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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.09.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-09-26
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188909263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890926
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890926
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-09
- Tag1889-09-26
- Monat1889-09
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.09.1889
- Autor
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eo3<> Annaberg, 24. September. Im Jahresbericht der Handels- und Gewerbekammer zu Cheuiniy für da« Jahr 1888 ist die Errichtung von Näh- uns Posame» ten- schulrn in der Umgegend Annaberg« von Neue,» angeregt Worden. Um Unterlagen für die Beantwortung der Fragen »u gewinnen, ob, beziehentlich in welchem Umfange solche Schulen einzurichten, in welcher W ise sie zu organisiren, sowie ob, beziehentlich in welchem Mage StaalSbechilsen zu diesem Zwecke zu bewilligen seien, hat da« Ministerium de« Innern beschlossen» eine Versammlung von Beamlen und Industriellen unter dem Vorsitz Le» Herrn Geheimen Rath Böttcher einzuberusen. Die Versammlung findet Montag, den 28. Oclober d. I, Vormittag« d Uhr im ErtzungSsaale der hiesigen königlichen AmtShauptmaunschaft statt. Geyer. In diesen Tagen wurde hier da« zwei- hundertjährige Jubiläum de« Begehen« der hiesigen Posamentier-Innung begangen. Während bei der Grün dung der Innung im Jahre 1689 nur 4 Meister ausgezählt werden, gehören jetzt derselben 272 Meister an, dazu kommen noch 36 Gesellen und 23 Lehrlinge. — Die höchsten Wohnstätten unsere« Erzgebirge« gehöre» zu den höchsten Deutschland«, und die« Gebirge ist auch überhaupt da« in allen Höhenlagen am stärkste» be völkerte Deutschland«. E« ist bekannt, daß bisher die Sonnenwirbel Häuser am Keilberg aus Böhmischem Ge biet (1154 m) die höchsten immerbewohntcn menschliche» Wohnstätten de« Erzgebirge« waren, ebenso, dag da« »Neue Hau«" am Fichtelgebirge (1050 m) die entsprechende Stelle aus sächsischem Boden einnahm, während ganz iieuerdiug«. weiiigsten« für die gute Jahreszeit, da« Gasthau« aus dem Fichtelberg (1213 m) unbestritten obenan steht, und daß endlich Oberwiefenthal die höchste .Stabt" (9>3 m) Sachsen« und Deutschland« ist. Noch über 800 m «erhöhe liegen außerdem die Ortschaften Mühlleiten, Winselburg und Aschberg im Vogtl., Untcrwiesentbal, Satzung, Henneberg bei Ivhanngeoraclistadt, zu Jugel gehörig. Die schon erwähnte höchste sächsische und deutsche .Stadt" Oberwiefenthal (nebst einigen Häusern von Unterwiesenthal) ist nicht zugleich die höchste Stadt de« Erzgebirges überhaupt; denn die benachbarte böhmische Stadt Gottesgab überlrifft sie noch um 100m, In gleicher Höhe mit Oberwiefenthal liegen außerdem die beträchtlichen böhmischen Dörfer Etolzcnha» und Wiesenthal. Mylau, 24, September. Unsere Kirche gebt ihrer Voll endung iiiimer mehr entgegen und hat man bereit« an der dem Postgebäude zugekchrten Seite mit dem Dachdecken be gonnen. Auch da« Gerüst des Haupltbnnne« ist nunnuhr vollständig fertig. Zum Zwecke der Errichtung eine« Er innerungszeichens unvergänglicher Dankbarkeit in der neuen Kirche für den Begründer de« hiesigen Kirchenbauvercins. weiland Herrn Pastor Heubner. welcher sich währcno seiner 34jährigen AmtSlhäligkeil große Verdienste sowohl um den gedachte» Verein al« auch um verschiedene andere ge meinnützige Zwecke erworben hat. soll Mittwoch, de» 25. d. Mt«.. Abend« r/,9 Uhr im hefigen Schntzcuhause eine Besprechung.statlsiuden. v, Pirna, 24. September. Am morgenden Mittwoch, sowie Donnerstag jagt Se. Majestät der König wieder aus Schandauer Revier. E« sind hierzu an eine Anzahl Ca valiere Einladungen ergangen. — Die Maul- und Klauen seuche ist nach einer weiteren amtShauptmannschastlicheu Bekanntmachung nuninehr in einer ganzen Reihe von Ort schaften zuni AuSbrnä, gelangt. Betroffen sind Plosckwitz, Polenz bei Neustadt, Wünschencors, Lohme», Pratzschwitz »uv Ottentorf bei Sebnitz. E« haben sich unter solchen Um ständen sehr umfassende Verhütungsmaßregeln erforderlich ge macht. — Die hiersclbst ins Leben gerufene Mägde herberge wird nunmehr am 15, Oktober unter der Be zeichnung „Martha-Heim" eröffnet, und zwar in Verbindung mit einer „Dicnstbolenschule", jür welche sich auch Jh>c Majestät die Königin gütigst intcressirt hat. Mit der Leitung