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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-10-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189010236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18901023
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18901023
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-10
- Tag1890-10-23
- Monat1890-10
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1890
- Autor
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eint täglich uh 6'/, Uhr. Ae-action und Lrpr-Uion Johannesgasie 8. Sprrchünlidk» drr KrSarkion: BonnittagS 10—1L Uhr. Nachmittags ü—6 Uhr. -tr tt« NUa»»d, ria,6»i>dr«e lilamilcri,»« »»chl sich die »irdacrio» «ich» »rrduldlich. N«na-me »er für »te nS«ftk»lgende Nummer bestimmte» Inserate an Wochr,itagr» bis » Mir Nachiiiittag«, anLann«undFesttage»früh bi» ,9 llhr. In drn Filialen für Ins.-^nnaßme: Ltto Klemm« Lortim. (Alsreb Hahn), UniversitätSstraße 1, Laut» Lascht, Kalharinenstr. 14 pari, und König-Platz?, nur bi« ' ,S Uhr. Wgcr Tageblaü Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- »nd Geschäftsverkehr Abonnement-Preis vierteljährlich 4»/, Mk. kiel. Bring erlohn 5 Mk., durch di« Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer Ä -f. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren kür Extrabeilagen iin Lageblatt-Format gefalzti ohne Postbeförberung SO Mk. «tt Postbeförberung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größer« Schriften laut uns. Pret»ver;e!chniß. Tabellartscheru. giffernsatz nach höherm Tarif. Neelamen unter dem Redaction-strich die 4aespalt. Zeile bO Pf., vor denFamtltennachrtchte, die «gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stet« an die «rpcdtttan senden. — Rabatt wird nicht gegeben..^ Zahlung xraeuumsmullo oder durch Post nachnahme. 2S8. Donnerstag den 23. Octobcr 1890. Amtliche Bekanntmachungen. Anmeldung zur Kirchenvorstands. Wahl in der Parochie St. Petri. Für die nach Ablauf der gesetzlichen Wahlperiode Ende diese« Jahre« au« dem PclerSkircheiworstande auSscheidcnden Herren: Lofbaumeistcr Otto Brückwald, AmlSgcrichlSrath Wilhrl», Krantchfeld, Privatmann ^ran; Leuthier, Commerzienratl, InliuS Meißner, Cchuldirector Trauqott Reimer, Kaufmann Ferdinand Bruno Gelle und Baumeister Daniel Gottlob Vogel, die inSgesammt wieder wählbar sind, soll durch die PeterSkirchengemeinde eine Neuwahl statlfinden. Stimmberechtigt zu dieser Wahl sind alle selbstständigen, in der PeterSkirchenparochie wohnhaften Männer evangelisch- lutherischen Bekenntnisse-, welche da« 25. Lebensjahr vollendet baben, verheirathet oder nicht, „mit Ausnahme solcher, die durch Verachtung des Worte« GotteS, oder unehrbaren Lebenswandel, öffentliches, durch nachhaltige Besserung nicht wieder gehobenes Aergerniß gegeben haben oder von der Slimmberechtigung bei Wahlen der politischen Gemeinde, oder endlich nach dem Kirchengesctze vom 1. December 1876 infolge Bersäumniß der Trauung, Taufe oder Confirmation. durch'die Kircheninspcction ausgeschlossen sind". Wer sein Stimmrecht bei der bevorstehenden Wahl auS- üben will, hat sich zufolge gesetzlicher Bestimmung zunächst mündlich oder schriftlich dazu anzumeldrn. Tie mündlichen Anmeldungen werden Sonntag, den 20. Oktober d. I., von 11 bis 1 Uhr