscheinlich aber ist. daß die beide» Recheiischasttberichle Uber di« Berliner und Spremberger Maßregeln de« sogenannten Annen Belagerungszustandes noch aus die Tage«ordnuug gesetzt werden. «Berlin, 17 Juri. Las dem Abgeordnete»-«»!« »» argauge»« Berzeichniß «nerledlgter Vorlage, weist „ I) an Gesetzevtwürleu: di« »wett« „d dritte Beralhung de« Geietz- eniwurss, betreffend die Aostellnng der Impsärzte in der Provinz Pose», dir Beralhuug de» vom Herre «^us« in abg.änderter Foflung »»rückgelaagte» Entwurfs einer krei-ollmuog für die Provinz West sole», die dritte Veraihnng de» Gesetzentwurfs, bettrsfeno di, kanlon- gesinqntssr t» der Rheinprovinz. die zweite und dritte Be- rathnng des Lesetzentwurs», betreffend die Einführung der ktädteordnnng im Regierungsbezirk WieSbadeo. Alle drei Be- raihongen der Gesetzeolivürse, betreffend Abänderungen der Syno- dalordnuag, betteffeud den Rathstaad im Weichst lgebiet und be- treffend di« Berechnung der Dienstzeit von Beamten de» Kunst- gewerbemuseumS in Berlin, sowie die Beralhuug dcS vom Henri, Hause in abgrändeterFaffuna ruiückgelangten GlirtzentwursS, beltlffend de» Verkehr aus den Kunststraßen. 3) an Anträgen: den Antrag Vo» Hammerfteio, betreffend die Stellung und Doürung dcr evan- vas Alanisest Gladstone's. ' Gladsioiie's Manifest an die Wähler von Mtkloihia» lautet, wie folgt: Meine Herren! In Folge der Ablehnung drr Vorlage sür dl« bessere Vetivalluug von Irland dal Ihre Ma>estät aus den Rach der Minister geruht, die Auslösung de- Parlaments zu genehmige^ damit die Ration eine Entscheidung treffe, k»aae über dt» er»st»ste und gleichzeitig einfachste Frage, die ihr sei» einem halbe» Jahr hundert untklb,eitet worden ist. Rur mein Begriff von der Wichtig keit dieser Frage veranlaßt mich, i» einer Ledentperiode, wo die Natur laut nach Ruhe ruft, nachdem ich t» dreizehn Parlamente» grlessea, einen Sitz in einem vierzehnte» za beonlpruchen, und z» vielem Behlise bitte ich zum lunstea Male um die Ehre Ihre« Ver trauen». Bei der letzten Wahl bestrebte ich mich in meiner Adresse und meint» Reden, Ihnen kiiiziiprägen, daß ln de» Angelegenheit», Irland« eine graste Kris,» e,»getreten sei. ko schwach auch die letzte Regierung sür ordentliche Zwecke war, so besaß sie große Bortheil« sür die Behandlung dieser Klisi». Eine viel amsaffende Maßregel würde, wenn sie von deiseiben nusgegangeo wäre, lenen« der liberale» Partei warme und ausgedehnte Unterstützung empfangen, dle irische Eontroveise wahllchkmlich während drr gegenwärtigen Session zum Abschlüsse gebracht und das Parlament von 188b t» de» Stand gesetzt haben, da» jetzt stagutrend« Werk ordentlicher Gesetzgebung mit der Meng» von Fragen, weich« es umfaßt, sortzustprn. Meine ernsteste Hoffnung war, das letzte Labinet in einer solchen Politik zu unterstützen: allein am 36. Ianuae hieß es, daß die Wahl der Regierung aus dir entgegengesetzte Politik de« Zwange» geiallen sei. Lord Eornarvo» lehnte es ad, sich an derselben zu beiheiligen. Die irische Frage wo» mithin in den Bordergnind mit Ausschließung jeder andere» gestellt worden. Dt» Stund« war, wie Alle suhlten, gekommen, und der einzige Punkt, weicher der Enllche>duo> harrt«, war die Weis«, t» welcher sie be handelt werden sollte. Meiues Erachtens war drr Vorschlag des Zwanges durch die Thalsache» nicht gerechtsertigt nnd z» eine« sichere» und schändliche» Fiasco t« voraus vrrnrtheUt. Ich war der Ansicht, daß irgend eine ander» Methode, Irland z» regiere», als die de« Zwange« gesucht werde» sollte »nd gesunden werde» dürste. Ich betrachtete de» Sturz des letzte» Eabtuets daher ohne