dieser im Dienste der innere» Mission stehenden Anstalt wurde die Diakonissin Martha Degen in Dresden betraut. — Schwerverletzt wuide in einem Stcinbruche der Flur Doberzeit bei Pirna der 36jährige Bnichmeister August Böhme, welcher durch GcsteinSmassen furchtbare Quetschungen an den Füßen erlitt. — Begünstigt von der prächtigsteil Hcrbstwitteruua, fand am DienSkag Vormittag die Aus fisch ung des großen zwischen den Gemeinden Boxtvrs und VoikerSdors lei Moritzburg gelegenen oberen Waldteiche« in Au Wesenheit einer große» Anzahl Personen au« der Umgebnna. sowie au« der nahen Lößnitz und auS Dresden statt. Zu Wagen, zu Fuß oder auch mit dem Zwei- und Dreirad eilte» in den frühen Morgenstunden die Kauflustigen der im Walde befindlichen Verkaufsstelle zu. Hier entwickelte sich von lO Uhr Vormittag« an, um welche Zeit der Verlaus der Fische be gan», ein reges Treiben. Der Fang lieferte diesmal recht befriedigende Ausbeute. Ta« Piund Karpseu (unter denen sich Fische von 6—7 Pfund Schwere besande») wurde mit 75 ^s, Hecht gleichfalls mit 75 und Schleie mit l be zahlt. Am 8, und 9. Oktober findet die AuSsischung de« Teiche« bei TippelSdors statt und am 23 und 24 v. M, die AuSsischung deS zwischen Moritzburg und Barnsdors gelegenen GioßteicheS, — Um auch de» Kindern der ärmeren Volksclassen die Wohlthat von Bädern, besonders wäbrend der kalten IabreSzeit. in der die Elbbäoer nicht benutzt werden können, zu Theil werde» zu lassen, hat in Dresden sich der Verein „Asyl für obdachlose Männer" bereit erklärt, in den von ihm errichteten VvlkSbädcrn Kinder der städtischen Bezirks schulen sür einen billigeren als den sonst übliche» Preis, näm Uch um 10 in einer Zinkwanne und um 9 ^ in dem Schwimmbecken Elisenstr. 37a baden zu lasten. Die Direktoren- ronfcrenz hat eine solche Einrichtung al« eine» bedeutsame» Fortschritt aus dem Gebiete der dem Vo.kSwohle gewivn ckc» Bestrebungen bezeichnet nnd empsohlen. alljährlich eine Anzahl von Badekarte» au« Gcmeindemiltelu zur Wrtbeilung a» Kinder gänzlich unbemittelter Elt rn anzukaufen. Bei einer Au-gabe von jährlich 2000 ^ könnten 3300 Kinder, da« ist etwa ein Drillth il der Schüler der wer oberen Elaste» sämmllicher Bezirksschulcn, sechsmal deS JahreS unentgeltlich baden. Der Rath hak demgemäß beschlossen, zu dem bezeich net«! Zwecke sür diese« Iabr lOOO.-i' zu bewilligen, sür ras nächste Jahr aber und weiterhin 2000 -ckl in dem Haushalt plane vorzusehen. Vermischte* ---- Wohlau, 23 September Der Kaiser hat eine Pathenstelle bei dem achten Sohne des Webermeisters Werner hierselbst übernommen. — Die Kaiserin-Großmutter Angusta wird ihre» diesjährigen Geburtstag ivie üblich in aller Stille in Baden-Baden verleben, wohin sich die hohe Krau von «chlangenbad a»S zu begebe» gedenkt. Der 30, September, aii welchem die Kaiserin-Großmutter in da« 79, Lebensjahr tritt, wird von den zahlreiche» Instituten sür Erziehung. Wohlthätiakeit, Krankenpflege und Altersversorgung, deren Stifterin oder Protektor!» die hohe Frau ist und die sich Über ganz Deutschland vertheilen, gefeiert werk«,, —r. Meiningen, 24. September. Vor der Straf kammer de- hiesigen Landgericht« kam gestern ein Wilv- diebsproceß zur Verhandlung, zu dem 2t Zeugen ge laden waren und in dem sich 25 Angeklagte an« Stein bach-Hallenberg aus der Anklagebank befanden, darunter die seiner Zeit viel genannten und zu», Tode verurtkeilten beiden Mörder de« gothaifchen ForstläuserS Hengelhaupt au« Notterobe, Nagelschmied Rommel unv Schlosser Psesser, Welche noch immer die Gnade de« Kaiser« erhoffen. Die der Verhandlung zu Grund« liegenden Vergehen sind so zahlreich daß aus ein nähere« Eingehen daraus verzichtet werden muß Eine WilddiebSgeschichte reibte sich an rie andere. Rehe. trafen, Hirsche und andere» Wild wurden mittelst Schlingen mo Pulver« erbeutet. Einen gefährlichen Weg ist ein großer Thcl der Angeklagten gewandelt, unbezähmbare Leidenschaft um Wildern und der daraus entstehende Haß gegen die Lachter der Gesetze haben zu den schwerste» Verbreche», zu Meineid und Mord, geführt, deren Vorgeschichte gewisser maßen erst gestern verhandelt wurde. — Da« Urtheil lautete gegen 16 der Angeklagte» aus Gesä>igu>ßstraseu von l Woche bi« zu 4 Jahre», 9 Angeklagte wurden sreigesprochcn. (-) Gera, 24. September. Heute kam in dem hiesigen Schwurgerichte die durch alle Zeitungen bekannt gcg b ne Raubmordafsaire, die gegen de» Buchhändler Betör