und Montag, den 27. Oktober, von 9 bis 5 Uhr m dem nordöstlichen Beichtbause der Peterskirche (Eingang der höheren Mädchenschule gegenüber) eotgegen- genommen. Bei schriftlichen Anmeldungen, welche während der obengenannten Tage, sowie schon vorher auch in drr Amts wohnung de- Pfarrer« v. Hartung (Albertstraße Nr. 38,1.) abgegeben werden können, muß genau angegeben werden: 1) Bor- und Zuname, 2) Stand und Gewerbe, 8) Geburtstag und Jahr, 4) die Wohnung. Wir fordern die stimmberechtigten Glieder unserer Ge meinde herzlich und dringend auf, sich an der bevorstehenden Wahl zahlreich zu bctheiligcn und damit sie die« können, die Anmeldung in der bezeichneten Weise bis spätestens Montag, den 27. Oktober, Nachmittags 5 Uhr bewirken zu wollen. Zur PeterSkirchen-Parochie gehören die folgenden Straßen und Plätze: Albertstraße, Lampcstraße Nr. 3—13 (von Bauhofstraße, der «lbertstr. bi« zur Sido- Brüderstraßc. meustraße), Bayerischer Platz, Liebigstraße, Bayerische Straße Nr. 1-55 LoSniger Straße (v. d. Sophien- u. 2—52 (von, Bayerischen .ftraße b'S an die Körnerstr.), Platz bis an die Körnerstr.), Lutzowstraße, Braustraße, Mozartstraße, Carolinenstraße, ^^»ger Straße (v Bave- Earl Tauchnitz - Straße (von y., zur Roß- der Beethovenstr. bis zum ^Vin7^ ^' Robert »schumann-Straße, n . Schlett-rstraß-, 1-67 und SLLerW-g(bi-zurMahl- 2—52 (von der Albertstr. bis rur ^chwagrlchenstr-ße, » Emilienstraß-,JidonÄraße Ferdinand Rhode-Straße (von Simsonstraße (mit Ausnahme der Beethovenstr. bt« zum von Nr. 1), Sophienplatz, Sophicnstraße, Stephanstraße (Nr. 14 bis mit Nr. 22), Thalstraße Nr. 14—38 und 19—35 (von der Liebigstr. bis zur Linden- u. Seeburgstraße), Webergaffe, . . . Windmühlenstraße Nr. 41—49 Johannis-Allee, und 34—56 (von d. Turner- Körnervlatz, straße u. Emilienstr. bis zum Körnerstraße (die ungeraden Bayerischen Play), Nrn. 1—61), Windmüblenweg, Kohlenstraße, Zeitzer Straße. Leipzig, den >8. Oktober 1890. Der Kirchenvorstand zu St. Petri, ng. Pf, Schleußiger Weg), Floßplatz, Friedrichstraße, ffürstenstraße, Glockenstratze, Grassistraße (v. d. Beethoven- straße bis z. Schleuß. Weg), Haydnstraße, Hohe Straße, v. Hartur tarrer. Lekanntnmchung. Bon dem Unterzeichneten Armenamte sollen heute Donnerstag, de« 2;». Oktober I8VV, Vormittags von tt Uhr an tm Stavtbanse allhter, verschiedene Betten, Wasche, Kleidungsstücke, Model, Haus» und Küchengerathe rc. öffentlich ver steigert werden. Leipzig, am 18. Oktober 1890. Das Armenamt. Hentschel. ArtuS. Wegen der Freitag, den 24. diese« MonalS, stattsindenden allgemeinen ärztlichen Untersuchung der in Alt-Leipzig unter- gcbrachten Ziehkinder fallt die Übliche Anmeldung von Zieb- tindern für diesen Tag au«. Die nächste Anmeldung wird wegen de- auf den Freitag in nächster Woche fallenden Re- sormationSfesteS auf Donnerstag, den sttt. dieses Monats, von Nack,mittags 4—>/,V Uhr festgesetzt. Leipzig, den 2l. Oktober 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Armeu-Amt. IVd. Nr. 1537. Hentschel. Hsr. Moltke - ?lm 80. October ds. Js. vollendet Generalfeldmarschall Graf 00. Lebensjahr. Der Dank des deutschen Volkes gegen den Mann, der an der ^ si»ibcnden und des Fürsten Bismarck Deutschland zur Einheit und Größe geführt hat, Ausdruck finden durch Begründung der Moltke-Ttiftuugen. Rath