Bedauern, und als Ihre Majestät mich »nr Bildung et»»« neue» berief, unterzog ich mich der Ausgabe aus der Basis einer Auti- »wang-poliiik und gab Den»,, bereu Unterstützung als College» ich suchte, di» vollste» «uffchlüff» darüber, daß ich vorhabe, zu prüs«^ ob es »ich« möglich sei, türstr, Irland eine heimisch« Legislotnr z» gewähre», unter Beding»»-«,, daß dt« Ehre de« Reiches gewahrt und die Einheit drsielde» ronloltdirl werd«. Dos Eabine« wurdr gebildet, und ich ging sasori „1 Werk. Sie werde» jetzt, meine Herren, Aar verstehe«, wte und warum die irisch» Auaelegeuhett »ich« zum erste» Male jeden andere, Gegenstand bet Seite gedrängt und unsere Hoff au »gen ans nützlich« sortschkittlichr Gesetzgebung wieder vertagt Hab«. Als Frage vo» allergrößter Rottzwendigkeit dringte sich die social» Ordnung tu den Vordergrund. La» letzte Ministerium hatte Recht, ihr diesen Platz zu gewähre», aber Unrecht, noch „lerer Ansicht, t» der Art, wie es sie behandelte. Ls war unsere absolut« Pflicht bet Urbrruohuie drr Regierung, salls wir dir Methode „lerer Vorgänger nicht onnahmea, eine andere dorzulchlogeu. So ist es gekommen, «eine Herren, daß diese große und einsache Frage Ihnen unterbreitet ist „d Ihr» Entscheidung verlangt. Wollen Sie Irland durch Zwang regieren, oder wollen Sie dos Land seine eigenen Angelegendetten selbst verwalten lasten? In dieser Adresse diese oder jene EinzeibeÜ der eben abg lebnte» Bill z, erörtern, hieße nur die Frage verhülle». Es würde ebeas» nodlos sei», als die zaudernde», strauchelnde», stets schwankende», stets in Nichts verschwindenden Projekte der Mittelklasse, welch« von abtrünnig gewordene» Liberalen hcrvorge- gangcn sind, zu erörtern. Zwei klare, bestimmte, verständliche Pläne sind vor der Welt. Da ist der Plan der Regierung, nnd da lft der Plan Lord Salisbury'«. Unser Plan ist. daß Irland unter wohl erwogenen Bedingungen seine Angelegenheiten selber verwalte» soll. Sei» Plan ist, da» Parlament um neue Rcpressivgesrtze anz». gehen und sie 30 Jahr« streng durchzusühreo, nach deren Ablans, wie er un« versichert, Irland tauglich sei» wird znr Entgegen- nahm« irgendwelcher Getcheake, wie locale Selbftregirruoa „d Aushebung von Zwangsgeietze», welche Sie dem Land« z» geben wünschen Ich laste dieses kühn« Projekt in seiner nackten Einfachheit sür sich selbst sprechen »nd gehe z» drr von der Reglernug vorgrschlagr»«, Politik über. Unsere Gegner, sowohl Tories wie Secelsionisten, haben de, Name» „Unioniften" angenommen Ich spreche ihnen dir Berechtigung dazu od. »er Absicht „ch find wlr wahrlich all« Unioniften, aber die Union, welch« za modificirru sie sich weigern, ist in ihrer gegenwärtig«. Gestalt nur eine Papier,«, durch Gewalt und Betrug erlangte und von drr irischen Nation niemals soaclionirle und gulgrheißear Union. Sir sind nicht Unio- »iftea. Der Prüfstein einer wahic» Union sind die Ansichten von vereinigten menschlichen Wesen. Unter diesem Kriterium besteht jetzt weniger eine Union zwischen Givßbritannie, und Irland al» u»Ier dem Vertrag von 1783. Da- emancipirte Irland bittet durch seine arletzlichen Btilrrtrr um eine W ederbelebung seiner heimische» Leg-iutur — eia Plan, welcher keine Neuerung, sonder» eine Wiederherstellung ist. Der Wahrheit gemäß sniirt Irland an, daß eine Erntralisalivn der Parlaiiieule eine Scheidung »ach Rotwnc» gewesen ist. Zugleich erkennt es aber die ! i ..ücche an. daß die U'iivn, obgleich sie ch»e Aesrtz erlangt wcrb u iß, nicht aufgehoben werde» kan» und soll. Irland ist damit z»sr>edca, seine LegiSlalur zu er»
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