Dictz i» Alt »bürg verübt wurde, zur Verhandlung. Vor den G schworen«, erschien der im 24. Jahre stehende Kauf mann Gustav Troch aus Schacken-leben, welcher in Magde burg unv Halbcrstalt seine Lehrzeit bestand Hieraus war er Commis in H rzberg, Oberröblingen. Lcipz-g und zuletzt län gere Zeit in Altenburg. I» Gößnitz knüpsie der Angeklagte ein LiebeSverhältniß an. verausgabte viel Geld und sein G-Hall war hierzu nicht ausreichend. Am 1. Juli d. I. gab er eine Stellung aus und gerielh bald in Geldverlegenheit, Wiederholt wandte er sich a» den Obengenannten und bat um Geld, wurde aber abgewiesen. Am 8. Juli erschien er in der Buchhandlung und gab vor, ein Buch kaufen zu wolle». Hierbei überfiel er den Buchhändler Dietz und bearbeitete dessen Kops mit einem großen Vorstecknagel in fürchterlicher Weise. Aus die Wahrnehmung eines Geräusche« floh der Attentäter, wandte sich nach Gößnitz und wurde daselbst verhaftet. Der Gerichtshof erkannte wegen versuchten RanbmordeS aus 14 Jahre Zuchthaus und lO Jahre Ehrverlust. ----- Pößneck, 22. September. Ein rigenthümlichc« M ß- geschick widerfuhr vorgestern einem hiesigen jklrcheiibesucher. Derselbe ging in den NachmittagkgotteSdienst, schlief in denisclben ein und erwachte erst Nachts 12 Uhr >n rer Kirche. Aus wiederholte« Klopfen wurde ihm von der Wachmamrschast geöffnet. --- Daß e« in diesem Jahre eine Menge Hase» giebt, dürste dadurch bewiesen sein, daß der Jagdpeickler Herr Spaugeiiberg aus Nordhausen von dem Schulzen zu PctcrStors die Aufforderung erhielt, dock dafür Sorge tragen zu wollen, daß die in Mengen vorliandcrie» Hasen, welche bedenlcnven Schaden anrichleten, schleunigst weg- aeschoffen würden, andernfalls der bctr. Pächter sür den Schaden verantwortlich gemacht werden müsse. ---- Metz, 24. September. Se. königl. Hoheit der Großhorzog von Baden wird morgen vom Mauover- seitc an« hier eintressen und inr Errropäischc» Hvs Absteige quartier nehmen. Nach dem Schlußmanöver, unmittelbar vor Metz am 26, d, M„ mit welchem die diesjährigen Herbst- übringeil de« XV. Arnicccorps ihr Ende erreichen, wird der Großherzeg am 27. d M. von hier über Straßburg »ach Bade» zniückkehren. ---W ie», 24. September. Der König von Griechen land mit seinen Söhnen, sowie der Großfürst Paul nebst Gemahlin sind heute Vormittag bicr cingctrcsfen und am Bahnhose von dem russischen Botschafter und dem Personal der griechischen Gesandtschaft empfangen Worte». Die Herr- chastcir werten hier mehrere Tage verweile», um die An kunft der Königin Olga abzuwarteu. --- In ungarische» Blättern j finden wir nachstehende Schilderung der HoskÜche deS Kaisers Franz Josef, wie sie während der kürzlich abgehalkenen Manöver bei KiSber in Ungar» cingerichlet war. Da« Personal dcr- etben bestand auS 6 k plomirte» Köchen und tO Küchenjungen unter Leitung eine« obersten HvslocbcS. Derselbe wird i» eingeweibten Kreisen als ein sehr bedeutendes, erfahrungs reiche« Talent aus dem. Gebiete der Kochkunst gepriesen. Er kält den Fvrischritt in seiner Wissenjchasl stets vor Auge». Al« ein Hanptprincip gilt e« i» der Hosküebe, daß eine SkunLc vor der Dinerzeit nichts angeriihrt wird, damit Alles frisch unv saftig sei. Hat aber die Kochstunde geschlag-», da»» muß daS Filier flackern, der Braten rösten, als ob All-S aus Evnimaiido gehe» würde. E>» besonderer Küchenkeizer hat drei Herde mit Bi elinstofs lniunterbroche» zu versehen. Kommt c« hie unv da vor, daß die Kraft des Fcner-S nicht genug intensiv erscheint, tan» sind es die Köche selbst, welche das Feuer »lil allem möglichen und nninöglichcn Brennmaterial, wie es ihnen gerade unter die Hand kommt, zu verstärken versuche». So geschieht eS auch mitunter, daß der von der FciierSinackt nubesriedigtcKochknnstler plötzlich ein Kilo frische Butler in den Herd hineinschl-Udert, als ob c« cm einfaches Hotzstück wäre. Die Speise» sind übrigens zunikist »ach jrauzösischcm Geschmack zubercitct. nnd mir selten ist etivaS vorgckomnic», wa« die Bewunderung der K sberer Haussrauen erregt hat, wie z. B. die zur Braten-Garnirnng dienenden Giirken-Pastete», welche au« platt gesottenen, mit Hüh »er Hachst gefüllten nnd von kleinen Schinken-Klößen gekrönten Gurken bestehe» und ganz heiß sermrt werten. Ucber de» Umfang euer Maiiövei-Hosbaltung dürste wenigstens an nähernd der Umstaiid Anjichluß gebe», Laß an eine»! einzigen Tage durch die Hoskücke nicht weniger als 270 Hühner