und Stadt werden den Gefeierten, den wir mit Stolz zu unseren Ehrenbürgern M ' . Adresse beglückwünschen. Aber Vielen wird es Bedürfniß sein, den ^burtstag rvt Kreise Gleichgesinnter festlich zn begehen und Ihm durch Betheiligung an solchem HM ) ehrung und Dankbarkeit selbst zu bethcitigen. . . Wir, die Unterzeichneten, sind zusammengetreten, um auch in unserer Stadt, unv z Sonntag, den 80. October ds. Js., Abends Pünktlich V,8 Uhr solche im Theatersaale des Krystall. Palastes und im Saale des Restaurant Bonoranv soicue Feiern, deren Programm später bekannt gemacht werden wird, zu veranstalten und laoen i Mitbürger zur Theilnahme hierdurch ein. Der nach Deckung der Kosten etwa verbleibende schuß soll der Moltke-Stistung zu Parchim überwiesen werden. Leipzig, am 18. October 1890. i - Prof. Vr. Bindtng; Senat-Präsident vr. Drechsler; Stadtverordneter Steinmetzoberme.ster Shm,g; Stadtrath Vsche; KreiShauptmann von Ehrenstci«; Stadtverordneter Fäbndrich; -^an c amnicr Secretair vr. G-usel; Oberbürgermeister vr. Georgt; Gustav Goetz, Mitglied d-S Reichstags; Stadlratt, Grüner; Stadtverordneter Halle; Kaiserlicher Bankdirector Heller; Oberstaatsanwalt Hantzsche , Stadtverordneten-Vicevorsteber Herrmann; Stadtrath Herzog; Stadtrath Hehler; Generalliculenan von Holleben-Normann; Rector Prof. Vr. Iuagmaun; Rector Prof vr. Kammel; Eonsitt de Liagre; Stadtratb Nagel; Stadtverordneter Schlosserobermeistcr Oehler; Superintendent v. Pan , Stadtrath Pohlentz; Landgericht-Präsident Prtber; Stadtverordneter Rector Prof. vr. Richter; la t verordneten-Borsteher Zustizrath vr. Schill; Stadtverordneter Ober-Iustizrath Schmidt; RegierungSrath Vr. Schober; Wirkt. Geheimrath vr. von Timson, ReiibSgerichtsprästdent; Director vr. Smitt; Prof. Vr. Sohm; Ober-NeichSanwalt Leffendors; Consul Thieme; Bürgermeister vr. Lründliu; Geh. Rath Prof. vr. Wach; Stadtrath Wagner; Oberpostdirector Walter; Stadtrath vr. Wange- mann; Geh. Rath Prof. Vr. Windscheid; Rector Prof. vr. Wundt; Stadtverordneten-Bicevorsteher Vr. Zenker. — Verpachtung. Die an der Ecke der Carl- und oberen Blumenstraße in Leipzig-Gohlis gelegene und 3515 Quadratmeter enthaltende Abtheiluna der zum Besitz der Sladtgcmeinde Leipzig ge hörigen Parcelle Nr. 302 de« Flurbuch- für Gohlis ist vom 1. April 189l an gegen einhalbjährlichr Kündigung unter der Bedingung anderweit zu verpachten, daß auf dem betreffenden Areal Nicht- errichtet und betrieben werde, was ungesunde oder übelriechende Ausdünstungen verbreiten oder wegen ge räuschvollen Betriebe« den Unterricht der nahegclegencn Schulen stören und belästigen könnte. Pachtgesuch« werden ans dem Rathhause, 1. Etage, Zim- Nr. 8 angenommen, woselbst auch sonst etwa gewünschte Aus kunft erthrilt wird. Leipzig, am 18. Oktober 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Ia. 7422. vr. Georgi. Pücker. Oessenlliche Sitzung der Handelskammer Freitag, Ven S4. Lctober 1899, Nachmittags 9 Uhr, in deren Litzungssaale, Nene vörse, Treppe 4, I. Tagesordnung: 1. Registrande. L. Bericht de- BersassunaS- und Wahl-Au-schusse- über die ver änderte Zusammensetzung der Anaschussr. g. Bericht de- Verkehrs-Ausschusses über ») die Mittheilung der Kgl. KretShauptwaimschast, die tzanal-Angelegenhcit betr.: k) den Antrag der Handelskammer zu Köln