lnunb- gerechl gemacht wurde». --- Die Dickterkrönnng Zorrilla's in der Alhambra hat dein Liceo von Granada, das einen so schönen, eckt Volk lhninlichen Gedanken verwirklicht und dein greis.» Sänger de» Sporn gegeben, seine epische Dichtung „Granada" zu vollenden, große Ehre gemacht; das L>ceo aber hat sich gedrungen gesuhlt, an den Deutschen, der in der deutsche» und ausländischen Presse jür die Dickt-rkrönung eingetreten, an Johannes Fastenrath, eine Dankadresse zu richte» und ihn eben so wie de» Vertreter der Königin-Regeiiti» von Spanien bei der Krönung vom 22. Juni: den Herzog von Rivas, zum Ehrenmitglied des L ceo zu ernenne». Außerdem hat Fastenraln von Zorilla das KrvnuiigSbuch u.it schmeichcb basier Widmung uno vom Liceo die KrönungSinedaillc er halten. (Wiederholt.) --- Kopenhagen, 24. September. Die Priiizessin L uiscvo» Schleswig-Hol stein-Son derb nrg-G>ücks- önrg, Schwester deS König«, ist heute früh hier eingclrossen unv nach Fredensborg weitergereist. — Petersburg, 24 September. Die Königin von Griechenland ist nach Wien abgereist. X Als erste Mittheilnng über seine auSgedcbntcn Reisen in Ccntralasien liefert Eol M, S. Bell eine Schilderung einer Reise >»> G bictc des Karun-Flusses, welche in folge der jüngst genehmigten Eröffnung desselben sür de» .Handelsverkehr gerade jetzt von besonderem Interesse ist, indem sie c»>e» Einblick i» die Production--u»v Consumtion- Berhällnisjc Vieser Provinz bietet. Am 24, März 1884 brach er von Miiba>nmcrah aus und gelangte über Ahwaz unv Sckuster bi« Dissul; hier verließ er den Karn», um über Khoramabad und Sultanabad »ach Knm zu reise», wo er aii, 25. April eintras. D.e Rückreise legte er über Feridan und Jssahan nach Busckir zurück. — Rückblick auf die Hoslößnitz. Die seit vielen Jahrhunderte» in der sächsischen Weiiiciiltur berühmte Hos- tößnitz hat bekanntlich durch das Auftreten der RcdlauS dergestalt gelitten, daß dadurch der Abschluß deS hiesigen Weinbaues in Aussicht steht. DaS königliche Spitzbau« mit seinen 365 Stufe» Ausstieg war »och im vorigen Jahr hundert wahrend der Lese der Schauplatz prunkvoller Winzer feste, wobei die Damen und Herren des HoseS in Winzer kleidung erschienen. Kurjürst Johann Georg I. hielt sich hier wochenlang ans und veranstaltete sogar einmal im großen Preßhansc ein glänzendes KindtansSsest. Die Cavaliere und das Hvssranenzimmer waren als Preßknechte und Preßmägde angetha» unv geschah dabei „diele« Gespaße«". Vor l50 Jahre», >739, ergaben die königlichen Weinberge in der Hos- lößnitz 201 Faß Ertrag; in dem Weinjahre 1789 nur 158 Faß. Vo» vier bezog va« königliche Kusenhau« in Dre«drn seine besten Sorten. — Jetzt steht da« Spitzbau« verödet und die Zeit seines Glanze« ist skr immer vorbei Sine sächsische Mleiderordnung. Die Herrschaft der Mode ist noch heutzutage eine allmächtige, soviel man auch gegen sie in Wort, Bild und Schrift geeiert bat. Und ivrnn auch in der Herreukleiduug weienilichc Veränderungen wohl nicht mehr auskommeu dürsten, lo erfreut sich doch das weibliche Geschleckt einer uni so größeren Wandelbarkeit und Mannigfaltigkeit in der Garderobe. Ta- Zauberwort: „Es ist nicht inebr modern", verbannt nur zu häufig noch gut gehaltene Kleidungsstück in die Rumpelkammer und r»'t die schlimmste» B sürchtungen der sür den Geldbeutel bangende» Männerwelt wach. Was aber würden unsere Leserinnen sagen, wenn roch jetzt, wie in früheren Zeiten, gar von der Obrigkeit bestimmte Verordnungen und Bestimmungen gegeben würden, nech denen jede Frau je nach ihrem Range und Stande ihre Garderobe einznr chicn Hütte? Welch ei» Sturm der Entrüstung wüide losbrccheii, wenn noch jetzt die Gaitin eine« Proseffor« sich nicht ebenso kleiden dürite, wie eine adcl ge Dame, oder die Frau Posts crctairi» ichon duich ihre Tracht hinter der Frau PosDrrccior I -urückstehen müßte? Und doch liegen jene Zeit,» der vätc lichcn Be nissichiigUiig von seilen der Poliz i und Obrigkeit hinsichtlich der Kleidung und des ganzen häuslichen Privatlebens noch gar nicht so w it l> nter uns. Noch im Jahre 1777 erschien in Pr uß » eine ^ „Trauerordnung", die genaue Bestimmung hinsichil-ch der Traner- tleidni g traf. Was uns heute ganz unerhört erscheint, war eben bawals etwa« gan. Gewöhnlich-e Und damals hatte» diese obrig keitliche» Modevorichriften auch eine gewisse Berechli nng, da dieselben bezweckten, dem beso iders aus Frankreich, Italic» und Spa icn »ach