u. Neu., die Fern sprechverbindung zwischen verschiedenen Städten betr.; o) das Geiuch der Herren Bruno Prether in Slein-Steinberg u Gen., strmäsztgung der Fracht für Pflastersteine betr. 4. Bericht des HandelSgesevgebungS-AuSschusse« über a) den Antrag der Handelskammer zu Bielefeld, da« Alter»- und Anvalidi- tätS-vcrsichcrnngSgesetz betr.; b) da« Gutachten des Tech- nischen Vereins zu Frankfurt a. M.» den Entwurf einer Novelle znm Patentgcsetz betr.; e) die Vorlage des NathS. Vorschriften über da« Ausstichen von Waarrndeftellungen u. s. w. betr. 5. Bericht de- Börsen-SchLtzungS-Au-schufle-, die Einschätzung zu den vörsen-vciträgcn betr Hierauf nicht-öffentliche Sitzung. Die Jusammeukunft Wischen Laprivi und Lrispi. ES ist nunmehr beschlossene Sache, daß sich der Reichs kanzler von Caprivi innerhalb der nächsten vierzehn Tage nach Italien begeben wird, um mit dem Ministerpräsidenten CriSpi zusammenzutreffen. Wahrscheinlich wird Herr v. Capriv, dir Gelegenheit benutzen und sich dem König Humbert von Italien verstellen. Andere Nachrichten, welche die Theilnabme des Grasen Kalnoky an der Zusammenkunft in Aussicht stellen, sind bisher nicht beglaubigt und scheinen lediglich auf Eombi- nation zu beruhen. Die persönlichen Besprechungen zwischen dem deutschen Reichskanzler und dem italienischen Minister präsidenten fanden in der letzten Zeit fast alljährlich statt, unke- scheint, daß an dieser Praxis auch in Zukunft sestaebalten werden soll; die Beziehungen zwischen CriSpi und Caprivi sind schon jetzt sehr angenehme, und den ersten Anstoß zu dem bestehenden Verhältnis hat der Reichskanzler v. Caprivi an dem Tage gegeben, an welchem er CriSpi gegen den Angriff Windtborsts im Reichstage in Schutz nahm. CriSpi bat dafür seinen Dank auSgcdriickt und sich durch die schmeichel haften Bemerkungen, welche seine Rede vom 8. Octobcr über den Reichskanzler v. Caprivi enthält, revanchirt. Wir brauchen wohl kaum binziizusügcn, daß dieser Austausch von Höflichkeiten nicht 1>loße Form war, sondern daß er Len Be ziehungen entsprach, welcher seit einer Reihe von Jahren wischen Deutschland und Italien bestehen. DaS Dllndniß at, wie CriSvi am 8. Octobcr mitthcilte, die gegenwärtige errlichkeit erst in den letzten drei Jahren erreicht. Wenn mündlicher Gedankenaustausch schriftlichen Aeuße- rungen in allen Angelegenheiten von Bedeutung vorzuziebcn ist. so trifft da- besonder- auf Verhältnisse so beiklcr Natur zu, wie sie in Italien bestehen. CriSpi « Florentiner Rede hat diese Verhältnisse mit größter Offenheit dargelezt und dadurch in dankenSwerthrr Weise zur Klärung der Lage beigetragen, welche in den letzten Monaten in dieser Beziehung viel zu wünschen übrig ließ. Für Den, welcher nnt den inneren Angelegenheiten Italiens nicht gan^ genau vertraut tsi, war die Nachsicht, welche ven der italienischen Regierung gegen den JrredentiSmuS geübt wurde, geradezu unbegreiflich,eS mußte erst dahin kommen, daß in dem mit Oesterreich verbündeten Italien eine zahlreiche Partei frei und offen gegen Oesterreich hetzte und die Herausgabe von Triest und Trient als verbrieftes Eigenthum Italien« verlangte, bis endlich etwa- Ernstliches dagegen geschah und Oesterreich diejenige Genugthuung erhielt, aus welche c« begründeten Anspruch hatte. Mau bat durch die Schärfe der ergriffenen Maßregeln die früheren Versäumnisse aiiSzuqleichen gesucht und damit auch jedenfalls in Oesterreich eine Wirkung erzielt, aber man kann sich darüber nicht täuschen, daß diese Maßregeln rn spät ergriffen worden sind. Tie amtliche und halbamtliche Presse in Deutschland bat sich des Urtbeils über diese Dinge vollständig ciitbaltcn, von Italien war darin, so weit eS sich nicht um telegraphisch qemeldete Tbatsachcn handelte, überhaupt nicht mehr die Rede. Die bestehende Streitfrage mußte zwischen Italien und Oester reich-Ungarn zum AuStrage gebracht werden, da- amtliche Deutschland nahm davon keine Notiz. DaS war ein uner quicklicher Zustand, und man athmcte im Deutschen Reiche überall auf, als endlich die Rede CriSpi's vom 8. Oktober die Möglichkeit darbot, das Schweigen zu brechen und die BundeSfrenndlichkeit Italien« in althergebrachter Weise rühmend anzuerkennen. Wie viel der italienischen Regierung selbst daran gelegen war, den Eindruck, welchen die Ereig nisse der letzten Monate hinterlassen batten, zu verwischen, war auS der Beflissenheit zu erkenne», mit welcher CriSpi die Wirkung seiner Rede zu erhöhen trachtete, indem er sie ins Deutsche übertragen ließ und in dieser Form dem Grasen Kalnoky und Caprivi übersandte. Es war das ei» Beweis der unveränderte» Gesinnung Italiens für seine beiden Ver bündeten. CriSpi hat aber mit der Abwehr des JrredentiSmuS einen heftigen Angriff gegen den Vatikan verbunden »nd dadurch den JrredentiSmuS zur Nebensache bcrabgedrückt. In der Thal bat seine mit Beweisen unterstützte Anklage gegen den Vatican großes Aufsehen erregt und Deutsch land wie Oesterreich-Ungarn vor die Frage gestellt, ob die politischen Bestellungen zum Vatican dadurch nicht eine durchgreifende Aenderung erleiden müssen. Wenn eS der .Moniteur de Rome", ein Organ de« Vatikans, fertig dringt, den Dreibund kirchcnfeindlich zu nennen, ihm Schuld zu geben, daß er alle Staaten zu Grunde richtet, und die Katho liken Deutschlands und Oesterreichs aufsordcrt, dem Dreibund feindlich gegenüber zu treten, dann kann man sich nicht wun- der», daß der CardinalstaatSsccretair Schritte gethan hat. »in Oesterreich-Ungarn dem Dreibund abwendig zu machen. Dem Papst kann eS nicht zu Gute gerechnet werden, daß die Bemübungen seiner Vertreter vergeblich geblieben sind und daß sie überhaupt von vornherein aussichtslos waren. Die Gesinnung. auS welcher sie hervorgegangen sind, bleibt bestehen, und diese ist dem Dreibund feindlich. Natürlich wird sich daraus n cht als unmittelbare Folge die Wiederherstellung der vor Kurzem aufgehobenen Kampsgesetze in Preußen er arbeit. aber die Beziehungen zwischen der Regierung und dem Vatican sind getrübt, und diese Veränderung der Lage wird voraussichtlich auch in der Haltung der Centriimsparici rum Ausdruck kommen. Diese Partei kann freilich für sich gellend machen, daß sie die neuesten Forderungen für Militair,wecke >m Reichstag bewilligt hat, ja der Papst kann sich sogar darauf berufen, daß er vor einigen Jahren persönlich auf die Führer des EentrumS in gleichem Sinne cingewirkt bat Aber dadurch wird DaS. waS ,m Jahre l890 geschehen ist, nicht ungeschehen gemacht, und eS versteht sich gau, von selbst daß gute Beziehungen Deutschland- zu einem Papste ,,,cht möglich