Deutschland, namentlich durch die großen Kriege iin 16. und 17, Jahr- ^ hundert verpflanzten Luxus zu steuern. Tie ,,ä ln moil6".Uleidung der Männer und Frauen jener Zeiten ersorderte ganz gcwaltige summen, die natürlich meist ins AliSlaud gin ieu, und so kann mau eS de» sorgsame i Landesreg ermigen gar nicht verdenken, wenn sie verinchtcn, diese Gelder lieber im eigenen Lande zu halte» und dadurch rüg eich der he machen Industrie und Kunstserligkeit einen neuen ttusi.chwuiig zu g ben. In fast all n Ländern erschiene» daher Kieidcrordniiugen und auch bei uns in Sachsen. Wersen wir im Folgenden einen flüchtigen Blick aus die berühmteste derselben, ans die „Policey und K eider- ordnung deS Durchlauchtigsten. Hochgeborenen Fürsten und Herrn, Herrn Johannes Georgens Hertzogen zu Sachsen, Jülich, Cleve und ^ Vera, des heilige» Römi che» Reich,- Ertzmarschalls, Cursürsten, u. s. w." vom Jahre 1618 Adelige D m » sollen nach den Bestimmungen dieser Ordnung nicht ira-.cn „ei» kleio von goldene» oder silbernen Stück», oder mit goldenen Kette» verbrämt". Auch tollten sie keine secmde Tracht anlegc», auch nicht verschiedene seidene Röcke über eiiianderziehen lind in der Verbrämung mit Ga.d, Silber und Perlen keinen übermäßigen LuxuS lreihen. Die Tracht der vornehmen Damen ähnelte sehr der der Männe.-. DasWamS wird zinn Leibchen, und nur die tief herabgehendeFisch'-ei»« pitze und der durch goldene oder silberne Kelten zusamineiigebaltcne elusschnilt »utrrschlide» beide, ober die weiten Acimcl und die -rchüße i»d dieselbe» wie bei dem männlich--» Geichlcchi. Allmäblig vcr- chwliidel der Reisrock, und der Reck füllt in schwere» Falle» herab, vor» geöffnet, um da« seidene, kostbare Unterkleid sehen zu lassen, da? gewöhnlich aus roiher, gilbce oder grüner Seide bestand. Die SbuNe hatten hohe Hacken und waren vorne breit zugeschuitten und reich mit Ro eilen und Schleife» besetzt. Besonders liebten eS die F oui-n, sich mit e-»er Meng.- sogenannter „Licbeskaot-.i", Schleifen, Bänder,', Rosi-u. kl.rr »den Stillen, Stickereien und ähnlichen Dingen zu behänge» und Schönheitsmittel aller Art und aller Gciücke a»zu- wendi». Hier » wurden sic vo» de» Männer» noch oft übertrofsen.! nach dem Stande der Frauen waren die Stoffe der Kleider ver> Literatur. schieden. So trüge» z. B. die Frauen der UiiiversiiätSprosessore» und Doktoren Röcke von Seidenatlas, Damast, Scidengrobgrü». sogenannte „vläniiste" Schürze» aus gleiche» Stoffen, die A.rine! besetzt ,mt Sammet und Seide, doch nicht ni.hr als eine Handbreit verbrämt. Go d, Silber und Ed.lsteine, wie bei den Gräfinnen und Fürstinnen bunter» zu diesem Besatz nicht verwendet werden. Fremde Trachten war » schlechthin »ulersagi. Al? Kopipuv waren gold-ne und seidene Hauten erlaubt, auch wohl verziert mit Perlen, aber ohne sonnigen goldene» und silbcenc» Schmuck dnreu', auch mit Perlen besetzte Sä leier aus Seide, die indcß n-chl mehr als iünizig Gn ac» weilt, sei» dursten. Verboten waren dagegen diesem und den nächsten Sianden ga»z und gar Pettenkctlen, Eöe sterne, Schleier mit aus. g i-tztcn Gold- oder Silbe:blumen, Schnbe mit Perlen, Gold oder Silber besetzt, seidene Strümvfe. Scbnup tu ber „,,l Perlen (!), St. ck- »ud l.i Mit go de ie» oder silberne» Köpfrii und Ohrringe. Als beionderc AuSz-, chiiung trugen die Franc» der Griihitk» goldene Ha'eletteii bl? zu zwei! nnderl Gu den und goldene und silberne Leib- e.ürtcl. — Die? war d.c Tracht der F-aue» der Professoren D c Töchter derselbe» wurden schon bescheidener gehalten. Sie dursten nur rUeioer von Damast, nicht aber von Seide t>eigen, Ketten nur zu h ndert Gulden nnd Schleier ohne Perl, n; golcene Hauben, auch mit Perlenstickerei, durste» auch sie tragen, jedoch nur bis z» zwanzig Gulden weith. Den Töchtern brr Gelehrt-,, stände» gleich die Frauen t cr Hosaicucr, der Münz-, Rent- und Kanimermeister u. s. w. Deren Töchter wieder waren noch mehr deiche,:nkr. Die Frauen der Bürgermeister, Be Walter, Amt-Keule. Bügle und vornehmen Raldshcreen irrige» So» i!ags!le>d>r von allem Seidenzeog — seiner Sammet war nicht g> steinet —, Mäntel von Tuch die- zu drei Giilde» u, s, w. Nur di - Leibchen, Mützen, Mieder dursten von Sammet oder doch mit Sammet, ivie di Schürzen, besetzt sein. Der zu Halelragc», Kitte'» und Schürzen velwandlc Stcss tars l>ö1-ste»S achtz. hn Groschen fosten, und d e Hauben von gesponnenem Golde nie!» mehr als sü rizeh» V1».den; silberne Gürtel, Messer und Sche de» können sogar vierzig Tlxler kosten. Die Töchter aus dieser Closse irrigen nob Kränze bis 8 Groschen und Ketten und R nge die- zur Hälfte des Pre.ses, der den verh-irathetc» Finnen »achg sehen wllrde Nenlierss.aue», Knuimanns »»innen »nd alle die, welche nicht ci» eigentliche? Handwerk trieoen, trugen Kleid,r an? ArraS oder M.ild>y°r, Hauben aber nur bis zu 5 Thaler», Kette» üb-lhiiipi nicht; gestattet sind Zäsur Sä-nüre aus Olotdgnlecii, doch nicht mehr als 20 Stuck und Aeinhänder auS Goldgnlden <eme Art Bo läufcr der jetzl beliebten Betletarmbünder): seiner Sanilnetniützen aus Marder fell, in t h-.lbicideiie» Schnüren verziert, und silbern Gürlcl und M.-sserkapseln. Jni Hause trug man meist iiilündische Fabrikate, Barchent und s.lbstgewebtcs Tuch. Die eigentlichen HandwerkerSfraiien trugen einen Feststaat von Macheper. Vterdeaht. Geobgrnn, Mäntel ans inländischem, dunkel blauem Tuch und seidene Mützen drs zu 3 » Groschen. Die Töchter haben Kränze oder gewöhnlich an« Kolsstosf geserligle kleine zierlich Häubchen bis z» drei Tlnlern, dürfen aber k ne Halsketten oder Armbander, ebensowenig Ringe tragen. Sbürz-n, Krause» u. s. w werden ans inländischer Le.»wand gefertigt, und eS galt als rin be sonderer Ruhm, wenii die Jungfrau ihre ganz,' Alwstattung selbst gesponnen, gewebt, zugeschni'tcn und genähl batte, den» Schneiderinnen und Putzmacherinnen kannte man in jener Z-it noch nicht, Dre Vorstadt«, die nicht zum eigentlichen Bürgerstande gebürten, obwohl sie dieselbe«', ja o!t noch mehr Listen als die Stadtkinder tr» en, durfren nur Leder. Barchent, Zwillich, grobe dunkle Leinwand zu Kleider», z» Mütze» »oä, Arras » hm-», zu Kransen, Scbürzen, Schl iern »nd Bändern, zum Besatz d s Rocke? und der Aermel schlesische Leinwand b s 6 Groschen die Elle u j. w. Den Jung« srauen waren „Kränze von allerlei Bluinwerk, außer Ro-inarin, Torgauischen. vollen und anderen Nelken" erlaubt. Die Bäuerin trug dir Kleidung der Gegend, welcher sie allgehörte, n'kist damals noch eine best mmte Landestracht; doch durste Saminct. Atlas, Seid Stickerei, Gold und Silber nickt veiwcadet werden. Selbst aus dre Dienstboten wurden die Bestimm-nigen der Klciderordiinng au« gedehnt: sie trüge» Landtuch rwd L'inwand, Hauben oder dunkle Kopiincher und nur an So »»tagen Kelten mit einem Gulden daran, t Dies war im Großen und Ganze» die vorgeschriebene Tracht , Wer nun eine dieser Bestimmungen üdertrat, wurde in Strase ge- nomine»; die adelige Dame mnßle fünfzig, cine Professor-?- oder j! Doctorsgallrii vierzig, di- leiden nächsten Classe» dreißig, dre anderen i zwanzig, HandwerkSfriuen und Dirnstbole» zehn Thaler Strase er legen, resp. aus acht Tage ins Gejängniß wandern; im Rücksalle wurde i dir Garderobe wcggenommen und zum beste» irgend einer woh lhöt-gen j Anstalt versteigert. Im Allgemeinen war die Kleidung anmuthig und wirklich gediegen. Man kann sich einen Begriff von dem R> chibum mach n, der damals im deutschen Bocke herrschte, wen» man selbst die obttgk.itlichen Be stiinmungen «cch dergleichen wirklich th-uere Gcwä»der »nd itleidiiag? stücke selbst den ärmere» Clossen zugestehen sieht, Und zu dem halte auch da« Geld damals noch de» drei- und vierfache» Werth als heute. Dafür freilich waren aber auch die Stoffe besser als jetzt; H ein Sonntagsstaat erbte sich vo» der Urgroßmutter bi« aus die .Enkelin fort, ohne seine» Werth einzubüße», zumal da e c» in jener Zeit die Mode selbst noch nicht so häufig wechselte wie jetzt. Run, jene Zeiten sind ans N'M»«Wiederkehr vorüber, und der Obrigkeit ist »« heutzutage qle-.chgillig, w e sich unser schöne? Geschleckt klr de». Wen» man aber sieht, wie unsere heui gen Feaue» all- ? «»ch di« unschönsten Mode,', die ihnen vom An-lande zugebracht « werde», »nnrbinr» — möchte man da nicht manchmal die „guie «k»e Z-Zk« zurückwünschrn? ^Dresdner Jo»rnal ) Rlilictisteuic. Ein Roma» vo» Wilbelm Jeu sc», Dritte durchgesehene Auslage. Leipzig. B. Elischcr Nachfolger (Bruno Winkler). Mil großer Genugthultng begrüß n wir di- dritte Auslage dieses Werkes. Legt die Nothmendigkeit einer wichen neuen Auslage doch einmal Zeugniß dafür ab, daß die Leser den, Romane ein besonders rege? Juieiesse eiilgegeiiqcbracht halte», und de? Werlereu dielet sie Gewähr, daß das Letztere auch sernerhiu wach erhallen wird. Und einen Autor wie Jcnsen pflege», seine Eigenart, deren Lchünheit