sind, der die Zerstörung de- Dreibundes als seine Hauptaufgabe betrachtet. Angesicht- solcher Thatsachen ist eS eine leere Redensart, wenn drr Papst verkünden läßt, daß i» Beziehungen »u unterhalten bestrebt fft. «l« Kirckenoberhaupt hat er die Pflicht, versöhnend zu wirken, wenn sich unter den christlichen Völkern ein Streit M Recht, kleine Differenzen für die niff.» ^-zunutze» und auf Zcrstöruua von Bund- einen noch weit bedeutenderen Erfolg auf dem Gebiete der auswärtigen Politik hinzugefügt, indem er die feindliche Stel lung de- Vatican- dem Dreibund gegenüber vor aller Welt klargcstclll hat. Italien hat dadurch den Nimbus wieder ge wonnen» den eS aus dem Puncte stand, cinzubüßen, und den Verbündeten Italien« den Beweis geliefert, daß der JrredentiS- muS der Radikalen seiner BundeStrcue keinen Abbruch zu tbun vermag. Der Reichskanzler von Caprivi wird aus dem Munde Crispi'S alle die Aufklärungen erhalten, welche für daS volle Verständniß der italienischen Politik nöthig erscheinen. Ohne eine solche Zusammenkunft müßte bei so überaus schwierigen und verwickelten Verhältnissen, wie liche Mittbeilungen stützt, während ein Wort aus dem Munde beS leitenden Staatsmannes oft die Kraft besitzt, eine ganze Kette von Mißverständnissen aufzulösen oder ihre Entstehung zu verhindern. * Leipzig, 23. October. * Gegen die vielfach ausgesprochene Ansicht, daß der Besitz Helgoland- mililairisck' für un« werthloS sei, wendet sich >m Octobcrheft der Jahrbücher für die deutsche Armee und Marine der Bice-Admiral von Henck. Er schreibt: Durch das deutsche Helgoland, daS gehörig armirt, so daß »vir _...cr dem Schutze seiner mit submarinen Vertheidigungsgilrteln um gebenen Batterie» bezw. hinter Wellenbrechern eine Abtheilung ge- pan-erler, schwer armirter Fahrzeuge, sowie eine große Zahl schneller Torpedoboote dort stationiren können, ist einer gegen Teulschlands Nordjeeküste opcrirrnden feindlichen Flotte die wirkiamste Slützc für maritime Operationen genommen. Schon allein da« Auslöschen des Feuers auf Helgoland, sowie der sömintltchen übrigen Feuer ln der sogenannten Hamburger Bucht erschwert dem Feinde da« Navigiren daselbst. Der deutsche Besitz Helgolands nimmt seinen Schiffen den und andern Schiffe und zwingt ihn, mit seinen sämmtlichen Schiffen die offene See »u halten, stet« unter Dampf zu bleiben, Kohlen zu verbrauchen und durch da« Verschmutzen der Schtffskessel die Ge- schwindigkeit seiner Schlachtschiffe zu beeinträchtigen u. s. w. Aber der Nichlbcsitz von Helgoland erhielte in einem künftigen Kriege für un« noch einen besonder- bitter» Beigeschmack dadurch, daß er den miiitairischen Werth deS im Bau befindlichen Nord-Lstsee-LanalS Helgoland anSsichtiich unter taktisch ungünstigen Verhältnissen diirchzumachendeS Gefecht möglich und daher eine solche Operation dadurch mehr oder weniger ausgeschlossen sein. Allerdings wird fachmännischerseitS hiergegen eingewandt, daß, selbst wen» Helgoland mit de» weitest» tragenden Geichützen armirt wurde, eine feindliche Flotte »och immer außerhalb des Geschutzbereichs der Helgoländer Batterien bis zu de» die Elbe begrenzenden Watten 11 Seemeilen ganz freies, sichere« Fahrwasser habe, da die äußerste Grenze der Walte» »och 13 See- meilcn von den Geschützen Cuxhavens entfernt ist: aber man darf hierbei nicht unberücksichtigt lassen, daß bei der Vervollkommnung der jetzigen submarinen Kriegswaffcn der Admiral einer seindlicheu Flotte cS sich wohl überlegen mub, ob der Preis eines Unter- nehmenS hoch genug ist, daß er seine Schiffe in eine Mausesalle führt. Vom mililairische» Standpunct also ist der Erwerb Helgo» landS ein Gewinn. Tie Erfahrungen von 1870 sind wohl geeignet, Zweifler über diese» Punct »u belehren. Nicht zur Mehning, wohl aber zur Mehrung des Reiches wird der Besitz Helgoland« dienen. Und wenn eS unsere nationale Ehre heute verlangt, Helgoland ent sprechend zu befestigen, so wird das Deulsche Reich auch im Besitz der nöthigen Mittel hierzu sein. So viel Dienste uns Helgoland im Kriege leisten soll, so viel Aufwand darf eS beanspruchen, aber auch nicht weniger. * Wie der „Rheinische Kurier" versichert, verlaute von bestuiiterrickitetcr Seile, daß der Kaiser sich zu dem von dem preußischen Fmanzministcr in voriger Woche vor- aelcgtcn Stcuerreformpia» zustimmciid geäußert habe. Der Fiuanzminister Miguel wolle übrigens seine Steuerreform nicht progressiv, sondern degressiv einrichtcu. * Wie man der „Schlesischen Zeitung" auS Berlin schreibt, werde der von der königlich sächsischen und der königlich bayerischen Negierung gestellte Antrag, die Virlieinfuhr betreffend, auf der Tagesordnung der nächsten Plenarsitzung de« BundeSratheS erscheinen. * Ter deutsche Gesandte in Belgrad Graf Bray tritt demnächst einen längeren Urlaub an. * * «- * Im österreichischen Landtag verlangten die Abge ordneten Schneider und Genossen in einer Interpellation die Sequcstrirung der Tramway und forderten mit dem Hinweise daraus, daß die Gefahr blutiger Cviiflictc naheliege, die dringliche Berathuna, welche von der Mehrheit abgelehnt wurde. Abgeordneter Fuß und Genosse» brachten hierauf eine Interpellation ein, in welcher die Verstaatlichung der Tramway begehrt wird. * Der holländische Ministerrath ist, wie schon tele- von heute die vereinigte Versammlung beider Kammern für Dienstag, den 28. October, 2 Uhr Nachmittag«, rinberufen. * Ter Herzog von Nassau nimmt, wie der Münchener „Allgemeinen Zeitung" aus Luxemburg gemeldet wird, die Regentschaft an. * Unter starker Betkeiliguiig der wahlberechtigten Bürger haben die Gem eindewahlen in ganz Belgien statt- gesunden. Der Wahlkampf zwischen den Liberale» »nd Klerikalen war an vielen Orten ein so erbitterter, daß selbst in später Abendstunde des Sonntags die Regierung nur einen Tbeil der Wahlergebnisse kannte. Faßt man die Ergebnisse zusammen, so erweist sich, daß die Versuche der von dem Miilistcriilm uiiterstutzlen Klerikalen, sich der Stadtverwaltung «lliigrr großen Städte zu bemächtigen, vollständig gescheitert sind und die stolzen großen Stadthäuser des Landes die Burgen der Freiheit und da« bedrohliche Hemmniß für daS klerikale Regiment bleiben. In der belgischen Hauptstadt bUrben die »leisten Klerikalen der Wahl fern: die von den vereinigten Doctrinairen " zehn Candidaten wurden 5854 bi« 4696 Stimmen gewählt. ... .......... .... Stellen, für welche Lie Progresststen den demokratischen Handel«. und Progressisten au/gestellten scch- bei 8852 abgegebenen Stimmen mit n gewählt, lieber die weiteren drei
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