de», Vcrstülldniß der große» Menge erschließe», sie ihr lieb und vertraut zu mach n, das kann dieser nur zum Vortheilc ge reich n. Verkö-pert Jcnsen doch wie Wenige das Wese > echter Po-sie, gebietet er doch wre Wenige über einen Gedankcnre-chlhui», er. mag er nun Zustimmung oder Wreerspruch herousforder», doch immer zu e-geuem Nachdenken anregend und darum fördernd wirkt. Dieser letztere Vorzug ist auch dem oben genannten Werke in besonderer Welle ausgeprägi: dre Gedankenlelte, welche der Autor mit dem Anblick eines Madoiinenbildes verknüpst, dürste sür Manchen cb.ir so überraschend neu sein, wie cm Jeder den Reiz >mpfi den wird, der Lösung jene? Problem? oachziispüren. Dieser Reiz w,rd um so stärker sei«, da Jensen es wiederum in bewundern-werther Weise verstanden hat, die Phantasiegestalten, durch welche er seine Jdern verkö-perte, der vollsten Antheilnahiue des Lesers nahe zu rücke» und sie derart leüeu-voll zu gestalten, daß man an Geschehenes glaubt, wem, auch der Inhalt des Werkes in dem verllürenden Lichte der Poesie vor dem geistigen Auge de- Lesers aus- gcbreiiet liegt, mildert, was allzu schroff den Ansp.necken ci»« idealen W ltoiisckauiing gegcnübcrst'ht und i» zw «fache». Glanze z igt, was das wirtliche Lebe» Re-zvolles und B vorzugtes bietet, lis ist die? das Recht des Dichters, velleicht medr noch seine Pflicht — die Pflicht des bevorzugten Genies, den gewülwlichen Sterbliche» ans der engen, dumvie» Hast des SllltagSemvfi Idens herauszuzi'he» in die lichtere Sphäre einer poetisch verklärte», geäuierien Auffassung. Der so imt dichterischer Kraft auSgerü >.te Roman üvt den» auch erneu ungewöhnlichen Eindruck aus den empfänglichen L-ser aus, mag dieser sich nun versenken in die sp ritze Schönheit des lniidschast- l-chen Hintergrundes, der ostsriesische» Insel mit ihren länglich gestreckten, l-nsruchibaren, baumlos dürren Flüche», über welch« der Wind La und ort das Helmt. ein graugrünes, biegsames StraudgraSg-.-hälm, flattern und flimmern läßt, oder staunend aus die seltsame», woi lkai g-n(„k'ri«ii» non cantirt") Bewolmer bl-cken, deren Gedankenkreis eng begrenz: ist »lit Sand und See, Wind und Wolke, Ruder und Segel, N,tz und Fisch, Arbeit und Rast, Geburt uni> Tod, und die zäh am Alte» f sthalten i» Kleidung, Wohnung und G bahre» bei Lust und Schmerz, Aus ihre» gleichförmige» Reihen hebe» sich n-.n die Hmplgestalleii des Romans in leuchtender Helle oder düster schattend markig her vor; in ihnen finden wir verkö, perl die drei „Schonenden" von den Ri-neustein'n, von den-n die eine schaut: die Ewigkeit des Lebe»?, die zweite: die Nichtigkeit des Lebens, und „die dritte cnd -ch: die Flüchtigkeit des Lebens." Diese drei Ledensansch Uiingen, verkörpert in Fleisch und Blut, finden »ir in dem Roma>-e wieder, völlig rein in den einen erhalten, in den andere» gcmi ä», aber doch immer ausschlaggebend für ihr Denk-n nnd Tl u». Unter diese» Gestalten dürste d,e eine wohl den. Schönsten und Eeheb udsteii zugerechnet werden, die je Dichterphantasie erschtll: wir meinen die der Walinot Iltiee. Die Äroßh-rzigkeii, die Gesiiinuiigsiüchtigkeit, welche aus dieser einfachen Schifferssrau zu dem Leser sprrchr, Hai thäliächlrch etwas Erhebendes an sich, denn sie ist echt menschlich g,dacht u -d kündet ü.'irzeugend, wa? der Mensch mit gutem Willen GioßS und Erhob nes vollbringen kan», und dabei hat der Autor es jederzeit verstanden, dies- Fieur i» ihrer ursprüngliche» Schlichtheit zu er hallen, nie ei» Gefühl von Unnatur auskommen zu lassen. Schars conlrastirend steht ihr gegenüber der Pastor R nimert, der nur „in dee Ewigkeit lebt" und den, bei all seiner wahren, ti femp-nn- dene» Fiümmigteit doch Walnivt mit Reckt znruse» durste: „Deine Menschen! cbc lödtet, verdirbt ans Erbe» Werk und Kind, Eck'r» »nd Vaieilond; ich danke dem, was nur das Leben gegeben hat, daß ich illchl bin, wie Dn," ehr interessant gestaltet sich der Roman durch d e Sch-ltcrnng des Widerhalls, welchen der dröhnende Sicgesschiit de? rr cn Napoleon über die Erd- hi» aus diesem kleinen Stückchen Welt- abgcsck.ikdenheit env ckt; es sind dies durchaus eigenartige Verhält nisse, die hier berührt werden, und von scss-Indem Reize. So bietet d,s Werk nach ve> jchiedenster Richtung hin de? Ungewöhnliche» nnd Schönen i» seltener Fülle und darf auch in seiner dritte» Auil-.ge ter vollen Rniheiliiahilik eines große» Leserklelles gewiß s.-lii. 11—e. « -i> I» geistiger Irre, Roma» vo» Heinrich Köhler. Leipzig, Carl Rer Huer. Die „geistige Irre", welche die Heldin dieicS Werke? befalle» Hot, ist in ihrer EmaiicivationSlust zu suchen. Der Haß den» männlichen Geschlcelnc gegenüber, ihr von ihre« Gebart her cinge mvst. zwingt sic ans Abwege, welche sic den, völligen Ver derben nal e führen, Ei» M, »n isl'S schi eß! ch doch, der sie durch seine Liebe sür die Liebe gewinnt. Der Schluß hintcrläßt dennoch insofern kerne Bcsiicdignng, als dre B-rirrt.- clun nicht bekehrt wil d, sondern ihre krast nur an der Mi cht der Umstäe.de erlahmt; si- erkennt, daß ihre Ansichten vom Leben » cht durchiührbar si rd. Nichts aber deutet daraus hi», daß sie auch von deren Jrrtbuni überzeugt ist; so fehlt den, Weile die cigenil-che Po nt-, äl—o. UnscrcS Herrgotts Kanzlei. E'zälilung von Wilhelm Rande. Zweite durchgesehene Auslage. Preis 5 Magde burg, Creutz'jch,-Berlags-Auchhonülnng, Vor »u» vierzig Jahren war's, als dem Dichter zuerst vvrschwebte, >vas au Gcitalien und Gesch-Huisse» di ics Werk delebi und brwcgt. Aus dee gute» alle» Stadt Magd burg, va» ihren Gassen und Märkte», im Schallen und Mondl cht, Volte er sich die Phonlajiehild r zillammen. dre später in den Hörsäle» zu Beil,» und auf der Piblrothck zu Waljenbütt-.l sich ihr» zu dem voiliegendc» „Blderbuci»," verrichtete». Dreizehn Jahre ipäter endlich ersah dos Buch daS bedenkliche Licht dee Welt durch Vermittelung der Druck,schwärze und heut-' nun ersteht eS in neuer Auslage vor d°»> modernen L ser, dessen Ge« i'chniack von dem des danialigcn gar gewaltig verschieden ist. . Siebz-H» Jahee, sie dringen hierin einen bedeutsame» Wandel hervor, sür das vorliegende W >k dürste cs er» Wandel zu». Bessere» sei». Plan wird heule noch mehr als damals im Stande sein, die cultur- h slortiche Bedeutung desselben zu würdigen und »ul noch größerer Antherliiahme ans die seltsamen Bilder blicken, welche aus langst vergangene» Tagen neu vor dem Leser erstehen. DaS Werk erzählt wie: Gen Magdeburg von Braunschwerg her DeS Krieges Wolken ziehen schwer; DaS süiiszehiihundertfüilizigst' Jahr Nach Christus zählt man, das ist wahr. „Unseres Herr» GvtleS Kanzlei" hieß damals bei den Evan- gelllchen die Stadt Magdeburg, den» überall ward das freie Wart nnd der freie Gedanke mit aller Macht in Bande» g-legr und das neue Religio,isgesetz, das Interim, mit Gewalt erngciührt, nur Magdeburg allein uock, ein leuchtendes Beispiel für all,- Zeiten, hielt daS Panier der Gedankenfreiheit doch, Hwr allein lag--» die Preise» nick» i» Banden, sürchleten die wackere» Drucker Paul Dvnat, Michael Locker und Andere nicht Kaiser und Reich. Ach: nnd Aderacht. — Aber schwer mußte die arme Stadl ihre stolz be hauptete Sclistständigkeit büßen, da? Herzblut ihrer Bürger floß ln iröinen dal»», ihre Mauern klafften in gewallig n Riffe» und barsten vor der anstürmenden Wnih des Feindes, doch — „gickeS End' macht Alles gut!" Auch ihr lächelte wieder der Friede» und nach all den« Lturmgelänte erklingt auch wieder eine Hochzertsglocke, welche den todrsmuihigen Held n Mark»? Horn und seine Liebste Regina, geborene Lott rr», z , gesegnetem Bunde vereinen. CS ist ein prächtiges W rk, daS Raabe mit den Schilderungen dieser stur:,,durchsallste» Zeit geschaffen hat; vo > einer wahrhaft groß artigen An chanlrchkeck, mag er nun die Gräuel des Knrges anS- malca, dcn brutalen U>-bermnlh der Laiidekaechte. dem oder auch manch aiisprecheiider Zug von Gutinnth-gkeit und Herz n güte gegenüberstehk; d:e dmiivse Verzweiflung, welch: sich der Be wohner nach all der» Fürchterlichen, das sie erfahre», bemächtigt, oder auch den frischen, kecken Math, der schice zur lauten Fröhlichkeit sich gestaltet in all dem Durcheinander der Per- hältniffe: her regt sich Manne-?,nuth und MauneSsanst weiß sich Gel u»g zu erzwinge». D r üb.raus originelle, wahrhafte Ein druck des Ganzen w rd noch erhöht dadurch, daß d,r Vers ff-r hin und wieder zeitgenössischen Autoren das Wort gestattet, welche die Zuverlässigkeit der Schilderungen vollans bestätigen dl—e. Bei I. M. Gebhardt, Leipzig, erlchrenen <41nckStr仫e. drei Erzählungen aus dem Leben von S. Meiner, Preis 5 ^lt (B riafferin von „Die Gouvernante", 2. Auslage) und im Sallis'ichen Verlag. Guben, ereck'enen »ret No»rtlk» von E. von Breidenbach . Zm«> Frouenieelen", „LiebeloS gelebt" und „Las Gestäadnih".
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